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Veröffentlicht am 06.07.2020

Schönheit und Kosmetik – mal von der anderen Seite

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Corina Bomann widmet ihre als Trilogie konzipierten Romane um die junge und talentierte Sophia Krohn einem komplexen Thema: Kosmetik. Neben höchst interessanten Ausflügen zu den allseits bekannten und ...

Corina Bomann widmet ihre als Trilogie konzipierten Romane um die junge und talentierte Sophia Krohn einem komplexen Thema: Kosmetik. Neben höchst interessanten Ausflügen zu den allseits bekannten und noch heute aktuellen Kosmetikunternehmen Elisabeth Arden und Helena Rubinstein nimmt man Teil am äußerst interessanten und spannenden Privatleben Sophias. Und wird – so ganz nebenbei – auch mit geschichtsträchtigen Entwicklungen, vor allem in Deutschland, konfrontiert.
Im vorliegenden zweiten Band, dessen Erscheinen ich nach der hinreißenden Lektüre des ersten Bandes "Die Farben der Schönheit – Sophia's Hoffnung" herbeigesehnt habe, kehrt Sophia auf Grund eines sehr mysteriösen Briefes zurück nach Paris. Wurde doch die Hoffnung geweckt, dass ihr Sohn leben könnte und ihr daher nichts wichtiger ist, als die Suche nach ihm vor Ort vorzunehmen. Auch wenn dies bedeutet, dass sie ihre Tätigkeit bei Helena Rubinstein beenden muss. Ihre Suche bleibt leider erfolglos, sodass sie in die Staaten zurückkehrt und letztendlich ein Stellenangebot der ärgsten Rivalin ihrer ehemaligen Chefin, Elisabeth Arden annimmt.
Es entfaltet sich dank des flüssigen und kenntnisreichen Schreibstils der Autorin eine ein wunderschöner Lesegenuss. Schon nach wenigen Seiten kann nahtlos an das bereits im ersten Band Gelesene angeknüpft werden und man gerät sofort wieder in den fesselnden Sog von Sophia's Geschichte. Die vergangenen Jahre haben auch bei Sophia ihre Spuren hinterlassen und sie wirkt erfahrener und reifer – auf dem besten Weg, eine selbstbewusste und starke Frau zu werden. Diese Entwicklung erstaunt nicht, im Gegenteil. Sie verleiht dem Roman bzw. der Hauptfigur des Romans Glaubwürdigkeit und Akzeptanz. Interessant auch die Einblicke in den s.g. "Puderkrieg" zwischen den beiden größten Kosmetikunternehmen, der geschickt mit Hilfe der Romanfigur Sophia deutlich vor Augen geführt wird. Aber auch das ereignisreiche und zum Teil berührende Privatleben Sophia's, wie z.B. das erneute Zusammentreffen mit ihrer einstigen Liebe, Darren oder das Zusammentreffen mit ihrer Freundin Henny, die ihr jetzt aber Rätsel aufgibt, verleihen dem Roman einen besonderen Charme.
Neben diesen wichtigsten Protagonisten lernt man auch weitere Charaktere kennen. Allesamt sehr feinfühlig mit Wesenszügen ausgestattet, die sie überzeugend glaubwürdig erscheinen lassen und mit denen man sich jederzeit identifizieren kann. Einmal mehr zeigt sich hier die bemerkenswerte Begabung der Autorin, fiktiven Personen reales Leben zu geben.
Eine interessante, teils faszinierende, fesselnde und aufschlussreiche Handlung, die man nur ungern aus der Hand legen möchte. Voller Spannung steigt die Vorfreude auf den – leider – letzten Band.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Ein Roman, dessen Cover bereits zum Träumen einlädt

Die Insel der vergessenen Träume
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In zwei Handlungssträngen verschlägt es sowohl Leonie, Tochter aus wohlhabendem Haus in Hamburg und auf der Suche nach ihrer (beruflichen) Bestimmung nach Hawaii genauso wie es auch ihre Urahnin Clara ...

In zwei Handlungssträngen verschlägt es sowohl Leonie, Tochter aus wohlhabendem Haus in Hamburg und auf der Suche nach ihrer (beruflichen) Bestimmung nach Hawaii genauso wie es auch ihre Urahnin Clara von ihr gut 100 Jahre vorher erlebt hat. Beide entschließen sich freiwillig zu dieser Reise um die halbe Welt, wobei Clara als frischgebackene Ehefrau bereits kurz nach der Hochzeit und auf der mehrwöchigen Schiffsreise leider das wahre Gesicht ihres Ehemannes erkennen muss und mit einer unerwarteten und rohen, ja fast sogar brutalen Realität konfrontiert wird. Leonie dagegen nutzt eine letzte Chance zur Berufsfindung, indem sie sich zu einem Praktikum in einem Hotel auf Hawaii entschließt, beruflich dann darauf aufzubauen zu wollen. Bereits bei ihrer Ankunft auf Hawaii muss sie feststellen, dass sich ihre Pläne in Luft aufgelöst haben.
Dass, ob und wie beide Frauen ihr Glück und ihre Bestimmung auf Hawaii finden, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel sei gesagt: ein durchaus lohnenswerter Weg, dies selbst beim Lesen herauszufinden.
Den beiden Romanautorinnen ist deutlich ihre Liebe und Verbundenheit zu Hawaii abzuspüren. Deutlich vor allem daran, dass es ihnen gelingt, die Vergangenheit der Ureinwohner sehr gekonnt, einfühlsam, verständlich, realistisch, historisch belegt und schreibtechnisch fesselnd zu vermitteln. Aber auch die Beschreibung von Landschaft, Pflanzen, Tieren und Sehenswürdigkeiten weckt die Sehnsucht, all dies eines Tages selbst in Augenschein nehmen zu wollen. Besonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang auch die wunderbare Beschreibung des Maltalents von Clara, was dazu führt, dass beim Lesen die beschriebenen Bilder fast feste Formen annehmen.
Die beiden Erzählstränge wechseln sehr gekonnt miteinander ab, wobei jeder Szenewechsel mit Jahresdatum und Handlungsort versehen ist. Es gelingt jedes mal problemlos, in die jeweilige Zeit einzutauchen und den Faden wieder aufzunehmen.
Selten einen Roman gelesen, in dem so viel von der Liebe und Verbundenheit der Autoren zu Land und Leuten zu spüren ist als in dem hier vorliegenden. Lege ihn jedem ans Herz, der unter Fernweh leidet und auch jedem, der eine wunderschöne empathische Liebesgeschichte mag.
Von Herzen gerne volle Punkte und ein "sehr empfehlenswert".

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Glanz der Ferne

Glanz der Ferne
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Im dritten und letzten Teil der Geschichte um eine in Familienbesitz befindliche Berliner Fabrikantenfamilie, die sich sehr erfolgreich im Stoffbereich etabliert hat. Geleitet wird die Firma von Theo, ...

Im dritten und letzten Teil der Geschichte um eine in Familienbesitz befindliche Berliner Fabrikantenfamilie, die sich sehr erfolgreich im Stoffbereich etabliert hat. Geleitet wird die Firma von Theo, dessen verstorbene Schwester die Mutter der Hauptprotagonistin dieses Romans, Victoria (genannt Vicky) von Gentzsch ist.
Ungeliebt vom Vater, der sie für den Tod seiner ersten Frau verantwortlich macht, dessen zweiter Ehefrau und den 4 Brüdern bleibt es nicht aus, dass gerade dieses ständige Gefühl des Unerwünschtseins sie rebellieren lässt und dadurch mehr oder weniger zum schwarzen Schaf der Familie wird.
Erst durch die Familie ihres Onkels, die sie durch den Umzug nach Berlin kennenlernt, erfährt sie Liebe, Wertschätzung und Anerkennung. Leider ist dieser Abschnitt in ihrem Leben nur von kurzer Dauer, da ein altbekannter Gegner, ja, vielleicht sogar Feind ihres Onkels Theo, Markolf von Tiedern, in Vicky eine geeignete Person in seinem Rachefeldzug sieht.
Einmal mehr ein historischer Roman, der weit zurück in längst vergangene Zeiten entführt. Mit kleinen und großen Einzelheiten, die Alltag und Verhalten, vor allem in der s.g. gehobenen Gesellschaftsschicht, geschickt in die Romanhandlung einweben. Es entsteht an keiner Stelle der Eindruck von Fiktion, ganz im Gegenteil. Die geschilderte Zeitepoche entsteht sehr realistisch beim Lesen. Die einzelnen Charaktere sind facettenreich und überzeugend gestaltet. Ihr Verhalten und ihre Gedanken sind nachvollziebar und verständlich dargestellt und beschrieben und lassen beim Lesen mitleiden, mitlachen, mithoffen und mitfreuen.
Glücklicherweise findet sich am Ende des Buches ein Personenregister, das die Zuordnung erleichtert und damit Inhalte der ersten beiden Bände in Erinnerung ruft.
Ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Zum einen ein sehr flüssiger Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Und zum anderen bereitet es keine Probleme, der Handlung auch ohne Kenntnis der beiden vorhergehenden Bände zu folgen. Wichtige Ereignisse der Vergangenheit werden geschickt eingeflochten, sodass sich Zusammenhänge leicht herstellen lassen.
Ein interessanter, spannender und ereignisreicher Lesespaß, von den man auch nach rund 610 Seiten eigentlich noch nicht genug hat und die Familie gerne noch weiter begleiten würde.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Schwere Zeiten in Deutschland ab 1919, hautnah mitzuerleben auf Gut Greifenau

Gut Greifenau - Goldsturm
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Der Kampf ums nackte Überleben ab 1919 - noch nie so realistisch, deutlich, spannend aber auch berührend geschildert.

Und wieder einmal ist es Hanna Caspian gelungen, einem wichtigen Kapitel deutscher ...

Der Kampf ums nackte Überleben ab 1919 - noch nie so realistisch, deutlich, spannend aber auch berührend geschildert.

Und wieder einmal ist es Hanna Caspian gelungen, einem wichtigen Kapitel deutscher Geschichte mit Hilfe der Grafenfamilie auf Gut Greifenau und ihren - vor allem im Haus und auf dem Gut - Beschäftigten ein gutes Jahrhundert später wirkliches Leben einzuhauchen.
Auf der einen Seite, Konstantin, der älteste Sohn der Grafenfamilie, der nach Beendigung des Ersten Weltkriegs die außerordentlich schwierige Aufgabe übernommen hat, das Gut wieder aufzubauen und seine bürgerliche Ehefrau Rebecca, die ehemalige adlige Gepflogenheiten- völlig zu Recht - als nicht mehr zeitgemäß ansieht und in ständigem Konflikt mit ihrer der alten Zeiten nachtrauernden Schwiegermutter Feodora steht.
Es erstaunt in keinster Weise, dass Nikolaus, der ältere der beiden jüngeren Brüder, mit der gleichen Einstellung zu den gesellschaftlichen Veränderungen nach Kriegsende wie seine Mutter, lässt Konstantin deutlich spüren, was er von ihm als alleinigen Erben des Guts hält. Auf Grund seines Standesdünkels und der damit verbundenen Erwartungshaltung sind handfeste Auseinandersetzungen, mit zum Teil krimineller Energie vorprogrammiert.
Katharina, die jüngste Tochter und mit dem Sohn (und einzigem Kind) eines sehr betuchten Industriellen, genießt zunächst die mit dem Wohlstand ihres Schwiegervaters verbundenen Annehmlichkeiten, auch nach Kriegsende. Allerdings muss sie eines Tages feststellen, dass dieser goldene Käfig seinen Preis hat und sie letztendlich eine Entscheidung treffen muss, die ihr eher abgepresst wird als dass sie sich frei entscheiden kann.
Gut Greifenau gibt aber auch vielen Menschen Arbeit und Brot. Und auch hier gibt es so manche Entwicklung, die auf die mit dem Krieg verbundenen Entbehrungen und Sorgen zurückzuführen sind.
Mamsell Schott, die Hausdame, trägt sich mit dem Gedanken eines Umzugs nach Schweden und muss tatenlos mit ansehen, wie ihr erspartes Geld immer mehr an Wert verliert.
Casper, dienstältester Hausdiener mit einer unrühmlichen Vergangenheit, kann den neuen Zeiten aber durchaus erfreuliche Seiten abgewinnen, da er ein unbekanntes, aber durchaus erfreuliches, finanzielles Gespür bei sich entdeckt.
Eugen, dessen Herz schon lange für Wiebke, Stubenmädchen im Gutshaus, trägt sich mit dem Gedanken, Gut Greifenau zu verlassen. Auch wenn Konstantin ihm deutlich zu verstehen gibt, wie er zu diesen Plänen steht, hängt letztendlich alles von Wiebke ab.
Neben diesen und auch noch einigen anderen Familienmitgliedern und Bediensteten spielt die Zeit der s.g. Weimarer Republik eine sehr wichtige Rolle. Der Autorin ist es auf eine unnachahmliche Weise die damalige Politik in das Alltagsgeschehen auf und um Gut Greifenau einzubinden. Nie war mir die nach dem Ersten Weltkrieg herrschende Armut, der Hunger, die Perspektivlosigkeit und auch die Ohnmacht der Bevölkerung so deutlich vor Augen wie in diesem Roman. Aber auch die Besetzung des Rheinlands durch Frankreich und die damit verbundenen Repressalien gegenüber der Bevölkerung waren mir zum einen nicht bekannt und wurden so einfühlsam in der Romanhandlung geschildert, dass das Ausmaß und die Dimension dieser Zeit hautnah spürbar und miterlebt wird.
Einmal mehr ein Roman, der schwierigen politischen und geschichtlichen Hintergrund sehr gekonnt und verständlich in eine fesselnde Romanhandlung eingebettet wurde. Auch wenn es bereits 3 vorhergehende Romane über die Zeit auf Gut Greifenau gibt, so kann der vierte Band durchaus ohne Kenntnis der anderen Romane gelesen werden. Denn wichtige Ereignisse auf Gut Greifenau vor 1919 werden sehr dezent und informativ mit in die laufende Geschichte integriert.
Von der ersten Seite an war ich gefesselt. Und es kam mir vor, als würde ich altbekannte Freunde wiedertreffen. Zwar etwas älter geworden, aber ihren Charakterzügen treu geblieben.
In meinen Augen ist die Greifenau-Serie ein wirkliches Kleinod unter den deutschen historischen Romanen. Ich bin und bleibe begeistert!!!!

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Kunst in Romanform – eine gelungene und lesenswerte Kombination

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Ein farbenprächtiger Roman über einen begnadeten Maler

Noah Martin, Autor des mehr als 600 Seiten starken Romans über einen der berühmtesten italienischen Maler der Renaissance, Raffael Sanzio, beschreibt ...

Ein farbenprächtiger Roman über einen begnadeten Maler

Noah Martin, Autor des mehr als 600 Seiten starken Romans über einen der berühmtesten italienischen Maler der Renaissance, Raffael Sanzio, beschreibt in einem flüssigen, verständlichen und einfühlsamen Schreibstil Leben und Arbeit(en) dieses Malers. Dabei wird sowohl der historisch überlieferte Lebenslauf des Malers als auch sein Lebenswerk dem Leser nähergebracht. Dabei wird nicht nur seinen Verbindungen zum Vatikan, insbesondere zu Papst Julius und dann Papst Leo schriftstellerisch Rechnung getragen, sondern auch seiner Verzweiflung Ausdruck gegeben, die Raffael in Bezug auf die Intrigen und politischen Schachzüge der katholischen Kirche zur Zeit der Renaissance empfindet.
Aber auch Raffael's Privatleben wird gekonnt in die Romanhandlung eingebettet und beschrieben. Zwar gibt es keine eindeutigen historischen Beweise, über eine Liebesbeziehung zwischen dem Maler und Margherita Luti, wie der Autor zugibt, doch klingt sie überaus glaubwürdig und wirkt überzeugend.
Obwohl der Autor in seinem Roman sehr vielen Figuren Raum gibt, verliert man auf den folgenden Seiten doch nie den Überblick. Erleichtert wird dies vor allem auch durch das umfangreiche Personenregister, das der dann folgenden Romanhandlung vorangestellt wird. Durch den angenehmen und flüssigen Schreibstil des Autors lernt man beeindruckende Charaktere kennen, die mit durchaus verständlichen und nachvollziehbaren Schwächen – aber auch Stärken ausgestattet wurden.
Ein gelungener und hervorragend recherchierter Roman, der jedem Kenner und Liebhaber historischer Romane sehr zu empfehlen ist.

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