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Veröffentlicht am 31.07.2022

Ein kleiner Junge hat einen großen Plan

Löffelweise Hoffnung
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Caleb Smith, ein kleiner Junge, beschließt im Altern von 7 Jahren, dass er ein Kaninchen mit im Haus haben möchte. Ohne Geschwister, mit vielen Freunden in der Nachbarschaft und Eltern, die ihn in jederzeit ...

Caleb Smith, ein kleiner Junge, beschließt im Altern von 7 Jahren, dass er ein Kaninchen mit im Haus haben möchte. Ohne Geschwister, mit vielen Freunden in der Nachbarschaft und Eltern, die ihn in jederzeit ernst nehmen und ihn unterstützen, wenn Hilfe erforderlich ist. Dass mit diesem ersten Kaninchen ein ganz besonderes Projekt beginnt, hätte sich niemand denken können. Aus der tiefen Freundschaft und Verbundenheit zwischen Caleb und seinem ersten Kaninchen mit Namen Snickers entwickelt sich die erfolgreiche Zucht von seltenen Kaninchenrassen, die Sensibilisierung von Familien für die verantwortungsvolle Haltung von Haustieren durch den befristeten Verleih von Kaninchen und die Umsetzung des besonderen Talents von Kaninchen anderen Menschen Trost, Wärme und auch neue Hoffnung zu schenken.
In einem leichten und flüssigen Schreibstil lässt der Autor teilhaben an der Umsetzung seiner Ideen. Dass sich nicht alle Pläne so umsetzen lassen, wie es sich Caleb vorstellt und teilweise auch ersehnt, verwundert nicht wirklich. Große Enttäuschungen, teilweise hervorgerufen durch Erwachsene, gilt es nicht nur zu verarbeiten sondern auch als zum Leben dazugehörend anzuerkennen, wird sehr offen und auch mit Selbstkritik beschrieben. Ihn auf diesem Weg begleiten zu können, einen Blick in sein zunächst verzweifeltes Inneres werfen zu dürfen – eine großartige und sehr berührende aber auch zutiefst mutmachende Schilderung. Man erlebt Calebs persönlichen Reifeprozess förmlich mit und kann letztendlich nur staunen, wie er seine Vision letztendlich doch umsetzen kann. Besser und größer, als er es sich je hätte träumen lassen.
Seine Idee von einer eigenen Insel, auf der seine, mit sehr viel Verständnis und Liebe umsorgten, vierbeinigen Langohren zu Therapie- und Trostkaninchen ausgebildet bzw. ihnen entspannende und erholsame Auszeiten ermöglicht werden, ist inzwischen ein erfolgreiches und auch gesegnetes Unternehmen.
Durch das ganze Buch zieht sich einem roten Faden gleich die warmherzige, freundliche, offene und jederzeit dem Nächsten zugewandte Art Calebs. Ihm liegt jeder am Herzen, jeder ist ihm wichtig, der seinen Weg kreuzt – sei es Mensch oder seien es Kaninchen. Mit sehr großem Verständnis und Einfühlungsvermögen, aber auch mit großer Neugier und Wissbegier und getragen von seiner tiefen christlichen Grundeinstellung und Überzeugung durfte sich Calebs Traum mit Peacebunny Island erfüllen.
Die im Buch vorhandenen Bilder zeigen darüber hinaus nicht nur Caleb in unterschiedlichem Alter bzw. mit seinen Eltern, sondern auch Kaninchen, die im Laufe des Buches eine besondere Rolle einnehmen – wodurch die Besonderheit der jeweiligen Rasse sehr plastisch wird und eine sehr schöne Ergänzung des Beschriebenen darstellt.
Ein wunderbarer, überaus lesenswerter und auch lehrreicher Bericht. Der seine Wirkung entfaltet, auch wenn man Peacebunny Island nie besuchen wird.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Ein gelungener (erster) Ausflug nach Hope Harbor - eine wohltuende und herzerwärmende Auszeit

Brombeer-Bucht
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Meine erste Lesereise in den beschaulichen Ort Hope Harbor hat mich dazu bewogen, auch die vorhergehenden Bände so schnell wie möglich lesen zu wollen. Als besonders hilfreich für meinen ersten Besuch ...

Meine erste Lesereise in den beschaulichen Ort Hope Harbor hat mich dazu bewogen, auch die vorhergehenden Bände so schnell wie möglich lesen zu wollen. Als besonders hilfreich für meinen ersten Besuch hat sich dabei die erstmalige Einbindung eines Stadtplans des (fiktiven) Ortes auf den letzten Seiten des Buches herausgestellt. Konnte ich bereits nach wenigen gelesenen Seiten den konkreten Handlungsort des Romans, das Café Perfekte Bohne und auch den überaus beliebten Tacostand von Charley ausfindig machen. Im Verlauf des Romangeschehens fanden weitere Personen Erwähnung und wenn es sich auch nur um kurze Begegnungen handelt, findet man auch deren Häuser in dem Stadtplan wieder und weckt die Neugier auf ihre Geschichten, die Inhalt der vorhergehenden Romane sind
Hope Harbor – ein beschaulicher kleiner Küstenort mit Bewohnern, deren Herzlichkeit, Wärme und Freundlichkeit sofort spürbar wird. In diesem Ort erfüllt sich der ehemalige überaus erfolgreiche Anwalt Zach einen Lebenstraum: er eröffnet ein kleines Café, das mehr bietet als nur ein heißes Getränk. Ein Ort der Behaglichkeit, des Willkommens. Wie geschaffen für die bekannte Schauspielerin Kat, die nicht nur eine überaus wichtige Lebensentscheidung treffen muss sondern sich auch von allen Menschen zurückzieht und unerkannt bleiben möchte. Dass sich Kat und Zach zufällig in der Brombeerbucht treffen und dabei feststellen, dass sie dieser Ort nicht nur magisch anzieht sondern dass sich auch Nachbarn sind, findet Zach natürlich sehr anziehend, wenn er da nicht das offensichtliche Desinteresse, vielleicht sogar Abneigung von Kat spüren würde. Es entspannt sich eine berührende und herzerwärmende Geschichte. Nicht nur um das Verhältnis dieser beiden Menschen. Vielmehr müssen sie sich auch mit den belastenden Schatten ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
In einem wundervollen Schreibstil gelingt es der Autorin, nicht nur die innere Zerrissenheit von Zach und Kat darzustellen. Auf ganz leise und zarte Weise werden auch die kleinen Schritte, mit denen sich vor allem Kat wieder dem Leben stellt, geschildert. Die Gestaltung beider Charaktere überzeugen von Anfang an. Sie sind und agieren glaubwürdig, ihre Gefühle sind realistisch dargestellt und in jedem Fall nachvollziehbar. Das gleiche gilt für die Darstellung von weiteren Bewohnern Hope Harbors. Sie begegnen jedem mit großer Offenheit, Verständnis und Herzenswärme und tragen maßgebend zu diesem ganz besonderen Gefühl des ehrlichen und echten Willkommens bei.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Jeder ist etwas Besonderes

Bronco & Freunde: Jeder ist einzigartig
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Ein Buch für Kinder nicht nur mit einer wunderschönen grafischen Gestaltung, sondern auch mit einer Geschichte, die wirklich jedes Herz, egal ob alt oder jung, in seinen Bann zieht.
Ein großes Fest im ...

Ein Buch für Kinder nicht nur mit einer wunderschönen grafischen Gestaltung, sondern auch mit einer Geschichte, die wirklich jedes Herz, egal ob alt oder jung, in seinen Bann zieht.
Ein großes Fest im Wald, alle Tiere sind persönlich eingeladen worden und mit der Einladung hat auch jeder Gast ein Puzzleteil erhalten. Erst wenn alle anwesend sind und ihre Puzzleteile zusammenlegen, ergibt sich das fertige Bild. Mit anderen Worten: jeder ist wichtig, jeder ist erwünscht, weil jeder etwas Besonderes ist. Nur leider findet Bronco, der brillentragende Hund, weder Einladung noch Puzzleteil. Daran erinnern kann er sich zwar, doch da er sich auf keinen Fall für etwas Besonderes hält, einfach nur, weil er schlecht sieht. Glücklicherweise können ihn sein Eichhörnchenfreund überreden, zumindest das fehlende Puzzleteil zu suchen. Nach und nach schließen sich ihnen andere Waldbewohner mit ähnlichen Problemen an.
Das Buch ist reich bebildert. Oftmals erstrecken sich die Bilder über beide aufgeschlagenen Seiten. Und laden ein, sich intensiver damit zu beschäftigen. Enthalten die Bilder nicht nur in kurzen, kindgerechten und verständlichen Sätzen eine Beschreibung der aktuellen Ereignisse, so gibt es weitere interessante Einzelheiten zu suchen bzw. zu entdecken. Findet sich doch immer das passende Puzzleteil zu dem jeweiligen Waldbewohner, was sehr geschickt in das Gesamtbild eingebunden ist und zum Suchen einlädt. Die Geschichte enthält interessante Begründungen, warum sich einzelne Tiere nicht als etwas Besonderes halten. Und sehr liebevolle, treffende und hilfreiche Argumente, dass diese Einstellung nicht zutrifft. Als besonders gelungen empfinde ich die Gestaltung der Innenseiten der beiden Buchdeckel: voller Puzzleteile mit Abbildungen der Tiere, die dann im Laufe der Geschichte Erwähnung finden. Da gibt es bereits vor Beginn der eigentlichen Erzählung viel zu sehen und zu erzählen.
Ein überaus gelungenes Buch für Kinder mit einer Leseempfehlung ab 3 Jahre. Ein handliches, weil quadratisches, Format mit einer gelungenen farblichen Gestaltung. Und einer Geschichte, die berührt, aber auch ermutigt.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Auf zu neuen Ufern

Das Tor zur Welt: Träume
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Der Hamburger Hafen wird oft als das "Tor zur Welt" bezeichnet – einfach, weil Waren aus der ganzen Welt dort ankommen und auch wieder in die ganze Welt verschickt werden. Damit auch Ausgangspunkt für ...

Der Hamburger Hafen wird oft als das "Tor zur Welt" bezeichnet – einfach, weil Waren aus der ganzen Welt dort ankommen und auch wieder in die ganze Welt verschickt werden. Damit auch Ausgangspunkt für Reisen in ferne Länder, oftmals verbunden mit einem Abschied von der vertrauten Heimat in Deutschland. Um der Härte des Alltags zu entfliehen oder auch nur, um noch einmal ganz neu anzufangen und sich geheime Ziele und Wünsche zu erfüllen.
Vor diesem Hintergrund schildert die Autorin die Schicksale von Ava und Claire, beide unterschiedlichen Gesellschaftsschichten angehörend und doch zu Freundinnen werdend. Ava, die von ihren bereits nach Amerika ausgewanderten Eltern in Deutschland zurückgelassen wurde und die Wartezeit bis auch zu ihrer beabsichtigten Auswanderung durch schwere und anstrengende Arbeit bei einer Familie im Alten Land, tätig als Moorbauern, überbrückt. Bald hat sie genügend Geld gespart, um endlich die Reise nach Amerika antreten zu können und nach ihren Eltern zu suchen.
Claire, die keine finanziellen Probleme kennt und in einem gut betuchten Elternhaus aufwächst, schlägt sich dagegen mit einem ganz anderen Problem herum: der Mann, den sie liebt, ist mit ihrer besten Freundin verheiratet – ein echtes Dilemma und schier unlösbar.
Beide Frauen lernen sich durch ihre Tätigkeiten in der "Auswandererstadt" Hamburg kennen und werden, trotz des Standesunterschieds, zu Freundinnen.
Geschildert werden die Ereignisse des Romans sowohl aus Sicht von Ava als auch aus der Sicht von Claire. Dabei findet die Vergangenheit episodenhaft eine ergänzende und aufklärende Berücksichtigung, wobei die geschickte Einbindung dieser Zeitabschnitte bzw. Ereignisse in das reale Romangeschehen zu keinen Brüchen führt und sich als sehr hilfreich erweist. Besonders hervorzuheben in dieser fiktiven Romanhandlung sind allerdings die Blicke hinter die Kulissen, und hier insbesondere auch die Skrupellosigkeit der Menschen, die sich auf den ersten Blick als hilfreiche und unterstützende Kenner des Auswanderergeschäfts darstellen und doch ganz anderes im Sinn haben, das umzusetzen mit erheblichen finanziellen Verlusten der Auswanderungswilligen verbunden ist. Diese Schilderungen berühren, da das ganze individuelle Drama nun mit Romanfiguren verknüpft wird und es wenig Phantasie bedarf, um dies auch als damalige übliche Realität zu begreifen.
Ein flüssiger und leichter Schreibstil, der zudem auf sehr viel Empathie und auch umfangreiche Hintergrundrecherchen schließen lässt, sorgen für ein angenehme, fesselnde aber auch teilweise sehr berührende Leseereignis. Den Charakteren wird eine Authentizität verliehen, die eine leichte und rasche Identifizierung erleichtert. Die Charaktere überzeugen – in ihrer Gefühlswelt, in ihren Gedanken, in ihren Aktionen, in ihrem Verhalten. Und dank des offenen Endes ist man schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, der noch in diesem Jahr erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Ein familiärer Neubeginn in den 50er Jahren

Findelmädchen
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Sofern man bereits den Roman "Trümmermädchen" der gleichen Autorin kennt, so lernt man nun im "Findelmädchen" das Schicksal der Kinder von Anna, Hauptperson des ersten Bandes, kennen und kann Helga und ...

Sofern man bereits den Roman "Trümmermädchen" der gleichen Autorin kennt, so lernt man nun im "Findelmädchen" das Schicksal der Kinder von Anna, Hauptperson des ersten Bandes, kennen und kann Helga und Jürgen ein wenig durch das Köln der 50er Jahre begleiten. Dabei wird mit sehr viel schriftstellerischem Hintergrundwissen der Wiederaufbau Deutschlands, aber auch die damit verbundenen Herausforderungen der Nachkriegszeit im individuellen Alltag aufgezeigt und lebensecht dargestellt.
Helga und Jürgen, die nach dem spurlosen Verschwinden und dem noch immer im Krieg vermissten Vater bei nahen Verwandten in Frankreich sicher und behütet aufwachsen, erhalten die freudige Nachricht, dass der Vater nicht nur lebt, sondern nach Deutschlang zurückgekehrt ist. Schnell sind sie wieder vereint und versuchen, ihr Leben neu zu organisieren. Dies beinhaltet vor allem für die beiden Kinder, sich mit einer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen, wobei Helga leider sehr schnell leidvoll feststellen muss, dass ihre Vorstellungen in keinster Weise mit den Plänen ihres Vaters übereinstimmen. An Stelle des erhofften Besuchs eines Gymnasiums muss sie sich mit der damals üblichen maximalen Schulausbildung für junge Mädchen, das Absolvieren einer Haushaltungsschule, zufriedengeben. Die zu dieser Ausbildung gehörende praktische Abschnitt verbringt Helga in einem Waisenhaus und wird dort immer öfter mit den psychischen und physischen Misshandlungen der dunkelhäutigen kleinen Bärbel konfrontiert, was sie nicht unbeteiligt nur zur Kenntnis nimmt, sondern nach Möglichkeiten such, diesem ein Ende zu bereiten.
Auch wenn Helga's Geschichte viel Raum einnimmt, so kommen weitere Charaktere wie der Vater mit seiner bisher unbekannten, aber sehr erhellenden Vergangenheit, und auch die Mutter, sehr geschickt immer mal wieder in die Geschichte eingewoben mit Tagebucheinträgen, sodass sich manche Frage beantworten lässt. Darüber hinaus finden sich einige weitere sehr interessante Charaktere, die wie alle anderen Protagonisten auch, mit sehr viel Empathie ins Leben gerufen wurden und mit denen sich zu identifizieren sehr leicht fällt. Jedes einzelne Schicksal, jede individuelle Lebenswegentscheidung und –entwicklung wird überzeugend, sehr verständlich und realistisch dargestellt – ein wunderbarer Lesegenuss und auch dank des flüssigen und leichten Schreibstils wird dieser Roman einer meiner diesjährigen Lesehighligts werden. Wobei einmal mehr auch in diesem Roman die schwierige und mühsame Selbstverwirklichung junger Frauen, aber auch die gesellschaftliche Erwartungshaltung, auf eine sehr unterhaltsame und fesselnde Weise dargestellt wird. Ein Grund mehr, in der heutigen Zeit leben zu können

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