Der biblische König Hiskia - überzeugend!
Bleib du meine HoffnungUnter der Überschrift "Die Chroniken der Könige", bestehend aus 5 Bänden, zeichnet die amerikanische Autorin Lynn Austin nun in dem Roman "Bleib du meine Hoffnung" die Zeit, das Leben und die Regentschaft ...
Unter der Überschrift "Die Chroniken der Könige", bestehend aus 5 Bänden, zeichnet die amerikanische Autorin Lynn Austin nun in dem Roman "Bleib du meine Hoffnung" die Zeit, das Leben und die Regentschaft des biblischen Königs Hiskia in einem zweiten Band nach.
Hiskia, Sohn von König Ahas, der auch vor Menschenopfer, letztendlich auch des eigenen Sohnes, nicht zurückschreckte, geht einen ganz anderen Weg als sein blutrünstiger Vater. Kann man die ersten Lebensjahre von Hiskia und seine Entwicklung bereits in dem Roman "Sei du meine Stärke" mitverfolgen, so trifft man ihn im vorliegenden Roman nun als jungen König von Juda wieder.
Hiskia, der sein persönliches Leben und auch seine Regentschaft im Glauben an Gott führt und ganz bewusst unter seinen Schutz stellt, entscheidet sich zur Einstellung der Tributzahlungen an die Assyrer. Wohlwissend, dass es sich dabei um eine sehr gefährliche Entscheidung für das gesamte Volk handelt, da mit den Assyrern nicht zu spaßen ist, sie nicht nur überaus mächtig und kämpferisch, sondern Hiskias Volk weit überlegen sind.
Davon ausgehend, dass eine kriegerische Reaktion der Assyrer nicht ausbleiben wird, zeigt sich Hiskia dem Plan des mit dem Wiederaufbau des Tempels beschäftigten judäischen Baumeisters Eljakim, einen Tunnel von den außerhalb der Stadt gelegenen Gihonquelle zur Stadt Jerusalem zu bauen, sehr aufgeschlossen gegenüber. Könnte doch auf diese Weise im Falle einer Belagerung durch die Assyrer der lebensnotwendige Wasserbedarf der Bewohner sichergestellt werden. Ein kräftezehrendes Wetttrennen, da von beiden Seiten aus gegraben wird …
Die gnadenlose Härte und Grausamkeit der Assyrer wird in der Geschichte eines jungen Mädchens, Jeruscha, das nicht nur den unerwarteten, brutalen und für viele Dorfbewohner tödlichen Überfall miterleben muss, sondern selbst als Sklavin in das Kriegslager verschleppt wird.
Die Autorin nutzt sehr gekonnt diese beiden unterschiedlichen Handlungsstränge – auf der einen Seite Hiskia, der sich neben seinen Regierungsgeschäften auch immer wieder mit Glaubenszweifeln konfrontiert sieht und auf der anderen Seite Jeruscha, der zwar eine Flucht glückt, sie jedoch heimatlos geworden ist. Ihr weiterer Weg führt sie letztendlich bis nach Jerusalem …
Lynn Austin versteht es auf eine besondere Erzählweise, biblisch überlieferte Personen und Ereignisse schriftstellerisch in ein Umfeld einzubetten, das diese Geschichten mit neuem Leben füllt bzw. zum Leben erweckt. Dazu versteht sie es in überzeugender Weise, Gedanken, Charakterzüge, Beweggründe, Alltagssituationen überzeugend, authentisch und vor allem auch überaus empathisch darzustellen. Und alles in einem flüssigen und vor allem fesselnden Schreibstil zu vermitteln, dass Lesepausen ungern in Kauf genommen werden. Liebend gerne würde man bis zur letzten Zeile ununterbrochen im Romangeschehen verweilen.
Hervorzuheben aber auch die Detailtreue, die mit Sicherheit auf umfangreiche Recherchetätigkeiten zurückzuführen ist. Und dabei sei beispielhaft auf den s.g. Hiskia-Tunnel und die erst 1880 entdeckte hebräische Inschrift verwiesen, was einen wesentlichen historischen Bestandteil des Romans darstellt.
Eine großartige Fortsetzung der Geschichte des biblischen Königs Hiskia, die deutlich mehr beinhaltet als reine Fiktion. Überzeugend, spannend, einfühlsam, informativ – einfach unnachahmlich. Macht überaus neugierig auf die Folgebände, die hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sehr empfehlenswert!