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Veröffentlicht am 14.09.2021

Genialer Auftakt!

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
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Rezensionsexemplar

INHALT

Im Reich Allwacht macht sich eine unerklärliche Dunkelheit breit. Corayne an-Amarat kann es spüren, denn sie ist eine der letzten Überlebenden einer uralten Blutlinie. Sie scheint ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Im Reich Allwacht macht sich eine unerklärliche Dunkelheit breit. Corayne an-Amarat kann es spüren, denn sie ist eine der letzten Überlebenden einer uralten Blutlinie. Sie scheint die einzige Hoffnung zu sein, die das Reich noch hat, bevor die Welt vollends zerstört wird. Gemeinsam mit sechs Gefährten, die genau wie sie, keine Helden sind, macht sich Corayne auf, um eine Armee aus Aschekriegern zu bekämpfen ohne zu wissen, wie ihr das gelingen soll…

Es ist schon eine ganze Weile her, als ich mir „Das Reich der Asche“ vorgemerkt habe. Der Klappentext hatte mich sofort von sich überzeugt und das Cover tat sein Übriges dazu. Die Geschichte klang nach genau dem High Fantasy Abenteuer, das ich gesucht habe und letztlich, habe ich irgendwie auch das bekommen, was ich mir wünschte. Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Penhaligon Verlag für das Rezensionsexemplar!

Dieses Buch braucht Zeit. Es ist mit knapp 600 Seiten zwar nicht dünn aber als erster Teil einer High Fantasy Trilogie habe ich nicht erwartet, dass Victoria Aveyard direkt mit der Tür ins Haus fällt. Ganz ruhig und langsam wurden die Charaktere nach und nach vorgestellt. Ihre Leben, vor ihrer gemeinsamen Reise, wurden kurz angeschnitten, man bekommt einen kleinen Einblick in ihre Gedanken und nach und nach gelingt es ein Gefühl für sie als Personen zu erhalten. Ich fand gerade diesen ruhigen Einstieg, gespickt mit kleinen Erklärungen, wohin die Reise gehen könnte, sehr spannend. Denn genau das macht die Geschichte für mich vor allem aus: die Dynamik der Charaktere.

Corayne ist die Hoffnung von ganz Allwacht. Sie ist die letzte bekannte Erbin einer Blutlinie, von der sie bis vor kurzem gar nichts wusste. Ihre Mutter ist eine erfolgreiche und gefährliche Piratin, die ihre Tochter jedoch nie mit auf See nahm. Und genau das ist es, was sich Corayne sehnlichst wünschte. Sie fühlt eine Unruhe, die immer stärker wurde. Wie eine Getriebene, sehnt sie sich danach, endlich Allwacht zu erkunden. All die wunderschönen und geheimnisvollen Orte kennenzulernen, die ihre Mutter seit jeher bereiste. Und Corayne wusste, dass sie ihre Arbeit an Land sehr gut machte. Sie half ihrer Mutter wo sie konnte, die Schmuggelware ungesehen an Land und unter die Leute zu bringen. Aber ihre Fähigkeiten auf See wären sicherlich noch wertvoller. Und doch: die Piratin enttäuschte Corayne jedes Mal aufs Neue, denn sie ließ ihre Tochter immer wieder zurück.
Corayne ist wohl so etwas die die typische Protagonistin einer solchen High Fantasy Reihe. Sie ist jung, unerfahren aber die Auserwählte. Sie weiß nichts über ihren Vater, nichts von seiner Blutlinie und wird dementsprechend überrascht, als sie von zwei Gefährten gefunden wird. Dennoch erkennt sie eine Chance, wenn sie sich ihr bietet: sie begleitet die beiden. Corayne zweifelt nicht daran, dass sie ihr die Wahrheit gesagt haben, sie scheint zu spüren, dass alles von ihr abhängt. Ich mag ihre entschlossene Art. Wie sie Dinge anpackt, wie sie vertraut und dennoch vorsichtig ist. Auch wenn Corayne etwas naiv und unbeholfen ist, so ist sie keinesfalls dumm. Ich bin sicher, dass sie, egal wie die Handlung auch ausgehen wird, vielleicht doch noch zu einer wahren Heldin werden könnte.

Domacridhan ist ein Ältester. Sein wahres zu Hause ist Glorian, eine Welt, die ganz anders als Allwacht funktioniert. In Allwacht selbst ist er ein Unsterblicher, denn die Waffen der Menschen können ihm nicht wirklich etwas anhaben. Er hat die Gefahr, die auf Allwacht zurollt, aus nächster Nähe gesehen. Er hat erkannt, was zu tun ist. Entgegen seiner Tante, der Königin seiner Enklave, die ihn angehalten hat, nichts zu tun, versucht er die Wacht zu schützen und macht sich auf die Suche nach der Erbin des Blutes.
Dom ist für mich eine Art Riesenbaby. Er ist Jahrhunderte alt, hat Kriege kommen und gehen sehen, hat menschliche Herrscher kommen und gehen sehen und weiß doch kaum etwas über die Welt, in der er lebt. In seiner Enklave hat er immer eher zurückgezogen gelebt, sich nicht darum gekümmert, was die Menschen tun. Das rächt sich nun, da er in dieser allzu menschlichen Welt irgendwie zurecht kommen muss. Seine große, muskulöse aber unfassbar auffällige Statur helfen ihm hierbei nicht, obwohl der Großteil der Menschen die Geschichten über Älteste als Märchen abtun. So lange wurden sie nicht gesehen, so lange haben sie sich nicht eingemischt. Ihn habe ich fast sofort in mein Herz geschlossen. Er ist nicht dumm aber manchmal naiv wie ein kleines Kind. Er findet sich nicht wirklich zurecht in der durchaus grausamen Welt der Menschen und jeden Konflikt mit Körperkraft zu lösen ist eben nicht Sinn der Sache. Ich hatte Spaß an ihm und rechne fast schon damit, dass mein Herz am Ende der Trilogie in tausend Teile zerspringen wird.

Sorasa ist eine Attentäterin der Gilde der Amhara. Sie wurde dazu ausgebildet effizient, schnell, rücksichtlos aber lautlos zu töten. Und die Amhara haben das Talent alles und jeden finden zu können. So treffen sich auch die Wege von Sorasa und Domacridhan, denn er braucht ihre Hilfe, um Corayne zu finden.
Sorasa und Dom sind wie Feuer und Wasser und ich habe jede Sekunde daran geliebt. Die beiden lassen kein gutes Haar aneinander, keifen sich ständig an und versuchen den jeweils anderen irgendwie schlecht zu machen. Einzig ein Ziel hält die beiden zusammen: Corayne um jeden Preis zu beschützen. Denn eines wurde sehr schnell deutlich: auch wenn Dom Sorasa eine unsäglich hohe Summe bezahlte, so glaubte sie dem Unsterblichen, dass Allwacht in Gefahr war. Sie vertraute darauf, dass er die Wahrheit sagte und traute somit auch ihren Instinkten.
Sorasa ist gewissenlos, kämpferisch, einfallsreich und hat eine sehr spitze Zunge. Sie ist mein liebster Charakter in dieser Geschichte gewesen, denn es gibt noch so unglaublich viel von ihr zu entdecken. Über die Gilde, in der sie gelebt hat, die Dinge, die ihr dort angetan aber auch gezeigt wurden. All die Geheimnisse die die Frau umgeben gibt es noch zu entschlüsseln und darauf freue ich mich sehr. Sorasas Art hat mich an eine düstere Inej aus „Six of Crows“ erinnert und das hat mir unglaublich gefallen. Sie ist dunkel, skrupellos aber kämpft irgendwie dann doch für die richtige Seite.

Andry Trelland ist ein junger Knappe vom Hof der Löwenkönigin Erida, der, genau wie Dom, dabei war, als sich die Dunkelheit über Allwacht entfesselte. Auch er hat das Grauen gesehen und auch ihm ist klar, dass die gesamte Welt in Gefahr ist. Dennoch gilt seine größte Sorge seiner kranken Mutter, die er unbedingt in Sicherheit wissen möchte. Nach der Schicksalhaften Schlacht kehrt er an den Hof von Königin Erida zurück, um seine Mutter reisebereit zu machen. Er will mit ihr in ihre Heimat, fernab des Konfliktes, reisen, um danach wieder zurückzukehren und zu versuchen, Allwacht zu retten. Verzweifelt hat er sich an seine Königin gewandt, die nur wenig älter als er selbst ist und ihn schon von Kindesbeinen an kannte. Doch Erida will nichts von dem wissen, was er zu berichten hat.
Als Dom, Sorasa und Corayne jedoch bei Hofe erscheinen, kann seine Königin nicht anders, als ihm und dem ungleichen Trio zu glauben.
Andry ist wohl der unschuldigste Charakter im gesamten Buch. Sein Ziel ist es, einmal Ritter zu werden, wie sein Vater es war. Er möchte ehrenvoll sein, irgendwie Ruhm erlangen, aber nicht um jeden Preis. Seine Sorge gilt vorrangig seiner Mutter, um die er sich liebevoll kümmert. Gleichzeitig will er aber auch das Reich verteidigen, indem er sein ganzes Leben verbracht hat. Er kennt seine Pflicht als Knappe. Gleichzeitig kann er nur schlecht mit dem umgehen, was er gesehen hat. Er weiß nicht, wie er das verarbeiten, wie er damit umgehen soll. Sein Weltbild ist plötzlich ein ganz anderes und seine Loyalität wird auf die Probe gestellt. Andry ist für mich ein herzensguter Mensch, der mutig und stark ist und für seine Überzeugungen einsteht. Ihm ist, vielleicht mehr als allen anderen, daran gelegen, seine Welt zu retten und somit Corayne um jeden Preis zu schützen. Hin und wieder streut Aveyard kleine, zarte, Funken zwischen den beiden ein, die, wie ich hoffe, vielleicht noch etwas vertieft werden, aber mit Sicherheit keine tragende Rolle bekommen. Ich hoffe sehr, dass Andry weiterhin ein wichtiger Charakter in der Reihe bleibt, denn er hat sich längst in mein Herz geschlichen.

Diese „Helden“ (und noch drei weitere aus deren Perspektive ich aber bisher nicht lesen durfte) machen sich nun auf, um das rückgängig zu machen, was Allwacht nach und nach zerstören wird. Und genau hier wird das Buch etwas kompliziert und undurchsichtig, denn Aveyard erklärt nicht wirklich wie das alles funktioniert. Sie wirft mit Begrifflichkeiten um sich, die ich als Leserin weder kenne, noch verstehe. Allen voran die Spindeln, die wohl früher überall zu finden waren und irgendwann, im Laufe der Zeit, verloren gingen. Diese Spindeln können aufgerissen werden und bieten dann Zugang zu einer anderen Welt. Das jedoch, habe ich mir irgendwie selbst zusammengereimt und fand es sehr schade, dass ich derart im Dunkeln gelassen wurde. Denn gerade dieses Wissen über die Spindeln wäre enorm hilfreich gewesen, um nachzuvollziehen wie die Gefahr, die die gesamte Welt bedroht, überhaupt zu einer solchen Bedrohung werden kann. Nach und nach bekommt man zwar Hinweise darauf, doch so richtig erklärt wurde das alles nicht. Das ist wohl der größte Kritikpunkt, den ich an die Geschichte habe. Es hat auf der einen Seite Spaß gemacht die Charaktere zu begleiten, doch auf der anderen Seite wollte ich eben mehr wissen. Mehr über die Welt, über die Spindeln und letztlich auch über die Magie in dieser Welt, die es wohl gibt, die aber nicht weiter thematisiert wird.

Die Handlung an sich wird zwar nicht von atemberaubender Spannung getragen, dennoch hatte ich großen Spaß daran, die Charaktere zu begleiten. Die Geschichte wird eben vor allem durch sie getragen, denn es kann noch längst nicht alles über die Welt und deren Mysterien offengelegt werden. Schließlich soll es eine gesamte Trilogie werden. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Action gewünscht, doch die Szenen, die mir diese Action gaben, fand ich immer sehr spannend und unterhaltsam. Gleichzeitig hat mir die Idee von Aveyard einfach so gut gefallen. Der zusammengewürfelte Haufen an handelnden Personen ist zwar nichts komplett Neues, doch wie sie miteinander verbunden sind, wie ihre Geschichten irgendwie zusammenhängen, das alles habe ich als sehr innovativ und neu empfunden. Die Geschichte als Ganzes befindet sich erst im Aufbau und das merkt man diesem Buch auch an, dennoch war es zum Teil wirklich schwer, das Buch mal zur Seite zu legen.

Nicht außer acht lassen darf ich allerdings noch die geniale böse Seite, in die wir ebenfalls Einblick erhalten. Ich möchte nichts dazu sagen, um wen es sich handelt, da dies erst im Laufe des Buches deutlich wird. Doch ganz ehrlich? Ich konnte mich teilweise nicht entscheiden, ob ich nun unsere ungleichen „Helden“ unterstützen möchte oder doch lieber auf der bösen Seite stehen will. Sie sind derart gut geschrieben und beschrieben, deren Dynamik ist unfassbar gut ausgearbeitet und ich konnte mich ihrem Sog kaum entziehen. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht diese Anziehungskraft zu verspüren und ich konnte mir viele der beschriebenen Situationen fast bildlich vorstellen. Hier sind sowohl die Gute als auch die Böse Seite unglaublich spannend und interessant. Allwacht strahlt in allen Facetten. Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß, sondern jede einzelne Graustufe und gerade das macht die dunklere Seite aus, aber auch unsere „Helden“, die eben keine strahlenden Ritter auf weißen Pferden sind.

FAZIT

Victoria Aveyard konnte mich mit ihrem Auftakt „Das Reich der Asche“ sehr in ihren Bann ziehen. Vor allem die verschiedenen Charaktere habe ich in mein Herz geschlossen, denn es gibt noch so viel an ihnen zu entdecken. Und sie alle, egal ob gut oder böse, haben mich einfach fasziniert und von sich eingenommen. Die Handlung war zwar nicht immer atemberaubend schnell, doch alles hat sich irgendwie gefügt und immer mal wieder wurden spannende Szenen eingebaut, die mir unheimlich viel Spaß gemacht haben. Es wird deutlich, dass dies erst der Anfang einer großen High Fantasy Geschichte ist und das hat mich nicht im geringsten gestört. Das einzige, was ich mir gewünscht hätte, wären mehr Erklärungen zu der Welt an sich gewesen. Einiges, das mir sehr wichtig erschien, musste ich mir selbst zusammenreimen, was ich einfach schade fand.
Dennoch: „Das Reich der Asche“ ist für mich ein toller Einstieg in ein neues High Fantasy Abenteuer, das ich definitiv empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Nicht ganz das, was ich erwartet hatte

Es war einmal in Hollywood
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Rezensionsexemplar

INHALT

Los Angeles, Hollywood 1969:

Der einstige Star einer eigenen Fernsehserie wird heute nur noch als Schurke gebucht. Rick Dalton versucht seine Sorgen in unzähligen Whiskey Sours ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Los Angeles, Hollywood 1969:

Der einstige Star einer eigenen Fernsehserie wird heute nur noch als Schurke gebucht. Rick Dalton versucht seine Sorgen in unzähligen Whiskey Sours zu ertränken. Als ein Anruf aus Rom sein Schicksal entweder zum Guten oder noch weiter in den Abgrund reißen kann… Neben Rick gibt es immer auch sein Stuntdouble Cliff Booth, der aufgrund von Engpässen was Jobs betrifft, kurzerhand als Fahrer für Rick arbeitet, denn dieser hat keinen Führerschein mehr.
Direkt neben Rick ziehen die junge Schauspielerin Sharon Tate, die ihre Heimat Texas verließ, um sich den TRaum von Hollywood zu erfüllen, was ihr mit Erfolg gelang, und ihr Ehemann Regisseur Roman Polanski ein.
Am Rande der Gesellschaft bewegen sich aber auch ein Haufen Hippies, welche Charles Manson als ihren spirituellen Führer betrachten, der eigentlich nur ein wichtiges Ziel im Kopf hat: ein Rock’n’Roll-Star zu sein…

Den Film „Once Upon A Time In Hollywood“ von Quentin Tarantino hatte ich sehr lange auf meiner Watchlist stehen. Als ich gesehen habe, dass Tarantino seinen ursprünglichen Plan für den Stoff aus dem OUATIH nun doch umgesetzt hat, konnte ich nicht widerstehen und habe das Buch über NetGalley angefragt. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

Für Tarantino ist das Buch „Es war einmal in Hollywood“ sein Debüt in der Buchbranche. Zunächst konnte er mich noch recht gut fesseln. Ich war interessiert an der Geschichte von Rick und Cliff, aber auch von Sharon. Da ich über Charles Manson und die Morde seiner Family bestens Bescheid weiß, war ich umso gespannter wie Tarantino das Ganze miteinander verwebt.
Doch schon nach gut 20 Prozent der Geschichte war ich eher ernüchtert. Die Thematik ist zwar an sich spannend, doch die Umsetzung hat mir nicht ganz so gefallen. Ich wollte wissen wie die Filmwelt und das Business in Hollywood funktioniert. Es hat mich interessiert, wie es damals in den 60er Jahren so ablief und ich denke, dass Tarantino, der ja selbst Teil dieser Welt ist, schon ein recht realistisches Bild gezeichnet hat. Auch wenn er, ganz in seiner Manier, mit Sicherheit hier und da übertrieben hat. All das gibt mir Tarantino zwar, doch es war teilweise wie eine lange Geschichtsstunde, die sehr anstrengend war. Viele damals bekannte Schauspieler*innen werden erwähnt und deren Filme besprochen. Da ich mich aber da nicht wirklich gut auskenne, musste ich viele Namen bei Google eingeben, um mich zu informieren. Das war mir manchmal einfach zu viel und einiges blieb deshalb für mich eher undurchsichtig.

Was mich am Buch wohl mit am meisten gestört hat, waren all die Zeitsprünge, die ohne große Ankündigung einfach wild in den unterschiedlichsten Szenen geschehen. Die ausführlichen Beschreibungen und Darstellungen der Leben von Rick und Cliff sind zwar durchaus interessant gewesen, doch dieses hin und her springen in der Timeline hat mich gestört und teilweise genervt, weil ich so immer wieder aus der eigentlichen Handlung hinausgesprungen bin. Ich kann mir vorstellen, dass die filmische Umsetzung hier sehr viel geeigneter dafür ist. Es macht in meinen Augen da auch sehr viel mehr Sinn. Ich kann verstehen, wieso Tarantino dieses Mittel nutzt, um seine Charaktere greifbarer zu machen und ihre Eigenheiten noch deutlicher herauszuarbeiten. Das gelingt ihm auch zum Teil, doch ich hätte mir eine geradlinigere Erzählweise gewünscht.

Teilweise sind die ausschweifenden Erzählungen und Beschreibungen dann doch zu viel des Guten gewesen. Ich habe nach kurzer Zeit die damaligen Vorgehensweisen in Hollywood durchaus verstanden. Einiges davon hat sich wohl bis in die heutige Zeit gezogen: die Besetzungscouch, etliche Alkoholexzesse, schöne und begehrte junge Frauen, Geschichten rund um Sex und so weiter… Es war dann doch etwas zu viel, zu genau und ausführlich. Auch hier denke ich, dass der Film besser wirkt und die Zustände besser transportiert, als die schriftlichen Beschreibungen von Tarantino.
Grundsätzlich fand ich auch den Erzählstil an sich nicht unbedingt gut. Die Art und Weise wie das Buch geschrieben ist hat mich manchmal etwas angestrengt. Es hat sich doch irgendwie mehr wie eine Art Drehbuch angefühlt. Hier hat sich in meinen Augen am deutlichsten gezeigt, dass Tarantino ein genialer Regisseur und Geschichtenerzähler ist, jedoch eher in Film- und Drehbuchversion und nicht als Buchautor. Seine Entscheidung Once Upon A Time In Hollywood als Film zu veröffentlichen und nicht als Buch empfinde ich, nach der Lektüre, als durchaus die Bessere.

Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich mir dann auch die Zeit genommen, um den Film zu schauen. Ich habe keine 1 zu 1 Verfilmung erwartet, hatte mir jedoch auch etwas mehr erhofft. Weder im Buch, noch im Film wird die Family von Charles Manson wirklich behandelt. Charlie selbst kommt in beidem nur ganz kurz vor und wird im Prinzip nicht näher beleuchtet. Die, in meinen Augen, Schlüsselszene am Ende des Films wird im Buch zu Beginn als kleiner Nebensatz erwähnt, findet ansonsten aber keinen Platz in der Geschichte. Gerade das fand ich unfassbar schade. Ich stelle mir mittlerweile die Frage, wieso Tarantino sowohl Manson als auch Tate überhaupt Auftritte in Buch und Film gegeben hat. Sie spielten eigentlich keine Rolle. Im Buch noch viel weniger als im Film. Die Geschichte hätte also gut auch etwas früher in den 60ern angesiedelt sein können oder nicht direkt in der Nachbarschaft von Sharon Tate.
Gerade der Schluss hat mich im Film irgendwie recht emotional gemacht, denn dieses „Was wäre wenn“-Gefühl hat mich sehr traurig gestimmt, wenn ich an die Leben denke, die in dieser Nacht sinnlos ihr Ende finden mussten.
Im Buch kam dieses Gefühl nicht auf, als die Geschichte zu Ende war, hatte ich kein richtiges Gefühl, außer, dass es „endlich“ vorbei war.

FAZIT

Für eingefleischte Tarantino Fans ist „Es war einmal in Hollywood“ mit Sicherheit eine tolle Ergänzung für den Film. Man bekommt ein sehr viel klareres Bild von Cliff und Rick. Erhält einen sehr detaillierten Einblick in die Filmwelt der späten 60er und bekommt ein gutes Gefühl für diese Zeit vermittelt. Doch die Handlung dümpelt mehr so vor sich hin und fühlt sich zum Teil an wie einzelne Episoden, die irgendwie zusammengefügt wurden.
In meinen Augen hat sich das als Buch weniger angeboten, wie als Film. Dieser war für mich zwar nicht der Beste von Tarantino, jedoch durchaus sehenswert, trotz seiner Längen.
Für mich war das Buch keine Erfolgsgeschichte aber ein netter Ausflug nach Hollywood der späten 60er.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Empfehlung!

Why We Matter
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Rezensionsexemplar

INHALT

Die Aktivistin und Politologin Emilia Roig möchte mit ihrem Buch ein neues Bewusstsein dafür schaffen, wie Zustände, die wir für „normal“ halten bspw. die Bevorzugung der Ehe, ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Die Aktivistin und Politologin Emilia Roig möchte mit ihrem Buch ein neues Bewusstsein dafür schaffen, wie Zustände, die wir für „normal“ halten bspw. die Bevorzugung der Ehe, des männlichen Körpers in der Medizin oder den Kanon klassischer Kultur, historisch gewachsen sind. Und, dass unsere Welt eine ganz andere sein könnte. Sie zeigt Rassismus und Diskriminierung in verschiedenen Kontexten und klärt auf.

Durch einen glücklichen Zufall habe ich bei NetGalley das Hörbuch zu „Why we matter“ entdeckt und habe mich sehr darüber gefreut, als ich ein Rezensionsexemplar davon bekommen habe. Immer mal wieder habe ich Interesse daran mich weiter zu bilden, PoC zuzuhören und zu lernen mein eigenes Verhalten und Denken zu reflektieren. Mit „Why we matter“ ist mir, wie ich denke, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gelungen. Nicht alles, was im Buch besprochen wurde war mir neu, dennoch war es wertvoll für mich der Autorin zuzuhören.

„Je privilegierter wir sind, desto schwieriger ist es, Privilegien und Ungleichheit zu erkennen und zu akzeptieren.“

EMILIA ROIG – WHY WE MATTER
Mit ihrem Buch gelingt Emilia Roig ein intersektionaler, feministischer Rundumschlag, der sich gewaschen hat. Mit Fakten und Belegen betrachtet Roig Rassismus und Diskriminierung in unterschiedlichsten Kontexten und Situationen. Was mich sehr beeindruckt und mir unglaublich gut gefallen hat war, dass sie immer inklusiv und intersektional vorgegangen ist. Sie lässt keine marginalisierte Gruppe aus und macht deutlich, was ihr übergeordnetes Ziel ist: die Welt dahingehend zu verändern, dass mehr Empathie und Offenheit in Bezug auf alle Lebensrealitäten stattfindet.

Die unterschiedlichsten Themen werden im Buch besprochen: Familie, Schule, Studium, das Wissen im Allgemeinen, die Justiz und Medien aber auch die Arbeitswelt werden diskutiert.
Emilia Roig ist es gelungen eine Verbindung zu mir herzustellen und das, obwohl sich unsere Erfahrungen eigentlich nicht weiter unterscheiden könnten. Ich bin eine weiße cis-hetero Frau, die alle Privilegien genießen kann, die es gibt (mal davon abgesehen, dass ich eine Frau bin). Bei ihrem LGBTQIA+ Kapitel fühlte ich mich dennoch irgendwie verbunden und habe meinen Entschluss, noch offener und vorurteilsfreier in die Welt zu blicken, wieder bestärkt. Roig klärt aber auch, dass Diskriminierung in diesem Bereich unterschiedlich abläuft, denn meistens sind schwule Männer sehr viel sichtbarer als beispielsweise lesbische Frauen. Bisexuelle und trans Personen erleben viel mehr Diskriminierung und das nicht nur außerhalb der Queeren Community, sondern auch mitten drin.

Einen großen Raum nimmt Rassismus ein, was mir als weiße Frau eben unfassbar viel hilft. Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe und deshalb bin ich immer dankbar über solche Bücher, die mich aufklären und mir zeigen wo meine Art zu denken verändert werden muss, um die Welt für PoC besser zu machen.

Auch Kapitalismus, Armut und Klasse bekommen ihren „Moment“. Emilia Roig ist eine öffentliche Person mit Reichweite, sie ist Akademikerin und ist sich dessen bewusst, dass sie vom System profitiert. Doch Roig ist sich nicht zu schade gerade dieses System zu kritisieren und deutlich zu machen, dass Menschen die aktuell keiner Lohnarbeit nachgehen (können) nicht als dumm, wertlos oder faul abgestempelt werden sollten. Sie hält uns und der Gesellschaft den Spiegel vor, indem sie klar macht, dass wir eine sehr enge und begrenzte Sichtweise davon haben, was als Arbeit gilt und was nicht. Wer wertvoll ist und wer nicht.
Was an dieser Stelle vielleicht schön gewesen wäre, sozusagen das i-Tüpfelchen des Buches, sind Stimmen von Nicht-Akademikerinnen. Stimmen von Arbeiterinnen, der „Unterschicht“ um diese sichtbarer zu machen, um diesen eine Stimme zu geben. Und letztlich, sind wir mal ehrlich, welche Person, die bspw. Hartz IV-Empfänger*in ist, kann sich dieses Buch als Luxusgut dann leisten und lesen? Auch hier greift die von der Autorin angeprangerte Diskriminierung im Alltag auch.

Ein Punkt, über den ich nie so richtig nachgedacht habe, war das Konzept „Wissen“. Denn was ist das überhaupt genau und wer entscheidet dann, welches Wissen richtig und wertvoll ist? Wieso ist meist die Sichtweise von alten weißen Männern viel bedeutender als die, von einer Betroffenen Person? Gerade diese Gedanken sollte man festhalten und sich klar machen: ist es nicht sinnvoller gerade betroffene Personen eine Plattform zu bieten, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen, anstatt an vermeintlichem Wissen von Personen festzuhalten, die eigentlich gar keine Ahnung von der Thematik haben?

Emilia Roig bringt in ihrem Buch so viele Themen auf klar artikulierte und deutliche Weise auf den Tisch, dass meine Rezension eindeutig gesprengt werden würde, wenn ich alles komplett ausführlich besprechen würde. Ich kann euch sagen: Familie, Schule, Uni, Arbeitswelt, Wissen, Medizin, Medien, all das kommt aufs Tablett und ich konnte unwahrscheinlich viel dazu lernen und hatte einiges, worüber ich nachdenken musste und weiterhin muss. Es wird wohl nicht sehr lange dauern, bis ich mir das Buch auch als Printversion ins Regal hole, denn um einzelne Stellen nachzulesen sind Hörbücher dann doch nicht so gut geeignet, obwohl für mich die Wahl eines Hörbuches gut war, denn durch einige längere Autofahrten habe ich dieses tolle Sachbuch genießen können.

FAZIT

„Why we matter“ ist ein unfassbar wichtiges Buch, welches so viele Diskriminierungen (…) von denen wir täglich umgeben sind, auf dringliche Weise aufzeigt. Es spielt hierbei überhaupt keine Rolle ob und wie ich selbst davon betroffen bin, denn es ist so wichtig achtsam und aufmerksam auf solche Ungerechtigkeiten zu blicken.
Dieses Buch eröffnet Blickwinkel, die ich noch nie genauer betrachtet habe und die mir gezeigt haben: es stimmt, dass man nie auslernt und gerade in diesen Themenbereichen ist es einfach unerlässlich sich ständig weiterzubilden. Wir müssen zuhören und voneinander lernen, um ein Zusammenleben, das für alle gut ist, zu realisieren.
Wir alle sollten uns informieren und mit diesem Sachbuch gelingt es in jedem Fall. Klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Wohlfühlbuch!

Soul Food
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Rezensionsexemplar

INHALT

Emoni ist in ihrem Abschlussjahr der High School. Doch wenn andere Schüler*innen in ihrem Alter Partys planen, ausgehen und sich auf die kommende College Zeit freuen, muss Emoni ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Emoni ist in ihrem Abschlussjahr der High School. Doch wenn andere Schüler*innen in ihrem Alter Partys planen, ausgehen und sich auf die kommende College Zeit freuen, muss Emoni immer wichtige Entscheidungen treffen. Aber nicht für sich, sondern für andere. Emoni hat eine zweijährige Tochter, lebt bei ihrer Großmutter und arbeitet nach der Schule in einem Burgerladen, um etwas zum Lebensunterhalt beizutragen. Es gibt nur einen Ort, der Emoni all ihre Verantwortung vergessen lässt: die Küche. Das Kochen ist ihre Leidenschaft, das Kochen ist es, das sie alles vergessen lässt. Das Kochen ist ihre Begabung und die Menschen, die ihr Essen probieren sagen, dass in ihren Gerichten etwas Magisches steckt, welches im Inneren berührt. Doch nun, kurz vor Ende der High School, muss Emoni es irgendwie schaffen auch an sich selbst zu denken, um ihre Träume verwirklichen zu können…

Selten habe ich mich nach Beenden eines Buches so rundum wohl und glücklich gefühlt. Elizabeth Acevedo hat es geschafft ein Wohlfühlbuch zu schreiben, das mich tief in meinem Herzen berührt hat. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass mich die Geschichte derart berühren würde und bin deshalb NetGalley umso dankbarer, dass sie mir dieses E-Book zugesandt haben.

„Soul Food“ fühlt sich ein bisschen wie ein Episodenroman an. Die Kapitel sind unglaublich kurz gehalten und enthalten immer kurze Einblicke in das Tagesgeschehen von Emoni. Man erfährt mit wem sie zusammen zur Schule geht, wie sie Emma, ihre Tochter, bekommen hat und wie sie ihr Leben meistert. Man erlebt mit welche Steine Emoni ständig in den Weg gelegt werden und wie die junge Frau auf ihre ganz besonnene und ruhige Art damit umgeht.

Ich habe Emoni sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine verantwortungsbewusste junge Frau, die zwar eigentlich weiß, was sie will, diese Träume jedoch immer zugunsten ihrer Tochter und ihrer Großmutter hintenanstellt. Und das, obwohl vor allem ihre Großmutter dies nie von ihr verlangt hat. Emoni ist ein Mensch, der eine unfassbare Ruhe ausstrahlt und mit viel Leidenschaft Aufgaben erledigt, wenn sie für etwas brennt. Und für eine Sache brennt sie ganz besonders: das Kochen. Ich habe es geliebt, wenn Szenen vorkamen, in denen Emoni ihrer Begabung nachgeht und unfassbar leckere Gerichte kocht. Es war so schön zu sehen, mit wie viel Herzblut sie ihre Aufgaben erfüllt hat und mit wie viel Freude sie dem Kochen nachgeht. Als sie den Culinary Arts Kurs an ihrer Schule besucht lernt Emoni noch so viel mehr dazu und macht eine entscheidende Entwicklung durch.
Dies ist während des gesamtes Buches deutlich zu spüren. Emoni lernt nicht nur beim Kochen dazu, sondern beginnt über sich selbst hinaus zu wachsen, sich nicht immer alles gefallen zu lassen, sich aber auch auf Neues und Unbekanntes einzulassen, einmal an sich zu denken und gleichzeitig ihre Familie dennoch im Blick zu behalten. Es war so schön zu sehen, wie Emoni eine noch stärkere und reifere junge Frau geworden ist, als sie es sowieso schon war. In diesen Augenblicken war überdeutlich zu spüren: sie ist kein Teenager mehr, der irgendwie in der Luft hängt, sondern eine junge Erwachsene, die bereit ist die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nicht nur für andere, sondern vor allem für sich selbst. Das hat mich unglaublich glücklich für Emoni gemacht.

Auch wenn das Buch hauptsächlich durch Emoni getragen wird, so sind auch die Nebencharaktere, allen voran ihre ‚Buela, durchweg sympathisch. Emoni hatte nie eine wichtigere Bezugsperson als ihre Großmutter und das spürt man durch jede Seite. Sie ist immer für sie da, unterstützt sie, bringt sie auf den richtigen Weg und liebt ihre Enkelin über alles. Ich habe die Szenen mit ‚Buela sehr geliebt und oft gelacht, denn sie war für mich eine absolut geniale Oma. Auch Angelica, Emonis beste Freundin, gibt ihr den nötigen Halt, rüttelt sie wach, stellt die richtigen Fragen und hat oft auch die perfekten Antworten parat. Diese Freundschaft fand ich so schön beschrieben und dargestellt. Unterstützend, aufrichtig und voller Liebe. Dann gibt es noch Malachi, den Love-Interest, der zunächst nur ein guter Freund ist und sich später dann zu sehr viel mehr entwickelt. Ein so ruhiger und angenehmer Charakter. Er hat Emoni immer den nötigen Raum gelassen, sie nie bedrängt oder ihr ein ungutes Gefühl gegeben. Er hat immer einen Schritt zurück gemacht, bevor Emoni darum bitten musste und das hat ihn auch mein Herz erobern lassen.
Einzig Tyrone, der Vater von Emma, hat mich so einige Nerven gekostet. Kaum bekommt er, durch irgendwelche Quellen die Emoni anscheinend beobachten, davon Wind, dass sie jemanden kennengelernt hat, lässt er den „Beschützer“ heraushängen und spielt sich auf, als hätte er irgendein Recht dazu Emoni zu sagen mit wem sie ihre Zeit verbringen kann und wem sie seine Tochter vorstellen darf. Und das, obwohl er selbst seine Tochter ständig mit anderen Mädchen bzw. Frauen zusammenbringt. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Dennoch hat sich Emoni ihm gegenüber immer ruhig verhalten, hat versucht ihm klar zu machen was ihr wichtig ist und nie wirklich mit ihm gestritten und das, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte.

FAZIT

Dieses Buch war genau das Richtige für mich in der aktuellen Prüfungsstress-Phase. Mit „Soul Food“ konnte ich abschalten, mich Emoni und ihrem turbulenten Leben widmen und habe jede Sekunde davon wirklich genossen. Ihre Entwicklung war einfach wunderschön mitzuerleben. Dieser Coming-of-Age-Roman hat so viel Liebe, Leidenschaft und irgendwie auch Magie ausgestrahlt, dass ich nur mit einem Lächeln darauf zurückblicken kann. Es ging um kulturelle und ethnische Familienbande, die auf die unterschiedlichsten Weisen bedeutsam für Emoni waren und sind. Und gleichzeitig wurde auch die Botschaft gesendet: du kannst als Jugendliche Mutter werden und musst dich nicht dafür schämen. Du bist deshalb nicht weniger Wert, sondern genauso viel wert wie alle anderen. Du kannst es schaffen und deine Träume wahr werden lassen. Diese Geschichte hat mich einfach glücklich gemacht und ich kann sie euch wirklich nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Keine Empfehlung

Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan
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Rezensionsexemplar

INHALT

Mit einem Workaholic als Mann und zwei Kindern, die zu launischen Teenagern geworden sind ist Patricia Campbell zu einer unzufriedenen Ehefrau und Mutter geworden. Als sie sich ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Mit einem Workaholic als Mann und zwei Kindern, die zu launischen Teenagern geworden sind ist Patricia Campbell zu einer unzufriedenen Ehefrau und Mutter geworden. Als sie sich auch noch um ihre pflegebedürftige Schwiegermutter kümmern muss, fühlt sie sich von allen alleingelassen. Nur eines ist für Patricia ein Lichtblick: der Buchclub mit ihren besten Freundinnen. Dort kann sie ihrer Leidenschaft für True Crime ungehindert nachgehen.

Dann wird ihr Leben jedoch um hundertachtzig Grad gedreht, als Patricia von ihrer dementen Nachbarin attackiert wird und deren Großneffe James Harris in ihr Leben tritt. Er ist belesen, viel gereist und sieht dazu noch unverschämt gut aus. Als dann im weniger wohlhabenden Viertel der Stadt immer mehr Kinder verschwinden, beginnt Patricia misstrauisch zu werden. Was weiß sie wirklich über James Harris? Hat sie vielleicht einen Fehler begangen, als sie ihn in ihrem Haus und Leben willkommen hieß?

Als ich das Cover dieser Geschichte gesehen habe, war sofort mein Interesse geweckt. Der Klappentext hat mich ebenfalls von sich einnehmen können und so habe ich nicht lange gezögert und „Southern Gothic“ beim Bloggerportal angemeldet. Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares!

Der Anfang des Buches hat mich direkt eingenommen. Ich fand Patricia eine recht interessante Figur, in der ich viel Potential gesehen hatte. Wir befinden uns inmitten der Südstaaten der 80er und 90er Jahre und das traditionelle Familienbild wird hier gelebt: Vater, Mutter, Kind. Der Vater bringt das Geld nach Hause, die Mutter ist nur dazu da zu putzen, zu kochen und die Kinder zu erziehen. Bereits zu Beginn des Buches wurde deutlich, dass Patricia mit diesem Leben eigentlich nicht zufrieden ist. Sie vermisst ihre Arbeit als Krankenschwester sehr, fühlt sich gelangweilt und gleichzeitig gestresst was die alleinige Verantwortung für die beiden Kinder anbelangt. Ihr Mann Carter ist ihr keinerlei Hilfe, was mir von Anfang an sauer aufgestoßen ist. Der Buchclub ist das einzige, was Patricia dazu bringt sich gegen das traditionelle Leben aufzubegehren, denn die Lektüre über wahre Verbrechen und Serienkiller bringen ihr den fehlenden Kick im Leben. Sie genießt es, sich mit ihren Freundinnen darüber auszutauschen und sich auch so mal, losgelöst von ihren Männern, zu unterhalten.

Der erste spannende kleine Höhepunkt war der Moment, als Patricia aus dem Nichts von ihrer Nachbarin angegriffen wird. Zunächst fand ich die Beschreibungen teilweise sehr abstoßend und unpassend. Es war mir einfach etwas zu viel und zu detailliert. Anschließend lernt die Hausfrau ihren neuen Nachbarn James Harris kennen, der eigentlich seine Großtante pflegen wollte. Patricia fühlt sich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen. Er war jung, gutaussehend, geheimnisvoll und schenkte ihr Aufmerksamkeit, die sie von ihrem Mann so schmerzlich vermisste. Sie hat irgendwie das Bedürfnis Zeit mit ihm zu verbringen. Doch kaum ist James Harris in der Stadt aufgetaucht häufen sich seltsame Ereignisse. Nicht zuletzt benimmt sich Miss Mary, die Schwiegermutter von Patricia, in der Gegenwart von James Harris noch seltsamer als sonst. Sie scheint ihn mit jemandem aus ihrer Vergangenheit zu verwechseln, wirkt jedoch zunehmend verstört von ihm.
Diese Ereignisse haben mir natürlich die nötigen Hinweise bereits geliefert, um James Harris zu verdächtigen. Patricia jedoch verschließt ihre Augen komplett davor. Sie tut alles ab, was die alte Dame sagt und nimmt sie nicht wirklich für voll. In einer realen Situation würde es mir wahrscheinlich auch nicht anders gehen, doch spätestens nach einem schrecklichen „Überfall“, den ich hier nicht näher ausführen möchte, und der den Tod von Miss Mary zur Folge hatte, hätte ich ganz anders auf den Mann geschaut. Patricia jedoch verschließt weiter die Augen, bis sie mit den verschwundenen Kindern konfrontiert wird und etwas herausfindet, das ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Sie versucht ihre Freundinnen davon zu überzeugen und als sie genügend Indizien gesammelt haben und zur Polizei gehen wollen werden sie von ihren Ehemännern gestoppt.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt war das Buch für mich gelaufen. Das Buch hat nur noch den puren Sexismus reproduziert. Die Frauen wurden von ihren Männern klein gehalten, für dumm verkauft, erniedrigt, geschlagen, gedemütigt und nicht für voll genommen. Sie wurden alle als Dummchen hingestellt, die sich aufgrund ihrer Lektüreauswahl in etwas verrannt hatten, das nicht real war. Sie alle sollten sich bei James Harris entschuldigen, der natürlich prompt auf der Bildfläche auftauchte. Schließlich war er ein wohlhabender ernstzunehmender weißer Mann, der ihnen allen half irgendwelche Geschäfte zu machen. Keine der Frauen hatte eine Chance, ihre Männer verboten ihnen den Mund, unterstellten ihnen fast schon Wahn. Und das in den 1990er Jahren.
Ich darf wohl erwarten, dass ein Buch, welches 2021 erscheint, nicht mehr mit solchen Rollenstereotypen um sich werfen muss. Noch dazu auf diese krasse Art und Weise. Ja in den 1990er Jahren waren diese Stereotypen noch viel gefestigter als heute, doch ganz ehrlich, in diesem Buch geht es um Vampire, wieso also nicht auch ein wenig Gleichberechtigung einbauen? Oder Situationen auf andere Weise lösen, als mit den alles beherrschenden Männern, die sowieso alles besser wissen?

Noch dazu kam ein weiterer Punkt, der mich immens gestört hat. Es scheint so, als wäre der besagte Vampir nicht nur ein Vampir, sondern auch noch ein Rassist. Denn, oh Wunder, er griff fast ausschließlich schwarze Kinder an. Was natürlich dann den white saviourism zum Vorschein brachte, denn die Hausfrauen versuchten sich gegen das Monster zu stellen, um die armen, ungebildeten und in schlechten Verhältnissen lebenden Schwarzen zu retten. Es war einfach schrecklich. Erst im Nachgang fiel mir auch auf, wie grundsätzlich BiPoC in diesem Buch dargestellt bzw. behandelt wurden: als gesichts- und teilweise auch namenlose Dienstleisterinnen, die hauptsächlich für die reichen Weißen zu putzen hatten. Einzig Mrs. Greene bekam ein Gesicht aber auch nur im Kontext ihrer Bitte an Patricia ihr zu helfen, da sie als Schwarze sowieso nicht ernst genommen werden würde. Gerade diese Details fand ich einfach unnötig. Wieso sind die BiPoC nur dazu da, um vom Vampir getötet zu werden? Wieso müssen sie in ärmlichen und schrecklichen Verhältnissen leben? Es wird mir wohl nie in den Kopf gehen. Auch hier greift wieder das Argument: in dem Buch gibt es Vampire, wieso also nicht eine mittelständische BiPoC Familie, die nicht durch Putzjobs ihren Lebensunterhalt bestreitet?

Was mich im Nachhinein auch mit wenig Begeisterung erfüllte waren die Charaktere an sich. Was ich an Patricia zunächst spannend und interessant fand, hat sich nach und nach in eine farblose Frau verwandelt. Sie sagte ja und amen zu allem, was ihr Mann ihr vorschlug. Sie wurde nahezu willenlos und ordnete sich einfach unter, ohne selbst über irgendetwas nachzudenken. Sie verhielt sich ihren Kindern gegenüber absolut seltsam und (auch wenn ich von Kindererziehung wirklich nichts verstehe) hat sie diese auch einfach seltsam erzogen. Viele Gespräche liefen in eine seltsam unangenehme Richtung und ich habe manchmal etwas Fremdscham verspürt.
Je weiter das Buch fortschritt, desto eindimensionaler wurde die Protagonistin, bis fast nichts mehr von ihr übrig war. Ich wurde an den spannendsten Seiten eher gelangweilt, als wirklich unterhalten.
Das einzige, was ich Grady Hendrix wirklich zugute halten muss ist, dass mir der Schreibstil wirklich gut gefallen hat. Ich mochte die Art, wie Dinge beschrieben wurden, allerdings nicht alles, denn er neigt eindeutig dazu brutale und ekelhafte Szenen en Detail darzustellen. Darauf hätte ich öfter verzichtet. Allerdings kann man sich durch diese guten Beschreibungen auch alles sehr gut vorstellen, was durchaus ein Vorteil sein kann.

FAZIT

Alles in allem ist „Southern Gothic“ ein sexistisches und rassistisches Buch, das den Protagonist
innen jegliche Farbe nimmt, sie zu eindimensionalen Figuren macht, die keinerlei selbstständiges Denken vermögen. Je weiter ich in dem Buch voran kam, desto schlimmer wurde der Eindruck. Die Handlung ergab für mich teilweise kaum mehr richtigen Sinn und meine Wut über viele der Kapitel überwog. Ich konnte das Buch vor allem am Anfang genießen, doch nach knapp 200 Seiten war dieser Genuss für mich vorbei. Sehr schade, denn ich hatte wirklich große Hoffnungen.

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