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Veröffentlicht am 10.07.2019

Leider eine große Enttäuschung

Die Magdalena-Verschwörung
10

Inhalt

Am Hof von Margarete von Österreich genoss Anne Boleyn 1513 und weitere Jahre eine wahrlich gute Erziehung. Sie nahm an Pilgerreisen teil, wurde in Musik unterrichtet und wurde in Flandern zu der ...

Inhalt

Am Hof von Margarete von Österreich genoss Anne Boleyn 1513 und weitere Jahre eine wahrlich gute Erziehung. Sie nahm an Pilgerreisen teil, wurde in Musik unterrichtet und wurde in Flandern zu der gebildeten jungen Frau, die später am Hof von König Heinrich VIII. allen Männern den Kopf verdrehte. Doch Margarete von Österreich und später die französische Königin unterrichteten Anne nicht nur, sondern lehrten sie, dass viel mehr in ihr steckt, als sie für möglich hielt. Ihr wurde ein Geheimnis offenbart, das so viel Größer war, als alles, was sich das junge Mädchen nur vorstellen konnte und ihr gesamtes Leben wurde durch diese Erziehung beeinflusst.
In der Gegenwart untersuchte Maureen in Frankreich einen atemberaubenden Fund, den sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und zwei weiteren Freunden gemacht hatte. Er würde die gesamte Geschichtsschreibung im Bezug auf Anne Boleyn verändern. Doch es scheint so, als hätte jemand dagegen, dass etwas über diese bedeutende Frau veröffentlicht wurde, denn eine bekannte feministische Autorin wurde auf brutale Weise ermordet und auch Maureen könnte in sein Visier geraten.


Bevor ich auf meine eigentliche Rezension zu sprechen komme, möchte ich einige Worte bezüglich meiner Bewertung loswerden. Diese Wertung trifft vor allem die deutsche Ausgabe dieses Buches, denn sie weicht vom amerikanischen Original ab. Die Autorin hatte ursprünglich einen reinen historischen Roman zu Anne Boleyn und ihrer Zeit in Flandern und Frankreich geschrieben. Bastei Lübbe jedoch entschied, einen Gegenwartspart hinzuzufügen, welchen die Autorin ebenfalls schrieb, jedoch ursprünglich nicht geplant hatte. Dies hat meine Wertung maßgeblich beeinflusst, da in meinen Augen sehr deutlich zu spüren war, dass dieser Teil zusätzlich hinzugefügt wurde. Eine Verbindung zwischen Vergangenheits- und Gegenwartsteil war kaum herzustellen. Außerdem habe ich mir mit dem Klappentext und dem Label des Buches sehr schwer getan. Der Klappentext, der auf der Verlagsseite zu finden ist, gibt nicht ansatzweise das wider, das tatsächlich in diesem Buch geschieht, die Geschichte einen Thriller zu nennen ist außerdem ebenfalls mehr als falsch. Dieses Buch enthält nur einen kleinen Funken Spannung und verdient deshalb keinesfalls die Beschreibung „Thriller“. Mich hat diese Tatsache sehr geärgert und tut es noch. Ich kann bis zu einem gewissen Grad verstehen, wieso der Verlag entschieden hat, einen Gegenwartsteil hinzuzufügen. Die Autorin hat bereits Bücher mit ähnlicher Thematik und den selben Charakteren als Reihe veröffentlicht und dieser Teil sollte sich im deutschen Verlag einreihen. Möglicherweise steigern sie so die Verkaufszahlen. Ich weiß es natürlich nicht genau, doch die Entscheidung ist in meinen Augen nicht unbedingt glücklich gewesen. Durch den Gegenwartsteil sollte ein Thriller aus dem Buch gemacht werden, das eindeutig kein Thriller war. Ich will der Autorin nicht unterstellen, dass sie mit weniger Begeisterung an diesem zusätzlichen Teil geschrieben hat, doch dieses Gefühl wurde mir vermittelt. Der Verlag hat sich aus meiner Sicht keinen gefallen damit getan und das hat sich sehr deutlich in meiner persönlichen Wertung ausgeschlagen.

Ich habe das Buch durch die Lesejury bekommen und war vor allem durch die Leseprobe sehr begeistert. Die Geschichte klang ungemein spannend und deshalb habe ich mich auch erst für die Leserunde beworben. Es sollte ein spannender Thriller werden, in dem es um grausame Morde mit historischem Hintergrund geht. Doch leider, wie ich schon in meinem kleine „Vorwort“ angedeutet habe, hat das mit dem Buch und mir alles andere als gut funktioniert.

Der Beginn hat mir ganz gut gefallen. Ich mochte ja die Leseprobe schon und dies konnte ich beim zweiten Mal lesen wieder sagen. Es kam Spannung auf, man wollte wissen, was es mit dem Mord a la Anne Boleyn auf sich hat und wie die Londoner Polizei damit umgehen wird. Außerdem habe ich mich auf tolles Rätselraten gefreut und nichts davon habe ich bekommen.
Der Vergangenheitsteil rund um Anne Boleyn und ihre Zeit in Flandern hat mir ganz gut gefallen. Es ist nicht viel darüber bekannt, wie genau Anne aufgewachsen ist und was sie dort alles erlebt hat. Man weiß, dass sie in Flandern bei Margarete von Österreich war und dort eine sehr gute Ausbildung und Erziehung genossen hat. Margarete von Österreich war eine sehr bedeutende Frau für ihre Zeit und hat der jungen Anne Boleyn sehr gut getan. McGowan beschreibt Anne als wissbegieriges, Gescheides und wunderschönes Mädchen, das für ihren Glauben brennt und für ihre Überzeugungen eintreten möchte. Auch ihre Zeit in Frankreich wird sehr schön beschrieben. Wie sie Königin Claude als Hofdame dient, ihr zur Seite steht und gemeinsam mit ihr eine Pilgerreise unternimmt. Doch das reicht nicht aus, um mehr als ein historischer Roman zu sein. Und dann nicht einmal ein besonders guter historischer Roman. Der Schreibstil der Autorin ist ganz gut, doch ihre Erzählstimme passt in meinen Augen nicht zu einem historischen Roman. Sie hat im Verlaufe der Geschichte dazu geneigt, sehr viele Fakten auf wenige Seiten zu packen und kaum Tiefe in das Erzählte zu legen. Alles wird nur irgendwie aneinander gereiht und die Zusammenhänge werden irgendwie erklärt aber doch nicht wirklich näher gebracht. Ich kenne mich bei Anne Boleyn relativ gut aus, sobald sie am englischen Hof war und dieses Kapitel wurde in „Die Magdalena – Verschwörung“ nur ganz kurz angerissen oder eher einfach nur aufgezählt, was passiert ist. Ich fand es sehr schade, dass einer Pilgerreise Seite um Seite gewidmet wurde, die quasi ein wichtiger Wendepunkt in Annes Leben darstellen soll und dann das, was ihr Leben letztlich eigentlich ausgemacht und für immer verändert hat, auf ganz wenigen Seiten abgehandelt wird.
Außerdem soll alles in irgendeinen mystischen Zusammenhang gebracht werden, der irgendwie erklären soll, wieso all das mit Anne geschehen ist und aus welchem Grund das alles passieren musste und davon klärt die Autorin in keinem Nachwort etwas auf. Sie lässt den Leser mit irgendwelchen halbgaren Gedankengängen zurück, von denen niemand weiß, ob sie tatsächlich in der Wissenschaft diskutiert werden oder einfach nur ein Hirngespinst sind, das sich die Autorin ausgedacht hat, um eventuell etwas Spannung aufzubauen. Was ihr allerdings in keinem Fall gelungen ist. Auch die Umstände, weshalb Anne hingerichtet wurde, lässt die Autorin mit einer neuen Theorie erklären, von der ich noch nie gehört habe. Das könnte durchaus möglich sein, doch ich weiß nicht woher die Autorin diesen Gedanken hat. Es wurde einfach nichts belegt. Ich muss also entweder selbst recherchieren, inwieweit Wissenschaftler in diese Richtung forschen, der Autorin glauben und denken, das wäre tatsächlich eine Hypothese oder es als künstlerische Freiheit sehen. Darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen, was ich schade finde.

Der Gegenwartspart, der von der Autorin ursprünglich ja gar nicht gewollt war, hat mich aber noch viel mehr enttäuscht, als der Vergangenheitspart. Es gab zwar einige wenige Überschneidungen, die durch sehr fragwürdige „Zufälle“ herbeigerufen und ebenfalls mit mystischen Details in einen Zusammenhang gebracht wurden, doch eigentlich waren es zwei verschiedene Geschichten die nichts miteinander zu tun hatten. Die Morde, die in der Gegenwart geschehen spielen m Prinzip keine große Rolle. Die Charaktere fühlen sich weder bedroht, noch in Gefahr, noch sind sie irgendwie traurig oder im Schock, nachdem jemand stirbt, den sie erst vor kurzem noch getroffen haben. Es spielt eigentlich überhaupt keine große Rolle, ob jemand tot ist, denn das mystische und geheime Schloss, welches von den Protagonisten gekauft wurde, beherbergt so viele Geheimnisse, dass es eigentlich egal ist, wenn jemand tot ist. Polizeiarbeit wird zwar angedeutet, kommt aber viel zu kurz. Es gibt keinen Spannungsbogen, der sich zuspitzt und letztlich gibt es auch keine glaubwürdige Aufklärung. Nichts wird richtig aufgelöst. Weder wie die Morde geplant und ausgeführt werden konnten und welche wirklichen Beweggründe der Täter hatte. Was das alles mit Anne Boleyn zu tun haben sollte hat sich mir außerdem auch überhaupt nicht erschlossen, die Zusammenhänge wurden mir einfach überhaupt nicht klar und das hat mich nur noch mehr geärgert. Alles in allem konnte die Handlung mir auch keine Überraschung auftischen. Ein angedachter Twist ist mir nach kürzester Zeit klar gewesen und jegliche Art von Zusammenhängen war komplett durchschaubar. Auch der Täter geriet recht schnell in Verdacht, was die Langeweile weiter steigerte. Es gab einfach keine Spannung, nichts überraschendes und kein Twist, der mich an die Seiten gefesselt hat.

Letztlich führt auch die Aufschrift „Thriller“ und der Klappentext zu einer Verwirrung und Enttäuschung, vor der ich sämtliche Leser warnen möchte. Deshalb schreibe ich bei meinen Rezensionen immer eine eigene Inhaltsangabe, da ich nie zu viel oder zu wenig verraten möchte. Bei Die Magdalena-Verschwörung werden mit dem Klappentext völlig falsche Erwartungen geweckt, die unweigerlich in eine riesengroße Enttäuschung münden. Es wird eine ganz andere Geschichte vermittelt, als die, die ich gelesen habe. Ich mochte den historischen Teil eigentlich schon, da ich Anne Boleyn eben faszinierend finde und es durchaus wichtig finde, die Meinung zu unterstützen, dass sie alles andere als eine Hure war, die den König nach Strich und Faden betrog. Sie hat das alles nicht getan und wurde nur deshalb hingerichtet, weil sie keinen Sohn zur Welt bringen konnte. Doch wer sich hierfür eben nicht interessiert, der hat mit diesem Buch keinen Spaß. Es ist doch alles recht trocken und teilweise sehr langweilig geschrieben. Gleichzeitig ist es auch hilfreich, wenn man sich schon etwas mit der Geschichte der Tudors auskennt und ich meine, wer das Buch als Thriller kauft, muss nicht unbedingt Liebhaber von historischen Romanen bzw. der Tudorzeit sein. Ich bin wirklich sehr unzufrieden damit, wie das Buch beworben wird und deshalb auch sehr enttäuscht von der Handlung, weil ich einfach etwas ganz anderes bekommen habe, als ich erwartete.

Fazit

Weder der Schreibstil, noch die Handlung konnten mich auch nur ansatzweise überzeugen. Die Autorin schafft es nicht mich in ihren Bann zu ziehen. Es ist ihr weder gelungen einen besonders guten historischen Roman zu schreiben, noch auch nur einen ansatzweise ernst zu nehmenden Thriller. Das Label, das der Verlag dem Buch gegeben hat, passt in keiner Weise zu dem Inhalt des Buches und auch der Klappentext führt, meiner Meinung nach, komplett in die Irre. Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an die Geschichte herangegangen und deshalb ist es bei mir und dem Buch auch völlig schief gegangen. Ich kann euch das Buch überhaupt nicht empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 30.01.2019

Leider nicht das, was ich mir erhofft hatte...

Deine letzte Lüge
1

Inhalt
Caroline Johnson hat sich vor einem Jahr ihr Leben genommen. Ihr Mann tat genau dasselbe nur wenige Monate zuvor. Anna, ihre gemeinsame Tochter, leidet schwer unter dem Verlust unter ihren Eltern ...

Inhalt
Caroline Johnson hat sich vor einem Jahr ihr Leben genommen. Ihr Mann tat genau dasselbe nur wenige Monate zuvor. Anna, ihre gemeinsame Tochter, leidet schwer unter dem Verlust unter ihren Eltern und fragt sich, was die beiden dazu bewegt hat, sich in den Tod zu stürzen. Sie beginnt nachzuforschen, als sie eine ominöse Nachricht im Briefkasten findet und stößt auf Lügen und Ungereimtheiten, die sie langsam aber sicher in Gefahr bringen, denn manche Dinge sollte man lieber ruhen lassen…


Die Lesejury gibt den angemeldeten Mitglieder jeden Mittwoch die Chance auf einen Thriller, der neu erscheint. Dadurch bin ich auf „Deine letzte Lüge“ aufmerksam geworden. Der Klappentext klang unheimlich spannend und die Leseprobe hat mich gepackt. So viele Fragen waren offen, die ich unbedingt lösen wollte und so habe ich mich auf die Leserunde beworben. Zu meinem Glück bekam ich eine positive Rückmeldung und habe das Buch im Januar gelesen. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

In die Geschichte hineinzufinden ist einfach. Man bekommt die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Von Anna, der eigentlichen Protagonistin, von Murray, ein pensionierter Polizist, der sich den Fall von Anna annimmt und einer Person, die in kursiver Schrift erzählt, und die Vergangenheit etwas beleuchtet, was einen deutlicheren Blick auf Annas Familie bedeutet.
Ich mochte diese Aufteilung sehr, denn man bekommt so jegliche Zusammenhänge zu fassen. Gedankengänge von unterschiedlichen Personen haben sich für mich zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Natürlich sind zu Beginn nur Fragen aufgeworfen worden und nicht beantwortet, doch je tiefer man in die Geschichte eingetaucht ist, desto klarer wurde das Bild.

Die Autorin hat einen wirklich angenehmen Schreibstil und man spürt genau, dass man tiefer graben muss, um den Selbstmorden von Annas Eltern wirklich auf den Grund zu gehen. Wieso haben sie sich umgebracht? Wieso auf dieselbe Weise und in so kurzen Zeitabständen? Was hat sie belastet? Und wieso lässt dieser ominöse Brief Anna so sehr daran zweifeln, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist?
Eigentlich sollte die Geschichte nun spannungsgeladen loslegen. Man sollte den Thrill spüren, den psychologischen Druck dem Anna sich stellen muss. Welche Geheimnisse haben ihre Eltern umgeben? Was hat sie als Tochter verpasst und wieso schwebt sie jetzt in Gefahr? Wer hat es auf ihre Familie abgesehen? Doch ich muss leider sagen, dass dieser Thrill, die Aufregung, all das.. einfach nicht zu mir durchgedrungen ist. Recht schnell hat sich eine Idee in mir gefestigt, wie sich das Ganze lösen könnte und nach und nach fand ich immer mehr Hinweise darauf, dass es sich tatsächlich so zugetragen hat. Die Spannung war bei mir komplett raus. Es war viel zu leicht und zu einfach, nichts wurde dem Zufall überlassen.

Gleichzeitig war mir Anna als Protagonistin einfach nicht sympathisch. Ich konnte ihren Charakter nicht richtig greifen und ihr Verhalten teilweise überhaupt nicht nachvollziehen. Sie ließ sich teilweise zu komplett falschen Entscheidungen drängen, denn ihr Lebensgefährte hat sie doch recht fest im Griff. Sie will eigentlich unabhängig sein und selbst einen Weg zur Lösung finden, lässt sich aber immer wieder beeinflussen. Hier hat die Autorin in meinen Augen auch einen Fehler begangen, den ich aber leider nicht weiter ausführen kann, um euch nicht zu spoilern. Doch man kann genau erkennen, dass sie ursprünglich einen anderen Ausgang für die Geschichte geplant hat, in dem ein weiterer Charakter eine entscheidende Rolle spielen sollte. Dies hat sie aber nicht realisiert, die Hinweise auf diesen anderen Charakter aber nicht verändert und somit wollte sie wahrscheinlich Spannung erzeugen. Für mich war es unnötige Verwirrung, die nur Unruhe in die Handlung gebracht hat, anstatt tatsächlich einen anderen Charakter in den Fokus zu rücken.

Das Ende hat dann doch wieder etwas Spannung hinein gebracht, denn eine Wendung habe ich nicht kommen sehen. Trotzdem war auch das teilweise etwas überspitzt und zu unruhig. Man wird von der einen Szene in die nächste geworfen und die komplette Action, die im ganzen Buch hätte verteilt werden können, wurde auf die letzten Seiten gepresst. Und allein diese actionreichen Szenen machen für mich eben keinen Psychothriller aus. Das Buch ist eher ein Spannungsroman oder ein Familiendrama mit Krimielementen.

Der Abschluss des Buches hat mir letztlich dann überhaupt nicht mehr gefallen, denn dort wird ein Kreislauf angestoßen, der mich nicht in Spannung versetzt, wie es vielleicht gedacht war, sondern eher zum Gähnen bringt. Eigentlich finde ich offene Enden nicht allzu schlimm, bei diesem Buch aber überhaupt nicht passend. Es sollte ein endgültiger Abschluss da sein, der keine wilden Spekulationen mehr zulässt. So passt das Ende jedoch zur Unruhe die das gesamte Buch über geherrscht hat.

Fazit

„Deine letzte Lüge“ hätte so viel Potential für einen genialen Psychothriller gehabt und die Autorin vergibt fast jede Chance dazu. Nichts ist richtig spannend, nur ein Detail konnte mich tatsächlich überraschen und das Ende hat mich überhaupt nicht zufriedengestellt. Das gesamte Buch über herrschte eher Unruhe und teilweise empfand ich sogar Langeweile. Für mich ist das Buch eher ein Spannungsroman und in keinster Weise ein Thriller, da die wenigen actiongeladene Szenen eben keinen Thriller ausmachen. Sehr schade, denn ich hatte wirklich Lust auf einen genialen Thriller.

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Veröffentlicht am 05.12.2018

Eine tolle Grundidee, deren Potenzial verschenkt wurde

Unter dem Messer
2

Inhalt
Heute soll der große Tag von Rita Wu sein: die renommierte Chirurgin des Turner Hospitals soll die erste vollständig robotergesteuerte Operation durchführen. Doch dann hört sie kurz vor der Operation ...

Inhalt
Heute soll der große Tag von Rita Wu sein: die renommierte Chirurgin des Turner Hospitals soll die erste vollständig robotergesteuerte Operation durchführen. Doch dann hört sie kurz vor der Operation eine Stimme in ihrem Kopf. Die Stimme eines Mannes, den sie nur zu gut kennt: Morgan Finney.
Er teilt Rita ruhig mit, dass ihr ein Nano-Implantat injiziert wurde, wodurch er mit ihr sprechen und ihr Verhalten beeinflussen kann. Und Morgan Finney hat noch eine Rechnung mit Rita offen..


Als ich den Klappentext und die Leseprobe zu der Geschichte bei der Lesejury gelesen habe, war ich Feuer und Flamme. Ein Nano-Implantat im Kopf, das nicht nur Stimmen in den Kopf bringen können, sondern auch das Verhalten verändern kann. Einfach so. Ich habe eine Gänsehaut bekommen und wollte unbedingt wissen wohin die Geschichte geht. Als ich die Zusage für das Vorab-Exemplar bekommen habe, war ich sehr froh und gespannt auf das Buch. Herzlichen Dank dafür!

Der Beginn der Geschichte war sehr rasant und auch spannend. Man wird direkt ins Geschehen geworfen und hat kaum Anhaltspunkte sich zurecht zu finden, was mir am Anfang wirklich gut gefallen hat. So muss man sich selbst erlesen, was los ist und selbst überlegen was passiert sein könnte.

Die Geschichte ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, was einen Gesamtüberblick über die Geschehnisse bietet, was ich sehr gut finde. So lernt man nicht nur Rita kennen, die eine recht anstrengende Person ist. Sie ist erfolgreich und orientiert sich fast ausschließlich nach ihrer Karriere. Sie lässt niemanden an sich ran, versucht all ihre Probleme selbst zu lösen und handelt teilweise sehr egoistisch. Sie ist keine Sympathieträgerin, denn das, was zu Beginn vielleicht als zielstrebig und mutig gehandelt werden kann, wird im Verlauf der Geschichte fast schon zu einer Art Übermenschlichkeit. Nichts und niemand kann sich ihr in den Weg stellen und das hat mich vor allem zum Ende hin sehr gestört. Ihre Art und ihr Verhalten wurden für mich immer unglaubwürdiger und so konnte ich Dr. Rita Wu am Ende der Geschichte nicht mehr ernst nehmen. Auch die Entwicklung ihres Charakters war für mich nicht glaubwürdig und deshalb war ich irgendwann nur noch genervt von der Protagonistin.

Auch Morgan Finney kommt im Buch zu Wort und wird als der Bösewicht vorgestellt, der der Ärztin ein Implantat injiziert hat. Er ist von Rachegelüsten durchdrungen und möchte unbedingt Rita Wus Untergang auslösen. Dabei schreckt er vor nichts zurück und nutzt all seine Ressourcen. Finney ist unglaublich intelligent, reich und skrupellos, was sich durch das komplette Buch zieht. Trotzdem handelt auch er teilweise komplett out of character. Er macht Fehler, die man ihm zu Beginn der Geschichte nicht zugetraut hätte und das hat mich eher mit einem Stirnrunzeln zurück gelassen. Wie kann ihm so etwas entgehen? Er hat alles akribisch geplant und dann passiert das? Auch hier fand ich den Charakter sehr unglaubwürdig, obwohl ich ihn zu Anfang genial gefunden habe.

Finney arbeitet jedoch nicht allein, Sebastian fungiert zunächst eigentlich als sein Handlanger, der ebenfalls seine Stimme im Buch bekommt. Doch hier zieht sich ebenfalls das Muster durch: keine Glaubwürdigkeit. Handlungen außerhalb dessen, wie man sich den Charakter vorgestellt hat. Teilweise hat vor allem Sebastian etwas sehr gezwungenes. Ich hatte das Gefühl, der Autor wollte ganz unbedingt, dass dieser Charakter mehrere Facetten hat, doch das ist ihm ganz und gar nicht gelungen. Viel näher kann ich nicht auf ihn eingehen, da das dann doch ein Spoiler wäre.

Die vierte Perspektive ist Spencer und in meinen Augen hätte ich seine Perspektive nicht gebraucht. Doch auch hier habe ich genau verstanden was der Autor mit ihm vor hatte. Quasi von Anfang an. Es war klar, was der Hintergrund ist und weshalb auch er zu Wort kommen musste und das war während des Lesens wirklich frustrierend. Ich wusste, was seine Aufgabe war und deshalb war nichts was er getan oder gedacht hat je überraschend für mich. Eher langweilig und ohne jegliche Spannung.

Letztlich ist die Grundidee atemberaubend. Ein Implantat, das einen Menschen quasi willenlos macht. Wie gruselig ist das? Was kann einem Menschen durch ein solches Implantat angetan werden? Es ist grauenvoll. Und doch hat der Autor nichts von dieser grauenvollen Situation genutzt. Die Stimmung hätte so viel düsterer, gruseliger und schrecklicher sein können. Doch die Atmosphäre im Buch war nur wenig spannend. Es hat sich immer auf wenige Seiten beschränkt und dabei ist nie wirklich etwas passiert. Man wusste als Leser, dass man auf einen Showdown hinliest und doch war es mir persönlich völlig egal. Die Charaktere waren mir egal, der Verlauf der Handlung war mir egal, denn ich habe mich nicht abgeholt gefühlt. Dem Autor ist es nicht gelungen mich in seine Geschichte zu ziehen, weil mir einfach der thrill gefehlt hat.

Und dann kam das Ende, das ich wirklich unglaublich schrecklich gefunden habe. Alles wird nur noch unrealistischer und unwirklicher. Man liest und liest und schüttelt eigentlich nur noch mit dem Kopf. Die Handlung soll spannend und rasant sein, doch für mich waren das alles nur aneinandergereihte Szenen, die wenig miteinander zu tun hatten. Das Große Ganze ist überhaupt nicht so abgelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Es hat mir komplett an Spannung gefehlt und das Buch war für mich ganz und gar kein Thriller.

Fazit

Die Grundidee des Buches ist absolut gruselig und schrecklich. Doch der Autor hat jegliche Chance verstreichen lassen, diese grauenvolle Atmosphäre aufzubauen. Er hat sich in ellenlangen medizinischen Erklärungen verstrickt, hat Charaktere sinnlose Veränderungen durchmachen lassen und schließlich versucht irgendwie Spannung aufzubauen, was ihm jedoch nicht gelungen ist. Ich hatte keinen Spaß dabei das Buch zu lesen, weil es für mich kein Thriller war. Es gab wenige spannende Momente, wenig, was ich erraten konnte und nichts, bei dem ich dachte „Was passiert hier gerade“. Alles war klar und deshalb auch nicht überraschend. So auch das Ende, welches mich unfassbar aufgeregt und sehr genervt hat. Die Geschichte hatte ein unglaubliches Potenzial und daraus wurde leider nichts gemacht.

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Veröffentlicht am 06.10.2018

Unfassbar geniale Alternate History!

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Inhalt

Weimar 1942: Helene Bodenkamp hat eine sichere Arbeit im Nationalen Sicherheits-Amt. Sie ist dort Programmiererin und entwickelt mit großer Freude Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs ...

Inhalt

Weimar 1942: Helene Bodenkamp hat eine sichere Arbeit im Nationalen Sicherheits-Amt. Sie ist dort Programmiererin und entwickelt mit großer Freude Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Helene macht sich erst Sorgen um das, was sie da eigentlich tut, als ihre große Liebe Fahnenflucht begeht und untertauchen muss. Sie versucht mit allen Mitteln ihre Liebe zu schützen und gerät dabei nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern auch mit ihrem Vorgesetzten Eugen Lettke, der die Überwachungstechnik des Staates für eigene Zwecke benutzt und dabei immer mehr jegliche Grenzen überschreitet.
Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte? Was, wenn es damals schon Internet, Handys, E-Mails, Soziale Medien und deren totale Überwachung gegeben hätte? NSA zeigt, was hätte sein können.

Recht zufällig bin ich auf die Leserunde zu „NSA“ bei der Lesejury aufmerksam geworden. Ich bin nicht sehr häufig dort unterwegs und bewerbe mich nur dann, wenn mich ein Buch wirklich komplett anspricht. Als ich „NSA“ gesehen habe, konnte ich nicht anders, als mein Glück zu versuchen und als dann die Mail mit der Zusage kam war ich sehr überrascht. Ich durfte das Buch vorab lesen und habe mich unfassbar auf die Geschichte gefreut. Herzlichen Dank an die Lesejury und Bastei Lübbe für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Das Buch beginnt 1942 in Weimar, als Heinrich Himmler das Nationale Sicherheits-Amt besucht, um herauszufinden, ob es überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat. Man lernt Eugen Lettke und Helene Bodenkamp kennen, denn deren Geschichte wird in diesem Buch genauer erzählt. Durch die Einführung der beiden Protagonisten verlagert sich auch die Erzählung nach hinten und man erfährt als Leser nicht nur, wie sich der Einfluss des „Komputers“ entwickelt hat und sich in diese Zeit einfügen lässt, sondern auch genaueres über die Vergangenheit von Eugen und Helene. Wie leben sie, was haben sie für eine Familie, welche Bekannte und Freunde, wie sind sie ins Nationale Sicherheits-Amt gelangt und wie sind die beiden so geworden, wie sie zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte beginnt, sind? Gleichzeitig wird immer wieder ein Blick auf die technische Seite geworfen, was mir unheimlich gut gefallen hat.
Eschbach verknüpft auf erschreckend akkurate Weise reale Begebenheiten mit seiner Fiktion. Man kommt nicht nur einmal ins Grübeln, wo wir heute stehen und inwieweit es parallelen zu den Geschehnissen im Buch gibt. Schließlich haben wir auch nichts anderes als „Gemeinschaftsforen“, wie sie im Buch genannt werden, die bei uns eben Social Media wie Instagram, Facebook oder Twitter sind. Oder Cloud-Speicher, die im Buch Datensilos genannt werden. So vieles kommt zur Sprache, das uns in der heutigen Zeit mehr als nur geläufig ist und man überlegt sich einmal mehr: was gebe ich selbst über mich im Internet preis und was hätte es für einen Einfluss auf mich und mein Leben, würden diese Informationen gegen mich verwendet werden? Denn auch in diesem Buch „posten“ Menschen unüberlegt Gedanken in Foren, sogar in einer Art Online-Tagebuch und andere Menschen können diese geposteten Texte lesen, darauf reagieren und auch gegen sie verwenden.

Eschbach begeistert mich aber nicht nur mit dieser technischen Seite, die immer deutlicher die Angst vor Überwachung schürt, sondern auch mit seinen Protagonisten. Helene und Eugen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch landen sie an einem bestimmten Punkt an derselben Stelle: das NSA.
Eugen ist ein eher ruhiges, seltsames Kind, das in der Schule sehr unbeliebt ist und eher Mitleid erregt. Doch je älter er wird, desto grausamer werden auch seine Gedanken und das Mitleid verschwindet, je mehr man im Buch voran schreitet. Er zeigt zutiefst verstörende Verhaltensweisen und tut unverzeihliche Dinge. Dinge, die ich mir niemals im Traum hätte ausmalen können und die mir eine Gänsehaut bereitet haben. Um seine Ziele zu erreichen ist ihm jedes Mittel recht. Ich habe selten bei einem Charakter so einen ekel empfunden, wie bei Eugen und war gleichzeitig sehr beeindruckt vom Autor, dass er es schafft mir eine Person vorzusetzen, die ich abgrundtief verabscheue und trotzdem den Weg, den sie geht, mitverfolgen möchte. Ich wollte einfach wissen was Eugen im Verlauf des Buches widerfahren wird. Ob er mit seinen Machenschaften Erfolg haben wird oder nicht und wohin ihn seine Spielchen bringen werden. An die Spitze oder ans Ende?

Helene scheint das komplette Gegenteil von ihm zu sein. Ein gut erzogenes Mädchen aus einer reichen Familie. Sie soll den perfekten Umgang haben, tolle Noten schreiben. Einfach ein strahlendes Mädchen sein. Doch sie selbst fühlt sich in dieser Rolle nicht wohl. Sie kann mit den Rassengesetzten und genetischen Themen überhaupt nichts anfangen und kann trotzdem nichts gegen die Entwicklungen im Land ausrichten. Sie fügt sich ein, ohne darüber nachzudenken und obwohl sie sich in vielen Situationen unwohl fühlt, sagt sie nichts. Ihre Familie verhält sich noch viel verblendeter und spätestens mit ihrem Onkel Siegmund und seinem Schicksal, stellt Eschbach besonders heraus, wie stark eine Familie durch Propaganda verblendet wird. Die Entwicklung von Helene fand ich im Buch wirklich großartig. Sie wird selbstbewusster, mutiger und beginnt auch über Entwicklungen im Land nachzudenken. Auch wenn diese Einsicht recht spät kommt, so kommt sie immerhin. Der Verlauf ihres Lebens wird von Seite zu Seite spannender und ich bin ihr manchmal kopfschüttelnd und manchmal nickend gefolgt.

Je weiter man im Buch voran kommt, desto bedrückender wird die Stimmung. Die Überwachung durch die „Komputer“ nimmt immer mehr zu und die Technologie wird immer weiterentwickelt. Dieses Gefühl der totalen Überwachung, der Angst, dass jedes Wort und jede Tat irgendwo aufgezeichnet ist und vielleicht eines Tages gegen einen selbst verwendet wird. Man durchlebt während des Lesens so unterschiedliche Gefühle, denn das Buch ist grausam, verstörend aber auch unfassbar gewaltig. Und genau deshalb ist es auch so genial. Andreas Eschbach hat mit „NSA“ ein Gedankenspiel erschaffen, das sich nicht realistischer anfühlen könnte, denn er zeigt in diesen knapp 800 Seiten was in unserer Gesellschaft noch alles möglich sein könnte und was hätte sein können, wäre der „Komputer“ schon zu Zeiten Hitlers erfunden worden.

Vor allem jedoch das Ende fand ich absolut großartig. Es ist vielleicht nicht das, was sich manche Leser wünschen würden aber für dieses Buch einfach perfekt gewählt. Nichts daran hätte geändert werden dürfen, denn genau so sollte es sein. Ich weiß genau, dass mich dieses Buch noch sehr lange begleiten wird und ich werde immer und immer wieder darüber nachdenken was mit all meinen Daten im Internet so geschehen kann. Ich werde wohl nie vergessen, wie nah wir den Szenarien in dieser Geschichte bereits gekommen sind.

Fazit

„NSA“ ist ein Buch, das nicht so schnell loslässt und definitiv zum Nachdenken anregt. Es ist grausam und gleichzeitig großartig. Es ist ekelerregend und hat gleichzeitig Momente der Hoffnung. Es fesselt an seine Seiten und man kann kaum davon ablassen. Das Szenario ist nah an unserer eigenen Gesellschaft, auch wenn es in einer anderen Zeit spielt und man kann sich in diesem Gedankenspiel dem Gefühl nicht erwehren, dass all das, was dort passiert, auch in unserer Zeit geschehen kann. „NSA“ ist für alle eine Empfehlung, die gerne Gedankenspiele durchleben und nichts gegen Alternate History haben. Es ist genial geschrieben und fühlt sich zu real an, um wahr zu sein. Ein absolutes Highlight, das ich wirklich nur empfehlen kann.

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