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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2021

Tolle Fortsetzung

Der dunkle Wald
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Rezensionsexemplar

INHALT

Ye Wenjie hat vor vielen Jahren eine unglaubliche Entdeckung gemacht: auf einem anderen Planeten existiert intelligentes Leben. Doch durch diese Entdeckung schwebt die Erde ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Ye Wenjie hat vor vielen Jahren eine unglaubliche Entdeckung gemacht: auf einem anderen Planeten existiert intelligentes Leben. Doch durch diese Entdeckung schwebt die Erde in großer Gefahr, denn eine Invasion steht ihnen bevor. Trisolaris ist auf dem Weg und vier Menschen werden auserwählt als sogenannte Wandschauer unabhängig voneinander und unter strenger Geheimhaltung einen Abwehrplan zu entwickeln. Drei von ihnen sind berühmte Wissenschaftler und Politiker. Der vierte ist ein völlig Unbekannter.
Luo Ji ist Astronom und Soziologe und hat keinerlei wissenschaftliche Erfolge gefeiert. Dennoch wird er als Wandschauer auserwählt und weiß nicht, was er mit dieser Aufgabe anfangen soll. Doch plötzlich muss er feststellen, dass er der einzige der vier Wandschauer ist, den die Trisolarier um jeden Preis tot sehen wollen. Schließlich ist sein Plan ganz anders, als alles, was die Menschheit jemals getan hat.


Nachdem ich das Hörspiel zu „Die drei Sonnen“ zu Ende gehört habe ist sehr schnell klar gewesen, dass ich die Trisolaris Trilogie unbedingt weiterverfolgen möchte. Die Art, wie Cixin Liu schreibt hat mich komplett begeistert und so hat es nicht lange gedauert, dass ich „Der dunkle Wald“ angefragt und schließlich auch die Zusage bekommen habe. Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Der Anfang der Geschichte spiegelt die Unsicherheit und Angst der Menschheit im Bezug auf die bevorstehende Invasion der Trisolarier unglaublich gut wider. Man spürt von Seite 1 an, dass sich Angst breit macht und niemand genau weiß, wie man dem eigenen Ende entgegen sehen soll. Gleichzeitig sind sich alle Wissenschaftler und Politiker dessen bewusst, dass es noch Jahrhunderte dauern wird, bis die Flotte der Trisolarier tatsächlich im Sonnensystem angelangt. Sie haben also eigentlich genügend Zeit, um sich einen Plan auszudenken, der das Überleben der Menschheit sichert.
Die Frage ist jedoch, wie soll das gelingen, wenn man den eigenen Feind kaum kennt? Niemand weiß, wie fortschrittlich die Trisolarier wirklich sind. Was muss die Erde dieser Flotte entgegen setzen, um überhaupt eine Chance zu haben? Gibt es überhaupt eine Chance oder sollte man sich an Verhandlungen setzen? Doch was hat die Erde für Möglichkeiten, um eine Verhandlung überhaupt plausibel zu machen? Es gibt etliche Fragen die bedacht und diskutiert werden müssen und gleichzeitig schwebt diese Angst über den Köpfen der Menschen: werden wir alle vernichtet werden? Wird es keine Zukunft mehr geben?
Liu bringt die Stimmung unglaublich auf den Punkt, denn beim Lesen hat mich ebenfalls diese Trostlosigkeit, Ratlosigkeit und Angst befallen. Was, wenn die Menschen keine Lösung finden? Was, wenn Trisolaris auftaucht und alles Leben auslöscht? Was dann? Gleichzeitig wollte ich die Menschheit natürlich nicht aufgeben aber ich habe absolut keine Ahnung von Physik oder Astronomie. Ich musste mich darauf verlassen, dass die Charaktere im Buch mir erklären, was sie tun und das haben sie auch getan.

„Wenn man alles unmögliche ausgeschlossen hat, dann muss das, was übrig bleibt, und sei es noch so absurd, das einzig Mögliche sein. Oder haben Sie eine bessere Erklärung?“ (S. 373)

Der technische Aspekt im Buch hat mir dieses Mal nicht ganz so viel Spaß gemacht, weil ich teilweise Stellen mehr als ein Mal lesen musste, um ansatzweise begreifen zu können um was es eigentlich geht. Ich bin mir sicher, dass ich von allen Erklärungen maximal die Hälfte verstanden habe, das hat meiner Meinung nach allerdings ausgereicht, um zu verstehen was im gesamten Buch passiert ist. Es war dieses Mal wirklich schwieriger den Gedankengängen der Wissenschaftlern zu folgen und manches wird mir wohl für immer Verborgen bleiben. Das hat mich allerdings nur in wenigen Momenten richtig gestört. Die Dringlichkeit und Spannung hat nicht darunter gelitten, dass ich manchmal länger gebraucht habe, um zu verstehen, was gerade diskutiert wird. Trotzdem hat es meinen Lesefluss etwas gestört und wahrscheinlich habe ich unter anderem deshalb so lange zum beenden des Buches gebraucht. Alles zu verarbeiten hat einfach länger gedauert. Zusätzlich zu dieser Schwierigkeit, finde ich die Aufteilung des Buches nicht so gut gelungen. Kapiteleinteilungen hätten mir wirklich geholfen den Faden nicht komplett zu verlieren. Es gibt nur Absätze und sehr große Kapitel. Allein der erste Teil des Buches geht fast 300 Seiten, ohne jegliche Kapitel. Es ist anstrengend ein Buch auf diese Weise zu lesen, weil ich nicht die Zeit habe, so viele Seiten am Stück zu lesen.

Dennoch bin ich den Charakteren gerne gefolgt. Vor allem Luo Ji und Da Shi sind mir unfassbar sympathisch. Ihre Reise hat mich sehr begeistert und auch beeindruckt. Egal wie aussichtslos oder gefährlich eine Situation wird: sie stellen sich dem, was auf sie zukommt. Davon abgesehen wie genial Luo Ji in Wirklichkeit ist. Er wird von der ganzen Welt unterschätzt und das ab dem ersten Moment, als er zum Wandschauer berufen wird. Doch das ist er eben nicht umsonst geworden, wie sich im Verlauf des Buches immer wieder zeigt. Das hat mir wirklich gut gefallen. Auch die Handlung rund um die anderen Wandschauer fand ich unheimlich spannend und interessant. Das gesamte Projekt Wandschauer ist genial ausgedacht und stößt trotzdem auf Probleme, die unglaublich realistisch dargestellt werden. All das könnte wirklich in unserer Zukunft stattfinden und genau dieser Aspekt hat mich umgehauen. Ich konnte es mir wirklich bildlich vorstellen und mir ist mehr als einmal eine Gänsehaut über den ganzen Körper gejagt, bei dem Gedanken, was unserer Welt bevorstehen könnte, würde sich bewahrheiten, was Liu schreibt. Es ist absolut beängstigend und genial zugleich.

„Die Vergangenheit ist kein Traum. Sie holt dich immer wieder ein.“ (S.497)

Die Botschaft des Autors wird vor allem gegen Ende immer deutlicher: die Menschheit kann sich nicht von ihrer Eitelkeit lösen. So viele Fehleinschätzungen, so viele Überschätzungen, so viel vergeudetes Potential und unglaublich viel Eitelkeit. Wir sind die einzigen, die intelligent genug sind, einen Weltraumkrieg zu führen. Wir sind die einzigen, die ein Recht auf die Erde haben. Wir. Wir. Wir. Und was resultiert daraus? Das müsst ihr in „Der dunkle Wald“ lesen, weil ich mehr einfach aus Spoilergründen nicht verraten kann. Ich kann nur sagen, dass mich das Ende unglaublich gepackt, begeistert und überrascht hat. Damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet auch wenn es ein absoluter Geniestreich war und sich letztlich irgendwie doch angekündigt hat. Cixin Liu ist ein wahrer Meister der Täuschung und das liebe ich!

FAZIT

Wenn ihr euch gerne in eine Welt fallen lasst, die von Technik, Fortschritt und der Gefahr eines interstellaren Kriegs nur so strotzt, dann solltet ihr euch dringend die Trisolaris Trilogie anschauen. Wenn ihr nach „Die drei Sonnen“ nicht wisst, ob ihr weiter lesen sollt, dann sage ich euch hiermit: tut es! Es lohnt sich unfassbar weiter in diese Welt vorzudringen und zu erleben, was die Menschheit unternehmen möchte, um die Welt zu retten und was schließlich dabei herauskommt. Ich kann nicht sagen was im Finale auf mich warten wird aber ich könnte nicht gespannter sein.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Eine klare Empfehlung!

Katharina von Aragón (Die Tudor-Königinnen 1)
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Rezensionsexemplar

INHALT

1501 kommt die 16-jährige spanische Prinzessin Katharina nach England, um den Prince of Wales, Arthur Tudor, zu heiraten. Als dieser kurz darauf jedoch stirbt, wird sie schnell ...

Rezensionsexemplar

INHALT

1501 kommt die 16-jährige spanische Prinzessin Katharina nach England, um den Prince of Wales, Arthur Tudor, zu heiraten. Als dieser kurz darauf jedoch stirbt, wird sie schnell mit dem neuen Thronerben Henry verlobt. Und damit beginnt der erste Kampf für die junge Prinzessin, denn bis zu ihrer Ehe mit Henry sollen kräftezehrende Jahre vergehen. Als sie dann jedoch endlich verheiratet sind und König und Königin werden, scheint das Glück perfekt. Bis die Jahre ins Land gehen und die beiden noch immer keine Söhne haben. Für Katharina wird das Leben bei Hof immer schwieriger, denn die einst so glückliche Ehe scheint zu wanken, bis ein wahrer Albtraum für die Königin beginnt. Denn Henry scheint sich einer anderen Dame zugewendet zu haben: Anne Boleyn. Katharina weiß nun, dass sie kämpfen muss. Nicht nur für ihre Ehre, sondern auch für ihre Liebe.


Auf die Übersetzung der „Six Tudor Queens“-Reihe von Alison Weir warte ich schon seit Jahren. Ich weiß gar nicht mehr wann ich das erste Mal von dieser Reihe hörte, aber sie hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Ich kann zwar Englisch ganz gut lesen, habe es mir aber historische Romane bisher nicht zugetraut. Nun erscheinen die Bücher endlich auf Deutsch und haben ihre Heimat im Ullstein Verlag gefunden. Herzlichen Dank an dieser Stelle an NetGalley und den Verlag, für das Rezensionsexemplar!

„Gott weiß, und Ihr wisst es auch, dass meine Ehe nicht ehebrecherisch ist […] Ich bin die wahre Gemahlin des Königs und das werde ich bleiben bis ans Ende meiner Tage.“

Katharina von Aragón ist wohl eine der bewundernswertesten und stärksten Frauen, die jemals auf dem englischen Thron saßen. Dies hat sich schon in ihrem Durchhaltevermögen widergespiegelt, das sie nach ihrer Ankunft in England bewiesen hat.
Als 16-jähriges Mädchen, die jüngste Tochter von Königin Isabella von Kastilien und König Ferdinand von Aragón, kommt sie in einem fremden Land an. Sie kann nur wenig englisch, ist das kalte und regnerische Wetter nicht gewohnt und auch die Gepflogenheiten und Traditionen sind völlig anders. In Spanien muss die Braut so lange verschleiert sein, bis sie vor den Altar tritt. Doch in England poltert König Henry VII. einfach in Katharinas Gemächer und verlangt, die Braut seines Sohnes zu sehen. Die junge Prinzessin weiß, dass sie sich mit ihrem zukünftigen Schwiegervater gut stellen sollte und versucht so liebreizend und schön wie nur möglich auszusehen. Und das tat sie wohl auch.
Katharina und Arthur werden recht schnell nach ihrer Ankunft verheiratet und nach Ludlow Castle in Wales geschickt. Dort lebt Arthur schon seit seiner Kindheit, um sich auf seine Aufgaben als König vorzubereiten. Kurz nach ihrer Ankunft erkranken sowohl Katharina als auch Arthur an einem Fieber und der junge Prinz stirbt nur vier Monate nach ihrer Hochzeit.
Katharina ist also Witwe und das mit nur 16 Jahren. Sie weiß nicht, was nun mit ihr geschehen wird. Wird sie zurück nach Spanien geschickt? Aber was ist dann mit ihrer Bestimmung, Königin von England zu werden? Recht schnell wird jedoch erneut über sie bestimmt: die Verlobung mit dem jungen Prinzen Henry wird bekannt gegeben. Er ist zwar fünf Jahre jünger als Katharina und kann deshalb nicht sofort heiraten, doch das Warten hat die junge Prinzessin längst gelernt. Wie hart es werden würde, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Zu Katharina von Aragóns Geschichte habe ich bisher erst ein Buch gelesen: „Die ewige Prinzessin“ von Philippa Gregory. Deshalb war ich gespannt wie Alison Weir die Geschichte von Katharina erzählt. Die junge Prinzessin ist Witwe und ihrem Schwiegervater somit ausgeliefert. Henry VII. behält Katharina in England, doch am Hof ist sie nicht willkommen. Er behandelt das junge Mädchen alles andere als Standesgemäß, doch Katharina erträgt es mit stiller Würde. Sie verliert nie die Fassung oder ihren Mut. Sie erträgt alles, versucht sich durchzukämpfen und ist weiter fest im Glauben, dass sie eines Tages Königin von England sein wird. Es ist ihre Bestimmung und daran hält sie fest. Ich denke, gerade das hat sie in England so beliebt gemacht. Alles, was ihr widerfuhr, hat sie mit Würde und Ruhe ertragen. Nichts konnte ihren Willen und ihren Glauben erschüttern. Diese Tatsache bringt Alison Weir wirklich toll zur Geltung. Ich habe Katharina wirklich bewundert. Sie ist so jung und ihr geschieht so viel Unrecht und dennoch bleibt sie standhaft.

Als der König im April 1509 stirbt, heiratet Katharina nun doch den jungen König. Alison Weir beschreibt eine wunderschöne Liebesheirat, denn Henry ist ein sehr attraktiver junger Mann von gerade einmal 17 Jahren, er steht in der Blüte seines Lebens. Katharina hat sich in das schöne Gesicht und die Art seines Benehmens verliebt. Die beiden sind ein glückliches junges Paar und noch glücklicher, als kurz nach der Hochzeit bereits bekannt wird, dass Katharina schwanger ist. Doch genau damit beginnt auch der tragische Leidensweg der jungen Frau. Insgesamt sechs Mal ist sie schwanger und nur eines ihrer Kinder, Maria, die 1516 zur Welt kommt, überlebt.
Doch trotz dieser großen Schwierigkeiten ist die Ehe sehr harmonisch. Katharina unterstützt Henry, weiß, wann es besser ist still zu sein und kann sehr gut mit seinen Launen umgehen. Sie ist viele Jahre seine engste Vertraute. Er zieht ihre Meinung immer wieder zu Rate, vertraut ihr und bespricht mit ihr seine tiefsten Gedanken. Doch etwas steht immer zwischen den beiden: Katharina hat noch keinen lebenden Thronerben geboren.

Ich mochte sehr gerne, wie Alison Weir Katharinas Situation beschrieben hat. Es wird sehr deutlich, dass sie sich mit aller Macht an der Liebe zu ihrem Ehemann festhält, doch zunehmend wird auch sie verzweifelt. Wie viele Kinder soll sie noch verlieren? Und was bringt Gott dazu, sie und ihren Ehemann derart zu bestrafen? Sie betet unaufhörlich, fastet sogar und versucht alles, um die Gnade Gottes zu erlangen und einen Sohn zur Welt zu bringen. Sie erträgt sogar die Demütigung, als Henry seinen Bastard Henry Fitzroy anerkannt und ihn in den Adelsstand erhebt.
Da ich wusste, worauf alles hinauslaufen würde, habe ich umso mehr Mitleid mit Katharina empfunden. Sie hatte keine Chance, denn als Henry sich in den Kopf gesetzt hatte, ihre Ehe zu beenden, wäre es egal gewesen, was auch immer Katharina tun würde. Und so ist es auch gekommen.

Alison Weir hat mit „Katharina von Aragón – Die wahre Königin“ auch die wahre Königin gezeigt. Eine starke und standhafte Frau, die jeden Schlag des Schicksals geduldig ertragen hat. Sie hat nicht nur als Vertraute des Königs viel für England getan, sie hat auch durch ihre Güte und ihren Glauben die Herzen der Engländer gewonnen. In diesem Buch kommt die Tragik ihrer Geschichte unglaublich gut zur Geltung und Weir hat sich auch sehr viel Zeit gelassen alles ausführlich darzustellen. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn sie hat es nicht eilig und gleichzeitig war das Buch nie langweilig. Es ist einfach unglaublich viel passiert und all die Jahre, die Katharina in England verbracht hat, passen auch fast nicht in dieses fast 900 Seiten schwere Buch.
Was mich dann doch ein wenig gestört hat, war das Ende. Da die Geschichte nur aus Katharinas Blickwinkel erzählt wurde, wissen wir als Leser natürlich auch nur das, was sie weiß. Es ist etwas schade gewesen, dass nicht so deutlich heraus kam, wie es bei Hof weiterging, nachdem Katharina „verbannt“ wurde und nicht mehr am Hof erschien. Allerdings denke ich, dass diese Lücke spätestens im November geschlossen wird, denn da erscheint „Anne Boleyn – Die Mutter der Königin“, der zweite Teil dieser Reihe. Allerdings hätte ich mir da eine genauere Übersetzung des Titels gewünscht, denn der englische Untertitel lautet „A King’s Obsession“, was ich durchaus treffender finde.

FAZIT

Wer sich mit den Tudor-Königinnen bereits auskennt, wird mit diesem Buch wirklich auf seine Kosten kommen. Alison Weir beschreibt ausführlich, genau und sehr gefühlvoll, die Situation der ersten Ehefrau von Henry VIII. Sie lässt keine Details aus, erfindet wenig dazu und bringt uns Katharina von Aragón auf wunderbare Weise näher. Ich habe das Buch so gerne gelesen, denn der Schreibstil ist locker aber nicht zu aufgesetzt. Wer sich noch gar nicht mit der Zeit der Tudors beschäftigt hat, wird dieses Buch vielleicht zunächst als sehr dick empfinden, doch die Seiten verfliegen nur so und man bekommt auch einen sehr guten ersten Eindruck dieser Zeit. Ich kann den historischen Roman wirklich allen empfehlen, die gerne bei den Tudors verweilen, allerdings braucht ihr Durchhaltevermögen, schließlich folgen noch 5 Teile.

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Veröffentlicht am 02.07.2020

Highlight! Dieses Buch verdient mehr Aufmerksamkeit!

Im Turm
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Rezensionsexemplar

INHALT

Das gewaltigste Bauwerk das jemals geschaffen wurde ist der Turm von Babel. Niemand weiß wo er endet, denn er ragt weit in die Wolken hinein und in seinem Inneren gibt es unzählige ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Das gewaltigste Bauwerk das jemals geschaffen wurde ist der Turm von Babel. Niemand weiß wo er endet, denn er ragt weit in die Wolken hinein und in seinem Inneren gibt es unzählige Reiche, die unterschiedlicher und gefährlicher nicht sein könnten.
Thomas Senlin ist Schulleiter an einer Dorfschule und möchte gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Frau ihre Hochzeitsreise im Turm verbringen. Doch dann verschwindet Marya spurlos und Senlin bleibt keine Wahl: wenn er sie wiederfinden will, muss er in den Turm…

Durch den Newsletter von Heyne bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Der Klappentext sowie das Cover haben mich sofort angesprochen und ich bin sehr glücklich gewesen, dass ich das Buch zugeschickt bekommen habe, denn das Lesen hat sich gelohnt! Herzlichen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt, die gleichzeitig auch drei verschiedene Stationen im Turm darstellen. Zunächst beginnt die Reise von Thomas Senlin und seiner Frau Marya. Die beiden scheinen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen zu passen und doch haben sie sich verliebt und geheiratet. Senlin ist ein angesehener Schuldirektor, sehr gebildet, gepflegt und kontrolliert. Er geht keine Risiken ein und hat sich deshalb mit Hilfe eines „Allgemeinen Führers durch den Turm von Babel“ eingehend auf seine Hochzeitsreise vorbereitet. Das Ziel der beiden sind die Bäder, welche atemberaubend sein sollen.
Doch schon auf den ersten zwanzig Seiten geschieht das Unglück: auf dem Markt direkt vor dem Turm verschwindet Marya spurlos. Zwischen all den Ständen und Menschen kann Senlin sie nicht mehr finden. Nachdem er einige Zeit vor dem Turm gesucht hat, lernt er einen jungen Mann kennen, der ihm seine Hilfe anbietet. Doch schneller als Senlin liebt ist wird er bestohlen und steht völlig alleine da. Er weiß nur eines: Marya und er wollten zu den Bädern. Was, wenn seine Frau diesen Weg eingeschlagen hat um ihn zu finden? Also macht er sich auf den Weg zu den Bädern und damit beginnt das große Abenteuer.

„Der Turm von Babel wird manchmal auch der Abfluss der Menschheit genannt. Seine Größe, die Vielfalt seiner Ringreiche, seine mysteriösen und verschwenderischen Ausmaße üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf alle Besucher aus. Wir werden davon angezogen wie Wasser von einem Abfluss.“
Aus der Einleitung des Allgemeinen Führers durch den Turm von Babel (14. Auflage)

S.7

Der erste Teil „Das Untergeschoss und der Salon“ stellen den Protagonisten Thomas bereits auf eine harte Probe. Er muss nicht nur lernen, dass er niemandem vertrauen kann, sondern auch, dass man sich nicht immer auf geschriebenes Wort verlassen sollte. Denn sehr schnell wird ihm klar, dass der Allgemeine Führer durch den Turm von Babel nicht das widerspiegelt, was er innerhalb des Turms erlebt. Diese Tatsache wird nicht nur durch die Erlebnisse von Thomas deutlich, sondern auch durch die Kapitelanfänge, die mit einem Zitat aus dem Führer beginnen. Der Kontrast könnte nicht größer sein und das hat das Buch noch lesenswerter gemacht.
Über die Erlebnisse im Untergeschoss und vor allem im Salon möchte ich nicht mehr erzählen, denn das wären natürlich große Spoiler, die das Lesevergnügen schmälern würden. Ich muss jedoch sagen, dass diese ersten 133 Seiten mich in seinen Bann gezogen haben. Der Grundstein ist gelegt worden, denn ich habe das Buch kaum mehr aus der Hand legen wollen. Durch den ersten Teil hat man als Leser auch ein Gefühl für den Turm und seine Eigenheiten bekommen. Man weiß längst nicht alles und wird wohl auch nie alles darüber erfahren, doch all die Geheimnisse und korrupte Machenschaften machen klar, dass man im Turm keine Freunde findet. Man kann nur auf sich selbst zählen und das muss Thomas Senlin schmerzlich lernen.

„Es ist einfacher zu akzeptieren, was man geworden ist, als sich daran zu erinnern, wer man einmal war.“

S. 269

Die beiden Titel der folgenden Teile möchte ich aus Spoilergründen nicht nennen, kann jedoch mit meiner Lobeshymne nicht aufhören. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel. Man möchte wissen, wohin die Reise geht, was für Gefahren Senlin noch durchstehen muss und ob er sein Ziel erreichen wird. Die Wege, die er einschlagen muss sind unglaublich, erstaunlich, interessant und werden von Seite zu Seite waghalsiger. Der kontrollierte und gepflegte Schulleiter, der sich niemals unnötigem Risiko ausgesetzt hat, verschwindet nach und nach. Der Turm verändert Senlin und diese Entwicklung in seinem Charakter, welche sich durch das gesamte Buch zieht, ist einfach grandios. Man verfolgt Seite um Seite, wie er mehr über sein Leben, seine weiteren Schritte und sein Ziel, Marya wiederzufinden, nachdenkt und reflektiert. Er erkennt seine Fehler und Unzulänglichkeiten und wächst daran. Aus dem kontrollierten Mann wird schrittweise ein unabhängiger und teilweise auch waghalsiger Abenteurer, der sein Ziel niemals aus den Augen verliert und dafür alles tun würde. Senlin muss auf harte Weise lernen, wie man im Turm zurecht kommt und er erweist sich als äußerst erfinderisch, wenn es darum geht, voran zu kommen. Dabei hilft ihm natürlich sein Hintergrund als Schulleiter und allgemein sein Interesse daran, etwas zu lernen, immens. Gleichzeitig werden ab und an Sequenzen aus seinem Leben vor dem Turm erzählt, was vor allem die Beziehung zwischen ihm und Marya etwas deutlicher macht.

Auch wenn die junge Frau im Buch irgendwie eine zentrale Rolle spielt, so fühlt sie sich eher wie Nebel an, den man einfach nicht zu fassen bekommt. Sie ist wie ein Geist, dem man nachjagt und hinter jeder Ecke vermutet, um dann doch enttäuscht zu werden. Die Suche nach diesem wundersamen Wesen, das der gesamte Lebensinhalt von Senlin zu sein scheint ist wohl eines der größten Abenteuer, die ich je gelesen habe. Dieser Turm beherbergt so viele Geheimnisse, wundersame Wesen und unbekannte Technologien, dass meine Neugier komplett geweckt ist. Doch nicht nur diese gesamte Idee und Umsetzung hat mich vollends in seinen Bann gezogen, sondern auch die Art und Weise wie Bancroft schreibt. Er hat einen flüssigen Schreibstil, der förmlich an das Buch klebt. Man liest Seite um Seite ohne zu merken, dass man liest. Sofort tauchen Bilder im Kopf auf, denn Bancroft beschreibt den Turm und seine Bewohner auf so eindrückliche Weise, dass man nicht anders kann, als sich alles so detailreich wie nur möglich vorzustellen. Gleichzeitig sind so viele gute Gedanken in dieser Geschichte versteckt, dass ich gegen Ende noch etliche Zitate markiert habe. Diese Reise hat sich unglaublich gelohnt und ich bin froh, gemeinsam mit Tom Senlin ein Stück des Turmes von Babel erkundet zu haben.

„In den Momenten vor dem Sturz in den Tod wird der große Intellekt auf ein schweigendes Nichts reduziert. Der Geist ist nichts weiter als eine Tür ins Dunkel.“

S.347

FAZIT

Diese Fantasy-Reihe verdient so viel mehr Aufmerksamkeit. Josiah Bancroft hat mit „Im Turm“ einen actionreichen, spannenden und vor allem genial durchdachten Auftakt geliefert, der vor allem durch den Protagonisten Thomas Senlin besticht. Seine Charakterentwicklung und Reise durch Teile des Turms sind unglaublich unterhaltsam, wundersam und haben mich in Begeisterung versetzt. Die Art und Weise wie Bancroft erzählt ist genial und ich kann wirklich jedem, der gerne Fantasy liest, diese Geschichte nur ans Herz legen. Ich hoffe sehr, dass auch die weiteren Teile übersetzt werden, denn diese Geschichte muss einfach gelesen werden.

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Veröffentlicht am 02.07.2020

Perfekt zum Miträtseln!

Believe Me - Spiel Dein Spiel. Ich spiel es besser.
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Rezensionsexemplar

INHALT

Um ihr Schauspielstudium finanzieren zu können flirtet Claire für Geld mit verheirateten Männern, deren Ehefrauen wissen wollen, ob sie ihnen wirklich treu sind. Die Ehefrau ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Um ihr Schauspielstudium finanzieren zu können flirtet Claire für Geld mit verheirateten Männern, deren Ehefrauen wissen wollen, ob sie ihnen wirklich treu sind. Die Ehefrau von Patrick Fogler ist jedoch nicht wie die anderen: in ihren Augen liegt Angst und direkt nach der Begegnung von Claire und Patrick ist sie tot. Die Polizei braucht Claires Hilfe, um den verdächtigen Ehemann zu überführen. Doch Patrick wirkt nicht nur geheimnisvoll, er fasziniert Claire und sie ahnt nach und nach, dass sie die Rolle ihres Lebens spielen muss…


Mit „The Girl Before“ hat mich der Autor JP Delaney bereits von sich überzeugen können. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich sein aktuelles Buch „Believe Me“ lesen würde. Ich war sehr glücklich, als ich es vom Penguin Verlag zugeschickt bekommen habe und möchte mich noch einmal herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken!

„Einem anderen Menschen das Schlimmste anzuvertrauen, was man im Kopf hat… kein Sprung in einen dunklen Abgrund kann mehr Angst machen.“ (S. 150)

Die Geschichte beginnt ruhig und man wird in die Welt von Claire Wright eingeführt. Sie ist eine 25jährige Britin, die in New York Schauspiel studiert. Um dieses Studium zu finanzieren geht sie einen eher unkonventionellen weg, denn sie arbeitet mit einer Anwaltskanzlei zusammen und flirtet mit verheirateten Ehemännern, um ihre Treue zu testen. Da Claire keine Greencard hat bleibt ihr auch kaum etwas anderes übrig, um die Miete und ihr Studium bezahlen zu können. Auch wenn sie diese „Arbeit“ nicht leiden kann ist sie in ihrem Job richtig gut und das liegt natürlich auch an ihrer schauspielerischen Ausbildung.

Claires Denken als Schauspielerin wird gekonnt ins Buch mit eingebracht, denn die Handlung ist teilweise in Drehbuch-Sequenzen geschrieben. Es ist etwas ungewöhnlich aber hat mir großen Spaß gemacht zu lesen, weil mich diese Drehbuch-Sequenzen Claire als Charakter einfach näher gebracht haben. Ich hatte das Gefühl ihre Welt besser verstehen zu können, denn das Theater und Schauspiel sind mir relativ fremd.
Sie selbst ist jedoch recht undurchsichtig, weil sie sich als Schauspielerin an sämtliche Situationen anpassen kann. Sie ist unglaublich gut in dem was sie tut und kann für jeden alles sein, was sich derjenige nur vorstellt. Jede Regung ihres Gegenüber merkt sie sich, um diese eventuell selbst einmal nutzen zu können und mit all diesen Gedanken und Überlegungen verschleiert sie konstant ihre eigene Persönlichkeit. Die junge Frau einzuschätzen ist unfassbar schwierig und während des Lesens hat sich mein Eindruck ständig gewandelt. Man kann sich auf nichts verlassen, das sie denkt, sagt oder tut. Alles kann gespielt sein und den Unterschied zu erkennen ist schier unmöglich.
Claire ist bereit Risiken einzugehen und ihre Arbeit mit der Polizei bietet ihr eine Möglichkeit komplett über sich selbst hinaus zu wachsen. Wohin sie das alles führen wird ist ihr jedoch überhaupt nicht klar und da sie teilweise recht selbstzerstörerische Verhaltensmuster aufweist hat es mich nicht gewundert, dass sie sich sehr schnell zu Patrick Fogler hingezogen gefühlt hat. Die Art wie er mit ihr umgeht, was er in ihr auslöst, scheint eine Seite in ihr anzusprechen, von der Claire selbst nichts wusste und die sie gemeinsam mit ihm entdecken möchte.
Den weiteren Weg kann ich nicht näher beschreiben, da alles in einen Spoiler münden könnte und das möchte ich bei diesem Buch unbedingt verhindern.

Wie können wir einander je vertrauen, wo wir doch beide wissen, wie gut wir lügen können?“ (S. 314)

Die Handlung nimmt nämlich von Kapitel zu Kapitel mehr an Fahrt auf und es finden sich ein Twist am anderen. Nichts und niemand ist vertrauenswürdig, alles muss in Frage gestellt werden. Man weiß irgendwann nicht mehr was Wirklichkeit ist und was nicht. Passiert das überhaupt, was gerade beschrieben wird oder befindet man sich in einem Theaterstück? Dieses Buch ist für mich ein psychologisches Meisterwerk. Es gab nur eine Tatsache, die der Autor mir nicht aus dem Kopf bekommen hat, die sich schließlich auch am Ende bestätigt hat. Alles andere wurde mir wild um die Ohren gehauen. Ich habe teilweise wirklich nicht gewusst, was eigentlich los ist und war komplett im Rätseln gefangen. Es gab so viele Fragen und gleichzeitig auch Antworten die sich immer und immer wieder als falsch herausgestellt haben. Vor allem gegen Ende hat mich das Buch nur so mit Fragezeichen gefüllt, um schließlich mit einem Knall die Auflösung zu bieten.

Das Buch ist spannend, es hat mich an seine Seiten gefesselt und mich wirklich toll unterhalten, doch für mich hat dieser letzte Funke des Thrillers gefehlt, den ich erwartet habe. Etwas mehr an Grauen, etwas mehr an Gruseln, etwas mehr thrill. Und das war einfach nicht da, deshalb konnte ich keine fünf Sterne vergeben. Dieses letzte Gefühl, dass ich auch tatsächlich einen Thriller lese, hat mir gefehlt. Für mich kann sich dieses Buch eher in die Reihe um „The Woman in the window“ anschließen. Ein spannender Roman voller Twists, denn das war es allemal.

FAZIT

JP Delaney konnte mich auch mit diesem Buch wieder überzeugen, denn der Schreibstil ist toll, der Aufbau der Geschichte schlüssig und die Idee absolut genial.
Dieses Buch kann ich wirklich all den Lesern empfehlen, die gerne im Dunkeln tappen und miträtseln. Die sich gerne verwirren lassen und immer wieder neue Antworten auf unzählige Fragen finden möchten. Die sich nicht immer auf ihren Erzähler verlassen wollen und ihren eigenen Weg durch die Geschichte finden. Und natürlich auch die unter euch, die es gerne einmal mit einem solchen Buch versuchen wollen: ihr werdet auf eure Kosten kommen!

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Veröffentlicht am 02.07.2020

Eine Geschichte für zwischendurch!

Des Teufels Kopfgeldjäger
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Rezensionsexemplar

INHALT

Antonia Stark ist eine Kopfgeldjägerin des Teufels und eigentlich könnte ihr Job so einfach sein. Sie muss schließlich nur ein paar Vertragsbrüchige in die Hölle schicken. Doch ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Antonia Stark ist eine Kopfgeldjägerin des Teufels und eigentlich könnte ihr Job so einfach sein. Sie muss schließlich nur ein paar Vertragsbrüchige in die Hölle schicken. Doch als sie den Auftrag bekommt einen Nephilim zu töten läuft alles schief. Ihre Zielperson scheint einen Schutzengel zu haben, der sich ständig in Antonias Arbeit einmischt. Und je öfter sie auf den Engel trifft, desto schwieriger wird es, ihren Job zu machen. Bis sie plötzlich selbst zum Ziel gemacht wird…


Recht spontan habe ich mich bei einer Anfrage gemeldet, die „Des Teufels Kopfgeldjäger“ als Rezensionsexemplar vergeben hat. Der Klappentext klang einfach toll und das Cover ist ein absoluter Traum. Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Zeilengold Verlag, für das Rezensionsexemplar!

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, weil die Sätze nicht allzu komplex sind. Man kann der Handlung dadurch sehr gut folgen, ohne sich zu sehr konzentrieren zu müssen, was mir gut gefallen hat, da ich auch gerne mal Bücher lese, die mich nicht allzu sehr fordern.
Antonia, genannt Toni, ist eine sympathische Person, die vor allem durch ihre ruppige Art Punkte bei mir gesammelt hat. Die junge Frau hat sich auf einen Deal mit dem Teufel eingelassen und ist seitdem eine seiner Kopfgeldjägerinnen. Sie hat eine unglaublich gute Quote, denn sie nimmt ihren Job wirklich ernst, auch wenn er ihr eigentlich keinen allzu großen Spaß macht. Alle fürchten die zuständige Jägerin aus Flammach und diesen Ruf hat sie sich hart erarbeitet. Gemeinsam mit ihrem besten Freund und Vampir Lestat lebt sie in einer schönen Wohnung und ihr Leben hatte außer den Aufträgen für den Teufel keine besonderen Ereignisse.
Doch dann kommt der Sonderauftrag einen Nephilim in ihrem Bezirk ausfindig und unschädlich zu machen. Die Kinder von Engeln und Menschen sind für den Teufel ein besonderes Dorn im Auge und deshalb möchte er diese schnellstmöglich aus dem Weg haben. Toni nimmt den Auftrag natürlich an und damit beginnt das Abenteuer der Geschichte.

Die Spannung baut sich mit der Handlung nach und nach auf und man möchte immer weiter lesen, um erfahren zu können wie es Toni mit dem Auftrag ergehen wird. Der Nephilim entpuppt sich nämlich als widerstandsfähiger als die Kopfgeldjägerin gedacht hat und gleichzeitig scheint er auch noch einen Schutzengel auf seiner Seite zu haben, der ihm das Leben rettet. Den Angestellten des Teufels ist es zudem verboten Kontakt zum oberen Reich zu haben, woraufhin sich die Situation von Toni weiter zuspitzt, schließlich hat sie zwangsweise mit einem Engel zu tun, dem sie einfach nicht entkommen kann. Und sein gutes Aussehen und diese tiefen Augen lassen die Kopfgeldjägerin nicht mehr los.
Es ist nicht so, dass mich die Handlung nicht mitreißen konnte, das war durchaus der Fall. Doch die Entwicklung innerhalb der Geschichte hat mir einfach nicht so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht habe. Toni ist eine starke und unabhängige Frau. Sie arbeitet bereits zehn Jahre für den Teufel und macht ihren Job wirklich gut und dann tritt ein Engel in ihr Leben, um alles durcheinander zu wirbeln. Doch damit nicht genug, denn ein weiterer Mann tritt in ihr Leben und damit beginnt die Dreiecksgeschichte, die mir so gar nicht gefallen hat. Was die Beziehungen zu den Männern angeht verhält sich Toni nämlich überhaupt nicht so, wie man es von ihr erwarten würde. Mehr wie ein sprunghaftes Häschen, das nicht weiß was es eigentlich will. Sie spürt zu dem einen eine unfassbare Anziehungskraft und der andere lässt ihr Herz höher schlagen. Beides kommt für den Leser so plötzlich und eher unerwartet, dass für mich persönlich eigentlich keiner der beiden Männer zu ihr gepasst hat. Ich habe die Verbindung zwischen Toni und den beiden Männern nicht gespürt und deshalb haben mich diese Liebeswirrungen mehr genervt, als in eine romantische Stimmung versetzt. Ich habe leider überhaupt nicht mitgefiebert und es hat mich auch nur wenig interessiert für wen sich Toni entscheiden wird.

Je weiter man liest, desto dünner wird leider auch die Handlung. Der Anfang, der wirklich spannend und stimmungsvoll gestaltet war konnte nicht ausgebaut werden. Es hätte unglaublich viele Möglichkeiten gegeben, die Handlung voran zu bringen, doch den Weg, den die Geschichte eingeschlagen hat, wurde für mich immer unglaubwürdiger. Es gab komplizierte Verstrickungen und teilweise auch unnötige Auseinandersetzungen. Gleichzeitig hat sich Toni durch das Auftauchen der Männer etwas verändert und wirkte teilweise nicht mehr so taff und selbstsicher, wie sie zu Beginn der Geschichte war. Es hätte der Handlung sicher gut getan, wenn nur ein Loveinterest auf dem Plan gestanden hätte, um den Fokus zurück zu den eigentlichen Problemen zu bringen. Das Liebesdreieck hat mich einfach mehr gestört, als es zur Handlung beigetragen hat.

Das Ende war für mich in Ordnung aber eindeutig nicht das, was ich mir für das Buch gewünscht hätte. Der Twist war in meinen Augen einfach nicht glaubwürdig, weil es kaum Anzeichen dafür gab und am Ende von irgendwelchen Zeichen die Rede war, die gerade ein oder zwei Mal in einem Halbsatz erwähnt worden sind aber nie weiter thematisiert waren. Die Auflösung war mir einfach zu gewollt und nicht gut durchdacht. Das Buch hätte viel mehr Potential gehabt, weshalb ich viel Hoffnung in das Ende gesetzt hatte, doch die Spannung zu Beginn des Buches, die mir so gut gefallen hat, wurde immer weniger und der große Knall konnte mich einfach nicht überzeugen. Trotzdem lässt das Ende einige Fragen offen und deshalb bestünde die Möglichkeit noch eine Fortsetzung zu schreiben, worauf ich ein wenig hoffe.

FAZIT

Der Schreibstil und die Grundidee des Buches haben mir wirklich gut gefallen. Ich mochte auch die Protagonistin Toni wirklich gerne. Doch die Dreiecksbeziehung stand mir und der Handlung viel zu sehr im Weg. Auch die Auflösung hat mich nicht überzeugen können, weil in der Geschichte so viel mehr Potential gesteckt hat, als ausgeschöpft wurde. Im Großen und Ganzen hat mich das Buch jedoch gut unterhalten und sollte es je eine Fortsetzung geben, würde ich wohl auch dazu greifen.

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