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Veröffentlicht am 24.05.2020

Genial!

Neon Birds
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Inhalt

Wir schreiben das Jahr 2101 und ein außer Kontrolle geratener technische Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. Supersoldaten, ...

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 2101 und ein außer Kontrolle geratener technische Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. Supersoldaten, die von der Öffentlichkeit gefeiert werden, bekämpfen diese Wesen, welche in Sperrzonen zusammengepfercht sind. Doch irgendetwas stimmt nicht, denn die Mauern beginnen zu bröckeln. Nicht nur, dass ominöse Sekten KAMI als Maschinengott anbeten, nein, es wirkt fast so, als würde KAMI mittlerweile mit anderen Mitteln kämpfen. Der Kampf zwischen Menschlichkeit und Technologie wird immer unerbittlicher und vier junge Erwachsene versuchen irgendwie den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern.


Seit Erscheinen des Buches lag „Neon Birds“ auf meinem SuB. Ich war so gespannt auf die Geschichte. Ich habe länger kein Science-Fiction gelesen und war besonders an „Neon Birds“ interessiert, weil das Genre zusätzlich als Cyberpunk und Solarpunk beschrieben wurde. Das Worldbuilding ist aus diesem Grund für mich besonders von Interesse gewesen und ich muss sagen, dass dieses Buch mein absolutes Highlight im April war.

Marie Graßhoff hat es geschafft, mich von der ersten Seite an in ihren Bann zu ziehen. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, weil ich einfach wissen wollte was passiert und wie es weiter geht. Bereits der Prolog hat mich komplett gefesselt. Unzählige Fragen haben sich in meinem Kopf gebildet. Wie konnte es so weit kommen? Wieso hat sich die Welt derart verändert? Wie leben die Menschen jetzt, in dieser modernen Welt? Nach und nach bekommen wir Antworten, was nicht zuletzt daran liegt, dass eine der Protagonistinnen genau dasselbe Problem hat wie wir: sie kennt die technisierte Welt eigentlich kaum.
Andra ist eine Yuna und lebt fernab von Technologien mit ihrer Siedlung in der Nähe einer Sperrzone. Sie wird von der Ältesten des Dorfes unterrichtet, kann mit Pfeil und Bogen schießen und hat eine sehr ruhige, überlegte Art an sich. Sie ist verletzlich aber auch sehr mutig. Das stellt sie unter Beweis, als ihr Dorf von ausgebrochenen Mojas, so nennt man die mit KAMI infizierten Cyborgs, angegriffen wird, denn sie stellt sich ihrem Feind entgegen.
Sie wird von Okijen gerettet. Ein Elitesoldat, der sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt hat, obwohl er noch sehr jung und der erfolgreichste Kämpfer auf der ganzen Welt ist. Er ist von Andra fasziniert und nimmt sie auf, denn ihr Dorf ist zerstört und sie nun ganz allein. Er erklärt ihr die Welt, zeigt ihr, wie er lebt und dabei lernen sich die beiden kennen. Gleichzeitig sehen wir Leser*innen so auch die Welt von Neon Birds, was ich toll gelöst finde. Es gibt keine überschwänglichen und langweiligen Erklärungen, sondern tolle Beschreibungen. Entweder von Okijen, der seine Welt zeigt oder von Andra, die sie mit ihren Augen betrachtet. 2101 hat sich Vieles verändert. Alles ist grüner und nachhaltiger geworden. Wer Pflanzen besitzt, bekommt Zuschüsse. Die Menschheit hat auch auf Technologien gesetzt, haben Cyber Trips erfunden, mit denen in sekundenschnelle von Ort zu Ort gesprungen werden kann. Es wirkt alles ganz wunderbar und ist von Marie auch toll durchdacht. Durch Andras Augen erlebt man das eigene Staunen über diese Welt. Es könnte alles so wunderbar und schön sein, wäre in der Welt von Neon Birds nicht etwas gehörig schief gelaufen. Bei der Entwicklung einer künstlichen Intelligenz und Experimenten damit, wurde ein unaufhaltsamer Virus freigesetzt. Wer angesteckt wird, verliert seine Menschlichkeit und wird zum Cyborg, fremdgesteuert von der künstlichen Intelligenz KAMI. In kürzester Zeit verbreitet sich der Virus und die Infizierten Menschen, die Mojas, müssen abgeschottet werden, denn sie sind keine Menschen mehr – nur noch Marionetten. Doch Not macht erfinderisch und es wird eine Eliteeinheit Soldaten an den Start gebracht, die nur dazu ausgebildet sind, um Moja unschädlich zu machen.

Ein weiterer Protagonist dieses Buches ist Flover, der ebenfalls zu einer Spezialeinheit von Soldaten gehört. Auch er kämpft gegen Moja. Aber auch gegen innere Dämonen. Ich mochte seine Art unglaublich gerne. Während Okijen versucht das, was ihn belastet und dazu getrieben hat sich vom Militär abzuwenden, einfach auszublenden und wegzuschieben, ergibt sich Flover teilweise seiner Melancholie. Er kann nicht so gut verarbeiten, was ihm zugestoßen ist und was er weiterhin tun muss, um die Welt zu einem sichereren Ort zu machen.
Sein Mitbewohner Luke arbeitet als Student bei einer Sicherheitsfirma und hat einen ausgeprägten Pflanzenfimmel. Er gibt Flover teilweise großen Halt ohne selbst zu wissen, dass dies der Fall ist. Luke hat aber auch Geheimnisse und Probleme, die er nicht mit Flover teilt. Auch wenn sie Freunde und Mitbewohner sind, wissen sie nicht alles voneinander. Das macht die Dynamik zwischen den beiden aus. Ich mochte es, wie sich angebahnt hat, dass sie sich im Laufe des Buches sehr viel besser kennen lernen, obwohl sie schon einige Zeit zusammen leben. Sie halten zusammen, geben aufeinander acht und vielleicht werden sie sich in den beiden anderen Teilen auch offenbaren, was sie beide quält und gleichzeitig antreibt.

Durch Verstrickungen, die ich hier nicht weiter ausführen kann und will, sind alle vier Protagonisten irgendwie miteinander verbunden. Sie alle kämpfen für eine bessere Welt, wollen Leben retten und versuchen das Richtige zu tun. Sie stehen fast alleine da, mit dem was sie vor haben und doch sind sie gemeinsam stark.
Ohne genau zu wissen, dass sie alle für die gleiche Sache arbeiten, was ich toll finde. Sie kennen sich alle irgendwie und doch ist ihnen das im Moment vielleicht noch gar nicht so bewusst.
Es gibt einen unglaublich tollen Twist, den ich mir zwar längst gedacht hatte und deshalb davon nicht überrascht wurde, dennoch fand ich das einen tollen Schachzug von der Autorin. Diese Wendung bringt nämlich sehr viel tolles Konfliktpotenzial für Band 2 (und eventuell auch Band 3) mit sich.
Marie ist es gelungen mich wirklich an die Seiten zu fesseln. Die Handlung verläuft in sehr hohem Tempo, hat zwar ab und zu einige ruhige Stellen, doch die unterschwellige Spannung ist immer zu spüren. Man fühlt sich nahezu rastlos in dieser Welt, denn überall können Gefahren lauern, nichts und niemand wirkt vertrauenswürdig und hinter jeder Ecke könnte Verrat lauern. Es ist großartig aufgebaut und durch die Militärakten, die immer mal wieder an Kapitel anschließen bekommt man als Leser auch noch zusätzliche Informationen über die Militäreinheiten, die Moja und ihre Generationen und auch über KAMI selbst. Das alles ist so komplex und gut durchdacht, dass ich eigentlich gar nicht anders kann als begeistert zu sein.

Fazit

Neon Birds ist ein Science-Fiction Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde. Der Spannungsbogen ist durchweg auf sehr hohem Niveau, die Charaktere sind toll ausgearbeitet und die Welt, in der die Geschichte spielt ist einfach genial. Es gibt so vieles zu entdecken, so vieles noch herauszufinden und ich denke, auch am Ende der Trilogie, wird es bei mir noch etliche Fragen zu der Welt geben. Ich bin begeistert davon, wie toll alles ausgearbeitet ist und gleichzeitig noch ein genialer Spannungsbogen gehalten werden kann. Nichts wirkt langweilig oder überflüssig, alles hat seinen Sinn. Ich habe jeden Charakter gern verfolgt und würde am liebsten jetzt sofort all ihre Geheimnisse kennen. Ich freue mich darauf weiter zu lesen und die Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können. Ich habe einige Theorien und Überlegungen, wie es weiter gehen könnte und kann es kaum erwarten endlich Cyber Trips zu lesen.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Eine zuckersüße Geschichte

When We Dream
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Seit dem Tod ihrer Eltern lebt die 19jährige Ella bei ihrer älteren Schwester in Chicago. Die Stadt überfordert die junge Frau sehr, denn es ist alles so groß, laut und voll. ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Seit dem Tod ihrer Eltern lebt die 19jährige Ella bei ihrer älteren Schwester in Chicago. Die Stadt überfordert die junge Frau sehr, denn es ist alles so groß, laut und voll. Eigentlich würde sie sich am liebsten für immer in ihrem Zimmer, zwischen all ihren Büchern und ihrem Zeichenblock, verstecken und die Außenwelt vergessen. Doch dann verändert sich etwas, denn sie lernt Jae-Yong kennen. Dass er ein Mitglied der bekanntesten K-Pop Gruppe der Welt ist, ist Ella gar nicht klar. Sie weiß nur eines: dieser junge Mann mit den braunen Augen hat ihre Welt auf den Kopf gestellt…


Durch eine eher unschöne Diskussion bei Twitter bin ich auf „When we Dream“ aufmerksam geworden. Zuvor hatte ich nichts von dem Buch gehört und, auch wenn das Cover sehr schön ist, hätte ich vermutlich auch nicht danach gegriffen. Es sieht einfach recht kitschig aus mit all dem rosa und Glitzer. Allerdings habe ich mir dann den Klappentext angesehen und fand, die Geschichte klang sehr schön. Mit K-Pop bin ich zuvor nie in Berührung gekommen, bin auch nicht interessiert gewesen und Anne Pätzold hat mich nun in diese Welt eingeführt. Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar!

Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht. Der Schreistil von Anne Pätzold ist locker, sehr leicht und lässt sich unglaublich schnell lesen. Sie verschachtelt ihre Sätze nicht, sondern drückt sich klar aus ohne dabei auf schöne Vergleiche zu verzichten. Ich mag die Art und Weise wie sie schreibt und habe die Geschichte sehr genossen.
Ella und ihre beiden Schwestern sind mir direkt sympathisch gewesen. Die 19jährige studiert, ist aber in ihrem Studiengang sehr unglücklich. Trotzdem möchte Ella es durchziehen, denn ihre ältere Schwester Melanie tut alles, um ihren Schwestern ein unbeschwertes und weitgehend sorgenfreies Leben bescheren zu können. Sie bezahlt Großteils die Miete, das Essen, alles, was ihre Schwestern brauchen, um gut durchs Leben zu kommen. Das ist sich Ella schmerzlich bewusst und sie möchte etwas zurückgeben: ein verantwortungsbewusstes Studium, um direkt danach in den Beruf einzusteigen, um selbstständig zu sein und auch etwas beitragen zu können. Dass sie dabei aber sich selbst vergisst, spielt für sie eigentlich keine große Rolle. Ich konnte sehr gut nachvollziehen wie sich Ella fühlt, denn sie denkt immer wieder darüber nach, wie es wohl wäre ihre Studium doch nicht zu beenden, weil ihr selbst natürlich auch klar ist, dass sie nicht glücklich ist. Doch das Geld, welches bereits in das Studium geflossen ist, wäre weg. Sie möchte Melanie einfach nicht enttäuschen und sich nicht als verschwenderisch darstellen. Ich kann es auf der einen Seite verstehen, auf der anderen Seite denke ich, dass Ella Melanie etwas mehr zutrauen sollte. Natürlich hat ihre ältere Schwester sehr viel geopfert und tut es tagtäglich, um ihre jüngeren Schwestern zu versorgen. Doch genau aus diesem Grund sollte Ella ihre Zeit nicht mit etwas verschwenden, das sie vielleicht nie glücklich machen wird. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Melanie Ella unterstützen würde in dem, was sie wirklich tun möchte.
Ich fand es wirklich schön, wie die Dynamik der Schwestern dargestellt wurde und hätte sehr gern mehr davon gehabt. Man spürt als Leser, dass noch einiges unter der Oberfläche brodelt und herauszufinden was dahintersteckt und wann bzw. ob es sich entladen wird, hat mich sehr interessiert. Da „When we Dream“ der erste Teil einer Trilogie ist, bin ich aber sehr sicher, dass diese Konflikte in den Folgebänden sicher nicht zu kurz kommen werden.

Jae-yong und Ella lernen sich zufällig kennen und ihr ist nicht bewusst, dass er ein bekannter K-Pop Star ist. Die beiden unterhalten sich kurz und über Umwege entsteht eine Chat-Freundschaft zwischen den beiden. Was die beiden vor allem verbindet ist die Liebe zu Büchern und sie tauschen sich rege darüber aus. Dadurch entsteht eine wunderbar zarte Verbindung, die wirklich süß und schön ist mitzuerleben. Jae-yong ist aufmerksam, nicht aufdringlich, sondern zurückhaltend, liebevoll und einfach unglaublich sympathisch. Das einzige, das er vor Ella geheim hält ist die Tatsache, dass er in der berühmtesten K-Pop Band der Welt Mitglied ist.
Als es schließlich ans Licht kommt bringt diese Situation natürlich einen Konflikt mit sich, dem Ella zunächst nicht gewachsen scheint. Sie weiß eigentlich, dass sie Jae-yong unfair behandelt, denn er wollte einfach nur ein normaler junger Mann sein, der ein Mädchen kennen lernt, das ihn nicht wegen seiner Berühmtheit, des Geldes oder sonst irgendetwas kennen lernen möchte, sondern nur wegen ihm. Man kann ihm im Prinzip also keinen Vorwurf machen, auch wenn ich natürlich selbst auch nicht angelogen werden wollen würde. Ich fand es sehr schön wie die beiden damit umgegangen sind, wie sie sich damit auseinandergesetzt haben, miteinander gesprochen haben und somit versucht haben, eine Lösung zu finden, die für alle in Ordnung ist.

Es ist einfach eine so zarte und süße Liebesgeschichte, der ordentlich Raum gelassen wird. Es gibt keine Insta-Love, sondern alles entwickelt sich sehr realistisch. Es gibt süße Dates, etliche Chat-Nachrichten und Telefonate. So stelle ich mir eine beginnende Liebesgeschichte vor. Es gibt nicht nach zwanzig Seiten einen leidenschaftlichen Kuss, der das Beste ist was einem je passiert ist. Alles ist langsam, ruhig und sehr süß. Ich habe es genossen diese Liebe zu verfolgen, denn es wird einfach nichts überstürzt.
Deshalb hat mich vor allem das Ende wirklich fertig gemacht. Ich war unendlich traurig, enttäuscht, wütend.. irgendwie alles zugleich. Ich kann es kaum erwarten, bis der zweite Teil erscheint!

Fazit

Ich habe mich in dieser Geschichte wirklich rundum wohl gefühlt. Die Liebesgeschichte wirkt nicht erzwungen, sondern entwickelt sich langsam und ehrlich. Die Charaktere sind sympathisch, er- und durchleben etwas, das jede*r von uns passieren könnte (vielleicht ausgenommen der Tatsache, dass man einen K-Pop Superstar in sich verliebt macht). Es hat mir einfach großen Spaß gemacht Ella und Jae-yong kennen zu lernen und das Ende hat mich wirklich mit einem gebrochenen Herzen zurück gelassen. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil und spreche eine klare Empfehlung für dieses Buch aus!

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Für zwischendurch sehr unterhaltsam

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Hildegunst von Mythenmetz erzählt in einem langen Brief an seinen Freund Hachmed Ben Kibitzer von einer besonderen Tradition auf der Lindwurmfeste. Bei uns überall als Weihnachten ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Hildegunst von Mythenmetz erzählt in einem langen Brief an seinen Freund Hachmed Ben Kibitzer von einer besonderen Tradition auf der Lindwurmfeste. Bei uns überall als Weihnachten bekannt, begehen die Lindwürmer das sogenannte Hamoulimepp-Fest und was es damit genauer auf sich hat, beschreibt Hildegunst in diesem Brief.


Nachdem ich die Graphic Novel zu „Die Stadt der träumenden Bücher“ gelesen habe, bin ich ein kleiner Fan von Hildegunst von Mythenmetz und Zamonien geworden. Als ich gehört habe, dass es ein Weihnachtsbuch aus dieser Welt geben wird, habe ich es direkt angefragt und freundlicherweise vom Verlag zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank an dieser Stelle!

Ich wusste, dass das Buch nicht dick ist, habe mich aber dennoch sehr darauf gefreut zu lesen, wie die Lindwürmer das Hamoulimepp Fest begehen. Doch anders als erwartet, ist dieser Brief keine Lobeshymne auf Traditionen und Festlichkeiten, die zum sogenannten Hamoulimepp begangen werden. Nein, Hildegunst verachtet das Fest zutiefst und Freunde des Sarkasmus kommen bei diesem Buch nicht zu kurz.

Immer wieder gibt es parallelen zu Traditionen von Weihnachten die hier von Walter Moers kritisiert werden. Unter anderem kann man sehr deutlich spüren, was der Autor von beispielweise Christbäumen hält, die gefällt werden, nur um wenige Tage in einem Wohnzimmer zu stehen. Diese Hinweise haben mir gut gefallen, da sie auf schöne Weise verpackt wurden.
Trotzdem hat das Buch sonst nicht viel zu bieten. Zwar ist es wundervoll gestaltet, mit vielen bunten Illustrationen, die sich perfekt in die Weihnachtszeit einfügen. Und das, obwohl der Brief kein gutes Haar an dem Fest lässt. Eindeutig ein wahrer Schatz fürs Bücherregal. Doch das wars fast auch schon.

Der Brief ist unterhaltsam und kurzweilig aber er bringt einem Zamonien, die Lindwürmer oder Hildegunst nicht näher. Man erfährt nur, wie sehr er das Hamoulimepp Fest verachtet und was ihn alles daran stört und das wars. Letztlich ist das Buch auch eine kleine Mogelpackung, denn der Brief umfasst lediglich 51 Seiten. Der Rest sind 32 Seiten Zeichnungen zum Buch, die zwar schön sind, aber mir nicht viel mehr geben konnten und dann noch eine Leseprobe, die noch fast 10 Seiten einnimmt. Der Preis ist aus diesem Grund dann auch sehr stattlich.

Fazit

Ich habe viel Spaß mit dem Brief gehabt, denn er liest sich schnell, da er locker und kurzweilig ist. Dennoch finde ich, dass man sich doch gut überlegen muss, ob man sich das Buch anschaffen möchte, da es letztlich nur wenig zu bieten hat. Für Zwischendurch ist es zu empfehlen aber vor allem für große Fans von Walter Moers. Es ist nicht geeignet um einen Einstieg in die Welt Zamoniens zu beginnen, denn man bekommt keinen richtigen Eindruck von der Welt oder Hildegunst.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ich fand es wirklich toll

Der Verrat
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Nach zwanzig Jahren ist Nane endlich aus dem Gefängnis entlassen worden. Vieles hat sich verändert, die Welt hat sich weiter gedreht. Nur zwei Dinge sind genau so geblieben: ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Nach zwanzig Jahren ist Nane endlich aus dem Gefängnis entlassen worden. Vieles hat sich verändert, die Welt hat sich weiter gedreht. Nur zwei Dinge sind genau so geblieben: ihre Schuld mitsamt der Erinnerung an eine Nacht, die ihr gesamtes Leben zerstört hat und die zerrüttete Beziehung zu ihrer Schwester Pia.
Pia selbst hat es gut getroffen, denn sie lebt als erfolgreiche Restaurateurin mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Sie kann leicht verdrängen, was tief in der Vergangenheit verborgen liegt. Doch als ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben tritt weiß sie, dass damit alles untergehen kann. Möglicherweise ist nun die Zeit der Wahrheit und damit die der Rache gekommen.. oder aber die der Vergebung.


Durch die liebe Juliane von iamjane.de bin ich auf „Der Verrat“ und Ellen Sandberg aufmerksam geworden. Sie hat das Buch bei Instagram vorgestellt und es hat mein Interesse geweckt. Kurz darauf kam eine Mail vom Verlag, die mir genau dieses Buch vorgeschlagen hat. Also habe ich es angefragt und zugeschickt bekommen, worüber ich sehr glücklich bin. Danke an dieser Stelle an den Verlag und an Juliane!

Bücher wie „Der Verrat“ gefallen mir. Es ist ein unglaublich spannungsgeladener Roman, der eine tolle Stimmung vermittelt. Man weiß, dass etwas unter der Oberfläche brodelt. Man weiß, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, doch man kommt von alleine nicht darauf. Man braucht Hilfe und die Autorin hat diese Hilfe bereitgestellt. Vor zwanzig Jahren ist ein Mord passiert, die Mörderin Nane wurde gefasst, verurteilt und eingesperrt. Heute ist sie frei und möchte aufarbeiten, was damals passiert ist, denn ein Detail passt nicht in ihre Erinnerung. Irgendetwas war da, doch sie kann sich selbst nicht vertrauen, denn die Schuld lastet auf ihr wie eine zweite Haut. Nichts kann sie von ihr abwaschen und doch möchte sie in diesem einen Punkt Gewissheit haben. Dass Nane damit aber längst angesetzten Staub wieder aufwirbelt, wird ihr erst bewusst, als sie tief in den Verstrickungen dieser verhängnisvollen Nacht steckt.
Grade diese Verwicklungen, Zufälle und schließlich das Endergebnis haben mir gefallen. Nichts ist wie es scheint, jeder hat seine Geheimnisse und wieder einmal beweist ein Buch, zu welchen Taten Menschen fähig sind, wenn die Verzweiflung die Oberhand gewinnt.

Das Buch ist aus verschiedenen Sichtweisen geschrieben und unterteilt sich außerdem in Kapitel aus 2018 und 1998. Man erlebt sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit aus unterschiedlichen Perspektiven, was es dem Leser möglich macht ein Gesamtbild zu erhalten. Ich muss zugeben, dass ich die Aufteilung sehr gelungen finde, die Charaktere jedoch allesamt nicht leiden kann. Nane, Pia als auch Pias Schwägerin Margot, die alle drei am häufigsten zu Wort kommen, sind bösartig, intrigant aber auch alle auf ihre eigene Weise verzweifelt. Sie haben keine Skrupel das durchzusetzen, was sie möchten und schrecken vor nichts zurück. Durch ihre Feindseligkeiten schaukelt sich die Situation von Seite zu Seite immer weiter hoch. Man spürt förmlich, wie man auf einem Pulverfass sitzt, das jede Sekunde droht in die Luft zu fliegen.

Ellen Sandberg hat es geschafft die Brotkrumen zur Lösung der Geschichte geschickt zu platzieren. Man bekommt immer gerade so viel zu fassen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Man möchte einfach wissen wie es weiter geht, man rätselt, fiebert regelrecht mit, um herauszufinden was damals passiert ist. Was wirklich passiert ist. Oder ist Nane gar nicht vertrauensvoll und bringt den Leser selbst auf eine falsche Fährte? All diese Unsicherheiten haben mir Spaß gemacht, auch wenn ich ziemlich schnell eine Vermutung hatte, die sich nicht hundert Prozent, aber zu einem Großteil bestätigt hat. Es hat mir jedoch nichts ausgemacht, dass ich schon vorhersehen konnte, was passiert ist, denn der Weg, den die einzelnen Charaktere bestritten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, war ungemein spannend.
Ich hatte letztlich nur ein kleines Problem mit dem Ende, denn das kam sehr schnell und sehr plötzlich. Das Buch war sozusagen einfach zu Ende und ich war eigentlich gedanklich noch lange nicht soweit. Der Fall war sozusagen gelöst, doch alles was danach kommt ist im Dunkeln geblieben. Es hätte mich wirklich interessiert, was im Nachgang noch passiert ist, doch Ellen Sandberg schweigt dazu. Auf der einen Seite ist es für die Geschichte sehr passend auf der anderen Seite hätte ich diese Informationen doch gerne gehabt.

Fazit

Dieser Spannungsroman hat mich begeistert, mir Spaß gemacht und mich mitfiebern lassen. Auch wenn ich richtig gelegen habe mit meiner Vermutung, wie die Geschichte ausgehen wird, so hat mich der Weg dorthin wirklich wunderbar unterhalten. Ellen Sandberg vermag es auf ganz besondere Weise eine Atmosphäre zu kreieren, die einen als Leser an die Geschichte bindet, bis das Buch zu Ende ist. Ich freue mich schon darauf, noch mehr von der Autorin zu lesen, denn Ellen Sandberg ist lediglich ein Pseudonym einer sehr erfolgreichen deutschen Krimi Autorin, die nun auf meinem Radar erschienen ist.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Eine wundervolle Chronik!

Feuer und Blut - Erstes Buch
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Rezensionsexemplar

Inhalt

300 Jahre vor den Ereignissen in der Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ und der dazugehörigen Serie „Game of Thrones“ eroberte Aegon Targaryen begleitet von seinen beiden ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

300 Jahre vor den Ereignissen in der Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ und der dazugehörigen Serie „Game of Thrones“ eroberte Aegon Targaryen begleitet von seinen beiden Schwestergemahlinnen Rhaenys und Visenya und ihren drei Drachen den Kontinent Westeros. Die Herrschaft seiner Nachkommen hielt 280 Jahre und überstand Rebellionen und Bürgerkriege genauso wie Fehden in der Familie. Doch dann kam Robert Baratheon und stürzte den irren König Aerys II. vom Thron. „Feuer und Blut“ ist die Familienchronik der Targaryens und erzählt ihre Geschichte aus der Feder von Erzmaester Gyldayn.


Als ich erfahren habe, dass dieses Buch veröffentlicht wird haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt. Ich wusste, dass ich an diesem Buch auf keinen Fall vorbei komme, denn ich liebe nicht nur die Buchreihe von George R. R. Martin und die dazugehörige Serie, sondern auch die Targaryens ganz besonders. Die stolzen und wunderschönen Drachenkönige haben es mir angetan und ihre Geschichte mich schon immer sehr interessiert. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich eine positive Rückmeldung auf meine Anfrage im Bloggerportal bekomme und doch ist das Buch in meinen Briefkasten geflattert. Ich habe mich unfassbar gefreut und fast direkt begonnen das Buch zu lesen.

Im November ist diese sehr ausführliche Chronik der Targaryen erschienen und ich habe über zwei Monate gebraucht um diesen Wälzer zu lesen und ich muss sagen, dass sich jede Seite davon für mich absolut gelohnt hat. George R. R. Martin beweist mit diesem Geschichtsbuch nicht nur, dass er absolut genial schreiben kann, sondern auch, wie sehr er in dieser Welt von Game of Thrones drin steckt. Er hat jeden Schritt der Targaryens mit dem Anfang von Aegon und seinen Schwestergemahlinnen bis zum Ende vom Irren König Aerys II. komplett durchdacht. Nichts wird ausgelassen, alles genau dargestellt. Es ist der absolute Wahnsinn. Man wird in die frühen Zeiten von Westeros hinein geworfen und es wird erklärt wie welche Familienbande entstanden, wie die Häuser früher zusammengearbeitet haben, wie sie irgendwo eingeheiratet haben, wie welche Häuser an Macht erlangt haben und wie sie diese Macht auch wieder verloren. Man findet Charakterzüge wieder, die es bis in die ursprüngliche Buchreihe geschafft haben und gewisse Fragen könnten durch diese Chronik auch beantwortet werden.

Mein Herz hat höher geschlagen, als drei Dracheneier ein Thema gewesen sind, die ihren Weg wohl irgendwie auf einen anderen Kontinent geschafft haben… Könnten das vielleicht die Dracheneier sein, die über 280 Jahre später der jungen Daenerys Targaryen geschenkt werden? Könnten sie so den Weg zurück zu ihrer wahren Bestimmung gefunden haben? Alles reine Spekulation, das muss ich zugeben, aber bei diesen Gedanken habe ich eine Gänsehaut bekommen. So vieles wird erklärt, dargestellt und ausführlich besprochen, ich wusste teilweise nicht mehr wo mir der Kopf stand und habe deshalb auch einige Pausen beim Lesen gebraucht. Es ist sehr viel Input, das mich manchmal ein wenig überfordert hat, auch wenn ich dieses Flair der Targaryen und von Westeros sehr genossen habe.

George R. R. Martin hat mich erneut völlig in seinen Bann geschlagen und das mit einer Familienchronik, die nicht in Romanform geschrieben, sondern lediglich eine Nacherzählung der Ereignisse ist. Sein Weltenentwurf ist so unwahrscheinlich komplex und Detailreich, dass es mich wirklich umgehauen hat. Unterstützt durch wunderschöne Zeichnungen hat dieses Buch eine ganz besondere Qualität erreicht. Ich weiß, dass ich nicht das letzte Mal in dieser Chronik geblättert habe. Immer wenn sich mir irgendwelche Fragen stellen, werde ich Feuer und Blut zur Hand nehmen und erneut nachlesen, was die Targaryen zu dieser Zeit getan haben. Vielleicht eröffnen sich nur noch mehr Erklärungen, je öfter und genauer man sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzt. Und genau das hat George R. R. Martin vielleicht beabsichtigt, als er die Chronik geschrieben und veröffentlicht hat. Ich bin begeistert und kann jedem Fan wirklich nur empfehlen, sich dieses Buch anzuschauen.

Fazit

Auch wenn „Feuer und Blut“ keine Fortsetzung der „Das Lied von Eis und Feuer“ Reihe ist, sondern eine Familienchronik der Targaryen, so lohnt sich dieses Buch für eingefleischte Game of Thrones Fans aufjedenfall. Für den Einstieg in die Reihe ist das Buch nicht geeignet, denn es ist lediglich eine Chronik. Ein Geschichtsbuch, das wahrscheinlich jeden in die Flucht schlagen würde, der sich nicht wirklich mit der Reihe auskennt. Wenn ihr Fans von Game of Thrones und den Targaryen seid, dann geht nicht an diesem Buch vorbei, sondern werft einen Blick hinein, ihr werdet es nicht bereuen!

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