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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ein Buch, das noch lange nachhallt...

Quicksand: Im Traum kannst du nicht lügen
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Die 18jährige Maja Norberg steht nach einem Blutbad in einem Stockholmer Gymnasium vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Die 18jährige Maja Norberg steht nach einem Blutbad in einem Stockholmer Gymnasium vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Obwohl sie einst so beliebt war, wurde sie durch diese Bluttat zur meistgehassten Person in Schweden. Doch ist der Fall wirklich so klar? Ist Maja wirklich eine Mörderin?


Als ich von der neuen Netflixserie „Quicksand“ gehört und mir angeschaut habe worum es geht war ich sofort Feuer und Flamme. Die Thematik klang unfassbar spannend und ich wollte direkt einmal hineinschauen. Nachdem ich eine Folge gesehen hatte, habe ich mich ein bisschen näher damit beschäftigt und herausgefunden, dass es eine Buchvorlage dazu gibt. Nachdem ich die zweite Folge der Serie geschaut habe war mir klar, dass für mich das Buch wahrscheinlich besser funktionieren würde. Ich habe zufällig gesehen, dass NetGalley den Titel anbietet und das E-Book angefragt. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar! Kaum hatte ich es heruntergeladen habe ich zu lesen begonnen und letztlich auch nicht einmal drei Tage gebraucht, um die Geschichte zu beenden.

Ich muss sagen, dass ich zu Beginn wirklich große Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Man spürt beim Lesen diese Spannung, man weiß einfach nicht was passiert ist und möchte um jeden Preis herausfinden, wohin die Geschichte sich wenden wird. Was ist in diesem Klassenzimmer passiert? Was hat Maja dazu veranlasst zu schießen? Welche Gründe hatte sie? Hatte sie überhaupt irgendwelche Gründe? Wie hat sich ihre Persönlichkeit so sehr verändert, dass sie zur Mörderin werden konnte? Diese unterschwellige Spannung ist auf jeder Seite zu spüren.

Doch Maja, die eigentlich Maria heißt, ist keine Sympathieträgerin. Sie ist eine anstrengende, verwöhnte, reiche Göre. Fast all ihre Gedanken sind komplett privilegiert. Sie beschwert sich über ihr ach so hartes und schweres Leben. Sie lässt zutiefst rassistische Gedanken zu und merkt es nicht einmal. Sie ist unglaublich anstrengend und nervtötend. Zu Anfang ist auch ihre Ausdrucksweise unglaublich harsch und wütend. Ihre Art und Weise fand ich furchtbar. Als hätte sie überhaupt kein Interesse daran, wie ihre eigene Verhandlung verläuft und was das alles mit ihr zu tun hat. Sie wirkte so abgeklärt und fertig mit allem. Ich habe sie erst im Verlauf der Geschichte nach und nach zu verstehen gelernt. Langsam aber sicher hat sich die Tragik und Dramatik all dessen, was geschehen ist, herauskristallisiert und der Zorn in Maja wird zu etwas anderem: Angst, Verzweiflung, Schuld.

Letztlich jedoch habe ich ganz am Ende ein Gefühl für Maja bekommen. Sie ist ein junges Mädchen, das vor der Tat völlig allein gelassen war. Sie fühlte sich einsam, verzweifelt, hilflos. Sie wusste nicht in welche Richtung sie sich wenden soll und hatte niemanden, der sie auch nur ansatzweise verstehen oder ihr helfen konnte. Sie war völlig allein und auf sich gestellt. Man neigt als Leser dazu, diese Situation und ihre Gefühle dazu zu nutzen Maja zu verurteilen: schließlich hat sie geschossen. Doch so einfach ist es in diesem Fall nicht. Es ist so viel komplizierter und das wird erst nach und nach und nach deutlich. Es wird erst ganz am Ende klar, was geschah und wie es dazu kommen konnte.
Ich fand den Aufbau der Geschichte wirklich gut. Die Erzählung ist ganz und gar nicht linear. Nichts wird Schritt für Schritt erklärt und dargestellt. Maja lässt den Leser an allen möglichen Erinnerungen teilhaben, vor der Tat, nach der Tat und erst langsam entstehen Zusammenhänge. Es wird bruchstückhaft deutlich wie sich alles zu dieser Tragödie hochgeschaukelt hat und das hält die Spannung der Geschichte aufrecht.
Bis es jedoch erst soweit ist, dass die Spannung ordentlich an Fahrt aufnimmt, habe ich sehr mit der Handlung kämpfen müssen. Erst gegen Ende wird klar, wie alles zusammenhängt, doch der Weg dorthin war für mich zu lange. Ich bin nur schwer mit Maja und ihrer Art und Weise zurecht gekommen und es hat über die Hälfte des Buches gebraucht, bis ich sie ansatzweise verstehen konnte. Es war mir teilweise einfach viel zu anstrengend ihr zu folgen und auch wenn ich im nachhinein den Aufbau des Buches super fand, weil es ein genialer Gedanke der Autorin war, war mir die Erzählweise während des Lesens teilweise einfach zu viel und zu durcheinander.

Fazit

Der Autorin ist es gelungen, mich mit dem Ende der Geschichte zu überzeugen. Zu Anfang habe ich mich durch die Seiten gequält, doch gegen Ende wurde die Spannung immer größer und das rätseln, was tatsächlich im Klassenzimmer passiert ist, stärker. Die Erzählweise ist sehr gut gewählt und Maja wird erst langsam zu einer Person, die man verstehen kann und mit der man mitfühlt. Es ist eine Reise, die nur langsam voran geht und deshalb für mich nicht zu dem Highlight werden konnte, das es hätte sein können. Trotzdem muss ich nach dem Ende sagen, dass ich den Thriller sehr empfehlen kann. Er ist anders als man es vielleicht erwartet, schriftstellerisch sehr gut und wird mir in jedem Fall im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Absolut genial! Habe es geliebt!

Liebes Kind
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Inhalt

Nahe eines angrenzenden Waldes wird eine Frau von einem Auto angefahren. Der Notarzt wird verständigt und sie wird in ein Krankenhaus gebracht. Ihre Tochter ist bei ihr, die sagt, ihre Mutter sei ...

Inhalt

Nahe eines angrenzenden Waldes wird eine Frau von einem Auto angefahren. Der Notarzt wird verständigt und sie wird in ein Krankenhaus gebracht. Ihre Tochter ist bei ihr, die sagt, ihre Mutter sei Lena. Eine Krankenschwester spricht mit dem Mädchen und nach und nach stellt sich eine erschreckende Tatsache heraus: die Frau und zwei Kinder wurden in einer fensterlosen Hütte im Wald festgehalten. Während die Polizei herausfinden möchte, wer der Entführer ist, geht der Albtraum für die angefahrene Lena erst richtig los, denn sie scheint immer noch in Gefahr zu schweben.


Es war eine recht spontane Entscheidung von mir „Liebes Kind“ als Hörbuch von einem meiner Guthaben bei audible zu kaufen. Ich bin gerade komplett im Thriller-Fieber und habe einige begeisterte Stimmen gehört. Als ich dann eine längere Autofahrt vor mir hatte wollte ich mit diesem Buch beginnen und wusste zu Anfang noch nicht worauf ich mich da einlassen würde..

Zunächst ein paar Worte zu dem Hörbuch allgemein: es wurde von drei unterschiedlichen Sprechern eingelesen. Eine Stimme für Lena, eine Stimme für Hannah, die Tochter, und eine Stimme für Matthias, den Vater von Lena. Alle drei machen ihre Arbeit wirklich hervorragend. Ich habe mich in jeder Sekunde des Hörbuchs gefühlt, als wäre ich mitten im Geschehen. Die Stimmen haben mich perfekt begleitet, haben jegliches Gefühl wunderbar dargestellt und ich hatte ein geniales Kopfkino. Selten habe ich ein so gut eingesprochenes Hörbuch gehört. Ich bin absolut begeistert.

Doch nicht nur die Sprecher haben ihre Arbeit wunderbar gemacht, sondern auch die Autorin Romy Hausmann. Ich weiß nicht wie es ihr gelungen ist, doch sie hat mich an dieses Hörbuch gefesselt. Ich habe jedes einzelne Wort gierig aufgesaugt. Fast jedes Kapitel endet mit einem kleinen Cliffhanger, sodass es unfassbar schwer war, überhaupt aufzuhören. Der Schreibstil ist wirklich toll, es ist teilweise sehr poetisch und träumerisch aber auch klar und leicht zu verstehen. Man fliegt nur so durch das Buch und die Zeit scheint still zu stehen. Die Art, wie das Buch geschrieben und wie es aufgebaut ist, hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Ein Thriller in dieser Art habe ich noch nie in der Hand gehabt, auch wenn das Ausgangsszenario eigentlich kein Unbekanntes ist. Eine junge Frau wird entführt und taucht Jahre später wieder auf. Es schient wie jeder dieser Entführungsthriller zu sein und doch ist diese Geschichte ganz anders. Sie geht unter die Haut, lässt einen spüren, was es heißt, so etwas durchgemacht zu haben. Diese Geschichte ist hart, teilweise war es für mich schwer zu ertragen und gleichzeitig war es mir unmöglich die Geschichte zu pausieren. Ich wollte wissen wer dahinter steckt. Ich wollte wissen wieso. Ich wollte einfach alles wissen.

Die Charaktere in der Geschichte sind sehr vielschichtig gestaltet. Man bekommt für jede Person, die zu Wort kommt, ein Gefühl. Man kann sich hineinversetzen und verstehen oder nicht verstehen. Es ist mir von Satz zu Satz leichter gefallen mich in die jeweilige Situation hineinzudenken und mitzufühlen. Auch wenn vor allem Hannah eine große Herausforderung ist. Viel mehr kann und will ich zu dem Mädchen nicht sagen, weil jeder sich ein eigenes Bild von ihr machen soll. Sie war für mich von besonderem Interesse und gleichzeitig der Charakter, den man am schwersten nachvollziehen konnte. Natürlich aus den offensichtlichen Gründen ihrer lebenslangen Gefangenschaft. Lena war für mich ebenfalls spannend zu lesen, allerdings viel leichter zu verstehen. Ihre Angst, ihre verwirrten Gefühle, ihre Verletzlichkeit aber auch der Wille, sich nicht brechen zu lassen. Ihr ist Schreckliches widerfahren und sie muss damit klar kommen und versuchen das Grauen zu verarbeiten. Allerdings scheint dieses Grauen noch nicht ausgestanden zu sein, was ihr umso mehr Angst macht und ihre Handlungen für mich noch nachvollziehbarer gemacht haben. Wer würde nicht so reagieren? Wer würde nicht versuchen irgendwie heil aus der Sache heraus zu kommen? Zumindest halbwegs? Matthias, der Vater von Lena, ist anders. Er ist völlig verzweifelt. Kaputt. Am Boden zerstört. Sein Lenchen ist 14 Jahre verschwunden gewesen und nun hat er die Hoffnung sie zurück zu bekommen. Seine Lena, die entführt wurde. Seine geliebte Lena. Durch den neu eröffneten Fall erfährt man auch vieles von der Vergangenheit. Seine Beziehung zu seiner Frau, zu seinem ehemaligen besten Freund, der die Ermittlungen damals (und nun heute) leitete und die Beziehung zu seiner Tochter. Matthias ist für mich das beste Beispiel eines völlig verzweifelten Vaters, dem letztlich jedes Mittel recht ist, um die Wahrheit um den schrecklichen Fall seiner Tochter endlich herauszufinden. Nichts ist ihm zu schade und das macht ihn als Charakter so spannend. Ich habe für ihn die unterschiedlichsten Gefühle gehabt: Mitleid, Unverständnis, Trauer… die gesamte Geschichte war eine Achterbahn der Gefühle.

Die Charaktere haben für mich den Großteil der Geschichte ausgemacht. Sie waren wundervoll ausgearbeitet und durch die Sprecher wurden sie nahezu lebendig. Die Handlung jedoch darf ich nicht außer acht lassen. Man spürt von der ersten Seite an eine konstant dunkle Atmosphäre. Unterschwellig weiß man als Leser, dass sich etwas anbahnt. Etwas unheimliches und düsteres. Die Spannung hat mich über die Geschichte hinweg fast verrückt gemacht. Die Cliffhanger am Ende von fast jedem Kapitel haben zu dieser Spannung noch einiges beigetragen. Man rätselt unweigerlich mit und versucht das Geheimnis auch zu lösen. Es hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht. Nur das Ende war mir dann doch ein bisschen zu sehr „Hollywood“, auch wenn es an meiner Gesamtbewertung nichts verändert hat. Ich hätte es mir ein bisschen anders gewünscht, allerdings sind keine Fragen offen geblieben, was mir wieder gefallen hat. Man wird am Ende mit Antworten belohnt, was vor allem für die Charaktere in der Geschichte eine wahre Erlösung ist.

Fazit

Wer einen spannungsreichen Thriller, mit vielschichtigen Charakteren und unvorhersehbaren Wendungen sucht, der ist bei „Liebes Kind“ an der richtigen Adresse. Die Autorin vermag es einen an die Seiten zu fesseln und das Hörbuch lässt einen Film im Kopf ablaufen. Die Sprecher machen ihre Arbeit großartig und die Geschichte erwacht so erst recht zum Leben. Dieser Thriller wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und ist definitiv ein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Im Großen und Ganzen unterhaltsam

Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria 1)
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Inhalt

Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als siebzehnjähriges Mädchen hat sie nur zwei Möglichkeiten, was ihre Zukunft anbelangt: entweder tritt sie der Armee bei, wie ihr ...

Inhalt

Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als siebzehnjähriges Mädchen hat sie nur zwei Möglichkeiten, was ihre Zukunft anbelangt: entweder tritt sie der Armee bei, wie ihr Vater, oder sie heiratet spätestens bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr. Kestrel hat jedoch wenig fürs Kämpfen übrig, denn sie lebt allein für die Musik. Gleichzeitig möchte sie ihre Freiheit eigentlich nicht aufgeben, doch ihr scheint keine Wahl zu bleiben.
Als sie durch unglückliche Umstände bei einer Sklavenauktion landet ersteigert sie Arin, der sie auf unerklärliche Weise fasziniert. Und obwohl es unmöglich zu sein scheint, muss sich Kestrel bald eingestehen, dass sie mehr für den Sklaven empfindet als gut für sie beide ist. Doch hinter Arin verbirgt sich noch sehr viel mehr und Kestrel weiß nicht, dass der Preis für ihre Gefühle möglicherweise zu hoch sein könnte…


Gemeinsam mit einer Freundin mache ich regelmäßig eine kleine Buchbox-Aktion. Wir legen ein Thema fest und kaufen zu einem bestimmten Betrag ein Buch und passende Goodies ein. Das Thema für diese Box war „Ladys that slay“ und das Buch „Spiel der Macht“ war in dieser Box. Ich habe tatsächlich schon damit geliebäugelt die Reihe anzufangen, da ich durchweg positive Meinungen darüber gehört habe und mich die Handlung angesprochen hat. Es ist länger her, dass ich ein Jugendbuch gelesen habe und als das Buch am Wochenende dann so in meinen Händen lag, hat mich die Lust gepackt es direkt zu lesen. Ich kann nicht sagen, dass es ein Fehler war.

Der Einstieg in das Buch wird dem Leser sehr leicht gemacht. Die Autorin hat einen sehr locker und leichten Schreibstil. Sie schreibt mit kurzen, prägnanten Sätzen, die man schnell lesen kann. Nichts ist allzu kompliziert beschrieben oder dargestellt. Alles wird auf den ersten Blick gut erfasst. Es hat mir gefallen einmal nicht genauer aufpassen zu müssen, was gerade beschrieben wird.
Kestrel ist ein sehr intelligentes junges Mädchen, das ihren Platz in der Welt von Valoria noch längst nicht gefunden hat. Sie ist reich aber auch sehr verwöhnt, lebt auf einem riesigen Anwesen mit etlichen Hausangestellten und Sklaven. Ihr Vater ist der ranghöchste General von Valoria und aus diesem Grund kaum zu Hause. Ihre Mutter starb, als Kestrel noch sehr klein war und aus diesem Grund ist sie halbwegs von einer Sklavin aufgezogen worden.
Die Ausgangssituation ist leicht zu erklären: Valoria hat vor über zehn Jahren das Volk der Herrani überfallen und unterworfen. Sie sind starke Kämpfer, die nicht davor zurückschrecken ein Blutbad anzurichten. So konnten sie ein riesiges Imperium erschaffen, das es nun gilt zu vergrößern und zu halten. Die Sklaverei, in die die Valorianer die Herrani gezwungen haben, ist ständiger Begleiter in diesem Buch und gleichzeitig auch mein größter Kritikpunkt.

Kestrel ist mir nicht unsympathisch. Sie ist mutig, intelligent und ein wenig Vorlaut. Gleichzeitig reflektiert sie nicht alles, was sie tut und reagiert teilweise naiv, was mich an manchen Stellen etwas überrascht hat. Sie erwirbt aus einem Impuls heraus einen Sklaven für eine horrende Summe, nimmt ihn mit nach Hause und nähert sich ihm nach und nach. Als klar ist, dass sich etwas zwischen den beiden anbahnt, das eigentlich nicht da sein sollte, hätte ich gerne gelesen, dass Kestrel über die Ungerechtigkeiten des Systems nachdenkt. Die Sklaverei als solche einfach zu akzeptieren und hinzunehmen ist spätestens an dieser Stelle doch nicht mehr logisch. Kestrel ist unglaublich intelligent, sie hat ein Gespür für Kriegstaktiken und erkennt das Problem der Sklaverei nicht? Oder will sie dieses Problem gar nicht erkennen? Sie ist praktisch so aufgewachsen. Privilegiert, reich, ohne größere Sorgen. Und doch wirkt sie so unzufrieden. Doch das hat überhaupt nichts mit der Haltung ihres Volkes zu tun, sondern nur damit, dass sie entweder in die Armee muss oder heiraten. Was das angeht bin ich unglaublich genervt von ihr. Arin und Kestrel kommen aus unterschiedlichen Schichten und sie denkt keine Sekunde darüber nach, dass er für seine Stellung als Sklave nichts kann und sie vielleicht etwas daran ändern sollte. Gleichzeitig hat mich diese ganze Liebesgeschichte etwas genervt, denn es passiert einfach so, wie es in Jugendbüchern oft ist. Sie kennen sich kaum, unterhalten sich wenig und trotzdem ist es Liebe. Natürlich muss es Liebe sein, denn sonst wird es am Ende des Buches nicht dramatisch genug. Diese Insta-Love ist einfach nichts mehr für mich. Dem bin ich einfach entwachsen und finde nichts daran auch nur ein bisschen romantisch. Ich habe die Anziehung zwischen den beiden einfach überhaupt nicht gefühlt und deshalb konnte mich die Romanze auch null abholen oder überzeugen.

Da das Buch auch aus der Sicht von Arin geschrieben ist, hätte es natürlich sein können, dass ich ihm die Liebe zu Kestrel eher abkaufen könnte. Doch auch hier komplette Fehlanzeige. Wieso er sie so toll findet, erschließt sich mir in keinem Augenblick. Arin ist mir ebenfalls nicht unsympathisch, denn er ist ebenfalls intelligent und mutig. Er verbirgt ein sehr mächtiges Geheimnis, das man als aufmerksamer Leser recht schnell erraten kann. Allerdings muss man auch nicht lange darauf warten, um die Auflösung serviert zu bekommen. Die Frage stellt sich dann nur: wann wird alles auffliegen und wie wird sich dies auf das Machtgefüge auswirken? Diese Fragen haben mich sehr lange umgetrieben, denn die Autorin lässt sich viel Zeit, um endlich zu einem Wendepunkt zu gelangen. Die Spannung wird recht ans Ende gepackt und dort geht alles sehr schnell und mehr oder weniger logisch vonstatten. Es war zu erwarten, dass etwas in dieser Richtung passieren wird, allerdings ist das Verhalten der beiden Protagonisten für mich weniger verständlich gewesen. Mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen, denn alles was jetzt noch kommen würde, wäre ein großer Spoiler.

Fazit

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist toll zu lesen, der Aufbau des Buches ist gelungen und auch der Spannungsbogen der Handlung ist angenehm. Für meinen Geschmack hätte der Höhepunkt und anschließende Shodown ruhig etwas ausgebaut werden können, um noch mehr Spannung zu erzeugen. Die Liebesgeschichte ist natürlich relevant für die Handlung, denn sonst würden sich fast sämtliche Konflikte in Luft auflösen, dennoch war sie mir nicht realistisch und greifbar genug. Es war einfach eine Insta-Love wie sie im Buche steht. Nichts daran konnte mich überzeugen, was wirklich schade war. Der Umgang mit der Sklaverei in der Geschichte hat mir ebenfalls nicht gefallen. Es wird nicht reflektiert oder kritisiert, sondern einfach als da akzeptiert. Nicht einmal als sich die Protagonisten annähern, wird darüber nachgedacht, dass an diesem Konzept etwas nicht stimmt. Trotzdem bin ich gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte und hoffe natürlich, dass meine Kritikpunkte in den weiteren Bänden der Trilogie etwas aufgegriffen werden.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ein solider Krimi

Alte Feinde
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Albert Gradwohl wird erschossen. Die Spurensicherung macht am Tatort eine seltsame Entdeckung: die Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Albert Gradwohl wird erschossen. Die Spurensicherung macht am Tatort eine seltsame Entdeckung: die Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original aus dem 19. Jahrhundert. Die Staatsanwältin Regina Flint wird durch die Hinweise nach USA geführt, dort ermittelt Bruno Cavalli bereits in einem Cherokee-Reservat. Dort mordet ein skrupelloser Killer. Doch Cavalli hat sich seit Monaten nicht gemeldet und niemand weiß, wo er abgeblieben ist. Regina macht sich nicht nur auf die Suche nach der Lösung ihres Falles, sondern auch nach Cavalli und die Beweise stürzen sie tief in ihre Vergangenheit..


Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis ich es endlich geschafft habe den Krimi „Alte Feinde“ zu lesen. Meine Leseflaute, die im letzten Jahr immer wieder Einzug gehalten hat, hat es mir wirklich schwer gemacht, mich aufzuraffen den Krimi zu lesen. Dieses Jahr habe ich es jedoch endlich geschafft und kann sagen, dass mich das Buch wirklich gut unterhalten hat. Herzlichen Dank an Literaturtest für das Rezensionsexemplar!

Ich wusste, dass der Krimi ein achter Teil ist und somit irgendwo eine Fortsetzung. Es war mir also klar, dass ich die Verbindungen der Charaktere selbst herausfinden musste und eventuell nicht alles verstehen würde, was Zwischenmenschlich so im Buch passiert. Mir war allerdings nicht so wirklich klar, dass dieses Buch Bezug auf einen vergangenen Fall der Reihe nimmt, den ich nicht kenne und es mir somit noch mehr erschwert war so richtig in der Handlung aufzugehen. Wer Fan der Reihe ist und die vorherigen Bände kennt, wird diese Probleme natürlich nicht gehabt haben bzw. nicht haben. Mir ist es doch recht schwer gefallen Fuß zu fassen, da ich weder die zwischenmenschlichen Beziehungen, noch den Fall, gänzlich greifen konnte, was wirklich sehr schade war.

Die Handlung spielt in unterschiedlichen Zeitebenen, was mir viel Spaß gemacht hat, wir sind im heutigen Amerika, in der Schweiz und im Amerika des Bürgerkriegs. Man verfolgt sozusagen die geschichtliche Seite des Falles in der Zeit, aus der die Waffe des Mordes stammt und wir verfolgen Regina Flint und Bruno Cavalli in der heutigen Zeit, allerdings ebenfalls Zeitversetzt. Regina ist bereits im August angekommen, Cavallis Erzählung setzt früher an. Es hat mir Spaß gemacht die losen Enden zu packen und irgendwie zusammen zu setzen, doch mir haben sehr viele Informationen gefehlt, da ich die Vorgänger nicht kenne.

Regina Flint ist mir recht sympathisch gewesen. Die Staatsanwältin versucht alles, um Cavalli wieder zu finden und gleichzeitig ihren Fall zu lösen. Mit ihm gemeinsam hat sie schon unfassbar viel durchgemacht und ihre Angst, ihn verloren zu haben, scheint sehr tief zu sitzen. Da sie aber keinerlei Kenntnisse über seinen Auftrag hat, gestaltet sich die Suche sehr kompliziert. Regina ist zielstrebig, mutig und sehr intelligent. Sie sieht Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten, die ihre Kollegen nicht erkennen und kann so Fortschritte in ihrem Fall erzielen. Allerdings trübt die Suche nach Cavalli ihre Stimmung und auch ihre Konzentration, bis eine Enthüllung ihr sozusagen in die Hände spielt. Ich mochte sie sehr gerne, weil sie ohne umschweife ihre Ziele durchsetzt und intelligent und strukturiert arbeitet. Trotzdem ist es mir teilweise schwer gefallen ihren Gedankengängen zu folgen, da ich von ihren alten Fällen keine Ahnung habe.

Auch Cavalli ist mir sehr sympathisch gewesen, fast schon mehr als Regina. Er entspricht quasi dem etwas mürrischen, fast schon gefühlskalten FBI Agenten, der einen Schreibtischjob in der Schweiz bekommen hat und versucht sein Leben mit Regina auf die Reihe zu bekommen. Der Fall in Amerika hat ihn jedoch in große Schwierigkeiten gebracht und es ihm unmöglich gemacht sich bei Regina zu melden. Er weiß nicht wem er vertrauen kann, wie er weiter agieren soll und wer hinter den Anschlägen steckt. Er muss sehr vorsichtig sein, darf nicht aus der Deckung kommen und das ist sehr schwierig, wenn man eigentlich herausfinden möchte, wer im Reservat so skrupellos tötet. Seine Art und Weise zu arbeiten und zu handeln hat mir sehr gefallen. Bei Cavalli fiel es mir auch nicht so schwer mich zurecht zu finden, da er weniger Bezug zu vergangenen Fällen macht. Erst gegen Ende des Buches, als offen gelegt wird, wie alles zusammenhängt habe ich auch bei ihm Probleme bekommen, was mir aber nicht mehr so viel ausgemacht hat.

Die Handlung an sich ist sehr spannend gestaltet, da man kaum weiß worum es eigentlich geht, man weiß nicht wem man Vertrauen kann, hat ständig neue Leute auf der Liste stehen, die als Täter in Frage kommen könnten und gleichzeitig ist die Liste in Wirklichkeit leer. Jeder könnte beteiligt sein oder spielt jemand ganz anderes eine Rolle? Eventuell wären mir die Zusammenhänge klarer gewesen, wenn ich die vorherigen sieben Bände gekannt hätte, das kann ich aber natürlich nicht beurteilen. So war es für mich bis zum Schluss überhaupt nicht klar, wer seine Finger mit im Spiel hat und letztlich war das Ende auch nicht so spannend, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht habe.

Fazit

Der Krimi rund um Flint & Cavalli hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Der Suchtfaktor war da, der Schreibstil hat mich an die Seiten gefesselt und die Tatsache, dass man bis zum Ende nicht weiß, wem man vertrauen kann, hat mich gepackt. Doch die Zusammenhänge zu verstehen, wenn man Band 1-7 nicht kennt, war einfach sehr schwierig und kompliziert. Ich habe weder die Charaktere und ihre Handlungen, noch die kompletten Zusammenhänge der Geschichte, zur Gänze verstehen können, da mir sämtliche Hintergrundinformationen gefehlt haben, was wirklich schade war. Für Neueinsteiger in die Reihe kann ich das Buch also nicht empfehlen: lest es der Reihe nach. Für diejenigen, die die Reihe bereits kennen: schaut es euch an!

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Sehr unterhaltsamer Thriller

Die Mutter
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Über ein Internet-Portal haben sich die Mai-Mütter kennen gelernt. Sie treffen sich während der Schwangerschaft und dann nach der Geburt. Sie stehen sich zur Seite, teilen ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Über ein Internet-Portal haben sich die Mai-Mütter kennen gelernt. Sie treffen sich während der Schwangerschaft und dann nach der Geburt. Sie stehen sich zur Seite, teilen ihre Ängste, Nöte und Sorgen. Sie halten zusammen und werden Freundinnen. Schließlich entscheiden sie sich dafür einen Abend eine Auszeit zu nehmen und ohne ihre Babys auszugehen, um in einer Bar gemeinsam Zeit zu verbringen. Die alleinerziehende Winnie lässt ihren kleinen Sohn Midas für den Abend bei einer Babysitterin, doch als Winnie nach Hause kommt, ist ihr Kind spurlos verschwunden und niemand will etwas bemerkt haben. Die Tage, die dann folgen, lassen jede der Mütter durch eine Hölle gehen: Francie will unbedingt Antworten finden, Collette weiß viel zu viel, Nell hat ein düsteres Geheimnis und eine Mutter hat etwas Unaussprechliches getan.


Ich bin keine Mutter und möchte es in nächster Zeit auch nicht werden. Deshalb kann ich wahrscheinlich solche Geschichten bisher noch gut lesen. Wäre ich eine Mutter, könnte ich das wahrscheinlich nicht. In diesem Buch nimmt der Albtraum jeder jungen Mutter plötzlich Gestalt an: du lässt dein Baby bei einer Babysitterin und als du zurückkehrst ist dein Kind verschwunden und niemand weiß was geschehen ist.

Von Anfang an ist man sich überhaupt nicht sicher was in dieser Geschichte los ist. Es gibt mehrere Erzählerinnen, denn wir lesen aus der Sicht von Francie, Collette, Nell und Winnie. Sie sind die wichtigsten Charaktere in der Geschichte, denn sie alle wollen wissen, was mit Baby Midas geschehen ist. Allen voran natürlich Winnie, doch aus ihrer Sicht kommt nur spärlich mal ein Kapitel. Mit ihr bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden. Sie lebt zurückgezogen, ist ruhig und gibt kaum etwas von sich preis. Niemand weiß so genau ob sie einen Mann hat und wenn nicht, wieso hat sie das nie erwähnt? Sie ist ein großes Geheimnis und das bleibt sie fast bis ganz zum Ende der Geschichte.

Francie ist fast schon die „Übermutter“. Sie sorgt sich wie keine andere der Mütter darum, was mit Midas geschehen ist. Sie will unter allen Umständen herausfinden wer der Täter ist und sie hört nicht auf zu recherchieren, eigene Ideen zu entwickeln und die Polizei mit ihren Gedanken zu nerven. Ich habe sie bis zum Ende als sehr anstrengend empfunden. Sie ist Überbesorgt, vertraut den Ermittlern nicht und scheint sehr unzufrieden mit ihrem eigenen Leben zu sein. Ich konnte mich mit ihr auch nicht so richtig identifizieren, weil sie ganz dringend die perfekte Mutter sein möchte und sich damit so sehr unter Druck setzt, dass, egal was auch los ist, sie ihre eigenen Erwartungen gar nicht erfüllen kann. Es hat mich wirklich sehr genervt, dass sie sich nicht entspannen konnte.

Collette war für mich am sympathischsten. Sie möchte eine fürsorgliche und gute Mutter sein, schafft jedoch die Work-Life-Balance nicht so richtig. Sie steht unter enormem Druck und bricht beinahe zusammen. Ich finde diese Darstellung gut gelungen, denn ich kann mir vorstellen, dass es vielen Müttern so geht. Man hat ein Neugeborenes zu Hause, kann aber den Mutterschaftsurlaub nicht so nehmen, wie man es gerne hätte. Vor allem, da diese Regelungen in Amerika ganz anders sind als bei uns in Deutschland (worüber wir hier wohl wirklich unglaublich froh sein können). Ich will natürlich nicht sagen, dass es jeder Mutter so geht, auf keinen Fall. Aber ich kann mir einfach vorstellen, dass dieser Druck eine „perfekte“ Mutter zu sein und gleichzeitig die eigene Arbeit gut zu machen, einen zermürben kann. Collette geschieht dies fast und das hat sie für mich sehr sympathisch gemacht. Sie wirkt authentisch, ehrlich und glaubhaft und das bis zum Ende der Geschichte.

Über Nell erfährt man erst im Laufe des Buches richtig viel. Sie hat so ihre Probleme mit sich selbst und ihrem Leben, doch wer hat die nicht? Auch sie hat damit zu kämpfen, was mit Midas geschehen ist und geht auf eine andere Weise damit um wie Francie und Collette. In ihrer Vergangenheit ist etwas geschehen, das sie am liebsten vergessen würde, doch durch diesen Fall von Midas und der Entführung wird auch Nells Leben auf den Kopf gestellt und als herauskommt, was sie so viele Jahre geheim gehalten hat, verändert sich für sie wieder alles. Sie zeigt, wie stark eine Frau sein kann, war mir wirklich gut gefallen hat.

Die Charaktere tragen vor allem die Geschichte. Man verfolgt, wie die Frauen mit der Situation umgehen. Wie sie die Presseberichte sehen und lesen. Wie sie selbst darüber nachdenken, was passiert ist und wer beteiligt war. Sie leben ihre Leben nicht einfach weiter, sondern alles scheint sich um Midas und sein Verschwinden zu drehen. Sie treffen sich, diskutieren und recherchieren. Sie bewegen sich auf gefährlichen Pfaden und das macht die unterschwellige Spannung des Buches aus. Manchmal gab es die ein oder andere Länge, manchmal dachte ich „jetzt könnte mal wieder etwas passieren“ und dann ist auch immer etwas passiert. Es gibt Höhen und Tiefen in der Geschichte, genauso wie es im Fall Midas Höhen und Tiefen gab.

Was bei mir aber wirklich Begeisterung ausgelöst hat war das Ende. Es passiert etwas, womit ich einfach überhaupt nicht gerechnet habe. Ich hatte unendlich viele Theorien was geschehen ist und eine hat sich teilweise als richtig herausgestellt aber auch auf eine andere Art und Weise wie ich es gedacht habe. Es war ein genialer Twist, der mich unerwartet getroffen hat. Ich fand es wirklich großartig. Und ein gutes Ende hat mich schon immer für sich einnehmen können.

Fazit

Vor allem die Charaktere dieses Buches tragen die Handlung. Alles wird von den Frauen bestimmt und man erlebt hautnah mit, wie es sein kann, den Boden unter den Füßen zu verlieren. In der Mitte gab es in meinen Augen ein paar Längen, die hätten vermieden werden können. Doch das Ende hat für mich noch einmal alles herausgerissen, denn es kam unerwartet und überraschend. Das, was geschehen ist, konnte ich mir nicht vorstellen und doch stand es da. Absolut genial gemacht. Eine klare Empfehlung von mir.

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