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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2020

Absolut empfehlenswert!

Untendrumherumreden - Alles über Liebe und Sex
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Inhalt

Auf ihrem YouTube Kanal nimmt Hannah Witton kein Blatt vor den Mund. Sie erzählt einfach, wie es ist, mit dem Sex und der Liebe. Also hat sie sich irgendwann gedacht, wieso nicht ein Buch darüber ...

Inhalt

Auf ihrem YouTube Kanal nimmt Hannah Witton kein Blatt vor den Mund. Sie erzählt einfach, wie es ist, mit dem Sex und der Liebe. Also hat sie sich irgendwann gedacht, wieso nicht ein Buch darüber schreiben? Und dies dann in die Tat umgesetzt. Es geht um das erste Mal, um Verhütung, Selbstbefriedigung, Pornos, LGBTQ+, Konsens, Körperwahrnehmung und so viel mehr. Das Buch ist ein Mix aus persönlichen Anekdoten, wichtigen Kommentaren und hilfreichen Tipps, bei denen nicht nur junge Menschen etwas lernen können.


Das Buch habe ich bei Anna von Ink of books und Mareike von Crow and Kraken das erste Mal gesehen und mich direkt wieder daran erinnert, als Arvelle das Buch auf Lager hatte. Da ich große Lust darauf hatte, mich diesem Thema zu widmen habe ich es kurzerhand bestellt und dann auch direkt gelesen. Es war ein voller Erfolg!

Das Buch kann in meinen Augen als modernes Aufklärungsbuch durchgehen. Es ist modern, witzig und locker geschrieben. Die Leserinnen werden auf Augenhöhe abgeholt, nicht belehrt oder eine fremde Meinung wird aufgezwungen. Nein. Es wird sachlich und informativ aufgeklärt, ohne den erhobenen Zeigefinger zu nutzen. Schon im Vorwort sagt Witton, dass sie dieses Buch nicht geschrieben hat, dass man es am Stück durchliest. Jeder soll sich das Thema herausnehmen, das gerade Interessant ist und sich dann informieren. Es gibt so viele unglaublich wichtige Themen von Verhütung über Sexting zu Pornografie ist alles dabei, das junge Menschen ab, sagen wir mal 13+ interessiert. Und es ist so wichtig, dass sich Jugendliche heutzutage aufklären. Wenn es das private Umfeld nicht schafft, kann so viel falsch und schief laufen. Ein solches Buch ist unglaublich wichtig! So können auch junge Menschen richtig aufgeklärt werden ohne mit einer rotköpfigen Biolehrerin Reagenzgläser mit Kondomen zu überziehen (kleiner Disclaimer: das Buch erklärt zwar, worauf man achten muss, wenn ein Kondom übergezogen wird, man sollte es aber vorher wirklich einmal selbst testen, um eine ungewollte Schwangerschaft oder sexuell übertragbare Krankheiten zu vermeiden).

Überhaupt finde ich den Aufbau des Buches unglaublich gelungen. Es werden so viele Themen aufgegriffen, die längst im Unterricht und Lehrplan ihren Platz haben sollten. Nicht nur, dass über gesunde und ungesunde Beziehungen aufgeklärt wird, es gibt auch ein Bereich der allein LGBTQ+ gewidmet ist und verschiedene Identitäten beleuchtet, erklärt, was LGBTQ+ eigentlich ist und es kommen Own-Voices zu Wort, da Hannah Witton selbst eine weiße cis-hetero Frau ist und eben nicht dieselben Erfahrungen macht, wie jemand, der sich zu LGBTQ+ zählt. Ich finde es wunderbar und so wichtig, dass dieses Thema aufgegriffen wird.
Auch hier noch ein großes Lob an die Autorin: die Own-Voices Repräsentation in diesem Buch ist wirklich unglaublich gelungen. Nicht nur im Bereich LGBTQ+ kommen Menschen zu Wort, um über ihre Erlebnisse zu sprechen, sondern bspw. im Kapitel Pornografie. Ein Pornosüchtiger berichtet über seine Erfahrungen, wie es dazu kam und wie er sich davon lösen konnte. Mit diesem Thema wird so sensibel umgegangen, was mir wirklich gefallen hat. Es wird darüber berichtet und dargelegt, wieso Pornografie so gefährlich sein kann, gleichzeitig wird diese Sucht nicht verteufelt. Es kann eben jedem passieren.

Hannah Witton berichtet sehr ungeschönt von ihren eigenen Erfahrungen mit der Liebe, Sex und Beziehungen. Sie bindet auch die Erfahrungen ihrer Familie und Freunde mit ein, was das Buch umso sympathischer und authentischer macht. Es hat sich teilweise so angefühlt einem Bericht einer Freundin zu lauschen, die gerade ihre Probleme und Sorgen mit ihrem Sexleben vor mir ausbreitet. Was mir auch unwahrscheinlich gefallen hat war der Teil, mit dem Orgasmus und den Frauen. In Verbindung mit den verdrehten Vorstellungen, die uns Liebesromane / New Adult Geschichten oder auch Pornos in die Köpfe setzen, sollte unser erstes Mal welterschütternd sein und uns in eine neue Sphäre des Lebens heben. Diejenigen von uns, die ihr erstes Mal bereits erlebt haben, werden wissen, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Deshalb kann ich für meinen Teil diese Multiple-Orgasmen-Erste-Male nicht ernst nehmen. Und Hannah Witton kann mit ihrem Buch die Augen all jener junger Mädchen öffnen, die sich verunsichert gefühlt haben, nachdem ihr erstes Mal eben nicht weltbewegend war. Großartig!

Außerdem geht es um Konsens, der in meinen Augen, immer wieder vergessen wird. Man sollte immer, wirklich immer, egal wie lange man schon in einer Beziehung ist oder nicht, fragen ob es in Ordnung ist jetzt Sex zu haben. Und erst wenn ein eindeutiges „Ja“ erfolgt, dann haben beide Spaß an der Sache. Ein „Nein“ bleibt ein „Nein“ und sollte auch als solches akzeptiert werden. Ein Ehering gibt keine allgemeingültige Einverständnis zum täglichen Sex und das sollte auch jungen Menschen vermittelt werden.

Noch ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: es ist wirklich ansprechend und toll illustriert. Es gibt Zeichnungen, Muster und Darstellungen, die sich durch das komplette Buch ziehen und auch die Kapitel begleiten und untermalen. So nimmt es dem Buch ein bisschen dieses „Sachbuch“ / „Fachbuch“ Atmosphäre, denn es lockert alles etwas auf. Natürlich tut auch Hannah Wittons ansprechender Schreibstil sehr viel dafür, dass man sich überhaupt nicht fühlt, als würde man ein Sachbuch lesen. Es ist so erfrischend auf diese Weise aufgeklärt zu werden. Ich habe zwar nicht komplett neue Dinge für mich selbst erfahren aber werde das Buch definitiv einmal meinen Bio-Lehrerinnen Freunden zeigen und ihnen vorschlagen, damit im Aufklärungsunterricht zu arbeiten. Es wäre mir wirklich eine Freude zu wissen, dass einige junge Menschen wirklich mit einem ganz anderen Bewusstsein aufgeklärt werden.

Fazit

Ein wahrhaftig großartiges Aufklärungsbuch, das nicht nur durch ihre Gestaltung und den lockeren Schreibstil besticht, sondern auch mit der Auswahl der Themen. Die wichtigsten Dinge werden angesprochen, es gibt Own-Voices Repräsentation und es ist ein Sachbuch, das ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Junge Menschen können so unglaublich viel daraus lernen und auch ältere Leser
innen können noch Neues mitnehmen. Ich hatte unfassbar viel Spaß beim Lesen und werde das Buch definitiv immer und immer wieder empfehlen!

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Geniale Datinggeschichten! Ein Blick hinein lohnt sich!

Romeo und Julius
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Rezensionsexemplar

Inhalt

In 25 Dates erzählt Julius von seiner Suche nach der großen Liebe. Nach dem, was sich wohl jeder wünscht: die erste Verliebtheit, die Aufregung vor dem ersten Kuss, das Kennenlernen, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

In 25 Dates erzählt Julius von seiner Suche nach der großen Liebe. Nach dem, was sich wohl jeder wünscht: die erste Verliebtheit, die Aufregung vor dem ersten Kuss, das Kennenlernen, die erste gemeinsame Nacht, … in 22 Geschichten erzählt er leidenschaftlich, wie er seinen Weg gegangen ist. Über Tinder-Dates, das zu Hause, Beziehungsunfähigkeit, immer dieselben Partner, das perfekte Date und ob man wohl erwachsen ist…


Als ich dieses Buch im Bloggerportal angezeigt bekommen habe war klar, dass ich es gerne lesen würde. Es ist kein Roman, sondern Geschichten aus dem Leben gegriffen. Und genau das hat mich fasziniert. Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar!

Schon nach wenigen Seiten war Julius mir unheimlich sympathisch. Es hat sich angefühlt, als würden wir zusammen auf dem Sofa sitzen und er erzählt mir gerade von seinem letzten Tinder Date. Ich hatte zwar selbst keine Erfahrungen mit Tinder und denke, dass ich sie wohl auch nicht mehr machen werde, dennoch habe ich mich in so vielen Situationen wiedergefunden. Julius beschreibt unglaublich authentisch seine Suche nach der großen Liebe. Er beschönigt nichts. Er lässt nichts aus und zeigt eben nicht nur die Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, wenn es um Dating geht. Er zeigt, dass man sich täuschen kann, dass man ausgenutzt werden kann, dass man enttäuscht wird und dass man sich danach vielleicht etwas betrinkt, sich mit seinen Freunden trifft, manchmal auch den Kopf in den Sand steckt, um dann wie Phönix aus der Asche wieder zurückzukehren und den Sprung ins Dating-Becken erneut zu wagen. Es ist unheimlich erfrischend von seinen Erfahrungen zu lesen und sich selbst an die eigenen versauten Dates zu erinnern.

Überhaupt waren die Gedanken, die Julius in diesem Buch teilt sehr schön und wertvoll für mich. Es geht auch um seine Homosexualität und seine Familie, die zuerst Schwierigkeiten hatte, damit zurecht zu kommen. Dennoch ist er immer wieder in seine Heimat gefahren und nach und nach wurde die Beziehung wieder stark. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlen muss, wenn man Angst davor hat, sein wahres Ich zu zeigen und dann eine Enttäuschung durch die Familie zu erfahren. Umso glücklicher bin ich für Julius zu wissen, dass die Beziehung zu seiner Familie wieder gut und stark ist. Ich finde es sehr stark, dass er dieses Thema nicht ausgespart hat.

Sein Schreibstil ist unglaublich erfrischend und unterhaltsam. Es ist, als würde man sich eine Geschichte von einer Freundin oder einem Freund anhören und liest sich weniger wie ein Buch, als ein Gespräch, bei dem man einfach mit dabei ist. Man fühlt sich augenblicklich wohl in dem Buch und bei Julius. Man wünscht ihm, dass er seine große Liebe findet. Man wünscht ihm, dass er sein Glück findet und gleichzeitig möchte man erfahren, wie er seine Lektionen fürs Leben lernt, wie er mit Enttäuschungen umgeht und wie er glückliche Zeiten erlebt. Und vor allem das Ende hat mich sehr glücklich gemacht.

Fazit

Schaut euch dieses Buch unbedingt einmal an, wenn ihr authentisch erzählte Dating-Geschichten von eurem „besten Freund“ Julius lesen wollt. Es ist ehrlich, leidenschaftlich, ungeschönt und gleichzeitig auch wunderschön. Julius lässt uns an seinem Leben teilhaben und wir lesen nicht nur sein Buch, sondern sind quasi live mit dabei, wenn er seinen besten Freunden von seinem neuesten Erlebnis berichtet. Ein absolutes Wohlfühlbuch mit großem Spaß-Faktor!

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Eher Familiendrama als Thriller

Zu Staub
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Tief im Outback Australiens sind sich die drei Bright Brüder die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt und wenn sie nicht wollen, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Tief im Outback Australiens sind sich die drei Bright Brüder die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt und wenn sie nicht wollen, müssen sie sich auch nicht begegnen. Nathan und Bub treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt und ihr mittlerer Bruder Cam, der die Familienranch verwaltet, liegt tot zu ihren Füßen. Er ist allein in der unbarmherzigen Hitze gestorben. In der Trauer, die die Familie überschattet wächst jedoch auch das Misstrauen. Was, wenn Cam keines natürlichen Todes gestorben ist? Was, wenn die Isolation und Einsamkeit hier im Nirgendwo die Menschen verändert – zum Bösen?


Im Juni kam eine E-Mail aus dem Rowohlt Verlag bei mir an, die mir „Zu Staub“ von Jane Harper Schmackhaft gemacht hat. Ich wollte längst etwas von der Autorin gelesen haben, da sie hochgelobte Thriller geschrieben hat. Dankend habe ich zugesagt und als ich das Buch Ende Juli dann in den Händen hatte, wollte ich direkt in das Outback Abenteuer eintauchen.

Der Start in die Geschichte hat sich tatsächlich etwas schwierig gestaltet. Ich habe vom australischen Outback keine Ahnung und einige Zeit gebraucht, um alles zu verstehen und mir besser vorstellen zu können, wie die Brights leben. Nathan lebt 4 Stunden vom Rest seiner Familie entfernt und hat eigene Probleme, die nicht nur mit seiner Farm zu tun haben, sondern sich vor allem um sein Privatleben drehen. Cameron und Bub leben auf der Familienfarm der Brights, dort gibt es auch Onkel Harry, der eigentlich nicht der wirkliche Onkel ist, sondern einfach schon immer dort arbeitet und die Mutter der drei Brüder. Außerdem Ilse, Cams Ehefrau und ihre beiden gemeinsamen Töchter. Sie alle leisten ihren Beitrag, arbeiten auf der Farm, Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein. Doch ist es das wirklich? Nathan scheint nicht der einzige zu sein, der enorme private Probleme hat, über die er nicht spricht. Auch Cam und seine Familie scheinen etwas durchleben zu müsse, das vor allem den Familienvater, den alle so gern mochten, beschäftigt hatte. Denn wieso sollte er sonst seinen mit Vorräten befüllten, sicheren Wagen, mitten im Outback verlassen und 9km allein und zu Fuß zurücklegen, um dann zu sterben?

Die Familiendynamik ist sehr spannend und gut ausgearbeitet. Man spürt schon ab der ersten Seite, dass der Tod von Cam auch alte Wunden wieder aufreißt. Egal auf welcher Seite. Die Familie muss sich mit Problemen herumschlagen, die zuvor gekonnt ignoriert oder einfach verdrängt wurden. Jane Harper schafft es, dass man sich eigentlich mit keinem der Charaktere richtig wohl fühlt. Sie alle umgibt etwas geheimnisvolles, das man unbedingt lüften möchte. Man will wissen, was mit dieser Familie nicht stimmt. Eigentlich will man das viel eher wissen, als was es mit dem Tod von Cameron wirklich auf sich hat. Man möchte erkennen, wie alles zusammenhängt. Man will wissen wieso Nathan Ilse immer aus dem Weg geht. Man will wissen wieso Harry vor Cams Tod mit ihm gestritten hat. Man will herausfinden wieso die Hilfsarbeiter auf der Farm vorgeben etwas zu sein, was sie gar nicht sind. Es gibt so viele Fragen und aus diesem Grund bin ich an den Seiten des Buches geklebt. Es war nicht so, dass es unglaublich viel Spannung gab oder blutige actiongeladene Szenen. Ich habe mich nicht gegruselt oder gefürchtet. Ich hatte keine Gänsehaut. Ich war einfach nur gut unterhalten von einer komplett zerrütteten Familie, der etwas dramatisches widerfahren ist und die nun versuchen muss die Trümmer irgendwie wieder zusammen zu setzen.

Jane Harpers Schreibstil hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sie hat locker und leicht geschrieben, mit einem Hang zu etwas poetischem. Manche Beschreibungen haben mich ins Herz getroffen und mir die Geschichte noch näher gebracht auch wenn „Zu Staub“ eigentlich so gar nicht das war, was ich mir davon erwartet habe.
Das Buch ist definitiv kein Thriller und eigentlich auch von einem Spannungsroman entfernt. Es ist mehr ein Roman mit einem großen Familiendrama als Handlung. Die Geschichte ist gut, sie hat mir Spaß gemacht, weil ich gerne über Geheimnisse nachdenke und rätseln möchte, was geschehen ist. Letztlich habe ich aber die Lösung dann doch relativ schnell geahnt und wurde am Ende auch nicht enttäuscht. Ich denke das hätte die Autorin besser und vor allem innovativer ausarbeiten können.

Fazit

Ich mochte den Schreibstil der Autorin und auch die Grundidee hinter dem Buch. Allerdings habe ich mir durch den Klappentext und die Genrezuweisung „Thriller“ dann doch etwas anderes vorgestellt. Dennoch hatte ich viel Spaß mit diesem Buch. Das Familiendrama war toll herausgearbeitet, die Charaktere allesamt irgendwie suspekt und doch ist man ihnen gerne durch die Geschichte gefolgt. Ich mochte wie am Ende letztlich alles einen Sinn ergab und als ich das Buch zugeklappt habe, war ich zufrieden. Für Fans von klassischen Thrillern wird das Buch wohl eher nichts sein, wer aber gerne mal ein Familiendrama durchleben möchte, sollte einen Blick hinein werfen.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine süße Liebesgeschichte

Perfectly Broken
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Als Brooklyn ihre große Liebe verliert, hat sie auch sich selbst verloren. Aus diesem Grund verlässt die junge Frau Manchester und möchte in Bedford neu anfangen, um all den ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Als Brooklyn ihre große Liebe verliert, hat sie auch sich selbst verloren. Aus diesem Grund verlässt die junge Frau Manchester und möchte in Bedford neu anfangen, um all den Schmerz ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Deshalb sieht sie auch über die Tür hinweg, welche ihr Schlafzimmer und das Schlafzimmer ihres Nachbarn miteinander verbindet.
Und dann hört sie zum ersten Mal seine Stimme und seine Musik. Plötzlich fühlt Brooke sich weniger allein, weniger einsam und weniger traurig. Und das, obwohl sie Chase noch nie begegnet ist. Dennoch fühlt sie etwas, wenn sie seine Stimme durch die Wand hören kann und egal wie sehr sie sich auch wehrt, ihre Gefühle beginnen Achterbahn zu fahren. Doch kann sie sich erneut auf jemanden einlassen?


Spontan habe ich mich dazu entschieden „Perfectly Broken“ bei NetGalley anzufragen und habe direkt die Zusage bekommen. Ich habe mich sehr gefreut, mal wieder einen Ausflug in das New Adult Genre zu machen, denn ab und an habe ich dann doch Lust auf eine ganz klassische romantische Liebesgeschichte und mit diesem Buch habe ich da auch nicht daneben gegriffen.

Sarah Stankewitz hat einen wirklich angenehmen und flüssigen Schreibstil. Man fliegt nur so durch die Seiten und liest einfach unheimlich gerne in der Geschichte, die man vor sich hat. Die Autorin weiß, wie man schreibt und weiß auch, wie man eine Liebesgeschichte zu etwas Besonderem macht. Man liest praktisch in einem Zug die gesamte Geschichte durch und weiß erst, dass man am Ende angekommen ist, wenn es einfach nicht mehr weiter geht.

Die Charaktere sind unglaublich sympathisch und einfühlsam. Man kann sich direkt in ihre Lage hineinversetzen. Ich mochte Brooke wirklich gerne. Sie hat so vieles durchgemacht und versucht trotzdem weiter zu machen und nicht aufzugeben. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie grauenvoll es sein muss, die große Liebe, den sicheren Hafen, zu verlieren und neu anfangen zu müssen. Vor allem, wenn man bereits das ganze Leben geplant hat und dann alles wie eine Seifenblase zerplatzt. Auch wenn ich es doch etwas befremdlich fand, dass sie tatsächlich in eine Wohnung gezogen ist, die eine Verbindungstür zu jemand völlig Fremden hat. Aber ohne das, hätte natürlich die gesamte Geschichte nicht funktioniert.
Auch Chase, aus dessen Sicht ebenfalls einige Kapitel geschrieben ist, hat mein Herz erwärmt, obwohl er nicht so greifbar wie Brooke war. Er ist sensibel, hat unheimliches Durchhaltevermögen und wenn er liebt, dann liebt er bedingungslos. Ich mochte seine Art mit Brooke umzugehen und vor allem das Vorlesen hat mich immer wieder zum Lächeln gebracht. Was ich wirklich toll fand war, dass Chase keinesfalls ein Bad Boy ist. Er hat keine „Ich habe ständig bedeutungslosen Sex“ Allüren und behandelt Brooklyn auch nicht wie ein Objekt. Er ist ein ganz normaler junger Mann, der seine Gefühle ausdrücken kann und sie auch ausleben möchte, wenn er sich einmal sicher ist. Er behandelt Frauen gut und das hat mir sehr gut gefallen. So sollte es in jedem New Adult Roman ablaufen.

Wie der Klappentext bereits andeutet ist die Handlung der Geschichte nicht neu erfunden. Viele New Adult Romane folgen diesem Schema eines gebrochenen, traurigen Mädchen, welches durch eine neue Stadt und eine neue Liebe wieder stark wird. Das mit der Verbindungstür jedoch ist etwas innovatives, das mir gut gefallen hat. Ich hätte es mir aber doch etwas mehr auf die Spitze getrieben gewünscht. In meinen Augen wäre es etwas spannender geblieben, wenn die beiden sich sehr viel länger nicht gesehen hätten und sehr viel intensivere Gespräche geführt hätten. Das Buch hat allerdings nur 250 Seiten und deshalb war eine gewisse Geschwindigkeit nötig, um die Liebesgeschichte überhaupt komplett erzählen zu können.
Was mich zusätzlich gestört hat war, dass es gegen Ende dann wirklich noch zwei dramatische Szenen gab, die in meinen Augen nicht nötig gewesen wären. Das erste und auch viel größere Drama wurde schon nach kürzester Zeit angedeutet und ich habe mir direkt gedacht, dass es wohl so kommen wird. Sehr schade, denn ein größerer Überraschungseffekt wäre sicher toller gewesen. Hier muss ich sagen, dass es schon in Ordnung war, dass durch diese Situation noch einmal etwas Drama hinzugefügt wurde, doch beim zweiten, kürzeren, dramatischen Moment musste ich dann doch mit den Augen rollen. Es war komplett überflüssig und hat eigentlich nur dazu geführt das Buch um 20 Seiten zu verlängern.

Wie das Buch zum Ende gekommen ist hat mir dann wiederum gut gefallen. Der Abschluss war rund, traurig und gleichzeitig wirklich wunderschön. Man kann sich den Sonnenuntergang in den Chase und Brooke hineinreiten wirklich vorstellen. Es ist einfach toll, wenn man das Gefühl hat, die lieb gewonnenen Charaktere sind glücklich und zufrieden in ihrer Welt und genau dieses Gefühl hat Sarah Stankewitz in mir ausgelöst.

Fazit

Sarah Stankewitz kann Liebesgeschichten schreiben. Sie schafft es die Charaktere unglaublich sympathisch und einfühlsam darzustellen. Ihr Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen und die Art und Weise wie sie erzählt, fesselt einen an die Seiten ihres Buches. Perfectly Broken ist ein gelungener New Adult Roman, in dem man sich wirklich wohl fühlt und der mir Spaß gemacht hat. Vor allem die Charaktere haben die Geschichte getragen und mich für sich eingenommen. Die Handlung war zwar ganz gut aber nichts Neues, es gab leider keine Überraschungen für mich und das fand ich wirklich schade. Dennoch kann ich die Geschichte jedem empfehlen, der gerne mal eine Liebesgeschichte für Zwischendurch liest.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Ein solider Abschluss der Trilogie

Ein Reif von Silber und Gold
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Das große Finale der Reihe steht an: im Kaiserreich der Esche ist es dunkel geworden. Alles scheint in Schieflage geraten zu sein, denn kein Getreide will mehr richtig wachsen, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Das große Finale der Reihe steht an: im Kaiserreich der Esche ist es dunkel geworden. Alles scheint in Schieflage geraten zu sein, denn kein Getreide will mehr richtig wachsen, das Vieh bringt missgebildeten Nachwuchs zur Welt und grausige Bestien treiben ihr Unwesen. Und das Geschick der gesamten Welt scheint auf den Schultern zweier Frauen zu liegen: Leyken, die in der Esche im Süden ist und eine besondere Verbindung zu dieser aufzubauen scheint und Sölva im tiefen Norden, die als einzig überlebende Erbin des Morwas nicht weiß, was das Schicksal für sie bereit hält, wenn die Stämme von Ord sich nicht einigen können, wer den Reif von Eisen bekommt. Die Frage ist nur: sind die beiden den Aufgaben, die auf sie warten, wirklich gewachsen?


Im Oktober 2017 habe ich den ersten Band der Königschroniken-Reihe vom Rowohlt Verlag angeboten bekommen und mich unglaublich auf ein neues High Fantasy Abenteuer gefreut. Die Reihe habe ich mit „Ein Reif von Silber und Gold“ nun beendet und bin schon ein kleines bisschen traurig, dass ich das Reich der Esche nun schon wieder verlassen musste.

Es ist mehr als ein Jahr her, dass ich den zweiten Teil der Trilogie gelesen habe und deshalb war der Einstieg in den Abschluss der Reihe doch etwas schwieriger, als ich erwartet habe. Doch Stephan M. Rother macht es einem leicht: immer wieder werden zu Beginn die Ereignisse der vergangenen Bände kurz erwähnt und durch Gedankengänge der Protagonisten wieder in Erinnerung gerufen. Das hat mir ungemein geholfen, um schnell wieder in die Gänge zu kommen und wieder im Gedächtnis zu haben, was in den letzten beiden Bänden alles passiert ist und in welchem Zusammenhang die einzelnen Charaktere stehen. Der Schreibstil des Autors ist nach wie vor wirklich schön und leicht zu lesen. Die Beschreibungen sind weiterhin wirklich toll und ausführlich, sodass man sich einfach perfekt in das Reich der Esche hineindenken kann. Überhaupt die Idee dieser Welt begeistert mich nach wie vor. Ein riesiger uralter Baum, der das Gleichgewicht einer ganzen Welt hält, ist einfach großartig. Ist ein einzelner Ast im Ungleichgewicht, dann ist es auch der Teil der Welt, für den dieser Ast steht.

Auch die Atmosphäre im Buch ist wirklich gelungen. Eine düstere, kriegerische und gefährliche Zeit ist im Reich der Esche angebrochen. Überall herrscht Verwüstung, Hunger und Krieg. Niemand scheint mehr sicher zu sein und es wirkt so, als würden die Menschen sich auch nicht vertragen wollen. Etwas düsteres hängt über dem Reich und das lässt Stephan M. Rother perfekt durchklingen. Als Leser fühlt man sich selbst nicht mehr wohl in dieser Welt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass endlich wieder Licht und Hoffnung zurückkehren. Die Frage ist nur, ob Sölva und Leyken ihre Aufgaben erfüllen können, die wohl für sie gedacht sind.

Wie schon im vorherigen Band stehen vor allem die beiden Frauen Sölva und Leyken im Vordergrund. Ihre Sichtweisen nehmen fast das gesamte Buch ein und bringen den Leser entweder in die Rabenstadt oder tief in den Norden zu den Stämmen des Otta. Ihre Situationen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch ähneln sie sich: beide Frauen stehen vor einem Scheideweg. Sie müssen entscheiden, ob sie die Verantwortung übernehmen, die man ihnen möglicherweise gibt, oder ob sie sich weiterhin von jemand anderem leiten und führen lassen.
Sölva wird im Verlaufe des Buches klar, dass sie sich nicht nur um das Kind von Ildris kümmern muss, sondern dass sie vielleicht auch in der Entscheidung, wer der künftige König sein wird, mit einbezogen werden wird. Schließlich ist sie die letzte lebende Erbin des verstorbenen Königs Morwa und wurde von ihm mit viel Aufmerksamkeit gesegnet. Doch für die Männer und Anführer der jeweiligen Stämme ist es sehr schwierig eine Frau überhaupt nur anzuhören. Für mich war es jedoch klar, dass Sölva sich, durch ihre gesamte Entwicklung, genügend Selbstvertrauen angeeignet hat, um in dieser Männerbestimmten Welt zurecht zu finden. Sie hat den Mut bekommen, der nötig ist um dort zu bestehen und sich durchzusetzen. Das gefällt mir sehr an ihr. Sie hat sich weiterentwickelt und ist zu einer sehr starken Frau geworden, die weiß, wann sie für sich eintreten muss, um das Beste für ihr Volk zu erlangen.

Auch Leyken hat sich mittlerweile entwickelt auch wenn nicht so stark wie Sölva. Sie lässt sich nicht mehr komplett herumschubsen, stellt Fragen und versucht zu verstehen, was das Problem in der Rabenstadt und dem Reich der Esche ist. Gleichzeitig lässt sie Gnade walten und setzt sich dafür ein, die Esche zu retten. Als in der Rabenstadt ein Ausnahmezustand beginnt und Leyken nach und nach die Bedeutung von der Entführung ihrer Schwester und auch ihr selbst klar wird, beginnt sie zu verstehen, worauf alles hinauslaufen wird. Auch wenn sie nicht ganz so selbstbewusst wurde wie Sölva, so versucht Leyken ihrem Schicksal nicht mehr zu entkommen, sondern es anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Es ist nicht das, was sie sich für sich selbst und ihre Zukunft vorgestellt hat, doch notwendig und deshalb nimmt sie ihr Schicksal an.

Die Person, die schon im zweiten Teil enorm im Hintergrund war, wurde auch im dritten Teil nicht weiter hervorgehoben. Pol bekam wenige Kapitel, die teilweise kaum etwas mit der restlichen Entwicklung der Geschehnisse in Zusammenhang zu bringen sind. Man erfährt, wieso er der Auserwählte ist und was besonders an ihm ist und auch, dass er für die weiteren Geschehnisse wichtig sein könnte, doch das war es auch schon. Der Gesamtzusammenhang, den ich mir so unbedingt gewünscht habe, bleibt aus. Es fehlt etwas. Es fehlt an umfangreicheren Erklärungen, es fehlt letztlich an Nutzen von Pol. Er wurde als Charakter groß eingeführt, doch seine Reise hatte letztlich kein wirkliches Ziel und das war dann irgendwann sowieso egal. Vor allem bei Pol wurde auch deutlich, dass die Reihe ursprünglich vier Bände umfassen sollte. Höchstwahrscheinlich (ich vermute an dieser Stelle) waren die Verkaufszahlen nicht gut genug, um einen vierten Band rentabel für den Verlag zu machen. Also musste alles in einem dritten Teil verarbeitet werden und das ist, bei einer so komplex angelegten Story wirklich schwierig. Gegen Ende ist es unglaublich deutlich, dass der Autor das Ende nicht so gestalten konnte, wie er es sich gedacht hat, weil kaum etwas ausführlich erklärt wurde.

Der Gesamtzusammenhang wurde mir zwar klar und vor allem das letzte Kapitel hat mir wirklich gut gefallen, doch der Weg dorthin war ab Mitte des Buches eher holprig und mit wenigen Erklärungen. Alles wurde schnell zu einem Abschluss gebracht, ohne dass die Zusammenhänge wirklich deutlich hergestellt wurden. Man muss sich am Ende sehr viel selbst zusammenreimen und sehr viel selbst nachdenken und überlegen, um klar zu bekommen wie alles gedacht war. Trotzdem fehlt eben ein bisschen Anleitung durch den Autor, der Geschichte hätte es wirklich gut getan, wenn sie noch 100 Seiten mehr gehabt hätte, um die Geschichte würdiger zu beenden. Es ist einfach zu deutlich zu spüren, dass ein letzter Teil gestrichen wurde und somit die Planungen des Autors nicht so ausgeführt werden konnte, wie ursprünglich gedacht.

Fazit

Leider konnte die Trilogie nicht so gut abgeschlossen werden, wie ich es mir für diese komplexe Fantasy-Geschichte gewünscht hätte. Man spürt, dass der Autor alles gegeben hat, was er konnte, doch die Zusammenhänge wurden einfach nicht deutlich genug aufgeklärt, Erzählstränge führten quasi ins Nichts und wurden am Ende noch einmal aufgegriffen, damit es eben doch einen Gesamtzusammenhang ergab. Die Charaktere haben sich zwar teilweise weiterentwickelt, aber es wäre sicherlich noch mehr gegangen. Der Schreibstil und die Atmosphäre des Buches waren weiterhin toll und ich denke ich werde mir noch weitere Bücher des Autors anschauen. Der Abschluss der Reihe war schon in Ordnung aber ich habe mir sehr viel mehr davon versprochen.

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