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Veröffentlicht am 13.05.2020

Skurril und großartig!

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Familie Hardcastle lädt zu einem Ball auf ihr Anwesen Blackheath ein. Alle Gäste amüsieren sich, bis auf einen Mann, der zuvor eine Nachricht erhielt: „Heute Abend wird jemand ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Familie Hardcastle lädt zu einem Ball auf ihr Anwesen Blackheath ein. Alle Gäste amüsieren sich, bis auf einen Mann, der zuvor eine Nachricht erhielt: „Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus.“ Die Tochter des Hauses, Evelyn Hardcastle, ist tot. Doch sie stirbt nicht nur einmal, sondern jeden Tag aufs Neue. Bis der Mann ihren Mord aufgeklärt und den Täter entlarvt hat. Erst dann darf er das Anwesen Blackheath wieder verlassen und es scheint so, als wolle jemand unbedingt verhindern, dass ihm dies gelingt.


Ich muss zugeben, es war eine sehr spontane Entscheidung, die mich dazu brachte, „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ bei NetGalley anzufragen. Der Titel klang spannend, das Cover gefiel mir und die Leseprobe hat meine Neugier angeheizt. Also habe ich mir diesen Kriminalroman für den Urlaub vorgenommen und tatsächlich dann an meinem ersten Tag in Griechenland auch beendet. Danke an NetGalley für das Rezensionsexemplar!

Nachdem ich das Buch gelesen habe muss ich zuerst meine Gedanken zum Titel und dem Klappentext mit euch teilen. Ich finde beides nicht ganz gelungen, weil vieles dadurch vorweg genommen wird. Ich habe meine Inhaltsangabe deshalb etwas angepasst. Dass Evelyn Hardcastle getötet wird, lässt der Titel ja bereits verlauten, deshalb habe ich dieses Detail nicht ausgespart. Der eigentliche Mord geschieht aber nicht sofort zu Beginn des Buches und wird am Anfang auch noch gar nicht so wirklich thematisiert. Auch die Identität des Mannes, den man von Beginn an begleitet, ist erst einmal geheim. Dieses Detail habe ich deshalb ausgelassen und würde euch empfehlen den ausführlichen Klappentext nicht durchzulesen. Es ist kein großer Spoiler aber macht doch etwas den Charme aus, wenn man genauso ahnungslos ist, wie der Protagonist. Schließlich wacht dieser völlig orientierungslos mitten in einem Wald auf. Er ist durchnässt, ängstlich, verschmutzt und weiß weder wer er selbst ist, noch wo er sich befindet. Er hört Geschrei, einen Schuss und er hat einen Namen auf den Lippen. Mit Hilfe eines Kompasses schafft es der Mann schließlich zu einem Anwesen, auf dem ihm eröffnet wird, wer er ist und wieso er dort zu Besuch ist. Dennoch fühlt der Mann, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt, doch er kann nicht greifen, was sein Problem ist und woher dieses Gefühl kommt. Stuart Turton schafft es, diese Verzweiflung, Angst und Unwissenheit wirklich toll zu transportieren. Man fühlt sich genauso orientierungslos wie der Protagonist, schließlich weiß man als Leser genauso wenig, was vor sich geht und das macht den Reiz der Geschichte aus. Nach und nach lernt man, gemeinsam mit dem Protagonisten, seinen Charakter kennen. Und das, obwohl man als Leser genauso spürt, dass irgendetwas im argen liegt.
Als schließlich die Nachricht über den Tod von Evelyn Hardcastle bei dem Protagonisten eintrifft, hat sich die Ausgangslage längst verändert. Darüber möchte ich allerdings gar nicht mehr Worte verlieren, denn auch das macht den Reiz der Geschichte aus. Er erfährt, dass er den Mord an der jungen Frau aufklären muss, um dem Hamsterrad, in dem er gefangen ist, entkommen zu können. Er ist dazu verdammt den Tag, an dem Evelyn getötet wird, immer und immer wieder zu durchleben, bis er den Mörder entlarven kann. Erst dann ist er frei und darf Blackheath wieder verlassen. Zunächst klingt diese Aufgabe nicht weiter schwierig, doch im Verlauf des Buches wird deutlich: dieser Mord ist kein „gewöhnlicher“ Mord, bei dem sich Opfer und Täter gegenüber stehen. Nein, der Mord ist gut getarnt und wirklich schwer zu erkennen. Eines bleibt jedoch unbestritten: Evelyn Hardcastle stirbt an jedem Abend aufs Neue und unser Protagonist muss herausfinden, wer daran Schuld hat.

Die Verwicklungen und Verstrickungen die sich innerhalb des Buches auftun, werden von Seite zu Seite immer verworrener, unglaubwürdiger und verrückter. Bis zur Hälfte des Buches war ich völlig durcheinander, desorientiert und fast schon frustriert. Es hat mich genervt, dass ich keinen roten Faden gesehen habe. Ich wollte so dringend herausfinden, was mit Evelyn passiert ist und weder der Protagonist noch der Autor ließen mich auch nur in die Nähe der Auflösung. Alles schien irgendwie miteinander verbunden zu sein und gleichzeitig ergab nichts auch nur einen Sinn. Jede Person, die näher beleuchtet wurde, schien so viele Geheimnisse zu verbergen, dass sich stündlich alles ändern konnte. Überraschungen warteten an jeder Ecke und mit Enthüllungen und Geheimnissen wurde nicht gegeizt. Es war ein einziges Verwirrspiel, das mich fast zur Weißglut getrieben hat. Und genau das war es, was der Autor wohl bei seinen Lesern erzielen wollte: Verwirrung, Wut, Frustration aber auch Neugier und Kampflust. Ich wollte unbedingt herausfinden wie alles zusammenhängt. Ich wollte so dringend wissen, wer Evelyn getötet hat und ich wollte, dass unser Protagonist endlich diesem Teufelskreis entrinnen kann. Erst nach und nach ging mir ein Licht auf, erst ganz langsam wurden die Zusammenhänge klar und je weiter man in der Geschichte voranschritt, desto deutlicher zeichnete sich das Ende und auch der rote Faden ab. Zu Beginn schien alles ein einziger Knoten zu sein, der nicht zu entwirren war, doch nach und nach lösten sich die Fäden und man konnte immer klarer sehen, wohin alles führen würde. Am Ende, hatte ich sogar mit einer Vermutung recht, was ich wirklich überraschend fand und habe die Geschichte mit einem großen Lächeln zugeklappt. Stuart Turton hat mit diesem Buch etwas ganz besonderes geschaffen, das ich auf diese Weise noch nie durchlebt habe. Die Geschichte ist lebendig, greifbar und fühlt sich an, als könnte sie nie jemand entwirren. Doch wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, dann ist man unglaublich zufrieden, denn es ist geschafft: der Knoten wurde entwirrt. Auch wenn einiges offen gelassen wurde und nicht jedes Rätsel gelöst ist, so bleibt die Zufriedenheit am Ende bestehen, dass man dieses Abenteuer überstanden hat.

Fazit

Wenn ihr auf Verwirrspiele, Geheimnisse und schier unlösbare Zusammenhänge steht, dann greift ihr mit „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ zu dem richtigen Buch. Am Rande der Verzweiflung tut sich in dieser Geschichte endlich ein Licht auf und ihr werdet sehen, dass sich die Reise am Ende sehr gelohnt hat. Die Geschichte besticht mit Verwirrung und Orientierungslosigkeit, mit Facettenreichen und geheimnisvollen Charakteren und einer Auflösung, die einem Knall gleichkommt. Das Ende war für mich zufriedenstellend, auch wenn nicht jede Frage bis zuletzt aufgeklärt wurde. Eine Empfehlung von meiner Seite.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine so wichtige Botschaft

Wenn Männer mir die Welt erklären
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Inhalt

Rebecca Solnit untersucht die Mechanismen von Sexismus. Sie klärt über Missstände auf, die man auf den ersten Blick gar nicht erkennt, denn Übergriffe auf Frauen sind akzeptiert und gelten als ...

Inhalt

Rebecca Solnit untersucht die Mechanismen von Sexismus. Sie klärt über Missstände auf, die man auf den ersten Blick gar nicht erkennt, denn Übergriffe auf Frauen sind akzeptiert und gelten als normal. Sie schreibt über Gewalt gegen Frauen, französische Sex-Skandale über Virginia Woolf oder Machtverhältnisse. Sie zeigt auf, was in unserer Welt noch immer nicht selbstverständlich ist: die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.


„Die meisten Frauen kämpfen an zwei Fronten – einmal für oder gegen eine spezifische Sache und einmal schlichtweg für das Recht, ihre Meinung zu äußern.“ (S. 23)

Aufgrund der #WirLesenFrauen Challenge, die ich euch hier nochmal verlinke, habe ich dieses Buch gekauft. Ich wollte mich mit dem Thema Feminismus auseinander setzen. Ich wollte mich damit beschäftigen und für mich und mein Geschlecht eintreten und das natürlich mit den richtigen Argumenten.

Rebecca Solnit trifft mit ihrem Buch genau das, was ich lesen wollte. Sie erklärt mit ihrem ersten Essay „Wenn Männer mir die Welt erklären“, das, was vermutlich allen Frauen schon passiert ist: ein Mann spricht ihr Faktenwissen und Erkenntnisse ab ohne zu merken, dass er von ihrem Werk und ihrem Buch redet. Und als er das, nach mehrmaligen Versuchen ihn aufzuklären, endlich begreift, ist es ihm nicht einmal unangenehm. Viele Männer (wohlgemerkt nicht alle) sehen das aber nicht. Sie ergreifen die Initiative, weil Frauen das doch sowieso nicht können, nicht wissen, nicht die Expertise haben. Es kann für solche Männer gar nicht sein, dass eine Frau sich auf diese Weise verwirklicht und genau dagegen müssen wir gemeinsam antreten. Keine Frau sollte von einem Mann untergebuttert werden. Jede soll das tun dürfen, was sie möchte. Jede soll das sagen dürfen, was sie möchte ohne darüber nachzudenken wie das vielleicht ankommen würde. Und sich von einem Mann ein Thema erklären lassen zu müssen, in dem er augenscheinlich nicht Experte ist, du aber schon, sollte nicht mehr zum Alltag gehören.

Rebecca Solnit vermittelt dieses Gefühl. Sie zeigt auf, dass man kämpfen kann und soll. Sie gibt Mut und Kampfgeist, allerdings nicht ganz so locker und lässig, wie es der Titel vielleicht andeutet. Ihre Texte sind teilweise etwas schwerer zu verstehen aber doch gut zu lesen. Sie hat eine ganz eigene Art ihren Worten Gewicht zu geben und das hat mir wirklich gut gefallen. Ich mochte die Aufteilung des Buches und die Bilder, die am Anfang jedes Kapitels gedruckt sind.
Solnit berichtet über die vielen Ungerechtigkeiten, denen Frauen ausgesetzt sind. Sie erzählt von Gewalt gegen Frauen und was dies auslösen kann, wenn eine Frau den Mut findet darüber zu sprechen, was ihr widerfahren ist. Es kann so vieles verändern, wenn unzählige mehr sich nicht mehr vor Scham verstecken müssen, sondern Halt finden und Stärke zeigen können. Es ist traurig zu lesen, wie wir dazu erzogen werden dieses und jenes zu tun. Wie die Gesellschaft uns eintrichtert, dass wir so und so zu sein haben. Dass keine Abweichungen möglich sind und wenn uns etwas so Ungerechtes geschieht, dass es nichts bringt, uns zu wehren. Dass wir dann verachtet, geächtet und in eine Ecke gestellt werden. Dagegen müssen wir antreten. Wir müssen uns davon lösen, irgendwelchen Rollen entsprechen zu wollen und gleichzeitig sollte uns die Freiheit gegeben werden uns so zu kleiden, zu schminken oder nicht zu schminken wie wir wollen. Niemand sollte bevormundet werden, was das eigene Aussehen betrifft.

Solnit zeigt mit ihren Texten aber nicht nur auf, dass Frauen einen wichtigen Kampf für Gleichberechtigung führen, sondern sagt auch, dass es wichtig ist, dass Frauen das nicht alleine tun können. Es ist nicht möglich alleine gegen Ungleichheit anzukämpfen, denn auch die Männer sollten angesprochen werden. Alle Menschen auf der Welt sollten angesprochen werden. Gleichberechtigung ist ein Kampf, den jeder kämpfen muss, denn im Feminismus geht es nicht darum dem einen Geschlecht etwas wegzunehmen. Es geht darum gleich zu sein. Und das kann jedem zugute kommen. Diese Botschaft finde ich besonders wichtig, denn es stimmt: alleine sind wir auf verlorenem Posten, denn jede*r sollte diesen Kampf kämpfen. Es geht um alle Menschen, nicht nur um ein bestimmtes Geschlecht.

„Männer, die begreifen, worum es geht, verstehen auch, dass Feminismus keine Verschwörung mit dem Ziel ist, Männern etwas wegzunehmen, sondern eine Kampagne zu unser aller Befreiung.“ (S. 162)

Fazit

Wenn ihr etwas über Feminismus und den Kampf um Gleichberechtigung lesen möchtet, dann greift ihr mit diesem Buch nicht daneben. Die Essays von Rebecca Solnit sind wichtig und sehr intelligent geschrieben. Man liest es nicht ganz so leicht weg, doch wenn man sich an die Art und Weise, wie Solnit schreibt, gewöhnt hat, dann funktioniert das Buch und man fliegt nur so durch die Seiten. Ich habe Mut daraus geschöpft und Kraft, mich weiterhin dafür einzusetzen, dass Gleichberechtigung für alle möglich gemacht wird.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Jede*r sollte dieses Buch gelesen haben!

Untenrum frei
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Inhalt

Margarete Stokowski ist Autorin und Spiegel-Online Kolumnistin. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist als Mädchen in Deutschland aufzuwachsen. Sie beschreibt ihren Aufklärungsunterricht, der mehr ...

Inhalt

Margarete Stokowski ist Autorin und Spiegel-Online Kolumnistin. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist als Mädchen in Deutschland aufzuwachsen. Sie beschreibt ihren Aufklärungsunterricht, der mehr als nur große Lücken hinterließ. Erzählt von traumatischen Gewalterlebnissen, von Sex und Liebe. Mit ihren Essays will sie aufzeigen, dass die Geschlechtergerechtigkeit noch immer entfernt ist.


Durch die Challenge #WirLesenFrauen bin ich auf die Autorin Margarete Stokowski aufmerksam geworden und habe nun endlich ihr Buch „Untenrum frei“ gelesen. Feminismus muss in unser aller Köpfe endlich Gestalt annehmen, damit die Gleichberechtigung aller Menschen nach und nach gelingen kann. Margarete Stokowski gelingt es mit ihrem Buch die Aufmerksamkeit auf den Feminismus zu lenken und durch ihren Schreibstil, der zwischen locker und leicht, derbem Humor und wichtigem Faktenwissen gekonnt wechselt, macht sie es ihren Leserinnen leicht sich für das Thema zu erwärmen.

„Der Feminismus erklärt mir nicht, warum der Bus nicht auf mich wartet. Aber er erklärt mir, warum ich mich für mein Zuspätkommen entschuldigen werde, auch wenn ich nicht schuld war, sondern der Bus zu früh gefahren ist. Er erklärt mir, warum viele der Frauen, die ich kenne, sich auch noch entschuldigen würden, wenn sie von einem Meteoriten getroffen werden.“ (S. 43)

In sieben Kapiteln wird nicht nur die Lebensgeschichte der Autorin thematisiert, sondern auch Themen angesprochen, die alle Leser
innen interessieren können. Es geht um unterschiedliche Rollenbilder, die als Kind manifestiert werden. Die Pubertät und das Erwachsenwerden sind ebenfalls Thema. Außerdem auch Sex, der uns Menschen ständig umgibt und nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene beeinflusst. Es geht auch um sexuelle Freiheit, Unsicherheiten, Ungerechtigkeiten und Gewalterlebnisse. Doch auch die Liebe und Vielfalt kommt nicht zu kurz.
Die Aufteilung und Reihenfolge der Essays im Buch finde ich toll und gut gewählt. Man bekommt einen Eindruck darüber, wie Stokowski aufgewachsen ist und was sie geprägt hat. Wie sie zum Feminismus und ihrem Kampf für Gleichberechtigung gekommen ist und sie klärt auf, wie man selbst diesen Weg einschlagen kann und letztlich auch muss, um für Gleichberechtigung sorgen zu können.

Dabei hilft vor allem ihr lockerer und leichter Schreibstil. Sie vermittelt die Inhalte, die sie bewegen mit einer ordentlichen Portion derbem Humor, der mir mehr als einmal ein lautes Lachen entlockt hat. Es macht Spaß den Gedanken von Stokowski zu folgen und ihr Buch hat mich ordentlich zum Nachdenken gebracht, denn man kann sich sehr gut mit ihren Berichten identifizieren und auf das eigene Erleben übertragen. Wie war es, als ich selbst ein Kind oder Jugendliche war? Wie wurde ich großgezogen, welche Stereotypen wurden mir auferlegt und habe ich mich daraus befreit oder ist es noch immer so, dass ich mich in diesen Rollenbildern und -vorstellungen verliere? Was hat Sex und die Darstellung von Sex für Bilder in meinen Kopf projiziert? Wie habe ich mir als Jugendliche Sex vorgestellt? Und dann natürlich die Erkenntnis: von diesen verqueren Darstellungen aus Magazinen und dem Fernsehen ließ ich mich beeinflussen. Und tue es noch. Nicht im Bezug auf Sex, jedoch im Bezug darauf, wie eine Frau, wie ich, auszusehen habe. Der perfekte Beach-Body, die perfekten Haare, der perfekte Eyeliner, usw… Es gibt so vieles, worüber man aufklären und sprechen sollte. Nicht nur mit jungen Mädchen, sondern auch mit Jungs. Es muss ein Gefühl für die Werbung, das Fernsehen und Social Media entstehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen wissen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und „Untenrum frei“ kann hierbei ein gutes Beispiel geben. Es klärt auf, öffnet Augen und regt zum Nachdenken an.

„Untenrum frei zu bedeutet Freiheit im sexuellen Sinne. Es bedeutet zu wissen, was uns gefällt und was wir uns wünschen, und es bedeutet uns das Begehren zu erlauben, das in uns ist – immer so weit, dass die Freiheit der anderen respektiert bleibt. Obenrum frei zu sein bedeutet Freiheit im politischen Sinne: frei von einengenden Rollenbildern, Normen und Mythen.“ (S. 143)

Fazit

Margarete Stokowski hat mit „Untenrum frei“ einen Essayband veröffentlicht, der klug, witzig und unglaublich wichtig ist. Seite um Seite klärt sie mit ihrer lockeren Art auf ohne die Ernsthaftigkeit der Thematik aus den Augen zu verlieren. Man erkennt, was im eigenen Leben schief gelaufen ist und wie man sich davon befreien kann. Stokowski macht klar, dass man sich diesen veralteten Vorstellungen nicht mehr unterordnen soll, dass alle gemeinsam, unabhängig vom Geschlecht, dem Feminismus anhängen sollten, um für Gleichberechtigung und Gleichheit zu sorgen. Eine große Empfehlung! Ihr zweites Buch werde ich definitiv auch noch lesen!

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ich liebe diese Comics einfach!

The Umbrella Academy 3
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Sir Reginald Hargreeves entwickelte eine, nach seinem Empfinden, perfekte Lösung um die steigende Anzahl an Bösewichten, die seine Superhelden-Kinder angreifen, unschädlich ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Sir Reginald Hargreeves entwickelte eine, nach seinem Empfinden, perfekte Lösung um die steigende Anzahl an Bösewichten, die seine Superhelden-Kinder angreifen, unschädlich zu machen. Doch nun, viele Jahre später, beginnt die Vergangenheit zurückzuschlagen…


Endlich geht es weiter: der dritte Teil der Umbrella Academy Comic Reihe ist erschienen und ich habe gespannt drauf gewartet, dass „Hotel Oblivion“ in meinem Briefkasten landet. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an Band 3, denn vor allem der zweite Teil „Dallas“ hat mich sehr begeistert. Als dieser Comic mir von Cross Cult zugesendet wurde, habe ich direkt gestartet und bin immer noch im Hype!

Gabriel Ba und Gerard Way haben, in meinen Augen, einen wirklich unverwechselbaren Stil. Nicht nur die Zeichnungen sind sehr detailreich und liebevoll gestaltet, sondern auch der Text passt kurz und prägnant zu jeder Situation. Man fühlt sich beim Lesen des Comics wie in eine andere Welt hineingezogen und kann sich komplett fallen lassen. Nichts als dieser Comic wirkt mehr real und das finde ich wirklich großartig. Die skurrilen Charaktere der Umbrella Academy fügen sich in diesen eigenwilligen, aber passenden, Zeichenstil perfekt ein und für mich ergeben diese Punkte ein absolut stimmiges Gesamtbild.

Die Handlung von „Hotel Oblivion“ ist genauso skurril und durcheinander wie die Charaktere, die im Comic auftauchen. Man begleitet nach und nach die einzelnen Mitglieder der Umbrella Academy und sieht, was nun aus ihnen geworden ist. An was arbeiten sie? Arbeiten sie zusammen? Machen sie etwas aus ihrem Leben oder läuft es nicht ganz rund? Vor allem der Handlungsstrang um Vanya hat mich interessiert, denn sie muss sich von den Ereignissen aus der vergangenen Comics erst einmal erholen und wieder zu Kräften kommen. Es ist schwierig für sie wieder Selbstvertrauen aufzubauen und es kommt unerwartete Hilfe von der „Mutter“ der Adoptivgeschwister. Ich habe diese Teile der Geschichte sehr gerne verfolgt, weil man gespürt hat, dass etwas im Gange ist, das man als Leser noch nicht sehen kann. Ich wollte ganz dringend herausfinden was mit Vanya geschehen wird und diese Teile rund um Vanya haben einen tollen Spannungsbogen erzeugt, der am Ende des Comics teilweise aufgelöst wurde.

Nummer 5 ist in diesem Teil etwas kürzer getreten, als noch in „Dallas“, was ich sehr schade fand, da er einfach einer meiner liebsten Charaktere ist. Er kommt zwar vor und hat seine Rolle zu spielen, steht aber nicht mehr so im Mittelpunkt. Seine Art und Weise ist weiterhin unverwechselbar und gerade das gefällt mir an diesem Charakter so sehr. Ein Erwachsener im Körper eines Kindes ist einfach unfassbar lustig und sorgt eben immer wieder für Aufsehen.

Rumor hat, genau wie Séance, noch sehr mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Ihre Ehe ist kaputt, sie darf ihr Kind nicht sehen und versucht es dennoch immer wieder Kontakt zu ihrer Familie aufzunehmen. Séance versucht sich, auf die gewohnte Weise, zu betäuben. Er ist jedoch nicht nur von diversen Substanzen abhängig, sondern auch von einer skrupellosen Gang, die seine besonderen Fähigkeiten zu ihrem Vorteil nutzen wollen. Diese Teile waren weniger spannend, als Vanyas Erzählung, dennoch wollte ich natürlich wissen wie es mit Rumor und Séance weiterging. Beide Charaktere sind etwas losgelöst von der Gesamthandlung des Comics, was aber in meinen Augen nicht weiter schlimm war.

Spaceboy und Kraken arbeiten eher unfreiwillig zusammen und kommen einem Fall auf die Spur, der die Welt in große Gefahr stürzen kann. Sie kommen dem auf die Spur, was Sir Reginald Hargreeves vor so vielen Jahren entwickelt hat und was nun für sie zu einem sehr großen Problem werden kann. So bekommt „Hotel Oblivion“ wieder einen roten Faden, der sich durch den gesamten Comic zieht. Überall sieht man die Einflüsse von dem, was Hargreeves entwickelt hat und man steuert von Seite zu Seite auf die unvermeidbare Katastrophe zu. Es wurde immer spannender und vor allem das Ende lässt einen fast sprachlos zurück. Man kann nicht glauben, dass damit, mit diesem Knall, der Comic beendet wird und man nun aufs Neue warten muss, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Fazit

Es hat mir wieder großen Spaß gemacht der Umbrella Academy einen Besuch abzustatten. Die Superhelden sind gestürzt, haben mit privaten Problemen zu kämpfen und sind im Prinzip alle mit sich selbst beschäftigt. Dennoch müssen sie sich durch die nähernde Bedrohung wieder fokussieren und ein spannender Cliffhanger beendet dann den Comic. Die Handlung war nicht ganz so spannend wie der zweite Teil der Reihe, dennoch hatte ich Spaß die Charaktere wieder zu begleiten. Ich mochte die Idee hinter dem Comic und war gespannt, wie alles aufgelöst wird. Mit dem Cliffhanger habe ich überhaupt nicht gerechnet und bin deshalb natürlich umso gespannter auf Band 4. Eine klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein ganz spannender Thriller

Totgesagt
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Das berühmte Ehepaar Sara Lowell und Michael Silverman blicken auf eine glorreiche Zukunft. Sara ist eine beliebte TV Journalistin und Michael ein erfolgreicher Basketballspieler. ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Das berühmte Ehepaar Sara Lowell und Michael Silverman blicken auf eine glorreiche Zukunft. Sara ist eine beliebte TV Journalistin und Michael ein erfolgreicher Basketballspieler. Alles könnte perfekt sein, bis Sara bei Recherchen zu einer Mordserie eine schockierende Entdeckung macht: alle Opfer waren HIV-positiv und bei einem Arzt in Behandlung, der eine vielversprechende Therapie bei seinen Patienten anwendet. Als dieser Arzt jedoch ebenfalls zu Tode kommt, möchte Sara der Sache auf den Grund gehen und begibt sich damit in große Gefahr…


Ich habe erst vor kurzem das Erstlingswerk von Harlan Coben „Honeymoon“ auf meinem Blog vorgestellt. Als ich gesehen habe, dass sein zweites Buch nun auch übersetzt wurde, habe ich dieses Buch ebenfalls angefragt und glücklicherweise zugeschickt bekommen. Mit diesem Buch habe ich verstehen gelernt, wieso Harlan Coben so geliebt und gelobt wird.

Der Thriller beginnt sehr spannend mit einem gehetzten Arzt, der vor einem Feind zu fliehen scheint, den er selbst gar nicht kennt. Er schafft es, einen ominösen Umschlag in einen Briefkasten zu werfen, um dann Selbstmord zu begehen. So jedenfalls wird der Fall zunächst abgeschlossen. Doch es gibt einige berechtigte Zweifel am Selbstmord des Arztes und vor allem Sara Lowell kann nicht so recht an dieser Geschichte festhalten. Gemeinsam mit dem Polizisten Max Bernstein nimmt sie sich nicht nur diesen Todesfall vor, sondern auch die grausamen Morde von drei jungen Männern, die HIV-positiv waren. Alle Spuren deuten auf die Klinik von Harvey Riker hin, den Sara und ihr Ehemann Michael schon sehr lange kennen.

Ich mochte Sarah und Michael eigentlich ganz gerne, auch wenn mich diese wundervolle Liebesgeschichte zwischen den beiden etwas anödete. Die Beziehung zwischen ihnen scheint keine Ecken und Kanten zu haben. Es läuft alles einfach perfekt, was ich irgendwie nur schwer glauben kann. Dennoch mochte ich die Durchsetzungsfähigkeit von Sara, die trotz ihrer Beeinträchtigung sehr selbstbewusst ist, was natürlich teilweise auch ihrem wunderschönen Aussehen zuzusprechen ist. Denn, was ich bereits in „Honeymoon“ gelernt habe: Harlan Coben erschafft nur unglaublich attraktive Frauenfiguren. Sie alle lassen die Männerwelt dahinschmelzen und es scheint auch immer eine Sexgöttin zu geben. In diesem Thriller in Form von Saras eher unsympathischeren Schwester.

Neben diesen eher nicht so prickelnden Details war die Handlung jedoch durchweg spannend, wenn auch nicht immer voller Action. Man verfolgt die Ermittlungen von Max und Sara, während man immer wieder im Kopf des Mörders steckt und nach und nach ein Puzzleteil nach dem anderen zu fassen bekommt. Coben flicht die unterschiedlichsten Charaktere mit in seine Handlung hinein und spinnt so ein sehr spannendes Netz, das von allen Seiten verlängert aber auch plötzlich gekappt werden kann. Man ermittelt selbst unweigerlich mit, versucht irgendwie aufzulösen, was geschehen sein könnte und die Zusammenhänge zu erkennen.
Es spielen viele Faktoren eine Rolle, aber einige verlaufen im Sand, während andere immer mehr zur Lösung beitragen. Aber immer dann, wenn man glaubt, jetzt die Lösung gefunden zu haben, wird der Handlung dann doch noch eine Wendung hinzugefügt, die alles wieder auf den Kopf stellt. Dennoch habe ich gegen Ende erkannt, wohin der Weg sich wenden wird, was mir aber die Spannung trotzdem nicht genommen hat. In meinen Augen war das Finale etwas überzogen und zu dramatisch, das habe ich bei „Honeymoon“ allerdings auch schon so empfunden. Eventuell werde ich mich daran gewöhnen müssen, wenn ich weiterhin Harlan Coben lesen möchte.

Das Buch ist erstmals 1991 erschienen, die Thematik um HIV und AIDS ist heute nicht mehr so im Fokus, wie damals und mittlerweile gibt es auch wirksame Medikamente, die HIV zwar nicht heilen können, es jedoch behandeln. Damals war dies nicht der Fall und Coben schafft es glaubhaft verschiedene Meinungen und Sichtweisen über die Krankheit und Homosexualität darzustellen. Es stößt mir sauer auf, dass es noch heute so viele homophobe Menschen gibt und die Beschreibungen in dem Buch haben mir alles andere als gefallen, das muss ich aber dem Erscheinungsjahr Anfang der 90er ankreiden.

Fazit

„Totgesagt“ war ein spannender Thriller, der ein Thema aufgreift, das in der heutigen Zeit zwar nicht mehr in den Medien polarisiert, dennoch aber nicht vergessen werden darf. Die Handlung ist durchweg spannend und wenn man über das Frauenbild des Autors hinwegblickt macht vor allem das Rätselraten um den Mörder und dessen Beweggründe großen Spaß. Ich kann euch diesen Thriller sehr ans Herz legen – entweder wenn ihr längst Fan seid, oder um Fan von Harlan Coben zu werden.

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