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Veröffentlicht am 13.05.2020

Was für eine geniale Fortsetzung!

Die Zeuginnen
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Der Report der Magd ist abgeschlossen. 15 Jahre nach dem Ende von Desfreds Report finden wir uns wieder in Gilead. Drei Zeuginnen berichten, wie der Fall des Staates begann ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Der Report der Magd ist abgeschlossen. 15 Jahre nach dem Ende von Desfreds Report finden wir uns wieder in Gilead. Drei Zeuginnen berichten, wie der Fall des Staates begann und schließlich geschah: Tante Lydia, Agnes Jemima und Daisy. Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, schildern ihre Sicht der Dinge und bringen Antworten auf so viele Fragen.


Ursprünglich hatte ich „Die Zeuginnen“ von NetGalley zugeschickt bekommen. Durch einen glücklichen Zufall habe ich dann bei einem Gewinnspiel gewonnen und durch einen Fehler dann nicht „Der Report der Magd“ als Schmuckausgabe zugesendet bekommen, sondern die frisch erschienene Fortsetzung dieses großartigen Buches. Also habe ich letztlich meine Lektüre nicht mit dem E-Book beendet, sondern dem Hardcover, das ich nun stolz mein Eigen nennen darf.

Der Einstieg in die Geschichte hat sich zu Beginn für mich ein wenig schwierig gestaltet. Es ist über anderthalb Jahre her, dass ich „Der Report der Magd“ gelesen habe und ich habe nicht daran gedacht, es eventuell noch einmal zu lesen. Ich musste mich in den ersten Seiten der Fortsetzung erst wieder hineindenken in die Welt von Gilead, dem Staat, in dem Frauen keinerlei Rechte mehr zugestanden werden. Sie dürfen keine hohen Positionen bekleiden, sie dürfen nicht mehr lesen oder schreiben. Sie dürfen nicht einmal wählen, was sie anziehen möchten. Entscheidungen treffen nur noch die Männer. Da es jedoch kaum mehr Frauen gibt, die Kinder bekommen können, gibt es sogenannte Mägde, die zu kinderlosen Ehepaaren gebracht werden, um ein Kind für sie zu bekommen und dann die Familie zu wechseln. In „Der Report der Magd“ geht es um eine solche Magd, die ihr Leben schildert und letztlich mit dem Satz „Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.“ endet. Ihr Bericht lässt etliche Fragen auf und nun, 30 Jahre später, soll „Die Zeuginnen“ Antworten bieten.

Anders als erwartet, knüpft die Fortsetzung jedoch nicht nahtlos an den Bericht an. Es sind 15 Jahre vergangen, die Welt hat sich weitergedreht und drei Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte.
Zunächst Tante Lydia, die man bereits aus dem Report kennt. Eine skrupellose Frau, die kein Gewissen zu haben scheint. Tanten sind diejenige Frauen, die nicht heiraten, weil sie sich zu höherem Berufen fühlen. Sie fungieren unter anderem als Lehrerinnen für die Mädchen in Gilead. Ihnen ist es als einzige Frauen gestattet zu lesen und zu schreiben und deshalb schrieb Tante Lydia ihre Geschichte auf. Man erfährt wie sie zu dem Leben als Tante kam, wie sie ihre Machtposition erhielt und halten kann und welche Opfer sie deshalb bringen musste und noch immer bringt. „Die Zeuginnen“ gibt einen ganz anderen Blick auf diese so hart und unnachgiebig wirkende Tante Lydia. Die Welt ist eben nicht einfach schwarz und weiß. Vor allem nicht in Gilead. Nichts ist so wie es scheint und es lauern überall Gefahren. Tante Lydia hat dies sehr früh gelernt und ihre eigenen Schlüsse daraus gezogen. Vieles was sie getan hat, diente nur dazu, ihr eigenes Leben zu verlängern, aber letztlich doch nicht alles. Mein Blick auf diese Frau hat sich innerhalb des Buches sehr verändert, was ich großartig von Margaret Atwood fand. Sie zeigt wie ein Regime Menschen formen und verändern kann, aber auch, was mit denjenigen geschieht, die stärker sind, als andere. Es ist großartig die Erzählung von Tante Lydia zu verfolgen und wurde von Kapitel zu Kapitel spannender und auch brisanter. Die losen Enden der Erzählfäden wurden nach und nach zusammengefügt und ein Großes Ganzes erschien vor meinem Auge. Ich habe es sehr geliebt die Tante zu begleiten.

Eine weitere Zeugin war Agnes Jemima, ein junges Mädchen das in Gilead geboren und aufgewachsen ist. Wir lernen sie als naives kleines Mädchen kennen, die nichts kennt als das Leben in diesem totalitären Staat. Sie sieht nichts befremdliches darin, dass es Mägde gibt. Sie findet es normal von Tanten unterrichtet zu werden und hat sogar drei Marthas, weil ihr Vater ein wichtiger und hochrangiger Kommandant ist. Sie wirkt zunächst sehr naiv, selbstzufrieden und sieht überhaupt keine Probleme in der Welt von Gilead. Sie kennt schließlich nichts anderes als das, was man ihr in der Schule sagt. Ihr gesamtes Weltbild baut darauf auf, dass Frauen nur dazu da sind um reiche Kommandanten zu heiraten, Kinder zu bekommen, stets gehorsam und fromm zu sein. Doch dann stirbt Agnes Mutter und als sie eine Stiefmutter bekommt, die ihr zuträgt, dass sie von einer Magd abstammt, verändert sich Agnes Leben. Sie muss sehr schnell erwachsen werden und sich in der Welt von Gilead plötzlich anders zurecht finden. Ihre Mutter hat sie immer beschützt, von ihrer Stiefmutter kann sie dies nicht behaupten. Beide können sich nicht sonderlich gut leiden und diese Tatsache macht das Leben für Agnes schwerer. Schließlich kommt die Pubertät und damit ihre Heiratsfähigkeit und Agnes spürt, dass ihre Stiefmutter sie nur allzu gerne sofort aus dem Haus hätte, egal mit wem sie auch immer verheiratet wird. Agnes muss auf schmerzhafte Weise erkennen, dass sie in diesem System gefangen ist und wenn sie weiterhin ein gutes Leben haben möchte, dann muss sie das Spiel mitspielen ohne mit der Wimper zu zucken.

Die dritte Zeugin ist Daisy, ein Mädchen das in Kanada lebt und aufgewachsen ist. Als Nachbarn von Gilead setzen sich viele dort lebende Menschen dafür ein, Gilead irgendwie das Handwerk zu legen. Es gibt etliche Untergrundorganisationen die unter gefährlichen Bedingungen vor allem Frauen aus Gilead herausschleusen. Daisy selbst möchte sich auch dafür einsetzen, doch mit ihren 16 Jahren halten ihre Eltern sie für viel zu jung, um sich an den Demonstrationen zu beteiligen. Als sie jedoch unerlaubt trotzdem hin geht wird ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt: ihre Eltern werden getötet und Daisy muss erfahren, dass sie für die Untergrundbewegung gearbeitet haben. Sie selbst steht nun auf der Abschussliste und muss untertauchen, um nicht ebenfalls eliminiert zu werden. Dabei wird ihr bewusst, dass sie mit Gilead sehr viel mehr verbindet, als sie auch nur ahnen konnte.
Daisys Sichtweise hat mir tatsächlich am wenigsten zugesagt. Zu Beginn eher noch, aber je weiter das Buch vorangeschritten ist, desto schwieriger habe ich es empfunden. Ich kann leider nicht wirklich ins Detail gehen, weil das massive Spoiler wären, aber sie hat teilweise die Wichtigkeit ihrer Unternehmungen überhaupt nicht verstanden und somit andere unnötigen Gefahren ausgesetzt. Das hat mich doch sehr genervt, auch wenn mir bewusst war, dass sie eben auch nur ein junger Teenager ist, der kurze Zeit vorher noch ein ganz normales Leben gelebt hat. Nichts hat sie darauf vorbereitet fliehen zu müssen und deshalb ist ihre Art vielleicht etwas verständlicher. Dennoch hat sie die Brisanz nicht erfasst, als es notwendig gewesen wäre. Erst gegen Ende beweist sie Mut und Stärke, was mir wiederum gefallen hat.

Die Handlung an sich war durchweg spannend. Die Grundstimmung ist immer noch bedrückend, beängstigend und hat mir teilweise eine Gänsehaut beschert. Ich kannte dieses Gefühl noch vom ersten Teil, doch es hat mich trotzdem noch erschüttert. Vor allem, weil nun noch viel mehr und teilweise grausamere Details ans Tageslicht gerückt wurden. Das Ende war für meinen Geschmack etwas zu schnell und nicht detailreich genug, dennoch habe ich an den Seiten geklebt und konnte es kaum glauben, als die Geschichte dann doch zu Ende war. Wieder hat es Margaret Atwood geschafft ein Ende zu schreiben, das offen ist, um als Leser, selbst nachdem man das Buch zur Seite gelegt hat, darüber nachdenkt, wie es nun weitergegangen ist. Man wird praktisch dazu gezwungen weiter zu überlegen, einfach weil man die Charaktere noch nicht loslassen kann. Trotzdem war das Ende passend, denn es hatte von Dramatik über Trauer und Glück alles dabei, was für diese Art Geschichte einfach perfekt ist. Die Verbindung zum „Report der Magd“ kann man erst ganz am Schluss erkennen und doch bleibt alles sehr vage, was mir wirklich auch gefallen hat. So ist es eben doch ein Geheimnis und alles irgendwie Spekulation.

Fazit

„Die Zeuginnen“ ist eine großartige Fortsetzung, mit wunderbaren Protagonistinnen, die ihre Sicht der Dinge auf unglaubliche Weise darlegen. Gilead wird von drei unterschiedlichen Seiten beleuchtet, die letztlich alle ihren Weg zum Großen und Ganzen finden. Ich bin auf der einen Seite sehr traurig, dass das Abenteuer nun zu Ende ist und auf der anderen Seite sehr froh, dass ich das Buch gelesen habe. Es war spannend, bedrückend und regt in jedem Fall wieder zum Nachdenken an. Es lohnt sich einen Blick nach Gilead zu werfen!

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Die Grundidee ist toll, die Umsetzung leider nicht...

Die Arena: Grausame Spiele
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Rezensionsexemplar

Inhalt

London in der Zukunft. Die Gesellschaft ist gespalten: die Pures leben ihr Leben voller Luxus, Geld und Komfort, während die Dregs unterdrückt, ausgegrenzt und als Sklaven verschachert ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

London in der Zukunft. Die Gesellschaft ist gespalten: die Pures leben ihr Leben voller Luxus, Geld und Komfort, während die Dregs unterdrückt, ausgegrenzt und als Sklaven verschachert werden. Aus dieser Situation heraus wurde eine gefährlicher Zirkus gegründet. Dreg Kinder werden trainiert, um eine waghalsige und immer wieder tödliche Show abzuliefern. Genau in diesem Zirkus treffen sich Hoshiko und Ben das erste Mal. Er ist der Sohn einer der wichtigsten Pure Ministerinnen und sie die Hauptattraktion in der Arena. Mit dieser Begegnung verändert sich nicht nur alles für die beiden, sondern vielleicht auch für die ganze Welt…


Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich „Die Arena“ entdeckt und das Buch ist mir tatsächlich nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Der Inhalt klang super spannend und das Cover ist wirklich wunderschön gestaltet. Also habe ich kurzerhand den Verlag angeschrieben und ein Rezensionsexemplar zugesendet bekommen. Ich wollte wissen, was sich hinter „Die Arena“ verbirgt und habe die Geschichte dann in kurzer Zeit durchgelesen.

Es ist schon ziemlich lange her, dass ich eine Dystopie gelesen habe und meine Erwartungen an die Geschichte waren recht hoch. Der Klappentext versprach eine grausame, gefährliche Dystopie, die zwei junge Protagonisten hat, welche sich gegen alle Widerstände irgendwie auflehnen. Zumindest habe ich es teilweise so interpretiert und deshalb bin ich auch mit diesen Überlegungen an das Buch herangegangen. Es war vielleicht ein Fehler, so viel darüber nachzudenken, aber eine Dystopie mit einem gefährlichen Zirkus im Mittelpunkt klang einfach zu gut.

Leider muss ich sagen, dass mich die Geschichte doch nicht ganz so überzeugen konnte, wie ich es gern gehabt hätte. Man erfährt kaum etwas über die Gesellschaft in „Die Arena“. Es gibt wenig, bis gar keine, Informationen darüber wie es mit der Gesellschaft überhaupt so weit kommen konnte. Wieso wurde die Welt in Pures und Dregs gespalten? Was ist der Grund dafür? Wie konnte es soweit kommen? Alles bleibt vage und es wird einfach als gegeben angesehen. Natürlich ist der Blickwinkel, aus dem die Geschichte geschrieben ist, vielleicht für diese Informationen nicht gerade der Richtige, dennoch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Gleichzeitig wird recht schnell deutlich, dass es in diesem Buch keine Graustufen gibt. Es gibt fast ausschließlich schwarz und weiß. Die Pures, die unterdrücken, töten, bestrafen, sind die bösen und die Dregs, die leiden und keinerlei Rechte haben, sind die Guten. Die einzige Ausnahme bildet natürlich Ben, der wohl der einzige auf der ganzen Welt zu sein scheint, der wirklich reflektieren kann. Es ist schade, dass die Linien hier nicht verschwimmen und der Kampf gegen Ungerechtigkeiten quasi aus dem Nichts heraus entsteht, denn die Dregs allein können das niemals schaffen. Zumindest wurde mir das durch die Handlung so suggeriert. Ich hoffe der zweite Teil erleuchtet mich da etwas, denn Informationen über den Widerstand, der immer wieder angedeutet wird, würde mich wirklich sehr interessieren.

Wie schon erwähnt dreht sich die Handlung um zwei junge Protagonisten. Ben ist der Sohn einer sehr wichtigen und besonders grausamen Pure Ministerin, die das Ziel hat, zur Präsidentin gewählt zu werden. Er wirkt sehr fein, sensibel und ruhig im Vergleich zu seinen Mitschülern. Doch als der Zirkus in die Stadt kommt ist auch er hingerissen von den Lichtern, den Attraktionen und den Geheimnissen, die sich dort verbergen. Er möchte unbedingt die Show sehen, denn die Hochseiltänzerin, die er von seinem Fenster aus gesehen hat, hat ihn besonders fasziniert. Er will unbedingt sehen, wie sie auf dem Seil ihre Saltos schlägt. Doch als Ben im Zirkus sitzt und sieht, was dort geschieht wird ihm ganz anders. Er erkennt, dass die Dregs eben doch Menschen sind und nicht so behandelt werden sollten. Und das, obwohl er schon seit Monaten regelmäßig mit der Dreg-Dienerin des Hauses eine Art Freundschaft entwickelt hat. Aber da sie kein geeigneter Love-Interest ist, musste Hoshiko dazu auserkoren werden. Schließlich kann Liebe auf den ersten Blick alles richten. Zumindest wirkt es so. Ben fasst den Entschluss, die Hochseiltänzerin irgendwie zu retten und damit beginnt ein gefährliches Spiel.

Hoshiko ist fünf Jahre alt, als sie aus ihrer Familie gerissen und in den Zirkus verschleppt wird. Viel mehr wird aus ihrer Vergangenheit nicht erzählt, denn sie erinnert sich kaum und die Erinnerung überhaupt ist viel zu schmerzhaft für sie. Im Zirkus ist das Leben grauenvoll. Der Direktor, zwar selbst ein Dreg, behandelt seine „Attraktionen“ grausam und unnachgiebig. Wenn sie sich verletzen, lässt er ihnen kaum Zeit, sich zu erholen, schließlich wollen die Pures genau das: Verletzungen, Verstümmelungen, Tod. Darum geht es im Zirkus. Die Dregs sollen sich in Lebensgefahr befinden und ab und an sollte auch jemand sterben, damit der Zirkus weiter im Gespräch bleibt. Es ist ekelerregend. Den Kindern wird kaum etwas zu essen gegeben, sie dürfen sich nicht frei bewegen und sind den Launen der Pures komplett ausgeliefert. Es ist sehr bedrückend, wenn Hoshiko ihre Umwelt beschreibt. Sie ist selbst um die 16 Jahre alt und gehört deshalb schon zu den „erwachseneren“ Dregs, die im Zirkus leben. Normalerweise überleben die Kinder nicht so lange. Was mich etwas gestört hat war die Tatsache, dass sie sich wirklich sofort von Ben hat beeindrucken lassen. Sie will bzw. soll von außen die harte, abgeklärte Dreg sein, die alle Pures verdammt, weil sie ihr Leben zerstört haben. Doch als Ben auftaucht wird alles durcheinander geworfen, obwohl er kaum etwas dazu beiträgt. Sie setzt alles aufs Spiel, für einen Pure, über den sie kaum etwas weiß. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich das realistisch und gut dargestellt finde. Die gesamte Liebesgeschichte war für mich völlig an den Haaren herbeigezogen. Alles ging viel zu schnell, wirkt wie eine schlecht konstruierte Insta-Love und hatte für mich keinerlei Chemie. Ich habe es überhaupt nicht gespürt und denke, dass die Geschichte auch ohne diese Liebesstoryline funktioniert hätte. Warum muss Liebe der Ausschlag sein, um etwas verändern zu wollen? Kann es nicht einfach ein Umdenken sein, dass diese Welt und die Gesellschaft nicht richtig, sondern ungerecht ist? Angestoßen durch den Zirkus Besuch von Ben? Es hätten so viel mehr und bessere Argumente gefunden werden können und doch wird wieder eine Liebesgeschichte genutzt, um allen Ungerechtigkeiten zu trotzen.

Dennoch ist die Geschichte gut geschrieben. Hayley Barker weiß, wie man Spannung aufbaut und hat diese wirklich gut in das Buch eingebaut und auch genutzt. Der Unterhaltungsfaktor war definitiv gegeben und ich habe das Buch auch in kurzer Zeit beendet, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht und auch, wie es ausgehen wird. In welche Richtung wird sich die Geschichte wenden? Das Ende könnte, für mich, gut und gerne so stehen bleiben aber da es einen zweiten Teil gibt, bin ich umso gespannter darauf, was noch auf mich warten wird und ob die Welt der Pures und Dregs brennen wird.

Fazit

Mit anderen Dystopien wie zum Beispiel „Die Tribute von Panem“ kann „Die Arena“ nicht mithalten. Die Grundidee ist großartig, doch die Umsetzung hatte dann doch einige große Schwächen. Ein Problem war für mich eindeutig die Insta-Love, welche über alle Widrigkeiten hinweg Rassismus und Ungerechtigkeiten ungeschehen machen will. Ben und Hoshiko kennen sich nicht, sie begegnen sich einmal im Zirkus und beide sind sozusagen unsterblich verliebt. Es ist unglaubwürdig und trotzdem wird dies als Anlass genommen, alles zu überdenken. Das hätte ich mir einfach anders gewünscht, denn ich bin sicher, dass die Geschichte auch ohne Lovestory gut funktioniert hätte. Das Buch war dennoch sehr unterhaltsam und ich bin gespannt wohin sich die Geschichte in Band 2 wenden wird.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein Lebenslesehighlight!

Was perfekt war
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Inhalt

Unter unmöglichen Umständen lernen sich Quinn und Graham kennen. Beide hätten in dieser Situation nie gedacht, dass sie kaum ein Jahr später glücklich miteinander verheiratet sind. Ihre Liebe scheint ...

Inhalt

Unter unmöglichen Umständen lernen sich Quinn und Graham kennen. Beide hätten in dieser Situation nie gedacht, dass sie kaum ein Jahr später glücklich miteinander verheiratet sind. Ihre Liebe scheint perfekt.
Acht Jahre später jedoch wissen sowohl Quinn als auch Graham, dass es nicht unbedingt bedeutet, mit einer Person glücklich zu sein, nur weil man sie liebt. Etwas steht zwischen den beiden, das ihre Beziehung langsam aber sicher verenden lässt…


Ich habe durch Instagram von frau.wortkonfetti das erste Mal von „Was perfekt war“ von Colleen Hoover gehört. Zunächst habe ich mich nicht weiter mit dem Buch beschäftigt. Ich mag zwar den Schreibstil der Autorin recht gerne, doch ihre Geschichten sind mir oftmals zu dramatisch, zu kitschig, einfach irgendwie zu viel. Jacquelin berichtete aber immer und immer wieder von dem Buch. Sie ließ sich nach beenden der Geschichte zu ihrem Ehegelöbnis inspirieren und schwärmte und schwärmte. Dann habe ich mir den Klappentext durchgelesen und mir ist sofort ein Gedanke in den Kopf geschossen. Ich hatte das dumpfe Gefühl zu wissen, worum es in diesem Buch gehen wird und mein Herz hat einen Schlag ausgesetzt. Genau das, was in diesem Buch beschrieben wird, geschieht gerade in meinem nahen Umfeld. Genau das, was ich hinter der Geschichte vermutete, war Teil meiner Realität. Also bestellte ich das Buch doch vor und las es am Ende in weniger als 24 Stunden. Denn schon nach wenigen Seiten war eindeutig klar, dass meine Vermutung richtig war und das Thema, mit dem ich mich sowieso schon auseinandersetzen muss, hier eine große Rolle spielen würde.
Es wird weiter unten einen Spoilerteil geben, in dem ich das Thema nennen werde, um das sich das Buch dreht. Ich möchte einfach noch etwas genauer darauf eingehen. Ich kennzeichne diese Stelle aber, damit ihr nicht ausversehen darüber stolpert.

Ich muss wirklich zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass die Geschichte mich derart mitnehmen würde, doch Colleen Hoover hat es geschafft Quinn und Graham zu meinen Freunden zu machen. Ich hatte das Gefühl, ihr halbes Leben mitbegleitet zu haben und alles über sie zu wissen. Schließlich war ich schon bei ihrer ersten Begegnung dabei und die Art und Weise wie sie sich kennenlernten war schon schockierend genug. Als Leser weiß man natürlich, dass die beiden keine getrennten Wege gehen, dass es so schnell zwischen den beiden funktionieren würde, hatte ich allerdings nicht angenommen. Es war eine perfekte Liebe, die durch nichts zerstört werden könnte. Ein Happy-End als die beiden endlich heiraten und glücklich in die Zukunft blicken. Diese Geschichte geht aber weiter. Sie hört nicht auf, als die beiden glücklich in den Sonnenuntergang reiten, sondern geht weiter. Abwechselnd wird „Damals“ und „Heute“ beschrieben. Vom Beginn ihrer Beziehung bis 8 Jahre später ist zwischen Quinn und Graham nichts mehr so, wie es zuvor war. Das Leben hat sich zwischen sie geworfen, sie zu etwas gemacht, das die beiden nie sein wollten und doch, ihre Liebe ist noch da. Nur tief begraben und sie wissen nicht, wie sie es schaffen sollen, sie wieder auf die Oberfläche zu holen.

Das Schicksal hat sich gegen die beiden gewandt und sie müssen sehen, wie sie damit umgehen wollen. Quinn erzählt die Geschichte, deshalb bekommt man als Leser vor allem ihren Schmerz hautnah mit. Sie leidet still vor sich hin, wenig nach außen und doch quälen sie unendlich viele Gedanken. Sie liebt Graham, möchte aber eigentlich nicht an etwas festhalten, das nicht mehr spürbar ist. Trotzdem klammert sie sich an jedes Stückchen Hoffnung, egal wie viel Schmerz, Tränen und Trauer sie lähmen und unfähig machen, wirklich mit ihrem Mann zu sprechen. Es fühlt sich an, als würde die junge Frau im Nebel stehen. Als hätte sie jede Möglichkeit etwas zu sehen verloren und müsste sich nun allein durchkämpfen, obwohl nur zwei Meter weiter ihr Ehemann steht, der versucht die Arme nach ihr auszustrecken. Es ist herzzerreißend wie Colleen Hoover diese Beziehung darstellt und es ist herzzerreißend, dass man keine Chance hat etwas für die beiden zu tun. Ich habe geweint aber auch viel gelacht, denn die „Damals“ Kapitel zeigen, wie schön, liebevoll und echt die Beziehung der beiden war. Sie zeigt, was Graham und Quinn verloren haben. Ich konnte nicht aufhören für die beiden zu hoffen und zu bangen. Ich klammerte mich, genau wie Quinn, an jedes Fünkchen, das irgendwie ihre Beziehung retten könnte. Ich war mittendrin in der Geschichte und diese Geschichte hat sich so echt und authentisch angefühlt. Ich habe Hoover jedes Wort geglaubt, ihr alles abgekauft und bewundere sie dafür. Sie hat die richtigen Worte gefunden mein Herz zu erreichen und ich hoffe sie erreicht mit diesem Buch noch so viel mehr.

Fazit

Das Ende hat mich wirklich fertig gemacht. Ich habe sehr geweint, mein Herz hat geblutet und doch fühlte ich mich auch glücklich. Colleen Hoover hat es wirklich geschafft mich durch eine Achterbahn der Gefühle zu leiten. Ich hatte wirklich keine Ahnung worauf ich mich eingelassen habe und wurde dadurch irgendwie belohnt. Das Leben ist nicht immer glücklich, ohne Probleme und mit Regenbogen am Himmel. Es hat Höhen und Tiefen, für manche mehr, für andere weniger. Man darf nur nie vergessen wer die Menschen sind, die dein Leben, egal in welcher Situation du auch steckst, bereichern, verschönern und mit Liebe füllen. Diese Menschen sind wichtig und diese Menschen werden sich niemals abwenden. Diese Geschichte kann ich jedoch nicht jedem empfehlen. Man muss einiges an Leid und Verzweiflung aushalten können und vor allem die Thematik. Wer wissen möchte, worum es in diesem Buch genau geht, der sollte nun den Spoilerteil lesen.

Spoilerteil

Nachdem meine Rezension nun spoilerfrei beendet ist möchte ich noch über die Thematik in diesem Buch sprechen. Manche können es vielleicht auch erahnen, so wie ich, manche tappen im Dunkeln und wüssten gerne worum es geht und manche möchten sich vielleicht einfach überraschen lassen. Ich hatte direkt eine Vorahnung, die wahr wurde: es geht um unerfüllten Kinderwunsch. Graham und Quinn sind jung als sie heiraten und sie haben so große Pläne. Das Wichtigste für Quinn ist jedoch eine große Familie zu gründen. Sie möchte unbedingt Kinder haben und Graham hat nichts dagegen. Ungefähr ein Jahr nach der Hochzeit beginnen sie damit nicht mehr zu verhüten und damit beginnt der Albtraum, der ihr Leben ab da an bestimmen soll. Quinn wird und wird nicht schwanger. Jahr um Jahr versuchen die beiden alles, um endlich ein Kind zu bekommen. Sie lassen sich testen und erfahren, dass Quinn an Endometriose leidet.
Zunächst musste ich einmal googeln, was es damit auf sich hat und habe herausgefunden, dass die Endometriose meist eine gutartige aber schmerzhafte Wucherung von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut ist, welches sich außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Sehr oft in den Eierstöcken oder an der Eileiter. Die Wucherungen wachsen mit dem Monatszyklus an und bluten ebenfalls, deshalb ist es teilweise sehr schwierig zu erkennen, dass eine Endometriose vorliegt. Oft vergehen über 10 Jahre, bis die Endometriose diagnostiziert wird, weil die Symptome sehr schwach oder gar nicht erst richtig erkannt werden. Sie ist die wichtigste Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen.
Als ich das gelesen habe war ich sehr geschockt. So viele Frauen leiden unter dieser Krankheit und es dauert teilweise über 10 Jahre um sie richtig zu diagnostizieren. Ein wahrer Albtraum für diejenigen, die gerne Kinder haben möchten und der Wunsch einfach unerfüllt bleibt. Und genau so geht es gerade jemandem aus meinem Umfeld. Ich möchte hier keine Details nennen und kann auch sagen, dass es nicht an einer Endometriose liegt, jedoch kam dieses Buch für mich zur rechten Zeit. Es ist schwer mit einem befreundeten Paar umzugehen, von dem man weiß, dass der Kinderwunsch bisher unerfüllt blieb. Noch schwieriger ist es, wenn ein anderes befreundetes Paar diesen Wunsch schon erfüllt bekommen hat und bei unseren regelmäßigen Treffen meist ein Baby mit dabei ist. Niemand weiß so recht wie man mit der Situation umgehen soll, man möchte nichts falschen sagen oder tun. Man möchte aber auch nicht nur über dieses Thema sprechen, schließlich trifft man sich irgendwie auch aus Gründen der Ablenkung. „Was perfekt war“ hat mir gezeigt, was innerhalb einer Beziehung los sein kann. Es hat mir gezeigt, dass es noch sehr viel schlimmer sein kann, als das, was wir im Freundeskreis so zu sehen bekommen. Und das ist wirklich viel und immer ehrlich. Doch nur ein Bruchteil des Schmerzes, den die beiden erfahren und erleben. „Was perfekt war“ hat mir ein wenig die Augen geöffnet, mich noch sensibler zu verhalten. Besser acht zu geben, nie meine Hand wegzunehmen, sondern sie immer ausgestreckt zu lassen. Den Schmerz, den die beiden durchmachen kann ich ihnen nicht nehmen, aber ich kann versuchen für sie da zu sein. So gut es eben geht und so viel mir möglich ist und sie ertragen können. Dieses Buch kann vor allem für diejenigen hilfreich sein, die außen stehen und nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Bei mir war es jedenfalls so. Allerdings ist es auch sehr schwer zu ertragen, ein solches Buch zu lesen, wenn man jemanden kennt, der in einer solchen Lage ist. Und empfehlen würde ich es niemandem, der sich in genau derselben Lage befindet. Es ist, denke ich, unglaublich schmerzhaft. Für mich war die Geschichte hilfreich und gut. Für andere könnte sie schwierig sein, ich denke das muss jeder für sich abwägen. Ich konnte viel mitnehmen und werde das Buch bestimmt noch einige Male lesen.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Leider nicht so toll wie gedacht.

Die Arena: Letzte Entscheidung
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Hoshiko und Ben sind gemeinsam mit Greta und Jack auf der Flucht. Auch wenn der Zirkus in Brand gesteckt wurde, gibt Bens Mutter Vivian nicht auf: sie will Rache an den Flüchtigen ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Hoshiko und Ben sind gemeinsam mit Greta und Jack auf der Flucht. Auch wenn der Zirkus in Brand gesteckt wurde, gibt Bens Mutter Vivian nicht auf: sie will Rache an den Flüchtigen nehmen und es scheint ihr zu gelingen. Als die vier in die Enge getrieben werden, liefert Ben sich aus, um die anderen drei zu retten. Dass er damit genau in eine gefährliche Falle läuft, wird ihm erst bewusst als es zu spät ist, denn die tödlichste Show der Welt ist zurück…


Nachdem ich letzten Monat den ersten Teil der Dilogie „Die Arena – Grausame Spiele“ beendet hatte, lag der zweite Band schon auf meinem Stapel der Bücher, die ich als nächstes lesen wollte. Der Rowohlt Verlag hat mir die Freude gemacht und mir auch dieses Buch direkt zugesandt. Ich war eigentlich sehr froh, dass die Geschichte für mich nahtlos weiterging, weil ich ein klein wenig Angst hatte, dass die Handlung von Band 1 ein wenig verblassen würde, wenn ich etwas länger mit Band 2 warte. So bin ich also einfach weitergegangen und direkt in ein neues Abenteuer mit Hoshiko und Ben gelaufen.

Ich hatte gehofft, dass der zweite Teil etwas mehr über die Welt, in der Ben und Hoshiko leben, eröffnen würde. Schließlich waren sie nun auf der Flucht. Doch dem war leider nicht so, denn Hoshiko, Ben, Jack und Greta verlassen London nicht. Die Stadt ist so gut abgesichert, dass sie keine Chance bekommen wirklich zu fliehen. Es scheint, dass die Unterstützung, die Jack eigentlich haben sollte, da er jahrelang für den Untergrund gearbeitet hat, ihnen nicht helfen kann. Sie sind ein Jahr gefangen in einer Stadt, die sie unermüdlich sucht und werden schließlich recht am Anfang des Buches auch gefunden. Nur durch einen Deal gelingt es Ben, seine geliebte Hoshiko, Jack und Greta zu retten. Er liefert sich selbst aus und verhindert somit, dass seine Freunde getötet werden. Nun beginnt für Ben eine Tortur und für Hoshi und die anderen ein weiteres Versteckspiel. Ihr Weg führt sie in die Slums von London, die ein schrecklicher Ort mit eigenen Regeln ist, während Ben sich einem ganz neuen Schrecken stellen muss: denn die tödlichste Show der Welt, wurde in diesem vergangenen Jahr wieder aufgebaut und nun befand er sich genau dort. Im Zirkus.

Das Ausgansszenario ist also nicht ganz so zufriedenstellend für mich, allerdings immer noch voller Spannung. Ich hatte mir eigentlich ein grandioses Fluchtszenario gewünscht, bei dem der Untergrund kennen gelernt wird und gemeinsam der Kampf gegen das Regime beginnt. So kämpfen die Teenager und Jack weiterhin irgendwie allein für sich hin. Gegen eine Übermacht an Pures, die sich nicht darum scheren ob ein Dreg stirbt oder lebt. Ihre Flucht hat allerdings etwas bewirkt: einige Pures scheinen an ihrem Regime zu zweifeln und eine Pro-Dreg Präsidentschaftskandidatin bekommt heftigen Aufschwung. Bens Mutter kommt ins Straucheln und ist deshalb umso erpichter darauf, etwas großartiges zu schaffen, um alle Pures davon zu überzeugen, dass Dregs Abschaum sind und abgeschafft gehören. Doch kann eine Präsidentschaftswahl den Rassismus beenden, der tief in den Menschen dieser Welt verwurzelt ist? Können Vorurteile mit einem einfachen Regierungswechsel abgeschafft werden? Und was genau möchte denn die andere Kandidatin für das Land tun? Woher kommt sie und welche Absichten hat sie? All das bleibt irgendwie im Dunkeln. Ich habe mir immer und immer wieder solche und ähnliche Fragen gestellt und bis zum Ende keine richtige Antwort darauf bekommen.
Mein größtes Problem jedoch hatte ich damit, dass nichts erklärt wird. Weder, wieso Bens Mutter derart grausame Vorsätze für die Dregs hat, noch wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass die Welt in Pures und Dregs unterteilt wurde. Kleinere Einschübe über Einwanderungen und Arbeitsplatzdiebstahl haben all meine Fragen nämlich längst nicht beantwortet. Das kann doch keine solch drastischen Folgen nach sich ziehen und schon gar nicht diesen Hass in einer Frau schüren, die überhaupt nicht weiß wohin mit all ihrer Wut auf Menschen, die sie nicht kennt, mit denen sie nichts zu tun hat und die ihr überhaupt nichts getan haben. Es wird als gegeben angesehen, dass Bens Mutter durch und durch böse ist, obwohl das Buch eigentlich die Botschaft sendet, dass niemand von Grund auf Böse ist. Dass nicht jeder Pure das rassistische Gedankengut auf diese Weise ausleben möchte, wie es Bens Mutter Vivian tut. Bei ihr jedoch wird eine Ausnahme gemacht und das finde ich schade. Ja, es gibt böse Menschen, aber Menschen werden nicht böse geboren, sie werden durch äußere Umstände, Erziehung, Erfahrungen, und und und dazu gemacht. Doch Vivian Baines bekommt keine Erklärung, sondern nur die Begründung, dass sie das wahre Böse ist. Das habe ich zwar auch so wahrgenommen, denn sie kennt keinerlei Gnade, allerdings hätte ich mir doch Hintergründe gewünscht, um sie besser verstehen zu können. Ich habe mich kein bisschen in diese Frau hineinversetzen können, weil sie für mich wie eine Art grausame und abartige Masse war, die nicht greifbar ist. Anders war es mit einer Person, zu der ich leider nicht mehr sagen kann, da dies ein massiver Spoiler wäre. Dort kennt man die Hintergründe und kann sich vorstellen, wieso es soweit kommen wollte. Das macht die Taten und den Charakter deshalb nicht sympathisch, aber irgendwie doch bedauernswert.

Im gesamten Buch nimmt die Liebesgeschichte von Ben und Hoshi viel Raum ein und das, obwohl die beiden eigentlich gerade auseinandergerissen sind und wirklich anderes zu tun haben, als sich gegenseitig anzuschmachten. Trotzdem beteuern sie sich, in Abwesenheit des Anderen, ständig ihre Liebe und das ist nicht nur schrecklich kitschig, sondern auch unnötig. Das zieht sich leider durch das gesamte Buch und hat mich auch schon in Band 1 genervt, weil diese „Liebe auf den ersten Blick“ für mich einfach komplett unrealistisch war. Sie kannten sich nicht, kamen aus komplett unterschiedlichen Welten, sind anders aufgewachsen und so könnte ich ewig weitermachen. Das passt in meinen Augen einfach nicht, zumindest nicht in dieser Geschwindigkeit, in der diese wahre große Liebe sich entwickelte.

Der Spannungsbogen in der Handlung ist allerdings von Anfang an gut ausgereift. Man spürt, dass man auf einen großen Höhepunkt hinsteuert und wartet und wartet und wartet auf das große Finale, das dann einfach verpufft wie eine Seifenblase. Der große Knall, die Entscheidung, das alles ist so unspektakulär wie ein Blatt, das vom Baum fällt. Es hat mich wirklich frustriert, dass Hayley Barker so viel Spannung aufgebaut hat und letztlich dann einfach so verschenkte. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, so viele Chancen alles mit einem krassen Finale enden zu lassen und sie hat alles verstreichen lassen. Anstelle von einem dramatischen Ende bekommt das Buch letztlich ein seichtes Happy End, das ich persönlich unglaubwürdig, langweilig und enttäuschend finde. Aber so passt es dann doch wieder zu der Liebesgeschichte, die ich genauso unglaubwürdig finde.

Trotzdem und das ist ein großer Pluspunkt für die Geschichte, hat mich Hayley Barker an das Buch gefesselt. Der Schreibstil ist locker und lässig, man fliegt nur so durch die Seiten und vor allem sind die kurzen Kapitel sehr hilfreich, um das Buch schnell zu lesen. Hier wurde das „nur noch ein Kapitel“ wirklich durchgezogen und mir hat das sehr gefallen. Natürlich ist auch der Spannungsbogen toll gewesen, denn so wollte ich auch am Buch dran bleiben und weiterlesen, allerdings war eben die Auflösung und das Ende sehr enttäuschend.

Fazit

Das Buch hatte einen tollen Spannungsbogen, der leider ins Nichts verlief. Ich mochte die Schnelligkeit der Geschichte und der Aufbau war auch nicht schlecht, doch die Auflösung hat mich enttäuscht. Es kam ein großes Nichts und alles wurde Friede Freude Eierkuchen. Konsequenzen? Kaum zu spüren oder wurden einfach nicht auserzählt. Es sind noch immer etliche Fragen offen, was mich grundsätzlich nicht stört, doch hier waren es einfach viel zu viele. Die Auflösung hat sich die Autorin zu einfach gemacht und das hat mich wirklich genervt. Der Abschluss der Reihe ist zwar schön aber für eine Dystopie so überhaupt nicht das, was ich mir gewünscht habe.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Eine geniale Fortsetzung!

Der Garten der schwarzen Lilien
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Die Alchemistin Mirage und der Gardist Zejn sind noch immer aufeinander angewiesen. Sie müssen zusammenarbeiten um endlich Nifs Rückgrat sicherzustellen. Das Schwert der Totengöttin ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Die Alchemistin Mirage und der Gardist Zejn sind noch immer aufeinander angewiesen. Sie müssen zusammenarbeiten um endlich Nifs Rückgrat sicherzustellen. Das Schwert der Totengöttin Nif verleiht nämlich dem Träger Macht über die Toten und noch immer werden mit seiner Hilfe Verstorbene aus ihren Gräbern geholt, um in den Straßen von Tradea für Angst und Schrecken zu sorgen.
Ein geheimer Hinweis führt die beiden zu einer Diebesgilde, die wohl mit dem Schwert in Berührung gekommen sein muss. Doch die Skorpione scheinen nicht die einzigen zu sein, die Interesse an Nifs Rückgrat haben und weder Mirage noch Zejn ist klar, in welche Machenschaften sie sich hineinmanövriert haben.


Im Sommer letzten Jahres habe ich „Das Schwert der Totengöttin“ gelesen, den ersten Teil der Black Alchemy Reihe und war im Bann dieser dunklen Fantasy Geschichte gefangen. Es hat mir großen Spaß gemacht die Charaktere zu begleiten und deshalb habe ich mich bei lovelybooks auch auf die Leserunde für Band 2 beworben. Ich wollte gerne wissen wie es mit Mirage und Zejn weitergeht und habe es nicht bereut die Reihe weiter verfolgt zu haben. Herzlichen Dank an Lovelybooks und Knaur für das Rezensionsexemplar!

Die Geschichte beginnt da, wo der erste Teil aufgehört hat. Man wird direkt wieder in die Handlung hineingeworfen und obwohl es bei mir doch schon eine Zeit her ist, dass ich den ersten Teil gelesen habe, konnten mir die kurzen Rückblicke in den ersten Kapiteln wieder in Erinnerung rufen, was zuletzt geschah. Diese Art der Lösung hat mir sehr gut gefallen, denn so musste ich Band 1 nicht noch einmal lesen und konnte direkt in den nächsten Teil starten.

Was mir wieder sehr positiv aufgefallen ist, ist die Verbindung zwischen den Protagonisten. Mirage die eigensinnige Alchemistin ist durch das Schwert der Totengöttin mit Zejn, dem gewissenhaften Gardisten, verbunden. Die beiden könnten eigentlich nicht unterschiedlicher sein. Sie tut immer das, was ihr in den Sinn kommt und pfeift auf Grenzen oder Regeln. Sie biegt sich das Leben teilweise so hin, wie es ihr passt, damit sie die Probleme aus der Welt schaffen kann, die Mirage plagen. Ihr eigenes schreckliches Schicksal stellt sie dann aber doch auch mal hinten an und versucht neben all der Regelbrecherei eben doch das Richtige zu tun. Zejn hingegen befolgt strickt Regeln und kämpft dafür, dass diese auch eingehalten werden. Er möchte keine Grenzen oder Gesetze überschreiten, doch ihm wird schnell klar, dass er mit Mirage an seiner Seite, nicht umhin kommt Regeln zu übertreten. Gleichzeitig möchte Zejn zunächst sein Gesicht nicht verlieren, doch diese Sichtweise wird vor allem durch Mirage stark verändert.
Die Dynamik der beiden ist einfach großartig. Sie sind so unterschiedlich und finden doch nach und nach zusammen. Ihre Ziele sind eigentlich dieselben, nur die Wege, die sie einschlagen unterscheiden sich. Dennoch raufen sie sich zusammen und das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht dabei zuzusehen. Nach und nach arbeiten sie gemeinsam. Nach und nach vertrauen sie sich und nach und nach entsteht eine Bindung zwischen ihnen. Ich habe immer auf einige richtige Liebes-Vibes gewartet, doch die sind nicht aufgetaucht, denn die Beziehung der beiden wird langsam und authentisch dargestellt. Es hat mir auch nichts ausgemacht, dass es keine Liebesgeschichte gibt, denn das ist eindeutig nicht der Fokus und wird von der Autorin wirklich toll dargestellt. Ich finde die Charakterentwicklung der beiden wirklich sehr gelungen und es hat mir Freude gemacht ihnen beim wachsen zuzusehen.

Die Handlung an sich war von vorne bis hinten actiongeladen und voller Abenteuer. Es gibt einige große Schlachten, die wirklich genial und teilweise auch etwas eklig beschrieben wurden. Das hat aber wiederum perfekt zur Geschichte gepasst. Es ist Dark Fantasy, es kommen dunkle und grausame Geheimnisse ans Licht und das spiegelt sich auch in den Kämpfen wider. Es ist Katharina wunderbar gelungen die Balance zu halten zwischen ernsthaftem Konflikt, Charakterentwicklung und der nötigen Action, die das Buch spannend und sehr unterhaltsam gemacht hat. Nie wird aus dem Blick genommen, was das Wichtige ist: das Schwert der Totengöttin Nif wieder zu bekommen, um es in die Grabhügel von Svonnheim zu bringen. Dieses große Ziel verlangt den Protagonisten jedoch alles ab und die Autorin geht nicht zimperlich mit ihren Charakteren um. Vieles muss durchlitten werden und schonungslos werden die Schwächen von Mirage und Zejn gegen sie verwendet, um zu zeigen, dass auch diese starken Charaktere von Leid geplagt sein können.
Es gibt auch eine besonders traurige Szene in dem Buch, die mich wirklich sehr berührt hat. Zuerst war ich wirklich erschüttert, dann habe ich aber doch gemerkt, dass diese Situation genau richtig und vor allem sehr wichtig für die Charaktere in dem Buch war. Es bringt sie voran, bringt sie weiter und zeigt ihnen dennoch, dass Dinge geschehen, die sie nicht verhindern können.

Einige kurze Worte möchte ich auch noch an die Magie in der Welt von Black Alchemy verlieren. Sie ist sehr interessant für mich, da ich so etwas immer sehr spannend finde. Im Fokus stehen da natürlich Mirage und nun auch ihr Vater Bhaal, der eine größere Rolle in diesem Buch einnimmt. Man erfährt wie Mirage zu ihrem Talent gekommen ist und wie unterschiedliche Alchemika wirken können. Egal ob positiv oder negativ. Und durch diese Magie wird auch die Beziehung zwischen Mirage und ihrem Vater etwas beleuchtet und was es mit ihrem Schicksal auf sich hat, das sie seit ihrer Geburt begleitet. Diese Informationen aus ihrer Vergangenheit fand ich sehr lehrreich um Mirage selbst besser verstehen zu können. Auch das ist Katharina wirklich gut gelungen.

Fazit

„Der Garten der schwarzen Lilien“ konnte mich wieder in seinen Bann ziehen. Die Magie ist toll dargestellt und funktioniert in meinen Augen sehr gut und schlüssig. Der Schreibstil ist packend und die Handlung sehr spannend und actionreich. Man folgt den Charakteren sehr gerne überall hin, weil man nicht nur in der Geschichte vorwärts kommt, sondern auch mit ansieht, wie sich die Protagonisten weiterentwickeln und wachsen, gleichzeitig aber auch Schreckliches durchleben müssen, um dort anzukommen, wo sie sein müssen. Die Geschichte war sehr spannend und ich warte nun auf den dritten Teil und den großen Knall und Showdown. Es ist noch etwas Luft nach oben und ich hoffe sehr, dass der letzte Teil eben diese ausfüllen kann. Eine klare Empfehlung!

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