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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2023

Eine Geschichte zum Wohlfühlen

The Love Test – Versuch’s noch mal mit Liebe
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Ich habe das Buch sehr gemocht. Nach dieser für mich persönlich anstrengenden und doofen Woche, hat das Buch bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Ich mochte Allison auf Anhieb. Und ich muss zugeben, ...

Ich habe das Buch sehr gemocht. Nach dieser für mich persönlich anstrengenden und doofen Woche, hat das Buch bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Ich mochte Allison auf Anhieb. Und ich muss zugeben, dass ich mich bei der einen oder anderen Eigenheit Allisons ein klitzekleines bisschen ertappt gefühlt habe, weil ich Neigungen in die gleiche Richtung habe. Mit Colin habe ich etwas länger braucht um warm zu werden, aber am Ende mochte ich auch diese Figur.
Mir gefiel Allisons Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Sie kam nicht mit Schlag, sondern eher schleichend. Und haben wir nicht alle schon mal Aha!-Momente in nicht ganz so passenden Situationen gehabt?
Manchmal allerdings ist Allison dann doch ein bisschen zu sehr verkopft und man möchte ich zurufen, doch erstmal so richtig tief durchzuatmen. Dann drehen sich ihre Gedanken auch sehr im Kreis und es kam mir wie eine Dauerschleife vor. Glücklicherweise dauert das aber auch nicht allzu lange, so dass keine großen Längen entstehen.
Die Rivalität zwischen den beiden habe ich nicht als sehr ausgeprägt empfunden. Sie hat für mich funktioniert und gelegentlich für einen unterhaltsamen Schlagabtausch gesorgt. Ob das Setting drumherum jetzt der Realität entspricht oder nicht, hat mich ehrlicherweise gar nicht so sehr interessiert. Ich fand es interessant, dass sich recht viel über mittelalterliche englische Literatur und deren Interpretation dreht. Das ist mir bisher noch nicht so häufig über den Weg gelaufen und ich empfand es als nette Abwechslung.
Es war eine schöne Geschichte mit für mich hohem Wohlfühlfaktor.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Selbstfindung

Siegfried
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Von Anfang an merkt man direkt, unter welchem Druck die Erzählerin steht. Das Erzähltempo vermittelt mir durch die Seiten schon ein ziemlich hohes Stresslevel – ich bin am anderen Ende des Buches gleich ...

Von Anfang an merkt man direkt, unter welchem Druck die Erzählerin steht. Das Erzähltempo vermittelt mir durch die Seiten schon ein ziemlich hohes Stresslevel – ich bin am anderen Ende des Buches gleich mit aus der Puste und möchte eigentlich am liebsten schon nach den ersten Seiten laut „Pause!“ rufen.
Im Verlauf der Geschichte geht es vermehrt um die Kindheit der Erzählerin. Sie schildert ihre Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle. Es wird deutlich, wie sehr ihre Kindheit die Frau in der Gegenwart geprägt hat. Es ist eine tiefe innere Zerrissenheit spürbar, die sich auch in ihrer Beziehung zu ihrem Lebensgefährten widerspiegelt.

Die Beziehung zu ihrem Stiefvater wird nie so ganz wirklich beleuchtet. It's all about Siegfried – er ist eigentlich immer präsent. Er ist der Maßstab, an dem sich alle anderen Menschen zwangsweise messen lassen müssen.
Die Grundidee gefällt gut und vom Klappentext her hatte ich gewisse Erwartungen an das Buch. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Mir persönlich liegt der Fokus zu sehr auf der Kindheit, mir fehlte oft die Anknüpfung an die Gegenwart. Die Beziehung zu anderen Menschen bleibt weit hinter der zu Siegfried zurück. Wobei es leider keine Aufklärung darüber gibt, warum dieser Mann der Erzählerin so nahesteht. Ich hätte mir gewünscht mehr aus dem Hier und Jetzt zu erfahren. Welches Fazit zieht die Erzählerin aus ihrer Einlieferung? Was passiert hinterher bzw. was erhofft sie sich hinterher?

Ich habe mich recht schwer getan damit und mir hat es nicht so gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Niederländisches Familiendrama

Das Haus an der Herengracht
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Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich ...

Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich an einigen wenigen Stellen fehlten mir die Informationen aus dem ersten Band.

Zu Beginn war ich ehrlicherweise nicht so sehr begeistert von der Geschichte. Thea erscheint als hochnäsige und rechthaberische Göre, die sehr in ihrer eigenen Welt lebt. Der Rest des Haushalts ist im Grunde damit beschäftigt, den Schein einer vornehmen Kaufmannsfamilie zu wahren - mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die finanzielle Situation ist prekär, das Ansehen stark angeschlagen. Die Familie Brandt befindet sich auf dem absteigenden Ast der Amsterdamer Gesellschaft. Es werden viele Geheimnisse gewahrt, die Vergangenheit soll um Himmels Willen bitte auch Vergangenheit bleiben. Das fand ich nach einiger Zeit dann doch ziemlich ermüdend. Ich hatte den Eindruck, alles dreht sich im Kreis und es werden die ewig gleichen Dinge besprochen.

Gut gelungen ist der Autorin für meinen Geschmack aber von Anfang an die Atmosphäre im Hause Brandt und die Darstellung der feineren Gesellschaft. Man spürt den Druck, unter dem die Familie steht. Ihren Wunsch nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben, zu Ansehen. Die Trostlosigkeit der Räume, das Schweigen aller Beteiligten untereinander, das sparsame Leben. Wie sehr es letztlich auf eine "gute Herkunft" ankommt, auf gute Beziehungen und die äußere Darstellung.

Und dann nimmt das Buch plötzlich Fahrt auf. Thea durchläuft - gezwungenermaßen - eine Wandlung und beginnt vieles mit anderen Augen zu sehen. Auch Nella, Theas Tante und eine weitere sehr zentrale Figur in diesem Drama, beginnt ihr Handeln zu hinterfragen. Plötzlich wird die Geschichte mitreißend, die Figuren bekommen mehr Tiefe. Und jetzt hat man als Leser auch die Chance hinter diese Fassade des Schweigens zu schauen, Beweggründe zu erkennen und einzelne Handlungen einzuordnen oder zu bewerten. Und ganz unwillkürlich drückte ich dieser gebeutelten Familie ganz fest die Daumen, dass sie ganz am Ende doch noch zueinander finden.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Familiengeschichte mit einigen Schwächen

Malvenflug
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Die Familie Prochazka lebt verteilt in Graz, Brünn und der Schweiz. Mutter Emma ist getrennt vom Vater ihrer Kinder und arbeitet in der Schweiz als Köchin, um von dort aus die Familie zu unterstützen und ...

Die Familie Prochazka lebt verteilt in Graz, Brünn und der Schweiz. Mutter Emma ist getrennt vom Vater ihrer Kinder und arbeitet in der Schweiz als Köchin, um von dort aus die Familie zu unterstützen und mit dem verdienten Geld Schulden abzuzahlen.
Ihre Kinder verbleiben derweil bei den Großeltern und wachsen in der Kriegszeit auf. Sie erleben diese Zeit alle sehr unterschiedlich. Über allem schwebt aber auch die Hoffnung und die Sehnsucht, bald wieder eine komplette Familie sein zu können.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil schildern die einzelnen Personen aus der Familie Episoden aus den Jahren von 1940 bis 1945. Diese Episoden hängen nicht zwangsläufig miteinander zusammen, sondern sind eher lose Erlebnisse. Als Leser hat man hier die Möglichkeit sich einen Eindruck von den Figuren zu machen. Die Schwierigkeiten in der voranschreitenden Kriegszeit werden deutlich, die Figuren bleiben mir aber leider immer etwas fremd. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Leser Anteil haben „darf“ an ihrer Geschichte. Ich bleibe ein ferner Beobachter.
Im zweiten Teil kommt dann die älteste Tochter Helga zu Wort. Sie erzählt, wie es den einzelnen Familienmitgliedern nach dem Krieg erging. Hier wird eher Helgas Geschichte erzählt, die weiteren Lebensstationen der Geschwister und weiterer Familienmitglieder werden leider nur sehr kurz angerissen.

Es fällt mir gar nicht so leicht, das Buch eindeutig zu bewerten. Grundsätzlich mochte ich es gerne lesen. Mir gefällt der Erzählstil, der schnörkellos und gut zu lesen ist. Ich habe versucht mit den Figuren mitzufühlen, was mir als Leser nicht immer so leicht gemacht wurde. Gleichzeitig hat mir aber auch vieles gefehlt. Ich hätte z.B. mehr über die Beweggründe Emmas gewusst, ihre Kinder in Graz zurückzulassen. Viele Situationen werden leider nur angerissen und nicht weiterverfolgt. Auch die Lebensgeschichten nach dem Krieg bleiben für mich unvollständig. Das finde ich sehr schade, da hätten dem Buch aus meiner Sicht ein paar mehr Seiten durchaus gut getan, um etwas detailreicher zu erzählen.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Eine alte Geschichte neu erzählt

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Griechische Mythologie ein wenig aufpoliert und in neuer Erzählung. Das ist es, was Nathalie Haynes dem Leser hier anbietet. Und ich finde das Ergebnis richtig gut gelungen. Eine tolle Mischung aus Mythologie ...

Griechische Mythologie ein wenig aufpoliert und in neuer Erzählung. Das ist es, was Nathalie Haynes dem Leser hier anbietet. Und ich finde das Ergebnis richtig gut gelungen. Eine tolle Mischung aus Mythologie und neuer Erzählung, die nicht nur die Herkunft einiger Mythen erklärt, sondern auch die verschiedenen Charaktereigenschaften der einzelnen Götter toll mit einbezieht. Ränkespiele und Streitigkeiten auf dem Olymp erklären sehr anschaulich das Verhältnis der Götter untereinander und gegenüber den Menschen.

Die bisher bekannte Erzählung widmet sich der Geschichte ja eher aus der Sicht Perseus und schildert seine Heldentaten und seine Heldenreise. Medusa wurde als abstoßende Kreatur beschrieben, ein Menschenschreck sondergleichen. Die Autorin zeichnet diese Reise jetzt aber aus anderen Blickwinkeln nach und damit steht Perseus plötzlich nicht mehr uneingeschränkt in "gutem Licht" dar. Eine erfrischend andere Perspektive, die mir sehr gut gefallen hat.

Das Buch hat mir großen Spaß gemacht. Sprachlich ist es einfach, aber sehr schön geschrieben, der Stil reicht von neutral über mitfühlend bis hin zu anklagend. Es gibt auf den ersten Blick sehr viele Erzählstimmen und Handlungsstränge, die etwas irreführend sein können, die aber am Ende eine runde Geschichte abgeben. Mich hat das Buch auf jeden Fall sehr begeistert!

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