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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2022

Geschichte einer Bergmanns-Familie

Die Sehnsucht nach Licht
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Die Idee einer Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Bergbaus finde ich interessant. Bisher habe ich mich dem Thema noch nie so recht auseinandergesetzt. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, ...

Die Idee einer Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Bergbaus finde ich interessant. Bisher habe ich mich dem Thema noch nie so recht auseinandergesetzt. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, viel Wissenswertes rund um das Thema in ihre Geschichte zu integrieren. Vor allem die Bräuche aus dem Erzgebirge fand ich toll geschildert. Manchmal ist das auch etwas zu gut gelungen, dann nimmt der Stil einen eher sachlich nüchternen Ton an ich fühlte mich kurz wie in einem Sachbuch.

Das Buch startet gut und nimmt einen sofort mit in die Geschichte des Ortes und der Familie Steiner, die sich dem Bergbau über viele Generationen verschrieben haben. Aber etwa ab der Hälfte lässt der Spannungsbogen nach und es plätschert eher so vor sich hin. Das ein oder andere Kapitel hätte da für meinen Geschmack etwas kürzer ausfallen dürfen. Leider bleiben die Figuren für mich blass und relativ undefiniert. Alles ist recht starr und fest. Alle sind immer eine Meinung, es herrscht soviel Einigkeit, dass es schon fast langweilig wirkt. Ich hätte mir etwas mehr Dynamik gewünscht.

Es ist kein schlechtes Buch, aber auch weit weg davon mich vollends zu begeistern.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Guter Auftakt

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite ...

In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite wird gefeiert, bis die Lichter ausgehen. Der Champagner fließt in Strömen, die Nächte werden durchgetanzt. Wer es sich leisten kann, macht die Nacht zum Tag und feiert das Leben. Auf der anderen Seite dagegen herrscht große Note und Hunger durch die voranschreitende Entwertung des Geldes. Viele wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch ein Dach über dem Kopf haben oder etwas zu Essen auf dem Tisch.

Diese verschiedenen Stimmungen hat Charlotte Roth wirklich eingefangen. Quirlig und auch mitunter temporeich wird die Geschichte erzählt. Manchmal muss man als Leser wirklich einmal pausieren und tief Luft holen, weil es etwas sehr zügig vorangeht.

Ihre Figuren finde ich größtenteils gelungen und gerade die Familie von Veltheim kann da mit ein paar besonderen Exemplaren aufwarten. Sei es die naive aber absolut herzensgute Tante Sperling oder die pragmatische und nüchtern erscheinende Oma Hulda – beide haben mich auf ihre eigene Art gleich um den Finger gewickelt. Auch die vielen kleinen Nebenfiguren aus Ninas Kompanie finde ich toll. Jede kommt mit ihren eigenen Träumen und Sorgen zu Wort und es macht die Geschichte dadurch erst richtig komplett.

Nur mit Nina werde ich leider nicht so richtig warm. Ihr Tempo, mit dem sie ihre Mitmenschen regelrecht überfällt, in dem sie lebt und spricht und ihre Ideen entwickelt, empfand ich teilweise als ein wenig überrollend. Sie betrachtet sich als moderne Frau, hat aber (zunächst) eigentlich keine konkreten Vorstellungen, was dies bedeuten soll. Und so wiederholt sie diese Floskel so häufig, dass es mit der Zeit ungläubig auf mich wirkt. Sie ist so versessen darauf, unabhängig von Männern zu leben, dass sie völlig übersieht, wann Hilfe von einem Mann auch angenommen werden kann ohne das ihre Position als Frau untergraben werden soll. Das artet bei ihr schon fast in eine Art Manie aus. Zwei Punkte, die mich ehrlicherweise sehr genervt haben.

Im Mittelteil hat das Buch die eine oder andere Länge. Das finde ich aber verschmerzbar, denn es ist der Auftakt einer Trilogie und der Leser soll möglichst umfangreich an das ganze Setting und die Figuren herangeführt werden. Es gibt viele kleine Episoden, die die ganze Geschichte sehr herzlich machen und die Zerrissenheit der Menschen in dieser Epoche auch widerspiegeln. Es lässt sich toll lesen, man wird prima unterhalten und lernt eine besondere Zeit in Deutschland ein bisschen besser kennen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Familiengeschichte in den 1960er Jahren

Zwischen heute und morgen
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Ich habe dem zweiten Band der Städte-Saga sehr entgegengefiebert, denn schon der erste Band hat mir unheimlich gut gefallen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch der zweite Band hat sich regelrecht weggeschmökert.

Man ...

Ich habe dem zweiten Band der Städte-Saga sehr entgegengefiebert, denn schon der erste Band hat mir unheimlich gut gefallen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch der zweite Band hat sich regelrecht weggeschmökert.

Man begleitet die Familien Borgfeldt, Canna und Aldenhoven mit den Familienfreunden durch zehn Jahre Zeitgeschichte. Dabei beweist die Autorin für mich wieder einmal ihr Händchen für das "Drama im Kleinen". Denn nicht lange verborgene Familiengeheimnisse spielen eine Rolle, sondern der Alltag der Figuren. Diese finde ich so wunderbar gestaltet, mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl geschrieben. Die 1960er Jahre versprechen Aufbruch und Wohlstand, das Lebensgefühl dieser Zeit wird sehr gut wiedergegeben, sehr passend ergänzt durch wichtige historische Ereignisse dieses Jahrzehnts.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und natürlich herrscht in keinem Leben nur immer eitel Sonnenschein. Jede Familie hat ihre eigenen Probleme, die sie beschäftigt. Krankheiten, Eheprobleme, Generationenkonflikte und auch die Verarbeitung der Kriegsjahre beschäftigen die Figuren. Die Zeit ist im Wandel und als Leser erlebt man auch das Erwachsenwerden der Kinder aus dem ersten Band und wie diese ihre Zukunft gestalten wollen und mit welchen Problemen diese zu kämpfen haben.

Da die Geschichte quasi mittendrin beginnt, sollte man den ersten Band tatsächlich gelesen haben, da es vereinzelt Bezüge zu vergangenen Ereignissen gibt und es schwer fallen könnte, bei dem Personengefüge in die Geschichte reinzukommen.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Habe mir mehr erwartet

Die Wolkenstürmerin
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Das Buch konnte mich leider nicht so sehr begeistern. Die ganze Geschichte bleibt sehr hinter den Möglichkeiten zurück und bleibt leider nur mittelmäßig und auch sehr vorhersehbar.
Die Rettung des Familienunternehmens ...

Das Buch konnte mich leider nicht so sehr begeistern. Die ganze Geschichte bleibt sehr hinter den Möglichkeiten zurück und bleibt leider nur mittelmäßig und auch sehr vorhersehbar.
Die Rettung des Familienunternehmens und die Gründung einer Lufttaxifirma, Marlenes Kämpfe um ihre Vorstellungen durchzusetzen – alles wird eher halbherzig abgehandelt und als Leser kommt man sehr schnell dahinter, wer etwas gegen ihre Pläne einzuwenden hat und warum. Viel Raum nimmt die Liebesgeschichte zwischen Marlene und Bernhardt ein, die oft sehr ausschweifend erzählt wird. Leider bleibt auch dieser Teil oberflächlich und manchmal auch recht langatmig. Es hilft leider wenig, dass die Autorin hier eine Ost-West-Beziehung einbaut und sich der deutschen Geschichte bedient. Es macht eher den Eindruck, dass dieser Punkt der Dramatik wegen noch „eingebaut“ wurde.
Ich hätte mir weniger Liebesgeschichte und mehr rund um Marlene und das Fliegen gewünscht, dieser Aspekt kommt leider viel zu kurz. So bleibt am Ende eine nette aber doch recht langweilige Geschichte übrig.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Gute Fortsetzung

Was ich nie gesagt habe
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Nach dem ersten Band und Gretas Geschichte, war ich auf den Nachfolger natürlich umso gespannter. Da Konrad Monderath im ersten Band eher nur eine Randfigur ist, gefiel mir die Idee seine Geschichte zu ...

Nach dem ersten Band und Gretas Geschichte, war ich auf den Nachfolger natürlich umso gespannter. Da Konrad Monderath im ersten Band eher nur eine Randfigur ist, gefiel mir die Idee seine Geschichte zu lesen, sehr. Insgesamt mochte ich das Buch, auch wenn es schon sehr arg nach dem gleichen Schema wie der erste Band geschrieben ist. Aber die Autorin hat eine schöne Art, die Geschichte lebendig werden zu lassen. Gerade die Passagen, die in der Vergangenheit spielen, finde ich besser gelungen als die Gegenwart. Dort beschäftigt sie sich nicht nur mit heiklen Themen wie dem Nationalsozialismus, dem Krieg, Euthanasie und Antisemitismus, sondern beschreibt auch sehr eindrücklich den gesellschaftlichen Blick jener Zeit.

Konrads persönliche Geschichte hat mich sehr berührt und ich habe mich oft gefragt, ob ich in den geschilderten Situationen wohl die gleiche Kraft und Stärke aufgebracht hätte.
Mir hätte die Geschichte allerdings noch besser gefallen, wenn da nicht dieser Skandal bzw. die Ereignisse um Toms Zeugung gewesen wäre. Diesen Part empfand ich als einfach zu viel, spätestens ab dem Punkt, an dem man als sich als Leser die Zusammenhänge zusammenreimen kann. Es wirkte etwas sehr gewollt konstruiert, als fehle ein besonderer "Aufhänger" in der Geschichte.

Ich fand es ein wenig schade, dass die Schwester Marie so ein wenig stiefmütterlich behandelt wird und nur am Rande erwähnt wird. Es wirkt ein wenig wie die späte Erkenntnis, dass ja diese Figur auch noch irgendwo verbaut werden muss. Dabei hätte ich gerne gewusst, wie sich die Beziehung zwischen Marie und Tom entwickelt hat.
Tom und Jenny in der Gegenwart blieben für mich leider recht farblos und diese Passagen waren für mich auch eher schwächer. Helga ist mir dagegen sehr ans Herz gewachsen mit ihrer direkten Art. Und auch, wenn es nicht beabsichtigt ist, sorgt Greta bei mir mit ihren trockenen Kommentaren zwischendurch für kleine Lacher.

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