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Veröffentlicht am 26.03.2022

Schwarzer Humor

Die schreckliche Adele 01
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„Die schreckliche Adele“ ist ein unterhaltsamer Comic mit sehr schwarzem Humor, manchmal auch sehr bitterböse. Die einzelnen Episoden sind kurz und erzählen aus dem Leben von Adele, dem Schrecken aller ...

„Die schreckliche Adele“ ist ein unterhaltsamer Comic mit sehr schwarzem Humor, manchmal auch sehr bitterböse. Die einzelnen Episoden sind kurz und erzählen aus dem Leben von Adele, dem Schrecken aller Eltern. Denn Adele ist eigensinnig, unsozial, schlägt ihre Eltern mit ihren eigenen Waffen und ist schlagfertiger als so mancher Erwachsener. All das macht diesen Comic aber auch so lustig. Denn es sind Geschichten aus dem Alltag, mit denen sich jeder Kindern schon befunden hat.

Einige Episoden lösen ein leichtes Schmunzeln aus, andere bringen einen laut zum Lachen. Schwarzen Humor sollte man aber schon mögen um Spaß an dem Buch zu haben.
Das Lesealter hängt sicherlich vom Kind ab. Ältere Kinder, die auch die Art des Humors in vollem Umfang erfassen können. Manche Witze kamen hier eher nur halb an, weil sie schlicht nicht verstanden wurden. Dafür hatten wir Erwachsene umso mehr Spaß an dem Buch.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Von Liebe und Gemüse

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Robert Walch führt gemeinsam mit seiner Schwester Elsa einen kleinen Landgasthof. Doch die einkehrenden Touristen und Gäste interessieren Robert nicht die Bohne.
Robert, langjähriger Junggeselle, ist ein ...

Robert Walch führt gemeinsam mit seiner Schwester Elsa einen kleinen Landgasthof. Doch die einkehrenden Touristen und Gäste interessieren Robert nicht die Bohne.
Robert, langjähriger Junggeselle, ist ein richtiger Brummbär. Mit festen Gewohnheiten und einem geregelten Tagesablauf, den er sich nur äußerst ungern durcheinander bringen lässt. Am liebsten würde er weit entfernt von allen Menschen leben, umgeben von seinen Tieren und seinem Gemüse. Zu beidem pflegt er eine ganz besondere Beziehung. Leider übersieht er dabei, dass er Gefahr läuft sich vollends von der Realität zu entfernen. Und so versucht Ella immer wieder behutsam Robert ein bisschen zurück ins Leben zu bringen.

Ein ganz wunderbares und charmantes Buch. Hinter Roberts polteriger und schroffen Art steckt ein sehr sensibler Mann, der im Grunde der traumatische Erlebnis seiner Kindheit, den Tod der Eltern, nie wirklich verarbeitet hat. Aus Angst vor Ablehnung und Verletzung verschanzt er sich hinter einem dicken Panzer und macht es den Menschen sehr schwer dahinter zu schauen und wirklich ihn zu sehen. Seine vorsichtigen Schritte zurück unter Menschen sind herzerwärmend. Auch, weil er dabei manchmal unfreiwillig für komische und lustige Momente sorgt.
Ich habe alle Figuren aus dem Buch sehr schnell ins Herz geschlossen, allen voran die kluge und einfühlsame Fatima. Bei den Kochszenen ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen - am besten liest man das Buch nicht mit hungrigem Magen

Es ist ein leises Buch mit einer ganz zarten Liebesgeschichte, das mich sehr berührt hat.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Familiengeschichte

Gretas Erbe
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Greta wächst in der Winzerfamilie als deren Ziehkind auf. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihrenVater hat sie nie kennengelernt. Die einzige Erinnerung an ihre Mutter ist ein vor langer Zeit aufgenommenes ...

Greta wächst in der Winzerfamilie als deren Ziehkind auf. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihrenVater hat sie nie kennengelernt. Die einzige Erinnerung an ihre Mutter ist ein vor langer Zeit aufgenommenes Foto. Schon von Kindesbeinen an fühlt sich Greta den Hellerts nicht vollkommen zugehörig. Und die Familie lässt sie dies auch immer wieder spüren. Gretas Lebensträumewerden von der Familie durchkreuzt, sie haben eigene Vorstellungen für die junge Frau. deren Wissensdurst völlig im Kontrast zu den anderen steht. Eine überraschende Erbschaft mischt die Karten für Greta jedoch neu.

"Was für eine Familie!" möchte man da am Ende sagen. Der Vater cholerisch, die Mutter schweigt meistens, ein Bruder vergrault, ein Bruder hämisch und übergriffig, die Schwester stets auf den eigenen Vorteil bedacht, der jüngste Bruder fällt schon als Kind völlig aus dem Rester. Und mittendrin Greta, die zunehmend unter den familiären Verhältnissen leidet. Damit sind eigentlich alle Voraussetzungen für ein Familiendrama gegeben. Und manchmal wird es auch dramatisch, aber nur kurz. Denn leider bleibt das Buch an diese Stelle immer nur recht oberflächlich. Während Gehässigkeiten und Demütigungen gegenüber Greta recht viel Raum finden, bleiben jegliche Konflikte kurz und schnell abgehandelt. Es folgt ein Zeitsprung, nächster Abschnitt. Ich hätte mir hier einfach gewünscht, dass die Konfliktsituation auch wirklich aufgelöst wird und nicht mit einem "Basta" des Vaters auch für den Leser beendet wird. Vom Ende war ich ein wenig enttäuscht. Es ist zwar abzusehen, worauf es hinausläuft, aber die Auflösung wird recht kurz abgehandelt. Auch hier hätten es für meinen Geschmack ein paar mehr Seiten dürfen.

Eine nette und unterhaltsame Geschichte, die sich leicht und angenehm lesen lässt, für mich aber etwas zu oberflächlich bleibt.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Chronik eines außergewöhnlichen Jahres

Im Rausch des Aufruhrs
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Ein Jahr in einem Buch zusammenzufassen ist eine Herausforderung für einen Autor. Ein Jahr wie 1923 einzufangen noch um einiges schwieriger. Denn 1923 kann man wohl als Schlüsseljahr für die Weimarer Republik ...

Ein Jahr in einem Buch zusammenzufassen ist eine Herausforderung für einen Autor. Ein Jahr wie 1923 einzufangen noch um einiges schwieriger. Denn 1923 kann man wohl als Schlüsseljahr für die Weimarer Republik und ganz Deutschland bezeichnen, in dem sich beginnt der "Fahrplan" für die nächsten Jahre abzuzeichnen. Man merkt es im Buch ganz deutlich: es brodelt an allen Ecken. Die Spannung im Land ist aufgeladen.

Christian Bommarius schildert den Verlauf des Jahres Monat für Monat. Jeder Abschnitt wird eingeleitet von einem Bild und einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse in diesem Zeitraum. Die Einleitung endet immer mit dem jeweils aktuellen Brotpreis. Es ist wie ein unheilvoller Countdown. Dann schildert er anhand von Geschichten und Anekdoten die Situation im Land. Und das macht er wirklich gelungen. Mal ist der Ton eher sachlich, wenn er etwa einen Sachverhalt mit Zahlen unterlegt, dann wieder unterhaltsam plaudernd, als würde man bei einer Tasse Kaffee zusammen sitzen und sich den neuesten Schwank erzählen lassen. Auch Ironie und Sarkasmus blitzen immer mal wieder durch, was ich sehr gelungen finde.

Wer sagt, dass ein Sachbuch nicht auch unterhaltsam sein darf? Denn der Autor wird seiner Jahreschronik sehr gerecht, bildet die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Stimmung im Land ab und zeichnet so ein Bild von einem Land, dass zwischen den Extremen schwankt.
Bei allem Unterhaltungswert ist es aber von Vorteil, wenn man schon ein paar geschichtliche Vorkenntnisse dieser Zeit mitbringt. Letztlich sind es doch eine Menge Fakten und Namen, die da zusammenkommen. Am Ende des Buches gibt es aber glücklicherweise auch noch einen Überblick über die Personen. So kann man Person und Geschehnis besser im Gesamtbild einordnen.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Sylt - gestern, heute und morgen

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Sylt ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde in Deutschland. Kaum ein Ort wird mit soviel Pathos beschrieben und hat so einen sagenumworbenen Ruf wie diese Insel. Ob zurecht oder nicht mag am Ende jeder ...

Sylt ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde in Deutschland. Kaum ein Ort wird mit soviel Pathos beschrieben und hat so einen sagenumworbenen Ruf wie diese Insel. Ob zurecht oder nicht mag am Ende jeder selbst entscheiden.
Sabine Matthiesen versucht dem Leser "ihre" Insel, ihre Heimat, ihren Geburtsort näher zu bringen. Dazu beschreibt sie quasi den Werdegang der Insel, von den 1970er Jahren bis zum Corona-Lockdown. Dabei wechselt der Erzählstil von sachlich nüchtern zu plaudernd. Sie schildert ihre Kindheit und Jugend auf der Insel in einer Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt. Aber es ist nicht nur alles eitel Sonnenschein. Auch unangenehmes Dinge finden ihren Platz. Von zerrütteten Familien, in denen der Schein nach außen alles ist. Denn, auch das wird auf merkwürdige Art immer wieder betont - das Image, der Ruf der Insel steht über allem.
Die Autorin nimmt auch den Ausverkauf der Insel an finanzkräftige Investoren unter die Lupe. Das sind sehr interessante Abschnitte, mir fehlt aber leider ein bisschen der selbstkritische Blick auf die Inselbewohner. Es klingt ein wenig sehr nach "die anderen sind Schuld".

Die Geschichten ihrer Kinder- und Jugendzeit wechseln zwischen dramatisch, lustig unterhaltsam und auch unfassbar. Manchmal klingt es allerdings für mich ein bisschen nach "früher war alles besser". Das die Touristen nerven aber auch benötigt werden. Das hinzugezogene, die dort ihren Hauptwohnsitz haben von der Gemeinschaft der Alteingesessenen auch nicht unbedingt akzeptiert werden. Es klingt alles ein wenig mürrisch und nicht so wirklich einladend.

Deutlich wird allerdings wie sehr die Autorin ihren Heimatort liebt und mit ihm verbunden ist. Das er ihr selbst nach vielen Jahren Abstinenz noch immer Kraft gibt und sie dort zur Ruhe kommt. Und den Ohrwurm von den Ärzten bekommt man als Leser gratis dazu.

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