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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2018

Cooles Märchen

Die Bremer Stadtrapper
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Wie auch im Original-Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Gebrüder Grimm begeben sich in diesem Büchlein ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn auf Wanderschaft, weil sie auf ihren jeweiligen ...

Wie auch im Original-Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Gebrüder Grimm begeben sich in diesem Büchlein ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn auf Wanderschaft, weil sie auf ihren jeweiligen Höfen nicht mehr gebraucht werden. Sie sind zu alt und können ihre Aufgaben nicht mehr zur Zufriedenheit aller erfüllen. Auf der Flucht vor ihrem Schlachter finden sie zusammen und werden zu den Bremer Stadtrappern, deren Rap aber nicht alle zu überzeugen weiß… So nehmen auch hier die Gangster in der Waldhütte lieber Reißaus, als ihnen die tierische „Musik“ zu Ohren kommt – ganz wie im Original.
Der Autor Michael Walch hat mit „Die Bremer Stadtrapper“ eine coole Rapversion des in die Jahre gekommenen Märchens geschrieben. In dieser Aufmachung ist es für heutige Kinder wieder attraktiv zu lesen. Die Reime sind ab und zu etwas holprig, aber das gehört zum Rap auf jeden Fall dazu. Sätze wie „Der Bauer hat den Esel nur noch gedisst und geschaut, dass er sich sofort verpisst.“ passen in unsere Zeit und sind für Kinder cool, wenn auch manch ein Erwachsener sich an der Wortwahl stören könnte.
Auch die Illustrationen wurden von Michael Walch geschaffen, hier sind mir die Figuren der vier Tiere aber irgendwie zu flach.
Mein Fazit: Dieses Büchlein kommt sicher sehr gut bei Grundschülern an, denen Märchen in der Originalfassung zu langweilig werden. Mir gefällt es im Übrigen auch!

Veröffentlicht am 15.04.2018

Armes perfektes Land

Neanderthal
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Deutschland in naher Zukunft: Die Menschen unterliegen einem gewissen Gesundheitszwang, Sport ist eine Verpflichtung und ungesunde Speisen sind verpönt. Um Krankheiten und Behinderungen auszumerzen, wird ...

Deutschland in naher Zukunft: Die Menschen unterliegen einem gewissen Gesundheitszwang, Sport ist eine Verpflichtung und ungesunde Speisen sind verpönt. Um Krankheiten und Behinderungen auszumerzen, wird schon vor der Geburt in das Erbgut des Embryos eingegriffen. Alle Menschen sollen gesund, schön und klug sein. Max fällt in dieser Gesellschaft auf: Er ist gehörlos. Und auch seine Kollegin Sarah passt durch ihren ungewöhnlichen Körperbau nicht in das Schema des perfekten Menschen. Max und Sarah werden als Wissenschaftler zu einem seltsamen Todesfall hinzugezogen. Ein junger Mann wurde tot aufgefunden, doch Einiges an seinem Körper ist sonderbar – er ähnelt einem Neandertaler. Doch wie ist das möglich? Schließlich sind Neandertaler schon seit Jahrtausenden ausgestorben. Für Max und Sarah beginnt eine gefährliche Expedition in eine Welt aus Perfektionismus, Manipulation und Machtgier.
Der Journalist Jens Lubbadeh hat mit „Neanderthal“ seinen zweiten Wissenschaftsthriller veröffentlicht. In diesem Buch nimmt er den Leser mit auf die Reise in eine Zukunft, wie wir sie uns sicher nicht wünschen. Und doch ist auch heute schon Einiges machbar, was zum Glück noch per Gesetz nicht alles erlaubt ist. Wer sich auf ein Szenario einlassen kann und möchte, in dem dieses und noch mehr versucht und perfektioniert wurde, ist bei diesem Thriller richtig. Spannend und flüssig erzählt Jens Lubbadeh die Geschichte einer scheinbar perfekten Welt, die jedoch viele Opfer kostet. Der Spannungsbogen wird auch über weite Teile des 526 Seiten starken Buches hoch gehalten, nur zum Schluss hin schleichen sich einige wissenschaftliche Ausführungen ein, die für mich als Laien zu viele waren. Trotzdem hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, auch die Ausflüge in die Zeit der Neandertaler sind lesenswert.
Das Cover ist toll, dieser bläulich glänzende halbe Schädel fällt auf und macht neugierig. Der Titel „Neanderthal“ ist, gerade auch durch das zusätzliche „h“ gut gewählt, weist dieser Buchstabe doch darauf hin, dass es sich bei dieser Geschichte um eine Fiktion handelt.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Tödliche Gier

Der Bornholm-Code
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Frank Stebe ist nicht nur passionierter Taucher, er ist auch ein Archäologe. Doch nachdem es bei einer Expedition zehn Jahre zuvor zu einem schrecklichen Unfall kam, hat er sich mit einer Tauchschule selbstständig ...

Frank Stebe ist nicht nur passionierter Taucher, er ist auch ein Archäologe. Doch nachdem es bei einer Expedition zehn Jahre zuvor zu einem schrecklichen Unfall kam, hat er sich mit einer Tauchschule selbstständig gemacht und seinem alten Beruf den Rücken gekehrt. Nun jedoch erhält er einen Anruf seines ehemaligen Forschungskollegen Lars, der ihn um Hilfe bei seiner aktuellen Expedition bittet. In der Nähe der dänischen Insel Bornholm wurden aus in der Ostsee gefundenen Wracks geheimnisvolle Fundstücke geborgen. Frank kann dem Abenteuer dann doch nicht widerstehen, schließlich deuten diese Fundstücke darauf hin, dass seine Theorie, die sich um den sagenhaften Nibelungenschatz dreht, vielleicht doch bewiesen werden kann. Doch es gibt noch andere, sehr gefährliche Interessenten, die ihn sehr unter Druck setzen und zu einer unkalkulierbaren Gefahr für Leib und Leben der Expeditionsteilnehmer werden.
Der Autor Thorsten Oliver Rehm, selbst leidenschaftlicher Taucher, hat mit „Der Bornholm-Code“ einen spannenden Roman geschrieben. Sein Fachwissen um die Taucherei ist jederzeit präsent und lässt vor dem inneren Auge des Lesers interessante Unterwasserwelten entstehen. Auch bei den geschichtlichen Ausführungen hat man durchgehend den Eindruck einer gut recherchierten Geschichte. Allerdings ist hier auch der einzige Kritikpunkt aus meiner Sicht: Diese Erklärungen nehmen für meinen Geschmack etwas zu viel Raum ein – ich hätte hier einen strafferen Erzählstil vorgezogen. Nichtsdestotrotz sind diese Ausführungen sehr interessant und auch lehrreich. Außerdem gefällt es mir, wie die Sage der Nibelungen mit historisch belegten Ereignissen verknüpft wird – das regt sehr zum Nachdenken an. Die Krimihandlung der heutigen Zeit wird geschickt mit den historischen Geschehnissen verbunden, das macht dieses Buch zu einem besonderen. Der Autor bedient sich einer flüssigen Sprache, die auch die etwas längeren geschichtlichen Einlassungen gut und interessant zu lesen macht. Ein starkes Roman-Debüt, das auf weitere spannende Bücher hoffen lässt!
Das Cover hat mich nicht wirklich begeistert, aber es fällt durch die schwebende Frau auf. Der Titel passt sehr gut zum Inhalt des Buches.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ungewöhnliches Ermittlerduo

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Die Journalisten Jan Römer und „Mütze“ Stefanie Schneider haben sich vorgenommen, über ungelöste Kriminalfälle zu berichten. Dabei gelingt es ihnen manches Mal, mehr herauszufinden als die professionellen ...

Die Journalisten Jan Römer und „Mütze“ Stefanie Schneider haben sich vorgenommen, über ungelöste Kriminalfälle zu berichten. Dabei gelingt es ihnen manches Mal, mehr herauszufinden als die professionellen Ermittler, denn manch ein Zeuge redet lieber mit Journalisten als mit der Polizei. Der neueste „alte“ Fall, den die beiden sich vornehmen, ist der rätselhafte Mord an der 19jährigen Sonja Risse, der 20 Jahre zurückliegt. Doch die Recherche gestaltet sich sehr schwierig: Die damaligen Bekannten und Freunde von Sonja geben sich sehr zugeknöpft. Warum nur? Sollten sie nicht auch ein Interesse daran haben, dass der Mord an der jungen Frau vielleicht doch noch aufgeklärt wird? Jan und Mütze wühlen sich immer tiefer in einen Sumpf aus Lügen und Schweigen und geraten zunehmend auch selber in Gefahr.
Der Autor Linus Geschke hat mit dem Krimi „Das Lied der toten Mädchen“ ein spannendes Buch geschrieben, das den Leser von Anfang an gefangen nimmt. Es gelingt ihm, einen Spannungsbogen aufzubauen, der recht gut über 390 Seiten gehalten wird, es gibt kaum Längen. Der flüssige Schreibstil trägt mit dazu bei. Gerade zum überraschenden Ende hin mag man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die beiden Protagonisten sind sympathische Charaktere, die sich trotz privater Probleme unermüdlich dafür einsetzen, dass Licht in das Dunkel dieses traurigen Mordfalls gebracht wird. Es ist recht ungewöhnlich, ein Journalistenduo ermitteln zu lassen, aber ich finde die Idee wirklich gut, dadurch hebt sich das Buch etwas von der Masse der Krimis ab.
Ein besonderes Lob bekommt der Titel „Das Lied der toten Mädchen“ von mir, er wirkt traurig und macht sehr neugierig auf das Buch. Das Cover gefällt mir ganz gut, es fällt aber nicht unbedingt auf.

Veröffentlicht am 23.01.2018

Auf sich gestellt

Isoliert
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Wir schreiben das Jahr 2037: Der Eiserne Vorhang besteht noch und Schweden liegt nun östlich dieser Grenze. Auf einer einsamen schwedischen Insel möchten sich sechs Menschen für einen Platz im inneren ...

Wir schreiben das Jahr 2037: Der Eiserne Vorhang besteht noch und Schweden liegt nun östlich dieser Grenze. Auf einer einsamen schwedischen Insel möchten sich sechs Menschen für einen Platz im inneren Zirkel der Partei qualifizieren. Doch wie es nun mal in solchen Regimes öfter der Fall war, wurde auch hier ein Spitzel eingeschleust: Anna Francis. Sie täuscht ihren eigenen Tod vor, damit sie aus ihrem Versteck heraus die Testpersonen beobachten und bewerten kann. Doch dann läuft die Aktion aus dem Ruder: Es gibt Todesfälle. Soll Anna ihr sicheres Versteck aufgeben und so vielleicht dem Täter auf die Schliche kommen? Oder sich doch lieber zu erkennen geben und mit den anderen Personen den Kampf gegen den Unbekannten aufnehmen? Anna steckt in einer furchtbaren Zwickmühle…
Die schwedische Journalistin und Autorin Asa Avdic hat mit „Isoliert“ einen spannenden und ungewöhnlichen Thriller geschrieben. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Protagonisten, meistens jedoch erzählt uns Anna, was aus ihrer Sicht passiert. Das hat mir sehr gut gefallen, so blieb es immer geheimnisvoll. Der Schreibstil ist flüssig, man kann der Geschichte mühelos folgen. Gewöhnungsbedürftig war für mich, dass das freie Schweden plötzlich zum „Protektorat Schweden“ wurde, das passte erstmal für mich nicht so richtig, aber nach kurzer Zeit ist das für den Leser Fakt. Trotz des Jahres 2037 ist dieser Thriller nicht besonders futuristisch, eigentlich könnte er auch in der heutigen Zeit spielen. Den Einstieg ins Buch fand ich etwas zäh, aber dann stieg die Spannung doch relativ schnell an und blieb über weite Strecken auch erhalten. Und es gibt einige unvorhersehbare Wendungen – bis zum Schluss! Mir hat dieser Thriller gut gefallen, er ist wie schon gesagt ungewöhnlich und lesenswert.
Das Cover fällt durch die düstere Stimmung, die es ausstrahlt, auf. Das rötlich scheinende Haus vor dem schwarzen Hintergrund weist auf einen Thriller hin. Auch der Titel ist gut gewählt und macht neugierig.