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Veröffentlicht am 02.09.2019

ein ungewöhnliches Leben

Washington Black
1

Sehr selten trägt ein Cover bei mir zur endgültigen Rezension bei. Aber bei „Washington Black“ muss man dem Eichborn-Verlag ein großes Kompliment machen. Der Einband ist einfach wunderschön, ein bisschen ...

Sehr selten trägt ein Cover bei mir zur endgültigen Rezension bei. Aber bei „Washington Black“ muss man dem Eichborn-Verlag ein großes Kompliment machen. Der Einband ist einfach wunderschön, ein bisschen märchenhaft und so verheißungsvoll, dass man einfach zugreifen muss, auch wenn dieses phänomenale Luftschiff dann nicht ganz die Rolle spielt, die ich anfangs vermutete. Auch der Klappentext ist eigentlich nur ein Bruchstück, ein Puzzleteil in dieser Geschichte, die sich so ungewöhnlich und abwechslungsreich entwickelt.

Es ist kein Roman über die Unterdrückung der Schwarzen – auch wenn dies ein wichtiges Thema ist, denn Washington Black ist ein Sklavenjunge und ein Weißer verhilft ihm zu einer spektakulären Flucht. Hier kommt ein neuartiger Flugapparat zum Einsatz, auf den das Cover schon hinweist. Es ist aber auch kein Roadmovie und keine Jagd nach einem entflohenen Sklaven – auch wenn es einen Mann gibt, der Wash sehr lange auf der Spur ist. Eigentlich ist es ein bisschen ein Buch über den Umbruch in eine neue Zeit. In eine, in der zum einen Sklaven ihre Freiheit erlangen können und zum anderen der Mensch immer neue wissenschaftliche und naturwissenschaftliche Entdeckungen macht. Und Washington Black ist mitten drin, ist Dreh- und Angelpunkt. Und er wird selber einer, der neue Ideen entwickelt und Fähigkeiten erlangt, die man dem kleinen Sklavenjungen von einst nie zugetraut hätte.

Eine seltsame Geschichte, die dieser Roman erzählt. Voll ungewöhnlicher, teils sehr sperriger Menschen. Voll interessanter Fakten und einem Blick auf eine Zeit im Wandel.

Für meinen Geschmack waren es etwas viele Baustellen, auf denen die Autorin Esi Edugyan sich tummelte. Sie hat sich ein bisschen viel vorgenommen, was der Plot hergeben soll und deshalb sind die einzelnen Lebensepisoden von Wash etwas unglaubwürdig aneinander gestückelt und der Lesefluss wird immer wieder mal gestört, weil es einen abrupten Orts- und Themenwechsel gibt. Es kam mir teilweise etwas hingewürfelt vor. Als wollte die Autorin einfach einige Dinge abhandeln und hat nach einem Verbindungsglied gesucht, welches eben Wash war. Der Schreibstil an sich war schön und gut lesbar und es gab ein paar sehr eindringliche Szenen.

Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt aber ich werde die Autorin auf jeden Fall weiter beobachten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.07.2019

volle Punktzahl

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
0

Lucien Folter – der Name ist natürlich Programm – vs. Robert Hunter.

Kann Chris Carter in seinem 10.ten Thriller eine Schippe drauf legen?

Ja, na klar, er kann natürlich. Ich bin kein Fan von höher ...

Lucien Folter – der Name ist natürlich Programm – vs. Robert Hunter.

Kann Chris Carter in seinem 10.ten Thriller eine Schippe drauf legen?

Ja, na klar, er kann natürlich. Ich bin kein Fan von höher und weiter, von blutiger und brutaler. Aber Chris Carter fällt für mich aus dem Rahmen, denn er schafft mühelos den Spagat zwischen unterhaltsam und gut lesbar, blutig und unglaublich grausam.

Ich schätze Hunter und Garcia und finde die beiden sehr sympathisch. Die Dialoge sind manchmal sogar humorvoll und launig auch wenn das Grauen im Hintergrund droht. Und Lucien Folter ist mal wieder eine Hausnummer für eine Bösewicht, wie ich sie mag.

Es ist diesmal noch mehr ein Kampf zischen gut und böse, zwischen Hunter und Folter, zwischen Polizei und Mörder. Extrem spannend, hartboiled aber trotz allem ein Thriller, der nicht nur von den spektakulären Morden lebt sondern auch von den Darstellern.

Volle Punktzahl. Chris Carter kann es einfach.

Veröffentlicht am 15.07.2019

ungewöhnlicher Psychothriller

Harz
1

„Harz“ ist ein Psychothriller durch und durch. Es geht nicht darum einen Täter zu finden und lange auch nicht darum ein Kind zu retten. Es wird von einer Familie erzählt, die von der Umwelt weitgehend ...

„Harz“ ist ein Psychothriller durch und durch. Es geht nicht darum einen Täter zu finden und lange auch nicht darum ein Kind zu retten. Es wird von einer Familie erzählt, die von der Umwelt weitgehend abgeschnitten auf einer Insel lebt. Der psychopathische Vater dominiert Ehefrau, Großmutter und Tochter. Mit kriminellen Taten finanzieren sie ihren Lebensunterhalt, die Tochter wurde für tot erklärt und lebt nun ohne Schule, Freunde und unbemerkt von der Gesellschaft genauso, wie ihr Vater es möchte. Er hat die Gewalt über das Leben der Familie, über die Frauen, das Kind. Keiner widersetzt sich. Niemanden interessiert was in dieser Familie wirklich passiert. Da muss man schon ein paar Mal richtig schlucken.

Die Autorin nimmt sich viel Zeit, beschreibt aus verschiedenen Perspektiven. Wenn das Kind erzählt, dann wird der Ton auch kindlich und naiv. Man befindet sich in einer rabenschwarzen, düsteren Welt. Lesenswert ist dann auch, wie die Spirale der Gewalt und Spannung sich zu drehen beginnt und in einem krachenden Finale endet.

Nicht grundlos hat das Buch so viele Preise abgeräumt. Es hebt sich aus dem Thrillergenre sicherlich hervor und wagt es auch, neue ungewohnte und harte Töne anzuschlagen. Vielleicht ein Buch für hartgesottene. Nicht weil es so blutig wäre sondern weil es psychologisch an Schmerzgrenzen geht.

Mir hat es gefallen. Wenn der erste Roman der Autorin nicht so einen seltsamen Titel hätte, würde ich auch danach sofort greifen. Mal schauen, ob ich mutig bin.

Veröffentlicht am 15.07.2019

großes Lesevergnügen

Die geheime Mission des Kardinals
0

2010, Syrien noch herrscht trügerischer Frieden. Aber die Gesellschaft ist zerrissen zwischen Fundamentalisten, radikalen Glaubensanhängern, diktatorischen Strukturen, westlichen Einflüssen, menschlicher ...

2010, Syrien noch herrscht trügerischer Frieden. Aber die Gesellschaft ist zerrissen zwischen Fundamentalisten, radikalen Glaubensanhängern, diktatorischen Strukturen, westlichen Einflüssen, menschlicher Sehnsucht nach Freiheit und dem Hunger nach Glück.

Rafik Schami zeichnet in seinem neuen Roman ein sehr genaues und unter die Haut gehendes Bild des Lebens in und um Damaskus. Die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen sind denen in Europa oder Amerika nicht unähnlich. Aber man spürt den rasch näherkommenden Schatten des Krieges.

Ein ungewöhnlicher Mordfall beschäftigt nicht nur die syrische Polizei, sondern auch einen italienischen Kommissar und die katholische Kirche. Da sind Verwicklungen aber auch Partnerschaften vorprogrammiert und alleine das wäre schon spannend zu lesen. Aber es ist kein normaler Kriminalroman, denn schließlich ist Schami der Autor. Eine Geschichte die scheinbar auf leisen Sohlen daherkommt aber so viel Tiefe und Wucht besitzt, dass man einfach reingesogen wird in den Sprachfluss, in die Handlung, in die Tagebucheinträge des syrischen Ermittlers.

Rafik Schami komponiert seine Bücher mit viel Liebe zum Detail und einem Gespür für Charaktere, die die Empathie des Lesers finden und die uns politische und gesellschaftspolitische Zustände und Umbrüche nahebringen ohne den Finger zu heben und ohne schulmeisterlich zu sein.

Für mich ein Highlight und ein Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 15.07.2019

schwer zugänglich

Licht und Schatten
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Ich kenne Zoran Drvenkar und habe ein paar seiner Bücher gelesen. Und nicht jedes seiner Werke konnte mich voll und ganz überzeugen. Man muss auch wissen, dass er teilweise sehr anspruchsvoll schreibt ...

Ich kenne Zoran Drvenkar und habe ein paar seiner Bücher gelesen. Und nicht jedes seiner Werke konnte mich voll und ganz überzeugen. Man muss auch wissen, dass er teilweise sehr anspruchsvoll schreibt und seine Texte scheinbar auch unter dem künstlerischen Gesichtspunkt scheinbar komponiert werden.

Licht und Schatten wird als Jugendbuch angeboten. Nachdem meine Cousine im Teenageralter abgebrochen hat bin ich doch neugierig geworden und habe mein Glück damit versucht.

Das Buch konnte mich leider nicht überzeugen. Von Anfang an fühlte ich mich unwohl in diesem bedrückenden Setting. Die Hauptdarstellerin wäre gar nicht unspannend aber die Sprache dieser Geschichte ist für einen 14-jährigen Teenager völlig unpassend verschachtelt und verkopft und selbst der geneigte Erwachsene muss teilweise schwer daran kauen. Ich fand in keinen wirklichen Lesefluss.

Mit war zu viel Tod und zu wenig Licht in der Geschichte und am Ende habe ich Abschnitte übersprungen und quergelesen. Ich hatte das Gefühl, der Autor wollte zu viel hineinpacken und es fehlte dem Ganzen an Leichtigkeit.