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Veröffentlicht am 26.03.2023

Menschliche Schicksale – und mehr

Mathias
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Das Buch beinhaltet zehn Kurzgeschichten, die anhand von Einzelschicksalen vom Leben erzählen. Das Cover ist schlicht, auf dunkelblauem Hintergrund leuchten gelb drei Sterne sowie Titel und der Name der ...

Das Buch beinhaltet zehn Kurzgeschichten, die anhand von Einzelschicksalen vom Leben erzählen. Das Cover ist schlicht, auf dunkelblauem Hintergrund leuchten gelb drei Sterne sowie Titel und der Name der Autorin.
Der Schreibstil ist recht nüchtern; fast wie Tatsachenberichte erscheint die Darstellung der Schicksale. Alle Geschichten, die sich um Menschen drehen, hinterlassen eine eher bedrückende Stimmung. Sicherlich regen sie zu weiterem Nachdenken an, denn es stimmt - das Leben trifft uns manchmal hart, durch Krieg, Flucht, Demenz, Trennung, Verlust und vieles mehr. Was in diesen Geschichten fehlt, sind kleine Hoffnungsschimmer. Aufgrund der offenen Enden bleibt es jedem Leser überlassen, den Geschicken eine positivere Wendung zu geben, dennoch scheint es nicht empfehlenswert mehrere Erzählungen knapp hintereinander zu lesen. Zu düster wird man damit zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Alte Götter und junge Idole am Geburtsort der Welt

Der weiße Fels
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Einer mexikanischen Küstenstadt ist ein weißer Fels vorgelagert, der für den Yoeme-Stamm bedeutsam ist. Dieser Ort wird aber auch für die Protagonisten der vier Geschichten in diesem Buch zu einem wichtigen ...

Einer mexikanischen Küstenstadt ist ein weißer Fels vorgelagert, der für den Yoeme-Stamm bedeutsam ist. Dieser Ort wird aber auch für die Protagonisten der vier Geschichten in diesem Buch zu einem wichtigen Punkt, ja sogar zu einem Wendepunkt in ihrem Leben: 2020 bereist eine Schriftstellerin den Felsen, 1969 entflieht Jim Morrison dem Gesetz und fanatischen Fans, 1907 werden zwei Schwestern des indigenen Yoeme-Stamms dorthin verschleppt und 1775 startet ein spanischer Leutnant von dort die Eroberung des Kontinents.
Das Gemälde mit dem weißen Felsen überzieht das gesamte Cover, auch dessen Rückseite. Weißer als der Fels erstrahlen jedoch die Lettern des Titels und der Autorin. Am Anfang jeden Kapitels steht eine Skizze des Felsens, immer aus unterschiedlicher Perspektive. Das Buch besteht aus neun Teilen. Es beginnt mit der Geschichte der Schriftstellerin, befasst sich weiter mit dem Sänger, dem Leutnant und dem Mädchen. Die Mitte des Buches ist eine Seite dem Felsen gewidmet, der als Geburtsort der Welt bezeichnet wird. Anschließend werden – diesmal in umgekehrter Reihenfolge – die Geschichten des Mädchens, des Leutnants und des Sängers erzählt, um schließlich wieder bei der Schriftstellerin zu landen. Der Schreibstil ist teils poetisch, dann wieder recht nüchtern und beschreibend.
Die Autorin befasst sich mit den vier Protagonisten fast ausschließlich mit jenen Momentaufnahmen, in denen sie mit dem Felsen in nähere Berührung kommen. Nur beim spanischen Leutnant erzählt sie seinen Werdegang von seiner Kindheit bis zur Übernahme des Kommandos eines Expeditionsschiffs. Die historischen Fakten, auch den Sänger und das Yoememädchen betreffend sind gut recherchiert. Die Autorin gibt am Ende des Buches zahlreiche Quellen dazu an. Dennoch bleiben die vier Hauptpersonen namenlos. Alle Protagonisten haben zwar einen gewissen Bezug zum weißen Felsen, darin erschöpft sich aber die Gemeinsamkeit. Die Erzählstränge werden nicht in Verbindung zueinander gesetzt. Die Gemeinsamkeiten könnte man in ihren Problemen sehen, in den Situationen, die Entscheidungen von ihnen verlangen und in Zerrissenheit enden. Ein weitere Gemeinsamkeit sind wohl Ausbeutung und Aneignung – einerseits der Natur, andererseits der Geschichte eines Volks. Probleme werden angesprochen - Antworten gibt es keine.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Junge Frau nimmt ihr Leben in die Hand

Das Haus an der Herengracht
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1705 fühlt sich Thea Brandt mit achtzehn Jahren alt genug, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie besucht oft Theatervorstellungen - und ihren Geliebten, einen Bühnenmaler. Um ihre verarmte Familie ...

1705 fühlt sich Thea Brandt mit achtzehn Jahren alt genug, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie besucht oft Theatervorstellungen - und ihren Geliebten, einen Bühnenmaler. Um ihre verarmte Familie zu retten, soll sie Jacob van Loos heiraten. Eine Ehe mit dem Mitglied der feinen Amsterdamer Gesellschaft wäre ein Aufstieg für die uneheliche Thea, deren Haut dunkler ist, als in ihrer Umgebung üblich. Thea muss sich also entscheiden.
Das Cover erinnert an ein Puppenhaus; die Protagonisten sind als Papierfiguren auf drei Stockwerke verteilt. Der historische Roman ist in sechs Abschnitte unterteilt, die jeweils Kapitel in angenehmer Länge aufweisen. Die Dialoge sind lebhaft; für die Zeit um 1700 wirken sie allerdings – wie die Sprache des Romans allgemein - recht modern. Der Schreibstil ist einfach und man kommt schnell mit dem Lesen voran. Das Ambiente und das Alltagsleben jener Zeit ist detailliert beschrieben, genau wie die Charaktere; dennoch wirkt auch deren Verhalten zu „modern“ für die damalige Zeit. Thea ist mit ihren achtzehn Jahren trotz ihrer Naivität sehr selbstbewusst. Sie möchte sich von ihrer Familie abkapseln und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Die junge Protagonistin besucht gerne – und oft auch ganz alleine – das Theater. Es mag ein Übersetzungsfehler sein, oder eine andere Verwechslung vorliegen, jedenfalls musste ich mich schon sehr wundern, dass Thea gerade beim Besuch von „Pyramus und Thisbe“ vor Lachen ganz schwindelig wurde, und ihre Lieblingsschauspielerin in diesem Drama zusätzlich als Diana auftritt.
Wen solche Kleinigkeiten nicht stören, der ist in diesem historischen Roman sicher gut aufgehoben. Die Geschichte weist keine Längen auf und unterhält – auch durch die Auflösung einiger Familiengeheimnisse.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Heimkehr ins Bündnerische

Zeit zurück
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Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege ...

Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege der Protagonisten. Der Autor lässt schließlich alle in einem Gebirgstal aufeinandertreffen, das seine Natur erhalten möchte; er lässt Hochfinanz und deren Profitgier auf eine Liebesgeschichte treffen, und löst mit diesem Buch doch nicht alle Fragen, die er aufgeworfen hat.
Das Cover ist in schwarz-weiß gehalten und zeigt zwei Männer in einer alten Küche, wobei der eine dem anderen Kuchen und ein Getränk serviert. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert und verläuft auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen; die Schiene der Vergangen ist in anderer Schriftart und heller gedruckt.
Neben der eigentlichen Geschichte vertieft der Autor einige Themen, die ins Geschehen einfließen, in Exkursen, wie zum Beispiel die Auswanderung der Bündner nach Amerika oder das Sujet Homosexualität. Der Sprachstil ist fließend und angenehm.
Die unterschiedlichen Charaktere sind lebensecht gezeichnet und stehen in privatem oder beruflichem Verhältnis zueinander. Schädler spricht in diesem Roman viel Aktuelles an, so verarbeitet er Bauspekulation, Hochfinanz und Wirtschaft und es gelingt ihm, all diese Themen in einer spannenden Handlung anzusprechen; und auch die Zusammenhänge mit der Erzählung aus der Vergangenheit. Obwohl der Klappentext auf die Verflechtung von Fiktion und Realität hinweist, kommt der Umschwung im letzten Teil für mich zu überraschend; zu überirdisch, zu schnell aus dem Ärmel geschüttelt scheint mir diese Wendung, und unnötig. Auch der Hinweis, wer diesen Roman eigentlich verfasst, will für mich nicht so richtig zur bisherigen Handlung passen. Alle aufgegriffenen Themen scheinen mir realitätsnah genug und brauchen kein Ausweichen in die Fiktion.

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Mama gibt nie auf

Für euch
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Iris wächst unter armen Verhältnissen im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Um die Familie über Wasser zu halten, nimmt die Mutter verschiedenste Arbeiten an – von Putzfrau bis zur Prostituierten. Das Buch ...

Iris wächst unter armen Verhältnissen im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Um die Familie über Wasser zu halten, nimmt die Mutter verschiedenste Arbeiten an – von Putzfrau bis zur Prostituierten. Das Buch ist eine Art Liebeserklärung an eine Mutter, die der Tochter ein glückliches Zuhause schaffen will.
Das Cover zeigt ein verschwommenes schwarz-weiß Foto einiger Personen beim Feiern. Allein eine Frau im Vordergrund sticht hervor; ihre Kleidung ist in Farbe wiedergegeben, und verweist auf die Einzigartigkeit der Mutter. Die verschiedenen Teile des Romans behandeln unterschiedliche Zeitabschnitte, welche wiederum in kurze Kapitel unterteilt sind. Immer wieder sind Ausdrücke und Sätze in Kölsch eingestreut, die allesamt wiederum nur von der Mutter stammen und daher auch auf diese verweisen.
Der Einstieg ins Buch ist recht stark. Die Ich-Erzählerin spricht ihre Mutter direkt an, steht nach vielen Jahren nun endlich zu ihr und versteht schließlich, dass die Mutter alles in ihrem Leben nur für die Tochter auf sich genommen hat. Die Sicht aus der ersten Person wird den gesamten Roman über beibehalten, auch die direkte Ansprache an die Mutter. Allerdings kommt die Tiefsinnigkeit des Prologs leider nicht mehr zum Vorschein. Die Darstellung des Familienlebens erscheint oft als Art Protokoll, das die Anekdoten in einfachen kurzen Sätzen aneinanderreiht.
Mit großer Offenheit legt die Erzählerin das Leben ihrer Kindheit und Jugend dar; ein Leben in einer Parallelwelt, das sie vor ihren Schulkollegen zu verbergen versucht. Erst im Lauf ihres Lebens steht sie zu ihrer Mutter und zu deren Art, Geld fürs Familienleben aufzutreiben. Das politische Essay, das in der Inhaltsangabe angesprochen wird, blieb mir verborgen; ebenso auch wie langwierig und hart ein sozialer Aufstieg in einem wohlhabenden Land sein kann. Ein Wandlung der Erzählerin ist in der Geschichte selbst nicht erkennbar. Selbst als Studentin bleibt die finanzielle Unterstützung durch die Mutter eine Selbstverständlichkeit für die Tochter.

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