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Veröffentlicht am 27.08.2023

La Gioconda im Paris der Lichter und der Schatten

Die Erfindung des Lächelns
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Als 1911 Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ aus dem Louvre gestohlen wird, beginnt eine aufregende Jagd im Paris der Belle Époque. Trotz Straßensperren durch den Polizeipräfekten bleibt „La Joconde“ verschwunden ...

Als 1911 Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ aus dem Louvre gestohlen wird, beginnt eine aufregende Jagd im Paris der Belle Époque. Trotz Straßensperren durch den Polizeipräfekten bleibt „La Joconde“ verschwunden und Kommissar Juhel Lenoir steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe.
Die Jagd führt in Künstlercafés auf dem Montmartre, in Spelunken an der Place Pigalle, in die Opéra Garnier und an andere Pariser Schauplätze. Man trifft auf den Maler Picasso, den Dichter Apollinaire, die Ausdruckstänzerin Duncan, und andere Künstler, auf den Satanisten Crowley, die Anarchisten der Bonnot-Bande und auf Bertillon, Frankreichs größten Detektiv, und erkennt dadurch in diesem historischen Roman ein eigenes Gemälde.
Das Bild auf dem Cover zeigt die Terrasse eines Cafés zur Zeit der Belle Époque in Paris und versetzt den Leser sofort in die passende Atmosphäre. Eingerahmt von geheimnisvollem Prolog und aussagekräftigem Nachwort, umfasst der historische Roman Kapitel in angenehmer Länge, die in einem sehr einnehmenden Schreibstil verfasst sind. Auf einige Passagen, die in nüchterner Sprache verfasst sind, folgt meist eine Pointe; Auszüge aus Vernehmungsprotokollen oder Zeitungsartikeln in anderer Schriftart unterstreichen die Authentizität des Geschichte.
In voneinander getrennten Erzählsträngen informiert der Autor von den Geschehnissen im Paris jener Zeit. Immer wieder gelingt es ihm dabei auf überaus geschickte Weise, die Protagonisten unterschiedlicher sozialer Schicht und Nationalität – zufällig oder gewollt – aufeinandertreffen zu lassen. Er gibt deren Gedanken wieder, baut unerwartete Handlungen und Wendungen ein, die das Buch zu einem sehr unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiel werden lassen. Humor und Ernst, Beschaulichkeit und Brutalität halten einander dabei sehr gut durchdacht die Waage; die Rivalität zwischen Präfektur und Sûreté nationale, der Klassenkampf und das Ringen junger Künstler um Anerkennung finden ebenso ihren Platz in diesem recht intelligent verfassten Werk, das in all seiner Turbulenz wirklich Unterhaltung auf sehr hohem Niveau bietet.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Zurückschauen - um nach vorne zu blicken

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Eigentlich mag die alleinerziehende Protagonistin, die neben ihren braven Schwestern ein eher unsichtbares Leben führt, keine Veränderungen. Doch die Kinder sind nun erwachsen und Frau steht nun an einem ...

Eigentlich mag die alleinerziehende Protagonistin, die neben ihren braven Schwestern ein eher unsichtbares Leben führt, keine Veränderungen. Doch die Kinder sind nun erwachsen und Frau steht nun an einem Wendepunkt. Sie stellt Fragen über ihr bisheriges Leben, beginnt dieses auszumisten; sie will herausfinden, was sie aus ihrem alten Leben behalten will, aber auch, wer sie in Wahrheit eigentlich ist.
Das Cover zeigt eine alte Blechdose mit der Abbildung eines Dackels, in der Blätter einer längst vertrockneten Pflanze stecken. Der einzige Zweck dieses Behältnisses scheint es zu sein, einen Schatten auf den Hintergrund zu werfen. Genau diese Schatten, diese Vergangenheit, will die Ich-Erzählerin nun hinter sich lassen und ein neues, befreites Leben beginnen. Sie stellt die im Titel erwähnte Liste auf, um einen Überblick zu erhalten. In kurzen Kapiteln erfährt der Leser auf diese Weise die wichtigsten Etappen aus dem Leben der Protagonistin, immer erzählt in bezeichnenden Anekdoten. Mit entwaffnender Ehrlichkeit gibt sie Details aus ihrem Familien- und Berufsleben preis. Sie schmeichelt sich nicht ein, will vielleicht gar nicht gefallen, sondern legt bis zum Ende die Karten auf den Tisch.
Der Schreibstil bleibt dabei sehr nüchtern, direkt, aber durchaus – und durchgehend - einnehmend. Immer wieder erkennt man beim Lesen Parallelen aus dem eigenen Leben, kann das Erlebte nachvollziehen; andere Stellen lassen einen verwundert zurück. Die Erzählerin selbst ist sich über ihre eigenen Erinnerungen oft selbst nicht im Klaren – was entspricht der Wirklichkeit, was ist nur in verfälschter Form in ihrem Gedächtnis geblieben? Sie reflektiert, sie lamentiert, und hinterlässt die Frage, ob sie mit ihrem „neuen Leben“ tatsächlich zufrieden sein wird.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Sagen aus der Eifel

Das Schloss im See
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Fantastische Geschichten über Zauberer und Hexen, Zwerge und Gespenster, Ritter, Elfen und Drachen, sind auch in unser hochtechnisierten Zeit noch beliebt. Diese Sammlung umfasst 40 Sagen aus der Eifelregion ...

Fantastische Geschichten über Zauberer und Hexen, Zwerge und Gespenster, Ritter, Elfen und Drachen, sind auch in unser hochtechnisierten Zeit noch beliebt. Diese Sammlung umfasst 40 Sagen aus der Eifelregion mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten.
Schon das Cover mit dem antiquierten Schriftzug und der romantischen Landschaft versetzt in eine andere Welt. Der Autor erzählt auch weniger bekannte Sagen und Legenden aus der Region um Aachen, Köln und Trier in einfachem Schreibstil. Aufgelockert und unterstrichen werden die Sagen durch Tuschezeichnungen von Kristina Mörsch. Eine Quellenangabe am Ende des Buches vervollständigt die Sammlung.
Die Handlungen spielen hinter verwunschenen Burgmauern und anderen - teils realen - Orten, zumeist in ländlicher Gegend, aber auch in Städten und umfassen unterschiedliche Themen; Glaube und Kirche, aber auch Pakte mit dem Teufel, Hexen und Zauberer und zornige Kobolde machen ihre Aufwartung. Einige Schicksale werden durch Intrigen bestimmt, andere Geschichten haben eine humorvolle Pointe oder einen wahren Kern.
Insgesamt ist hier eine interessante Mischung entstanden. Die unterschiedliche Länge der Sagen erlaubt ein Wiederlesen auch zwischendurch, um sich von einer Parallelwelt ablenken zu lassen.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Geschichte humorvoll vermittelt

Wikinger
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John Haywood hat als Experte für mittelalterliche Geschichte schon etliche Bücher über Wikinger veröffentlicht. Dieser außergewöhnliche Karriereführer versetzt den Leser ins 10. Jahrhundert und beantwortet ...

John Haywood hat als Experte für mittelalterliche Geschichte schon etliche Bücher über Wikinger veröffentlicht. Dieser außergewöhnliche Karriereführer versetzt den Leser ins 10. Jahrhundert und beantwortet Fragen zur siegreichen Karriere als Pirat, Räuber und Plünderer.
Bereits Titel, Untertitel und die Abbildung eines Wikingers in seiner Kampfausrüstung am Cover bereiten den Leser – etwas - auf den Inhalt vor. Wie humorvoll und kurzweilig man diesen Geschichtsabschnitt allerdings vermitteln kann, erwartet man nicht sofort; selbst trockene historische Daten werden unterhaltsam erklärt. Der Ratgeber ist im Jahr 992 angesetzt. Interessierte erfahren alles über das Leben als Wikinger – mit allen Vor- und Nachteilen. Gesellschaftliche Hierarchien, Sitzordnung bei Festmählern, Checkliste für Waffen, sogar eine Sternebewertung für die Reiseziele der Plünderer findet seinen Platz.
Der Autor spricht die Leser direkt an, stellt relevante Fragen und gibt aussagekräftige Antworten; daraufhin kann der Leser selber entscheiden, ob er überhaupt dazu taugt, ein erfolgreicher Plünderer zu werden. Die zehn Kapitel sind jeweils von passenden Zitaten eingeleitet; zahlreiche schwarz-weiß-Abbildungen erläutern das Geschriebene; optisch vom Text abgehoben befinden sich in grau hinterlegten Kästchen Tipps (auch zur Handhabung des Buchs) und Zitate aus alten Texten, wie z.B. Sagas. Der informative Anhang beinhaltet eine Landkarte der Wikingerwelt und ein Glossar, sowie die Quellenangabe, einen Stichwortindex und einen Bildnachweis.
Insgesamt verdient dieser kurzweilige Ratgeber eine absolute Leseempfehlung. Schön, dass man Geschichte auch humorvoll in ein lehrreiches Werk verpacken kann.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Pizza – verständlich und mit viel Liebe erklärt

PIZZA CON AMORE
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Die Tortora-Brüder Angelo und Roberto führen in Baden-Baden das „´87 Mamma Lina“ und verraten in diesem Buch nicht nur das Rezept für den perfekten Teig, sondern auch für die verschiedenen Arten von Belag. ...

Die Tortora-Brüder Angelo und Roberto führen in Baden-Baden das „´87 Mamma Lina“ und verraten in diesem Buch nicht nur das Rezept für den perfekten Teig, sondern auch für die verschiedenen Arten von Belag. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf die Tradition aus Neapel, sondern variieren auch mit regionalen Zutaten.
Das Cover ist appetitlich und ansprechend – kein Wunder, dass bereits ein Stück der abgebildeten Pizza in der aufgeklappten Schachtel fehlt. Auch innerhalb des Buches findet man zahlreiche hochwertige Fotos der Rezepte. Außerdem gibt es einen Einblick in die Familiengeschichte, die das italienische Lebensgefühl noch unterstreicht.
Die Rezepte reichen von herzhaft bis süß, auch vegetarische Varianten gibt es; dazu werden unterschiedliche Pizzasoßen vorgestellt. Die Rezepte sind Schritt für Schritt – auch mit Bildern – erklärt, mit Zutatenliste und hilfreichen Tipps. Die verwendeten Mehlsorten werden ebenso vorgestellt; diese sind im lokalen Handel oft nicht leicht erhältlich, durch die genauen Beschreibungen kann man aber gut improvisieren.
Das Buch ist jedem zu empfehlen, der sich vom Verzehr der Tiefkühlpizzas verabschieden will – Sie werden es nicht bereuen! Und wer sich trotz der detaillierten Beschreibungen immer noch nicht traut, köstliche Pizzen selber zu backen, dem sei das Buch als kleiner Urlaub nach Italien empfohlen – Sehen Sie sich einfach die großartigen Fotos an und fühlen Sie die große Portion „Amore“, die in diesem Werk steckt!

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