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Veröffentlicht am 09.11.2022

Geheimnisvolle Mumien

Der Tod steigt aus dem Sarkophag
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Millionärstochter Alison Granville befindet sich mitten in der Ausbildung zur Privatdetektivin, als sie den Geburtstag ihrer Tante Mildred organisieren soll. Die Egyptian Sculpture Gallery im British Museum ...

Millionärstochter Alison Granville befindet sich mitten in der Ausbildung zur Privatdetektivin, als sie den Geburtstag ihrer Tante Mildred organisieren soll. Die Egyptian Sculpture Gallery im British Museum als Party-Location wird allerdings bald zum Ausgangspunkt für Alisons zweiten Fall. Ein umgestoßener Sarkophag löst das Unheil aus, eine Museumsaufseherin stirbt, Alisons beste Freundin verschwindet. Liegt die Ursache hier in einem Fluch auf Alisons Familie?
Das düstere Cover zeigt eine geöffnete Doppeltür, die Blick auf einen ägyptischen Sarkophag und eine leblose Hand daneben ermöglicht. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert; auf einen Abstecher in die Vergangenheit der Granvilles folgen übersichtliche Kapitel, die mit minutengenauen Zeit- und detaillierten Ortsangaben beschriftet sind. Der Schreibstil ist sehr einnehmend und immer wieder mit humorigem Unterton versehen.
Zu diesem Krimi gibt es bereits den Vorgänger „Der Tod bucht Zimmer 502“, der zwar nicht zum Verständnis dieser Geschichte notwendig ist, dessen Lektüre sich aber auf jeden Fall lohnt. Sympathische Charaktere, Cliffhanger am Ende vieler Kapitel, eine temporeiche Handlung mit einigen Missverständnissen und viel Situationskomik machen diesen London-Krimi zu einem kurzweiligen Highlight. Protagonistin Alison erweist sich als brillante Ermittlerin, Polizist Teddy bringt neben seinen fachlichen Fähigkeiten auch eine gehörige Portion Familienangelegenheiten mit in die Geschichte, und die schrullige Tante Mildred sowie der umsichtige Butler Roy erlauben einen Einblick in Londons bessere Gesellschaft.
Insgesamt ist dem Autor hier wunderbare Geschichte gelungen, die einen sofort in seinen Bann zieht. Wie beruhigend, dass er uns am Ende sogar eine Fortsetzung verspricht!

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Wandern zwischen verschiedenen Welten

Die Welt durch Wörter sehen
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Federica de Cesco verfasste mit »Der rote Seidenschal« im Alter von fünfzehn Jahren ihren ersten Roman und hat seither auch nicht mit dem Schreiben aufgehört. 65 Jahre nach Veröffentlichung ihres Jugendromans ...

Federica de Cesco verfasste mit »Der rote Seidenschal« im Alter von fünfzehn Jahren ihren ersten Roman und hat seither auch nicht mit dem Schreiben aufgehört. 65 Jahre nach Veröffentlichung ihres Jugendromans hat sie einige ihrer Arbeiten - Vorworte, Vorträge, Lieblingsgeschichten, Anekdoten – in diesem Buch gesammelt.
Am Cover trägt die lebenserfahrene Autorin einen roten Seidenschal um ihren Hals. Die Sprache ist einfach Geschichten stammen aus verschiedenen Zeitabschnitten, die letzte Erzählung der Sammlung ist ein Nachwort, das de Cesco selbst verfasst hat.
Die Anekdoten greifen verschiedene Themen auf, die aus den Erfahrungen und Eindrücken der Autorin entstanden sind; in einigen wird auf die Freiheit der Menschen hingewiesen, andere beschäftigen sich mit der Stellung der Mädchen und Frauen, welche die Autorin zu mehr Egoismus und Mut animieren möchte; in allen herrscht eine einfache Sprache vor, die Tatsachen mit klaren Worten beschreiben.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Das Glück in einer Mokkatasse

Krawall und Kekse
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1953 erstmals erschienen, gibt die Autorin dieses Buch die absurd-komische Betrachtung des Lebens als Ehefrau und Mutter von vier Kindern in einem baufälligen Herrenhaus in Vermont wieder. Ob es sich um ...

1953 erstmals erschienen, gibt die Autorin dieses Buch die absurd-komische Betrachtung des Lebens als Ehefrau und Mutter von vier Kindern in einem baufälligen Herrenhaus in Vermont wieder. Ob es sich um liegenbleibende Autos, Haushaltshilfen, die nicht wiederkommen, oder den selbstvergessenen Ehemann handelt, oder ob es die Kinder sind, die ihr auf der Nase herumtanzen, und die für den Vater erst interessant werden, wenn sie lesen und schreiben können – Shirley Jackson verewigt all ihre turbulenten Abenteuer in diesem unterhaltsamen Buch. Siebzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen ist es immer noch ein Lesevergnügen.
Bereits am Cover steckt die Protagonistin dieses Romans vollkommen in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter fest; oder besser gesagt im Backofen einer Küche der Fünfziger Jahre. Die Autorin erzählt die Erlebnisse ihres Alltags chronologisch, dennoch bleibt es dabei oft bei der Aneinanderreihung von Episoden. Was allerdings nicht verwundert – erschienen die Geschichten doch zunächst als Kolumnen in Frauenzeitschriften. Wenn Jackson im Erzählfluss ist – und zu erzählen hat sie wirklich viel – endet dies oft in langen verschachtelten Sätzen. Beherrscht wird die Beschreibung all dieser kleinen Begebenheiten von einer ordentlichen Prise Humor.
Man mag über die Rollenverhältnisse der damaligen Zeit schmunzeln. Genau besehen gibt es allerdings immer noch erstaunlich viele Parallelen zur heutigen Rolle einer arbeitenden Hausfrau und Mutter, die versucht, ihr Multitasking auf die unterschiedlichen Mehrfachrollen zu verteilen und diese unter einen Hut zu bringen.
Diese Lektüre bietet einige unterhaltsame Stunden mit Episoden aus einem abwechslungsreichen Familienleben. In manchen dieser Episoden mag sich der Leser wiederfinden, bei anderen wird er sich fragen, ob solche Situationen sich wirklich zugetragen haben können. Zeitlose Unterhaltung findet man in diesem Buch aber auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Segeln auf dem Zwischendeck

Unsterblich sind nur die anderen
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Als auf der Nordatlantikfähre MS Rjúkandi drei Männer verschwinden, machen sich zwei Frauen auf die Suche nach ihren Freunden. Ihre Vermutung, nach ein paar Tagen wieder zu Hause zu sein, bestätigt sich ...

Als auf der Nordatlantikfähre MS Rjúkandi drei Männer verschwinden, machen sich zwei Frauen auf die Suche nach ihren Freunden. Ihre Vermutung, nach ein paar Tagen wieder zu Hause zu sein, bestätigt sich dabei leider nicht. Dafür geschehen einfach zu merkwürdige Dinge auf dem Schiff, dessen seltsame Atmosphäre und eigenartige Crew - mit coolem Kapitän und wandlungsfähiger Barfrau - die Suchenden irritieren. Der Autorin ist hier ein recht beeindruckender Roman über Freundschaft und Liebe, aber auch Leben und Tod gelungen.
Ein düsteres Cover mit der verschwommenen Silhouette eines Schiffs am Horizont; im Vordergrund das dunkle unendliche Meer, das auf seinen Wellen die Buchstaben des Buchtitels wiegt. Ein Buch also, das sein Publikum mit dem ersten Blick einfängt und – auch von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Schon die Einleitung nimmt einen vollkommen ein und diese Eingenommen-Sein setzt sich in der gesamten Handlung fort. Vor allem ist auch die bildhafte Sprache sehr beeindruckend, selbst wenn Sätze ab und zu unvollendet bleiben. Die Geschichte wird von verschiedenen Seiten her betrachtet: der Kern des Buchs behandelt die Suche der beiden Frauen nach ihren drei Freunden. Daneben tauchen immer wieder kurze Einträge des Kapitäns ins Logbuch auf. Zusätzlich erinnern Szenen mit Regieanweisungen an ein antikes Theater und runden die Handlung damit ab.
Als Leser darf man sich über manches in diesem Buch wundern, über anderes freuen und schließlich immer wieder dankbar sein, dass man die Geschichte nur von außen betrachtet. Aber wenn man ganz ehrlich ist, muss man zugeben, dass wir alle eigentlich mitten in diesem Geschehen drinstecken. In unser aller Leben geht es um die Kraft und den Willen zu entscheiden, um die Erlaubnis zu vergessen, um die Wahl zwischen Pflichtbewusstsein und sich anderen ausliefern. Und es geht auch um ein bequemes Leben auf Kosten anderer, um Themen wie Flucht und Rettung, die nicht nur in unserer Zeit aktuell sind.
Das ungewöhnliche, vor allem aber sehr intensive Buch, verdient daher eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich auf eine außergewöhnliche Reise begeben wollen. Eine Reise, deren Ende im Ungewissen liegt.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Der Preis der Freiheit

Die Entführung
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Da der Pharmaunternehmer Ernest Whitfield seine Tochter Sandra ständig überwacht und sie von Leibwächtern beschützen lässt, entschließt sich Sandra eines Tages, zusammen mit ihrem heimlichen Geliebten ...

Da der Pharmaunternehmer Ernest Whitfield seine Tochter Sandra ständig überwacht und sie von Leibwächtern beschützen lässt, entschließt sich Sandra eines Tages, zusammen mit ihrem heimlichen Geliebten Carlos Bardon, ihre eigene Entführung vorzutäuschen. Leider werden nach einigen Tagen ganz in der Nähe von Sandras Versteck zufällig zwei Mitarbeiter ihres Vaters ermordet und Sandra wird tatsächlich entführt. Sowohl für die von Whitfield beauftragten Privatdetektive Karneth & Hobes als auch für Chief Inspector Henry Taylor beginnt daher ein Wettlauf gegen die Zeit.
Das Gelände eines Industriehafens, eine Spritze und einige Blutstropfen auf dem Cover; mehr braucht es nicht, um auf den Krimi einzustimmen. Das Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, die jeweils präzise mit Ort und Datum betitelt sind. Durch die häufigen Schauplatzwechsel ist der Leser über fast alle Geschehnisse des Krimis informiert. Die Dialoge sind lebhaft, die Beschreibungen detailliert und auch die handelnden Personen sind genau charakterisiert.
Die Geschichte ist spannend aufgebaut, und auch wenn manches vorhersehbar scheint, sind die Verdächtigen nicht sofort feststellbar. Den Ermittlungsarbeiten der Polizei, aber auch der Privatdetektive, wird viel Platz eingeräumt. An manchen Stellen weiß der Leser wirklich über fast jeden einzelnen Schritt der Handelnden Bescheid. Dennoch bleibt das Buch abwechslungsreich und spannend. Nicht nur die Arbeit der Ermittler, auch deren Privatleben wird realistisch dargestellt. Am meisten lernt man hier über die Familie und auch das Verhalten des Chief Inspectors. Selbst wenn einige Stellen klischeehaft erscheinen – einige Stunden unterhaltsamen Nervenkitzel bietet dieses Buch auf jeden Fall.

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