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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mit Hausverstand in die Küche

Zuhause kochen
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Das Cover ist sehr farbenfroh und macht beim Hinschauen schon Lust aufs Kochen und natürlich neugierig auf den Inhalt. Die Buntheit des Umschlagbildes setzt sich im Innern des umfangreichen – und auch ...

Das Cover ist sehr farbenfroh und macht beim Hinschauen schon Lust aufs Kochen und natürlich neugierig auf den Inhalt. Die Buntheit des Umschlagbildes setzt sich im Innern des umfangreichen – und auch an Gewicht schweren – Buches fort. Ganze Seiten sind mit farbigem Hintergrund versehen, dennoch ist das Schriftbild sehr angenehm und durch große Buchstaben augenschonend gestaltet. Auf die Vorstellung der beiden Autoren folgt eine kurze Gebrauchsanweisung zur Verwendung des Kochbuchs, das eigentlich ganz ohne Rezepte auskommt. Es gibt einen hilfreichen Überblick über Zutaten, Lebensmittelsicherheit, Küchengeräte und Grundwissen zum Thema Kochen. Zusammen mit den zahlreichen Fotos nimmt es dem Anfänger die Angst - und auch den teils gar nicht angebrachten Respekt - vor dem selbständigen Zubereiten von Speisen und ermuntert auch den routinierten Hobbykoch zu mehr Experimentierfähigkeit und Freiheit. Im Grunde erinnert es an „Rezepte“ von Familienmitgliedern oder Freunden, die auch nicht mit genauen Mengenangaben aufwarten, sondern nur ungefähre Vorschläge machen. Einfach ausprobieren ist das Motto.
Die Gestaltung dieses Kochbuchs ist so gelungen, dass es sogar jene unterhalten kann, die immer noch vor dem Kochen zurückschrecken. Wissen über Fleisch-, Fisch- oder Gemüsearten schadet auch jenen nicht, die sich nur dem Endprodukt widmen, und den Aufenthalt in der Küche überspringen. Zusammen mit den bunten Abbildungen und hilfreichen Fotos vermittelt es nicht nur Wissenswertes rund ums Kochen, sondern macht das Buch zu einer abwechslungsreichen Unterhaltungslektüre.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mit schwarzem Marker auf Karton

Zweckfreie Kuchenanwendungen
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Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger ...

Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger Freund ist ebenfalls Lehrer. Sein Leben erfährt eine ungeahnte Wendung, als er in Chinatown zufällig einer Obdachlosen begegnet – und beide sich wiedererkennen. Die Autorin porträtiert das Leben zweier Individuen auf der Suche nach dem Mut ihr Leben zu leben vor der Kulisse Singapurs in all seinen verschiedenen Facetten.
Das Cover zeigt eine Torte in Regenbogenfarben, von deren Oberseite süßer Zuckerguss an den Seiten heruntertropft. Ein Hinweis auf den Titel mit den Kuchenanwendungen, die im Inhalt der Geschichte sehr oft auftauchen. Das Buch wird von einer Episode aus dem Leben einer Frau und eines Mannes eingeleitet. Nach jedem der Kapitel ist wiederum ein Teil der Geschichte dieses Paares eingeschoben und hebt sich durch die kursive Schriftart vom Rest der Geschichte ab. Lange Zeit weiß man nicht, ob und wie diese Personen mit den Protagonisten des Buches in Zusammenhang stehen, und ob diese Episoden des Paares vielleicht in chronologisch umgekehrter Reihenfolge dargestellt werden. Am Schluss fügt die Autorin ein hilfreiches Glossar an, das dem Leser nicht nur Begriffe näherbringt, sondern auch Literaturhinweise gibt. Außerdem gibt es noch eine praktische Landkarte, die die Lage Singapurs darstellt und einen Stadtplan von Singapur. Die Sätze sind oft lang und verschachtelt und beinhalten Wortkreationen, die einem zunächst fremd erscheinen, sich im Zusammenhang mit der Handlung aber recht rasch entschlüsseln und überaus sinnvoll sind. Wie nebenbei hingeworfene Sätze machen das Geschriebene sehr lebendig.
Auch die Hauptprotagonisten sind in ihrer recht individuellen Art dennoch lebensnah und sehr sympathisch gezeichnet. Deren Einsamkeit, obwohl von vielen Menschen umgeben, ist deutlich spürbar, der Grundton des Romans ist dennoch an keiner Stelle düster oder pessimistisch. Der Autorin gelingt es, die Geschichte sehr erfrischend darzubringen; seien es die Erwartungen und Kommentare der Eltern, die Darstellungen des Unterrichts und der Lehrerkollegen oder das Auftauchen von Kartons und Kuchen zu allen möglichen Gelegenheiten. Den einen oder anderen Leser mag das Buch sogar über sein eigenes Leben und Handeln nachdenken lassen.
Mich hat dieser Debütroman überrascht, vor allem aber sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Katalie gräbt diesmal tief

Kansas Komplott
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Alles Gedachte ist schon einmal in einem Klassiker der Weltliteratur aufgeschrieben worden. Durch diese Erkenntnis konnte Katalie vor ein paar Jahren einen Kriminalfall lösen. Auch als sie über einen mehrere ...

Alles Gedachte ist schon einmal in einem Klassiker der Weltliteratur aufgeschrieben worden. Durch diese Erkenntnis konnte Katalie vor ein paar Jahren einen Kriminalfall lösen. Auch als sie über einen mehrere Jahre zurückliegenden Vermisstenfall stolpert, hält sie sich wieder an ihre Lebensweisheit. Zusammen mit ihrem »Beschützer« Smiljan findet sie am Rand der dänischen Stadt Esbjerg die mumifizierte Leiche eines verschwundenen Familienvaters. Traurig scheint keiner über seinen Tod zu sein. Also entwickelt sich ein typischer Fall für Katalie, die nur noch die passende literarische Vorlage für das Verbrechen finden muss ...
Das Cover ist recht farbenfroh gehalten, mit einer Vogelscheuche vor einem Haus, das das Publikum gleich bildlich nach Kansas versetzt. Der Schreibstil ist flüssig und macht das Lesen zu einer freudigen Angelegenheit. Das Buch ist der zweite Fall für Katalie, lässt sich aber ohne Schwierigkeiten auch unabhängig davon lesen, da die Charaktere im zweiten Teil wieder detailliert beschrieben werden. Allerdings wäre es wirklich schade, nicht auch den Beginn von Katalies Karriere zu kennen. Eine recht eigenwillige junge Frau, die man hier kennenlernen, von der man andererseits aber auch einiges lernen darf; so hält sie zum Beispiel ständige Erreichbarkeit für eine Belastung. Aber auch sonst hält sie mit ihrer erfrischenden Art einige Überraschungen – auch für ihr Umfeld – bereit. Die Geschichte verläuft auf zwei zeitlichen Ebenen: in der Gegenwart und zum besseren Verständnis mit Rückblenden in jene Zeit, in welcher der aufgefundene Tote noch am Leben war. Ein Wiedersehen gibt es auch mit bereits Bekannten aus „Mississippi Melange“, wie Katalies Maiberg, Polizeimeister Henk oder dem schmierigen Journalisten Larsen. Und Smiljan, der sich weiterhin mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, ist ohnehin untrennbar mit Katalies Welt verbunden. Der Leser darf darf zunächst miträtseln, welches Werk der Weltliteratur als Vorlage für das Verbrechen diente, um sich danach ein Urteil zu bilden – über Rache, Zusammenhalt und Gerechtigkeit.
Insgesamt handelt es hier um einen wunderbar gelungenen Mystery-Wohlfühlkrimi, der zum Schmunzeln – aber auch zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Mama gibt nie auf

Für euch
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Iris wächst unter armen Verhältnissen im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Um die Familie über Wasser zu halten, nimmt die Mutter verschiedenste Arbeiten an – von Putzfrau bis zur Prostituierten. Das Buch ...

Iris wächst unter armen Verhältnissen im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Um die Familie über Wasser zu halten, nimmt die Mutter verschiedenste Arbeiten an – von Putzfrau bis zur Prostituierten. Das Buch ist eine Art Liebeserklärung an eine Mutter, die der Tochter ein glückliches Zuhause schaffen will.
Das Cover zeigt ein verschwommenes schwarz-weiß Foto einiger Personen beim Feiern. Allein eine Frau im Vordergrund sticht hervor; ihre Kleidung ist in Farbe wiedergegeben, und verweist auf die Einzigartigkeit der Mutter. Die verschiedenen Teile des Romans behandeln unterschiedliche Zeitabschnitte, welche wiederum in kurze Kapitel unterteilt sind. Immer wieder sind Ausdrücke und Sätze in Kölsch eingestreut, die allesamt wiederum nur von der Mutter stammen und daher auch auf diese verweisen.
Der Einstieg ins Buch ist recht stark. Die Ich-Erzählerin spricht ihre Mutter direkt an, steht nach vielen Jahren nun endlich zu ihr und versteht schließlich, dass die Mutter alles in ihrem Leben nur für die Tochter auf sich genommen hat. Die Sicht aus der ersten Person wird den gesamten Roman über beibehalten, auch die direkte Ansprache an die Mutter. Allerdings kommt die Tiefsinnigkeit des Prologs leider nicht mehr zum Vorschein. Die Darstellung des Familienlebens erscheint oft als Art Protokoll, das die Anekdoten in einfachen kurzen Sätzen aneinanderreiht.
Mit großer Offenheit legt die Erzählerin das Leben ihrer Kindheit und Jugend dar; ein Leben in einer Parallelwelt, das sie vor ihren Schulkollegen zu verbergen versucht. Erst im Lauf ihres Lebens steht sie zu ihrer Mutter und zu deren Art, Geld fürs Familienleben aufzutreiben. Das politische Essay, das in der Inhaltsangabe angesprochen wird, blieb mir verborgen; ebenso auch wie langwierig und hart ein sozialer Aufstieg in einem wohlhabenden Land sein kann. Ein Wandlung der Erzählerin ist in der Geschichte selbst nicht erkennbar. Selbst als Studentin bleibt die finanzielle Unterstützung durch die Mutter eine Selbstverständlichkeit für die Tochter.

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Loslassen und Akzeptieren

Der Junge im Fluss
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Ben würde sein Leben am liebsten auf einer Insel weit draußen im Meer weiterführen und nichts daran ändern. Nach Jahren kehrt aber sein Bruder zurück, und als dieser eine alte Geschichte erzählt, entschließt ...

Ben würde sein Leben am liebsten auf einer Insel weit draußen im Meer weiterführen und nichts daran ändern. Nach Jahren kehrt aber sein Bruder zurück, und als dieser eine alte Geschichte erzählt, entschließt sich Ben zum Aufbruch, der gleich von einem Schicksalsschlag eingeleitet wird. Daraufhin lässt der junge Mann Veränderungen zu und macht sich zusammen mit einem Kolibri auf die Suche nach Damai, dem Ort ohne Zeit. Er macht dabei Bekanntschaft mit verschiedenen Menschentypen, begegnet deren guten und schlechten Seiten. Am Ende seiner Reise steht die Lösung eines Rätsels, das Ben klarmachen soll, dass Verändern und Bewahren keine Gegensätze sind.
Das Titelbild zeigt einen Jungen an einem Flussufer in diffuser Landschaft. Wie auch die einfarbigen Illustrationen innerhalb des Buches stammt es von Katharina Netolitzky. Mich erinnern diese Bilder an Abbildungen der Religionsbücher meiner Kindheit. Man mag die Geschichte selber als Gleichnis, als mystische Erzählung ansehen. Die Kapitel sind kurz, die Sprache an einigen Stellen recht poetisch, sonst eher einfach. Einzelne Passagen mit ausdrucksstarken Sätzen sind kursiv gedruckt, um sich besser vom Text abzuheben.
Es gibt mehrere Erzählstränge. Sie behandeln Bens Geschichte, die seines Bruders und die Geschehnisse im Kloster, in dem die Priesterin auf die Rückkehr eines Mönches wartet. Das fließende Wasser wird mit dem Vergehen der Zeit verglichen, und so taucht immer wieder das Bild des Flusses auf. Die Charaktere sind lebensnah gezeichnet, dennoch wirkt das Buch an einigen Stellen recht abstrakt und konstruiert. Bis die verschiedenen Fäden der Geschichte zueinanderfinden, kommt es zu einiger – auch zeitlicher - Verwirrung.
Ich habe dieses Buch als einen recht ruhigen, aber sicher auch schönen Roman gelesen, als eine Art Märchen, in dem man den Helden auf seiner Selbstfindung begleitet. Inwieweit man etwas für sein eigenes Leben aus der Geschichte mitnehmen kann, sei jedem selber überlassen.

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