Die Geschichte durch eine Familiengeschichte erzählt
Trifilij, seine Frau Tatjana und seine Töchter, Marseillaise und FelitsataIn einzelnen Episoden fasst diese Biografie einer sowjetischen Familie im Lauf eines Jahrhunderts zusammen. Dadurch entsteht ein Gesamtbild des Lebens der Familie während einer komplexen historischen Epoche ...
In einzelnen Episoden fasst diese Biografie einer sowjetischen Familie im Lauf eines Jahrhunderts zusammen. Dadurch entsteht ein Gesamtbild des Lebens der Familie während einer komplexen historischen Epoche der Sowjetunion.
Familienvater Trifilij war als Revolutionär Mitstreiter Stalins im Russischen Bürgerkrieg, wurde aber in der Zeit der Zwangskollektivierung zu Stalins Gegner. Trifilij suchte sein Leben lang nach Wahrheit und wollte seine Erfahrungen im „Buch des Lebens“ veröffentlichen. Das Schicksal wollte es jedoch anders. Auch die Schicksale seiner Frau Tatjana und der Töchter Marseillaise waren recht ungewöhnlich. Das Buch zeigt die Verbindung zwischen Generationen und wie die Geschichte unserer Vorfahren unsere Wahrnehmung der Welt beeinflusst, auf.
Das Cover zeigt ein harmonisches Bild einer Familie an einem Flussufer, wobei das fließende Gewässer schon auf den Lauf des Lebens hinweist. Der biografische Roman ist in drei Teile unterteilt, in denen jeweils weibliche Familienmitglieder als Ich-Erzählerinnen die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens darlegen. Am Ende des Buches gibt es einen Abschnitt mit hilfreichen Kommentaren mit Begriffserklärungen. Nicht nur dieser Teil zeigt, wie gut die Autorin für ihr Werk recherchiert hat.
Helene Yalden gibt sehr persönliche Details ihrer Familiengeschichte preis. Sie fungiert auch als Erzählerin des ersten Strangs der Familiengeschichte. Anhand ihrer eigenen Biographie informiert sie über das Leben ihrer Eltern und Großeltern. Hier liegt der Schwerpunkt vor allem beim Großvater Trifilij. Im zweiten Teil berichtet die Ich-Erzählerin Marseillaise, die Mutter der Autorin und im dritten Abschnitt übermittelt Tante Felitsata aus ihrem Leben. Teilweise überschneiden sich die dargestellten Geschehnisse, da sie aber immer aus verschiedenen Blickwinkeln wiedergegeben werden, erscheinen sie unterschiedlich.
Der Autorin ist mit diesem Werk ein sehr interessanter Einblick auf das Leben in der Sowjetunion gelungen, der vieles verständlicher macht, aber nie belehrend wirkt. Die Anekdoten der Familie sind mit den politischen Ereignissen verwoben und lassen sie vor den Augen der Leser durch die bildhafte Sprache sehr realistisch erscheinen. Insgesamt handelt es sich bei diesem Buch um ein sehr lesenswertes Stück Zeitgeschichte, an welchem Interessierte lange Freue haben werden.