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Veröffentlicht am 17.11.2022

Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Im Dezember 1943 wird die Stadt Leipzig Ziel eines Bombenangriffs der Alliierten. Viele Antiquariate werden zerstört, doch ein ganz besonderes Buch wird Dank eines zehnjährigen Jungen und eines Bücherdiebes ...

Im Dezember 1943 wird die Stadt Leipzig Ziel eines Bombenangriffs der Alliierten. Viele Antiquariate werden zerstört, doch ein ganz besonderes Buch wird Dank eines zehnjährigen Jungen und eines Bücherdiebes gerettet.
Mit dieser Szene beginnt der neue Roman von Kai Meyer. Es ist das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Von Beginn an war ich gefesselt von dem beeindruckenden Erzählstil, von der Sprache, von den Figuren und dem Gesamtbild.
Ein weiterer Handlungsstrang setzt etwa dreißig Jahre nach den oben geschilderten Ereignissen ein. Robert Steinfeld ist Bibliothekar und hat sich auf die Auflösung von privaten Sammlungen spezialisiert. Als seine Kollegin, Konkurrentin und gleichermaßen On-off-Beziehung Marie ihn um einen Gefallen bittet, folgt Robert ihr nach München. Gemeinsam kommen die beiden einem Geheimnis auf die Spur, das seinen Anfang in den 1930er Jahren nahm. Damals war Roberts Vater, Jakob Steinfeld, Buchbinder im Graphischen Viertel. Er und ein weiterer Charakter, Grigori Gromov, sind mir besonders ans Herz gewachsen. Sie in einer Zeit zu begleiten, in der die Nationalsozialisten nicht nur die Politik sondern auch die Gesellschaft immer mehr unter ihre Kontrolle bringen, in der Zivilisten von Angehörigen der SA terrorisiert werden, war sehr bedrückend und erzählerisch einfach mitreißend.
Mehrere Handlungsstränge erzeugen über verschiedene Zeitebenen einen Spannungsbogen, der bis ganz zum Schluss anhält. Ich habe mitgerätselt, mitgefiebert, wollte immer weiterlesen und dann war das Buch viel zu schnell zu Ende.
Ich habe keine Kritik an diesem Roman. Eine absolut lesenswerte Geschichte, die für alle Bibliophilen ein Genuss ist!

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Vom Bewahren einer Kultur

Das Leuchten der Rentiere
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Schweden, nördlich des Polarkreises: Hier leben die Samen, ein indigenes Volk, deren wichtigster Bestandteil ihrer Kultur die Zucht und die Haltung von Rentieren ist. Auch Elsa ist eine Sámi. Im Alter ...

Schweden, nördlich des Polarkreises: Hier leben die Samen, ein indigenes Volk, deren wichtigster Bestandteil ihrer Kultur die Zucht und die Haltung von Rentieren ist. Auch Elsa ist eine Sámi. Im Alter von neun Jahren erlebt sie etwas traumatisches, das ihr ganzes Leben prägen wird. Sie muss mit ansehen, wie ein Mann eines ihrer Rentiere ermordet und ihr mit dem Tod droht, sollte sie nicht schweigen. Die Polizei interessiert sich nicht für den Vorfall, ebenso wenig wie für nachfolgende Misshandlungen und Morde an Rentieren. Die Minderheit der Samen haben es nicht leicht, von großen Teilen der Bevölkerung werden sie skeptisch beäugt und die Kinder werden in der Schule gehänselt. Als junge Erwachsene will Elsa sich diesen Schikanen nicht länger aussetzen und beginnt zu handeln.
Bisher war mir über die samische Kultur kaum etwas bekannt, dieser Roman hat das nun geändert. Die Autorin, selbst gebürtige Sámi, beschreibt sehr eindringlich die Schwierigkeiten, die eine uralte Kultur in unserer modernen Welt hat und welchen Ungerechtigkeiten sie auch noch heute ausgesetzt ist. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und das macht sie noch interessanter als sie ohnehin schon ist.
Während der erste Teil des Romans teils etwas langatmig ist, nimmt die Handlung später umso mehr an Fahrt auf. Angst, Verzweiflung und Wut, und noch viele weitere Emotionen prägen die Handlung. Es wird deutlich, wie eng die Samen mit ihren Rentieren und der Natur verbunden sind. Das Buch liest sich beinahe wie ein Kriminalroman oder Thriller.
Mir hätte der Titel der Originalausgabe besser gefallen: "Stöld" übersetzt "Gestohlen". Aber das alleine ändert ja nichts an diesem packenden und bewegenden Roman.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Oh du Fröhliche...

Ein Alman feiert selten allein
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Das erste Weihnachten bei den zukünftigen Schwiegereltern kann ganz schön nervenaufreibend sein. Man möchte um jeden Preis einen guten Eindruck hinterlassen und wenn möglich, in kein Fettnäpfchen treten. ...

Das erste Weihnachten bei den zukünftigen Schwiegereltern kann ganz schön nervenaufreibend sein. Man möchte um jeden Preis einen guten Eindruck hinterlassen und wenn möglich, in kein Fettnäpfchen treten. So denkt auch Elif, als sie bereits im September der Weihnachts-Whatsapp-Gruppe der Familie ihres Freundes Jonas hinzugefügt wird. Elif ist als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie soll das nur enden, denkt sie sich? Sie hat keinen blassen Schimmer von christlichen Weihnachtstraditionen oder wie das Fest bei einer deutschen Familie überhaupt gefeiert wird. Der Culture-Clash ist quasi vorprogrammiert.
Aylin Atmaca hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, in dem es vor lauter Vorurteilen, Klischees und peinlichen Situationen nur so wimmelt. Natürlich ist alles stark übertrieben dargestellt, sodass ich es keinesfalls als beleidigend empfinde - weder in die eine noch in die andere Richtung. Elif hat einen ganz anderen Blick auf teilweise durchaus fragwürdige Traditionen, wie beispielsweise das Aufbügeln des Geschenkpapiers für das nächste Jahr. Auch ich habe meine Familie und mich in einigen Dingen wiedererkannt und musste mehrfach schmunzeln. Jede Familie richtet sich doch nach der individuellen Brötchenbestellung, oder etwa nicht?
Insgesamt halte ich alles für so stark übertrieben, dass es in dieser Form keinesfalls real sein könnte. Man wird einfach mit der Nase auf so manche Eigenarten gestoßen und das ist einfach unterhaltsam. Gleichermaßen stimmt diese Geschichte auf die herannahende Weihnachtszeit ein.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Eine Hommage an die Queen

Queen of Our Times
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Queen Elizabeth II. oder einfach nur 'Die Queen', jedem ist die am 8. September 2022 verstorbene britische Monarchin ein Begriff. Geboren am 21. April 1926 als Elizabeth Alexandra Mary. Mehrere Generationen ...

Queen Elizabeth II. oder einfach nur 'Die Queen', jedem ist die am 8. September 2022 verstorbene britische Monarchin ein Begriff. Geboren am 21. April 1926 als Elizabeth Alexandra Mary. Mehrere Generationen sind mit ihr als Staatsoberhaupt groß geworden.
Mit "Queen of Our Times: Das Leben von Queen Elizabeth II." hat Robert Hardman eine umfassende Biografie geschaffen, die die Queen nicht nur als Person würdigt, sondern sie und ihr Wirken auch in einen historischen Kontext einordnet. Robert Hardmann ist Autor, Journalist und Adelsexperte. Für diese Biografie durfte er mehrere Mitglieder der Royal Family interviewen und außerdem auf Informationsmaterial zurückgreifen, das den meisten Journalisten und der Öffentlichkeit verschlossen bleibt. Entstanden ist ein akribisch und sehr detailliert aufgeführter Lebenslauf der Queen, der sich trotz der vielen Personen und politischen Ereignisse spannend lesen lässt. Chronologisch und ohne überflüssig viele Jahreszahlen zu nennen, führt Hardman durch das Leben von Queen Elizabeth II. und durch mehr als 70 Jahre Regentschaft.
Auf Politisches möchte ich hier gar nicht zu sprechen kommen, denn das tut auch der Autor stets nur objektiv. Allgemein möchte ich betonen, dass mich die Objektivität des Autors beeindruckt hat. Ich persönlich habe mich ein wenig wie im Geschichtsunterricht gefühlt, einem unterhaltsamen und, in Bezug auf Wissen, nachhaltig geprägten Geschichtsunterricht.
Über die Queen als Person durfte ich ein klein wenig mehr erfahren, ebenso wie über andere Mitglieder des britischen Königshauses. Die ein oder andere amüsante Anekdote hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht, I'm very amused!
Eine beeindruckende Biografie über Queen Elizabeth II., über eine unvergleichliche Frau, die ihr Leben der Krone und ihrem Volk gewidmet hat. Dieses wunderschöne Buch wird einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommen.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Ein Winter-Wohlfühlroman

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Kurz vor Weihnachten reist die junge Kunsthändlerin Vicky nach Schottland. Ein ganz besonderer Anlass hat sie in "Schottlands Stadt der Bücher" Swinton-on-Sea geführt. Der achtjährige Finlay hatte einen ...

Kurz vor Weihnachten reist die junge Kunsthändlerin Vicky nach Schottland. Ein ganz besonderer Anlass hat sie in "Schottlands Stadt der Bücher" Swinton-on-Sea geführt. Der achtjährige Finlay hatte einen Brief an seine verstorbene Mutter geschrieben und ihn mit einem Ballon fliegen lassen. Das Brisante: Auf einem beigefügten Foto hält er eine seltene Ausgabe von "Alice im Wunderland" in den Händen.
In dem kleinen Dorf angekommen, wo Finlays Vater Graham ein Antiquariat führt, wird Vicky für die neue Aushilfe gehalten. Sie spielt das Spiel mit, denn sie ist nicht nur beeindruckt von dem "Fuchsbau", wie das Antiquariat unter den Dorfbewohnern genannt wird, sondern auch von dem gutaussehenden und charmanten Witwer Graham. Aber kann Vicky den waren Grund ihrer Reise ewig verbergen?
Ein Buch zum Wohlfühlen, so möchte ich diesen Roman kurz und knapp zusammenfassen. Ich habe mich nicht nur in den Titel und das wunderschöne Cover verliebt, auch die Bewohner des kleinen schottischen Dorfes sind mir schnell ans Herz gewachsen. Vicky bezeichnet sie als "Originale" und das trifft es sehr gut. Die eigenwilligen Einwohner sind eine liebenswerte Gemeinschaft, die zusammen Schlittenfahren, einen kleinen Weihnachtsmarkt organisieren oder Eisbaden. Zur Handlung muss ich sagen, dass mir relativ schnell klar war, wie die Sache ausgehen wird. Das tut dem Leseerlebnis aber keinen Abbruch. Lediglich das Ende war mir zu schnell erzählt.
Ich freue mich sehr, dass es ein Wiedersehen mit dem Kleinen Bücherdorf geben wird: Nächstes Jahr erscheint ein zweiter Band.

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