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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2022

Das Konstrukt der Zeit

Der Junge im Fluss
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"Bestimmen Gedanken an Vergangenes, die wir in der Gegenwart mit uns herumtragen, am Ende unsere Zukunft?" (S. 145f)

Mit aller Kraft versucht Ben, die Gegenwart festzuhalten. Vor Veränderungen hat er ...

"Bestimmen Gedanken an Vergangenes, die wir in der Gegenwart mit uns herumtragen, am Ende unsere Zukunft?" (S. 145f)

Mit aller Kraft versucht Ben, die Gegenwart festzuhalten. Vor Veränderungen hat er Angst, denn er kann sie nicht kontrollieren und Veränderungen bedeuten auf einer Insel weit draußen im Meer nichts gutes. Am liebsten möchte er alles so bewahren, wie es ist. Als eines Tages sein Bruder zurück kehrt und von einem Ort ohne Zeit berichtet, begibt Ben sich auf die Suche nach diesem Ort, der seine tiefsten Sehnsüchte zu erfüllen vermag.
Eine Geschichte, die sich wie ein modernes Märchen liest. Voller Weisheiten, überraschender Wendungen und mit einem Protagonisten, der sich erst nach und nach dem Lesenden offenbart. Die Zeit spielt eine besondere Rolle, sie erscheint manchmal gegensätzlich und ja, ich hatte beim Lesen mehrfach Fragezeichen auf der Stirn. Mit diesem Buch muss man sich aber auch auseinandersetzen, um es genießen zu können. Es geht um wichtige Fragen, Rätsel, Erkenntnisse, Trauer und so viel mehr. Das alles wird tiefgründig thematisiert und lädt zum Nachdenken ein. Alles habe ich nicht nachvollziehen können, einige Gespräche empfand ich als zu philosophisch oder einfach nicht logisch. Hier soll aber gar nicht alles logisch sein, denn das Leben selbst ist voller Widersprüche. Wir müssen unseren eigenen Weg finden, das haben wir in unserer Vergangenheit und das werden wir auch in unserer Zukunft.
Ein Buch für Fans von John Strelecky und alle, die sich gerne mit philosophischen Themen beschäftigen.

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Veröffentlicht am 07.10.2022

Vampire gibt es nicht

This Charming Man
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Der zweite Teil der "The Stranger Times"-Reihe von C. K. McDonnell glänzt erneut mit schwarzem Humor, schrägen und gleichzeitig liebenswerten Charakteren und einer spannenden Story, die mir sogar besser ...

Der zweite Teil der "The Stranger Times"-Reihe von C. K. McDonnell glänzt erneut mit schwarzem Humor, schrägen und gleichzeitig liebenswerten Charakteren und einer spannenden Story, die mir sogar besser gefallen hat als die des ersten Teils.
Als in Manchester ein Mann in der Pathologie landet, der überdurchschnittlich entwickelte Eckzähne hat und in dessen Magen sich menschliches Blut befindet, traut sich noch niemand das V-Wort auszusprechen. Auch als sich Vorfälle mehren, die auf blutsaugende und mordende Geschöpfe hindeuten, sind sich sowohl die übernatürlichen Begründer, das Altvolk als auch ein Mann, der ausschließlich die Wahrheit sagen kann einig: Vampire gibt es nicht. Hannah und ihre Kollegen von der Stranger Times stürzen sich in diese Story und versuchen herauszufinden, was wirklich vor sich geht.
Ich würde jedem empfehlen, den ersten Teil der Reihe zu lesen, denn ohne Vorwissen dürfte es schwierig sein, den kuriosen Ereignissen folgen zu können. Während ich beim ersten Teil noch skeptisch war, bin ich von "This Charming Man" wirklich begeistert.
Die Charaktere haben sich weiterentwickelt, ja selbst Banecroft der ausgesprochen menschenfeindliche Chef der Redaktion, und auch das Übernatürliche wirkt nicht mehr ganz so ungreifbar und unverständlich. Gerne hätte ich mehr über das Altvolk und die Begründer erfahren, da gibt es definitiv noch einiges zu entdecken. Da aber bereits der dritte Teil der Reihe angekündigt ist, hoffe ich dort auf viele weitere spannende Entwicklungen.
Wer britischen und schwarzen Humor liebt, sich auf eine außergewöhnliche und magische Geschichte einlassen möchte, der ist beim Team der Wochenzeitung "The Stranger Times" bestens aufgehoben und wird spannende Lesestunden erleben.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Ein Auftragsmörder, der keiner sein will

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Am Sterbebett seines Vaters muss Lucien schwören, die Tradition der Familie fortzusetzen. Daran wäre nichts ungewöhnlich, wenn diese Tradition nicht bedeuten würde, Auftragsmorde zu begehen und sein Vater ...

Am Sterbebett seines Vaters muss Lucien schwören, die Tradition der Familie fortzusetzen. Daran wäre nichts ungewöhnlich, wenn diese Tradition nicht bedeuten würde, Auftragsmorde zu begehen und sein Vater nicht bei einem dieser Aufträge tödlich verletzt worden wäre. Die Adelsfamilie de Chacarasse entstammt einer Reihe von Assassinen, die bereits im Dienste der Medici und des Vatikans standen. Jetzt also soll Lucien diese Tradition fortsetzen. Der Lebensstil des jungen Mannes sieht jedoch ganz anders aus. Er betreibt ein Restaurant, das P'tit Bouchon, ist gutem Essen, Wein und auch den Frauen nicht abgeneigt, kurzum: Lucien genießt das Leben. Nach dem Tod seines Vaters sieht Lucien sich mit Herausforderungen konfrontiert, die er gerne vermieden hätte, aber kann er sich seiner Bestimmung einfach so entziehen?
Ein ausgebildeter Auftragsmörder, der sich weigert zu töten. Was ist das bitte für eine Grundlage für einen Kriminalroman? Eine unglaublich faszinierende, muss ich sagen. Schon nach wenigen Seiten hat mich nicht nur das südfranzösische Flair in seinen Bann gezogen, auch Lucien war mir direkt sympathisch. Ja, er ist jemand, den man durchaus als Frauenheld bezeichnen könnte, aber er ist grundsätzlich ein anständiger junger Mann, dem die Familie sehr viel bedeutet und der sehr viel Humor besitzt. Mit der Haushälterin Rosalie verbindet ihn eine enge Freundschaft. Die alte Dame weigert sich partout ein Hörgerät zu tragen und ist einem Gläschen Hochprozentigem nie abgeneigt.
Hier stimmt einfach das Gesamtpaket: eine Story mit viel Potential, sehr unterhaltsamer Umsetzung und vielschichtigen Charakteren.
Ich freue mich sehr, dass dies der erste Teil einer neuen Serie ist. Hoffentlich lässt der zweite Teil nicht lange auf sich warten. Womit Lucien sich dann beschäftigen könnte, wurde am Ende dieses Buches bereits angedeutet.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Eindrucksvoll

Miss Kim weiß Bescheid
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Das Cover der angenehm handlich gebundenen Ausgabe zeigt das Porträt einer jungen südkoreanischen Frau ohne Gesicht. Statt Augen, Mund und Nase ist der Titel in weißen Buchstaben abgedruckt. Die Frau steht ...

Das Cover der angenehm handlich gebundenen Ausgabe zeigt das Porträt einer jungen südkoreanischen Frau ohne Gesicht. Statt Augen, Mund und Nase ist der Titel in weißen Buchstaben abgedruckt. Die Frau steht meiner Interpretation nach stellvertretend für die (Lebens-)Geschichten von Frauen, denen Cho Nam-Joo in ihrem neuen Roman Aufmerksamkeit schenkt.

In acht Kapiteln werden acht Geschichten erzählt, in denen jeweils eine Protagonistin im Mittelpunkt steht. Ob Ehefrau, Mutter, Tochter oder Großmutter, sie alle vereint die Suche nach dem eigenen Ich, nach Zufriedenheit und Selbstverwirklichung. Cho Nam-Joo beschreibt einen Alltag, der für die Frauen sehr bedrückend ist. Sie wollen ihrer Familie, ihrem Arbeitgeber und ihren Freunden gegenüber gerecht werden. Dabei lassen sie ihr eigenes Wohlergehen meist außer acht und erkennen erst spät oder sogar nie, dass sie Glück ebenso verdienen wie alle anderen.

Der Schreibstil ist sehr ruhig, die Geschichten sind dem Alltag entlehnt und wirken auf den ersten Blick ganz normal und undramatisch. Doch durch die Sichtweise der Protagonistinnen bekommt man ein ganz anderes Gefühl für diese Erzählungen. Vor allem zwischen den Zeilen lässt sich der erhobene Zeigefinger in Richtung Gesellschaft erkennen. Kulturell mag Südkorea etwas anders geprägt sein als Europa, die Geschichten der einzelnen Frauen konnte ich dennoch gut nachvollziehen. Einige haben mich sehr berührt, während ich in anderen den Sinn nicht so recht entdecken konnte. Bei acht Geschichten wird aber jede Leserin etwas entdecken, mit dem sie sich identifizieren kann. Eine klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Alles was das Back-Herz

Das große Brotbackbuch
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"Das große Brotbackbuch" macht seinem Namen alle Ehre. Auf 350 Seiten werden mehr als 120 Rezepte für Brot und Gebäck vorgestellt. Von klassischem Brot über süße und herzhafte Varianten, ist alles dabei ...

"Das große Brotbackbuch" macht seinem Namen alle Ehre. Auf 350 Seiten werden mehr als 120 Rezepte für Brot und Gebäck vorgestellt. Von klassischem Brot über süße und herzhafte Varianten, ist alles dabei was das Herz begehrt.

Auf den ersten Seiten gibt es eine kleine Einführung in die Welt des Brotbackens. Christina ermuntert dazu, direkt mit einem einfachen Rezept zu starten. Sie stellt verschiedene Zutaten, Mehlsorten, Hefe und Gewürze vor und veranschaulicht verschiedene Knet- und Formvarianten in Schritt-für-Schritt Anleitungen und Bilder-Serien.

Sowohl für Neulinge, was das Backen betrifft, als auch für bereits erprobte Bäcker*innen sind hier tolle Rezepte dabei, die nicht zuletzt Dank der appetitanregenden Bilder zum Backen und Ausprobieren einladen. Neben Broten sind in diesem Buch auch Rezepte für Snacks und süße Verführungen zu finden. Vielleicht traue ich mich demnächst auch endlich an meinen ersten Sauerteig. Das Rezept für den Laugenkranz habe ich sofort ausprobiert. Zuvor hatte ich noch nie mit Lauge gearbeitet, aber es war gar nicht so schwer wie befürchtet. Ich weiß gar nicht, welche Rezepte ich als nächstes ausprobieren werde, die Auswahl ist so groß! Ein Backbuch, an dem ich sicher noch einige Zeit meine Freude haben werde.

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