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Veröffentlicht am 09.08.2022

Clay-Woman

Schottische Träume - Die Töpferei am Meer
2

Aus der Großstadt London verschlägt es die Keramikkünstlerin Kirsty von jetzt auf gleich auf die Insel Mull. Der Grund: Der Tod von Kirstys Großmutter, die sie jedoch nie kennen gelernt hat. Auf der Isle ...

Aus der Großstadt London verschlägt es die Keramikkünstlerin Kirsty von jetzt auf gleich auf die Insel Mull. Der Grund: Der Tod von Kirstys Großmutter, die sie jedoch nie kennen gelernt hat. Auf der Isle of Mull erfährt Kirsty nicht nur, dass ihre Großmutter ebenfalls eine Künstlerin mit eigenem Laden war, sie lernt auch den charmanten und gutaussehenden Barkeeper Aidan kennen. Gar nicht erfreut von Kirstys Auftauchen sind die Freundinnen ihrer Großmutter, allen voran Cailin, die zunächst alles daransetzt, die junge Frau aus London von der Insel zu vertreiben.
Ein Roman, wie er kaum besser für einen Sommerurlaub geschaffen sein könnte. Eigentlich. Mit viel Humor stellt die Autorin Cara Hay die teils sehr skurrilen und verschrobenen Charaktere vor. Viele Details wie Kirstys Angst vor dem Autofahren, haben mich zum Schmunzeln gebracht. Leider hat das Buch aber ein paar Längen, sodass ein seichter Spannungsbogen immer wieder unterbrochen wurde. Ich konnte das Handeln von gleich mehreren Personen oder deren Reaktionen nicht immer verstehen. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt und sich einfach nur gut unterhalten lassen möchte, macht man mit diesem Roman allerdings nichts verkehrt.

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  • Cover
Veröffentlicht am 07.08.2022

Tod durch Hunger

Denk ich an Kiew
0

Es sind die 1930er Jahre. Katja wächst in einem Dorf bei Kiew auf. Der lange Arm Stalins hat, von der Sowjetunion aus, die Ukraine erreicht und hält sie mit eiserner Hand fest im Griff. Für Katja und ihre ...

Es sind die 1930er Jahre. Katja wächst in einem Dorf bei Kiew auf. Der lange Arm Stalins hat, von der Sowjetunion aus, die Ukraine erreicht und hält sie mit eiserner Hand fest im Griff. Für Katja und ihre Familie beginnt damit nicht nur eine Zeit der Entbehrung, sondern des nackten Überlebens. Wer nicht dem Kollektiv beitritt, seinen Besitz und die Entscheidung über das eigene Leben aufgibt, wird als Verräter erschossen. Schon bald gibt es nichts mehr zu Essen. In der gesamten Ukraine sterben die Menschen zu Millionen.
Dieses dunkle Kapitel der Geschichte kennen viele nicht. So auch Cassie, die Enkeltochter von Katja. Sie entdeckt viele Jahrzehnte später Aufzeichnungen ihrer Großmutter. Sie beginnt, die Tagebucheinträge zu übersetzen und ist zutiefst betroffen.
Dieser Roman hat mich unfassbar traurig und wütend gemacht. Ich fühlte mich beim Lesen gleichzeitig hilflos und ohnmächtig, angesichts der Grausamkeit in dieser Welt.
Die Geschichte wiederholt sich, das ist eine der vielen schrecklichen Erkenntnisse dieses Romans. Aber es gibt auch Hoffnung. Das mag angesichts der Geschehnisse pathetisch klingen, aber Menschen sind stark. Sie machen immer weiter.
"Du kannst immer noch ein Leben haben, auch wenn du denkst, dass nichts übrig ist, denn es gibt immer etwas, für das es sich lohnt zu leben."
In einem beiliegenden Brief betont die Autorin, dass die Idee zu diesem Roman schon vor dem Einmarsch Russlands auf der Krim im Jahr 2014 entstanden ist.
Dieses Buch ist die vielleicht schwerste Kost, die ich je gelesen habe. Gerade jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine.
Mein Fazit: Absolut lesenswert, aber auch sehr schwer zu verkraften.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Schokolade, Zuversicht und Menschlichkeit

Drei Tage im August
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Berlin im August 1936: Die Olympischen Spiele sind das Hauptgesprächsthema in der Stadt, doch in der Chocolaterie Sawade geht der Alltag seinen gewohnten Gang. Elfie Wagner arbeitet schon viele Jahre in ...

Berlin im August 1936: Die Olympischen Spiele sind das Hauptgesprächsthema in der Stadt, doch in der Chocolaterie Sawade geht der Alltag seinen gewohnten Gang. Elfie Wagner arbeitet schon viele Jahre in dem Laden Unter den Linden, der diverse Kreationen süßer Köstlichkeiten an seine Kunden, ja bis hin an den ehemaligen Kaiserhof, zu bringen weiß. Veränderung liegt in der Luft, das spüren alle. Um einige Bewohner zieht sich die Schlinge der Nationalsozialisten immer enger.
Anne Stern gelingt es, nur mit Worten eine unglaublich vielfältige Welt voller Pralinen, Aromen und der Sehnsucht nach kleinen Köstlichkeiten zu kreieren. Über einen Zeitraum von drei Tagen, begleiten wir verschiedene Protagonisten und Protagonistinnen in Berlin. Sie alle haben mehr oder weniger mit Veränderungen zu kämpfen. Politisch und gesellschaftlich ist es eine hochbrisante Zeit. Ich bin begeistert davon, wie es der Autorin gelungen ist, diese im Nachhinein historischen Veränderungen in eine Erzählung aus dem Alltag einzuflechten. Ein Roman, nicht nur über Schokolade, sondern über so viel mehr, über Zuversicht und Menschlichkeit.
"Für den Genuss und die Schönheit lohnt es sich, weiterzukämpfen, es sind die kleinen Lichtpunkte in diesem unsteten Dasein der Menschen."

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Ich bin zwiegespalten

Das letzte Grab
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Mit "Das letzte Grab", hat Autor Lukas Erler eine Mischung aus Krimi und Thriller geschaffen. Die Frankfurter Rechtsanwältin Clara Winter gerät nach dem Tod ihres Ex-Mannes in einen Strudel der internationalen ...

Mit "Das letzte Grab", hat Autor Lukas Erler eine Mischung aus Krimi und Thriller geschaffen. Die Frankfurter Rechtsanwältin Clara Winter gerät nach dem Tod ihres Ex-Mannes in einen Strudel der internationalen Kriminalität. Innerhalb weniger Stunden gerät ihr Leben komplett aus den Fugen, sie muss um ihr Leben fürchten und sucht für ihre Flucht ausgerechnet Schutz bei einem Mitglied der organisierten Kriminalität. Ist sie damit wirklich in Sicherheit oder begibt sie sich damit in noch größere Gefahr?
Das Buch zieht einen sofort und unweigerlich in seinen Bann. Die Kapitel sind kurz, sehr schnell und haben den ein oder anderen fiesen Cliffhanger parat. Mit Clara bin ich leider nicht besonders warm geworden. Die toughe und selbstbewusste Frau hat für mich zu viele Ecken und Kanten und eine Seite, hinter die ich nicht wirklich schauen konnte. Wie bereits genannt, geschieht alles sehr schnell. Manchmal war ich verwirrt, an welchem Handlungsort ich mich nun genau befinde. Einige Entscheidungen von Clara oder auch ihr Verhalten in gewissen Situationen konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Gerade von einer Rechtsanwältin hätte ich einen anderen 'Stil' erwartet. Die Thematik bezüglich internationalem Raubkunstschmuggel fand ich hingegen sehr interessant. Hier finden sich auch mehrere gesellschaftskritische Aspekte, die sehr gut ausgearbeitet sind und nachdenklich machen.
Auch, wenn ich von der Protagonistin und der Handlung nicht zu 100% überzeugt bin, haben die Thematik, der Schreibstil und der Aufbau dieses Thrillers dieses Buch zu einem spannenden Leseerlebnis für mich gemacht.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Lese-Highlight

Die versteckte Apotheke
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Gegenwart: Ohne ihren Ehemann reist Caroline nach London. Anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages hatten die beiden eigentlich einen Grund zu feiern, doch es kam anders.
Um ihren Kopf frei zu bekommen ...

Gegenwart: Ohne ihren Ehemann reist Caroline nach London. Anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages hatten die beiden eigentlich einen Grund zu feiern, doch es kam anders.
Um ihren Kopf frei zu bekommen und auch ihrer wissenschaftlichen Neugier geschuldet, schließt Caroline sich an den Ufern der Themse einer Gruppe Schatzsucher an und entdeckt im Schlamm eine kleine, alte Phiole. Die studierte Historikerin möchte sofort mehr herausfinden und begibt sich in London zwischen Archiven und unheimlichen Gassen auf historische Spurensuche.
London, Ende des 18. Jahrhunderts: Die Apothekerin Nella ist für viele Frauen zu einer Retterin in der Not geworden. Ihre offizielle Apotheke gibt es nicht mehr, stattdessen werden auf Bestellung die gewünschten Gifte hergestellt und an die Kundinnen zur weiteren Verwendung übergeben. Nella hat dabei ihre Prinzipien: Sie hilft ausschließlich Frauen, einer Frau wird kein Leid zugefügt und jede Kundin sowie deren Auftrag wird in einem Buch verewigt. Als das junge Mädchen Eliza eines Tages ihre geheime Kammer betritt, spürt Nella sofort, dass dieser Auftrag etwas verändern wird.
Dieser Roman liest sich stellenweise wie ein Krimi oder ein Thriller. Ich war von der ersten Seite an gebannt und konnte das Buch einfach nicht zur Seite legen. Die beiden, sich jedes Kapitel abwechselnden Zeitebenen, erzeugen eine unglaubliche Spannung. Ich wollte herausfinden wieso Nella sich dazu entschlossen hat, Gifte herzustellen und damit indirekt zur Mörderin zu werden. Ihr Handlungsstrang hat mir dabei noch besser gefallen als der von Caroline in der Gegenwart.
Sarah Penner hat Vergangenheit und Gegenwart perfekt kombiniert. Die Mischung aus wissenschaftlichen Untersuchungen von Quellen in der Gegenwart und der fiktiven Geschichte rund um Nella und ihre Apotheke ist wunderbar gelungen. Ein Plädoyer für Frauen in jeder Epoche. Für mich ein Lese-Highlight!

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