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blauer_Regen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein konfliktreiches Leben

Häuser aus Sand
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Der Roman "Häuser aus Sand" stammt von der Autorin Hala Alyan, liegt hier in einer Übersetzung von Michaela Grabinger vor und wird 2018 vom DuMont Buchverlag herausgegeben.
Wir begleiten die Familie Yacoub, ...

Der Roman "Häuser aus Sand" stammt von der Autorin Hala Alyan, liegt hier in einer Übersetzung von Michaela Grabinger vor und wird 2018 vom DuMont Buchverlag herausgegeben.
Wir begleiten die Familie Yacoub, deren Wurzeln in Palästina liegen und begleiten sie über mehrere Jahrzehnte auf ihrer Suche nach einer Heimat. Das Leben der Familienmitglieder ist durch Vertreibung, Krieg und der ständigen Neuorientierung geprägt. Immer sind sie bestrebt, sich an einem neuen Ort einzufinden, heimisch zu werden, sich etwas Neues aufzubauen und ihrer Herkunft bewusst zu machen. Dies gelingt ihnen allen unterschiedlich gut. Ihre Suche führt sie von Jaffa über verschiedene Stationen bis nach Boston. Die Familie ist regelrecht über alle Kontinente zerstreut. Hieraus ergibt sich automatisch die Diskrepanz der einzelnen Familienmitglieder in Sprache, kulturellen Hintergrund, religiösen Ansichen und führt somit zu innerfamiliären Spannungen. Da die Familiengeschichte in chronologischen Zeitsprüngen erzählt wird, konzentriert sich der Plot auf die essentiellen Daten und man kann der Story sehr gut folgen.
Alle relevanten Familienmitglieder sind authentisch dargestellt. Leider werden innere Konflikte nur teilweise gut spürbar beschrieben. Daher fiel es mir schwer, mich in ihre jeweiligen Rollen zu versetzen oder Reaktionen / Handlungen immer gut nachzuvollziehen.
Außerdem erachte ich es als hilfreich, wenn man sich mit der politischen Komponente des Konfliktes in Israel / Palästina und dem Nahen Osten als Ganzes etwas auskennt. Der Roman füllt hier leider nicht immer die Lücken, sondern setzt diese Kenntnis voraus, bzw. baut auf ihnen auf. Schade für mich, denn ich mag es eigentlich, wenn ich Geschichte als Roman verpackt erleben darf, wenn sie am Schicksal einzelner greifbar wird, statt mir nüchtern die Fakten aus Geschichtsbüchern zu sammeln. Der vorliegende Roman hat das nicht in Gänze geschafft und konnte meine Neugier und Begeisterung am Thema nicht wie erhofft wecken.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Leider keine abgeschlossene Handlung

Das Vermächtnis des Künstlers
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Der Roman "Das Vermächtnis des Künstlers" stammt von Gordon McBane, erscheint im Februar 2018 und wird im Ullstein Verlag herausgegeben.
Im Roman macht sich der Parapsychologe Georg Mallory auf den Weg ...

Der Roman "Das Vermächtnis des Künstlers" stammt von Gordon McBane, erscheint im Februar 2018 und wird im Ullstein Verlag herausgegeben.
Im Roman macht sich der Parapsychologe Georg Mallory auf den Weg nach Venedig. Hier soll er zusammen mit einer Kunsthistorikerin zwei Bilder finden, die zu einer ganzen Sammlung von Werken eines unbekannten Künstlers gehören und als verschollen gelten. Leider stehen die Bilder alle im Zusammenhang von mysteriösen Bränden sowie Todesfällen. Zudem wird behauptet, dass sie ihre Besitzer in den Wahnsinn treiben und somit ist die Jagd nach den fehlenden Bildern eröffnet. Der Plot bietet also wirklich eine solide Grundlage für einen guten Thriller und startet tatsächlich auch sehr spannend. Doch dies bleibt leider nicht so. Schon nach kurzer Zeit streut McBane detailierte Beschreibungen diverser Nebensächlichkeiten ein, die er seitenlang ausschmückt. Fand ich es noch interessant, zahlreiche architektonische Details über Venedig zu erfahren (Lesen soll ja bekanntlich bilden), war bei der Entstehungsgeschichte des American Football für mich der Bogen eindeutig überspannt, zumal ich auch die Beziehung zum Buch nicht mehr herstellen konnte. Diese Ausschmückungen stellen jedoch nicht nur die Geduld der Leser auf eine harte Probe, sondern nehmen der Handlung leider oft genug auch die Spannung. Sehr gut gelingt es McBane, verschiedene Handlungsanfänge im Plot zu platzieren. So trägt nicht nur der Parapsychologe ein dunkles Geheimnis mit sich herum, auch die Kunsthistorikerin Josephine scheint traumatisch vorbelastet. Selbiges gilt für deren Adoptivtochter Amanda. Doch wer sich jetzt darauf freut, dass sich am Ende des Romans zumindest einige diese losen Enden zu einem großen Ganzen zusammenfügen, wird ebenfalls enttäuscht. Die Handlung endet mitten im Geschehen. Es handelt sich hier also nicht um einen abgeschlossenen Roman, sondern tatsächlich um den 1. Teil einer Triologie, deren Inhalt sich über 3 Bücher spannt und vermutlich auch erst an deren Ende offenbart.
Blicken wir noch auf die sprachlichen Mittel des Romans. Hier bin ich geneigt, zwischendurch den eloquenten Sprachstil eines Arthur Conan Doyle zu erkennen. Dieser angenehme Eindruck wird jedoch schnell durch schnoddrige Dialogteile zerstört, die ich eher einer veraltet Jugendsprache zuordnen möchte und somit ist das Ganze für mich nicht mehr rund. Wie schon erwähnt, sind dem Autor die descriptiven Anteile im Roman gut gelungen. Wer also darauf Wert legt, kommt als Leser voll auf seine Kosten.
Es fällt mir schwer, für diesen Einzelroman eine Leseempfehlung auszusprechen. Wer an der Geschichte interessiert ist, sollte wohl besser warten, bis auch die fehlenden 2 Teile veröffentlicht werden und dann alle zusammen lesen. Auch beim Titel "Thriller" möchte ich nicht ganz mitgehen. Dafür fehlt mir persönlich über weite Strecken im Buch die Spannung, von wirklichem Nervenkitzel ganz zu schweigen.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Leichte Kost

Totengrab
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Der Krimi „Totengrab“ stammt von dem Autor Keith Nixon und erschien 2017 im Bastei Lübbe Verlag. Aus dem Englischen übersetzt wurde er von Kerstin Fricke. Es ist der erste Band um den Ermittler Solomon ...

Der Krimi „Totengrab“ stammt von dem Autor Keith Nixon und erschien 2017 im Bastei Lübbe Verlag. Aus dem Englischen übersetzt wurde er von Kerstin Fricke. Es ist der erste Band um den Ermittler Solomon Gray.
Worum geht es? Detective Sergeant Solomon Gray ist Ermittler in einem kleinen Küstenort Englands. Eines Tages wird er mit seinem Team zu einem Hochhaus am Stadtrand gerufen. Der junge Nick Buckingham hat hier scheinbar Selbstmord begangen. Doch Grays Handynummer wird auf dessen Telefon gefunden und so nehmen die Ermittlungen ihren Lauf. Verwoben wird diese Geschichte zusätzlich mit dem Verschwinden von Grays Sohn vor 10 Jahren, dem Hilferuf des ortsansässigen Pfarrers, der Leidensgeschichte von Grays Frau und einer Geheimermittlung, in welche der Detective ebenfalls verstrickt ist. Normal bin ich ein großer Fan davon, wenn in Romanen mehrere Handlungsstränge parallel aufgebaut werden, um dann auf dem Höhepunkt des Buches zusammenzufinden. Das passiert auch hier, nur erscheint mir deren Kombination nicht immer logisch. Aufgrund der Irritationen kommt für mich die Spannung im Buch leider etwas zu kurz.
Gut gezeichnet ist der Protagonist Gray. Ihn umweht von Anfang an der Hauch des einsamen Wolfes: privat vom Glück verlassen, sich in Alkohol flüchtend und bei den Ermittlungsarbeiten stets von weiteren Schicksalsschlägen in die Knie gezwungen. Ein Vergleich mit Nesbos Ermittler Harry Hole liegt da nahe, nur hält er diesem qualitativ noch nicht stand. Neben Gray wird gleich im ersten Roman sein ganzes Team vorgestellt. Allerdings war ich eher verwundert, warum ich von all denen Name, Dienstrang und persönliche Befindlichkeiten wissen muss. Sie waren für die Handlung oft nicht relevant und da ist meine Meinung: weniger ist manchmal mehr. Außerdem sollen scheinbar noch weitere Bände folgen, Warum also die Eile?
Geprägt ist das Buch von einem flüssigen Erzählstil, sodass es sich gut lesen lässt. Da Zeitsprünge in den Überschriften schon kenntlich gemacht wurden, sind diese den 3 verschiedenen Zeitschienen gut zuzuordnen, auf denen sich der Krimi bewegt. Einen Bezug zwischen Titel und Inhalt habe ich nicht finden können, aber vielleicht habe ich den ja überlesen?
Gefesselt hat mich das Buch leider nicht richtig, dafür aber gut unterhalten.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Ein vollgepackter Tag

Sieh mich an
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Das Buch "Sieh mich an" von Mareike Krügel erschien im Sommer diesen Jahres. Grundthema des vorliegenden Romans der Gegenwart ist der Versuch einer jungen Frau, mit der Erkenntnis umzugehen, vielleicht ...

Das Buch "Sieh mich an" von Mareike Krügel erschien im Sommer diesen Jahres. Grundthema des vorliegenden Romans der Gegenwart ist der Versuch einer jungen Frau, mit der Erkenntnis umzugehen, vielleicht an einer schweren Krankheit zu leiden.
Katharina ist die Protagonistin der Geschichte. Mit Anfang 40 steckt sie im üblichen Chaos des Lebens: sie ist zweifache Mutter, arbeitet halbtags, ihre Ehe kriselt gerade und dann die Befürchtung, nicht mehr sehr viel Zeit im Leben zu haben. Also reagiert sie völlig nachvollziehbar, indem sie einen klärenden Arzttermin aufschiebt, um noch ein letztes normales Wochenende verbringen zu können. Genau dies muss jedoch scheitern und so nehmen die Dinge ihren Lauf.
Der Autorin gelingt es, diesen vollgepackten Tag im Leben von Katharina sehr detailgetreu zu beschreiben. Unterbrochen wird diese Beschreibung jedoch von vielen Rückblenden auf ihr bisheriges Leben. Solche zahlreichen Zeitsprünge machen das Lesen hier und da leider anstrengend. Zudem ist der Grundtenor der Erzählung vorwiegend traurig. Mir fehlen da ein bischen der Kampfgeist und Optimismus.
Alles in allem trotzdem ein lesenswertes Buch, jedoch ohne besondere Höhen und Tiefen.