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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2022

Zu viele Gefühle und zu wenig Realität

All Your Kisses
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Nach zwei Jahren kehrt Rune wieder nach Georgia zurück. Nach zwei Jahren Funkstille trifft er wieder auf Poppy, die ihn seit seinem Umzug ignoriert hat. Doch ihm wird schnell bewusst, dass in diesen zwei ...

Nach zwei Jahren kehrt Rune wieder nach Georgia zurück. Nach zwei Jahren Funkstille trifft er wieder auf Poppy, die ihn seit seinem Umzug ignoriert hat. Doch ihm wird schnell bewusst, dass in diesen zwei Jahren viel passiert ist. So viel, dass der grösste Schmerz ihnen erst noch bevorsteht.

Meine Meinung
Nachdem mir das Buch «A wish for us» sehr gut gefallen hat, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch der Autorin lesen.

Zuerst war ich sehr überrascht, wie jung die Charaktere waren! Dieses Buch ist also ein YA-Roman und nicht ein NA-Roman. Jedoch konnte mich die Geschichte trotzdem von der ersten Seite an packen. Denn zuerst lernen wir Poppy und Rune im Kindesalter kennen, erfahren, wie ihre Freundschaft entsteht und was sich später daraus entwickelt.

Mich fasziniert vor allem der Schreibstil der Autorin. Die Sätze wirken nicht einfach wie Sätze, sondern wie eine verbundene Melodie, die ich in mich einsauge. Obwohl der Schreibstil mir wirklich gefällt, hat es mir manchmal doch an Beschreibungen gefehlt, die im vorherigen Buch vorhanden waren. Mir fehlten Ausführungen zu den Aktivitäten, die die Protagonisten verübten. Beispielsweise ist Runes grösste Leidenschaft das Fotografieren. Ich habe nie gelesen, wie er die Einstellungsgrösse verändert, die Kamera den Lichtverhältnissen entsprechend anpasst oder was jetzt genau bei der Entwicklung eines Bilds passiert. Diese ausgelassenen Informationen bewirken, dass ich den Draht zur Fotografie mittels Rune nicht herstellen kann und somit auch nicht verstehe, weshalb er so fasziniert von diesem Hobby ist.

Daher komme ich auch zum Schluss, dass die Beschreibungen der Gefühle der Charaktere zu sehr im Fokus stehen. Sie werden zwar sehr schön und mit vielen Metaphern und Allegorien erläutert, aber irgendwann wird es einfach zu viel. Poppy verrennt sich beispielsweise mehrmals in ihren Gedankengängen, in denen sie Rune als Finsternis und sich selbst als das Licht, das ihm zur Hilfe eilen wird, wahrnimmt– und irgendwann habe ich nach diesen klischeehaften Vergleichen nur noch gedanklich die Augen verdrehen können.

Trotzdem sind Poppy und Rune sehr vielschichtige Charaktere mit einer Tiefgründigkeit, die mich grösstenteils erreichen und berühren konnte. Als Leserin fühlte ich mich den Protagonisten sehr nahe. Ich finde einfach, dass ihre Handlungen nicht ganz ihrem Alter entsprechen, was mich leider auch während des Lesens gestört hat, aber darüber lässt sich streiten.

Unabhängig von ihrem Alter, haben mir die Charaktere an gewissen Stellen zu irrational und nicht nachvollziehbar gehandelt. Zudem wirkten einzelne Szenen etwas konstruiert, als wollte die Autorin die Protagonisten zwanghaft in eine Richtung lenken, die eigentlich nicht natürlich für diese ist. Deshalb kann ich sagen, dass viele Szenen und Dialoge in dieser Geschichte für mich nicht realitätsgetreu abgebildet wurden, was ich sehr schade finde.

Ich liebe Geschichten, die mit gebrochenen Herzen und schweren Schicksalsschlägen verknüpft sind. Aber leider konnte sich diese Geschichte nicht ganz in mein Herz schleichen.

Zudem finde ich die Message, die das Buch mit dem Ende vermitteln will, sehr kritisch. Nicht nur fehlt der Realitätsbezug, sondern auch der Gedanke an die jüngere Leserschaft.

Fazit
Die Reise von Poppy und Rune ist sehr emotional. Wie sich ihre Beziehung vom Kindesalter bis ins junge Erwachsenenalter entwickelt, ist sehr schön und leicht zu lesen. Aber es gab Stellen, an denen die Autorin fast schon krampfhaft das Innenleben ihrer Charaktere beschreiben wollte und dabei die wirkliche Welt um sie herum vergessen hat. Ich fühlte mich den Protagonisten grundsätzlich sehr nahe, aber es gab doch einige Szenen, in denen ich ihre Handlungen als nicht natürlich und unrealistisch empfand.

Es ist eine schöne und emotionale Geschichte, die für mich leider noch einige fühlbare Lücken hat.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Eine Geschichte ohne Tiefgang, Spannung oder greifbare Charaktere

10 Wahrheiten und ein Happy End
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Nach den Abschlussprüfungen sind Partys angesagt! Doch dann erfährt Olivia, dass ihr Lehrer ihre Note noch nicht eingetragen hat. Zusammen mit ihren Freunden schmiedet sie einen Plan, den Kurs heimlich ...

Nach den Abschlussprüfungen sind Partys angesagt! Doch dann erfährt Olivia, dass ihr Lehrer ihre Note noch nicht eingetragen hat. Zusammen mit ihren Freunden schmiedet sie einen Plan, den Kurs heimlich nachzuholen. Neben dem ganzen Stress ist da noch Leo, der ihre Gefühle verrückt spielen lässt …

Meine Meinung
Der Anfang des Buches konnte mich leider nicht überzeugen: Zu viele Namen, es ist zu viel Chaos und ich verstand nicht genau, was los ist.

Direkt in die Geschichte einzusteigen, ist nie eine schlechte Entscheidung, um die Leser:innen so schnell abzuholen. Aber hier wirkt es zu gewollt auf mich. Olivia, die Protagonistin, hat eine grosse Familie, die alle in der Nähe voneinander wohnen. Sie kennen sich sehr gut und haben alle eine enge Bindung zueinander. Bis zu einem gewissen Grad finde ich dieses Szenario realistisch. Aber in dieser Geschichte kommt es mir zu gewollt rüber, als hätte die Autorin diesen familiären Aspekt unbedingt in diesem Ausmass in diese Geschichte integrieren wollen.

Wenn sich Olivia mit anderen, wie zum Beispiel mit ihren Freundinnen oder ihren Cousins und Cousinen unterhält, wirken die Gespräche sehr kindisch. Was ich akzeptieren würde, da es sich um ein Young Adult Buch handelt, aber nicht nur waren sie kindisch, sondern auch unlogisch. Manche Sätze wirken so, als wären sie einfach ohne grossen Zusammenhang hineingeschrieben worden, was mich während des Lesens sehr verwirrt hat.

Auch die Art und Weise, wie sie reden, finde ich nicht ganz realistisch. Es werden unnötige Fragen gestellt, nur um den Leser:innen eine Antwort zu liefern, und nicht, weil der Charakter diese Frage wirklich gestellt hätte.

Manche Figuren werden auch sehr «überdramatisiert». Nonna, die Grossmutter beispielsweise, wird als allwissend dargestellt. Es wird unzählige Male erwähnt, dass sie «Geheimnisse schon aus weiter Ferne riecht» und «die Gefühlslage anderer Menschen auf einen Blick erkennt». Klar, es gibt Menschen, die das können, aber ich denke nicht, dass andere diese Charakterstärke so handhaben würden …

Den Schreibstil finde ich sehr einfach gehalten, aber er liest sich flüssig. Jedoch hätte ich nichts gegen mehr Abwechslung einzuwenden gehabt. Auch von einem richtigen Spannungsbogen habe ich nichts gespürt. Tiefgang? Definitiv nicht.

Im Grunde ist meine Kritik, dass die Charaktere einfach nicht echt wirken. Vor allem die Protagonistin ist ein grosses Mysterium für mich: Sie ist die zweitbeste des Jahrgangs, alle beschreiben sie als verantwortungsbewusst und zuverlässig, aber dann kommt sie drei von vier Mal zu spät zur Arbeit? Wie passt das zusammen?

Diese Geschichte ist einfach nur eine Geschichte, ohne richtige Charaktere. Die Personen in diesem Buch wurden der Geschichte angepasst und nicht umgekehrt (wie es eigentlich sein sollte).

Und die Moral der Geschichte finde ich auch sehr fragwürdig, aber ich gehe da nicht weiter drauf ein, weil ich nicht spoilern möchte.

Fazit
Die Charaktere in diesem Buch wurden einfach nur der Geschichte angepasst, deshalb wirkt der gesamte Verlauf des Buches sehr erzwungen und gewollt. Sie wirken absolut nicht greifbar und sehr klischeehaft. Schade!

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Schockierend und fesselnd – ein Szenario der Zukunft, das einen beklemmt zurücklässt

Never - Die letzte Entscheidung
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Was wäre, wenn … ? Entscheidungen, die niemand treffen möchte. Entscheidungen, die alle eine Konsequenz mit sich tragen. Entscheidungen, die alle zu etwas Unvermeidlichem führen. Lässt sich der Krieg doch ...

Was wäre, wenn … ? Entscheidungen, die niemand treffen möchte. Entscheidungen, die alle eine Konsequenz mit sich tragen. Entscheidungen, die alle zu etwas Unvermeidlichem führen. Lässt sich der Krieg doch noch verhindern?

Meine Meinung
Der Klappentext hat mich gepackt. Das Vorwort hat mich gepackt. Jetzt musste mich nur noch die Geschichte packen …

Zu Beginn fand ich es schwierig, in das Buch hineinzukommen. Es ist so viel los, was objektiv betrachtet bestimmt gut ist, aber für mich – als jemand, der nicht so gut mit Namen ist – war es sehr schwierig, die Personen auch ihren Berufungen zuzuteilen. Dazu kamen noch all die politischen Begriffe, mit denen ich absolut nichts anfangen konnte, da sie auch aus der amerikanischen Politik kamen.

Aber sobald ich mit den Charakteren ein wenig vertraut war, packten mich ihre Geschichten und es fiel mir leichter, voranzukommen; ich kam in einen regelrechten Leseflow. Natürlich gibt es Charaktere, die ich lieber mag und Charaktere, die ich nicht so mag, aber wenn ich ehrlich sein muss, dann hat mich auch die Geschichte von denen gepackt, die ich nicht mochte, was ich dem Autor sehr hoch anrechne.

Den Schreibstil finde ich sehr angenehm. Manchmal wiederholen sich aber gewisse Sätze und Erklärungen, was ich etwas merkwürdig fand und ich deshalb aus meinem Leseflow gerissen wurde.

Alle Sichten sind spannend: Wir haben eine amerikanische Präsidentin, einen Undercoveragenten, eine CIA-Agentin, eine einheimische Frau aus dem Tschad und einen ranghohen Politiker aus China. Wie man sieht, sind es auch sehr unterschiedliche Perspektiven, die den Verlauf der Geschichte prägen. Und genau das ist das spannendste daran: Wie verschiedene alle auf eine Entscheidung reagieren.

Ken Follett hat es geschafft, dass die Spannung über die fast 900 Seiten konstant bleibt und einen nicht loslässt. Es ist ein dickes Buch, mit vielen Informationen, die während des Lesens auch eine erhöhte Konzentration erfordern. Und trotzdem habe ich das Buch innerhalb von vier Tagen fertiggelesen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte.

Vor allem gegen Ende war ich wirklich am Mitfiebern und Schwitzen und konnte gar nicht schnell genug lesen. Ich litt mit den Charakteren mit, konnte ihre Entscheidungen nachvollziehen und dachte mir doch zeitgleich, wieso sie das genau taten.

Ich versank in der Realität des Buches und kam gar nicht mehr heraus.

In diesem Buch wurde mir klar, wie viel Einfluss eine einzige Entscheidung wirklich hat. Und obwohl eigentlich niemand jemandem etwas Böses will, man diese Entscheidungen mit verheerenden Konsequenzen trotzdem manchmal trifft. Diese Geschichte hat mich auch gelehrt, wie schnell etwas Ungewolltes eintreten kann. Dass man, obwohl man dagegen arbeitet, schliesslich doch damit konfrontiert wird, weil gewisse Dinge unausweichlich sind.

Fazit
Den Anfang ausgenommen, der mir aufgrund der vielen Namen etwas zu vollgestopft war, konnte mich diese Geschichte definitiv packen! Sie offenbart einen angsteinflössenden Blick in die Zukunft, führt einen als Leser:in aber durch den gesamten Prozess, sodass man Sympathie für alle Charaktere entwickelt. Ich habe mitgefiebert, gelitten und geschwitzt und konnte das Buch zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Humorvoll und interessant!

Philosophie für zwischendurch
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Helme Heine stellt in diesem Buch die berühmtesten Philosophen von der Antike bis zur Neuzeit vor. Mit Humor, Ernst und Herz schafft er eine Mischung, die einen schmunzelnd die Zeichnungen betrachten und ...

Helme Heine stellt in diesem Buch die berühmtesten Philosophen von der Antike bis zur Neuzeit vor. Mit Humor, Ernst und Herz schafft er eine Mischung, die einen schmunzelnd die Zeichnungen betrachten und mit Interesse die Texte lesen lässt.

Dieses Buch ist so stimmig! Das Cover passt, der Titel passt, die Schriftart passt, die Zeichnungen passen, die Texte passen – es wirkt so, als hätte man sich jedes kleinste Detail durch den Kopf gehen lassen. Und das hat sich gelohnt!

Zuerst wird man als Leser:in in die Philosophie eingeführt, indem die Fragen geklärt werden, was die Philosophie überhaupt ist und was Philosophen denn eigentlich machen. Danach ist das Buch in drei Abschnitte aufgeteilt: Antike, katholisches Zeitalter und Neuzeit. Auch hier gibt es immer eine kurze Einführung, inwiefern die Philosophie zu diesen Zeiten von Bedeutung war. Diese Einführungen fand ich spannend und überraschend lehrreich, obwohl sie so kurzgehalten sind.

Im Gesamten sind es 39 Philosophen, auf die Helme Heine eingeht. Zu jedem Philosophen gibt es eine Zeichnung, die auch das abbildet, für was dieser Philosoph stand. Sie entlockten mir immer wieder ein Schmunzeln. Die Zeichnungen fand ich sehr schön – und passend zum Buch auch schlicht, aber gehaltvoll.

Auch bei den Texten musste ich manchmal schmunzeln, da die Inhalte der Philosophen ernst, aber doch mit einer Prise Humor rübergebracht werden. In den Texten wird mehr darauf eingegangen, wie die Philosophen überhaupt dazu kamen, sich der Philosophie zu widmen. Natürlich werden auch ihre Lehren und Erkenntnisse erklärt, aber eher oberflächlich, was ich natürlich nachvollziehen kann. Aber manchmal hätte ich mir doch gewünscht, gewisse Aspekte noch genauer erläutert zu bekommen. Denn, wenn man zu diesem Buch greift, ist man sehr wahrscheinlich interessiert an der Philosophie und da stört es einem (hoffentlich) nicht, wenn die Inhalte genauer erklärt werden.

Obwohl manchmal recht viel in wenigen Sätzen ausgesagt wird, habe ich mit meinen kleinen Grundkenntnissen alles gut verstanden und wurde nicht von Informationen erschlagen.

Es ist kein Buch, das man in diesem Sinne »verschlingt«, sondern, ganz so wie es im Titel steht, liest man es zwischendurch. Wohlgemerkt ist es auch kein Buch, das sich sehr tief mit den Theorien der Philosophen auseinandersetzt. Es dient dazu, sich einen groben Überblick über die grossen Denker zu verschaffen. Und anhand dieses Buches gelingt dieses Vorhaben definitiv.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Eine melancholische und tiefgründige Geschichte, die mich mit der Idee berühren, aber mit der Handlung nicht überzeugen konnte.

Like water in your hands
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Die 19-jährige Arwa zieht für ihr Studium nach Wien, wo sie auf einer Hochzeit auf Tariq trifft. Schon vom ersten Augenblick an fühlt sie sich von ihm angezogen. Auch Tariq geht es ähnlich, doch ihm fällt ...

Die 19-jährige Arwa zieht für ihr Studium nach Wien, wo sie auf einer Hochzeit auf Tariq trifft. Schon vom ersten Augenblick an fühlt sie sich von ihm angezogen. Auch Tariq geht es ähnlich, doch ihm fällt es zunehmend schwerer die Traditionen seiner Familie und seinen eigenen Wunsch nach Freiheit zu balancieren. Ihre Liebe hat nur eine Chance, wenn sie sich ihren eigenen Ängsten stellen …

Meine Meinung
Bei diesem Buch hat mich der Klappentext angesprochen. Weil ich so etwas noch nie in einem New Adult Roman gelesen habe. Es geht um starke Familienbindung, fest verankerte Traditionen und die Angst davor, anders zu sein.

Arwa ist eine Protagonistin, die ich von der ersten Seite an sympathisch fand. Sie ist vielschichtig und komplex. Ihre Gedankengänge und Handlungen wirken echt und nicht widersprüchlich. Am meisten gefallen hat mir ihre Reflexionsfähigkeit. Denn das ist etwas, was ich bei den meisten Protagonisten bei NA-Büchern vermisse. Weil – und hier kommt meine härteste Kritik an NA-Romanen – wenn die meisten Protagonist:innen in diesen Büchern ihre Handlungen wirklich mal reflektieren würden, dann gäbe es meiner Meinung nach keine Konflikte und somit auch keine Geschichte.

Aber in dieser Geschichte ist es anders. Es sind lebensnahe und realistische Probleme, mit denen Arwa als auch Tariq sich auseinandersetzen müssen. Beispielsweise den Konflikt, wie man den Traditionen des Heimatlandes gerecht wird, aber gleichzeitig seine Wünsche, die man nur hat, weil man eben nicht in diesem Land lebt, verwirklichen kann … Schwierige Sache, denn man gerät in einen Konflikt mit sich selbst. Und das wird in diesem Buch gut behandelt.

Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Er hat etwas Poetisches an sich, was den Texten etwas sehr Besonderes verleiht. Zwar taucht das ein oder andere Klischee in den Konversationen auf, aber da kann ich drüber hinwegsehen.

Wenn Arwa oder Tariq nachdenken, beinhalten diese Gedanken Tiefgründigkeit. Es ist wirklich eine schöne und gelungene Abwechslung zum Rest des Buches, wenn man als Leser:in in ihren Kopf eintauchen kann. Manchmal wird den Überlegungen aber die Komplexität entnommen, indem sie zu sehr erklärt werden; wenn zu viele Metaphern hinzukommen und die Überlegungen auf einen einzigen Grundgedanken runtergebrochen werden.

Obwohl sich die Spannung etwa bis zur Hälfte sehr gut hält, kamen mir einige Szenen doch etwas sehr langgezogen vor. Einmal beispielsweise tauscht sich die Freundesgruppe etwa drei Doppelseiten lang über Bollywoodfilme aus, was mir etwas zu lang war. Dazu kommt, dass die Charaktere in diesem Buch (Arwa und Tariq ausgenommen) mir nicht ganz real erschienen. Sie sind entweder das eine Extrem oder das andere. Entweder ruhig und in sich zurückgezogen oder laut und einnehmend. Natürlich gehören nicht alle Charaktere dazu, aber mir hat es gereicht, dass auch nur ein paar unter diese Kategorie fallen, um die Glaubwürdigkeit ihrer Person zu zerstören.

Leider war die Geschichte für mich ab der Mitte nicht mehr so spannend. Sie verliert ab dann immer mehr an Reiz, weil die Handlung nicht wirklich vorankommt. Der Fokus der Geschichte verändert sich, indem es nicht mehr um die inneren Konflikte der Protagonist:innen geht, sondern um ihre Wirkung auf andere. Es ist schwierig zu beschreiben, aber ich fühlte mich Arwa und Tariq nicht mehr so nahe, weil diese Tiefe, die zu Beginn geherrscht hat, mit einem Mal nicht mehr da war.

Es ist ein gutes Buch. Ein Buch, das mich mit seiner Thematik mitreissen konnte, mich aber am Ende leider nicht ganz begeistern konnte.

Fazit
Arwa und Tariq sind sehr komplexe und sympathische Protagonisten, vor allem ihr Denken wirkt sehr realistisch. Auch den Schreibstil der Autorin mag ich sehr gerne; er ist sehr poetisch und trägt eine Melancholie in sich.
Leider fällt die Spannung ab der Mitte ab und die Geschichte zieht sich ab dann ein wenig, weil der Fokus nicht mehr so sehr auf der Entwicklung der Protagonisten liegt.

Aber auf jeden Fall ein schönes Buch über ein wichtiges Thema!

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