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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.12.2021

Tiefe Gefühle, oberflächliche Handlung

Das Reich der sieben Höfe – Silbernes Feuer
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Nesta ist wütend, fühlt sich nirgendwo willkommen und will sich von niemandem helfen lassen. Nun soll Cassian Nesta helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Doch die plötzliche Nähe wird für sie beide zur ...

Nesta ist wütend, fühlt sich nirgendwo willkommen und will sich von niemandem helfen lassen. Nun soll Cassian Nesta helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Doch die plötzliche Nähe wird für sie beide zur Herausforderung, aber vor allem Nesta möchte sich nicht mit ihren Gefühlen beschäftigen. Als dann auch noch der Krieg droht, liegt es an Nesta, diesem entgegenzuwirken. Auf der Suche nach ihren Feinden kommen auch Nestas verborgene Kräfte zum Vorschein.

Meine Meinung
Nach langem Warten und Hinauszögern meinerseits habe ich es endlich geschafft, dieses Buch zu lesen! Den fünften Band einer meiner Lieblingsreihen, der jetzt aus Nestas Sicht geschrieben wurde.

Der Krieg ist vorbei, aber die Narben davon sind zurückgeblieben. Auf den ersten Seiten spürte ich diese Schwere, die noch in der Luft von Velaris lag. Davon abgesehen, fand ich die ersten paar Seiten nicht besonders prickelnd. Zum einen habe ich Nesta noch nie wirklich gemocht, weshalb es mir sehr schwer fiel, ins Buch hineinzufinden. Zum anderen wurde von Sarah J. Maas so viel erklärt und beschrieben, dass ich las, ohne wirklich zu lesen. Tatsächlich ist mir das auch schon bei Crescent City aufgefallen: Der Anfang war zu vollgestopft mit Informationen über die Welt, die man auch während des weiteren Fortlaufs der Geschichte hätte einstreuen können.

Der Schreibstil kam mir etwas trocken vor. Irgendwie hat mir die Leidenschaft hinter den Zeilen gefehlt. Die Funktion der Protagonistin war mir nicht klar, es gab kein richtiges Ziel, auf das hingearbeitet wurde und keinen Weg, auf dem ich mich während des Lesens befand. Ich war einfach auf einem riesigen, offenen Feld, ohne eine ungefähre Richtung zu haben. Kurz gesagt: Es war zu langgezogen.

Was ich an Sarah J. Maas sehr bewundere, ist, das Talent, aussergewöhnliche Beziehungen zwischen den Charakteren zu schaffen. In diesem Buch sind es vor allem die Charaktere, die mich gefesselt und zum Weiterlesen bewegt haben. Kurz vor der Mitte konnte ich das Buch auch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil ich einfach so eingenommen war von Nesta und Cassian und diese Bindung, die sich zwischen ihnen entwickelte.

Nun kommt das grosse Aber: Der Krieg, der sich langsam anbahnt, ist nur eine Nebensache. Er wird gar nicht stark thematisiert, als würde es sich nicht um einen Krieg, sondern eben um etwas Nebensächliches handeln. Und hierbei geht es mir darum, dass es meiner Meinung nach nicht natürlich ist, einen aufkommenden Krieg einfach so zur Seite zu schieben …

Ich kam in diesem Buch nie in helle Aufregung oder ins Schwitzen. Ich musste nie kurz pausieren, weil mich die Ereignisse so mitnahmen oder mich Aufsetzen, weil ich die Spannung nicht mehr aushielt. Diese Elemente und die Spannung, die in den ersten drei Bänden dieser Reihe so präsent waren, haben mir hier gefehlt.

Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen. Es wirkt bunt zusammengewürfelt und hat keinen richtigen roten Faden. Als hätte die Autorin versucht, noch all ihre Ideen am Schluss reinzupressen oder als hätten noch leere Seiten gefüllt werden müssen.

Während des Lesens ging mir einmal kurz durch den Kopf, dass es sich ein wenig wie eine Biografie von Nesta anfühlt. Und auch hier muss ich zugeben, dass ich Nesta mit der Zeit liebgewonnen habe, aber es war mir manchmal einfach zu viel Nesta.

Fazit
Ich mochte die Ausarbeitung der Charaktere und die Beziehungen zwischen ihnen, aber ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus nicht nur auf den Beziehungen liegen würde, sondern auch auf der Handlung, die etwas ausser Acht gelassen wurde. Auch der Schreibstil konnte mich hier leider nicht ganz überzeugen.
Obwohl ich gegen Schluss eine Bindung zu Nesta aufbauen konnte, kam mir das Ende etwas bunt zusammengewürfelt vor.

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Originelle Idee, jedoch definitiv ausbaufähig!

Layla
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Seit dem Tag, an dem sich Leeds und Layla kennengelernt haben, verbindet sie etwas, das nicht mit Worten zu beschrieben ist, bis Leeds’ Ex-Freundin versucht, Layla zu erschiessen. Layla ist danach nicht ...

Seit dem Tag, an dem sich Leeds und Layla kennengelernt haben, verbindet sie etwas, das nicht mit Worten zu beschrieben ist, bis Leeds’ Ex-Freundin versucht, Layla zu erschiessen. Layla ist danach nicht mehr die Frau, in die Leeds sich verliebt hat. Um die Beziehung zu retten, mietet er das Haus, indem sie sich kennengelernt haben. Als sich Laylas Zustand trotzdem verschlechtert, muss er zu aussergewöhnlichen Mitteln greifen, um ihre Leben zu retten …

Meine Meinung
Das Buch beginnt mit einer Szene, in der der Protagonist Leeds von einem Detektiv befragt wird. Ich dachte mir: »Was für ein origineller Einstieg! Ich verstehe absolut nicht, was vorgeht, kann es aber nicht erwarten, weiterzulesen!«

Meine Begeisterung hielt an – auch als Leeds und Layla sich kennenlernen. Dabei konnte mich vor allem der Schreibstil überzeugen: Er ist so nah und legt die Gedanken nackt dar. Aber irgendwie hat es Colleen Hoover geschafft, dass es zwischen den Leser:innen und dem Protagonist trotzdem eine Distanz gibt, sodass man eigentlich keine Ahnung hat, was wirklich in seinem Kopf vorgeht.

Zwar zweifele ich ein wenig an der realitätsgetreuen Glaubwürdigkeit dieses Kennenlernens und Zusammenkommens, aber es stört mich nicht so sehr. Unter anderem, weil gegen die Mitte richtig Spannung aufkommt – richtiger Nervenkitzel! Ich fragte mich ununterbrochen, was in diesem gemieteten Haus, indem Leeds und Layla sich ausruhen wollen, eigentlich vergeht. So viele unbeantwortete Fragen, die unbedingt nach einer Antwort verlangten! Deshalb macht dieses Buch auch etwas süchtig. Ich jedenfalls wollte es nie richtig zur Seite legen.

Der Detektiv und damit auch die Befragungsszene kommen im Verlauf des Buches immer wieder vor. Sie dienen als Unterbrüche, die ich aber als ein wenig störend empfand. Allerdings erhöhen sie die Spannung, weil auch mit Leeds Antworten eigentlich nichts so richtig klar wird.

Die erste Hälfte des Buches konnte mich also überzeugen. Dann jedoch kam ich zur zweiten Hälfte …

Leeds’ Entwicklung erfolgt mir zu schnell und ist mir zu unglaubwürdig (und er begann mich gehörig zu nerven). Seine Gedankengänge wiederholen sich sehr häufig, seine Gefühle werden – im Gegensatz zum Anfang – bis ins kleinste Detail beschrieben und ich konnte ihn nicht mehr ernst nehmen. Ich fieberte nicht mehr mit ihm mit, was mir auch die Lust aufs Buch verdarb. Dabei sind Gefühle und dieses Mitfiebern das, was Colleen Hoovers Bücher eigentlich so besonders machen!

Die Geschichte wird viel zu schnell aufgelöst, weshalb die Spannung nach der Mitte nicht mehr vorhanden ist. Ich wartete einfach nur noch darauf, dass wieder etwas passierte … Und ehrlich gesagt, wollte ich ab diesem Moment das Buch nur noch beenden.

Mir fehlte die Ausbaufähigkeit dieser Idee. Ich finde die Idee als solche echt cool, sie ist mal etwas anderes. Aber es kommt mir so vor, als würde in dieser Geschichte einfach nur diese eine Idee existieren. Eine tiefgründige, schöne Geschichte besteht vielleicht auch aus nur einer einzigen Idee, aber diese Idee verläuft nicht wie ein gerader Strich durch das Buch. Manchmal wird sie von etwas anderem verdrängt, manchmal kommt etwas anderes aus ihr hervor und manchmal verändert sie sich in ihrem Erscheinungsbild.

Es war mir einfach zu strikt. Als wäre diese Idee möglichst schnell aufgeschrieben worden, ohne an all das rundherum zu denken, was vielleicht noch möglich gewesen wäre.

Fazit
Die erste Hälfte war gepackt mit Spannung, Nervenkitzel und vielen unbeantworteten Fragen. Doch diese unbeantworteten Fragen werden viel zu schnell aufgelöst, weshalb die Spannung in der zweiten Hälfte des Buches komplett fehlt. Die Entscheidungen der Charaktere waren für mich nicht mehr nachvollziehbar und aus der Luft gegriffen.
Ich denke, dass man aus der Idee viel mehr hätte herausholen können, als das, was in diesem Buch zu lesen ist. Schade!

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Ein Erzählband mit erschreckenden und intensiven Geschichten zur Angst

Lexikon der Angst
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Dieses Buch besteht aus ganz vielen Kurzgeschichten. Aus Kurzgeschichten, die alle einen Zusammenhang mit der Angst haben. Es sind Geschichte, die sich um die Angst vor der Einsamkeit, der Stille und vieles ...

Dieses Buch besteht aus ganz vielen Kurzgeschichten. Aus Kurzgeschichten, die alle einen Zusammenhang mit der Angst haben. Es sind Geschichte, die sich um die Angst vor der Einsamkeit, der Stille und vieles Weiteres drehen.

Was dieses Buch vor allem ausmacht, ist der Schreibstil. Er ist prägnant und legt den Finger auf die Wunde. Annette Pehnt schafft es, eine Klarheit in ihre Texte zu bringen, dass mich während des Lesens nicht selten ein unangenehmes Gefühl beschlich.

Jedoch – und ich weiss, dass es dem Prinzip des Buches widerspricht – wurde es mir manchmal zu viel: Die Ängste sind mir zu detailliert beschrieben, zu genau geschildert, sodass dieser Effekt genau das Gegenteil bewirkte und mich die jeweiligen Kurzgeschichten gar nicht mehr emotional erreichten. Diese Kurzgeschichten sind meiner Meinung nach manchmal zu kurz und strikt, um diese Intensität zu vermitteln, die hier gesucht wird. Ich begann also eine Geschichte zu lesen … und dann war ich plötzlich fertig, ohne wirklich etwas mitzubekommen. Diese Erzählungen waren meistens auch die diejenigen, die auf mich zu gewollt und konstruiert wirkten.

Das trifft aber nicht auf jede Kurzgeschichte zu. Andere konnten mich wirklich fesseln und in den Bann ziehen: Mit Metaphern und kurzen Pausen zwischen den Geschehnissen, damit ich das Gelesene verarbeiten konnte.

Fazit
Ein interessantes Buch, das die vielen Gesichter der Angst zeigt, mich jedoch nicht ganz überzeugen konnte, da einige Kurgeschichten zu gewollt wirkten und so an Glaubhaftigkeit und Gefühlen verloren. Andere fand ich jedoch ansprechend, da sie in mir ein Unwohlsein hervorriefen, das durch den Schreibstil und die spannende Geschichte vermittelt werden konnte.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Eine erschreckend realitätsnahe Geschichte mit einer realistischen Protagonistin – leider konnte mich die Handlung nicht ganz mitreissen

Die Letzte macht das Licht aus
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Ein Virus bricht aus – und verteilt sich rasend schnell über die gesamte Welt. 6DM, 6 days maximum, dann ist man tot. Die ganze Menschheit ist ausgerottet – alle, bis auf eine Frau mitten in London. Ihr ...

Ein Virus bricht aus – und verteilt sich rasend schnell über die gesamte Welt. 6DM, 6 days maximum, dann ist man tot. Die ganze Menschheit ist ausgerottet – alle, bis auf eine Frau mitten in London. Ihr ganzes Leben lang hat sie sich vor sich selbst und ihren Gefühlen versteckt. Nun, ganz allein, in Begleitung ihres Hundes, macht sie sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Und findet dabei auch zu sich selbst.

Meine Meinung
Der Einstieg ins Buch fesselte mich augenblicklich. Man wusste sofort, wo man sich befand und was los war. Die Situation, die sich einem eröffnet, ist erschreckend: Die gesamte Weltbevölkerung von einem Virus befallen, der sich nicht aufhalten lässt. Ich denke, diese Thematik hat mich so sehr eingenommen, weil wir uns gerade in einer ähnlichen Situation befinden. Aber auch, weil in der Geschichte selbst Corona schon ein paar Jahre zurückliegt und die Protagonistin somit dasselbe Verständnis von einer weltweiten Pandemie hat wie wir.
Die Protagonistin in diesem Buch ist keine Heldin, keine Revolutionärin. Sie ist verängstigt, verzweifelt und planlos. Auch das ist ein Grund, weshalb mir die Geschichte vor allem zu Beginn so eingefahren ist: Ich konnte die Gefühlslage der Protagonistin sehr gut nachvollziehen. Sie muss gegen Ratten ankämpfen, bleibt mitten auf der Autobahn stehen und muss lernen, wie sie für sich selbst Sorgen kann. Sie hat eine faszinierende Charakterentwicklung durchgemacht. Sie hat aus ihren Fehlern gelernt, ist aus sich herausgewachsen und ist mutiger geworden.
Der Schreibstil ist fast schon monoton und die Sätze sind grösstenteils kurz gehalten, was aber wunderbar zur Stimmung im Buch und zur Protagonistin gepasst hat. Auf jeden Fall flog ich förmlich durch die Seiten.
Bis ich den Mittelteil des Buches erreichte. Den Teil, der mich vor Spannung und überraschenden Wendungen umhauen sollte – mich am Lesen halten sollte. Leider passiert weder das eine noch das andere. Die Spannung fällt ab, die Geschichte kommt kaum voran und die Protagonistin ist auf einem selbstzerstörerischen Trip, der sich wie ein Kaugummi streckt. Ab und zu gibt es Rückblicke, die von der Zeit vor 6DM (6 days maximum, der Virus) handeln. Diese kurzen Einschübe fand ich spannend, da man so mehr über die Protagonistin erfährt und ihr Handeln besser verstehen kann. Aber sie sind meiner Meinung nach falsch eingesetzt. In einer Durststrecke braucht es nicht noch zusätzlich Unterbrüche, die den Hauptplot noch mehr in den Hintergrund rücken …
Das Finale konnte mich dann wiederum überzeugen, weil es gut aufgebaut wurde mit versteckten Hinweisen und versteckten Gedankengängen der Protagonistin.
Es war eine Lektüre, die mich manchmal schockte und mich tatsächlich in Angst versetzte, da alles so realitätsnah wirkte. Als könnte morgen dieselbe Situation eintreten. Die Geschichte der Frau, die sich zusammen mit ihrem Hund auf der Welt durchschlagen und sich somit auch sich selbst stellen muss, konnte mich grösstenteils überzeugen. Trotzdem fehlt mir zum Schluss dieses gewisse Etwas. Etwas, das diese Geschichte besonders macht.

Fazit
Eine Geschichte, die erschreckend nah an der Realität spielt und mich nicht selten geschockt hat. Der Mittelteil konnte mich leider nicht überzeugen, da dort Spannung fehlte und die eigentliche Geschichte durch Unterbrüche in den Hintergrund gerückt wurde. Nichtsdestotrotz mochte ich die Protagonistin, mit der man sich gut identifizieren kann. Die Geschichte bringt einen zum Grübeln, wie unsere Welt in der Zukunft aussehen könnte.

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Veröffentlicht am 03.12.2021

Weisheit, Liebe, Trauer und Humor – in diesem Buch steckt ein ganzes Leben!

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
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Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht, als Moses beginnt in Monsieur Ibrahims Laden Konserven zu stehlen. Für alle ist Monsieur Ibrahim »der Araber an der Ecke«, doch er sieht mehr als andere. Auch ...

Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht, als Moses beginnt in Monsieur Ibrahims Laden Konserven zu stehlen. Für alle ist Monsieur Ibrahim »der Araber an der Ecke«, doch er sieht mehr als andere. Auch Moses hat er längst durchschaut, aber er kennt noch viele weitere Geheimnisse – auch die des Glücks und des Lächelns.

Meine Meinung
Dieses Buch ist schnell gelesen. Ich habe es beendet und dachte mir: »Und das war’s jetzt?« Dieses ungewöhnliche Gefühl nach Beenden des Buches hat mich davor abgehalten, diese Rezension zu schreiben. Und jetzt, erst etwa einen Monat später, kann ich mir eine Meinung dazu bilden.

Ich kann die Geschichte mit vielen Adjektiven beschreiben: Schlicht, tiefgründig, dramatisch, schnell, echt, unglaubhaft. Klingt erstmal sehr widersprüchlich, aber für mich treffen sie alle zu. Wenn ich mich für eines dieser Worte entscheiden müssten, dann würde ich «echt» wählen. Es fühlt sich echt an. Damit meine ich nicht die Handlung, sondern das, was sie zu vermitteln versucht: Dass ein einziges Lächeln einem im Leben weiterhelfen kann oder dass das Glück in der Langsamkeit des Geniessens liegt. Ratschläge, die man schon tausendfach gehört hat, kommen durch Monsieur Ibrahim ganz anders rüber. Echter.

Vielleicht liegt es an seiner Redensart, die sich vom restlichen Schreibstil so unterscheidet oder an seiner Weisheit, die aus den Zeilen spricht. Auf jeden Fall mochte ich Monsieur Ibrahim und auch die Freundschaft zwischen ihm und Moses. Moses konnte ich nicht viel abgewinnen, aber es war spannend mitanzusehen, wie nicht nur Moses etwas aus der Freundschaft der beiden gewann, sondern, dass auch Monsieur Ibrahim – trotz seiner Weisheit – neue Aspekte einer Freundschaft entdeckte.

Ich konnte die Entwicklung dieser Verbundenheit nachvollziehen; trotzdem fand ich sie unglaubhaft. Aber dadurch, dass die Geschichte so schnell erzählt ist, so wenig erklärt wird und die Dinge einfach geschehen, ist es mir gar nicht anders möglich, als diese Freundschaft als etwas Wertvolles anzusehen. Sie ist schlicht in ihrer Funktion, aber tiefgründig in ihrem Wesen.

Ich denke, dieses Buch lebt von seiner Schnelligkeit; diesen Wendungen, die mir vor allem gegen Ende sehr weit hergeholt vorkamen, aber auch der Schreibstil ist massgebend, da er einfach alles so darlegt, wie es gerade passiert. Und als Leser:in akzeptiert man diese Erklärungen einfach, weil sie logisch eingebunden sind und zur Gesamtstruktur passen.

Es ist also ein Buch, das einfach funktioniert. Der Schreibstil, die Handlung, die Länge und die Charaktere entstammen alle derselben Quelle. Es herrscht eine Vollkommenheit und Einheitlichkeit, an der ich absolut nichts kritisieren kann, weil es einfach stimmt. Ich denke nicht, dass ich jemals ein Buch gelesen habe, in dem alles gepasst hat.

Fazit
Auch in einem geschlossenen System kann es Widersprüche geben. Dieses Buch ist in sich geschlossen: Handlung, Schreibstil, Charaktere und Länge passen unglaublich gut zusammen. Vor allem Monsieur Ibrahim stach für mich positiv hervor: Mit seiner Weisheit und seiner Funktion als Moses’ Freund konnte er eine Portion Echtheit und Ratschläge fürs Leben vermitteln.

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