Gefühlvolles NA Buch mit ein paar Schwächen
All of MeWir alle kennen die typischen Klischees, die man im Genre New Adult immer wieder findet. Manche mag man, manche liebt man sogar, aber andere sind „nervig“. Was mir am Genre NA so gefällt, sind vor allem ...
Wir alle kennen die typischen Klischees, die man im Genre New Adult immer wieder findet. Manche mag man, manche liebt man sogar, aber andere sind „nervig“. Was mir am Genre NA so gefällt, sind vor allem die Gefühle, das Hoch und Tief der Emotionen. Allein das ist der Grund, weshalb ich immer wieder zu den Büchern greife. Dennoch hat sich mein Lesegeschmack in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und das „reine“ New Adult lese ich nur noch sehr selten. Wieso ich also zu „All of Me“ gegriffen habe? Ganz einfach, manchmal braucht man eine Liebesgeschichte um sich abzulenken. Und All of Me hat mich von Beginn an wirklich überrascht, obwohl es das typische Muster nicht unbedingt ergänzend oder mit anderen „Überraschungen“ ausgefüllt hat.
„Du spürst das zwischen uns genauso sehr wie ich. Es wird nicht verfliegen. Es wird um sich greifen und sich verdichten, bis es uns beide verzehrt, so heiß und stark brennen, dass es niemals ausgelöscht werden kann“
S. 140
Willow war mir von der ersten Seite an unglaublich sympathisch. Sie war stark und dennoch verletzlich, schlagfertig und irgendwo auch wieder ängstlich. Vom Charakter her erschien sie sehr gut durchdacht. Da kein großes Geheimnis um ihre Vergangenheit gemacht wird, erhält man einen guten Einblick, kann ihre Entscheidungen nachvollziehen und fiebert mit ihr. Ebenso verhält es sich auch mit ihren Mitbewohnern. Sie erscheinen zwar nur am Rande, haben die gesamte Geschichte dennoch wunderbar abgerundet.
Shaw wirkte wie auch Willow realitätsnah. Er ist wesentlich älter als sie, wodurch seine Position als erfolgreicher Geschäftsmann nachvollziehbarer war. Trotzdem erweckten seine Gedanken und auch seine emotionalen Handlungen oft den Anschein, als handle es sich um einen viel jüngeren Protagonisten, der nicht in der Lage ist, seine Gefühle zu kontrollieren. Viele Aussagen waren in meinen Augen einfach unnötig und haben zu Drama geführt, das man auch hätte vermeiden können. Obwohl ich ihn zu Beginn noch sehr mochte, hat sich meine erste Schwärmerei für ihn mit zunehmenden Seiten eher in ein „Genervt-sein“ entwickelt.
Und damit kommen wir schon zu meinem größten Kritikpunkt: Wiederholende Besitzansprüche, die Worte „Sie gehört mir. Ich will sie.“ und und und. Bis zu einem gewissen Grad kann ich über die rechthaberischen Ansprüche hinwegsehen, aber ab einem Punkt, wo die ständige Wiederholung des Wortes „wollen“ auftaucht, reicht es. Ich hatte das Gefühl, dass sich Willow zu einem Besitz machen lässt und ihre eigentlich Willensstärke, die ich so toll an ihr fand, vollkommen aufgibt. Mir widerstrebt dieses Besitzdenken einfach und hat für mich beide Protagonisten immer nerviger werden lassen.
Es ist wirklich schade, weil mir die ersten zwei Drittel sehr gut gefallen haben und ich sogar überlegt hatte, mir den zweiten Band direkt auf Englisch zu kaufen, da ich nicht warten wollte. Ob ich jetzt noch unbedingt weiterlesen möchte, weiß ich nicht.
3 von 5 Sternen