Schön, aber auch ziemlich düster
MarinkaINHALT:
Marinka ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Grossmutter in einem alten, sehr gemütlichen Haus. Ihre Eltern sind gestorben, also ist ihre Oma die wichtigste Bezugsperson in Marinkas Leben. ...
INHALT:
Marinka ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Grossmutter in einem alten, sehr gemütlichen Haus. Ihre Eltern sind gestorben, also ist ihre Oma die wichtigste Bezugsperson in Marinkas Leben. Mit anderen Menschen hat das Mädchen kaum wirklich Kontakt. Sie geht nicht zur Schule und bleibt nie länger als einige Tage an ein und demselben Ort. Denn das Haus, in dem Grossmutter und Enkelin leben, hat Hühnerbeine und wandert ständig umher. Und auch die Grossmutter ist keine gewöhnliche Frau, sondern eine Baba Yaga. Ihre Aufgabe ist es, jeden Abend die Verstorbenen in ihrem Haus willkommen zu heissen, die schönen Erinnerungen an deren Leben zu teilen und sie dann durch die geheimnisvolle Pforte ins Jenseits zu führen. Baba liebt ihre Arbeit und macht sie sehr gut. Und ihre Enkelin soll einmal ihre Nachfolgerin werden.
Aber Marinka sehnt sich nach einem ganz normalen Menschenleben. Sie möchte zur Schule gehen, Freundinnen und Freunde haben, etwas mit Gleichaltrigen erleben und länger an einem Ort bleiben. Immer öfter begehrt sie gegen die Regeln der Grossmutter auf und entfernt sich heimlich von dem alten Haus, begleitet allein von ihrem treuen Raben Jack. Dabei begegenet sie freundlichen und weniger netten Menschen und begibt sich, ohne es zu wissen, in grosse Gefahr. Denn ihre Baba hat Marinka etwas verschwiegen, wovon das Mädchen nichts ahnt...
MEINE MEINUNG:
Dieses Buch habe ich nach "Das Mädchen und der flüsternde Wald" gelesen. Gewisse Wiedererkennungsmomente gab es für mich: In beiden Büchern kommt das liebenswerte Haus mit den Hühnerbeinen vor. Und die Figur der Baba Yaga findet sich ebenfalls in beiden Erzählungen. Ich bin jedoch froh, dass ich die Bücher (eher ungewollt) in dieser Reihenfolge gelesen habe. Denn während die Geschichte um Janka herzerwärmend ist, so hat dieses Buch stellenweise schon beängstigende Szenen. "Marinka" spielt in einer Welt, in der sich Diesseits und Jenseits, Realität und Phantasie überschneiden. Es ist eine märchenhafte Erzählung über den Wunsch nach Selbstbestimmung und die Suche nach der eigenen Identität. Leben und Sterben liegen ganz nah beieinander und die Übergänge vom einen zum anderen sind fliessend. Bei der Art der Auseinandersetzung mit dieser Thematik blieben bei mir allerdings einige Fragezeichen. Grundsätzlich finde ich es sehr gut, auch in Kinderbüchern den Themenkreis "Sterben und Tod" zu behandeln. Die im Buch angesprochenen Fragen nach Abschied, Leid und Tod blieben mir aber bei den Antworten, welche Sophie Anderson mit ihrer Geschichte gibt, etwas zu oberflächlich.
So wie Janka steht auch Marinka auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist auf der Suche nach ihrer Herkunft, ihrem weiteren Weg und echter Freundschaft. Dieser Entwicklungsschritt ist auch in diesem Buch sehr gut und einfühlsam geschildert und kann mit Sicherheit von vielen jungen LeserInnen gut nachempfunden werden. Die Protagonistin war mir in diesem Buch nicht ganz so sympathisch, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Die Covergestaltung ist sehr schön und ansprechend, es gibt einiges darauf zu entdecken!
FAZIT:
Sophie Anderson ist eine grossartige Erzählerin, das wird auch in diesem Buch einmal mehr deutlich. Sie entwirft fantastische und spannende Welten und erschafft liebenswerte Hauptfiguren, die einem sogleich ans Herz wachsen. Aufgrund der grossen Themen, die im Hintergrund dieser Geschichte stehen, und der oftmals sehr düsteren und teilweise auch beklemmenden Atmosphäre würde ich diesen Roman eher für etwas ältere Jugendliche (ab 12) empfehlen.