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Veröffentlicht am 12.04.2021

Künstlerin, Muse, Model

Die Bildhauerin
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„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? ...

„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? Isabelle Adjani hat diese außergewöhnlichen Frau aus dem Schatten des Vergessens zurückgeholt, der sich dank des Einflusses von berühmten Männern über ihr Leben gebreitet hatte. Nun wird sie in dem historischen Roman "Die Bildhauerin" gewürdigt, in dem Pia Rosenberger eine wichtige Phase im Leben der Künstlerin näher beleuchtet. Er bildet den 5. Band der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe", der im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist.

Paris, 1881. Die siebzehnjährige Camille Claudel weiß schon früh, was sie will: Bildhauerin werden. Doch als Frau bleibt ihr ein Studium an der École des Beaux-Arts verschlossen. Gemeinsam mit drei Freundinnen mietet sie ein Atelier und stürzt sich in ein Leben der Bohème. Schon bald erregt sie mit ihren Plastiken die Aufmerksamkeit des viel älteren Auguste Rodins. Dieser protegiert und unterrichtet sie, Camille wird zu seiner unentbehrlichen Mitarbeiterin – und schließlich auch zu seiner Geliebten. Doch sie wünscht sich mehr, als nur eine seiner Musen zu sein.

Das ansprechende Cover hält sich an die Gesetze eines historischen Romans. Wie alle bereits erschienenen Bände dieser Reihe ist es in Sepia-Tönen gestaltet worden. Im Mittelpunkt steht eine aparte dunkelhaarige Frau in einem roten Kleid, die tief in ihre Gedanken versunken durch Paris streift.

Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Camille Claudel (1864 - 1943) handelt, die aufmüpfige, selbstbewusste Bildhauerin und Malerin, welche sich zu einer bedeutenden Künstlerinnen des Fin de Siècle entwickeln sollte. In ihrem historischen Roman "Die Bildhauerin" konzentriert Pia Rosenberger sich auf die frühen Jahre der Non-Konformistin, welche von ständigen familiären Spannungen gekennzeichnet waren. Während ihr Vater auf seine begabte Tochter stolz war und ihre künstlerischen Ambitionen förderte, war ihre kühle Mutter dem tradierten Frauenbild verpflichtet und konnte den ausgeprägten Freiheitsdrang ihrer Tochter nicht verstehen. Camille Claudel war keine Frau, die sich den Mund verbieten ließ. Auch die Liebesbeziehung zu dem egozentrischen, chronisch untreuen, wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin war von lautstarken Auseinandersetzungen und Versöhnungen geprägt.

Alles in allem hat mir meine Lektüre gut gefallen. Pia Rosenberger hat sich tief in die Seele einer begabten, ehrgeizigen, temperamentvollen jungen Frau eingefühlt, die einen einsamen, verzweifelten Kampf gegen die tradierten Normen und Werte führt. Ihr ist ein erschütterndes, packendes Buch über eine bedeutende Künstlerin des Fin de Siècle gelungen, kenntnisreich und emotional erzählt.

Leider verschweigt Pia Rosenberger das tragische Schicksal von Camille Claudel, die für ihre Rebellion einen hohen Preis bezahlte. Nach dem endgültigen Bruch mit Auguste Rodin entwickelte sie eine Paranoia und zog sich in eine düstere Kellerwohnung zurück, wo sie nach und nach ihre eigenen Werke zerstörte. Nach dem Tod ihres wohlmeinenden Vaters (1913), der seine schützende Hand über sie gehalten hatte, folgte die Katastrophe. Die rachsüchtige Mutter ließ ihre ungeliebte Tochter, die für negative Schlagzeilen gesorgt und den guten Ruf der Familie beschmutzt hatte, mit der Billigung ihres streng katholischen Sohns in weit abgelegenen psychiatrischen Anstalten verschwinden. Trotz ihrer flehentlichen Bitten sollte Camille Claudel ihre Freiheit nie mehr wiedererlangen; sie vegetierte 30 Jahre lang unter erbärmlichen Umständen dahin, bis zu ihrem Tod an Entkräftung, Kälte und Hunger in den Wirren des Zweiten Weltkriegs.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Versteckte Kamera...

Mordseestrand
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Mit ihrem humorvollen Regio-Krimi "Mordseestrand" legt Emmi Johannsen bereits den zweiten Band ihrer neuen Reihe um die Hobby-Detektivin Caro Falk vor, die sich nach ihrer Scheidung ein neues Leben auf ...

Mit ihrem humorvollen Regio-Krimi "Mordseestrand" legt Emmi Johannsen bereits den zweiten Band ihrer neuen Reihe um die Hobby-Detektivin Caro Falk vor, die sich nach ihrer Scheidung ein neues Leben auf Borkum, der größten ostfriesischen Insel , aufgebaut hat.

Hochsommer auf Borkum, am Strand tummeln sich die Feriengäste. Auch Hobbydetektivin Caro Falk freut sich auf einen sonnigen Tag am Meer, da schreckt ein schriller Schrei die Urlauber aus ihren Strandkörben auf. Ein kleiner Junge steht knietief im Wasser und brüllt wie am Spieß - in seinem Eimer schwimmt ein abgetrennter Finger. Als wenig später die dazugehörige Leiche auftaucht, ist Caros Neugier geweckt. Der tote Wattführer war ein engagierter Umweltschützer, der auf der Insel einige Feinde hatte - und noch mehr Geheimnisse verbarg ...

Das witzige Cover ist mir gleich ins Auge gesprungen. Die maritimen Motive machen Lust auf Urlaub auf dieser ostfriesischen Insel und sind in diesen dunklen Tagen ein echtes Highlight.

Es ist schön, eine literarische Auszeit auf der Insel Borkum zu verbringen. Schon bei den ersten Seiten kommt bei mir das besondere Inselfeeling auf.
Wie bereits der erste Band "Mordseesommer" atmet dieser Regio-Krimi viel Lokalkolorit. Dank der ausführlichen Beschreibungen von Emmi Johannsen hat man alle Schauplätze der Handlung deutlich vor Augen, und wer selbst einen unbeschwerten Urlaub auf Borkum verbracht hat, wird gewiss einige markante Plätze wiedererkennen.

Dieser locker-leicht geschriebene, überzeugende Insel-Krimi mit lebendigen, sympathischen Protagonisten punktet durch Spannung und Witz, und ganz nebenbei lernt man eine Menge über Umweltschutz und den Lebensraum Wattenmeer. Was kann man sich mehr wünschen? Eine tolle Urlaubslektüre am Puls der Zeit! Deshalb gibt es von mir eine klare Lese-Empfehlung.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Geheimnisse

Die Roseninsel
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"Die Roseninsel" ist das erste Buch, das ich von Anna Reitner gelesen habe. Sie erzählt von einer jungen Frau auf einer kleinen Insel im Starnberger See, einem geheimnisvollen Postschiffkapitän, einem ...

"Die Roseninsel" ist das erste Buch, das ich von Anna Reitner gelesen habe. Sie erzählt von einer jungen Frau auf einer kleinen Insel im Starnberger See, einem geheimnisvollen Postschiffkapitän, einem wilden Rosengarten und einem Jahrhunderte alten Geheimnis.

Die junge Berlinerin Liv kehrt ihrem bisherigen Leben den Rücken. Zu schwer wiegt die Last der Erinnerungen auf ihren Schultern. Kurzerhand tritt sie eine Stelle am Starnberger See an: Sie wird Verwalterin der winzigen Roseninsel, auf der es nur eine leerstehende königliche Villa und einen Rosengarten gibt. Livs einzige Verbindung zur Außenwelt ist Johannes, der ihr mit seinem Ruderboot Lebensmittel bringt und der mehr und mehr von der verschlossenen Liv fasziniert ist. Eines Tages entdeckt Liv unter den Dielen der alten Villa ein Tagebuch. Es führt sie über hundert Jahre in die Vergangenheit zurück, in das Leben einer anderen jungen Frau, verwandt mit den Königen von Bayern. Seite um Seite entdeckt Liv deren Geschichte – und kommt dabei dem Geheimnis der Roseninsel auf die Spur...

Das ausgefallene Cover dieses Romans hat mich magisch angezogen. Man schaut mitten auf eine idyllisch gelegene Insel, nicht weit vom Festland entfernt. Der Himmel ist wolkenverhangen, am Bildrand sieht man blühende Rosen. Von diesem Cover geht eine merkwürdige Stimmung aus, es wirkt aufwühlend, düster, geheimnisvoll, romantisch und traurig zugleich. Wenn man so will, spiegelt es alle Gefühle wieder, die ich bei der Lektüre dieses Buches empfunden habe.

Der Roman "Die Roseninsel" spielt auf der gleichnamigen Insel im Starnberger See, welche rund 170 Meter vom Westufer des Sees entfernt in der Feldafinger Bucht, auf Höhe des so genannten Glockenstegs, liegt. Das Geschehen spielt auf zwei zeitlichen Ebenen und wird aus zwei verschiedenen Perspektiven vermittelt, nämlich in der Gegenwart aus der Sicht von Liv, einer traumatisierten jungen Ärztin aus Berlin, in der Gegenwart und in der Vergangenheit aus der Sicht von Magdalene, einer unehelich geborenen jungen Frau, die mit den regierenden Königen von Bayern verwandt ist.

Anna Reiter erzählt eine dramatische, mitreißende Geschichte von zwei starken Frauen, deren Leben durch den zufälligen Fund eines Tagebuches auf eine geheimnisvolle Weise miteinander verbunden wird. En passant, vermittelt sie wichtige Informationen über die wechselvolle (Krankheits-) Geschichte des Hauses Wittelsbach, die in der Öffentlichkeit selten thematisiert wird. Ein schweres Erbe für Ludwig II., Otto, Sisi und andere mehr oder weniger prominente Mitglieder der bayerischen Dynastie.

Liv und Magdalene sind zwei liebenswerte, sympathische Protagonistinnen, die man in sein Herz schließen kann. Die Roseninsel wird zum entscheidenden Wendepunkt ihres Lebens. Hierbei empfindet Magdalene die idyllisch gelegene Insel als ein Gefängnis, in dem sie von der Außenwelt gewaltsam abgeschirmt wird, während Liv die Roseninsel als einen Zufluchtsort begreift, auf dem sie zur Ruhe kommen und ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden kann.

Ich habe es sehr genossen, mich auf die abgelegene Roseninsel träumen zu dürfen. Gern möchte ich in meinem nächsten Urlaub zum Starnberger See fahren, mich zur Roseninsel übersetzen lassen und auf den Spuren dieser (fiktiven) Protagonisten wandeln. Kommt ihr mit?

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Herzschmerz auf Norderney

Pension Herzschmerz
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Wer träumt nicht von einem Urlaub auf der ostfriesischen Insel Norderney? Dort kann man sich nicht nur Wind um die Nase wehen, sondern auch sein gebrochenes Herz heilen lassen - wenn man auf das literarische ...

Wer träumt nicht von einem Urlaub auf der ostfriesischen Insel Norderney? Dort kann man sich nicht nur Wind um die Nase wehen, sondern auch sein gebrochenes Herz heilen lassen - wenn man auf das literarische Angebot von Christin-Marie Below eingeht, die interessierte Leserinnen in ihre "Pension Herzschmerz" einlädt.


Der Alltag ist grau, und das Leben ist kurz. Louise muss einfach mal raus. Zusammen mit ihrer besten Freundin Anna bricht sie auf nach Norderney zu ihrer Freundin Kim, die sich gerade den Fuß gebrochen hat und Beistand braucht. Gleich am ersten Abend auf der Insel hat Louise bei viel Sekt und Pralinen einen Geistesblitz: Sie tauft die gemütliche Gartenlaube, in der die drei übernachten, »Pension Herzschmerz«, denn gerade leiden mindestens zwei von ihnen an Liebeskummer. Und daraus entsteht der perfekte Plan. Eine Pension für alle mit gebrochenen Herzen - darauf hat Norderney gewartet! Schließlich hatte jeder schon mal Herzschmerz, sogar der gut aussehende Bürgermeister der Insel. Bei Sonne, Sand und Meer hält der Sommer einige Überraschungen für sie bereit. Auch in Sachen Liebe ...
Als ich das ausgefallene Cover dieses Buches gesehen habe, war es gleich um mich geschehen. Es versprüht maritimes Flair und ist ein echtes Highlight in jeder Buchhandlung!

Im Mittelpunkt des Romans "Pension Herzschmerz" stehen Anna, Kim und Louise, drei Freundinnen, die sich gegenseitig über alle gescheiterten Liebesbeziehungen hinwegtrösten. Leider hat Christin-Marie Below ihre liebenswerten Protagonistinnen nicht gründlich genug ausgearbeitet, ihre Figuren erfüllen gängige Klischees aus Wohlfühlromanen und bleiben blass und oberflächlich. Für ihr Alter wirken die drei Freundinnen erschreckend naiv und unreif; ihre haarsträubenden kindischen Aktionen erinnern mich an durchgeknallte Teenager, die erst handeln, dann denken. Auch Anna, Kim und Louise handeln aus dem Bauch heraus. Ihre spontane Idee, eine "Pension Herzschmerz" auf Norderney zu eröffnen, ist nach einem klassischen "Besäufnis" entstanden, auch mit klarem Kopf verschwenden sie ihre Energie nicht auf eine kritische Reflexion. Sie sind sofort Feuer und Flamme, ohne einen einzigen Gedanken an die Chancen und Risiken einer Existenzgründung auf Norderney zu verschwenden. Das zwingend notwendige Startkapital scheint keine Rolle zu spielen; entweder kommen die drei Freundinnen aus vermögenden Elternhäusern oder sie träumen von einem Gewinn im Lotto. Nicht ein einziges Mal müssen die drei Freundinnen für ihre Geschäftsidee kämpfen, stattdessen können sie auf die Hilfe von hilfsbereiten Einheimischen bauen, die von ihrer grandiosen Idee hellauf begeistert sind. Alles fliegt ihnen in den Schoß. Binnen einer Woche ist das Projekt "Pension Herzschmerz" in trockenen Tüchern - und Louise in den starken Armen des attraktiven, ledigen Bürgermeisters gelandet. Wer's glaubt....

An und für sich hat diese nette Geschichte für zwischendurch echtes Potential, aber ihre unrealistische Umsetzung hat mich einfach nicht überzeugt. Für meinen Geschmack plätschert Christin-Marie Below fröhlich an der Oberfläche herum, sie schert sich nicht um die Realität und geht niemals in die Tiefe. Auch die versprochene Romantik bleibt auf der Strecke. Von Herzklopfen hab ich nichts gespürt. Louise und Jan kochen auf kleiner Flamme. Schade!

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Veröffentlicht am 09.03.2021

von allem nur das Beste

Die Wunderfrauen
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Endlich hat das lange Warten ein Ende. Stephanie Schuster legt mit dem Roman "Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste" den zweiten Band der Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen« vor. Sie erzählt von Luise, ...

Endlich hat das lange Warten ein Ende. Stephanie Schuster legt mit dem Roman "Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste" den zweiten Band der Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen« vor. Sie erzählt von Luise, Helga, Annabel und Marie, vier starken Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaf, deren Leben wir über von den Wirtschaftswunderjahren Mitte der 1950er bis zu den Olympischen Spielen 1972 begleiten können.

Zu Beginn der 1960er Jahre, den Swinging Sixties, ist viel zu tun in Luise Dahlmanns kleinem Laden, er ist ihr ganzer Stolz. Die Regale sind prall gefüllt mit allem, was das Herz begehrt: frische Waren aus dem Umland und Feinkost aus der ganzen Welt. Luise möchte mit der Konkurrenz mithalten, die Kunden wünschen sich plötzlich Selbstbedienung, suchen nach Angeboten und fragen nach dem Rezept für das Sonntagsessen.
Drei Frauen sind in diesem Jahrzehnt voller Umbrüche an ihrer Seite: Die alleinerziehende Helga, die nun als Ärztin arbeitet, ihre Schwägerin Marie, die inzwischen vier Kinder hat und Annabel, deren Familie nach einem Schicksalschlag zu zerbrechen droht. Das Leben hat die vier Frauen in den letzten Jahren enger verbunden als sie dachten. Und sie merken: Gemeinsam kann man aus Träumen Echtes erschaffen.

Bereits das in Sepia-Tönen gehaltene Cover spiegelt die Lebensfreude der Swinging Sixties. Eine attraktive junge Frau mit einem auffälligen Hut posiert kokett für die Kamera, während ihre Begleiterinnen einen scheuen Blick über die Schulter riskieren. Der aussagekräftige Titel ist Programm. Die vier Frauen wünschen sich eine glückliche Zukunft, sie wollen nicht länger zurückstecken, sondern möchten von allem nur das Beste.

Auch wenn man den ersten Band dieser Trilogie nicht kennt, ist der Einstieg in diese lebensbejahende Lektüre problemlos möglich. Der historische Roman spielt in Bayern, in der Nähe des Starnberger Sees. Das Geschehen wird in zeitlichen Sprüngen aus der Sicht von vier Frauen vermittelt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Mittelpunkt stehen vier Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Marie entspricht dem klassischen Frauenbild der 1960er Jahre. Mit ihrem alkoholkranken Mann und ihren vier Kindern lebt sie auf einem Bauernhof, zusammen mit einem geistig behinderten Schwager und einer alten Tante, und kümmert sich nicht nur um ihre Lieben, sondern auch um die vielen Tiere, die versorgt werden wollen. Dagegen schwelgt Annabel als Frau eines reichen Klinikchefs im Luxus. Nach der Geburt einer behinderten Tochter macht sie eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Sie setzt sich nicht nur für die optimale Förderung ihres Kindes ein, sondern forscht nach den möglichen Ursachen für die Missbildungen (Contergan) und emanzipiert sich von ihrem nervösen Mann, der gewisse unangenehme Themen bewusst ausblendet. Luise ist die geborene Macherin, sie kümmert sich liebevoll um ihre Familie und führt einen kleinen Tante-Emma-Laden. Besonders hat mir Helga imponiert, die ihr Abitur nachgeholt und Medizin studiert hat. Nun ist sie eine alleinerziehende Ärztin geworden, mit einem farbigen „Besatzungskind“, die sich für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung stark macht im erzkatholischen Bayern. Respekt!

Grundsätzlich hat mir der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie gut gefallen. Es ist eine interessante, leichte Lektüre für zwischendurch in einer schwierigen Zeit, die mit vielen Rezepten angereichert worden ist. Dennoch hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht, dass die Autorin die brisanten Themen nicht nur angerissen, sondern ausführlich behandelt hätte.

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