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Veröffentlicht am 03.09.2020

Die Wahnsinnige

Die Wahnsinnige
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Juana La Loca - so lautet die umgangssprachliche Bezeichnung für die spanische Königin Johanna (1479 - 1555), deren tragisches Schicksal im kollektiven Bewusstsein in Vergessenheit geraten ist.

Spanien, ...

Juana La Loca - so lautet die umgangssprachliche Bezeichnung für die spanische Königin Johanna (1479 - 1555), deren tragisches Schicksal im kollektiven Bewusstsein in Vergessenheit geraten ist.

Spanien, 1503: In der Festung La Mota soll Johanna von Kastilien endlich zur Vernunft kommen. Zu viel steht für ihre Mutter, Isabella die Katholische, auf dem Spiel. Die Königin regiert das Land mit unerbittlicher Härte, sie hat die Mauren vertrieben und lässt Tausende als Ungläubige auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrennen. Sie kann ihr Reich nicht in die Hände einer Tochter geben, die nicht betet, nicht beichtet und der Macht nichts bedeutet. Johanna will nicht über andere herrschen. Alles, was sie will, ist, über sich selbst zu bestimmen. Aber das scheint eine Freiheit zu sein, die nur Männern vorbehalten ist. Als sie mit Philipp dem Schönen ins ferne Flandern verheiratet wird, sieht es für einen Moment so aus, als sei das Unwahrscheinliche möglich: ein Leben in Liebe in einer Welt aus Verrat. Doch auch als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, hält Johanna unbeirrbar an dem fest, was alle um sie herum für Wahnsinn halten – dem unerhörten Wunsch, dass die Welt anders sein könnte als sie ist.


In einem gewissen Sinne wirkt das Cover genauso zerrissen wie die Protagonistin selbst. Einerseits zeigt es die Hälfte eines historischen Portraits, andererseits sieht man den in einem grell leuchtenden Orange gestalteten Titel wie ein wildes Feuer auflodern. Ob mir diese bewusst provokante Aufmachung gefällt, ist eine Sache. Aber sie ist in jedem Fall ein klarer Blickfang!

Das schmale Buch "Die Wahnsinnige" ist keine klassische Biographie. Alexa Hennig von Lange fühlt sich in die Gefühls- und Gedankenwelt einer entschlossenen Frau ein, die es wagte, in einer Zeit der Unterdrückung vorauszudenken, und sich dem Kampf um Selbstbestimmung zu widmen. Vor dem historischen Hintergrund von Johanna der Wahnsinnigen stellt sie eine immer noch relevante Frage: Wie können wir die werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?

Die Handlung spielt zwischen 1503 und 1555, wobei der Fokus eindeutig auf den Jahren 1503 - 1506 liegt, welche für die Protagonistin mit umwälzenden Veränderungen in ihrem Leben verbunden waren. Eingerahmt wird der literarische Text von zwei fiktiven Briefen, welche die Protagonistin an ihre Tochter Katharina richtet.

Macht ist männlich. Ohnmacht ist weiblich. Können wir das Leben von Johanna auf diese einfache Formel bringen? Für mich ist Juana La Loca ein klares Opfer des Patriarchats. Denn sie ließ sich nicht widerspruchslos beherrschen, sondern verlangte nach ihrer persönlichen Freiheit. Drei Männer hatten großes Interesse daran, diese rebellische Frau, die sich den tradierten Normen verweigerte, auf selbständiges Denken setzte und unbequeme Fragen stellte,, zeitlebens bewusst klein zu halten und für geistig umnachtet, sprich: nicht regierungsfähig erklären zu lassen. Hierbei handelt es sich um ihren Mann Phillip den Schönen, ihren Vater Ferdinand von Aragon und ihren Sohn Karl V.

Alexandra Hennig von Lange ist es gelungen, einem längst vergessene schattenhafte Gestalt ans Tageslicht zu holen und einer zum Schweigen verurteilten unbeugsamen Frau eine eigene Stimme zu verleihen. Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Get even

Get Even
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Habt ihr ein Netflix-Abo abgeschlossen? Dann solltet ihr euch die neue britische Serie "Get even" nicht entgehen lassen. Oder das Buch "Get even. Unsere Rache ist süß" von Gretchen McNeil lesen, das den ...

Habt ihr ein Netflix-Abo abgeschlossen? Dann solltet ihr euch die neue britische Serie "Get even" nicht entgehen lassen. Oder das Buch "Get even. Unsere Rache ist süß" von Gretchen McNeil lesen, das den packenden Auftakt zu einer Jugendbuch-Reihe bildet!


Kitty, Margot, Bree und Olivia gehen auf dieselbe Katholische Schule, haben aber ansonsten nicht viele Gemeinsamkeiten. Niemand käme auf die Idee, dass ausgerechnet diese Vier hinter der Geheimgruppe „DGM" stecken, die an mobbenden Mitschülern Rache übt. Gnadenlos stellen sie die Bullys vor der gesamten Schule bloß – genau wie diese es mit ihren Opfern getan haben. DGM selbst bleib dabei immer unerkannt. Doch als ihre letzte Zielperson tot aufgefunden wird, mit einer blutverschmierten Visitenkarte der DGM in der Hand, ahnen die Vier, dass nun jemand Rache an ihnen üben will. Oder kommt der Mörder etwa aus ihren eigenen Reihen? Es bleibt jedenfalls nicht bei einem Todesfall ...

Das Cover ist in dunklen Tönen gehalten und heizt die Spannung auf dieses Buch an. Man sieht die Silhouetten von vier weiblichen Gestalten, die gerade an einem Baum vorbeimarschieren. Was will uns dieses interessante Cover sagen? Diese vier Frauen schützen ihre Privatsphäre, sie halten sich bewusst bedeckt, geben keine unnötigen Informationen preis - und sie sind nicht mehr aufzuhalten.

Der Roman "Get even. Unsere Rache ist süß" spielt an einer elitären, konservativen katholischen Schule in den USA, die von einem geldgierigen, undurchsichtigen Pater geleitet wird. Hier zählt der schöne Schein, es herrscht ein rauhes Klima, und man braucht seine Ellenbogen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Das Geschehen wird aus der Sicht von vier Protagonistinnen geschildert, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Bree, Kitty, Margot und Olivia stammen aus verschiedenen sozialen Klassen, sie bewegen sich in ihrem jeweiligen Netzwerk und pflegen unterschiedliche Hobbys. Sie verkörpern gängige Stereotype (Außenseiterin, Intelligenzbestie, Schauspielerin, Sportlerin) und sind keine makellosen Heldinnen, sondern normale Sterbliche, die in ihrer Vergangenheit einige Fehler begangen (und schlimme Schuld auf sich geladen) haben, wie wir im Laufe der Handlung erfahren. Das schlechte Gewissen lässt ihnen keine Ruhe; sie möchten ihre eigenen Sünden wiedergutmachen. Aus diesem Grunde schließen sie sich zu einem geheimen Bund zusammen, um die Gerechtigkeit in ihre Hände zu nehmen und Mobbing gegenüber Schwächeren an ihrer Schule zu ahnden.

Als sich mehrere ungeklärte Mordfälle an ihrer Schule ereignen sehen sich die vier Rächerinnen mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert. Statt die dunklen Seiten der Täter (Bullys) aufzudecken, um sie in aller Öffentlichkeit bloßzustellen, werden sie selbst zur Zielscheibe von Ermittlungen, weil die Taten ihrer Organisation in die Schuhe geschoben werden sollen. Sie müssen ihre kleinen grauen Zellen aktivieren und ihre detektivischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, um ihre Köpfe aus der Schlinge zu ziehen und den tatsächlichen Täter zu überführen.

Wow! Alles in allen ist Gretchen McNeil eine mitreißende, locker-leicht geschriebene Geschichte mit einem bitterbösen Cliffhanger gelungen, die ihre jugendliche Zielgruppe begeistern wird. Ich bin total geflasht. Nun freue ich mich auf die versprochene Fortsetzung - und ja, ich möchte Netflix einschalten, um die neue Serie auf dem Bildschirm zu verfolgen...

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
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Mit der sogenannten "Neapolitanischen Saga" ist der geheimnisumwitterten Autorin Elena Ferrante der internationale Durchbruch gelungen. Inzwischen sind ihre Werke aus den Bestseller-Listen nicht mehr wegzudenken. ...

Mit der sogenannten "Neapolitanischen Saga" ist der geheimnisumwitterten Autorin Elena Ferrante der internationale Durchbruch gelungen. Inzwischen sind ihre Werke aus den Bestseller-Listen nicht mehr wegzudenken. Deshalb war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen", welches zu den klassischen Coming-of-Age-Romanen zählt

Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine strebsame Schülerin. Doch plötzlich verändert sich alles, ihr Körper, ihre Stimmung, die Noten brechen ein, und immer öfter gerät sie mit ihren Eltern aneinander. Zufällig kommt Giovanna der Vorgeschichte ihres Vaters auf die Spur, der aus einem ganz anderen Neapel stammt, einem leidenschaftlichen, vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum, aber die Geheimnisse, auf die sie da stößt, verstören sie. Und als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, verliert sie vollends die Fassung. Denn wem kann sie überhaupt noch trauen? Und was soll ihr Halt geben? Oder ist sie selber bereits unrettbar verwoben in dieses lügenhafte Leben der Erwachsenen?

Das hübsche Cover ist in warmen Farben gehalten und lässt sich im sonnigen Süden verorten. Ein Teenager sitzt in einer stillen Gasse und beobachtet eine Frau und einen Mann, die in ein Gespräch verwickelt sind.

Eine gewisse Neugierde kann man Giovanna, der Protagonistin des Romans, nicht absprechen. Sie ist ein empfindsames, rebellisches Mädchen, welches mitten in der Pubertät steckt und von heftigen Minderwertigkeitskomplexen geplagt wird. Nach und nach deckt sie einige Lebenslügen ihrer Eltern auf, welche - ebenso wie ihre Bekannten - nach außen hin den schönen Schein eines gutsituierten, glückliches Akademiker-Paares wahren, das den sozialen Aufstieg geschafft hat, während sie sich hinter den Kulissen längst anderen Partnern zugewandt haben. Durch den Kontakt mit einer geächteten, ungebildeten Tante, die sich als Putzfrau durchschlägt und in einem verrufenen Viertel von Neapel lebt, kommt sie mit dem wahren Leben in Berührung. Sie entdeckt die schmutzigen Seiten ihrer Heimatstadt, vor denen ihre besorgten Eltern sie bewahren wollten, und wird sich der sozialen Ausgrenzung von Menschen bewusst, die gegen gewisse Normen und Werte verstoßen und sich für ein Leben in der falschen Gegend entschieden haben. Von ihren verstörenden Erlebnissen ist sie angezogen und abgestoßen zugleich. Giovanna kämpft mit ihrer eigenen Identität, sie rebelliert gegen gängige Moralvorstellungen, spielt die Rolle einer ordinären Schlampe, provoziert durch extrem figurbetonte Kleidung und lässt sich auf fragwürdige sexuelle Handlungen mit wechselnden Partnern ein.

Leider hat mich dieses Buch nicht ganz abgeholt. Viele vielversprechende Ansätze sind nicht konsequent verfolgt worden, sondern im Sande verlaufen. Für mich ist es eine mitunter etwas zähe, melancholisch stimmende Lektüre, die von einem schmerzhaften Reifeprozess eines italienischen Mädchens und den Irrungen und Wirrungen im Leben erzählt.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Ans Vorzelt kommen Geranien dran

Ans Vorzelt kommen Geranien dran. Die Online-Omi geht campen
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Sommerzeit ist Lesezeit!
Auf Balkonien kann es schön sein. Deshalb habe ich es mir auf einer Liege gemütlich gemacht und die Sommerferien mit dem neuen Hörbuch "Ans Vorzelt kommen Geranien dran" von Renate ...

Sommerzeit ist Lesezeit!
Auf Balkonien kann es schön sein. Deshalb habe ich es mir auf einer Liege gemütlich gemacht und die Sommerferien mit dem neuen Hörbuch "Ans Vorzelt kommen Geranien dran" von Renate Bergmann eingeläutet, die als "Online-Omi" einen gewissen Kultstatus auf Twitter erreicht hat.

Man soll reisen, solange man noch kann! Da ist sich die Online-Omi mit Ilse und Kurt einig. Zelten kommt allerdings mit dem Ersatzteil in der Hüfte nicht in die Tüte, da muss schon ein ordentlicher Campingbus her! Auch wenn Kurt damit nicht fahren darf… Auf dem Zeltplatz kämpfen die drei mit Widrigkeiten wie Gemeinschaftsduschen ohne Duschhocker, einem peniblen Platzwart und gefährlichen Gewittern – aber davon lässt sich die Online-Omi, die den Krieg und vier Ehemänner überlebt hat, nicht beeindrucken. Und beim Lagerfeuer mit Stockbrot und einem Gläschen Korn macht sich echte Urlaubsstimmung breit!

Das in warmen Farben gestaltete Cover fügt sich harmonisch in die Reihe ein und verbreitet eine heitere, gelöste Urlaubsstimmung. Im Mittelpunkt steht eine weißhaarige alte Frau, die sich mit ihren Nachbarn zu einem fröhlichen Umtrunk vor dem Vorzelt eines Campingmobils verabredet hat, das - wie im Titel angedeutet - mit vielen blühenden Geranien in knallbunten Hängetöpfen geschmückt worden ist,

Kommen wir zur Sprecherin. Carmen-Maja Antoni liefert eine echte Meisterleistung ab. Mit ihrer unverwechselbaren, kräftigen Stimme haucht sie der fiktiven Protagonistin Leben ein und verschmilzt förmlich mit ihr.

Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Renate Bergmann geschildert, einer rüstigen, viermal verwitweten Rentnerin von 82 Jahren, die ihren Unruhe-Stand in Berlin - Spandau genießt und mit Witz und Humor aus ihrem täglichen Leben erzählt. "Ans Vorzelt kommen Geranien dran" ist bereits der 14. Titel, mit dem die Online-Omi die Bestseller-Listen erobert. Diesmal dürfen wir sie auf einen rustikalen Campingplatz begleiten, wo sie mit ihren ihrer gleichaltrigen Freundin Ilse und deren 87jährigen Ehemann Kurt einen mehrwöchigen Urlaub verbringt und viele interessante Urlaubsbekanntschaften macht. Die patente alte Dame plappert so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, schwelgt in ihren Erinnerungen und kommt von Höcksken auf Stöcksen, wie man so schön sagt. Bei ihren lustigen Anekdoten und flotten Sprüchen kommt man gar nicht mehr aus dem Schmunzeln heraus.

Des Campers Fluch ist Regen und Besuch! Mir hat dieses Hörbuch riesigen Spaß bereitet, und ich spiele mit dem Gedanken, selbst mein altes Zelt und den Schlafsack vom Dachboden zu holen, um in die Fußstapfen der Online-Omi zu treten. Wir treffen uns auf dem nächsten Campingplatz!

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Kinder backen mit Christina

Kinder backen mit Christina
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Backe, backe, Kuchen!

Wer kann sich nicht an dieses schöne Lied aus dem Kindergarten erinnern? Wenn man so will, hat es meine Liebe zum Backen geweckt. Deshalb war ich begeistert, als ich das Buch "Backen ...

Backe, backe, Kuchen!

Wer kann sich nicht an dieses schöne Lied aus dem Kindergarten erinnern? Wenn man so will, hat es meine Liebe zum Backen geweckt. Deshalb war ich begeistert, als ich das Buch "Backen mit Kindern" von Christina Bauer entdeckt habe, mit dem die erfolgreiche Foodbloggerin und Schriftstellerin Eltern und Kinder zu gemeinsamen Aktivitäten in der Küche ermuntern möchte.

Das hübsche Cover spiegelt ein harmonisches Familienleben. Wir sehen Christina Bauer mit ihren zwei Kindern Magdalena und Thomas in der heimischen Küche, erfüllt von Vorfreude auf das Backen zu dritt.

Auf 176 Seiten präsentiert Christina Bauer 30 einfache, leckere Rezepte, die von jedem Anfänger mit etwas Unterstützung bewältigt werden können. Das Angebot reicht von selbstgemachten Brötchen und Bagels über Kekse, Donuts und Müsliriegel bis hin zu Würstchen im Schlafrock, die auf vielen Farbfotos bestaunt werden können. Darüber hinaus gibt sie viele praktische Tipps, wie man das spannende Backabenteuer ohne allzu viel Chaos in der heimischen Küche überstehen kann. Abgerundet wird das Buch durch viele interessante Geschichten über das Leben auf einem Bauernhof, mit denen die Eltern ihre künftigen kleinen Meisterbäcker nach getaner Arbeit gut unterhalten können.

Backen macht Spaß! Also: an den Mixer, fertig, los!

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