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Veröffentlicht am 07.01.2021

Zeit der Wunder

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Zu den lost places zählt die Klinik Weißensee, das erste Kinderkrankenhaus Berlins. Es ist der Schauplatz des historischen Romans "Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder" von Antonia Blum, das um zwei ...

Zu den lost places zählt die Klinik Weißensee, das erste Kinderkrankenhaus Berlins. Es ist der Schauplatz des historischen Romans "Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder" von Antonia Blum, das um zwei in einem Waisenhaus in Berlin aufgewachsene junge Frauen kreist, die sich aufopferungsvoll um ihre kleinen Patienten kümmern.

Berlin 1911: Die Schwestern Marlene und Emma Lindow können ihr Glück kaum fassen: Sie dürfen als Lernschwestern in der Kinderklinik Weißensee anfangen. Die forsche Marlene lernt schnell, die schüchterne Emma fühlt sich hingegen bald von ihrer Schwester zurückgesetzt. Denn Marlene hat sich gleich doppelt verliebt: in den vornehmen Assistenzarzt Doktor Maximilian von Weilert und in das noch junge Fachgebiet Kinderheilkunde. Sie ist fest entschlossen, selbst Kinderärztin zu werden. Doch der Weg nach oben ist steinig, der in Maximilians Familie erst recht. Emma geht in ihrer Rolle als Kinderkrankenschwester auf und entfernt sich immer mehr von ihr. Erst als das Leben des kleinen Fritz Schmittke am seidenen Faden hängt, erkennen Emma und Marlene, dass sie zusammenstehen müssen, um ihre wichtigste Aufgabe zu erfüllen: den Kindern zu helfen.

Das in Sepia-Tönen colorierte Cover ist perfekt auf den Inhalt des historischen Romans abgestimmt worden. Man sieht einen dunkelhaarigen kleinen Jungen, der aufmerksam das imposante Gebäude betrachtet. Auch der stimmige Titel macht auf die Handlung des Buches neugierig. Dürfen wir hier Wunder erwarten?

Der historische Roman "Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder" bildet den Auftakt der "Kinderklinik Weißensee"-Reihe, mit denen wir in eine längst vergangene Epoche entführt werden. Er ist eine angenehme Lektüre für zwischendurch, lässt aber etwas Tiefgang vermissen. Zu viele gängige Klischees werden in der mitunter langatmig dahinplätschernden Handlung bedient, die man aus den beliebten Serien im Fernsehen (und anderen bereits erschienenen Büchern) kennt. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Frauen, die - aus ärmlichen Verhältnissen stammend - nach ihrer Erziehung in einem Waisenhaus dank eines unbekannten Gönners nicht nur das Abitur ablegen, sondern auch eine Ausbildung an dem Vorzeige-Kinder-Krankenhaus Weißensee absolvieren dürfen. Emma und Marlene sind sympathische intelligente, strebsame und pflichtbewusste Protagonistinnen, denen auf ihrem Weg zum Erfolg viele Steine in den Weg gelegt werden. Dennoch geben sie ihre Träume nicht auf, sondern kämpfen sich tapfer durch alle Schwierigkeiten, um am Ende den verdienten Lohn zu erhalten. Ihr sozialer Aufstieg ist insoweit ein Wunder, weil es in klarem Kontrast zu den tatsächlichen Verhältnissen im Deutschen Kaiserreiches steht. Insoweit ist eine ermutigende, hoffnungsvoll und optimistisch stimmende Geschichte, die einen interessanten Einblick in die Anfänge der Kinderheilkunde und der Ausbildung von professionellen Krankenschwestern gewährt. Sehr schön!

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Triumph

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
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Mit dem Roman "Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph" hat Corina Bomann den dritten und letzten Teil ihrer erfolgreichen "Die Farben der Schönheit"-Reihe vorgelegt, welche das wechselvolle Schicksal ...

Mit dem Roman "Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph" hat Corina Bomann den dritten und letzten Teil ihrer erfolgreichen "Die Farben der Schönheit"-Reihe vorgelegt, welche das wechselvolle Schicksal der ehrgeizigen Sophia Krohn in den Mittelpunkt stellt

New York, 1942. Für Sophia bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann sich nach einem Streit freiwillig an die Front meldet. Der Krieg in Europa schien so fern, auch wenn Sophia immer noch Freunde in Paris und Familie in Berlin hat. Sophia stürzt sich in die Arbeit, so gerne würde sie für die erfolgsverwöhnte Elizabeth Arden eine eigene Pflegeserie entwickeln. Oder ist für Sophia der Moment gekommen, sich selbstständig zu machen? Als ihr Mann in Frankreich als verschollen gilt und die Nachrichten aus der alten Heimat immer schlimmer werden, stellt sie alle Pläne zurück. Sie wird ihren Traum nicht aufgeben, aber für die große Liebe ist sie bereit, alles Erreichte zu opfern.

Das Cover des dritten Bandes ist harmonisch auf die bereits erschienenen Bücher abgestimmt worden. Auf diese Weise besitzt diese Reihe einen hohen Wiedererkennungswert in den Buchhandlungen. Wieder konzentriert sich der Betrachter auf die Rückenansicht einer attraktiven Frau in einem zarten gelben Kleid, die sinnend in die Ferne blickt. Ihre leuchtenden braunen Haare sind lose in ihrem Nacken zusammengefasst; sie strahlt eine große Ruhe aus und scheint mit sich selbst im Reinen zu sein. Alle Wünsche sind in Erfüllung gegangen, sie hat einen triumphalen Sieg errungen, wie der aussagekräftige Titel suggeriert.

Tatsächlich knüpft die Handlung nahtlos an die spektakulären Ereignisse in dem zweiten Band an, als Sophia von dem Besuch ihrer besten Freundin Henny überrascht wird, die vor ihrem Lebensgefährten aus Frankreich geflohen ist und - schwer gezeichnet von ihrer Drogensucht - vor ihren Augen zusammenbricht. Sophia zeigt sich als eine loyale, verantwortungsbewusste Freundin und kommt nicht nur für die ärztliche Behandlung der an einer schlimmen Lungenentzündung leidenden Henny in einem Krankenhaus auf, sondern trägt auch die Kosten für eine Entziehungskur mit begleitender Psychotherapie in einer privaten Klinik, die sich auf die therapeutische Behandlung von Drogensüchtigen spezialisiert hat. Dank ihres Einsatzes kommt Henny im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine; sie darf sich über eine Anstellung als Tanzlehrerin freuen und findet ihr privates Glück an der Seite eines zuverlässigen Amerikaners. Nach ihrer Hochzeit mit Darren O' Connor steigt Sophia wieder in das Unternehmen von Helena Rubinstein ein; sie ist kein Heimchen am Herd, sondern bleibt weiterhin finanziell unabhängig von ihrem Mann. Sie schafft es, nicht nur Vollzeit für sie tätig zu sein, sondern auch zwei (von Helena Rubinstein bezahlte) Studiengänge in Chemie und Wirtschaftswissenschaften abzuschließen. Während des Zweiten Weltkriegs muss Sophia zahlreiche Herausforderungen meistern; die Erfüllung ihres Herzenswunsches erlebt sie mit ihrem Mann nach der Ende des Zweiten Weltkriegs, als das Rätsel um ihren verlorenen Sohn gelüftet wird.

Zugegeben, an manchen Stellen mutet dieser Roman etwas illusorisch und wirklichkeitsfern an. Dennoch habe ich meine Lektüre genossen. Sämtliche losen Fäden der Handlung werden zu einem harmonischen Ende zusammengefügt; für den kritischen Leser bleiben keine Fragen mehr offen. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Entwicklung der Protagonistin Sophia von einer unglücklichen Studentin zu einer stolzen reifen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, unbeirrt ihren Weg geht und den Stürmen der Zeit trotzt, durch drei Bücher zu begleiten. Sie ist eine selbstbewusste starke Frau, die man sich durchaus zum Vorbild nehmen kann. Deshalb spreche ich eine klare Lese-Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Pfirsichblüte

Zeit der Pfirsichblüte
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Wenn man nicht reisen darf, freut man sich über literarische Abenteuer. Geht es euch genauso? Wie wäre es mit einer aufregenden Städtereise, in der man nicht nur auf Sightseeing setzt, sondern auch auf ...

Wenn man nicht reisen darf, freut man sich über literarische Abenteuer. Geht es euch genauso? Wie wäre es mit einer aufregenden Städtereise, in der man nicht nur auf Sightseeing setzt, sondern auch auf den Spuren der Geschichte wandelt? Dann möchte ich euch den Roman "Zeit der Pfirsichblüte" ans Herz legen, in dem die Bestsellerautorin Anja Saskia Beyer ihre Leserinnen nach Spanien, genauer gesagt: nach Barcelona entführt. Sie erzählt eine emotionale Geschichte, in der ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte enthüllt wird.

Annas Beziehung ist etwas eingefahren. Da kommt ein Mädelsurlaub mit ihrer besten Freundin Carina gerade recht. Dass es ausgerechnet nach Barcelona gehen soll, in die Stadt, in der Anna vor zwanzig Jahren die große Liebe und den größten Schmerz erlebt hat, passt ihr allerdings überhaupt nicht. Aber dann stößt die junge Frau auf etwas Unfassbares und fährt mit ihrer Freundin nach Spanien, um ihrem Verdacht nachzugehen. Das mediterrane Lebensgefühl und die duftenden Pfirsichplantagen bei Barcelona verzaubern sie wieder sofort. Anna begibt sich gemeinsam mit dem attraktiven Pablo, mit dem sie früher eine tiefe Freundschaft verband, auf Spurensuche. Aber kann sie ihm vertrauen oder ist er der Grund dafür, dass ihr Glück damals ein jähes Ende nahm?

Als ich das wunderschöne Cover gesehen habe, war es um mich geschehen. Es ist nicht nur harmonisch auf alle bereits erschienenen Bücher von Anja Saskia Beyer abgestimmt worden, sondern lässt jeden Betrachter von einem unbeschwerten Urlaub in Spanien träumen. Zarte Blüten und reife Früchte sind dekorativ in Szene gesetzt worden, und die verlockende Torte reizt unsere Geschmacksnerven.

"Zeit der Pfirsichblüte" spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, nämlich in der aktuellen Gegenwart (2019) und zwanzig Jahre zuvor (1999). Im Mittelpunkt steht Anna, eine wenig belastbar und zerbrechlich wirkende Frau in den besten Jahren, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben angekommen ist. Glücklich ist sie nicht, ihr Lebensgefährte Viktor schätzt sie nicht als gleichberechtigte Partnerin, sondern behandelt sie lieblos und gönnerhaft, wie von oben herab. Auf ihrer Seele lastet ein düsteres Geheimnis, das sie keinem anderen Menschen anvertrauen mag, nicht einmal ihrer besten Freundin, die ihr den nötigen Halt im Leben gibt. Nach und nach erfahren wir von ihrem schweren Trauma, das sie als junge Studentin in Barcelona erlitten und nicht mehr losgelassen hat.

Nach der Lektüre dieses emotionalen Romans war ich fassungslos. Anja Saskia Beyer hat ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte aufgedeckt, das in den Massenmedien schamhaft verschwiegen und kaum thematisiert worden ist. Sie fühlt sich tief in die Seele von Anna ein, die nach zwanzig Jahren des Schweigens das Rätsel um ihre einzige Tochter lösen will. Jede Mutter auf der Welt wird sich mit Anna solidarisch erklären und ihre psychischen und physischen Schmerzen nachempfinden können, als sie sich mit ihren Vertrauten auf die Spurensuche begibt. Auch wenn das Happy-End für meinen persönlichen Geschmack etwas zu glatt und schnulzig ausgefallen ist, möchte ich dieses erschütternde Buch ausdrücklich allen Leserinnen empfehlen, die sich für Geschichte interessieren - nicht nur uns Müttern.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Silberstreif

Gut Greifenau - Silberstreif
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Mit dem historischen Roman "Gut Greifenau - Silberstreif" legt die Bestseller-Autorin bereits den fünften Band ihrer erfolgreichen "Gut Greifenau"-Reihe vor, welche um die Familienmitglieder und Bediensteten ...

Mit dem historischen Roman "Gut Greifenau - Silberstreif" legt die Bestseller-Autorin bereits den fünften Band ihrer erfolgreichen "Gut Greifenau"-Reihe vor, welche um die Familienmitglieder und Bediensteten des gleichnamigen Gutes in Pommern kreist.

Herbst 1923. Deutschland befindet sich auf dem Höhepunkt der Hyperinflation. Das Geld verliert stündlich seinen Wert, Existenzen werden vernichtet, die Menschen sind verzweifelt. Auch an den Bewohnern von Gut Greifenau geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Doch dann kommt ausgerechnet die Inflation Konstantin zu Hilfe, und er kann das bedrohte Familiengut retten. Als Konstantins geliebte Frau Rebecca ein Mädchen zur Welt bringt, scheint das Glück vollkommen. Doch immer noch schwelt in Rebecca die Angst vor Konstantins hinterhältigem Bruder Nikolaus, und auch das Gutspersonal taumelt von einer Krise in die andere. Währenddessen scheint Katharina endlich ihren Traum vom Medizinstudium verwirklichen zu können.

Das ansprechende Cover ist harmonisch auf alle bereits erschienenen Bände der beliebten "Gut Greifenau"-Reihe abgestimmt worden. Wie in diesem literarischen Genre üblich, ist eine attraktive junge Frau in den Mittelpunkt gerückt, die vor einem altehrwürdigen Gutshaus posiert. Die dunkelhaarige Schönheit trägt ein fein besticktes, silbern schimmerndes Kleid; sie ist sorgfältig frisiert und dezent geschminkt und nestelt mit der linken Hand an ihrer wertvollen Perlenkette, die auf ihre Zugehörigkeit zu einer wohlhabenden sozialen Schicht verweist.

Grundsätzlich möchte ich allen interessierten Lesern empfehlen, sich mit den bereits erschienenen Bänden der "Gut Greifenau"-Reihe vertraut zu machen und die einzelnen Protagonisten näher kennenzulernen. Dann fällt der Einstieg in diese Lektüre sehr leicht. Wenn man die ersten Seiten dieses historischen Romans gelesen hat, fühlt man sich gleich in eine längst vergangene Epoche der Zeitgeschichte zurückversetzt. Wir sind in der Mitte der Zwanziger Jahre angekommen, die wir aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder und der Bediensteten des Gutes Grafenaus in Pommern, also von "oben" und "unten", erleben. Das tägliche Leben in der jungen Weimarer Republik ist von tiefgreifenden Veränderungen geprägt. Nach der Hyperinflation wird die Rentenmarkt eingeführt, die für eine gewisse Stabilität sorgen soll. Das antidemokratische Denken ist weit verbreitet; nach dem Tod des Sozialdemokraten Friedrich Ebert wird der konservativ und monarchisch eingestellte, als Kriegsheld verehrte ehemalige Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt. Einige Menschen mögen einen Silberstreif am Horizont erkennen, während andere kaum Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. Von Chancengleichheit kann keine Rede sein; weibliche Studenten sind nach wie vor in der Minderheit, werden von Kommilitonen und Professoren kritisch beäugt und nachdrücklich auf ihren angestammten Platz am heimischen Herd verwiesen. Politische Wirren erschüttern die ungeliebte Republik; die Verfolgung von Juden und Homosexuellen nimmt unaufhaltsam Fahrt auf.

Mein persönliches Fazit fällt positiv aus. Hanna Caspian hat eine gelungene Fortsetzung vorgelegt, die historisch belegte Fakten mit dem alltäglichen Leben von fiktiven Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zu einer fesselnden Saga verwebt, die man nicht mehr aus seinen Händen legen kann. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Milena und die Briefe der LIebe

Milena und die Briefe der Liebe
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Mit dem biographisch angehauchten Roman "Milena und die Briefe der Liebe" legt Stephanie Schuster den dritten Band aus der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe" vor, die vom Aufbau ...

Mit dem biographisch angehauchten Roman "Milena und die Briefe der Liebe" legt Stephanie Schuster den dritten Band aus der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe" vor, die vom Aufbau Verlag herausgegeben wird. Im Mittelpunkt steht Milena Jesenka (1896 - 1944), eine tschechische Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin, die zu dem engen Freundeskreis um Franz Kafka zählte und der Nachwelt durch die "Briefe an Milena" in Erinnerung geblieben ist.



Was nützt die Liebe in Gedanken?

Prag, 1916: Die junge Milena ist selbstbewusst und abenteuerlustig. Am liebsten verbringt sie ihre Tage in Kaffeehäusern, den Treffpunkten der Bohème. Dort begegnet sie dem geheimnisvollen Schriftsteller Franz Kafka. Sofort ist klar, dass die beiden mehr verbindet als nur die Literatur. Da verbannt sie ihr Vater aus ihrer Heimat. Sie heiratet den Literaturkritiker Ernst Pollak und lebt mit ihm in Wien, doch die Ehe scheitert und Milena verarmt. In ihrer Not schreibt sie Franz Kafka, schlägt ihm vor, seine Texte ins Tschechische zu übersetzen. Schon bald entspinnt sich eine Liebe, die ihresgleichen sucht …

Wie es in diesem literarischen Genre üblich ist, ist das Cover des historischen Romans in Sepia-Tönen gehalten. Man sieht eine zarte Frauengestalt vor der malerischen Kulisse von Prag, der goldenen Stadt, in der Milena Jesenska die meiste Zeit ihres viel zu kurzen Lebens verbracht hat. Der Titel ist in bewusster Anlehnung an das Buch von Franz Kafka gestaltet worden. Alle Leser sollen auf die zugrunde liegende Geschichte neugierig gemacht werden, was durch den (provokativen) Untertitel "Kafka ist ihr Leben, Schreiben ihre Leidenschaft" unterstrichen wird.

Tatsächlich ist es eine unmögliche Liebe zwischen zwei psychisch labilen Menschen, von der Stephanie Schuster erzählt. Milena Jesenska und Franz Kafka pflegten eine intensive Brieffreundschaft; sie entwickelten tiefe Gefühle füreinander und verliebten sich "zwischen den Zeilen". Im echten Leben hatten ihre Gefühle keinen Bestand. Während Milena durchaus in der Lage war, eine verbindliche Beziehung zu einem anderen Menschen einzugehen, war Franz Kafka ein beziehungsunfähiger Mann, der sich nicht von seinem Elternhaus lösen konnte. Er mochte Frauen, gewiss, aber er mochte sich nicht für eine entscheiden. .

Milena ist keineswegs eine strahlende Heldin, mit der man sich identifizieren kann. Stephanie Schuster fühlt sich tief in diese charmante, naive Frau ein, die in einer vermögenden Familie aufgewachsen und durch das schwierige Verhältnis ihrer Eltern zueinander und den frühen Tod ihrer Mutter schwer traumatisiert war. Aus der Retrospektive hatte sie alle Möglichkeiten, aber sie ließ ihre Chancen auf eine gute Ausbildung im Sande verlaufen. Nach dem Abitur hatte sie sich für mehrere Studiengänge (Medizin, Musik) an der Universität eingeschrieben, ohne einen einzigen Abschluss zu erlangen. Stattdessen feierte sie die Emanzipation, setzte sie sich über alle Konventionen hinweg, und stürzte sich in eine intime Beziehung mit Ernst Pollak, einem wesentlich älteren chronisch untreuen Mann, der ihre hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte und wollte. Nach einer ungewollten Schwangerschaft musste sie auf Druck ihres Vaters einen Abbruch über sich ergehen lassen und wurde für ihre Revolte mit einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt bestraft. Auf ihre Entlassung folgte eine überstürzte Hochzeit, von der sie sich ihre persönliche Freiheit erhoffte. Das bittere Erwachen ließ nicht lange auf sich warten. Mit ihrem (Traum-)Mann Ernst Pollak lebte sie in ärmlichen Verhältnissen in Wien; ihr Mann ließ sie links liegen und führte ein lockeres Leben mit vielen Affären, sie musste sich mit schlecht bezahlten Aushilfstätigkeiten durchbringen, bis sie zu ihrer eigentlichen Berufung (Journalismus) gefunden und dank ihrer Beiträge in Magazinen ein nennenswertes Einkommen hatte.

Was Männer betrifft, hatte Milena Jesenska zeitlebens ein glückliches Händchen für die falschen Partner. Nachdem ihre Ehe mit Ernst Pollak gescheitert war, stürzte sie sich in eine neue leidenschaftliche Affäre. Ihre intime Freundschaft zu Franz Kafka war von einem ewigen Auf und Ab geprägt. Beide schrieben sich zahllose Briefe, waren voneinander angetan, tauschten sich über ihre geheimen Empfindungen aus, glaubten, ihren idealen Lebensgefährten gefunden zu haben, und träumten von einer gemeinsamen Zukunft, die es tatsächlich niemals geben sollte.

Was bringt die Liebe in Gedanken? Darauf gibt es keine klare Antwort. Nichts - oder alles. Geblieben sind Briefe. Dokumente der Liebe, welche die Ewigkeit überdauern. Wirklich lesenswert!

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