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Veröffentlicht am 06.04.2020

Schweigende See

Schweigende See
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"Schweigende See" ist der 6. Band der beliebten Reihe "Hauptkommissar John Benthien - Nordsee-Krimi", der auf der beliebten Ferieninsel Sylt spielt. Die einzelnen Bände dieser Reihe sind in sich abgeschlossen. ...

"Schweigende See" ist der 6. Band der beliebten Reihe "Hauptkommissar John Benthien - Nordsee-Krimi", der auf der beliebten Ferieninsel Sylt spielt. Die einzelnen Bände dieser Reihe sind in sich abgeschlossen. Zum besseren Verständnis sollten jedoch die zuvor erschienenen Bücher gelesen worden sein.

in dem Krimi "Schweigende See" wird die Leiche einer Frau am Strand von Sylt gefunden, die erst seit Kurzem auf der Insel lebte. Wer könnte ihr nach dem Leben getrachtet haben, fragt sich Hauptkommissar John Benthien. Denn schon einmal wurde ein Anschlag auf sie verübt. Benthiens Ermittlungen werden komplizierter als gedacht, denn der Mord führt ihn zu einem bislang unbekannten Ereignis der deutsch-deutschen Vergangenheit, das manche Menschen gerne für immer verbergen würden. Und zu seinem Entsetzen spielt auch sein Vater dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Das schlichte Cover ist eher unspektakulär, auch wenn es perfekt auf den Inhalt des Krimis abgestimmt ist. Denn es zeigt ein kleines Boot, das verlassen auf dem Wasser treibt. Eine Möve zieht einsam ihre Kreise. Von den Insassen ist keine Spur zu entdecken. Was mag hier geschehen sein?

Auch der 6. Teil dieser beliebten Regio-Krimi-Reihe bietet wieder gute, spannende Unterhaltung. Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven geschildert, zudem arbeitet Nina Ohlandt mit Rückblenden in Form von Tagebucheinträgen, die von zwei Schwestern erzählen. Der zugrunde liegende Fall ist kompliziert gestrickt; es gibt viele Verdächtige, und das Ermittler-Team tappt lange im Dunkeln.

Alles in allem ist Nina Ohlandt ein ruhiger, verhaltener Krimi mit einem sympathischen Ermittler-Team gelungen, der aufgrund seines Lokalkolorits vor allem Sylt-Liebhaber begeistern wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Geschichte
Veröffentlicht am 03.04.2020

Das Dorf der toten Seelen

Das Dorf der toten Seelen
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Literarisches Können liegt in dieser Familie. "Das Dorf der toten Seelen" ist das erste Buch von Camilla Sten, der Tochter der Bestsellerautorin Viveca Sten.


Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule ...

Literarisches Können liegt in dieser Familie. "Das Dorf der toten Seelen" ist das erste Buch von Camilla Sten, der Tochter der Bestsellerautorin Viveca Sten.


Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor 60 Jahren verschwanden unter ungeklärten Umständen alle Bewohner von einem Tag auf den anderen. Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist. Mit ihrem Team bricht sie zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot. Wer ist außer ihnen noch in Silvertjärn? Was ist damals passiert? Und vor allem: Werden sie diesen grausamen Ort lebend verlassen?

Das in dunklen Tönen gehaltene Cover zeigt mehrere verlassen wirkende Holzhäuser und spiegelt eine düstere, gespenstische Atmosphäre.

Das Setting in Silvertjärn, einer (fiktiven) abgelegenen Bergarbeitersiedlung im Wald von Norrland, dem nördlichsten der heutigen drei schwedischen Landesteile Götaland, Norrland und Svealand, ist überzeugend. Norrland wird als letzte Wildnis Europas bezeichnet, und Silvertjärn macht einen gottverlassenen Eindruck, auch wenn es nicht ganz von der Zivilisation abgeschnitten ist.


Der Psychothriller spielt auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen. In der aktuellen Gegenwart rollt die Handlung wie in einem Film innerhalb einer kurzen Zeitspanne (fünf Tage) ab. In der Vergangenheit (1959) erstreckt sich die erzählte Zeit über einen weitaus längeren Zeitraum von mehreren Monaten.

Das Geschehen wird aus verschiedenen Erzählperspektiven geschildert. Die aktuelle Gegenwart erleben wir aus der Ich-Perspektive von Alice LIndstedt, die soeben ihr Studium an der Filmhochschule von Stockholm abgeschlossen hat. Sie ist eine psychisch angeschlagene Persönlichkeit, deren verstorbene Großmutter aus dem Dorf Silvertjärn stammt. Nun möchte sie ihren ersten Dokumentarfilm über den "cold case" drehen und das Rätsel des verlassenen Dorfes lösen.

Für die Vergangenheit ist ein personaler Erzähler gewählt worden. Elsa ist die zentrale Protagonistin, die wir durch das Dorf Silvertjärn begleiten. Sie ist eine Frau mittleren Alters, verheiratet mit Staffan und Mutter von zwei Töchtern, von denen die Ältere bereits verheiratet in Stockholm lebt, wo sie ihr erstes Baby erwartet. Elsa ist ein sympathischer Mensch mit einem stark ausgeprägten sozialen Gewissen, sie fühlt sich an ein Versprechen auf dem Sterbebett gebunden und kümmert sich um eine autistische junge Frau, die von den anderen Bewohnern des Dorfes ausgegrenzt wird. Bedingt durch eine wirtschaftliche Krisensituationen haben die Einwohner ihre Arbeitsplätze und ihre Lebensperspektive verloren. Wenige Menschen verlassen das Dorf, die anderen harren verzweifelt aus und suchen im Alkohol Trost. Ihr Lebenswille ist längst erloschen, sie vegetieren haltlos vor sich hin und gleichen toten Seelen, wie Elsa treffend bemerkt. Deshalb sind sie anfällig für die gezielte Manipulation durch einen charismatischen Prediger, der sie mit fanatischen Predigten in seinen Bann schlägt, die Hoffnung auf ein neues Leben in ihren Herzen entzündet und sie auf die Vernichtung eines dämonischen Sündenbocks einschwört, der mitten unter ihnen lebe und um jeden Preis vernichtet werde müsse.

Stranger Things meet Scandinavian Crime - dieses besondere Gänsehaut-Feeling hat mich überzeugt. Camilla Sten ist ein beeindruckendes literarisches Debüt gelungen. "Das Dorf der toten Seelen" ist ein erschütterndes Buch über einen lange zurückliegenden, ungeklärten Fall. Gleichzeitig ist es eine bittere Lehrstunde über menschliche Schwäche, die zu religiösen Fanatismus, Wahn und Mord führen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2020

Kabale und Liebe

Die Tochter der Bettlerin
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Was für eine emotionale Achterbahnfahrt! Mit dem historischen Roman "Die Tochter der Bettlerin" erzählt Nora Berger eine bewegende Geschichte über Friedrich Freiherr von der Trenck, den Leibgardisten Friedrichs ...

Was für eine emotionale Achterbahnfahrt! Mit dem historischen Roman "Die Tochter der Bettlerin" erzählt Nora Berger eine bewegende Geschichte über Friedrich Freiherr von der Trenck, den Leibgardisten Friedrichs des Großen und zwei starke Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Berlin, 1747. Als ihre Mutter sie zur Prostitution zwingen will, flieht die junge Anna – und landet als Magd im Hause derer zu Trenck. Der Stolz der Familie ist der älteste Sohn Friedrich, Leibgardist von Friedrich dem Großen. Auch Anna verfällt seinem wagemutigen Charme ‒ hoffnungslos: Er ist heimlich mit Prinzessin Amalie liiert. Einzig als Überbringerin seiner Liebesbriefe nutzt er die schöne Tochter der Bettlerin. Als der König von der Liebschaft zwischen Friedrich und seiner Schwester erfährt, lässt er Trenck einkerkern. Anna verliert ihre Anstellung und fasst einen folgenschweren Entschluss: Als Mann verkleidet dient sie in der preußischen Armee und begibt sich schließlich in noch größere Gefahr: Auch wenn Trenck ihre Liebe wohlmöglich nie erwidern wird, will sie ihm helfen …

"Die Tochter der Bettlerin" spielt im 18. Jahrhundert. Im Mittelpunkt dieses Romans stehen drei Menschen, die stellvertretend für die starre gesellschaftliche Ordnung im 18. Jahrhundert stehen. Anna kommt aus sozial prekären Verhältnissen. Ihre alkoholkranke Mutter ist nicht nur eine Bettlerin, sondern auch eine Hure, die ihre hübsche heranwachsende Tochter für ihre Zwecke nutzen will. Durch ihre Flucht kann sie dem ihr zugedachten Schicksal entgehen, verdingt sich als Magd in einer vornehmen Familie und lernt zufällig den eitlen, selbstgefälligen Friedrich Freiherr von der Trenck kennen, der nicht nur seiner gutgläubigen Verehrerin Anna den Kopf verdreht, sondern auch eine verhängnisvolle Affäre mit der leidenschaftlichen verwöhnten Prinzessin Anna Amalia von Preußen beginnt, was das weitere Schicksal der zwei Frauen beeinflussen wird.

Während Anna eine fiktive Person ist, sind Friedrich Freiherr von der Trenck und Prinzessin Anna Amalie von Preußen wichtige Figuren der Zeitgeschichte. Die Grenzen von Fakten und Fiktion sind fließend. Nora Berger stützt sich auf die 1787 veröffentlichten Memoiren des Freiherrn von der Trenck, welche - wie jede Autobiographie - von seiner subjektiven Darstellung geprägt und nicht frei von Übertreibungen sind. Eine intime Beziehung zu Prinzessin Anna Amalia von Preußen lässt sich nicht beweisen; auch für die Geburt eines Kindes gibt es keinerlei Indizien.

Aus diesem historischen Stoff formt Nora Berger auf sprachlich hohem Niveau einen spannenden, unterhaltsamen Roman, der interessante Einblicke in die Welt des 18. Jahrhunderts gibt. Man erfährt von dem Alltag am Hofe des preußischen Monarchen Friedrich II., man lauscht seinen geistreichen Unterhaltungen mit seinen Gästen, man wundert sich über seine ambivalente Haltung gegenüber seiner jüngsten Schwester und seinem früheren Leibgardisten. Man wird eingebunden in militärische Operationen, erlebt den harten Drill in der Ausbildung von Rekruten, reagiert schockiert auf das brutale Kriegsgeschehen und ist entsetzt über die allgegenwärtige sexuelle Ausbeutung von Schwächeren (gleich welchen Geschlechts), die sich durch sämtliche sozialen Schichten zieht.

Nicht alle Protagonisten wecken Sympathien. Im Laufe des Geschehens entwickelt Anna sich von einem gutgläubigen Mädchen, das durch eigenes Verschulden in haarsträubende Situationen gerät, zu einer jungen Frau, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt und ihre eigenen Handlungen kritisch hinterfragt. Leider kommt diese Einsicht im Fall des Freiherrn von der Trenck zu spät. Während der erfolgsverwöhnte Leibgardist mit seinem Charme auf dem höfischen Parkett brillierte und alle schönen Frauen um seinen kleinen Finger wickeln konnte, zeigt er sein wahres Gesicht, als er durch seine gewagten Aktionen in Ungnade fällt. in der Gefangenschaft und auf der Flucht erweist er sich als ein egoistischer selbstsüchtiger Mann, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht und nur an seinem eigenen Wohlergehen interessiert ist. Frauen spielen für ihn eine untergeordnete Rolle. Für ihn gehören sexuelle Abenteuer zum guten Ton; Liebe kennt er nur zu sich selbst. Er nutzt die Neigung der reichen Prinzessin aus, die ihm in der Not die Treue hält und für seinen standesgemässen Unterhalt während der Inhaftierung sorgt. Auch die Unterstützung von Anna nimmt er an, ohne mit der Wimper zu zucken. ob sie sich selbst in Lebensgefahr begibt, spielt für ihn keine Rolle. Wenn es hart auf hart geht, zählt sie nicht mehr. Auch die verwöhnte Prinzessin Anna Amalia von Preußen muss für ihr kurzes Glück teuer bezahlen. Nach dem Skandal bleibt ihr nur der Ausweg, Äbtissin eines Klosters zu werden; ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt hat sie verspielt, und das innige Verhältnis zu ihrem Bruder bleibt angeknackst.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Vom Trauerkloß zum Pfundsweib

Sylt oder Sahne
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Wenn man nicht auf die Trauminsel reisen darf, holt man sie sich eben nach Hause. In ihrem Glücksroman "Sylt oder Sahne" entführt Claudia Thesenfitz ihre Leserinnen auf die beliebte friesische Insel in ...

Wenn man nicht auf die Trauminsel reisen darf, holt man sie sich eben nach Hause. In ihrem Glücksroman "Sylt oder Sahne" entführt Claudia Thesenfitz ihre Leserinnen auf die beliebte friesische Insel in der Nordsee.

Die Liebe prallt an Nele ab wie ein Flummi an einer Betonwand. Schuld daran ist ihr Gewicht – denkt Nele. Und meldet sich auf Sylt zu einer Fastenkur an. Die soll Körper und Seele angeblich auf Werkseinstellung resetten und dadurch ein vollkommen neues Lebensgefühl schaffen. Doch kann Verzicht wirklich Veränderung bewirken? Auf Sylt kommt alles anders als erwartet. Nele begreift: Perfekt aussehen muss man nur, wenn man sonst nichts kann. Ein turbulenter Smoothie aus Kalorien, Kulinarik, Chaos, Genuss und Leidenschaft...

Das hübsche Cover zeigt zwei Frauen mittleren Alters, die ausgelassen am Strand herumtoben. Mit der nötigen Phantasie kann man sie mit den Heldinnen des Glücksromans gleichsetzen, die sich eine persönliche Auszeit auf Sylt gönnen.

Nele Rickmers ist eine bodenständige, sympathische Protagonistin, mit der man sich leicht identifzieren kann. Als 52jährige Single-Frau glaubt sie nach einigen bitteren Enttäuschungen nicht mehr an die Liebe und hat sich in ihrem Dasein als Couch-Potatoe gemütlich eingerichtet. Bis ein Schlüsselerlebnis im Zug für sie zur Fahrkarte in ein neues Leben wird. Sie macht sich auf den Weg nach Sylt, um eine Fastenkur in einem angesagten Hotel zu probieren. Nele probiert vieles aus - und findet sich selbst. Es macht einfach Spaß, ihre Entwicklung von einem Trauerkloß zu einem Pfundsweib zu verfolgen!

Claudia Thesenfitz hat einen humorvollen, locker-leichten Roman für Frauen in den besten Jahren geschrieben, dem es jedoch nicht an Tiefgang fehlt. Es ist ein Buch über starke Frauen - und ein sinnliches Erlebnis. Wer will, kann in die kulinarischen Fußstapfen von Nele treten und ihre besten Rezepte ausprobieren. Ich wünsche guten Appetit! Aber nicht vergessen: Nur die LIebe ist kalorienfrei!

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Ein heißer Typ

Mordseeluft
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"Mordseeluft" ist der Auftakt zu einer neuen Borkum-Krimi-Reihe von Emmi Johannsen, die vielen Leserinnen als Christine Drews bekannt ist.

Eine perfekt gegarte Leiche in der Strandsauna? Nicht gerade ...

"Mordseeluft" ist der Auftakt zu einer neuen Borkum-Krimi-Reihe von Emmi Johannsen, die vielen Leserinnen als Christine Drews bekannt ist.

Eine perfekt gegarte Leiche in der Strandsauna? Nicht gerade das, was Caro Falk sich von ihrer Kur auf der Insel Borkum erwartet hat. Wattspaziergänge, Robbengucken und jede Menge erholsame Langeweile waren ihr eigentlicher Plan. Trotzdem ist sie empört, als die örtliche Polizei den Fall einfach zu den Akten legen will. Zusammen mit Türsteher Jan und Schwiegervater Hinnerk beginnt Caro notgedrungen selbst zu ermitteln. Und schon bald müssen Polizei und Mörder sich verdammt warm anziehen ...

Als ich das schräge Cover gesehen habe, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Der witzige Kontrast zwischen dem Leuchtturm vor dem strahlendblauen Himmel und der Möwe auf einem schwimmenden Eimer, die auf ihrem Kopf einen Südwester balanciert, ist genau nach meinem Geschmack. Auch der kurze, knackige Titel ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Dieser Krimi bietet viel Lokalkolorit und ist ganz leicht und locker geschrieben, mit einem großen Sinn für Humor und einem leicht feministischen Touch. Dabei ist er spannend geschrieben, mit vielen Überraschungen und einem tollen Show-Down. Genau das Richtige für einen Schmöker-Nachmittag auf der Couch, mit leckeren Keksen und einer großen Kanne Friesentee!

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