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Veröffentlicht am 20.05.2019

Schöner Schein

So schöne Lügen
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In ihrem literarischen Debüt "So schöne Lügen" zeigt die Journalistin Tara Isabella Burton die düsteren Seiten von New York auf. Auch in einer Stadt, in der scheinbar alles möglich ist, muss man sich sein ...

In ihrem literarischen Debüt "So schöne Lügen" zeigt die Journalistin Tara Isabella Burton die düsteren Seiten von New York auf. Auch in einer Stadt, in der scheinbar alles möglich ist, muss man sich sein Glück leisten können: Louise ist Ende zwanzig und versucht, sich in New York durchzuschlagen. Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden – jetzt lebt sie in Brooklyn, hat mehrere miserabel bezahlte Jobs und wird von Selbstzweifeln geplagt.
Eines Tages begegnet sie Lavinia. Und die hat wirklich alles: Sie wohnt auf der Upper East Side, ist wild, frei und wunderschön. Doch vor allem ist sie reich. Ihr glamouröses Leben teilt sie gern – auf sämtlichen sozialen Netzwerken, aber auch mit Louise. Die beiden ungleichen Frauen werden Freundinnen. Louise wird auf Partys herumgereicht, lässt sich von Lavinia einkleiden, zieht bei ihr ein – sie verfällt Lavinia und ihrer Welt. Auch wenn sie nicht das Geld hat, um in ihr zu bestehen. Irgendwann beginnt sie, die Freundin zu bestehlen. Und um sich aus ihrer Ohnmacht zu befreien, wird sie noch viel weiter gehen. Muss Lavinia sterben, damit Louise leben kann?

Ehrlich gestanden, hat mich das auffällige Cover gleich in seinen Bann geschlagen. Es wirkt edel und strahlt viel Glamour aus, wie es auf Social Media angesagt ist. Trotzdem schrillen gleich sämtliche Alarmglocken. Denn der Titel des Romans ist ziemlich provokativ und entlarvt die Scheinwelt, in der sich die Protagonistinnen bewegen.

Als Journalistin istTara Isabella Burton ein Medien-Profi. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie das scheinbar glanzvolle Leben auf Social Media als eine große Lebenslüge entlarvt. In ihrem Roman hat sie die glitzernde Fassade von New York gut eingefangen. Geld regiert die Welt, und das Leben ist eine einzige Party, auf der sich lauter ausgeflippte, Menschen begegnen, die mitunter psychopathische Züge aufweisen. Hier trägt jeder eine Maske, und man möchte gar nicht wissen, welche tiefen Abgründe hinter einem Lächeln lauern.

Auch die Freundschaft von Lavinia und Louise hat etwas Toxisches. Louise ist eine zerrissene Persönlichkeit. Mit ihren 29 Jahren muss sie mehrere Jobs annehmen, um sich das kostspielige Leben in New York leisten zu können. Beruflich gesehen, hat sie keine entscheidenden Schritt auf der Karriereleiter gemacht, psychisch betrachtet scheint sie etwas angeschlagen, sie besucht einen Therapeuten, moralisch gesehen, neigt sie zum Lügen, sie verschweigt viel oder verdreht die Realität. Dagegen scheint Lavinia, die etwas jünger als Louise ist, zu den Gewinnern zu gehören. Geld spielt für sie keine Rolle, sie ist großzügig, besucht exklusive Events und kann sich alles leisten, von dem Louise nur träumt. Gleichzeitig wirkt sie wie eine einsame, verlorene Seele, die sich als eitle Selbstdarstellerin auf Social Media inszeniert, ihre innere Leere mit Drogen betäubt und ständig auf der Suche nach einem neuen Kick ist.

Stilistisch gesehen, spiegelt sich diese wilde Hetzjagd in einer gewöhnungsbedürftigen Sprache. Die Sätze sind sehr kurz, und die meisten Dialoge wirken wie abgehackt und aus dem Kontext gerissen. Nach einem schwierigen Start nimmt der Roman mehr und mehr Tempo auf und entwickelt sich zu einem spannenden Thriller, der mit einem unerwarteten (offenen) Ende überrascht. Trotzdem hat mich dieses Buch nicht richtig überzeugen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Figuren
Veröffentlicht am 14.02.2019

Im Käfig

Liebes Kind
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Mit dem Psychothriller "Liebes Kind" hat Romy Hausmann ein literarisches Debüt vorgelegt, das seinesgleichen sucht. Geschildert wird das Schicksal des Opfers einer Entführung, das in einer fensterlosen ...

Mit dem Psychothriller "Liebes Kind" hat Romy Hausmann ein literarisches Debüt vorgelegt, das seinesgleichen sucht. Geschildert wird das Schicksal des Opfers einer Entführung, das in einer fensterlosen Hütte im Wald leben muss. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«. Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.

Bereits das in Schwarz-Weiß gehaltene Cover zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Es scheint weniger wie weniger wie ein Haus als ein Käfig, in dem Menschen wie Tiere gehalten werden. Wenn man seine Finger über den Umschlag gleiten lässt, kann man die einzelnen Gitterstäbe deutlich spüren. Der Titel "Liebes Kind" ist in groben, verschwommenen Blockbuchstaben geschrieben und wirkt einschüchternd. Denn man fragt sich sofort , wie es einem "unartigen" Kind in dieser Umgebung ergehen mag.

Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven, jeweils in der 1. Person Singular, erzählt. Zu Wort kommen Hannah, Lena, Matthias und Jasmin, deren Lebensgeschichten untrennbar miteinander verbunden sind. Hannah ist ein 13jähriges Mädchen, das seit seiner Geburt mit der Außenwelt niemals in Berührung gekommen ist und unter einer gestörten (Selbst-)Wahrnehmung leidet. Das Leben von Matthias ist aus den Fugen geraten, als seine einzige Tochter spurlos verschwunden ist. Lena ist vor 14 Jahren das Opfer einer Entführung geworden, und Jasmin hat vor einigen Wochen das gleiche Schicksal erlitten und im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Fußstapfen treten müssen. Durchbrochen werden diese persönlichen Schilderungen von einigen Zeitungsartikeln, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzen.

Zeitlich gesehen bewegt sich dieser Psychothriller auf mehreren Ebenen. Romy Hausmann arbeitet mit vielen Rückblenden und springt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Ihr Schreibstil ist einfach, flüssig und gut lesbar. Gleich mit der ersten Szene schafft sie es, den Leser in ihren Bann zu schlagen, und sie hält den Spannungsbogen auf einem konstant hohen Niveau. Auf die Darstellung von brutaler Gewalt hat sie weitgehend verzichtet. Das unvorstellbare Grauen offenbart sich vielmehr zwischen den Zeilen.

Romy Hausmann ist ein packender Psychothriller gelungen, der jeden Leser aufgewühlt zurückläßt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, und die Autorin wartet mit einem grandiosen Finale auf, nachdem man lange über den Täter und seine Motive gerätselt und völlig im Dunkeln getappt hat. Dieses Debüt ist das Lese-Highlight im Februar 2019!

Veröffentlicht am 01.11.2018

True crime

Gangsterblues
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Bisher habe ich Joe Bausch nur als einen hervorragenden Schauspieler in Erinnerung. Dass er weitaus mehr kann, als nur eine wichtige Rolle im TATORT zu spielen, stellt er mit seinem Buch "Gangsterblues" ...

Bisher habe ich Joe Bausch nur als einen hervorragenden Schauspieler in Erinnerung. Dass er weitaus mehr kann, als nur eine wichtige Rolle im TATORT zu spielen, stellt er mit seinem Buch "Gangsterblues" unter Beweis.

Das Buch beschäftigt sich mit Mördern, Dealern, notorische Betrügern, Vergewaltigern oder Männern, die schwere Raubüberfälle begangen haben. Und sie alle wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt. Im Knast haben sie viel Zeit, um sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen - und irgendwann wollen sie reden: der psychopathische Serienmörder über eine eiskalte Entführung, die beiden Halbbrüder über einen fast perfekten Mord, oder der Rettungssanitäter über den Zufall, der ihn zum Verbrecher machte - mit verheerenden Folgen.

Das Cover zeigt ein schlichtes Schwarz-Weiß-Portrait von Joe Bausch. Im wahren Leben ist er Gefängnisarzt in Werl, einer der größten deutschen Justizvollzugsanstalten. Seine Gesprächspartner haben sich ihm anvertraut und ihn tief in den Abgrund ihrer Seele blicken lassen. Sein Buch enthält zwölf (voneinander unabhängige) Kurzgeschichten, wahre Geschichten, die unter die Haut gehen.

Alle Texte sind aufwühlend, interessant und spannend und in einer direkten, einfachen, unverblümten Sprache gehalten. Wenn die Geschichten von Joe Bausch keine Fiktion sind, sondern die Realität widerspiegeln, erscheinen die deutsche Justiz und das Leben hinter Gittern in einem anderen Licht.

Veröffentlicht am 02.08.2018

Eine Prise Liebe

Scarlett (Scarlett 1)
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Kennt ihr schon das Buch "Scarlett - Ein Löffelchen Geheimnis und der Duft von Magie"? In ihrem literarischen Debüt erzählt Laurel Remington von Scarlett, die der unfreiwillige Star auf dem erfolgreichen ...

Kennt ihr schon das Buch "Scarlett - Ein Löffelchen Geheimnis und der Duft von Magie"? In ihrem literarischen Debüt erzählt Laurel Remington von Scarlett, die der unfreiwillige Star auf dem erfolgreichen Blog ihrer Mutter ist. Sie hasst es. Jetzt kennt jeder ihre peinlichsten Erlebnisse und sie fühlt sich einsamer als je zuvor. Doch dann entdeckt sie in der Küche der alten Rosemary ein handgeschriebenes Kochbuch. Scarlett muss einfach ein Rezept ausprobieren. Und während sie heimlich kocht und backt, Zutaten mischt und Köstlichkeiten kreiert, wird alles ein bisschen besser. Scarlett findet Freundinnen, sie gründet einen geheimen Kochklub und sogar ihre Mum ist nicht mehr ganz so schlimm. Als würde das gemeinsame Essen etwas Unglaubliches bewirken: das Beste und Schönste in den Menschen hervorzubringen. Ob das an der geheimen Zutat liegt?

Dieses zauberhafte Buch hat mich gleich gefangen genommen. Das Cover ist in einem leuchtend roten Farbton gehalten und fällt gleich ins Auge. Aus einem altmodichen Teekessel schweben lauter wunderbare Dinge: ein Buch mit handgeschriebenen Rezepten, ein Mixer, ein Laptop, ein Brief, ein Cupcake, und, und, und...

Auch der interessante Titel greift das Thema "Magie" auf und macht auf die Erzählung neugierig. Im Grunde genommen erzählt es eine ganz alltägliche Geschichte, mit der man sich selbst wiederfinden kann. Es geht um das Leben in einer Familie, Freundschaften, Schwärmereien und Nachbarschaftshilfe und die Freude am Backen und Kochen. Aber auch der Umgang mit Social Media (Stichwort: Bloggen) kommt nicht zu kurz. Laurel Remington schreibt in einem einfachen, gut lesbaren Stil, und man kann das Buch in einem Rutsch durchlesen. Ihre Sprache ist altersgerecht, lebhaft und mit vielen umgangssprachlichen Wendungen. Alle Kapitel sind kurz gehalten, mit prägnanten Überschriften und hübschen Illustrationen versehen.

In erster Linie richtet sich dieses Buch an Kinder und Jugendliche. Trotzdem werden sich erwachsene Leser seinem Reiz nicht entziehen können. Denn es ruft schöne Erinnerungen wach - und vielleicht weckt es ja den Wunsch, selbst mal ein altes Rezepte-Buch zu wälzen und eigene Erfahrungen in der Küche zu sammeln. Von mir gibt es fünf Sterne!

Veröffentlicht am 01.07.2018

Wahre Freundschaft kennt keine Grenzen

Sprichst du Schokolade?
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Schokolade gegen Nougat - das ist die einfache Formel, auf die Cas Lester die Protagonistinnen Josie und Nadima in seinem Buch "Sprichst du Schokolade" kommen lässt. Denn was soll man anderes tun, wenn ...

Schokolade gegen Nougat - das ist die einfache Formel, auf die Cas Lester die Protagonistinnen Josie und Nadima in seinem Buch "Sprichst du Schokolade" kommen lässt. Denn was soll man anderes tun, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht und aus unterschiedlichen Kulturen kommt? Die rebellische und selbstbewusste Josie und ihre neue Mitschülerin Nadima machen es vor: Sie tauschen Süßigkeiten aus und verständigen sich mithilfe von Emojis. Und so wird schnell klar, dass sie mehr Gemeinsamkeiten haben, als sie je gedacht hätten. Der Anfang einer ganz besonderen Freundschaft! Doch wie jede Freundschft wird auch diese auf die Probe gestellt ...

Das Cover spiegelt das zentrale Thema dieses Buches. Es ist künstlerisch gestaltet, in lebhaften Farben gehalten und zeigt die verschiedenen Welten, die in dieser Erzählung aufeinandertreffen. Auf der linken Seite erkennt man Elemente wie einen Doppeldeckerbus, dunkle Regenwolken, Kugelschreiber, Cupcakes und Torten , welche die britische Heimat von Josie kennzeichnen, während auf der rechten Seite Merkmale wie ein Pferd, ein Suppentopf und eine Schale Lokum auftauchen, welche für die syrische Heimat von Nadima stehen. Verbindende Elemente sind Smileys, Freundschaftsarmbänder mit einem Herz und Friedenstauben, die im Laufe der Geschichte eine entscheidende Rolle spielen. Auch Josie und Nadima selbst sind in ihrer typischen Lieblingskleidung zu sehen, wie sie sich mit einem freundlichen Lächeln betrachten.

Cas Lester schreibt in einer einfachen, kindgerechten, gut lesbaren Sprache, wie sie für alle Leser in dem Alter von Josie und Nadima üblich ist. Josie und Nadima sind zwei starke Protagonistinnen, die einander zum ersten Mal in einer englischen Schule begegnen. Josie ist eine typische Siebtklässlerin, etwas vorlaut, großspurig, launisch und erfrischend normal, wenn sie sich mit ihren Brüdern in die Haare bekommt, mit ihren strengen Lehrern anlegt oder ihre Freizeit mit ihren Freundinnen beim Shopping verbringt. Ihre Familie ist nicht "heil", sondern spiegelt die gesellschaftliche Realität. Ihre alleinerziehende Mutter ist berufstätig, verdient ihr Geld als Maklerin und erzieht ihre Kinder zur Selbständigkeit. In der Schule ist Josie keine Überfliegerin, sondern kommt wegen ihrer ausgeprägten Legasthenie immer wieder an ihre Grenzen. Deshalb bringt sie Nadima, die als Flüchtling die englische Sprache noch nicht beherrscht und die Rolle einer Außenseiterin einnimmt, viel Verständnis entgegen und entscheidet sich für eine interessante Methode, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie in die Klasse zu integrieren.

Mir hat dieses moderne Jugendbuch gut gefallen, weil es die gesellschaftliche Realität wiederspiegelt und eine wichtige Botschaft transportiert, Freundschaft und Toleranz sind das Wichtigste, was es auf der ganzen Welt gibt. Deshalb möchte ich es allen Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen empfehlen.