Leave me alone...
Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)Nach wie vor zählt die Schwedin Greta Garbo zu den geheimnisumwitterten Legenden der Leinwand, welche mit ihren tragischen Frauenrollen in den 1930er Jahren berühmt geworden ist. Streng genommen, bildet ...
Nach wie vor zählt die Schwedin Greta Garbo zu den geheimnisumwitterten Legenden der Leinwand, welche mit ihren tragischen Frauenrollen in den 1930er Jahren berühmt geworden ist. Streng genommen, bildet sie eine klare Ausnahme unter den weiblichen Künstler*innen von Hollywood. Denn sie hat sich nicht zu einem fremdbestimmten Produkt in der Unterhaltungsindustrie machen lassen, sondern selbst ihren eigenen Mythos als unnahbare Ikone in Hollywood kreiert. In ihrem einfühlsamen Buch "Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9): Roman | Die Frau mit der geheimnisvollen Aura: Romanbiografie über eine Hollywood-Legende" zeichnet Kristina Lüding das bewegte Leben der "Göttlichen" nach, die einen weiten Weg von Stockholm in Schweden bis nach Hollywood in den USA zurückgelegt hat:
Greta Garbo ist die Göttliche, die Unfehlbare, die schwedische Sphinx. Greta ist 15, als sie eine heißbegehrte Stelle in einem Stockholmer Kaufhaus ergattert. Ein Glücksgriff, denn das Geld ist knapp in ihrer Familie, und Greta muss arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Doch was sie nun verdient, will sie in ihre Zukunft investieren: in eine Schauspielausbildung. Tatsächlich besteht sie die Aufnahmeprüfung an der renommierten Schauspielakademie des Königlichen Dramatischen Theaters. Bald wird ein bekannter Regisseur auf die junge Frau aufmerksam. Fasziniert von ihrer Präsenz und Ausstrahlung gibt er ihr eine Hauptrolle: Es ist der Beginn ihrer sagenhaften Filmkarriere. Doch kann die glitzernde Welt Greta wirklich glücklich machen?
Das hübsche Cover zeigt eine hochgewachsene Frau, gekleidet im Stil der späten 1920er Jahre, die über eine mit Palmen geschmückte Promeade flaniert. Im Hintergrund sind die "Hollywood Hills" zu erkennen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Greta Garbo ist nicht zu leugnen; dennoch hätte ich sie nicht unbedingt als die "schwedische Sphinx" identifiziert. Der suggestive Titel betont die (gewollte) Einsamkeit der Diva, die sich nicht an einen anderen Menschen binden konnte und wollte.
Alles in allem hat mir diese Hommage an eine faszinierende, zurückhaltende Künstlerin aus einer längst vergangenen Epoche sehr gefallen. Kristina Lüding hat gründlich recherchiert und die nüchternen Fakten leicht lesbar aufbereitet. Dennoch ist mir die weltberühmte Schauspielerin etwas fremd geblieben, auch wenn Kristina Lüding viele interessante Einblicke in Leben und Werk von Greta Garbo gewährt. Die "Göttliche" bleibt schwer zu fassen und entzieht sich hartnäckig allen Annäherungsversuchen, wie sie es tatsächlich getan hat. Greta Garbo war keine klassische Schönheit, aber eine attraktive Frau mit einer unvorstellbaren Präsenz auf der Leinwand, gleichgültig ob Stumm- oder Tonfilm, gleichermaßen bewundert und begehrt von Männern und Frauen. Zeitlebens verweigerte sie sich einer klaren Stellungnahme zu ihrer sexuellen Präferenz. Für sie hatte der Schutz ihrer Privatsphäre einen hohen Stellenwert. Zehn Jahre nach ihrem Tod ist sie nach der Veröffentlichung von privaten Briefen posthum zu einer Ikone der Lesbenbewegung erklärt worden. Meiner Ansicht nach ist diese Interpretation mit Vorsicht zu genießen. Für mich selbst ist es irrelevant, ob Greta Garbo heterosexuell, lesbisch oder bisexuell gewesen ist. Sie war eine ausgezeichnete Schauspielerin, die wegen ihres künstlerischen Könnens in Erinnerung geblieben ist - mehr muss man man nicht von ihr wissen. Leave her alone!