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Veröffentlicht am 29.10.2020

Spannender Auftakt einer ideenreichen Fantasy-Reihe

Ministry of Souls – Das Schattentor
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INHALT
London, 1850: Unbemerkt von der Öffentlichkeit sorgt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten dafür, die Seelen Verstorbener auf die andere Seite zu befördern. Der angehende Soulman Jack will ...

INHALT
London, 1850: Unbemerkt von der Öffentlichkeit sorgt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten dafür, die Seelen Verstorbener auf die andere Seite zu befördern. Der angehende Soulman Jack will sich endlich im Außeneinsatz beweisen. Sein erster Auftrag führt ihn ausgerechnet auf das Gelände des Buckingham Palace. Dort wurde eine arabische Gesandtschaft ermordet. Jack soll den Tatort von ihren Geistern befreien — und entdeckt, dass Naima, die Tochter des Emirs, noch lebt. Als er ihr helfen will, wird er von einem schattenartigen Biest angegriffen. Um Naima zu schützen, befördert Jack sie in die Zwischenwelt! Und bricht damit eine der wichtigsten Regeln der Soulmen.
(Quelle: Lübbe)

MEINE MEINUNG
Mit „Ministry of Souls – DAS SCHATTENTOR“ hat der Autor Akram El-Bahay einen faszinierenden Auftakt zu seiner als Dilogie angelegten Ministry of souls-Reihe vorgelegt. Es handelt sich um einen sehr einfallsreichen und fesselnden Fantasyroman, der mich mit seiner fantasievollen und sehr abenteuerlichen Geschichte bestens unterhalten konnte.
El-Bahays geniale Ausgangsidee, dass es mitten in London das Ministry of Souls - ein „Ministerium für endgültige Angelegenheiten“ gibt, das mit Hilfe der sogenannten „Soulmen“ den Übertritt der Seelen von Verstorbenen in die Zwischenwelt bis zu ihrer endgültigen Reise ins Jenseits regelt, ist wirklich originell. Auch die vielen kreativen Details seiner komplexen, sehr vielschichtigen Fantasywelt haben mich rasch in ihren Bann gezogen.
Akram El-Bahay ist wirklich ein talentierter Geschichten- und Märchenerzähler; dank seines sehr bildhaften, mitreißenden und lebendigen Schreibstils stellt sich bald ein tolles Kopfkino ein und so fällt es einem leicht, sich auf die faszinierende Geschichte einzulassen. Hervorragend haben mir die vielen eingestreuten humorvollen Episoden gefallen, die für Abwechslung sorgen und mich köstlich amüsiert haben. Großen Spass bereitet es ebenfalls, verschiedene Motive und Figuren aus bekannten Fantasyromanen und Anspielungen auf Comics aufzuspüren, die der Autor immer wieder in seine Geschichte hat einfließen lassen.
Angesiedelt ist die fesselnde Handlung im viktorianischen London Mitte des 19. Jahrhunderts. Sehr eindrücklich und stimmungsvoll hat der Autor das historische Setting dieser faszinierenden Stadt voller Kontraste mit den sehr authentisch geschilderten Schauplätzen eingefangen, so dass man mühelos in die damalige Zeit abtauchen kann. Geschickt verwebt El-Bahay die historische Realität mit seinen Fantasyelementen und beschwört allmählich eine unheilvolle Atmosphäre herauf. Deutlich merkt man, dass in dieser Stadt wegen der befremdlichen Häufung von rätselhaften Unfällen und mysteriösen Anschlägen nicht alles mit rechen Dingen zugeht.
Auch wenn der Einstieg in diese komplexe Welt rund um die Soulmen, die Zwischenwelt mit ihren besonderen Gesetzmäßigkeiten und den Eigenheiten der Seelen von Toten nicht so einfach ist, hat man bald in die ereignisreiche und sehr rätselhafte Geschichte hineingefunden. Erzählt werden die Geschehnisse hauptsächlich aus der Perspektive des sympathischen Protagonisten Jack, einem angehenden Soulman am Ministry of Souls, der von den sich überschlagenden Ereignissen regelrecht überrollt wird. In dem Archivar Oz findet er einen genialen Verbündeten und treuen Wegbegleiter, und so begleiten wir die beiden gespannt auf ihrer immer abenteuerlicher und gefährlicher werdenden Mission.
Ein besonderes Highlight der Geschichte sind definitiv die Charaktere, die El-Bahay - egal ob Gut ob Böse - sehr vielschichtig und mit viel Liebe zum Detail angelegt hat, so dass sie mit ihren Eigenheiten und Schwächen sehr lebendig und lebensecht wirken und man ihre Beweggründe und ihr Handeln gut nachvollziehen kann.
Obwohl Soulman Jack als Hauptfigur ebenfalls facettenreich und interessant ausgearbeitet ist, drängen ihn einige Nebencharaktere im Laufe der Handlung eindeutig in den Hintergrund. Für meinen Geschmack wirkte er etwas zu blass und konturlos. Auch wenn er mich mit seiner Empathie und seinem Kampfeswillen beeindruckt hat, so agierte er in vielen Situationen viel zu zögerlich, sprunghaft und planlos. Mein heimlicher Star dieser Geschichte ist der liebenswerte Archivar Oz, der anfangs sehr nerdig und unscheinbar wirkt, aber bald über sich hinauswächst, seine überraschenden Stärken ausspielen kann und mir mit seiner ganzen cleveren, schrulligen und witzigen Art sehr ans Herz gewachsen. Der Geist der alten Katzendame Agatha ist ebenfalls ein Charakter, den man einfach lieben muss und mich mit ihrer Schlagfertigkeit immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat.
Lediglich die sich rasch entwickelnde Liebesgeschichte wirkte auf mich sehr überstürzt, klischeebesetzt und unglaubwürdig. 
Die Geschichte nimmt schließlich immer mehr an Fahrt auf und unterhält uns mit vielen actionreichen Szenen. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen und spannenden Enthüllungen gipfelt die Geschichte in einem packenden Showdown. Nach einem fiesen Cliffhanger zum Abschluss sehe ich der Fortsetzung schon mit Ungeduld entgegen und bin sehr neugierig, mit welchen Entwicklungen uns der Autor noch überraschen wird.

FAZIT
Ein gelungener und sehr fesselnder Auftakt einer neuen, faszinierenden Fantasy-Dilogie. Die fantasievolle, komplexe Geschichte, der humorvolle, sehr bildhafte Schreibstil und die tollen Charaktere sorgen für ein unterhaltsames Leseerlebnis!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 27.10.2020

Kultkommissar Klufti ist zurück!

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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INHALT
Ein grausames Verbrechen, das ungesühnt blieb, ein Unschuldiger, der jahrelang im Gefängnis saß: Ein Fehler aus der Vergangenheit lastet schwer auf Kluftinger. Der Kommissar ist fest entschlossen, ...

INHALT
Ein grausames Verbrechen, das ungesühnt blieb, ein Unschuldiger, der jahrelang im Gefängnis saß: Ein Fehler aus der Vergangenheit lastet schwer auf Kluftinger. Der Kommissar ist fest entschlossen, den Fall „Funkenmord“ wieder aufzurollen, doch seine Kollegen zeigen wenig Interesse an einem Cold Case. Nur die neue Mitarbeiterin Lucy Beer unterstützt ihn bei der Suche nach dem wahren Täter. Kluftinger ist beeindruckt von der selbstbewussten jungen Frau, die frischen Wind in seine Abteilung bringt. Zu Hause jedoch geht Kluftinger solche Frauenpower ab, weil Doktor Langhammer die angeschlagene Erika von allen häuslichen Arbeiten freistellt – ausgerechnet jetzt, wo die Taufe ihres Enkelkindes unmittelbar bevorsteht. Der Kommissar muss also wohl oder übel beides machen: Hausmann spielen und einen Mörder finden …
(Quelle: Ullstein)

MEINE MEINUNG
Mit „Funkenmord“ von dem deutschen Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr geht die Bestseller-Serie um den Kultkommissar Kluftinger aus Altusried bereits in die 11. Runde. Es ist nicht unbedingt notwendig alle Bände dieser Krimi-Reihe zu kennen. Da aber in diesem Band schon einige Vorkenntnisse aus dem vorangegangenen Fall vorausgesetzt und nicht alle zum Verständnis wichtigen Hintergrundinformationen nochmals im Detail aufgegriffen werden, ist es ratsam den 10. Band „Kluftinger” gelesen zu haben.
Die Krimireihe um Kommissar Kluftinger ist der Inbegriff eines Regionalkrimis mit viel Allgäuer Lokalkolorit und jede Menge Humor und Situationskomik. Entsprechend unterhaltsam lässt sich auch der neue Fall an.
Nach den dramatischen Ereignissen im letzten Band haben Kommissar Kluftinger und sein Team im Kemptener Kommissariat noch nicht wieder richtig in die Normalität zurückgefunden. Auch der Alltag daheim bei den Kluftingers läuft alles andere als in den gewohnt bedächtigen Bahnen und da Erika krank ist, muss der sichtlich überforderte Klufti schließlich seine Qualitäten als Hausmann unter Beweis stellen. Doch auch beruflich bereitet ihm ein über dreißig Jahre zurückliegender Fall, der brutale Mord an einer jungen Lehrerin, großes Kopfzerbrechen. Ein Unschuldiger wurde damals aufgrund seiner falschen Ermittlungen verurteilt und der Kommissar will nun den Fall unbedingt erneut aufrollen, um den wahren Täter zu stellen. Die Suche nach neuen Beweisen und die Ermittlungen kommen zunächst sehr schleppend in Gang und die Befragungen der damaligen Zeitzeugen sind auch nicht sehr ergiebig. Eher zufällig stößt das Team um Kluftinger auf eine heiße Spur in dem immer verwickelter werdenden Fall, so dass sich zum Ende hin die Geschehnisse regelrecht überschlagen und die Spannung enorm anzieht. Die Auflösung des alten Mordfalls und die Zusammenhänge zu den aktuellen Ereignissen konnten mich schließlich überraschen.
Der sehr unterhaltsame Krimi lebt natürlich vor allem von seinen „kultigen“, sehr verschrobenen Charakteren und dem außerordentlich witzigen bisweilen fast schon klamaukigen Schreibstil der Autoren.
Der Protagonist Kommissar Kluftinger als Allgäuer Original, bodenständig, konservativ und extrem sparsam, ist ein absolut liebenswerter Charakter, den man mit seiner pragmatischen Art einfach ins Herz schließen und über dessen Schrullen man immer wieder schmunzeln muss. Sein sehr unbedarfter Umgang mit den neuen Medien und sonstigem technischen Fortschritt ist sehr amüsant, auch wenn sein „deppertes" Verhalten im Alltagsleben manchmal schon etwas übertrieben wirkt, ist die Situationskomik aber insgesamt sehr gelungen. Als Kommissar beeindruckt er mit erstaunlicher Kombinationsgabe und guter Intuition und erweckt keineswegs den Eindruck eines trotteligen Polizisten.
Auch bei den vielen Nebenfiguren haben die Autoren eine bunte Palette an unterschiedlichen, lebendigen Charakteren geschaffen, die für viel Abwechslung und Unterhaltung sorgen. Neben altbekannten Figuren wie dem äußerst nervigen Landarzt und Intimfeind Dr. Langhammer, gibt es als Verstärkung des unterbesetzten Ermittlerteams auch einen jungen und dazu noch hübschen weiblichen Neuzugang in Form der cleveren Lucy Beer, die einen erfrischend unkonventionellen Wind in Kluftingers Abteilung bringt.

FAZIT
"Funkenmord" ist ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit viel Allgäuer Lokalkolorit sowie jeder Menge Humor und Situationskomik, der mich bestens unterhalten konnte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2020

Beeindruckender Debütroman

Jahresringe
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INHALT
Heimat, das ist für Leonore Klimkeit vor allem der Wald nahe des kleinen Dorfes, in dem die aus Ostpreußen Vertriebene Zuflucht gefunden hat. Zwischen den hohen Bäumen findet sie Trost und neuen ...

INHALT
Heimat, das ist für Leonore Klimkeit vor allem der Wald nahe des kleinen Dorfes, in dem die aus Ostpreußen Vertriebene Zuflucht gefunden hat. Zwischen den hohen Bäumen findet sie Trost und neuen Lebensmut.
Doch als Leonores Sohn Paul zwölf Jahre alt ist, muss der Wald dem Braunkohle-Tagebau weichen, das Dorf wird umgesiedelt. In einer Neubausiedlung am Rand der Kreisstadt versucht Leonore, für Paul und später die Enkel Jan und Sarah eine neue Heimat zu schaffen. Die immer weiter fortschreitende Rodung des Waldes treibt jedoch einen tiefen Keil in die Familie – bis sich die Geschwister schließlich als Gegner gegenüberstehen: Denn während Jan einen der gigantischen Schaufelradbagger des Braunkohle-Konzerns steuert, schließt sich seine Schwester Sarah den Wald-Besetzern im Hambacher Forst an.

(Quelle: Droemer)

MEINE MEINUNG
Mit »Jahresringe« ist dem aus dem Rheinland stammenden Realsschullehrer und Debüt-Autor Andreas Wagner eine beeindruckender, tiefgründiger und emotionaler Roman gelungen, der mich rasch in seinen Bann ziehen konnte.
Eindringlich und einfühlsam erzählt Wagner eine bewegende und nachdenklich stimmende Familiengeschichte über Heimat, Heimatverbundenheit, der Suche nach Identität, Vertreibung, Verlusten und Entwurzelung. Zugleich führt er uns die erschreckenden Folgen des Braunkohletagebaus am Hambacher Forst und die beispiellose Zerstörung von einzigartiger Natur und Lebensraum vor Augen und lässt und an den menschlichen Schicksalen teilhaben.
Andreas Wagner hat seine berührende Familiengeschichte, die sich über 3 Generationen hinweg von 1946 bis hinein ins Jahr 2018 erstreckt, in drei Teilen und auf drei unterschiedlichen Zeitebenen angelegt.
Angesiedelt ist die tiefgründige Geschichte in einem kleinen niederrheinischen Dorf Lich-Steinstraß, das am Rande des alten Bürgewalds (Hambacher Forst) im Schatten des sich durch die Landschaft fressenden Braunkohletagebaus liegt.
Ein allwissender Erzähler führt uns durch die atmosphärisch sehr unterschiedlich angelegten Teile der Geschichte, in deren Mittelpunkt verschiedene Mitglieder der Familie Klimheit stehen – beginnend mit Leonore, über seinen Sohn Paul bis hin zu seinen Kindern Jan und Sarah.
Im ersten Teil begleiten wir die junge Kriegswaise Leonore, ein zum Ende des 2. Weltkriegs allein aus Ostpreußen geflohenes Mädchen, das nach langer Odyssee schließlich im äußersten Westen Deutschlands Zuflucht in einem kleinen Dorf zwischen Aachen und Köln findet und bei einer Bäckersfamilie aufgenommen wird. Obwohl sie in den Augen der Dorfgemeinschaft als „Flüchtlingskind” und „Evangelische aus dem Osten“ stets eine Fremde und Außenseiterin bleibt, wird dieser Zufluchtsort mit seinem tröstlichen Wald eine zweite Heimat für sie. Mit einem gut portionierten, sehr ansprechenden Hauch Mystik, einiger märchenhafter Erzählelemente und vieler bedeutungsschwangerer, nicht auserzählter Leerstellen verbreitet Leonores Geschichte eine ganz eigentümliche, oft mysteriöse Atmosphäre, die mich sofort fesseln konnte.
Der zweite Teil hat Paul, Leonores unehelichen Sohn, zur Hauptfigur. Es ist eine nostalgisch stimmende Coming-of Age Geschichte, die mitten hinein in die Siebziger Jahre führt. Paul muss sich schmerzlichen Verlusten und harten Herausforderungen stellen sowie eine schwierige Entscheidung für ihre Zukunft treffen. Der herannahende Braunkohle-Abbau bedeutet nicht nur eine unwiederbringliche Zerstörung des angrenzenden Walds und der Landschaft, sondern bedroht auch ihre Heimat und ihr geliebtes Dorf am Rand des Hambacher Forstes. Sehr eindrücklich und beispielhaft fängt Wagner die konträren Einstellungen in der Dorfgemeinschaft ein gegenüber den Zwangsumsiedlungen und den Rodungsarbeiten im des RWE Wald ein. Von Aufbruchsstimmung über Fatalismus bis hin zu offener Feindseligkeit und Kampfbereitschaft reicht die Bandbreite – doch das unausweichliche Ende lässt auch Paul nach langem Widerstand schließlich kapitulieren.
Auch im letzten Teil, der uns schließlich in die Gegenwart führt, beschäftigt sich Wagner mit den vielfältigen Auswirkungen des gigantischen Braunkohletagebaus, der gnadenlosen Zerstörung von Natur und dem Verlust von Heimat. Eindringlich führt er uns die menschlichen Schicksale und Tragödien vor Augen, die bitteren Opfer und Niederlagen. Zugleich lässt er uns aber auch am erbitterten Widerstand gegen die Rodungen im Hambacher Forst teilhaben, der mit seinem einzigartigen Biotop bereits nur noch 1/10 seiner ursprünglichen Fläche besitzt. So treffen wir schließlich auf Leonores Enkel Jan und Sarah, die in ihren Lebenskonzepten nicht gegensätzlicher sein könnten und sich als erbitterte Gegner gegenüberstehen. Während Jan für den Braunkohle-Riesen am Raubbau und der Umweltzerstörung beteiligt ist, engagiert sich Sarah als Aktivistin für den Erhalt des Hambacher Forsts und beteiligt sich an der Besetzung des Walds. Hautnah lässt uns Wagner an den heftig geführten Protestaktionen teilhaben, dem unermüdlichen Kampf der Aktivisten im besetzten Wald und der brutalen Räumung ihres Camps.
Mit Leonore hat der Autor eine überaus vielschichtige, sehr authentische Hauptfigur geschaffen, die mich sehr beeindruckt hat und deren Schicksal sehr berührt und zu Herzen geht.
Sehr differenziert und glaubwürdig hat er auch seine übrigen Figuren und ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte ausgearbeitet. Andreas Wagner versteht es hervorragend, die Gefühls- und Gedankenwelt seiner Charaktere einzufangen und glaubhaft darzustellen. Gerne hätte ich einige interessante Charaktere noch weiter begleitet und sie auf ihrem Lebensweg begleitet.

FAZIT
Eine tiefgründige und berührende Familiengeschichte über Entwurzelung den Verlust von Heimat vor dem Hintergrund des Braunkohletagebaus am Hambacher Forst. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Zweiter Fall für Helle Jespers

Helle und die kalte Hand
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INHALT
Der Herbst hält Einzug in Skagen und vertreibt die letzten Sommergäste. Helle Jespers, Leiterin der örtlichen Polizeistation, sehnt sich nach mehr Zeit und weniger Trubel. Doch die Ruhe währt nur ...

INHALT
Der Herbst hält Einzug in Skagen und vertreibt die letzten Sommergäste. Helle Jespers, Leiterin der örtlichen Polizeistation, sehnt sich nach mehr Zeit und weniger Trubel. Doch die Ruhe währt nur kurz, denn in der Nähe der beliebten Wanderdüne Rabjerg Mile wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Laut Obduktion stammt sie offenbar aus dem südostasiatischen Raum. Doch niemand scheint sie zu vermissen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie sich illegal in Dänemark aufhielt. Helle Jespers ist fest entschlossen, den ersten Mordfall in ihrer Gemeinde aufzuklären, und stößt dabei auf die Schattenseiten der scheinbar so offenen dänischen Gesellschaft.
(Quelle: Atlantis Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit dem Krimi „Helle und die kalte Hand“ hat die deutsche, unter dem Pseudonym Judith Arendt schreibende Autorin eine gelungene Fortsetzung ihrer Dänemark-Krimi-Reihe vorgelegt. Erneut konnte sie mich mit einem sehr fesselnden zweiten Fall für ihre sympathische Ermittlerin Helle Jespers und tollem skandinavischen Flair begeistern. Diesen Band kann man übrigens auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen, denn das Wichtigste zur Vorgeschichte erfährt man in Einschüben.
Sehr lebendig und stimmungsvoll fängt die Autorin die besondere, etwas bedrückende Atmosphäre der herbstlich-verregneten Gegend um Skagen ein und entführt uns mit ihren anschaulichen Schilderungen gekonnt zu den verschiedenen Schauplätzen rund um die nördlichste Stadt Dänemarks an der Nordspitze von Jütland. Genau das richtige Setting für diesen etwas düsteren, atmosphärisch dichten Regionalkrimi!
Nach einem äußerst beklemmenden Einstieg folgt man gebannt den Ermittlungen der Sonderkommission um Helle Jespers zum unbekannten Leichenfund in der Wanderdüne von Skagen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, abwechslungsreichen Schreibstil, so dass man rasch mitten hinein in die Handlung gezogen wird. Für ihren Kriminalfall hat sich Judith Arendt eine hochaktuelle, beklemmende und sehr tiefgründige Hintergrundstory ausgedacht, die sich recht kritisch mit unserer toleranten Gesellschaft, Rechtsradikalismus und Immigration auseinandersetzt. Schonungslos führt sie uns die skrupellosen Machenschaften von Schleuserbanden, die aus reiner Geldgier die Notlage von Flüchtlingen ausnutzen, und gibt uns schockierende Einblicke in die menschlichen Abgründe.
Mit einem häufigen Wechsel der verschiedenen Erzählstränge und Schauplätze gelingt es der Autorin, rasch Tempo und Spannung in die sehr vielschichtig angelegte Handlung zu bringen. Durch geschickt gelegte falsche Fährten, immer neue Entwicklungen und so manche unerwartete Wendung ist der Krimi ideal zum Mitermitteln. Doch den wahren Hintergründen des perfiden Falls kommt man sehr lange nicht auf die Spur, auch wenn man allmählich einige Zusammenhänge zu ahnen beginnt.
Ihre verschiedenen Charaktere hat die Autorin vielschichtig und lebensnah angelegt, so dass auch ihre Handlungsweisen gut nachzuvollziehen sind Sehr ausführlich sind die interessanten Einblicke in das Privatleben der sympathischen Ermittlerin Helle Jespers geschildert, die die lebendige und plastische Charakterzeichnung dieser lebenserfahrenen Frau und äußerst engagierten Polizistin perfekt abrunden. Es macht großen Spaß ihre Persönlichkeit besser kennenzulernen, ihre ambivalente Beziehung zu ihren flügge gewordenen Kindern mitzuverfolgen und auch die ganz normale, harmonische Zweisamkeit mit ihrem Mann Bengt erleben. Die zahlreichen Nebenfiguren sind ebenfalls durchweg gelungen und abhängig von ihrer Rolle glaubhaft und interessant ausgearbeitet. Gut gefallen haben mir auch die Kollegen von Helle, allen voran die liebenswerte, patente Amira, die einen Migrationshintergrund hat und als Computerspezialistin in der örtlichen Polizeidirektion aushilft.
Zum Ende hin verdichten sich die verschiedenen Handlungsstränge immer mehr. Die erschreckende Auflösung des Kriminalfalls und die Aufklärung der weiteren Geschehnisse sind insgesamt in sich schlüssig und glaubhaft. Sehr interessant ist auch der ungewöhnliche Ausgang für zwei der Beteiligten gewählt – ein hoffnungsvoller Ausklang.
Ich bin schon sehr gespannt auf den dritten Band und einen neuen Kriminalfall für die sympathische dänische Ermittlerin Helle Jespers und ihr Team.
FAZIT
Ein fesselnder Dänemark-Krimi - mit einem komplexen Kriminalfall mit hochaktuellem Bezug, gut platzierter Gesellschaftskritik und tollem Lokalkolorit. Ein sehr lesenswerter Regionalkrimi!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Beeindruckender Dänemark-Krimi 

Helle und der falsche Prophet
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INHALT
Es ist Oktober und Helle Jespers ist im Urlaub. Doch selbst Pastis, Zigaretten und südfranzösische 18 Grad Lufttemperatur können die dänische Polizeikommissarin nicht davon ablenken, dass es zu ...

INHALT
Es ist Oktober und Helle Jespers ist im Urlaub. Doch selbst Pastis, Zigaretten und südfranzösische 18 Grad Lufttemperatur können die dänische Polizeikommissarin nicht davon ablenken, dass es zu still in ihrem Leben zugeht.

Hätte sie nach Fredrikshavn zur Polizeibehörde gehen sollen?

Zur Mordkommission nach Kopenhagen?

Stattdessen hat sie es sich in Skagen zwischen den Dünen in ihrer kleinen Polizeistation gemütlich gemacht. Plötzlich klingelt aber mitten im Urlaub Helles Handy. Ihr Kollege Ole hat eine erschütternde Nachricht: Eine enge Freundin ihres Sohnes wurde tot am Strand aufgefunden. Steht die Leiche in Zusammenhang mit einem jungen Paar auf der Flucht in Zusammenhang, das eine Schneise der Verwüstung bis nach Kopenhagen zieht?

Helle ist klar: Diesen Fall übernimmt sie selbst. Sie steigt in den nächsten Flieger zurück nach Dänemark und beginnt mit den Ermittlungen.

Was sie nicht ahnt: dieser Mord war erst der Anfang, und er wird das Leben ihrer Familie betreffen…

(Quelle: Atlantis-Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Helle und der falsche Prophet“ ist der deutschen, unter dem Pseudonym Judith Arendt publizierenden Krimi-Autorin eine spannende Fortsetzung ihrer Dänemark-Krimi-Reihe rund um die sympathische dänische Kommissarin Helle Jespers gelungen.
Auch Neueinsteiger können diesen bereits dritten Band der Reihe problemlos ohne Vorkenntnisse lesen, denn ganz nebenbei sind die wenigen zum Verständnis notwendigen Informationen zu Helle und ihren Kollegen eingestreut.
Wer eher ruhige Krimis mit stimmungsvoller Atmosphäre und besonderen Schauplätzen mag und nicht unbedingt atemberaubende Action und blutrünstige Details zur Unterhaltung braucht, wird bei Helle und der falsche Prophet voll auf seine Kosten kommen. Angesiedelt ist der Krimi in der nördlichsten Region Dänemarks rund um das ländlich geprägte Skagen und sein weiteres Umland. Äußerst stimmig ist das Setting mit den sehr bildhaften, atmosphärischen Beschreibungen der kargen, von Wind und Wetter geprägten Landschaft und das düstere, stürmische Herbstwetter eingefangen. Zur besseren Orientierung ist auf den vorderen Innenklappen eine Übersichtskarte von der Region Jütland mit den eingezeichneten Schauplätzen zu finden.
In ihrem jüngsten Fall beleuchtet die Autorin ein sehr interessantes Thema, denn im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen eine geheimnisvolle, zurückgezogen lebende Sekte und ihr unheilvoller, charismatischer Sektenführer Hiob.
Schon der mysteriöse und unheilvolle Einstieg in die Handlung und der lebendige und mitreißende Schreibstil der Autorin konnten mich auf Anhieb fesseln.
Beim neuen Fall, der die eigenwillige, aber sympathische Ermittlerin Helle Jespers aus ihrem wohlverdienten Südfrankreich-Urlaub in die Skagener Dienstelle zurückholt, will sie unbedingt selbst die Ermittlungen leiten. Die junge Tote ist Merle, eine Tochter der Nachbarn und Freundin ihres Sohns, die Helle persönlich kannte. Völlig unklar ist allerdings, in welchem Zusammenhang das seltsame junge Pärchen mit dem tragischen Todesfall steht, das sich nach einer Begegnung mit Merle nun auf der Flucht quer durch Dänemark befindet. Schon bald ist Helle gezwungen mit der Mordkommission in Kopenhagen zusammenzuarbeiten.
Äußerst clever ist die vielschichtige Handlung angelegt, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Schrittweise tauchen wir immer tiefer in die fesselnden Geschehnisse um den höchst komplexen Fall ein, der schließlich auch ganz unmittelbar das Leben ihrer Familie betreffen wird, und verfolgen gebannt die Ermittlungen, die verwirrende Hintergründe aufdecken. Mit immer neuen Verwicklungen und Wendungen steigt die Spannung zunehmend. Gekonnt lässt die Autorin ihren Krimi in einem unglaublich packenden, nervenaufreibenden Finale gipfeln.
Recht großen Raum nimmt auch das interessante Privatleben der sehr sympathischen Kommissarin Helle Jaspers in der Handlung ein. Sie ist ein vielschichtiger, sehr lebensecht gezeichneter Charakter mit Ecken und Kanten, sehr einfühlsam, lebenserfahren und eigensinnig. Durch ihre toughe, oftmals kompromisslose Art und ihre Neigung zu Alleingängen eckt sie bisweilen bei ihren Vorgesetzten an, doch bringt sie mit ihrem Bauchgefühl die Ermittlungen wesentlich voran.
Auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rollen sehr plastisch und lebendig ausgearbeitet, vor allem einige von Helles Kollegen gewinnen während des Falls immer mehr an Profil.
Ich bin schon sehr gespannt, auf einen neuen Fall für die interessante Ermittlerin in Skagen, Kommissarin Helle Jespers.

FAZIT   
Eine gelungene, spannende Fortsetzung der Dänemark-Krimireihe mit einem vielschichtigen, fesselnden Fall und tollem Lokalkolorit. 
Lesenswert für alle, die sehr atmosphärische, ruhigere Ermittlerkrimis mögen!

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