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Veröffentlicht am 18.10.2020

Fesselnder, tiefgründiger Roman

Schwarzer Jasmin
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INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des ...

INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des westlichen Lebens und seiner religiösen Überzeugung. Und der Polizist Frank übernimmt einen letzten großen Fall vor seiner Rente. Er und sein Team müssen sich gegen ihre opportunistische Vorgesetzte und für die Sicherheit entscheiden: Sie stoßen auf Eymen, der in Julias Beratungsstelle aufgetaucht ist, als möglichen Gefährder, den es zu fassen gilt, bevor er zuschlägt. Die Wege dieser so unterschiedlichen Figuren scheinen schicksalhaft verwoben und alles läuft auf ein dramatisches Finale hinaus …
Zwischen der tunesischen Jasminrevolution, die den kurzen Arabischen Frühling auslöste, und der Fluchtbewegung nach Europa siedelt Manfred Rumpl seinen spannenden und vielschichtigen Roman an.
(Quelle: Picus Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Schwarzer Jasmin“ ist dem österreichischen Schriftsteller Manfred Rumpl ist ein fesselnder und vielschichtiger Roman gelungen, der hochaktuelle Themen aufgreift und die Problematik von Migration, Integration, islamistischem Fanatismus und Terrorismusbekämpfung geschickt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Seine komplexe, tiefgründige Geschichte kreist um die Schicksale sehr unterschiedlicher Menschen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen, mit inneren Konflikten zu kämpfen haben oder in persönlichen oder beruflichen Problemen gefangen sind. Ob nun der Weinjournalist Jakob und seine Freundin, die Sozialarbeiterin Julia, mitten in ihrer Beziehungskrise, Kriminalhauptkommissar Frank Konopke und sein Team der AG Gefährdungsbewertung, deren Arbeit zur Terrorismusabwehr durch undurchsichtige Vorgaben und suspekte Aktionen von ganz oben behindert werden oder schließlich die beiden tunesischen Flüchtlinge Eymen und Ahmed, deren Leben in Deutschland eine ganz unterschiedliche Richtung nimmt - ein jeder von ihnen wird vor folgenschwere Entscheidungen gestellt, deren Tragweite sie kaum abschätzen können, und bei denen es keinen optimalen Ausweg zu geben scheint.
Manfred Rumpl hat seinen Roman in verschiedenen Handlungssträngen, auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wechselnden Schauplätzen in Tunesien und Berlin angelegt. Die raschen Perspektivwechsel und die verschachtelte Erzählweise fordern dem Leser daher auch einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken ab, bauen aber auch rasch Spannung auf.
Im geschickt verwobenen Handlungsgeflecht begleiten wir die unterschiedlichen Charaktere, die meist völlig unabhängig voneinander agieren und deren Wege sich oftmals zufällig kreuzen. Sehr fesselnd ist es, aus den sich abwechselnden Perspektiven mitzuverfolgen, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, das Schicksal seinen Lauf nimmt und schließlich an einem verhängnisvollen Tag im Dezember 2016 in einem hochdramatischen Finale gipfelt.
Sehr anschaulich zeigt Rumpl am Beispiel der beiden jungen tunesischen Migranten auf, wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen können. Während Ahmed seinen Traum verwirklichen kann und sich um Integration bemüht, erleben wir beim streitlustigen, gewaltbereiten, zutiefst gespaltenen und labilen Eymen mit, wie leicht er in die Fänge ominöser religiöser Prediger gerät, sich manipulieren und radikalisieren lässt. Schon bald fallen im Roman deutliche Parallelen zur Realität auf, die Erinnerungen an den Fall des Attentäters Anis Amri, wecken, seinen brutalen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Jahr 2016, das fatale Versagen der Ermittlungsbehörden und den später aufgedeckten, fragwürdigen Umgang mit Informanten aus dem salafistischen Milieu. Mit diesem beklemmenden Hintergrund gewinnt der Roman noch an Tiefe und Nachdruck.
Sehr vielschichtig und lebensecht zeichnet Rumpl seine unterschiedlichen Charaktere. Einfühlsam umreißt er ihre persönlichen Geschichten und gibt uns aufschlussreiche Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, so dass man sich gut in ihre Beweggründe hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen kann.
Der ruhige, angenehme Schreibstil des Autors und seine anspruchsvolle Handlungsführung haben mir sehr gut gefallen. Rumpl gelingt es hervorragend, Geschehnisse auch ohne viele Worte zu umreißen und Stimmungen mit viel Feingefühl einzufangen, so dass man die Szenerie sich gut vorstellen kann.
Das dramatische, offene Ende des Romans kommt zunächst sehr überraschend, bildet aber einen für meinen Geschmack passenden Ausklang der Geschichte und regt zum Nachdenken an.

FAZIT
Ein fesselnder Roman mit einer tiefgründigen und vielschichtigen Geschichte, die sehr nachdenklich stimmt und noch lange nachklingt!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Zweiter Fall für Helle Jespers

Helle und die kalte Hand
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INHALT
Der Herbst hält Einzug in Skagen und vertreibt die letzten Sommergäste. Helle Jespers, Leiterin der örtlichen Polizeistation, sehnt sich nach mehr Zeit und weniger Trubel. Doch die Ruhe währt nur ...

INHALT
Der Herbst hält Einzug in Skagen und vertreibt die letzten Sommergäste. Helle Jespers, Leiterin der örtlichen Polizeistation, sehnt sich nach mehr Zeit und weniger Trubel. Doch die Ruhe währt nur kurz, denn in der Nähe der beliebten Wanderdüne Rabjerg Mile wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Laut Obduktion stammt sie offenbar aus dem südostasiatischen Raum. Doch niemand scheint sie zu vermissen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie sich illegal in Dänemark aufhielt. Helle Jespers ist fest entschlossen, den ersten Mordfall in ihrer Gemeinde aufzuklären, und stößt dabei auf die Schattenseiten der scheinbar so offenen dänischen Gesellschaft.
(Quelle: Atlantis Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit dem Krimi „Helle und die kalte Hand“ hat die deutsche, unter dem Pseudonym Judith Arendt schreibende Autorin eine gelungene Fortsetzung ihrer Dänemark-Krimi-Reihe vorgelegt. Erneut konnte sie mich mit einem sehr fesselnden zweiten Fall für ihre sympathische Ermittlerin Helle Jespers und tollem skandinavischen Flair begeistern. Diesen Band kann man übrigens auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen, denn das Wichtigste zur Vorgeschichte erfährt man in Einschüben.
Sehr lebendig und stimmungsvoll fängt die Autorin die besondere, etwas bedrückende Atmosphäre der herbstlich-verregneten Gegend um Skagen ein und entführt uns mit ihren anschaulichen Schilderungen gekonnt zu den verschiedenen Schauplätzen rund um die nördlichste Stadt Dänemarks an der Nordspitze von Jütland. Genau das richtige Setting für diesen etwas düsteren, atmosphärisch dichten Regionalkrimi!
Nach einem äußerst beklemmenden Einstieg folgt man gebannt den Ermittlungen der Sonderkommission um Helle Jespers zum unbekannten Leichenfund in der Wanderdüne von Skagen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, abwechslungsreichen Schreibstil, so dass man rasch mitten hinein in die Handlung gezogen wird. Für ihren Kriminalfall hat sich Judith Arendt eine hochaktuelle, beklemmende und sehr tiefgründige Hintergrundstory ausgedacht, die sich recht kritisch mit unserer toleranten Gesellschaft, Rechtsradikalismus und Immigration auseinandersetzt. Schonungslos führt sie uns die skrupellosen Machenschaften von Schleuserbanden, die aus reiner Geldgier die Notlage von Flüchtlingen ausnutzen, und gibt uns schockierende Einblicke in die menschlichen Abgründe.
Mit einem häufigen Wechsel der verschiedenen Erzählstränge und Schauplätze gelingt es der Autorin, rasch Tempo und Spannung in die sehr vielschichtig angelegte Handlung zu bringen. Durch geschickt gelegte falsche Fährten, immer neue Entwicklungen und so manche unerwartete Wendung ist der Krimi ideal zum Mitermitteln. Doch den wahren Hintergründen des perfiden Falls kommt man sehr lange nicht auf die Spur, auch wenn man allmählich einige Zusammenhänge zu ahnen beginnt.
Ihre verschiedenen Charaktere hat die Autorin vielschichtig und lebensnah angelegt, so dass auch ihre Handlungsweisen gut nachzuvollziehen sind Sehr ausführlich sind die interessanten Einblicke in das Privatleben der sympathischen Ermittlerin Helle Jespers geschildert, die die lebendige und plastische Charakterzeichnung dieser lebenserfahrenen Frau und äußerst engagierten Polizistin perfekt abrunden. Es macht großen Spaß ihre Persönlichkeit besser kennenzulernen, ihre ambivalente Beziehung zu ihren flügge gewordenen Kindern mitzuverfolgen und auch die ganz normale, harmonische Zweisamkeit mit ihrem Mann Bengt erleben. Die zahlreichen Nebenfiguren sind ebenfalls durchweg gelungen und abhängig von ihrer Rolle glaubhaft und interessant ausgearbeitet. Gut gefallen haben mir auch die Kollegen von Helle, allen voran die liebenswerte, patente Amira, die einen Migrationshintergrund hat und als Computerspezialistin in der örtlichen Polizeidirektion aushilft.
Zum Ende hin verdichten sich die verschiedenen Handlungsstränge immer mehr. Die erschreckende Auflösung des Kriminalfalls und die Aufklärung der weiteren Geschehnisse sind insgesamt in sich schlüssig und glaubhaft. Sehr interessant ist auch der ungewöhnliche Ausgang für zwei der Beteiligten gewählt – ein hoffnungsvoller Ausklang.
Ich bin schon sehr gespannt auf den dritten Band und einen neuen Kriminalfall für die sympathische dänische Ermittlerin Helle Jespers und ihr Team.
FAZIT
Ein fesselnder Dänemark-Krimi - mit einem komplexen Kriminalfall mit hochaktuellem Bezug, gut platzierter Gesellschaftskritik und tollem Lokalkolorit. Ein sehr lesenswerter Regionalkrimi!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Beeindruckender Dänemark-Krimi 

Helle und der falsche Prophet
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INHALT
Es ist Oktober und Helle Jespers ist im Urlaub. Doch selbst Pastis, Zigaretten und südfranzösische 18 Grad Lufttemperatur können die dänische Polizeikommissarin nicht davon ablenken, dass es zu ...

INHALT
Es ist Oktober und Helle Jespers ist im Urlaub. Doch selbst Pastis, Zigaretten und südfranzösische 18 Grad Lufttemperatur können die dänische Polizeikommissarin nicht davon ablenken, dass es zu still in ihrem Leben zugeht.

Hätte sie nach Fredrikshavn zur Polizeibehörde gehen sollen?

Zur Mordkommission nach Kopenhagen?

Stattdessen hat sie es sich in Skagen zwischen den Dünen in ihrer kleinen Polizeistation gemütlich gemacht. Plötzlich klingelt aber mitten im Urlaub Helles Handy. Ihr Kollege Ole hat eine erschütternde Nachricht: Eine enge Freundin ihres Sohnes wurde tot am Strand aufgefunden. Steht die Leiche in Zusammenhang mit einem jungen Paar auf der Flucht in Zusammenhang, das eine Schneise der Verwüstung bis nach Kopenhagen zieht?

Helle ist klar: Diesen Fall übernimmt sie selbst. Sie steigt in den nächsten Flieger zurück nach Dänemark und beginnt mit den Ermittlungen.

Was sie nicht ahnt: dieser Mord war erst der Anfang, und er wird das Leben ihrer Familie betreffen…

(Quelle: Atlantis-Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Helle und der falsche Prophet“ ist der deutschen, unter dem Pseudonym Judith Arendt publizierenden Krimi-Autorin eine spannende Fortsetzung ihrer Dänemark-Krimi-Reihe rund um die sympathische dänische Kommissarin Helle Jespers gelungen.
Auch Neueinsteiger können diesen bereits dritten Band der Reihe problemlos ohne Vorkenntnisse lesen, denn ganz nebenbei sind die wenigen zum Verständnis notwendigen Informationen zu Helle und ihren Kollegen eingestreut.
Wer eher ruhige Krimis mit stimmungsvoller Atmosphäre und besonderen Schauplätzen mag und nicht unbedingt atemberaubende Action und blutrünstige Details zur Unterhaltung braucht, wird bei Helle und der falsche Prophet voll auf seine Kosten kommen. Angesiedelt ist der Krimi in der nördlichsten Region Dänemarks rund um das ländlich geprägte Skagen und sein weiteres Umland. Äußerst stimmig ist das Setting mit den sehr bildhaften, atmosphärischen Beschreibungen der kargen, von Wind und Wetter geprägten Landschaft und das düstere, stürmische Herbstwetter eingefangen. Zur besseren Orientierung ist auf den vorderen Innenklappen eine Übersichtskarte von der Region Jütland mit den eingezeichneten Schauplätzen zu finden.
In ihrem jüngsten Fall beleuchtet die Autorin ein sehr interessantes Thema, denn im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen eine geheimnisvolle, zurückgezogen lebende Sekte und ihr unheilvoller, charismatischer Sektenführer Hiob.
Schon der mysteriöse und unheilvolle Einstieg in die Handlung und der lebendige und mitreißende Schreibstil der Autorin konnten mich auf Anhieb fesseln.
Beim neuen Fall, der die eigenwillige, aber sympathische Ermittlerin Helle Jespers aus ihrem wohlverdienten Südfrankreich-Urlaub in die Skagener Dienstelle zurückholt, will sie unbedingt selbst die Ermittlungen leiten. Die junge Tote ist Merle, eine Tochter der Nachbarn und Freundin ihres Sohns, die Helle persönlich kannte. Völlig unklar ist allerdings, in welchem Zusammenhang das seltsame junge Pärchen mit dem tragischen Todesfall steht, das sich nach einer Begegnung mit Merle nun auf der Flucht quer durch Dänemark befindet. Schon bald ist Helle gezwungen mit der Mordkommission in Kopenhagen zusammenzuarbeiten.
Äußerst clever ist die vielschichtige Handlung angelegt, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Schrittweise tauchen wir immer tiefer in die fesselnden Geschehnisse um den höchst komplexen Fall ein, der schließlich auch ganz unmittelbar das Leben ihrer Familie betreffen wird, und verfolgen gebannt die Ermittlungen, die verwirrende Hintergründe aufdecken. Mit immer neuen Verwicklungen und Wendungen steigt die Spannung zunehmend. Gekonnt lässt die Autorin ihren Krimi in einem unglaublich packenden, nervenaufreibenden Finale gipfeln.
Recht großen Raum nimmt auch das interessante Privatleben der sehr sympathischen Kommissarin Helle Jaspers in der Handlung ein. Sie ist ein vielschichtiger, sehr lebensecht gezeichneter Charakter mit Ecken und Kanten, sehr einfühlsam, lebenserfahren und eigensinnig. Durch ihre toughe, oftmals kompromisslose Art und ihre Neigung zu Alleingängen eckt sie bisweilen bei ihren Vorgesetzten an, doch bringt sie mit ihrem Bauchgefühl die Ermittlungen wesentlich voran.
Auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rollen sehr plastisch und lebendig ausgearbeitet, vor allem einige von Helles Kollegen gewinnen während des Falls immer mehr an Profil.
Ich bin schon sehr gespannt, auf einen neuen Fall für die interessante Ermittlerin in Skagen, Kommissarin Helle Jespers.

FAZIT   
Eine gelungene, spannende Fortsetzung der Dänemark-Krimireihe mit einem vielschichtigen, fesselnden Fall und tollem Lokalkolorit. 
Lesenswert für alle, die sehr atmosphärische, ruhigere Ermittlerkrimis mögen!

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Perfides doppeltes Spiel

Doppelte Spur
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INHALT
Eine Reise ins Labyrinth der Macht:
Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein ...

INHALT
Eine Reise ins Labyrinth der Macht:
Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein großer Coup? Eine Falle? Zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen Boris und der Filmjournalistin Emi lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein. Gemeinsam folgen sie der doppelten Spur nach Hongkong, Wien, New York und Moskau. Die geleakten Dokumente enthüllen korrupte Machenschaften und kriminelle Verbindungen auf höchster Ebene.
Was darf man glauben? Hat die Wahrheit überhaupt eine Chance oder sind die Reporter nur ein Spielball der Geheimdienste?
Literarisch virtuos wie kein anderer spielt Ilija Trojanow in diesem Roman mit Fakten und Fiktionen und führt uns wie nebenbei vor Augen, wie sehr wir durch Fake News und andere Manipulationen zu Komplizen der Macht werden.
(Quelle: S. Fischer Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit seinem jüngsten Werk „Doppelte Spur“ hat der Autor Ilija Trojanow einen hochaktuellen Roman über die korrupte Verflechtung von Macht, Geld und Politik vorgelegt. Hierin greift er Themen wie Korruption, skrupellose Machenschaften, illegale Geldwäsche und internationale Intrigen auf, die tagtäglich durch die Medien geistern. Was zunächst nach einem fesselnden Politthriller klingt, entpuppt sich schon bald als nur vordergründig fiktiv und erinnert eher an eine aufrüttelnde Enthüllungsstory, denn nicht nur die Ähnlichkeit mit lebenden Prominenten und den Präsidenten der beiden Großmächte USA und Russland ist allzu offensichtlich, sondern auch die präsentierten Enthüllungen basieren auf realen Fakten, die man jederzeit im Internet recherchieren kann.
In seiner fiktiven Rahmenhandlung lässt der Autor seinen Protogonisten Ilija als investigativen Journalist agieren, der fast zeitgleich äußerst umfangreiche Leaks von einem Whistleblower des FBI und aus dem russischen Geheimdienstlager zugespielt bekommt. Über die brisanten Enthüllungen soll er dann ein Buch publizieren. Doch die Sichtung der unzähligen Dokumente und Analyse der komplexen Informationen aus den streng vertraulichen Geheimdienstakten stellt eine wahre Sisyphusarbeit dar und ziehen weitere Recherchen nach sich, so dass Ilja schließlich tatkräftige Unterstützung des unabhängigen Journalisten Boris erhält. Was die beiden hier an Hintergründen und Verflechtungen aufdecken, übertrifft ihre schlimmsten Befürchtungen bei weitem. Der Autor präsentiert uns über weite Teile seiner Geschichte eine wahre Flut an Fakten, so dass einem bald der Kopf schwirrt. Gekonnt führt er uns immer tiefer in einen Sumpf aus Korruption, Wirtschaftskriminalität und sexueller Ausbeutung, eigentlich typische Bereiche für die Internationale Organisierte Kriminalität, doch laufen die unzähligen Fäden zusammen beim Multi-Milliardär und amtierenden US-Präsidenten mit dem entblößenden Tarnnamen „Schiefer Turm“, in dessen Dunstkreis sich allerlei Politgrößen, Oligarchen, Kriminelle und die „Reichen und Schönen“ dieser Welt tummeln. Namen wie beispielsweise Tamir Sapir, Paul Manafort oder Jeffrey Epstein fallen hier teils explizit und teils verändert, wobei jedoch deren Identität unschwer erkennbar ist. Aufgerüttelt angesichts der Unmenge an brisanten Details beginnt man schließlich etwas ungläubig mit eigenen Recherchen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Autor zeichnet wie in einer Dokumentation akribisch all die hinlänglich bekannten Fakten nach, beleuchtet eindrucksvoll die verstörenden Verflechtungen zwischen den beiden mächtigsten Präsidenten der Welt und offenbart jede Menge kriminelle Machenschaften, Geldgier, scheinheilige Moral und skrupellose Intrigen. Sehr mitreißend präsentiert uns der Autor seine äußerst vielschichtige Geschichte, die allerdings aufgrund der vielen Fakten nicht einfach zu lesen ist und erst spät an Fahrt aufnimmt. Sehr gelungen sind die rasanten, unterhaltsamen Dialoge zwischen den Protagonisten, die für viel Dynamik sorgen. Gemeinsam mit dem Protagonisten Ilja begreifen wir erst allmählich, wie sehr man bereits Teil eines perfiden Spiels der Machteliten, Geheimdienste und Oligarchen ist und mitten in einem clever lancierten Informationskrieg kaum noch zwischen Fakten, Fiktion und Manipulation unterscheiden kann.

FAZIT
Kein temporeicher Geheimdienst-Thriller sondern ein äußerst fesselnder Roman!
Mich hat diese beklemmende, verstörende und aufrüttelnde Geschichte um Lügen, Wahrheit und Verschwörungstheorien einfach nicht mehr losgelassen…

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Fesselnder, großartig erzählter Roman rund um die Wiesn

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem ...

INHALT
Im bunten Zauber des berühmtesten Volksfestes der Welt kämpfen zwei Frauen in Zeiten der Umwälzung um Aufstieg, Anerkennung und Liebe. Der große Frauenroman zum größten Fest der Welt. In diesem Jahr gehen wir mit dem großen ARD-Mehrteiler »Oktoberfest 1900« auf die Wiesn und feiern ein mitreißendes Lesefest mit diesem Roman.

München, 1900: Dass sie ein einfaches Schankmädchen war, muss Colina verheimlichen. Denn jetzt ist sie aufgestiegen zur Gouvernante der jungen, eigenwilligen Clara. Deren Vater, der Brauereimagnat Prank, strebt nach Macht und Einfluss auf dem Oktoberfest. Auch Claras Verheiratung soll dabei helfen. Aber Clara will sich seinen Befehlen nicht unterordnen. Trotz Colinas Warnung flieht sie von zu Hause. Der Skandal droht alles zu zerstören. Doch dann entwickelt Colina mitten im Glanz und Getriebe des Oktoberfestes einen gewagten Plan: für sich und Clara will sie eine neue Chance aufs Glück erkämpfen.

(Quelle: FISCHER Krüger - Erscheinungsdatum: 26.08.2020 - ISBN: 9783810500571)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis“ aus der Feder der deutschen Autorin Petra Grill basiert auf den Drehbüchern zur gleichnamigen, sechsteiligen TV-Serie, die Mitte September 2020 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Ausgehend von der Handlung des Brauerei-Epos und den darin vorkommenden Figuren hat die Autorin jedoch eine fesselnde, hochinteressante und vielschichtige Geschichte entworfen, die weit über eine reine Nacherzählung der Film-Story hinausgeht und weitere interessante Charaktere in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt.
Angesiedelt vor dem historischen Hintergrund des Münchner Oktoberfests von 1900 und dem gnadenlosen Konkurrenzkampf im zunehmend profitorientierten Biergeschäft entspinnt sich eine abwechslungs- und facettenreiche Kriminalgeschichte mit tollem Zeit- und Lokalkolorit, die mich rasch in ihren Bann gezogen hat.
Gekonnt nimmt die Autorin den Leser mit auf eine aufregende Zeitreise nach München in die Hauptstadt des Königreiches Bayern zur Ära des Prinzregenten Luitpolds, einer aufblühenden Metropole im Wandel der Zeiten zwischen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand, althergebrachten Traditionen, bayerischer Gemütlichkeit und Szenetreff der Freigeister, Künstler und Literaten.
Die Autorin vermittelt mit ihren lebendigen und atmosphärisch dichten Beschreibungen ein sehr stimmiges Bild der damaligen Zeit und spannende, sehr authentische Einblicke in die Münchener Gesellschaft. So können wir mühelos eintauchen in das facettenreiche Alltagsleben Münchens und in die faszinierende Welt der Großbrauereien und Bierbarone. Sie nimmt uns mit zu den Künstlerkneipen der lebendigen Schwabinger Bohème, zum ausschweifenden Kocherlball im Englischen Garten, zu den düsteren Bierboazn und dem bunten Treiben auf der Wiesn.
Äußerst gelungen sind auch die Einblicke in das Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt, ihr Leben ohne Rechte und die bedrückende Abhängigkeit von Vater und Ehemann.
In den hervorragend recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen sind zudem interessante historische Details und Fakten eingestreut wie beispielsweise die „Völkerschau“ am Rande des Oktoberfests oder die historische Satirezeitung „Simplicissimus“ mit ihren legendären, respektlosen Karikaturen. Zudem begegnen wir auch einigen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie der unkonventionellen Lebenskünstlerin und „Skandal-Gräfin“ Fanny zu Reventlow oder dem geistesverwirrten König Otto von Bayern.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr abwechslungsreich und lebendig und lässt angenehm lesen. Durch gelegentliches Einflechten des bayerischen Dialekts in die Dialoge werden wir auch sprachlich gekonnt ins München um 1900 zurückversetzt.
Die vielschichtig angelegte Geschichte erleben wir in verschiedenen Handlungssträngen aus der personalen Erzählperspektive. Erzählt werden die Geschehnisse hauptsächlich aus den sich abwechselnden Sichtweisen der beiden sympathischen Hauptfiguren – dem einfachen, cleveren Schankmädchen Colina Kandl und dem jungen, etwas granteligen Oberwachtmeister Lorenz Aulehner.
Geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel und einige fiese Cliffhanger sorgen für viel Dynamik und lassen die Spannung sehr rasch ansteigen. Neben amüsanten Episoden sorgen auch etliche unerwartete Wendungen für Abwechslung.
Die Geschichte lebt neben den sehr bildhaft geschilderten Schauplätzen vor allem von ihren interessanten, vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind.
Äußerst gelungen sind die beiden sympathischen Gendarmen, Inspektor Eder und Oberwachtmeister Aulehner, die zwar gewissenhaft die Ordnungsmacht nach außen vertreten, aber oft auch nach ihrem eigenen Ermessen sehr mitfühlend und unkonventionell handeln. Insbesondere die Entwicklung des etwas steifen, überkorrekten Oberwachtmeister Lenz Aulehner mit seinen festgefahrenen Moralvorstellungen zu einem durchaus empathischen Menschen, der trotz allem Pflichtgefühl auch mal über seinen Schatten springen kann und Zivilcourage beweist, ist sehr glaubwürdig geschildert und hat mir hervorragend gefallen.
Sehr einfühlsam hat die Autorin auch die faszinierende, facettenreiche Protagonistin Colina Kandl gezeichnet, eine clevere, ehrgeizige und bisweilen auch gerissene Frau, die hofft, als Gouvernante endlich ihrem ärmlichen Milieu entkommen zu können und ihrer Zeit weit voraus ist. Als „Biermadl“, das nur von Trinkgeldern und gewissen „Gefälligkeiten“ leben kann, hat sie gelernt sich in der Männerwelt zu behaupten, mutig trotzt den vielen Widrigkeiten des Lebens und lässt sich als geborenes „Stehauf-Madl“ einfach nicht unterkriegen. Eine starke, rebellische und sympathische Frauenfigur, in die man sich hervorragend hineinversetzen kann und mit der man von Beginn an mitfiebert.

FAZIT
Ein fesselnder und facettenreicher historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeit- und Lokalkolorit und tollen, vielschichtigen Charakteren! Sehr lesenswert – auch wenn man die TV-Serie schon kennt!

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