Packender, düsterer Fantasy-Thriller – einfach “extra-ordinär”
Vicious - Das Böse in unsINHALT
Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie ...
INHALT
Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie genau, was sie tun. Sie planen das Experiment minutiös und haben Erfolg: Beide kommen verwandelt wieder ins Leben zurück. Eli entwickelt eine erstaunliche Regenerationskraft und wird praktisch unsterblich, Victor kann anderen Schmerz zufügen oder nehmen.
Was sie nicht unter Kontrolle haben, ist die Tragödie, die durch ihr Experiment ausgelöst wird. Denn Superkräfte allein machen keine Helden …
(Quelle: Fischer Tor)
MEINE MEINUNG
Mit „Vicious: Das Böse in uns“ ist nun der vielversprechende Auftakt einer faszinierenden, übernatürlichen Fantasy-Dilogie der Bestseller-Autorin V. E. Schwab erschienen, der im Original bereits 2013 veröffentlicht wurde.
Es ist ein äußerst fesselnder, düsterer und recht blutrünstiger Thriller, der für mich thematisch mal etwas wirklich Neuartiges zu bieten hatte.
In „Vicious“ setzt sich die Autorin mit dem aus Actionfilmen oft so glorifizierten Superhelden-Mythos auseinander und beleuchtet den Kampf zwischen Gut und Böse aus verschiedenen Blickwinkeln. So wird bald klar, dass es gar nicht so einfach ist, eine klare Abgrenzung zwischen Heldenhaftigkeit und Oberschurkentum zu ziehen und die Grenzen zwischen Gut und Böse oft fließend sind.
Äußerst glaubwürdig, bildgewaltig und atmosphärisch dicht beschwört Schwab ihre faszinierende Version der „realen“ Welt herauf, in der auch das „Über-Natürliche“ ganz selbstverständlich seinen Platz hat.
Schon die außergewöhnlich packende, düstere Atmosphäre auf dem Friedhof als Einstieg in die Geschichte konnte mich auf Anhieb in den Bann ziehen, denn die vielschichtigen Zusammenhänge offenbaren sich erst nach und nach. Die komplexe Handlung mit ihren stetigen Wechseln zwischen der gegenwärtigen und vergangenen Zeitebene, die uns an den verhängnisvollen Ereignissen vor etwa zehn Jahren teilhaben lässt, ist sehr geschickt angelegt und sorgt für zunehmende Spannung. Die jeweilige Perspektive hat Schwab durch Kapitelüberschriften gekennzeichnet, die Angaben zu Handlungsort und Zeit beinhalten, so dass man sie stets zuordnen kann und den Überblick behält. Die clever gesetzten Zeit- und Perspektivwechseln sorgen für einen perfekten Spannungsaufbau und viel Nervenkitzel. Häppchenweise erfahren wir in Rückblenden, was sich in der Vergangenheit zwischen den beiden Protagonisten Victor und Eli zugetragen hat und warum die ehemaligen Freunde einander derart hassen. Einem Countdown gleich nähern wir uns schrittweise dem nervenaufreibenden Finale, bei dem schließlich alle Handlungsfäden zusammenlaufen. Vorhersehbar ist der Handlungsverlauf zu keiner Zeit, und immer wieder gelingt es Schwab uns mit unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen.
Äußerst interessant und vielfältig hat Schwab auch ihre verschiedenen Charaktere mit ihren Hintergrundgeschichten und Eigenarten angelegt, so dass ihr Handeln insgesamt nachvollziehbar ist. Vor allem die kleine Sydney mit ihrem traurigen Schicksal habe ich bald ins Herz geschlossen.
Die beiden männlichen Protagonisten Victor und Eli hingegen sind zwar mit ihrem komplexen Charakter und ihren übernatürlichen Fähigkeiten sehr interessant aber alles andere als sympathisch – was sich bei dieser Geschichte aber nicht als störend erweist. Beide sind weder sympathischer Superheld noch skrupelloser Bösewicht, sondern tragen eine gute wie eine böse Seite voller Abgründe in sich. Sehr deutlich führen sie uns mit ihrem Handeln vor Augen, dass sich das Böse oft auch in vermeintlich guten Absichten verstecken kann bzw. es auf die individuelle Betrachtungsweise ankommt, mit der man seine Taten moralisch rechtfertigt. Schade, dass die Autorin ihre starken Protagonisten nicht noch mit etwas mehr Tiefgang versehen und ihre inneren Konflikte etwas eingehender herausgearbeitet hat.
Herausragend hingegen ist der bildreiche, atmosphärische und mitreißende Schreibstil von V.E. Schwab, der immer wieder gewürzt ist mit einem herrlichen schwarzen Humor. Aufgrund einiger brutaler Szenen ist das Buch jedoch nichts für allzu zart besaitete Leser.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es in dem zweiten Band der Dilogie „Vengeful“ weitergehen wird, denn auch nach dem Showdown ist die Geschichte zwischen Victor und Eli noch nicht zu Ende.
FAZIT
Ein faszinierender, sehr düsterer Fantasy-Thriller, der mich mit seiner originellen, clever komponierten Handlung und seinem tollen Schreibstil bestens unterhalten konnte. Sehr lesenswert – auch wenn mich die Protagonisten mich nicht völlig überzeugen konnten!