Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2020

Packender, düsterer Fantasy-Thriller – einfach “extra-ordinär”

Vicious - Das Böse in uns
0

INHALT
Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie ...

INHALT
Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie genau, was sie tun. Sie planen das Experiment minutiös und haben Erfolg: Beide kommen verwandelt wieder ins Leben zurück. Eli entwickelt eine erstaunliche Regenerationskraft und wird praktisch unsterblich, Victor kann anderen Schmerz zufügen oder nehmen.
Was sie nicht unter Kontrolle haben, ist die Tragödie, die durch ihr Experiment ausgelöst wird. Denn Superkräfte allein machen keine Helden …
(Quelle: Fischer Tor)
MEINE MEINUNG
Mit „Vicious: Das Böse in uns“ ist nun der vielversprechende Auftakt einer faszinierenden, übernatürlichen Fantasy-Dilogie der Bestseller-Autorin V. E. Schwab erschienen, der im Original bereits 2013 veröffentlicht wurde.
Es ist ein äußerst fesselnder, düsterer und recht blutrünstiger Thriller, der für mich thematisch mal etwas wirklich Neuartiges zu bieten hatte.
In „Vicious“ setzt sich die Autorin mit dem aus Actionfilmen oft so glorifizierten Superhelden-Mythos auseinander und beleuchtet den Kampf zwischen Gut und Böse aus verschiedenen Blickwinkeln. So wird bald klar, dass es gar nicht so einfach ist, eine klare Abgrenzung zwischen Heldenhaftigkeit und Oberschurkentum zu ziehen und die Grenzen zwischen Gut und Böse oft fließend sind.
Äußerst glaubwürdig, bildgewaltig und atmosphärisch dicht beschwört Schwab ihre faszinierende Version der „realen“ Welt herauf, in der auch das „Über-Natürliche“ ganz selbstverständlich seinen Platz hat.
Schon die außergewöhnlich packende, düstere Atmosphäre auf dem Friedhof als Einstieg in die Geschichte konnte mich auf Anhieb in den Bann ziehen, denn die vielschichtigen Zusammenhänge offenbaren sich erst nach und nach. Die komplexe Handlung mit ihren stetigen Wechseln zwischen der gegenwärtigen und vergangenen Zeitebene, die uns an den verhängnisvollen Ereignissen vor etwa zehn Jahren teilhaben lässt, ist sehr geschickt angelegt und sorgt für zunehmende Spannung. Die jeweilige Perspektive hat Schwab durch Kapitelüberschriften gekennzeichnet, die Angaben zu Handlungsort und Zeit beinhalten, so dass man sie stets zuordnen kann und den Überblick behält. Die clever gesetzten Zeit- und Perspektivwechseln sorgen für einen perfekten Spannungsaufbau und viel Nervenkitzel. Häppchenweise erfahren wir in Rückblenden, was sich in der Vergangenheit zwischen den beiden Protagonisten Victor und Eli zugetragen hat und warum die ehemaligen Freunde einander derart hassen. Einem Countdown gleich nähern wir uns schrittweise dem nervenaufreibenden Finale, bei dem schließlich alle Handlungsfäden zusammenlaufen. Vorhersehbar ist der Handlungsverlauf zu keiner Zeit, und immer wieder gelingt es Schwab uns mit unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen.
Äußerst interessant und vielfältig hat Schwab auch ihre verschiedenen Charaktere mit ihren Hintergrundgeschichten und Eigenarten angelegt, so dass ihr Handeln insgesamt nachvollziehbar ist. Vor allem die kleine Sydney mit ihrem traurigen Schicksal habe ich bald ins Herz geschlossen.
Die beiden männlichen Protagonisten Victor und Eli hingegen sind zwar mit ihrem komplexen Charakter und ihren übernatürlichen Fähigkeiten sehr interessant aber alles andere als sympathisch – was sich bei dieser Geschichte aber nicht als störend erweist. Beide sind weder sympathischer Superheld noch skrupelloser Bösewicht, sondern tragen eine gute wie eine böse Seite voller Abgründe in sich. Sehr deutlich führen sie uns mit ihrem Handeln vor Augen, dass sich das Böse oft auch in vermeintlich guten Absichten verstecken kann bzw. es auf die individuelle Betrachtungsweise ankommt, mit der man seine Taten moralisch rechtfertigt. Schade, dass die Autorin ihre starken Protagonisten nicht noch mit etwas mehr Tiefgang versehen und ihre inneren Konflikte etwas eingehender herausgearbeitet hat.
Herausragend hingegen ist der bildreiche, atmosphärische und mitreißende Schreibstil von V.E. Schwab, der immer wieder gewürzt ist mit einem herrlichen schwarzen Humor. Aufgrund einiger brutaler Szenen ist das Buch jedoch nichts für allzu zart besaitete Leser.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es in dem zweiten Band der Dilogie „Vengeful“ weitergehen wird, denn auch nach dem Showdown ist die Geschichte zwischen Victor und Eli noch nicht zu Ende.
FAZIT
Ein faszinierender, sehr düsterer Fantasy-Thriller, der mich mit seiner originellen, clever komponierten Handlung und seinem tollen Schreibstil bestens unterhalten konnte. Sehr lesenswert – auch wenn mich die Protagonisten mich nicht völlig überzeugen konnten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2020

Neuer packender Cold Case für Kommissar Wisting

Wisting und der fensterlose Raum
0

INHALT
William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen ...

INHALT
William Wisting bekommt einen äußerst heiklen Auftrag: Im idyllischen Wochenendhaus eines an Herzinfarkt plötzlich verstorbenen Spitzenpolitikers wurden Umzugskisten mit achtzig Millionen Kronen gefunden. Die Kisten standen im innersten, fensterlosen Raum des Hauses. Stammt das Geld etwa aus einem Raubüberfall, der fast zwanzig Jahre zurückliegt? Unterstützung bekommt Wisting von Adrian Stiller, der sich gerade mit dem ungeklärten Verschwinden des möglichen Täters befasst.

Doch wie gelangte das Geld in den Besitz des Politikers? Oder stammt es gar aus einer ganz anderen Quelle?

(Quelle: Piper Verlag)

MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt ist nun mit „Wisting und der fensterlose Raum“ der zweite Band der viel versprechenden, neuen Cold Case-Reihe des norwegischen Krimi-Autors Jørn Lier Horst herausgekommen.
Diesmal muss sich der norwegische Ermittler Wisting mit den mysteriösen Hinterlassenschaften des verstorbenen Spitzenpolitikers Bernard Clausen beschäftigen, die er in dessen Hütte in Pappkartons auffindet. Einbezogen in die Untersuchungen zu dem heiklen Fall, bei dem strenge Geheimhaltung und viel Fingerspitzengefühl vonnöten ist, werden lediglich Wistings Kollege Mortensen, seine Tochter Line, die als freiberufliche Journalistin arbeitet, und schließlich auch der Leiter der neuen EU-Einheit zu Cold Cases, der junge ambitionierte Kommissars Adrian Stiller.
Die clever konstruierte, mitreißende Handlung ist geschickt verwoben mit ungelösten Fällen und Ereignissen aus der Vergangenheit, gewinnt zusehends an Tiefe und nimmt allmählich immer mehr an Fahrt auf. Im Mittelpunkt dieses Krimis steht erneut die sehr authentisch wirkenden, oft kleinteiligen Ermittlungen des Teams mit all seinen Irrwegen und Trugschlüssen und zahlreichen Verdächtigen. So ist er bestens geeignet zum vielfältigen Kombinieren und Miträtseln. Man merkt deutlich, dass Jørn Lier Horst vom „Fach“ ist und seine langjährigen Erfahrungen als Kommissar in seinen hoch komplexen Fall mit eingearbeitet hat.
Geschickt lässt uns der Autor an der akribischen, clever angelegten Ermittlungsarbeit von Wistings kleinem Team teilhaben, bei der auch seine Tochter Line als investigative Journalistin eine tragende Rolle spielt und wichtige Hinweise zutage befördert. Faszinierend ist es mitzuerleben, wie sehr sich bisweilen die strategische Vorgehensweise der Polizei von den eher unkonventionellen Befragungsmethoden der Journalistin unterscheidet.
Die Geschichte lebt von den vielschichtig ausgearbeiteten, lebensnahen Charakteren der sympathischen Ermittlergruppe um Wisting, die mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen ist. Erneut hat mich vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung der sehr sympathischen Hauptfigur William Wisting mit seiner tiefgründigen Persönlichkeit und seiner einfühlsamen Seite als Familienmensch sehr überzeugen können. Es macht großen Spass mitzuverfolgen, wie er mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen aber dennoch mit dem notwendigen Biss und Durchblick bei seinen Ermittlungen in diesem schwierigen Fall vorgeht. Leider spielt der junge ambitionierte Stiller, der mit seiner gänzlich anderen Vorgehensweise beim vorherigen Band ein faszinierender Gegenpart zu Wisting war, bei diesem Fall nur eine Nebenrolle.
Mit seinem mitreißenden Schreibstil, überraschenden Wendungen und geschickt gesetzten Szenenwechseln treibt der Autor seine packende Geschichte voran. Er lässt uns stets an neuen Ergebnissen der Untersuchungen und Befragungen teilhaben, zieht gekonnt den Spannungsbogen immer weiter an und lässt den Krimi schließlich in einem unglaublich fesselnden, hochdramatischen Showdown gipfeln. Die Auflösung des verwickelten Cold Case ist zwar überraschend, aber durchaus plausibel. Ganz zufriedenstellen konnten mich die Erklärungen für die psychologischen Hintergründe des Motivs allerdings nicht. Dies ist aber Mäkeln auf hohem Niveau, denn insgesamt konnte mich der neue Fall für Kommissar Wisting wieder sehr begeistern.
Ich freue ich schon sehr auf eine Fortsetzung mit dem sympathischen Ermittlungsteam um Wisting und bin schon sehr gespannt auf einen neuen Cold Case, bei dem hoffentlich auch Adrian Stiller wieder mehr zum Zuge kommt!

FAZIT
Eine gelungene Fortsetzung der neuen Cold-Case-Reihe rund um Kommissar Wisting mit einem sehr fesselnden, clever konstruierter Fall und einem sehr sympathischen Ermittlerteam!
Lesenswert – wenn auch etwas schwächer als der erste Band!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2019

Genialer, temporeicher und äußerst packender Thriller

In den Klauen des Falken
0

INHALT
Zack Herry erreicht die Stockholmer U-Bahn gerade noch rechtzeitig, um ein Selbstmordattentat zu verhindern. Doch ihm bleibt keine Zeit, die Motive der jungen Frau aufzudecken, denn ein Mord im ...

INHALT
Zack Herry erreicht die Stockholmer U-Bahn gerade noch rechtzeitig, um ein Selbstmordattentat zu verhindern. Doch ihm bleibt keine Zeit, die Motive der jungen Frau aufzudecken, denn ein Mord im Drogenmilieu verlangt erneut seinen vollen Einsatz. Das Opfer ist ein Kollege von Zack. Musste der Undercover-Polizist sterben, weil er zu viel wusste? Einen Moment zögert Zack Herry, bevor er die Selbstmordattentäterin in der Stockholmer U-Bahn stellt. Was treibt die junge Frau an, gibt es womöglich Verbindungen zum IS? Und warum sieht sie ihn so intensiv an, als wollte sie ihm eine Botschaft übermitteln? Der Sonderermittler hat allerdings keine Möglichkeit, sich lange mit dem Fall aufzuhalten, denn Zack wird auf den Mörder eines Polizisten angesetzt. Der stand kurz davor, einen bedeutenden Drogenring auszuheben, und die Vermutung liegt nahe, dass er deswegen gefoltert und umgebracht wurde. Zack beginnt im Drogenmilieu zu ermitteln, doch um tiefer vorzudringen, braucht er die Hilfe seines besten Freundes Abdula, der sich als Dealer einen Namen in der Szene gemacht hat. Doch können Zack und Abdula gegen einen der mächtigsten Drogenbosse der schwedischen Unterwelt bestehen?
(Quelle: Tropen Verlag)
MEINE MEINUNG
„In den Klauen des Falken“ ist bereits der 5. Band der schwedischen Krimi-Reihe um den jungen, charismatischen Stockholmer Ermittler Zack Herry. Verstärkung hat der Erfolgsautor Mons Kallentoft diesmal nicht in Markus Lutteman sondern in der Co-Autorin Anna Karolina gefunden, was man dem Schreibstil aber nicht anmerkt.
Dem Autorenduo ist erneut ein unglaublich packender Thriller gelungen, der alle typischen Komponenten für gute skandinavische Spannungsliteratur in sich vereint, und mich neben einer temporeichen, komplexen Handlung auch mit interessanten Charakteren begeistern konnte. Auch ohne die Vorgänger der Reihe zu kennen, kann man den neuesten Fall problemlos lesen, denn alle Fälle sind in sich abgeschlossen und zum besseren Verständnis wurden wichtige Hinweise zur Vorgeschichte von Zack, seinem alten Freund Abdula und seinen Kollegen geschickt in die Handlung eingebaut.
Der fulminante Auftakt der Geschichte mit den schockierenden Szenen eines blutrünstigen Terroranschlags in einer U-Bahnstation mit zahlreichen Todesopfern, dessen weitere Eskalation Zack durch sein beherztes Eingreifen verhindern kann, hat mich unglaublich aufgerüttelt und beschäftigt. Schon bald rückt der Fokus der Ermittler jedoch auf einen neuen, äußerst verwickelten Fall - den brutalen Mord an einem Kollegen, der mit verdeckten Ermittlungen an einem hochkarätigen Drogenboss beschäftigt war. Durch sehr kurze Kapitel und rasante Wechsel der Handlungsstränge baut sich schon bald enorme Spannung auf, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Die Autoren haben ihren Thriller äußerst abwechslungsreich, nervenaufreibend und mit sehr hohem Tempo gestaltet, so dass für ihren Protagonisten Zack Herry und uns Leser kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt. Perfekt passt hierzu auch der kurze, knackige Schreibstil. Neben den fesselnden Ermittlungen nehmen Einblicke in Zacks Privatleben großen Raum in der Geschichte ein. Äußerst geschickt legen die Autoren ein weitverzweigtes Netz an Spuren, Hinweisen und falschen Fährten, so dass man erst nach und nach die Zusammenhänge erahnen kann und die vielen, seltsam beziehungslosen Vorkommnisse zuordnen kann. Es dauert lange, bis man erkennt, dass sich Zack im Zentrum dieses genial gesponnenen Netzes befindet.
Der junge, ziemlich eigenwillige Protagonist Zack ist als ein sehr vielschichtiger, faszinierender Charakter angelegt, der seine inneren Dämonen inzwischen gut im Griff hat und sich voller Eifer in den neuen Fall stürzt. Mit seiner Loyalität zu seinem Jugendfreund und Dealer Abdula, seiner Fürsorglichkeit für das Nachbarmädchen Ester und sein großes Engagement im Job wirkt er aber sehr sympathisch und authentisch. Etwas glaubwürdig und zu dick aufgetragen empfand ich allerdings einige „Superhelden“-Attribute, die die Autoren ihm in einigen Grenzsituationen zugeschrieben haben. Sehr gut gefallen haben mir auch die übrigen Neben-Charaktere, vor allem die Mitglieder von Zacks recht ungewöhnlichen Ermittlerteams, die mit ihren Ecken und Kanten interessant ausgearbeitet sind und mit ihren Besonderheiten zur Abwendung einer großen Katastrophe für Stockholm und der Auflösung des Falls maßgeblich beigetragen haben.
Richtig packend wird die Handlung, als man zu ahnen beginnt, wie die vielen verwirrenden Details und neuen Entwicklungen mit dem Fall zusammenhängen und welches Motiv sich dahinter verbergen könnte. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen inklusive einiger riskanter Alleingänge gipfelt die Jagd nach dem Täter in einem rasanten Showdown, der an Dramatik kaum zu überbieten ist. Die Auflösung des komplexen Falls war insgesamt schlüssig und nachvollziehbar.
Nach dem unheilvollen Ausklang am Ende bin ich sehr gespannt, wie es im neuen Band weitergehen wird und ob nun endlich Zacks mysteriöse Herkunft und die Hintergründe für seine rätselhafte Familiengeschichte aufgelöst werden.
FAZIT
Ein temporeicher, äußerst packender Thriller mit einer hochkomplexen Geschichte. Eine herausragende Fortsetzung der Reihe um Stockholms jungen „Super-Helden“ Zack Herry!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2019

Solide Thriller-Unterhaltung

Draussen
0

INHALT
Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen ...

INHALT
Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht. Er lebt mit ihnen außerhalb der Gesellschaft, drillt sie mit aller Härte und duldet keinen Kontakt zu anderen. Cayenne sehnt sich nach einem normalen Alltag als Teenager. Doch sie ahnt nicht, dass sie alles, was Stephan ihr beigebracht hat, bald brauchen wird. Denn der Kampf ums Überleben hat schon begonnen. Und plötzlich steht er vor ihr: der Mann, der sie töten will.
(Quelle: Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit ihren humorvollen Allgäu-Krimis rund um ihren Kommissar Kluftinger mit Kult-Status begeistern die Bestsellerautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr Millionen von Lesern. Nun versucht sich das erfolgsverwöhnte Autorenduo in einem neuen Genre und hat mit ihrem neuen Werk „Draußen“ einen packenden, action-reichen Thriller vorgelegt, der uns in ein recht düsteres Szenario eines „near future“- Thrillers entführt.
Im Mittelpunkt steht der Teenager Cayenne, die mit ihrem jüngeren Bruder Joshua und ihrem Ziehvater Stefan abseits der Zivilisation im Wald lebt und sich mit extremem Survivaltraining auf eine Bedrohung vorbereitet, bis sie plötzlich bei einem brutalen Angriff ums nackte Überleben kämpfen muss.
Nach einem äußerst fesselnden Prolog, der wirklich unter die Haut geht, entwickelt sich die Handlung sehr spannend und temporeich. In zwei in der Gegenwart angesiedelten Handlungssträngen erhalten wir zum einen Einblicke in die Prepper-Szene, die sich in einem brandenburgischen Waldgebiet mit ihrem Überlebenstraining auf den Zusammenbruch der Zivilisation vorbereitet, und lernen Stephan mit den beiden Teenagern Cayenne und Joshua und ihre seltsamen Lebensumstände besser kennen, und verfolgen zum anderen die manipulative Arbeit des erfolgsverwöhnten, skrupellosen Lobbyisten der Energiewirtschaft Jürgen Wagner und Politiker in Berlin. Der dritte Erzählstrang besteht aus zurückblickenden Tagebucheinträgen eines Unbekannten, der über seine Erlebnisse bei der Fremdenlegion berichtet. Die Autoren verstehen es mit geschickt gesetzten Szenenwechseln, viel Action und brutalen Kampfszenen die Handlung voranzutreiben und den Spannungsbogen immer weiter zu spannen. Die Hintergründe für das Leben der Drei im Verborgenen, Stephans permanente Angst vor Verfolgern und sein undurchsichtiges Verhalten bleiben lange Zeit im Dunkeln, doch lassen sich nach und nach einige Zusammenhänge ableiten. Geschickt führen die Autoren die verschiedenen Handlungsstränge nach einigen überraschenden Wendungen immer weiter zusammen und lassen die Geschichte mit viel Thrill in einem fulminanten, nervenaufreibenden Showdown enden.
Bestimmte Handlungstwists wirkten auf mich allerdings etwas sehr konstruiert und sogar unlogisch. Die Hauptfiguren sind für meinen Geschmack insgesamt leider zu eindimensional ausgearbeitet, so dass ich ihre Motive wenig nachvollziehen konnte und ihre emotionalen Reaktionen bisweilen wenig glaubwürdig erscheinen. Schade, dass die Charakterzeichung hier auf Kosten der actiondominierten Handlung und des spektakulären Settings etwas vernachlässigt wurde.
FAZIT
Ein fesselnder, actionreicher und brutaler Thriller mit einem interessanten, sehr düsteren Setting, der zwar solide Unterhaltung bietet mich aber nicht völlig überzeugen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2019

Fesselnder Cold Case für den brillanten Kommissar Wisting

Wisting und der Tag der Vermissten
0

INHALT
Seit 24 Jahren hat Kommissar William Wisting ein Ritual: Am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen nimmt er sich die Fallakten erneut vor. Dieser Cold Case lässt ihm einfach keine Ruhe. ...

INHALT
Seit 24 Jahren hat Kommissar William Wisting ein Ritual: Am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen nimmt er sich die Fallakten erneut vor. Dieser Cold Case lässt ihm einfach keine Ruhe. Jedes Jahr trifft er zudem Martin Haugen, den Ehemann der Vermissten und damaligen Hauptverdächtigen, dem nie eine Schuld nachgewiesen werden konnte. Doch dieses Jahr sind zwei Dinge anders: Aus Oslo reist Adrian Stiller an, der in einem anderen Fall über die Fingerabdrücke von Martin Haugen gestolpert ist. Und als Wisting Haugen wie immer treffen will, ist dieser spurlos verschwunden.
(Quelle: Piper Verlag)
MEINE MEINUNG
Vom norwegischen Krimi-Autor Jørn Lier Horst sind inzwischen einige Fälle mit Kommissar William Wisting auf Deutsch erschienen. „Wisting und der Tag der Vermissten“ stellt nun den äußerst viel versprechenden Auftakt einer neuen Cold-Case-Reihe rund um Kommissar Wisting dar und beschäftigt sich mit dem mysteriösen Vermisstenfall um Katharina Haugen, der auch nach mehr als 20 Jahren nicht aufgeklärt werden konnte. Während die Handlung sehr gemächlich anläuft und wir durch Wistings Aktenstudium schrittweise immer mehr Details und Hintergründe zum ungelösten Vermisstenfall erfahren, nimmt die Geschichte mit dem Auftauchen des jungen ambitionierten Kommissars Adrian Stiller deutlich an Fahrt auf. Als Leiter der neuen EU-Einheit zu Cold Cases will er eine vielversprechende, neue Spur bei einem ebenfalls unaufgeklärten Entführungsfall weiterverfolgen, die ausgerechnet den Ehemann der Vermissten, Martin Haugen, ins Visier der Ermittler rückt. Geschickt lässt uns der Autor Einblick nehmen in die hochkomplexe und raffiniert angelegte Ermittlungsarbeit der Polizei, bei der auch Wistings Tochter Line als freiberufliche Journalistin eine wichtige Rolle spielen soll, um den mutmaßlichen Täter aus der Reserve zu locken. Es entspinnt sich ein klassischer Ermittlungskrimi bei dem die akribische Polizeiarbeit im Mittelpunkt steht, der aber auch ohne große Action durch seine psychologische Dichte und große Authentizität zu fesseln weiß. Man merkt deutlich, dass der Autor vom „Fach“ ist und lange Jahre als Kommissar gearbeitet hat.
Äußerst überzeugend hat der Autor seine vielschichtig und lebensnah ausgearbeiteten Charaktere angelegt. Insbesondere die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung seiner sympathischen Hauptfigur William Wisting ist äußerst gelungen, und seine tiefgründige Persönlichkeit mit all seinen Ecken und Kanten hat mich sehr fasziniert.
Der Krimi lebt zudem von den sehr interessanten Gegensätzen der beiden Ermittler und ihren strategischen Vorgehensweisen – dem alten Hasen Wisting, der penibel, bedächtig und mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen seine Ermittlungen vorantreibt, während der junge ambitonierte Stiller mit gezielten Provokationen und spektakulären Manövern schnell zum Erfolg kommen möchte.
Mit seinem mitreißenden Schreibstil und clever gesetzten Szenenwechseln treibt der Autor seine Geschichte voran, so dass sie niemals langatmig wirkt. Er lässt uns hautnah an den unterschiedlichen Entwicklungen im Fall teilhaben, zieht den Spannungsbogen immer weiter an und führt uns so geschickt auf die sehr schlüssige Auflösung des verwickelten Cold Case hin.
FAZIT
Ein eher ruhiger, aber sehr fesselnder Krimi, der mich mit seinen interessanten Charakteren und dem komplexen Fall bestens unterhalten Konnte. Ein äußerst gelungener Auftakt der neuen Cold-Case-Reihe rund um Kommissar Wisting!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere