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Veröffentlicht am 08.06.2022

Informativer Ratgeber zum Thema Selbstversorgung

Selbstversorgung
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MEINE MEINUNG
Selbstversorgung – ein Schlagwort, das inzwischen in aller Munde ist und einfach toll klingt!
Doch ist es nicht eher eine abenteuerliche Vorstellung, sich heutzutage selbst versorgen zu wollen?
Die ...

MEINE MEINUNG
Selbstversorgung – ein Schlagwort, das inzwischen in aller Munde ist und einfach toll klingt!
Doch ist es nicht eher eine abenteuerliche Vorstellung, sich heutzutage selbst versorgen zu wollen?
Die leidenschaftliche Gärtnerin und bekannte Bloggerin rund um das Thema Selbstversorgung Marie Diederich hat vor einigen Jahren ihren Traum verwirklicht und über ihre eigenen vielfältigen Erfahrungen nun ein hochmotivierendes und sehr unterhaltsam geschriebenes Buch verfasst.
„Selbstversorgung“ lautet der schlichte Titel ihres informativen Ratgebers, der den wundervollen Untertitel „Dein eigenes Gemüse anbauen, mit Hühnern kuscheln, in selbstgebackenes Brot beißen“ trägt und beim Löwenzahn Verlag erschienen ist.
In dem interessanten Vorwort „Von Gemüsebeeten, Ziegen und Einmachgläsern“ erzählt uns die sympathische Autorin über ihren Weg ins einfache Leben und verrät uns, dass viele verschiedene Wege zur Selbstversorgung führen können. Die Umsetzung ist eigentlich gar nicht so schwer, denn hat man für sich erst einmal die eigenen Ziele gesteckt und die persönlichen Möglichkeiten ausgelotet, sollte man sich einfach mutig auf das Abenteuer Selbstversorgung einlassen und durchstarten. Nicht Perfektionismus ist hier angesagt, sondern das Auswählen des geeigneten Lieblingswegs, um die seine individuellen Vorstellungen umzusetzen.
Letztlich geht es nicht nur darum „sich selbst zu versorgen, es beutet vor allem: sich selbst und das Leben neu zu entdecken und einen neuen Bezug zur Natur zu erlangen.“
Mit dieser tollen, hochmotivierenden Einführung gelingt es Marie Diederich hervorragend, uns gewissermaßen an die Hand zu nehmen und uns aufzuzeigen, wie ein Leben als Selbstversorger für „Neulinge“ aussehen könnte.
Wie dann aber die eigene bunte Selbstversorger*innen-Welt aussieht - ob man sich in kleinen Schritten an den eigenen Gemüseanbau herantastet oder gleich zum ultimativen Selbstversorger wird – das sollte jeder je nach Zeitbudget und verfügbarer Fläche selbst entscheiden.
Dieses umfangreiche und hochinformative Buch macht einfach riesige Lust darauf, Selbstversorgung für sich zu entdecken. Dank des lebendigen, humorvollen Schreibstils kann man es kaum noch aus der Hand legen und möchte am liebsten gleich loslegen.
Sehr anschaulich und mit viel Enthusiasmus erzählt uns die sympathische Autorin auch immer wieder über ihre eigenen Erfahrungen und lässt uns an ihrem spannenden Selbstversorger-Leben teilhaben.
Das ausführliche Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Überblick über die vielen behandelten Themengebiete wie zum Beispiel Anlage des Gemüsegartens, Voranzucht der Jungpflanzen und Samenvermehrung, Kompost und Mulchen, aber auch Tierhaltung und natürlich die Verwertung und Lagerung der Ernte.
In den einzelnen Kapiteln führt uns Marie Diederich detailliert an jedes Thema heran. Ob nun zum Thema Gemüseanbau, Backen von eigenem ofenfrischen Knusperbrot, Einmachen und Fermentieren von Pflaumen und Gurken oder Einkochen von Marmelade aus selbst geerntetem Obst für die Vorratsregale oder sogar die eigene Tierhaltung (falls man Lust auf emsige Bienen, gackernde Hühnern, freche Ziegen oder kuschelige Schafe hat!) – zu allem finden sich viele tolle Anregungen, nützliche Hinweise für ein erfolgreiches Gärtnern und interessantes Praxiswissen rund um die Selbstversorgung.
Sehr gelungen sind auch die über 40 ausführlichen, sehr übersichtlich gestalteten Pflanzenporträts zu beispielsweise Tomaten, Paprika, Kürbis, verschiedenen Kohlsorten, Kartoffeln oder diversen Kräutern. Hier gibt es jede Menge hilfreiche Ratschläge zur Pflege, Ernte und Vermehrung, so dass man sich in Ruhe seine Lieblingspflanzen für die Selbstversorger-Beete aussuchen und seine Gartenarbeit im Jahreslauf planen kann.
Ansprechende, gut verständliche, flott und unterhaltsam verfasste Texte und vor allem die vielen, stimmungsvollen Farbfotos, die mit schönen Impressionen und interessanten Details den Text illustrieren, sowie die witzigen Schnappschüsse mit der Autorin sorgen dafür, dass man das Buch immer wieder gerne durchblättert und darin stöbert.
Abgerundet wird das rundum gelungene, inspirierende Buch mit einem Anhang, in dem man ein Glossar, ein umfangreiches Register, weiterführenden Literaturtipps und einem Hinweis auf Bezugsquellen findet.

FAZIT
Ein umfangreicher und informativer Ratgeber rund um das Thema Selbstversorgung – unterhaltsam und verständlich geschrieben und sehr ansprechend gestaltet!
Empfehlenswert für alle, die sich ins Selbstversorgungsabenteuer stürzen wollen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Gelungener Ratgeber mit geballtem Wildkräuterwissen

Kruut - Wildpflanzen im Alltag
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MEINE MEINUNG
„Kruut - Wildpflanzen im Alltag“ ist der Titel eines äußerst informativen Ratgebers von den beiden Wildpflanzen-Experten Annika Krause und Thorben Stieler, der kürzlich im Kosmos Verlag erschienen ...

MEINE MEINUNG
„Kruut - Wildpflanzen im Alltag“ ist der Titel eines äußerst informativen Ratgebers von den beiden Wildpflanzen-Experten Annika Krause und Thorben Stieler, der kürzlich im Kosmos Verlag erschienen ist und sich mit der faszinierenden Welt der Wildpflanzen und Heilkräuter befasst.
„KRUUT“ – das plattdeutsche Wort für Kraut – beschreibt laut Autoren ein Lebensgefühl im Einklang mit der Natur. Und so nennt sich auch die Wildkräuterfirma der beiden Autoren, mit der sie das unschätzbare Potential der Wildkräuter in unseren modernen Alltag zurückbringen wollen. Die verwendeten, heimischen Rezepturen basieren auf uraltem bewährtem Wissen der Pflanzenheilkunde und sollen so vor dem Vergessenwerden bewahrt werden. Eine wirklich tolle Mission!
In ihrem interessanten Buch nehmen uns die beiden Wildpflanzen-Experten mit auf eine sehr lehrreiche Entdeckungsreise hinaus in die wilde Natur vor unserer Haustür und präsentieren die aufregende, alltagsnahe und ästhetische Welt der Wildpflanzen und Heilkräuter in ihrer ganzen Bandbreite. Dabei zeigen sie uns auch, wie wir die Bräuche unserer Ahnen in unser modernes Leben einbinden können.
Im kurzen, einleitenden Kapitel „Willkommen in der wilden Welt.“ erläutern die beiden Autoren das spannende Konzept ihres Ratgebers und haben mich sehr neugierig auf ihren wundervoll inspirierenden „Kräuterkurs für Gesundheit, Kulinarik und Spirit im Alltag“ gemacht. Auch Fragen zu den wichtigen Basics wie beispielsweise zum sinnvollen Sammeln, zu Hintergründen der Kräuterheilkunde oder zur Machbarkeit des Kräuter-DIY vor allem in der Stadt werden beantwortet.
Ihre Begeisterung für die Wildpflanzenwelt, wilde Genüsse vom Wegesrand und einen Natur-Lifestyle ist wirklich ansteckend, so dass man sofort hochmotiviert loslegen möchte! Dank des mitreißenden und unterhaltsamen Schreibstils lässt man sich gerne auf einen persönlichen Kräuterspaziergang in das Wildpflanzenjahr mitnehmen.
Ein Blick in das ansprechend gestaltete Inhaltsverzeichnis macht deutlich, wie vielfältig die behandelten Themenbereiche sind. Sehr übersichtlich ist das Wildpflanzenjahr nach dem jahreszeitlichen Verlauf entsprechend dem uralten Rhythmus der Wildpflanzen untergliedert.
· Willkommen in der wilden Welt.
· Frühling. Die Zeit des Erwachens.
· Sommer. In der vollen Kraft.
· Herbst. Zurück zu den Wurzeln.
· Winter. Ruhe und Entschleunigung.
· So können wir die Natur schützen.
Jedes Kapitel beginnt mit einer Einstimmung in die Jahreszeit und Einführung in die Welt der Wildpflanzen, stellt die wichtigsten Zeigerpflanzen der Saison vor aber auch die Jahreskreisfeste.
Von interessanten Informationen zu Inhaltsstoffen, Heilkunde, Handwerk über Spiritualität und Mystik bis hin zu Vorschlägen zur Verwertung der jahreszeitlich nutzbaren Pflanzen, traditionelle Rezepturen für Heilanwendungen und natürlich abwechslungsreiche Rezepte für kulinarische Genüsse – in diesem wunderschön aufbereiteten Buch finden wir jede Menge geballtes Kräuterwissen, viele Anregungen, hilfreiche Hintergrundinformationen und jede Menge Praxistipps. Zum Ausklang finden sich am Ende eines jeden Kapitels alltagsnahe Impulse, die zum Mitmachen einladen und unseren ganz eigenen Zugang zu der wilden Welt anregen sollen.
Egal ob man nun Neuling oder sich schon besser auskennt - die genauen Erklärungen und Hinweise sind für alle interessierten Leser verständlich, gut nachvollziehbar und mühelos nachzumachen. Viele stimmungsvolle Fotos und tolle Schnappschüsse mit schönen Impressionen dienen zur Auflockerung des übersichtlich und abwechslungsreich gestalteten Textes. So nimmt man das Buch gerne zur Hand, lässt sich beim Durchblättern inspirieren und entdeckt immer wieder etwas Neues, was man ausprobieren könnte.
Die Autoren präsentieren insgesamt 30 „Wilde Schätze" in ausführlichen, hochinformativen Pflanzenporträts. Neben allerlei Wissenswertem rund um die Pflanzen werden auch ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise als Hausmittel, in interessanten Rezeptideen für schnelle Gerichte aus Knospen, Blättern und Wurzeln oder bei naturnahen Ritualen vorgestellt. In sehr natürlichen Fotos werden die jeweiligen Pflanzen in allen Einzelheiten gezeigt, so dass man sie auch als Anfänger gut erkennen kann.
Aber nicht nur Heilkräftiges aus bekannten Heilpflanzen wie Brennnessel, Kamille, Schafgarbe oder Beinwell, sondern auch die Verwendung als Färbepflanze wie die Goldrute oder der Klatschmohn werden ausführlich besprochen. Und natürlich finden sich auch tolle kulinarische Anregungen für die tägliche Ernährung aus „Unkräutern“ wie Giersch, Brennnessel oder Löwenzahn. für Speisen und Getränke wie beispielsweise
Auch erfahrene Kräuterfreunde können sich aus den zahlreichen Rezepten noch die ein oder andere Anregung holen, denn es ist wirklich erstaunlich, wie vielfältig der zusammengetragene Erfahrungsschatz ist.
Nach einem gelungenen Ausblick und einem Kurzportrait der Wildkräuterfirma KRUUT zum Ausklang des Buchs findet sich zur Abrundung am Ende noch ein ausführliches Register.

FAZIT
Ein inspirierendes, ansprechend gestaltetes Buch mit geballtem Wildkräuterwissen!
Empfehlenswert für alle, die einen informativer Ratgeber rund um die faszinierende Welt der Wildpflanzen und Heilkräuter suchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2022

Empfehlenswertes Naturbuch für die ganze Familie

Jetzt verstehe ich die Bäume
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MEINE MEINUNG
In seinem Kindersachbuch „Jetzt verstehe ich Bäume“ zeigt Umwelt- und Naturschützer, Grundschulpädagoge und Autor Roland Bock, dass es gar nicht so schwer ist, zu einem „kleinen“ Baumexperten ...

MEINE MEINUNG
In seinem Kindersachbuch „Jetzt verstehe ich Bäume“ zeigt Umwelt- und Naturschützer, Grundschulpädagoge und Autor Roland Bock, dass es gar nicht so schwer ist, zu einem „kleinen“ Baumexperten zu werden.
Mit diesem Baum-Buch lernen Kinder unsere typischen heimischen Baumarten auf ganz einfache Weise zu bestimmen und können so die 14 wichtigsten Laub- und Nadelbäume anhand eines charakteristischen Merkmals erkennen.
Durch die kindgerechte Aufbereitung des Sachwissens eignet es sich hervorragend für alle interessierten Kinder im Kindergarten- sowie Grundschulalter; die Altersempfehlung des Verlags ist für Kinder ab 6 Jahre angegeben.
Insgesamt werden zehn verschiedene heimische Laubbäume und vier Nadelbäume vorgestellt, die allesamt bildlich sehr anschaulich dargestellt werden.
Durch die Seiten des Sachbuchs begleiten uns nicht nur die beiden Kinder Valentina und Linus, sondern auch Siebenschläfer Pepe und Rehbock Paule, die als echte Waldbewohner einen kurzen Steckbrief zum Kennenlernen haben.
Durch die zahlreichen farbenfrohen Illustrationen von Johannes Reiner ist das Buch sehr ansprechend für die oben genannte Zielgruppe gestaltet. Auch die vielen gelungenen Fotos und witzigen, anschaulichen Zeichnungen sorgen für Abwechslung und untermalen den sehr verständlich gehaltenen Text hervorragend.
Auf jeder liebevoll gestalteten Doppelseite werden die Informationen zu jeweils einem Baum mit seinen speziellen Erkennungsmerkmalen kindgerecht erläutert. So wird zur leichten Unterscheidung der Laub- und Nadelbäume beispielsweise mal auf Blattformen, Früchte, die Rinde oder Knospen eingegangen, die sehr gut illustriert sind, sodass die typischen Merkmale der Bäume aber auch Unterschiede deutlich erkennbar und nicht mehr vergessen werden. Die gelungenen Abbildungen mit den unterschiedlichen Details laden zum genauen Betrachten, Entdecken und natürlich Einprägen ein. Auch erhalten wir zusätzliche Sachinformationen rund um die Bäume, den Wald und ihre Bewohner. Tolle weitere Anregungen, Tipps und Mitmachaufgaben beziehen die Kinder mit ihrem Forschergeist ein und lassen das Buch keinesfalls langweilig wirken. Zudem finden wir Beispiele dafür, wie man das Holz der Bäume nutzen kann, was alles Spannendes daraus hergestellt werden kann, aber auch interessante Geschichten zu den Bäumen.
Insgesamt wird den Kindern ein umfangreiches Wissen über Bäume vermittelt, aber auch ein allgemeines Verständnis für den Wald, die Waldtiere, deren Bedeutung für uns alle und die die hohe Schutzbedürftigkeit. Hier werden auch Erwachsene bisweilen das ein oder andere Wissenswerte neu erfahren oder dazulernen können.
Das Sachbuch beinhaltet außerdem am Ende ein tolles Quiz, bei dem die jungen Baumexperten ihr erworbenes Wissen ganz spielerisch unter Beweis stellen und das Gelernte nochmals festigen können.
Als besonderes Highlight sind hinten im Buch 14 herausnehmbare Baumkarten, auf denen nochmals das wichtigste Baumwissen in Kurzform zusammengestellt ist. Diese praktischen Sammelkarten für unterwegs können zum Bestimmen der einzelnen Baumarten bei Ausflügen in die Natur ganz einfach mitgenommen werden. Eine tolle Idee!

FAZIT
Ein wunderbares Kinder-Sachbuch über unsere wichtigsten heimischen Bäume, das mit seinem kindgerecht vermittelten Sachwissen und den gelungenen Illustrationen rundum überzeugt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2022

Fesselnder und äußerst wendungsreicher Politkrimi

Der Kreis
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MEINE MEINUNG
Nach dem fesselnden Auftakt „Die Krieger“ ist dem deutschen Drehbuchautor und Schriftsteller Martin Maurer mit seinem zweiten Band „Der Kreis“ ein hochbrisanter hervorragend recherchierter ...

MEINE MEINUNG
Nach dem fesselnden Auftakt „Die Krieger“ ist dem deutschen Drehbuchautor und Schriftsteller Martin Maurer mit seinem zweiten Band „Der Kreis“ ein hochbrisanter hervorragend recherchierter Politkrimi gelungen. Die packende Fortsetzung der Krimireihe rund um Kommissar Nick Marzek schließt fast nahtlos an den ersten Fall im Jahr 1984 an, ist in der Bayerischen Landeshauptstadt angesiedelt und spielt erneut vor einem realen zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Dieser Band lässt sich auch ohne Vorkenntnisse des Auftakts lesen, denn der Autor hat für das Verständnis wichtige Informationen geschickt in die Handlung eingebunden. Doch ist es meiner Meinung nach sinnvoller, die zurückliegenden Ermittlungen rund um die rechtsextreme Gruppe LUDWIG zu kennen und zudem viel fesselnder, die gesamten komplexen Entwicklungen von Beginn an mitzuverfolgen.
Schon der rätselhafte, düstere Einstieg sowie die atmosphärisch dichte, sehr plastische Schilderung des verheerenden Hagelschauers und dem nachfolgenden Ausnahmezustand in München haben mich auf Anhieb gefesselt und das Kopfkino anspringen lassen.
Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht der sympathische Hauptkommissar Nick Marzek von der Münchner Mordkommission, der mit einem brutalen Mordfall an zwei kroatischen Frauen, Mutter und Tochter, und dem mysteriösen Vermisstenfall des Ehemanns und Vaters mehr als gefordert ist. Die kniffligen Ermittlungen führen Marzek und seine Kollegen in die jugoslawische Gemeinde und in den Dunstkreis der terroristischen Vereinigung »kroatische Revolutionäre Bruderschaft«. Bald stoßen sie auch auf Hinweise, die auf Aktionen des jugoslawischen Geheimdienstes in der BRD hindeuten. Geschickt beleuchtet der Autor in diesem Zusammenhang die sehr unrühmliche Rolle der westlichen Geheimdienste in Jugoslawien, von der bis heute kaum etwas bekannt ist.
Doch nicht nur seine ungeklärte Beziehung zu Graziella stürzt Nick in ein kompliziertes Gefühlschaos, sondern auch die Erkenntnis, dass ihre Ermittlungsergebnisse zur Gruppe Ludwig und dem verheerenden Brandanschlag auf die Münchner „Sex“-Diskothek Liverpool widersprüchlich sind und einiges von höchster Stelle aktiv vertuscht wird, lässt ihm keine Ruhe mehr. Mit seinen hochbrisanten, hartnäckigen Nachforschungen bringt er sich, Graziella und ihren Sohn Matteo schließlich in höchste Gefahr. Längst ist er ins Visier einer mächtigen geheimen Gemeinschaft geraten, die weltweit im Hintergrund die Fäden zieht und sich nur ungern in ihre Karten schauen lässt.
Der Autor hat mit seinem sympathischen Protagonisten Nick Marzek einen faszinierenden, tiefgründigen Charakter geschaffen, der mit seinen Eigenarten und komplexen Gefühlsleben sehr lebensnah beschrieben ist. Sehr faszinierend ist es, Nicks innere Zerrissenheit und seine nagenden Zweifel an der Loyalität und Integrität seiner Polizei-Kollegen und insbesondere seines besten Freunds mitzuerleben.
Auch die lebendige, vielschichtige Charakterisierung von Nicks weiblichen Gegenpart - der cleveren Italienerin Graziella Altieri ist äußerst gelungen. Die eigentlich als Putzfrau in der Mordkommission arbeitende Graziella war als Dolmetscherin an Nicks Seite in die Ermittlungen in Norditalien eingebunden und ihm dort sehr nah gekommen. Neben ihrer temperamentvollen und hochkommunikativen Art lernen wir sie nun auch von einer höchst verletzlichen Seite kennen. Sie sorgt auch diesmal für einige überraschende Wendungen und viel Abwechslung.
Gekonnt baut Maurer mit parallel laufenden Handlungssträngen eine enorme Spannung auf.
Äußerst fesselnd ist es, die authentisch beschriebenen Nachforschungen zum aktuellen Fall mit den verwirrenden Details über die Opfer und Tathergang mit zu verfolgen. Auch wenn das ungewöhnliche und sehr eigenwillige Ermittlerduo Nick und Graziella diesmal erst spät zusammenfinden, sorgt dieser Nebenstrang rund um die neuen Rückschlüsse auf die Gruppe Ludwig und die mysteriösen Zusammenhänge für viel Nervenkitzel.
Geschickt verdichtet der Autor die spannende Handlung immer mehr, führt die verschiedenen Stränge nach etlichen überraschenden Wendungen zusammen und lässt die Geschichte schließlich in einem äußerst packenden und bestürzenden Finale gipfeln.
Der unheilvolle Ausklang der Geschichte lässt auf eine Fortsetzung der fesselnden Geschichte und ein Wiedersehen mit Nick und Graziella hoffen.

FAZIT
Ein fesselnder und äußerst wendungsreicher Krimi!
Erneut ist es Martin Maurer hervorragend gelungen, historisch verbürgte Fakten, aktuelle Insider-Tipps und reale Geschehnisse spannend aufzubereiten und zu einer mitreißenden, fiktiven Handlung zu verweben.
Sehr lesenswerte Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Ein faszinierendes Doppelporträt

Doppelporträt
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MEINE MEINUNG

In ihrem großartigen Roman „Doppelporträt“ mit dem Untertitel „Ein Roman über Agatha Christie und Oskar Kokoschka“ lässt die erfolgreiche schwedische Schriftstellerin Agneta Pleijel zwei ...

MEINE MEINUNG

In ihrem großartigen Roman „Doppelporträt“ mit dem Untertitel „Ein Roman über Agatha Christie und Oskar Kokoschka“ lässt die erfolgreiche schwedische Schriftstellerin Agneta Pleijel zwei bemerkenswerte Persönlichkeiten und Künstler aufeinandertreffen.
Hierbei handelt es sich um die weltberühmte britische Krimiautorin Agatha Christie und den österreichischen expressionistischen Maler Oskar Kokoschka, der sich in der Nachkriegszeit einen Namen als Porträtmaler gemacht hatte.
Neben dem einleitenden Einstieg besteht der recht kurz gehaltene Roman hauptsächlich aus den sechs Porträtsitzungen und einem gelungenen Epilog zum Ausklang. Beruhend auf wahren Begebenheiten entspinnt sich eine eher unspektakuläre, aber sehr faszinierende Geschichte, die mich durch die feinfühlig eingefangene Dynamik zwischen den beiden außergewöhnlichen Charakteren und seine zunehmende Intensität sehr begeistern konnte.
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, fiktive und biographische Anteile ausgewogen miteinander zu vermischen, so dass daraus ihr ganz eigenes, facettenreiches und stimmiges Porträt der beiden eigenwilligen Künstler entstanden ist.
Geschickt lässt uns die Autorin an den fiktiven Gesprächen während der Porträtsitzungen teilhaben und lässt die beiden außergewöhnlichen Künstlerseelen in den von ihr glaubhaft skizzierten Episoden lebendig werden.
Faszinierend ist es als stiller Beobachter mitzuerleben, wie sich die so gegensätzlichen Charaktere zunächst widerwillig aufeinander einlassen, sich allmählich zu öffnen beginnen, Gemeinsamkeiten entdecken und schließlich sogar persönliche Enttäuschungen, ihre Ängste und Leidenschaften preisgeben. So erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in ihre Gedankenwelt und bewegten Lebensgeschichten mit etlichen Höhen und Tiefen. Schrittweise lernen wir zwei hochinteressante, sensible Persönlichkeiten mit ihren Schwächen, Verletzlichkeiten und inneren Dämonen kennen.
In einigen höchst persönlichen Einlassungen lassen uns die beiden Charaktere schließlich auch an einigen schmerzvollen und nachhaltig prägenden Erlebnissen aus der Vergangenheit teilhaben. Darunter Details, die vielleicht vielen von uns noch nicht bekannt sind - wie beispielsweise Oskar Kokoschkas obsessiven Auswüchse in Bezug auf seine große Liebe zu Alma Mahler oder Agatha Christies eigene Sicht auf die Hintergründe für ihr mysteriöses elftägiges Verschwinden, das damals für großen Aufruhr in der Presse sorgte.
Mit ihrem einfühlsamen, prägnanten Erzählstil hat Agneta Pleijel ein vielschichtiges und faszinierendes Kammerspiel inszeniert. Sehr eindrücklich beleuchtet die Autorin zudem Fragestellungen rund um das Wesen der Kunst, ihren faszinierenden Entstehungsprozess, ihre biographische Prägung und regt insbesondere zum Nachdenken über die bemerkenswerten Menschen hinter der Kunst an.

FAZIT
Ein wundervoll stimmiges Porträt von zwei ausgesprochen faszinierenden Künstlerpersönlichkeiten – fesselnd, atmosphärisch dicht und sehr einfühlsam erzählt! Sehr empfehlenswert!

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