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Veröffentlicht am 16.05.2019

Fesselnder Rachefeldzug

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Inhalt
Was machst du, wenn dir alles genommen wird?
Faye und Jack sind das absolute Traumpaar. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxuriösen Apartment und sind ...

Inhalt
Was machst du, wenn dir alles genommen wird?
Faye und Jack sind das absolute Traumpaar. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxuriösen Apartment und sind umgeben von den Reichen und Schönen. Die gemeinsame Tochter Julienne ist die Krönung ihres Glücks.
Doch der Schein trügt. Fayes Leben dreht sich nur noch um den verzweifelten Versuch, Jack zu gefallen. Seine Verachtung ist in jeder seiner Gesten spürbar. Was verbirgt ihr einst liebevoller Mann vor ihr? Als Jack und Julienne von einem Bootstrip nicht zurückkehren und die Polizei eine Blutlache im Apartment entdeckt, fällt der Verdacht schnell auf Jack. Hat er seine eigene Tochter ermordet? Nichts in Fayes Leben ist mehr so, wie sie es kannte ...
(Quelle: List-Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuen Buch „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem“ hat die schwedische Bestsellerautorin Camilla Läckberg einen fesselnden Standalone-Band vorgelegt, der mich mit seinem cleveren Verwirrspiel und dem perfiden Rachefeldzug der Protagonistin Faye in seinen Bann ziehen konnte.
Auch wenn es sich bei ihrem Roman nicht wirklich um einen nervenaufreibenden Psychothriller handelt, hat Läckberg eine vielschichtige und sehr abgründige Geschichte verfasst, die einen nicht mehr loslässt.
Äußerst raffiniert ist die in drei unterschiedliche Teile untergliederte Handlung auf verschiedenen Zeitebenen angelegt, die geschickten Perspektivwechsel bauen zudem viel Spannung auf. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Hauptfigur Faye, die wir in unterschiedlichen Episoden ihres Lebens erleben und in immer wieder neuen Facetten kennenlernen: Die vermeintlich glücklich verheiratete Frau mit ihrer süßen Tochter Julienne und ein geschätztes Mitglied von Stockholms High Society – die junge, hochbegabte und sehr ehrgeizige Studentin Faye die ihre große Liebe und späteren Ehemann Jack kennenlernt – die frustrierte Vorzeigefrau und Mutter, die sich willenlos ihrem despotischen Ehemann unterordnet sowie immer wieder eingestreute unheilvolle Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend. Läckberg hat ihre faszinierende Protagonistin äußerst vielschichtig und mit einer interessanten charakterlichen Entwicklung ausgearbeitet. So erleben wie sie in erstaunlich unterschiedlichen Rollen während ihres Lebens und mit einer erschreckend dunklen Seite. Einige ihrer Verhaltensweisen empfand ich allerdings aufgrund ihrer persönlichen Vorgeschichte und ihrer Persönlichkeit als eher unglaubwürdig. Auch das von Läckberg in ihrem Roman gezeichnete, durchweg klischeebehaftete Männerbild hat mir wenig gut gefallen.
Trotz einiger Längen im Anfangsteil versteht es die Autorin, uns mit ihrem angenehmen, mitreißenden Schreibstil in Atem zu halten. Eine abrupte Wendung nimmt die Handlung, als Faye von ihrem untreuen Mann auf die Straße gesetzt wird und nicht nur ihr Leben im „Goldenen Käfig“ verliert. Ab hier nimmt Fayes Geschichte enorm an Fahrt auf, und es bereitet einem ein besonderes Vergnügen zu verfolgen, wie sie sich auf ihre Talente besinnt und einen gnadenlosen Rachefeldzug in Angriff nimmt. Auch wenn sicherlich hierbei einige Entwicklungen wenig realistisch sein dürften, macht es dennoch großen Spaß ihre raffinierten Schachzüge und perfiden Intrigen mitzuverfolgen, die uns bis zum großen Finale in Atem halten. Geschickt lässt die Autorin die verschiedenen Handlungsstränge immer mehr zusammenlaufen, so dass sich schließlich auch der Kreis zum Beginn des Romans schließt. Sehr gelungen ist auch der für mich zwar nicht ganz so überraschende Ausklang, der Fayes Geschichte perfekt abrundet und ihr nochmals eine besondere Note verleiht.
FAZIT
Eine vielschichtige, fesselnde und sehr abgründige Geschichte, die mich trotz einiger Schwächen mit einem cleveren Verwirrspiel und raffinierten Rachefeldzug in ihren Bann ziehen konnte.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Enttäuschender Roman vor interessantem historischen Hintergrund

Die Blüten von Pigalle
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INHALT
Paris, 1945. Im Hotel Lutetia wird die Leiche eines Mannes gefunden, daneben die Druckplatte einer englischen Banknote. Gemeinsam mit Inspektor Jean Ricolet begibt sich die junge Kunststudentin ...

INHALT
Paris, 1945. Im Hotel Lutetia wird die Leiche eines Mannes gefunden, daneben die Druckplatte einer englischen Banknote. Gemeinsam mit Inspektor Jean Ricolet begibt sich die junge Kunststudentin Pauline Drucat auf die Spur dieses rätselhaften Mordfalls. Ihre Ermittlungen führen sie in die höchsten Kreise der Pariser Gesellschaft. Doch dort gibt es jemanden, der ihre Ermittlungen mit allen Mitteln zu sabotieren versucht. Dass er dabei vor nichts zurückschreckt, ahnen sie erst, als Pauline in Gefahr gerät ... 
(Quelle: Bastei Lübbe)

MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Die Blüten von Pigalle« von der deutschen Autorin Michelle Cordier ist bereits der zweite Band der in Paris angesiedelten Krimi-Reihe rund um den jungen Inspektor Jean Ricolet und seine Freundin, die Kunststudentin und ehemalige Résistance-Kämpferin Pauline Drucat. Auch ohne Vorkenntnisse aus dem Auftaktband "Die Toten von Paris" kann dieser Folgeband mit seinem in sich abgeschlossenen Kriminalfall problemlos gelesen werden, da immer wieder  Bezug auf Ereignisse im Vorgängerband genommen wird. Trotz des angenehmen, flüssigen Schreibstils, netten Pariser Flairs und interessanten, historischen Hintergrunds konnte mich der recht spannende Kriminalfall und seine Umsetzung leider nicht restlos überzeugen.
Mit ihrem zweiten Fall versetzt die Autorin den Leser ins Paris der Nachkriegszeit und vermittelt ein stimmiges Bild der damaligen Zustände nach der Befreiung durch die Alliierten und dem Ende der Naziherrschaft. Sehr anschaulich portraitiert die Autorin die Zustände in der Stadt, in der soziale Not, knapper Wohnraum und Kriminalität den Alltag der Bevölkerung bestimmen. Man bemüht sich, Normalität wiederherzustellen und durch das Aufspüren und die Verfolgung der Kollaborateure die problematische Vergangenheit mit den deutschen Besatzern aufzuarbeiten.
Gelungen ist der fesselnde und lebendig geschilderte Einstieg in den Kriminalfall, der den Leser mit einem geschichtsträchtigen Schauplatz als Tatort konfrontiert. Das berühmte Luxushotel Lutetia, ehemals Sitz des deutschen militärischen Geheimdienstes in Paris, ist Hauptanlaufstelle der Überlebenden der Deportationen und glücklichen Befreiten aus den deutschen Konzentrationslagern. Erschütternd ist auch die brutale Ermordung des gerade erst nach Paris zurückgekehrten jüdischen Opfers Camille, der vor seiner Deportation als Bankangestellter arbeitete und kurz vor der Hochzeit mit Paulines Freundin Eloise stand, in seinem Hotelzimmer. Die Ermittlungen in diesem mysteriösen Mordfall werden von Inspektor Jean Ricolet geleitet, der immer wieder von seiner Freundin Pauline unterstützt wird. Die Motive für die Tat sind undurchsichtig. Einige Hinweise lassen aber Camilles unglückliche Verstrickung in kriminelle Machenschaften oder gar die Beteiligung an einer Fälscher-Werkstatt von ausländischen Banknoten vermuten. Nach dem tollen Start gestalten sich die Ermittlungen dann aber trotz der vielfältigen Möglichkeiten zum Miträtseln und zahlreicher überraschender Wendungen recht behäbig, die Spannung flaut ab und die Handlung verliert zunehmend an Fahrt. Schade denn die vielschichtig gestaltete Krimihandlung und der spannende historischen Kontext hatten sehr viel Potential versprochen.Erst zum Ende hin gewinnt die Geschichte wieder an Tempo und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht. Die fesselnde Auflösung im dramatischen Showdown konnte mich wirklich überraschen. Die Erläuterungen zu den Beweggründen des Täters waren nachvollziehbar, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu simpel gestrickt wirkten.
Nicht sehr gut gelungen ist der Autorin allerdings die Zeichnung ihrer Figuren, die sehr blass wirkten und mir mit ihren Emotionen und Beweggründen oft unglaubwürdig und weitestgehend fern geblieben sind. Die Charaktere der beiden eigentlich sehr interessanten Protagonisten hätte ich mir sehr viel vielschichtiger und lebendiger ausgearbeitet gewünscht. Daher wirkte auch die Liebesgeschichte zwischen ihnen irgendwie aufgesetzt, kitschig und wenig stimmig.
Der historische Hintergrund zu diesem Fall mit vielen gut recherchierten Fakten hat mich sehr angesprochen und ist auch sehr anschaulich in der fiktiven Geschichte umgesetzt worden. Das interessante Pariser Zeitkolorit und spezielle Flair der Seine-Metropole wurden allerdings etwas zu oberflächlich eingefangen.

FAZIT
Ein solider, historischer Kriminalroman im Paris der Nachkriegszeit, der mich aber trotz interessanten, historischen Hintergrunds wegen der blassen Figuren und fehlendem Spannungsbogen nicht restlos überzeugen konnte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.04.2019

Gelungene Fortsetzung der Reihe um Friederike Matthée

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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INHALT
Köln, Juni 1947: Auf den arktischen Winter ist ein ungewöhnlich heißer Sommer gefolgt. Die Ernährungslage in der von Krieg und Hunger gezeichneten Stadt ist immer noch desolat. Friederike Matthée ...

INHALT
Köln, Juni 1947: Auf den arktischen Winter ist ein ungewöhnlich heißer Sommer gefolgt. Die Ernährungslage in der von Krieg und Hunger gezeichneten Stadt ist immer noch desolat. Friederike Matthée von der Weiblichen Kriminalpolizei ermittelt im Mordfall an einer früheren Kollegin. Die ehemalige Beamtin überwachte während des Nationalsozialismus die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Polizeilichen Jugendschutzlagern. Friederike überschreitet einmal mehr ihre Befugnisse, um den Fall aufzuklären.
Auch Lieutenant Richard Davies von der Royal Military Police wird in einem heiklen Fall nach Deutschland geschickt, so dass sich ihre Wege schließlich kreuzen. Doch die Ermittlungen rühren an Geschehnisse aus der Vergangenheit, die auch Friederike schmerzlich betreffen und die das Vertrauen zwischen ihr und Davies für immer zu zerstören drohen.
(Quelle: Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Der fesselnde, historische Kriminalroman »Der Hunger der Lebenden« von der deutschen Autorin Beate Sauer ist bereits der zweite Band der Reihe rund um die junge Friederike Matthée bei der Kölner Weiblichen Polizei, kann aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgängerband "Echo der Toten" problemlos gelesen werden. Dank des sehr angenehmen und flüssigen Schreibstils habe ich sehr schnell in die Geschichte hineingefunden.
Mit ihrem zweiten Fall versetzt die Autorin den Leser gekonnt ins Köln der Nachkriegszeit und vermittelt ein sehr stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zustände. Sehr anschaulich und facettenreich portraitiert die Autorin die ausgebombte Stadt unter britischer Besatzung, in der Hunger, Armut, knapper Wohnraum und Kriminalität den Alltag bestimmen, der Schwarzmarkt floriert und die notleidende Bevölkerung durch die unglaubliche Hitze eines Jahrhundertsommers in Atem gehalten wird. Für ein interessantes Lokalkolorit sorgen auch die sehr lebendig geschilderten Schauplätze im ländlich geprägten Bergischen Land. Die vielfältigen Einblicke in die Arbeit der Weiblichen Polizei in Köln und ihre Akzeptanz bei der Bevölkerung sind äußerst aufschlussreich und haben mir gut gefallen.
Geschickt lässt Sauer uns auch an der Stimmungslage der Menschen im besetzten Nachkriegsdeutschland teilhaben, die dem Wiederaufbau mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen und mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen haben.
Die spannende, geschickt in den historischen Kontext eingebettete Krimihandlung zieht den Leser rasch in ihren Bann und ist äußerst vielschichtig gestaltet. Die Ermittlungen zum grausamen Mord an der Hofbesitzerin und zudem der Leichenfund von drei britischen Soldaten, der auf ein Kriegsverbrechen hindeutet, bieten viele Ansatzpunkte zum Miträtseln. Zudem hält die Autorin zahlreiche überraschende Wendungen für uns bereit. Geschickt verwebt die Autorin die unterschiedlichen Handlungsstränge, verdichtet die beiden Fälle zu einer komplexen Geschichte und lässt schließlich alle Fäden zusammenlaufen. Die Auflösung ist zwar für meinen Geschmack etwas arg konstruiert, aber rundum schlüssig und nachvollziehbar.
Beate Sauer versteht es, die meisten ihrer Figuren, vielschichtig und lebensnah zu zeichnen. Hervorragend hat mir ihre sympathische weibliche Hauptfigur - die clevere, sympathische Friederike gefallen, die wir bei ihrer engagierten, nicht immer einfachen Ermittlungsarbeit begleiten. Der Mordfall stellt eine neue Herausforderung für sie dar und ihrer Intuition vertrauend überschreitet sie bald schon ihre Kompetenzen. Doch auch im privaten Bereich muss sie sich der Vergangenheit stellen und einige schwierige Entscheidungen treffen. Ebenfalls Richards Charakter mit seiner inneren Zerrissenheit hat mir gut gefallen, auch wenn er deutlich hinter Friederikes Part zurücktritt und mit seiner zurückhaltenden Art sehr unnahbar wirkt. Insgesamt hat die Autorin alle ihre Charaktere entsprechend ihrer Rollen ausreichend glaubwürdig und lebendig gezeichnet, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar waren.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es bald einen neuen Fall für Friederike Matthée – vielleicht sogar wieder in Zusammenarbeit mit Richard Davies gäbe.
Wie man dem ausführlichen Nachwort der Autorin entnehmen kann, ist der historische Hintergrund zu diesem Fall mit vielen interessanten Fakten von ihr hervorragend recherchiert worden und sehr gelungen und fesselnd in der fiktiven Geschichte umgesetzt worden. Am Ende des Krimis findet sich zum besseren Überblick auch noch ein Personenverzeichnis mit entsprechender Kurzbeschreibung.
FAZIT
Ein spannender und unterhaltsamer historischer Kriminalroman mit einer sympathischen Ermittlerin im Kölner Nachkriegsdeutschland und einem stimmig eingefangenen Zeitkolorit!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Sehr be“swingt“er, origineller Roman

Murder Swing
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INHALT
London, heute: Er ist ein Plattensammler, ein Spezialist für äußerst seltene LPs, die er kauft und verkauft. Die Jobbeschreibung auf seiner Visitenkarte lautet: ›Vinyl-Detektiv‹. Und manche Leute ...

INHALT
London, heute: Er ist ein Plattensammler, ein Spezialist für äußerst seltene LPs, die er kauft und verkauft. Die Jobbeschreibung auf seiner Visitenkarte lautet: ›Vinyl-Detektiv‹. Und manche Leute nehmen das ganz wörtlich – so wie die geheimnisvolle Nevada Warren, die ihn für eine Unsumme anheuert, um für einen anonymen Auftraggeber eine bestimmte LP zu finden, die zu der schmalen Produktion eines winzigen kalifornischen Jazz-Labels gehört, das in den 1950ern nur ein Jahr existierte.
Bald häufen sich seltsame Todesfällen, die allesamt mit dieser Platte zu tun haben könnten. Aber was könnte auf ihr zu hören sein, was sie so ungemein wertvoll macht? Und was hat einer der mächtigsten Konzerne der weltweiten Unterhaltungsindustrie damit zu tun?
Zu allem Überfluss hat unser Detektiv bald auch noch die »Aryian Twins« Heinz und Heidi an der Hacke, zwei ziemlich extravagante Killer …
(Quelle: Suhrkamp Verlag)

MEINE MEINUNG
Der ziemlich außergewöhnliche Spannungsroman “Murder swing” von dem britischen Schriftsteller und Drehbuchautor Andrew Cartmel ist der gelungene Auftakt seiner brandneuen Serie rund um den selbsternannten ›Vinyl-Detektiven‹, der als großer Musikkenner und Plattensammler ein besonderes Geschick darin hat, äußert seltene Schallplatten aufzuspüren.
Sehr schön stimmt das Cover mit den schwarzen, James Bond-mäßigen Silhouetten und die große schwarze Schallplatte im Vordergrund auf die originelle, etwas mysteriöse Geschichte ein, in der sich alles um Musik, rare Schallplattenausgaben, geheimnisvolle Frauen, viel Jazz-Geschichte sowie rätselhafte Unglücke und Todesfälle dreht. Dabei handelt es sich aber nicht um einen packenden Thriller im eigentlichen Sinne, sondern die etwas abgedrehte Handlung entwickelt sich bald zu einem rasant-abenteuerlichen, höchst amüsanten und sehr unterhaltsamen Lesevergnügen. Mit einem lockeren, mitreißenden Schreibstil, äußerst witzigen Dialogen und seinem tollen britischen Humor ist es Cartmel mühelos gelungen, mich von Beginn an zu fesseln, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Trotz der manchmal ausschweifenden Ausführungen zu klangtechnischen Details, der komplexen Historie des Jazz, zur Schallplattenindustrie und Hintergrundinformationen für wirkliche Platten-Freaks habe ich diese selten als langweilig oder überzogen empfunden, habe mich von der Begeisterung anstecken lassen und viel Interessantes und Lehrreiches über diese ganz spezielle Welt und die faszinierende Vinyl-Szene mitnehmen können.
Cartmels Geschichte lebt vor allem von seiner sehr skurrilen, aber liebenswerten Hauptfigur und Ich-Erzähler, der sehr vielschichtig und lebendig gezeichnet ist, aber erstaunlicher Weise in der ganzen Geschichte kein einziges Mal namentlich erwähnt wird. Der junge Londoner ist ein absoluter Jazz-Kenner, Plattenfreak und Katzenliebhaber, der sich mit den kärglichen Einnahmen als Vinyl-Detektiv immer gerade so über Wasser hält. Der sehr sympathische Nerd sorgt für so manches Mal mit seiner erfrischend verpeilten, aber sehr gewitzten Art für überraschende Episoden und humorvolle Pointen. Sehr interessant ist auch sein weibliches Pendant, die verführerische, geheimnisvolle Nevada, die unseren Vinyl-Detektiv bei seinem schwierigen Auftrag und ihrer turbulenten Jagd auf die verloren geglaubte Aufnahme tatkräftig unterstützt, und mir mit ihren verschrobenen Eigenheiten nach und nach immer mehr ans Herz gewachsen ist. Auch bei den Nebenfiguren hat sich Cartmel eine gelungene Mischung an originellen und skurrilen Charakteren einfallen lassen, die für jede Menge Abwechslung, Unterhaltung und sehr amüsante Episoden sorgen, wie Tinkler, der permanent kiffende, audiophile Freund oder die kahlgeschorene, farbige Taxifahrerin Clean Head.
Inspiriert von der zweiseitigen Unterteilung bei Schallplatten hat Cartmel seinen Roman ebenfalls in eine A-Seite, die das populäre Hauptstück besitzt, und einer B-Seite, die ein eher unbekanntes und oft ergänzendes Stück zur A-Seite enthält, gegliedert. So beinhaltet die A-Seite mit der fesselnden, gefährlichen Jagd nach der extrem seltenen Jazz-Platte eine in sich abgeschlossene Geschichte, während die wesentlich kürzere B-Seite, den Faden zur A-Seite erneut aufnimmt und uns Cartmel nach Los Angeles mitnimmt auf eine ereignisreiche Suche zu den noch fehlenden Hintergrundinformationen der im ersten Teil aufgedeckten Besonderheiten der gesuchten Schallplatte. Auch wenn ich die Idee von A- und B-Seite sehr gelungen finde, hätte mir eine Verdichtung der beiden Geschichten besser gefallen. Zudem waren das Rätsel und dessen Auflösung zu konstruiert und unglaubwürdig.
Dennoch freue ich mich schon auf eine Fortsetzung mit den zwei liebgewonnenen Charakteren und mancher interessanter Nebenfigur, und bin sehr gespannt auf den zweiten Fall für den sympathischen Vinyldetektiv!

FAZIT
Ein sehr humorvoller, origineller Spannungsroman mit einem etwas verpeilten, aber liebenswerten Helden - eine abenteuerliche Reise in die Welt des Jazz und Vinyls - rasant, abgedreht und sehr unterhaltsam!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Interessanter Science Fiction-Roman

Die Reinsten
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INHALT
Die Erde im Jahr 2191: Nach einer Zeit von verheerenden Kriegen, Seuchen und Klimakatastrophen hat die künstliche Intelligenz "Askit" die letzten Überlebenden in eine Ära des Friedens geführt. Um ...

INHALT
Die Erde im Jahr 2191: Nach einer Zeit von verheerenden Kriegen, Seuchen und Klimakatastrophen hat die künstliche Intelligenz "Askit" die letzten Überlebenden in eine Ära des Friedens geführt. Um die Regeneration des Planeten zu sichern, erwählt die KI eine Elite aus, deren Persönlichkeitsentwicklung ständig von ihr überwacht und gesteuert wird, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen: Die "Reinsten".
Eve Legrand erfüllt alle Kriterien, um eine Reinste zu werden, und wird von der KI zur wichtigsten Prüfung ihres Lebens anerkannt. Doch anstatt in diesen elitären Kreis aufgenommen zu werden, wird sie ohne Erklärung verstoßen. Ihr bleibt nur die Flucht in die Zonen, die nicht von “Askit” kontrolliert werden. Dort wird sie mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die ihre gesamten Werte und Vorstellungen radikal infrage stellt.
(Quelle: Golkonda Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit seinem neuesten Buch „Die Reinsten“ ist dem deutschen Autor Thore D. Hansen ein beeindruckender und nachdenklich stimmender Science Fiction-Roman mit beklemmenden dystopischen Elementen gelungen. Die Vielschichtigkeit und Detailtiefe seiner düsteren Zukunftsvision und die fesselnde Geschichte rund um das faszinierende, sehr glaubwürdig ausgearbeitete Thema Künstliche Intelligenz konnten mich sehr überzeugen.
Der Roman bietet eine spannende und brisante Auseinandersetzung mit tiefgründigen, hochkomplexen Themen, die jeden von uns angehen. Sehr differenziert beleuchtet der Autor wichtige Fragestellungen, wie beispielsweise unsere Zivilisation in einer fernen Zukunft aussehen wird, das Überleben auf unserem Planeten trotz desolater Zustände gewährleistet werden könnte oder welche Möglichkeiten und Risiken neue Technologien bringen.
Angesiedelt ist Hansens Utopie in einer fernen Zukunft Ende des 22. Jahrhunderts nach dem Zusammenbruch der alten Zivilisation durch Klimawandel, Umweltverschmutzung und ungebremstes Bevölkerungswachstum. Hansen lässt uns eintauchen in eine hochtechnisierte, völlig durchorganisierte Welt, die noch immer gezeichnet ist von der lang zurückliegenden, verheerenden Klimakatastrophe. Dank des anschaulichen Erzählstils und vieler detaillierter Erläuterungen zu seiner erschaffenen, recht komplexen Welt der Zukunftsvision, fällt der Einstieg in die Geschichte nicht schwer. Die technischen Fachbegriffe und gut recherchierten Zusammenhänge werden gut eingeführt und halten sich angenehm im Hintergrund.
Gekonnt gibt uns der Autor Einblick in eine neue Klassen-Gesellschaft, die von einer künstlichen Superintelligenz namens ASKIT gelenkt und überwacht wird. Um fatale Fehler aus der Vergangenheit und eine neue Katastrophe zu vermeiden, hat diese KI mit ihrem Wertesystem und eigener Selbstoptimierung die Geschicke der gesamten Menschheit in der Hand. Sie unterstützt sie dabei, sich selbst zu optimieren, ihren Lebensraum wieder bewohnbar zu machen und wacht über die aktuellen Klimaentwicklungen. Eine speziell für ihre Arbeit mit ASKIT selektierte, menschliche Elite sind „Die Reinsten“, die Hirnimplantate besitzen, die eine direkte Kommunikation mit der alles beherrschenden KI ermöglichen und ihre Psyche für ihre Aufgaben beeinflussen und steuern.
Mit der sympathischen Protagonistin Eve Legrand, die als stolze Auserwählte kurz davorsteht, in die Akademie der Wissenschaft aufzusteigen zu werden, lernen wir diese bizarre Welt und die unvoreingenommene Gedankenwelt der „Reinsten“ kennen. Doch schon bald kommen auch ihre massive Zweifel an ASKITs-Entscheidungen, ihr perfektes Weltbild gerät zusehends ins Wanken und Eve steht vor schwierigen ethisch- moralischen Entscheidungen.
Obwohl das gut überschaubare Figurenensemble glaubwürdig und vielseitig ausgearbeitet ist und sich gut in die Geschichte einfügt, bleiben die Protagonisten recht blass. Bisweilen fehlten mir einige ergänzende Erläuterungen zu ihren Gedanken und Handlungsweisen, so dass ich mich nicht sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihren mitfiebern konnte.
Hansen hat er eine durchaus fesselnde und abwechslungsreiche Handlung entworfen, die den Leser auch ohne viele Actionszenen zu unterhalten weiß. Im sehr dialogbetonten und informationslastigen Mittelteil tritt der Fortgang der Handlung jedoch sehr in den Hintergrund, so dass einige Längen auftreten und der Spannungsbogen deutlich einbricht. Je weiter die Geschichte dann aber voran schreitet, desto gewaltiger nimmt sie an Fahrt auf und gipfelt schließlich in einem äußerst fesselnden, unerwarteten Ende.
Die Gesamt-Handlung ist überzeugend genug, so dass man locker über einige kleine Schwächen im Plot und bei den Charakteren und zahlreichen Tippfehlern, die dem Lektorat durchgegangen sind, hinwegsehen kann. Der recht schlicht gehaltene, flotte Schreibstil von Hansen liest sich insgesamt angenehm.
Hansen hat in seinem Roman ein beklemmendes und erschreckend realitätsnahes Szenario ersonnen, denn viele der geschilderten Klima-Phänomene erleben wir bereits heute ansatzweise und der baldige Kollaps der Ökosysteme scheint ebenfalls in naher Zukunft denkbar. So futuristisch seine düstere Zukunftsvision mit einer allmächtigen KI und technisch perfektionierten Menschen auch scheint, wirkt sie doch sehr glaubwürdig und könnte basierend auf der Weiterentwicklung heutiger Technologien durchaus Realität werden.

FAZIT
Ein beeindruckender, nachdenklich stimmender Science Fiction-Roman mit einem beklemmenden und erschreckend realitätsnahen Szenario! Lesenswert!