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Veröffentlicht am 08.12.2018

Beeindruckendes Debüt

Der Apfelbaum
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INHALT
Berlin 1932: Sala und Otto sind dreizehn und siebzehn Jahre alt, als sie sich ineinander verlieben. Er stammt aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie. 1938 muss Sala ...

INHALT
Berlin 1932: Sala und Otto sind dreizehn und siebzehn Jahre alt, als sie sich ineinander verlieben. Er stammt aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie. 1938 muss Sala ihre deutsche Heimat verlassen, kommt bei ihrer jüdischen Tante in Paris unter, bis die Deutschen in Frankreich einmarschieren. Während Otto als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg zieht, wird Sala bei einem Fluchtversuch verraten und in einem Lager in den Pyrenäen interniert. Dort stirbt man schnell an Hunger oder Seuchen, wer bis 1943 überlebt, wird nach Auschwitz deportiert. Sala hat Glück, sie wird in einen Zug nach Leipzig gesetzt und taucht unter.
Kurz vor Kriegsende gerät Otto in russische Gefangenschaft, aus der er 1950 in das zerstörte Berlin zurückkehrt. Auch für Sala beginnt mit dem Frieden eine Odyssee, die sie bis nach Buenos Aires führt. Dort versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, scheitert und kehrtzurück. Zehn Jahre lang haben sie einander nicht gesehen. Aber als Sala Ottos Namen im Telefonbuch sieht, weiß sie, dass sie ihn nie vergessen hat.
(Quelle: Klappentext Ullstein Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Der Apfelbaum“ hat sich der bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel an ein ehrgeiziges, äußerst persönliches Projekt herangewagt, das ihn tief in seine aufregende Familiengeschichte hat abtauchen lassen. Nach zahlreichen Reisen, Archivbesuchen und endlosen Recherchen in alten Briefen ist ihm schließlich ein großartiger biographischer Roman über seine Familie und familiären Wurzeln gelungen, bei dem er auch so manche Leerstelle zu ergründen hatte.

„Jahrelang bin ich vor meiner Geschichte davongelaufen. Dann erfand ich sie neu.“

Herausgekommen ist eine sehr beeindruckende Familiengeschichte mit viel Tiefgang und ein gelungenes Debüt, das unter die Haut geht.
Gekonnt und sehr fesselnd erzählt er in abwechslungsreichen Episoden die bewegende Geschichte seiner Eltern und Großeltern vor dem Hintergrund eines äußerst bewegten Jahrhunderts geprägt von deutscher Vergangenheit. Zugleich lässt er uns Leser an der fesselnden Liebesgeschichte seiner so unterschiedlichen Eltern teilhaben – eine außergewöhnliche Liebe voller Höhen und Tiefen, mit jeder Menge schmerzvoller Erfahrungen und Schicksalsschläge. Gebannt folgt man den so lebensnah geschilderten Charakteren durch den Lauf der schwierigen Zeiten. Seine Mutter Sala, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus Nazideutschland fliehen musste - sein Vater Otto, ein durchsetzungsstarkes Arbeiterkind, das sich zum Arzt hochgearbeitet hatte und den Krieg und russische Kriegsgefangenschaft durchleben musste.
Sehr interessant zu lesen sind auch die eingeschobenen Reflektionen Christian Berkels zu seiner Familiengeschichte. Berkel versteht es, Stimmungen mit viel Feingespür einzufangen, die Episoden geschickt zu verdichten und eine unnachahmliche Atmosphäre entstehen zu lassen.

FAZIT
Ein beeindruckendes, bewegendes Roman-Debüt, äußerst einfühlsam erzählt und eine absolut empfehlenswerte Lektüre!
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Veröffentlicht am 08.12.2018

Äußerst packender Thriller

Flucht in die Schären
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INHALT
Nora Linde, Chefanklägerin der Behörde gegen Wirtschaftskriminalität, hat einen gefährlichen Gegner: den Anführer der Drogenszene Stockholms, Andreis Kovač. Er wurde von ihr wegen Steuerhinterziehung ...

INHALT
Nora Linde, Chefanklägerin der Behörde gegen Wirtschaftskriminalität, hat einen gefährlichen Gegner: den Anführer der Drogenszene Stockholms, Andreis Kovač. Er wurde von ihr wegen Steuerhinterziehung angeklagt, denn für Drogenhandel und Geldwäsche fehlen die Beweise. Doch nicht nur Nora kämpft gegen den Drogenboss. Seine junge Frau Mina ist auf verzweifelter Flucht vor ihm, nachdem er sie fast totgeprügelt hat. Alles, was sie möchte, ist, ihren kleinen Sohn zu schützen.So wird sie in Sicherheit gebracht, und kaum einer weiß, wo sie sich aufhält. Sie ist die Schlüsselperson im anstehenden Prozess, vorausgesetzt, Nora kann sie überzeugen auszusagen. Andreis würde alles tun, um seine Gegner auszuschalten und Mina zurückzubekommen. Er scheut keine Mittel, um seine Ziele durchzusetzen, und Minas Unterstützer sind seine Feinde. Als ein Mord geschieht, wird Thomas Andreasson in den Fall hineingezogen, und auch Nora nimmt immer größere Risiken auf sich, um Mina zu schützen.
(Quelle: Klappentext Kiepenheuer & Witsch)

MEINE MEINUNG
Der Kriminalroman „Flucht in die Schären – ein Fall für Thomas Andreasson“ von der schwedischen Autorin Viveca Sten ist bereits der neunte Band der beliebten Bestsellerreihe rund um den sympatischen Ermittler Thomas Andreasson und seine Kollegen. Dieser Band kann übrigens problemlos ohne Vorkenntnisse der Reihe gelesen werden.
Auch für ihren neuesten, hochspannenden Roman sind der Autorin offenbar die Ideen für fesselnde Stoffe nicht ausgegangen. Obwohl die Handlung vor der idyllischen Kulisse der schwedischen Schäreninseln angesiedelt ist, wartet dieser sehr skandinavisch angehauchte Krimi mit einer äußerst beklemmenden Atmosphäre auf. In diesem Band widmet sich die Autorin der brisanten Thematik von häuslicher Gewalt und ihrer Auswirkung auf die traumatisierten Opfer. So steht von Beginn an das schockierende Schicksal von Mina und ihrem kleinen Sohn im Mittelpunkt der packenden, äußerst eindringlich erzählten Handlung. Die Ermittlungen gegen den äußerst brutalen, skrupellosen Ehemann Andreis, der wegen seiner kriminellen Geschäfte als Drogenboss bislang nicht dingfest gemacht werden konnte, werden vorrangig von der Staatsanwältin Nora Linde vorangetrieben, die von ihrer cleveren Partnerin Leila tatkräftig unterstützt wird. Der sympathische Thomas Andreasson spielt bei diesem Fall leider eher eine Nebenrolle und wird erst recht spät aufgrund eines Mords ins Geschehen mit einbezogen.
Die Autorin hat ihren Thriller äußerst fesselnd und abwechslungsreich gestaltet. Insbesondere die Schilderungen der Willkür, des Psychoterrors und Gewaltausbrüche des brutalen Ehemanns stellt sie in zahlreichen unter die Haut gehenden Szenen sehr plastisch dar. Weniger gut haben mir allerdings die psychologischen Hintergründe für Andreis Brutalität und die für meinen Geschmack etwas platten Erklärungsversuche der Autorin gefallen, die sie in einem in der Vergangenheit zu Zeiten des Kosovokriegs angesiedelten Erzählstrang liefert.
Nach einigen unerwarteten Wendungen gipfelt der Thriller schließlich in einem unglaublich mitreißenden Finale und einem geschickt gewählten Ende, das einen schaudern lässt.

FAZIT
Ein äußerst packender Thriller, der unter die Haut geht und einen bis zur letzten Seite in Atem hält.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Unterhaltsamer, tiefgründiger Krimi

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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INHALT
Als Kommissar Eschenbach von seiner Auszeit zurückkehrt, ist die Welt eine andere. Nach drei Monaten in cden USA ist er nicht mehr derselbe. Oder doch? Auch in Zürich ist vieles anders: Tochter ...

INHALT
Als Kommissar Eschenbach von seiner Auszeit zurückkehrt, ist die Welt eine andere. Nach drei Monaten in cden USA ist er nicht mehr derselbe. Oder doch? Auch in Zürich ist vieles anders: Tochter Kathrin ist aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und seine Stellvertreterin - die kühle, distanzierte Ivy Köhler – spielt nicht mit offenen Karten. Eschenbach nimmt die Herausforderung in aller Gelassenheit an. Er rollt einen Fall neu auf, der kurz vor dem Abschluss steht. Bald schon merkt er, dass er im Dezernat geschnitten wird, weil sein alter Freund und Kollege Ewald Lenz zu den Verdächtigen gehört. Eschenbach muss sich entscheiden – und ermittelt gegen alle Widerstände. Er ahnt nicht, dass dieser Fall weit über die Grenzen der Schweiz hinausreicht.
(Quelle: Klappentext Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
„Lenz“ von dem Schweizer Michael Theurillat ist bereits der sechste Band der nicht nur in der Schweiz bekannten Krimireihe um den eigenwilligen Züricher Kommissar Eschenbach. Dieser Krimi lässt sich aber auch ohne die Vorgängerbände zu kennen problemlos lesen.
Theurillat hat hier einen eher ruhigen, geschickt konstruierten Kriminalroman verfasst, der sich durch seine atmosphärische Dichte auszeichnet und mit der allmählichen Aufdeckung der brisanten Zusammenhänge immer mehr an Tiefgang und Spannung gewinnt. So dauert es trotz der recht überschaubaren Zahl an Figuren anfangs eine geraume Zeit bis man in die verschiedenen Handlungsstränge hineinfindet und den roten Faden zum Mitspekulieren erkennt. Faszinierend ist es mitzuverfolgen, wie der Kommissar seine Ermittlungen in dem beinahe schon abgeschlossenen Fall hartnäckig vorantreibt, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und dennoch auf der Stelle zu treten scheint. Warum wird der nach mehrmonatiger Auszeit zurückgekehrte Eschenbach an seiner Dienststelle immer mehr abgekanzelt? Welche Rolle spielt seine distanziert wirkende Stellvertreterin Ivy Köhler, die ihm wichtige Informationen zum Fall vorenthält? Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem in seiner unpersönlich wirkenden Wohnung aufgefundenen Toten, über dessen persönliche Hintergründe niemand etwas wissen will, und Eschenbachs alten Freund Ewald Lenz, der spurlos verschwunden zu sein scheint? Fragen über Fragen …
Die auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen angelegte, komplexe Geschichte entwickelt sich immer fesselnder und mysteriöser. Kommissar Eschenbach gerät bei dem undurchsichtigen Fall unvermittelt zwischen die Fronten verschiedenster Machtinteressen und wird schließlich mit einem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert. Der Autor hat mit „Lenz“ einen hochinteressanten und erstaunlich gesellschaftskritischen Kriminalroman verfasst, in dem er sehr kenntnisreich interessante politische Hintergründe zum internationalen Terrorismus, dem Syrienkonflikt, ominöse Geheimdienstaktionen und die manipulative Macht der Medien thematisiert, und zum Nachdenken anregt.
Sehr differenziert und glaubwürdig sind auch die Charaktere und ihre Bewegründe ausgearbeitet. Insbesondere Eschenbach und sein langjähriger Freund und Kollege Ewald Lenz haben mich mit ihren Prinzipien und ihrer Lebensphilosophie sehr fasziniert.
FAZIT
Ein eher ruhiger, tiefgründiger Kriminalroman mit einer brisanten, nachdenklich stimmenden Thematik. Lesenswert!

Veröffentlicht am 03.12.2018

Der letzte Fall für Tabor Süden?

Der Narr und seine Maschine
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Der Roman „Der Narr und seine Maschine“ vom bekanntesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller Friedrich Ani ist der neuste Fall um den sehr eigenwilligen Vermisstenfahnder Tabor Süden.
Wie schon das ...

Der Roman „Der Narr und seine Maschine“ vom bekanntesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller Friedrich Ani ist der neuste Fall um den sehr eigenwilligen Vermisstenfahnder Tabor Süden.
Wie schon das dem Roman vorangestellte Zitat andeutet stellt Anis Geschichte eine Hommage an den amerikanischen Autoren Cornell Woolrich dar, der zahlreiche düstere Kriminalgeschichten in den 1940er und 50er Jahren schrieb und als einer der Väter der Noir-Literatur angesehen wird. Obwohl die meisten seiner Bücher verfilmt oder für das Radio vertont wurden, blieb ihm der große Ruhm verwehrt. 1968 starb er einsam und verbittert in einem schäbigen New Yorker Hotel. Ani hat viele biografische Details Woolrichs auf seine Romanfigur, den vermissten, früher einmal bekannten Krimiautor Cornelius Hallig, übertragen und mit ihm eine anrührende, tragische Figur geschaffen.
Der neue Fall für Tabor Süden ist kein Krimi im herkömmlichen Sinne, sondern ein beklemmender, düsterer Roman über die Einsamkeit, Selbstzweifel, Verzweiflung und Todessehnsucht.
Ani hat einen sehr außergewöhnlichen, pointierten Erzählstil, der sicherlich nicht jedem Leser liegen wird, mich aber sehr überzeugen konnte. Er versteht es, Stimmungen und Bilder mit viel Feingefühl einzufangen und sehr gefühlvoll zu beschreiben. Schon recht schnell verbreitet sich eine dunkle, fatalistische Atmosphäre.
Im Mittelpunkt seiner intelligenten, berührenden Geschichte stehen zwei alte Männer, die sich desillusioniert und aus der Bahn geworfen am Ende ihres Lebenswegs zu befinden scheinen: zum einen der spurlos verschwundene Autor Cornelius Hallig und zum anderen der Vermisstensucher Tibor Süden, der seine Ermittlertätigkeit eigentlich nie mehr aufnehmen wollte und kurz davor stand, sich auf Nimmerwiedersehen davonzustehlen. Sehr vielschichtig und faszinierend zeichnet Ani seine beiden bemerkenswerten Protagonisten – verschrobene Einzelgänger, die seltsam verloren wirken. Seinen Ermittler Süden erleben wir dennoch als ausgezeichneten Beobachter und Zuhörer, der Äußerungen und Umfeld perfekt analysieren und daraus messerscharfe Schlüsse ziehen kann. Mit seiner speziellen Intuition und großen Empathie gelingt es Süden schon bald, den Vermissten aufzuspüren. Hervorragend ist Ani vor allem die bewegende Schilderung der persönlichen Begegnung dieser zwei seelenverwandten Menschen gelungen, die sich für einen kurzen Moment öffnen und die Finsternis, ihre bitteren Enttäuschungen und Schicksalsschläge hinter sich lassen können.
Der Ausklang des Romans knüpft an den Beginn an und macht neugierig auf Südens persönliche und berufliche Zukunft.

FAZIT
Ein beklemmender, düsterer Roman mit einer bemerkenswerten, sehr berührenden Geschichte, die noch lange in einem nachklingt! Ein Muss für alle Tabor-Süden-Fans, aber auch empfehlenswert für alle neugierigen Neueinsteiger!

Veröffentlicht am 22.10.2018

Sprachlich ein wahres Lesevergnügen

Königskinder
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INHALT
Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nimmt.
Jakob ...

INHALT
Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nimmt.
Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Meisterhaft verwebt Alex Capus das Abenteuer des armen Kuhhirten und der reichen Bauerntochter mit Max' und Tinas Nacht in den Bergen.
(Quelle Klappentext Carl Hanser Verlag)


MEINE MEINUNG
Mit seinem Roman „Königskinder“ ist dem Schweizer Schriftsteller Alex Capus eine wundervolle, herzergreifende Geschichte gelungen, die über eine außergewöhnliche, historische verbriefte Liebe zu Zeiten der Französischen Revolution erzählt.
Geschickt lässt er seine sehr unterhaltsame Geschichte mit einer amüsanten, sehr realen Rahmenhandlung beginnen, bei der das Ehepaar Tina und Max mit ihrem Wagen im dichten Schneetreiben auf einer eigentlich gesperrten Passstraße von der Straße abgekommen und im eingeschneiten Auto bis zum Morgen ausharren müssen. Um von ihrer misslichen Lage abzulenken und die Wartezeit auf den morgendlichen Schneepflug zu vertreiben, beginnt Max in blumigen Worten seiner Frau eine wahre, schon lang zurückliegende Geschichte zu erzählen, die sich ganz in der Nähe zugetragen haben soll. Es ist die sehr fantasievolle und etwas märchenhaft anmutende Liebesgeschichte zwischen einem armen, verwaisten Sennerbuben Jakob und Marie, der schönen Tochter des reichen Talbauern. Schon bald tauchen wir als Leser zunächst in die karge Welt der Schweizer Bergbauern ein, reisen mit Jakob an den dekadenten, vorrevolutionären Hof von Ludwig XVI. nach Versailles und erleben schließlich sogar die Wirren der Französischen Revolution. Sehr geschickt hat Capus diese beiden Erzählstränge miteinander verbunden, die ohne sichtbare Abgrenzungen wundervoll ineinanderfließen. So führt er uns des öfteren in die Realität zu den beiden im eingeschneiten Auto zurück und lässt Tina die von Max mit vielen erstaunlichen Details ausgeschmückte Geschichte immer wieder mit skeptischen Nachfragen zu Logik und Wahrheitsgehalt unterbrechen. Auch der Leser mag sich an einigen Klischees stören und hegt Zweifel an der historischen Korrektheit, recherchiert einige der erwähnten Fakten und kann zugleich die Fortsetzung der schier unglaublichen Ereignisse kaum erwarten.
Die hier erzählte außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen zwei eher gewöhnlichen Menschen, die zu „Königkindern“ wurden und denen aber allen Widrigkeiten zum Trotz ein schönes Happy End beschert wurde, wirkt dennoch nicht kitschig und unglaubwürdig. Capus findet mit seinem Ende, bei dem die Eingeschneiten nach dieser einzigartigen, magischen Nacht dem Alltag als gefestigtes Paar wieder begegnen müssen, einen wundervollen Ausklang, der uns wieder in die Realität entlässt.
Capus konnte mich auch in diesem Roman durch seinen wunderbaren, beschwingten Erzählstil, seine Sprachgewandtheit und seinen Wortwitz begeistern. Durch die fast durchgängig verwendete wörtliche Rede bei den Dialogen hat diese Erzählung etwas sehr Lockeres und Leichtes an sich.
gelingt es ihm
Die treffend und anschaulich herausgearbeiteten historischen Begebenheiten rund um Schloss Versailles und die damaligen Zustände vor der französischen Revolution vermitteln uns einen aufschlussreichen Einblick in die Zeitgeschichte und lassen uns mühelos in eine andere Zeit eintauchen. Auch die atmosphärisch dichten Beschreibungen der Landschaft und das gekonnte Einfangen von Stimmungen gelingen dem Autor hervorragend, so dass beim Lesen sofort sehr plastische Bilder im Kopf entstehen.

FAZIT
Insgesamt also ein wunderschöner, kurzweiliger Roman, der vor allem mit seinem einzigartig beschwingten Erzählstil und einer außergewöhnlichen, aber wahren Liebesgeschichte zu unterhalten weiß.