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Veröffentlicht am 18.12.2022

Nicht ganz gelungener Auftakt einer vielversprechenden Trilogie

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Die Wintergartenfrauen – Der Traum beginnt“ von der deutschen Autorin Charlotte Roth ist der viel versprechende Auftakt einer neuen als Wintergarten-Trilogie angelegten ...

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Die Wintergartenfrauen – Der Traum beginnt“ von der deutschen Autorin Charlotte Roth ist der viel versprechende Auftakt einer neuen als Wintergarten-Trilogie angelegten Saga, die im krisengeschüttelten Berlin in den 1920er Jahren angesiedelt ist.
„Die Wintergartenfrauen“ präsentiert sich als eine abwechslungsreiche Geschichte um drei faszinierende Frauen, ihren Hoffnungen und Lebensträumen aber auch ihren Enttäuschungen, Niederlagen und ihrem Überlebenskampf in schweren Zeiten. Zusammen mit facettenreichen, historischen Einblicken und zarter Liebesgeschichte sorgt er zwar für gute, kurzweilige Unterhaltung, konnte mich aber leider nicht richtig packen.
Der Autorin ist ein facettenreiches Portrait jener turbulenten, aber für viele auch sehr entbehrungsreichen Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche gelungen. Doch neben all dem glamourösen Glanz der Goldenen Zwanziger mit seinen Vergnügungen und einer illustren Künstlerszene, erhalten wir auch Einblicke in die unfassbare Not und Elend der Menschen in der zunehmend durch Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Hyperinflation gebeutelten Stadt.
Mit ihrem flotten, sehr lebendigen Erzählstil versteht es Roth, uns rasch in die interessante Geschichte um die junge Nina von Veltheim hineinzuziehen, die im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven wird. Wir lernen Nina als eine bemerkenswert mutige, ehrgeizige und selbstbewusste Protagonistin kennen, die mit ihrem großen Traum, voller Optimismus und hochgesteckten Zielen von ihrem Familiensitz in der Uckermark in die schillernde Metropole der Weimarer Republik aufbricht. Dort möchte sie sich ihren Weg nach oben in die Welt des Theaters erkämpfen und als talentierte Regisseurin in einer reinen Männerdomäne an den Schalthebeln der Macht bestehen. Wir begleiten Nina auf ihrem harten, steinigen Weg; neben herben Enttäuschungen, Demütigungen und Misserfolgen hat sie auch finanzielle Krisen und Hunger zu bewältigen. Zum Glück erfährt sie tatkräftige Unterstützung, Rückhalt und Anerkennung nicht nur von ihrem gutmütigen Zwillingsbruder Carlo, sondern auch durch ihre neugefundenen Freundinnen Jenny und Sonia, einem illustren Freundeskreis und natürlich ihren Wunderweiber, die alle für ihr erstes gemeinsames Varieté-Projekt brennen. Ob nun die mysteriöse Schlangenfrau und Tänzerin Jenny mit ihrem kleinen stummen Sohn Viktor, die geheimnisvolle Sonia, die sich nie unterkriegen lässt, der berühmte Schauspieler Anton Wendland oder auch Ninas schrullige Tante Sperling - ihre verschiedenen Charaktere wurden von der Autorin mit ihren Eigenheiten, faszinierenden Hintergrundgeschichten und Geheimnissen lebendig und lebensnah ausgearbeitet. Bei der großen Vielzahl an verschiedenen Figuren ist es allerdings bei vielen kaum möglich gewesen, ihnen ausreichend Leben einzuhauchen, so dass sie weitgehend blass bleiben und man keine Nähe zu ihnen aufbauen kann. Gewisse Probleme bereitete mir aber die nicht gerade sympathische Protagonistin Nina mit ihrer vielschichtigen, aber recht schwierigen Persönlichkeit. Trotz ihres bewundernswerten Ehrgeizes, ihrer großen Begeisterungsfähigkeit und ihrem unerschütterlichen Glauben an die eigenen Talente konnte ich bisweilen ihre Sturheit und kompromisslose, arrogante Art wenig nachvollziehen, wodurch es mir bisweilen schwer fiel, mit ihr mitzufiebern.
Bis wir allerdings in die angekündigte farbenprächtige Welt aus Kabarett, Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren und Akrobatik eintauchen und das einzigartige Flair des berühmten Berliner Varietés Wintergarten miterleben dürfen, wird uns einiges an Geduld abverlangt. Die teilweise recht vorhersehbare Handlung weist leider trotz interessanter Verwicklungen und unerwarteter Wendungen für meinen Geschmack etliche Längen auf und hätte ruhig zügiger voranschreiten können. Andere Episoden hingegen wurden viel zu schnell abgehandelt. Einen stärkeren Fokus hatte ich mir auf die aufregende und faszinierende Welt des "Wintergarten"-Varietés erhofft und bin gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte.
Ich hoffe doch sehr, dass wir die farbenprächtige Zeitreise ins Berliner Wintergarten-Varieté und den verdienten Bühnen-Erfolg der Wunderfrauen dann im nächsten Band der Saga erleben werden!

FAZIT
Ein interessanter Einstieg in eine unterhaltsame historische Saga, die uns in die faszinierende, aber auch krisenreiche Zeit der Goldenen Zwanziger entführt – mit interessanten starken Frauenfiguren, gut recherchierten historischen Details und einer abwechslungsreichen, vielversprechenden Geschichte, die hoffentlich ihr Potential noch weiter entfalten wird!

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Interessantes, aber nicht völlig überzeugendes Debüt

Die Familie
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MEINE MEINUNG
„Die Familie“ ist das vielversprechende Debüt der US-amerikanischen Autorin Naomi Krupitsky, der es auf Anhieb in die "New York-Times"-Bestsellerliste geschafft hat.
Es ist ein vielschichtiger ...

MEINE MEINUNG
„Die Familie“ ist das vielversprechende Debüt der US-amerikanischen Autorin Naomi Krupitsky, der es auf Anhieb in die "New York-Times"-Bestsellerliste geschafft hat.
Es ist ein vielschichtiger und bewegender Familienroman über familiäre Zwänge, Freundschaft, Loyalität, Zusammenhalt und Verrat, der im New York Ende der 1920er Jahre seinen Ausgang nimmt und uns ins Mafia-Milieu von Brooklyn eintauchen lässt. Die Autorin widmet sich in ihrer spannenden, über eine Zeitspanne von etwa 20 Jahren erstreckende Geschichte aber weniger den kriminellen Machenschaften der Mafia, sondern richtet ihren Fokus auf das Schicksal der beiden gemeinsam aufwachsenden Freundinnen Antonia und Sofia und deren bis ins Erwachsenenalter reichenden, wechselvollen Freundschaft.
Zum Einstieg beschreibt die Autorin sehr eindringlich und anschaulich, wie die zwei kleinen Mädchen und besten Freundinnen gut behütet und in einer scheinbar heilen Welt aufwachsen, bis schließlich das mysteriöse Verschwinden von Antonias Vater Carlos alles verändert und den Bruch ihrer engen Freundschaft nach sich zieht. Erst im Laufe der Jahre beginnen die beiden als verheiratete Mütter zu begreifen, was sich damals tatsächlich zugetragen hat.
Gekonnt thematisiert die Autorin in ihrem Roman die Rolle der Frau in jener Zeit und innerhalb der sehr patriarchalisch geprägten Mafia. Sie gibt uns aufschlussreiche Einblicke in das bewegte Leben der jungen Freundinnen, ihre Ehe und die Emanzipationsbestrebungen der erwachsenen Frauen, die schließlich versuchen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Trotz der detaillierten, sehr differenzierten Figurenzeichnung und sehr glaubwürdigen Charakterentwicklung der so unterschiedlichen Freundinnen ist es mir leider nicht gut gelungen, mich in die Protagonistinnen hineinzuversetzen und eine Nähe zu ihnen aufzubauen.
Sehr eindrücklich und facettenreich hat die Autorin die Schattenseiten des beschützenden Familienverbunds und die fatalen Auswirkungen des unausgesprochenen Ehrenkodex der „Familia“ herausgearbeitet. All die ungeschriebenen Gesetze, Erwartungshaltungen und Ängste innerhalb der Mafia-Familien wirken sich subtil auf das gesamte Familienleben aus und bestimmen unausweichlich das Schicksal eines jeden.
Trotz der interessanten Thematik und stimmiger, vielschichtiger Charaktere konnte mich der Roman leider mit seinem bisweilen etwas abschweifenden Erzählstils und dem recht spannungsarmen Mittelteil nicht völlig überzeugen und ließ mich etwas enttäuscht zurück.

FAZIT
Ein bewegender Roman mit dem interessanten Portrait zweier Frauen, der uns in die Welt der Mafiafamilien im New York der ersten Hälfte 20. Jahrhundert abtauchen lässt!
Ein thematisch interessantes Debüt, das mich in seiner Umsetzung allerdings nicht völlig überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Fesselnder Agententhriller mit einigen Schwächen

Die Cellistin
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MEINE MEINUNG
Mit „Die Cellistin“ legt der US-amerikanische, preisgekrönte New-York-Times Bestsellerautor Daniel Silva bereits den 21. Band seiner Gabriel Allon-Thriller-Reihe vor, in deren Mittelpunkt ...

MEINE MEINUNG
Mit „Die Cellistin“ legt der US-amerikanische, preisgekrönte New-York-Times Bestsellerautor Daniel Silva bereits den 21. Band seiner Gabriel Allon-Thriller-Reihe vor, in deren Mittelpunkt der inzwischen in die Jahre gekommene, charismatische Gabriel Allon steht, einem Kunstrestaurator, legendären Ex-Mossad-Agenten und mittlerweile Chef des mächtigen israelischen Geheimdienstes.
Auch wenn man die Vorgänger-Bände aus der Gabriel-Allon-Reihe nicht kennt, ist der Einstieg in diese problemlos möglich, da jeder Band in sich abgeschlossen ist.
In seinem neuen fesselnden Roman zeigt Silva erneut, dass er ein sehr versierter Geschichtenerzähler ist. Durch detaillierte Recherchen und Erfahrungen in seinem langjährigen Job als Journalist lässt er in seine Agenten-Thriller immer auch beeindruckendes Hintergrundwissen und tiefgründige Einblicke in die Welt des weltweiten Terrorismus und die Arbeit der Geheimdienste einfließen.
In „Die Cellistin“ kombiniert er einmal mehr gekonnt seine Fiktion und brisante politische Themen zu einem spannenden Agententhriller. Vor allem beweist Daniel Silva sein untrügliches Gespür für hochaktuelle, geopolitische Entwicklungen und politische Brandherde unserer Zeit. Diesmal greift er mit der heimtückischen Ermordung des russischen Dissidenten und wohlhabenden Putin-kritischen Zeitungsverlegers Wiktor Orlow in seiner Londoner Wohnung den hochinteressanten Themenkomplex rund um russische Geldwäsche und den demokratiegefährdenden Disinformationskrieg Russlands gegen den Westen auf. So dauert es auch nicht lange bis der vom MI6 hinzugezogene Experte und Chef des israelischen Geheimdienstes Gabriel Allon die Tragweite und wahren Hintergründe des Attentats erfasst. Über eine die Spur von massiven Finanzverbrechen stößt er schließlich auf eine gefährliche, im Verborgenen agierende russische Untergrundorganisation, die eine perfide Unterwanderung des Westens plant und selbst vor dem Äußersten nicht zurückschreckt, und webt in Zusammenarbeit mit weiteren herausragenden Agenten und der titelgebenden deutschen „Cellistin“ und Finanzexpertin Isabel Brenner als Lockvogel ein geniales Spinnennetz, um die Hintermänner zu Fall zu bringen.
Mit der faszinierenden Mischung aus Fakten von topaktueller Brisanz und Fiktion nimmt Silva uns schnell gefangen und zieht uns in die temporeiche Handlung hinein. Trotz ausführlicher, eher trockener Detailinformationen zu den komplexen Mechanismen der internationalen Geldwäsche gelingt es Silva mit geschickten Szenenwechseln, Cliffhangern und einigen überraschenden Wendungen ausreichend Spannung entstehen zu lassen. Die Planung und Ausführung des brillant eingefädelten Coups sowie die packende Jagd nach den Hintermännern ist mitreißend inszeniert und führt uns von London, Amsterdam, Tel Aviv, Genf und schließlich auch nach Washington DC. Es ist sehr spannend mitzuverfolgen, wie sich immer mehr Puzzlestücke zusammensetzen und die involvierten Agenten ihre Aufgaben schrittweise umsetzen, um an ihre Zielpersonen zu gelangen und die Gesamtoperation umzusetzen, die schließlich in einem fesselnden Finale gipfelt. In einem letzten Teil – der Zugabe – legt Silva noch einmal nach, spitzt seinen Plot erneut zu und lässt seinen Thriller mit einem hochdramatischen und folgenschweren Showdown enden. Man darf gespannt sein, wie es für Allon nun weitergehen wird.
Insgesamt versucht David Silva seine Figuren lebensecht und interessant anzulegen, doch wirkten viele der Charaktere (sicherlich auch der Vielzahl an eingeführten Nebenfiguren geschuldet) auf mich recht schablonenhaft und flach. Wir begegnen vielen alten Bekannten aus vorangegangenen Bänden wie beispielsweise dem MI6-Agenten und ehemaligen Profi-Killer Christian Keller, der Kunsthändlerin und Ex-CIA-Agentin Sarah Bancroft oder der Mossad-Legende Ari Schamron, deren Persönlichkeiten aber nur sehr grob umrissen werden. Auch bei der im Mittelpunkt stehenden Protagonistin Isabel Brenner hat Silva ihre persönlichen Beweggründe für ihr Handeln und ihren Gesinnungswechsel erstaunlich wenig herausgearbeitet, so dass sie insgesamt sehr eindimensional und klischeehaft wirkte. Bedauerlicherweise bedient sich Silva auch bei der Darstellung der gesamten Akteure einer allzu platten Schwarz-Weiß-Malerei – gewisse Zwischentöne vermag er bei der Glorifizierung seiner „Helden“ angesichts des allgegenwärtigen „Bösen“ kaum einfließen lassen. Schade eigentlich, denn bei seinen früheren Werken verstand er es durchaus, seine Protagonisten mit all ihren Ecken und Kanten vielschichtig, überzeugend und authentisch auszuarbeiten.

FAZIT
Insgesamt ein spannender, unterhaltsamer Agententhriller mit einem hochbrisanten politischen Thema – aber aufgrund der sehr klischeehaften Charaktere ein eher schwächerer Band aus der Gabriel-Allon-Reihe.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Mitreißende Histo-Fantasygeschichte

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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MEINE MEINUNG

Mit ihrem Romandebüt „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ hat die Engländerin Natasha Pulley, die für ihren Auftaktband mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet wurde, den Grundstein für ...

MEINE MEINUNG

Mit ihrem Romandebüt „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ hat die Engländerin Natasha Pulley, die für ihren Auftaktband mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet wurde, den Grundstein für eine vielversprechende historische Fantasy-Reihe gelegt.
Mit einem im viktorianischen London angesiedelten Setting, vielen originellen Ideen, faszinierenden Fantasy-Elementen sowie interessanten Charakteren ist es der Autorin hervorragend gelungen, mich in ihre stimmungsvolle Geschichte hinein zu ziehen und mir sehr abwechslungsreiche Unterhaltung zu bieten. Ihren Ausgang nimmt die wendungsreiche Geschichte um den bescheidenen Telegrafie-Mitarbeiter im Innenministerium Thaniel Steepleton mit einer geheimnisvollen goldenen Taschenuhr, einem rätselhaften Bombenanschlag auf Scotland Yard und dem heiklen Auftrag den höchst mysteriösen japanischen Uhrmacher Keita Mori auszuspionieren. In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir die junge Oxford-Studentin Grace kennen, die aus gutem Hause stammt, sich aber mehr für ihre naturwissenschaftlichen Studien interessiert und sich als selbstbewusste, freiheitsliebende Frau den damaligen Konventionen nicht unterwerfen möchte.
Die Autorin hat einen sehr lebendigen, bildhaften Erzählstil. Sie versteht es hervorragend, die verschiedenen Schauplätze und das tolle viktorianische Flair sehr atmosphärisch einzufangen, so dass man rasch in ihre faszinierende Welt mit den zahllosen fantasievollen Details, witzigen Steampunk-Elementen und höchst ungewöhnlichen Geschehnissen eintauchen kann.
Die auf den verschiedenen Handlungsebenen spielende Geschichte kommt erst allmählich in Gang. So dauert es auch eine Weile bis man zunächst verwirrende Details zuordnen und gewisse Zusammenhänge erkennen kann. Mit zahlreichen unerwarteten Wendungen gewinnt die vielschichtige Geschichte schließlich immer mehr an Dynamik und Spannung, wobei mich einige Verwicklungen doch sehr überraschten. Auch die Handlungen einiger Charaktere waren für mich nicht immer ganz nachvollziehbar. Die wendungsreiche Handlung gipfelt schließlich in einem packenden Finale und der unerwartete Ausgang macht neugierig auf die Fortsetzung dieser ideenreichen und mitreißend erzählten Fantasy-Geschichte.
Einfühlsam und facettenreich sind die verschiedenen Figuren mit ihren charakterlichen Besonderheiten und Verletzlichkeiten beschrieben, so dass man ihnen gerne durch die Geschichte folgt. Insbesondere der japanische Uhrmacher Mori ist eine sehr faszinierende Figur, die mit seinen mechanischen Erfindungen und so einigen bemerkenswerten Fähigkeiten zu überraschen weiß, und über dessen erstaunliches Vorleben wir in eingeschobenen Rückblenden allmählich spannende Details erfahren. Auch sein kleines Haustier Katsu, ein mechanischer Oktopus, brachte mich mit seinen Eigenheiten so manches Mal zum Schmunzeln.
Zum Hörbuch:
Der Schauspieler Jonas Minthe konnte mich als Sprecher mit seiner angenehm ruhigen Stimme überzeugen. So gelingt es ihm mühelos, uns rasch in die fantastisch-mystische Welt eintauchen zu lassen und das viktorianische Zeitalter zum Leben zu erwecken. Mit geschickten Wechseln des Lesetempos, Verändern von Intonation und Lautstärke gestaltet der Sprecher die Handlung sehr abwechslungsreich. Insgesamt eine sehr gelungene Lesung dieser ungekürzten Hörbuchausgabe!

FAZIT
Eine mitreißende historische Fantasy-Abenteuergeschichte mit einer komplexen, ideenreichen Geschichte, tollem atmosphärischen Setting und interessanten Charakteren, deren Handlungen ich allerdings nicht immer nachvollziehen konnte.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Mitreißendes Finale der Spannungstrilogie aus Island

Der Käfig
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MEINE MEINUNG
»Der Käfig« von der isländischen Autorin Lilja Sigurðardóttir ist der fesselnde abschließende Band, ihrer in Island angesiedelten Trilogie, die mit den behandelten gesellschaftlichen Themen ...

MEINE MEINUNG
»Der Käfig« von der isländischen Autorin Lilja Sigurðardóttir ist der fesselnde abschließende Band, ihrer in Island angesiedelten Trilogie, die mit den behandelten gesellschaftlichen Themen für frischen Wind im hart umkämpften Markt der sogenannten „Nordic Noir“ sorgen sollte.
Leider ist das Finale des Spannungsromans zwar recht unterhaltsam zu lesen, aber längst nicht so packend wie die beiden vorangegangenen Bände. Da die Autorin uns einen zufriedenstellenden Ausklang ihrer Geschichte schuldig geblieben ist, und zu viele Aspekte bis zum Ende hin offen blieben, hinterlässt der nicht ganz runde Abschluss der Island-Trilogie bei mir einen etwas schalen Nachgeschmack.
Thematisch kreist die Handlung erneut um Drogenschmuggel und das skrupellose Drogengeschäft, um Wirtschaftskriminalität, politische Intrigen und Verrat.
Im Mittelpunkt des letzten Bands steht diesmal Agla, Finanzexpertin und Sonjas Ex-Geliebte, die wegen ihrer Rolle in einem großen isländischen Bankenskandal eine längere Haftstrafe abgesessen hat und nun bald entlassen wird. Agla erhält den Auftrag, den illegalen Aktivitäten eines undurchsichtigen, international tätigen Geschäftskonglomerats im lukrativen Aluminiumgeschäft auf die Spur zu kommen. Zusammen mit ihrer ehemaligen Erzfeindin Maria, die inzwischen als freiberufliche Investigativ-Journalistin arbeitet, versucht sie dubiose Manipulationen aufzudecken und Hintermänner zu ermitteln – doch viel zu spät bemerken sie, in welches gefährliches Komplott sie da geraten sind. In einem zweiten Nebenstrang erfahren wir eher nur am Rande, wie es mit der weiteren bereits bekannten Akteurin Sonja, die ehemalige Kokain-Kurierin, die sich mit ihrem Sohn Tómas nach London abgesetzt hat, weitergegangen ist. Anton, der 15-jährige Sohn des skrupellosen und sehr zwielichtigen Ingimar steht im Zentrum eines weiteren Handlungsstrangs, der mit Fremdenhass und Islamfeindlichkeit hochaktuelle gesellschaftliche Themen behandelt und mich sehr fesseln konnte.
Die Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen sind dramaturgisch gut gewählt, sodass die Spannung immer mehr gesteigert wird. Die recht kurzen Kapitel und raschen Perspektivwechsel sorgen zudem für viel Tempo.
Vom Plot her ist die komplexe Geschichte hochinteressant und abwechslungsreich angelegt. Die verschiedenen Handlungsfäden ziehen sich durch die gesamte Geschichte und sind von der Autorin gekonnt ineinander verwoben. Je mehr man in die undurchsichtige Geschichte dringt, umso deutlicher wird, dass hier so einiges im Argen liegt und nichts ist, wie es zunächst scheint. Erst allmählich offenbaren sich die Verstrickungen der Charaktere, ihre ausweglose Lage aber auch die Abgründe ihres Handelns, die die Autorin sehr anschaulich vermittelt.
Obwohl die Autorin ihre Charaktere sehr vielschichtig und lebensnah angelegt hat, und wir Einblicke in die Gedankenwelt und Beweggründe für ihr Verhalten erhalten, wurde ich diesmal allerdings nicht so richtig warm mit ihnen. Insbesondere die Weiterentwicklung von Sonjas Charakter konnte mich keineswegs überzeugen und hat mich sehr enttäuscht zurückgelassen. Schade auch, dass ihr Sohn Tómas keinen zusätzlichen Part erhalten hat.
Lange Zeit ist es sehr undurchsichtig, welche Zusammenhänge zwischen den Figuren und ihren Taten bestehen und wie sehr ihre Schicksale miteinander verwoben sind. Nach einigen unerwarteten Wendungen ziehen Tempo und Spannung zum Ende hin enorm an, die Ereignisse überschlagen sich regelrecht und die Handlung mündet in einem sehr unvorhersehbaren Finale.

FAZIT
Ein fesselnder Abschluss der Island-Trilogie über Drogenschmuggel, Finanzkriminalität und kriminelle Machenschaften, der so einige Überraschungen für uns bereit hält - mich aber nicht völlig überzeugen konnte!

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