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Veröffentlicht am 30.12.2017

Provencalische Mörderjagd

Der Nebel von Avignon
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INHALT
Der Bonner Kriminalhauptkommissar Krüger aus Bonn macht mit seiner Freundin Carmen wohlverdienten Urlaub in der Provence. Doch dann ereignet sich ein Mordfall im netten Örtchen Malaucène zu Füßen ...

INHALT
Der Bonner Kriminalhauptkommissar Krüger aus Bonn macht mit seiner Freundin Carmen wohlverdienten Urlaub in der Provence. Doch dann ereignet sich ein Mordfall im netten Örtchen Malaucène zu Füßen des Mont Ventoux gelegen und Krüger ist wieder voll in seinem Element. Gemeinsam mit dem französischen Untersuchungsrichter Bertrand Bonnefoy versucht Krüger dem Täter auf die Spur zu kommen. Alles scheint sich um ein wertvolles, noch unbebautes Grundstück mit Blick auf den Papstpalast in Avignon zu drehen, das der verfeindete Bruder des Mordopfers nicht verkaufen wollte. Doch welche Rolle spielt der Arbeitgeber des Getöteten, ein Weinhändler aus Châteauneuf-du-Pape, und was hat es mit dem verunglückten Tanklaster und seiner geheimnisvollen Fracht auf sich? Bei ihren unkonventionellen Ermittlungen zu dem kniffligen Fall tappt das inoffizielle Ermittlerteam zunächst ziemlich im Dunkeln … nur gut, dass sie unverhofft weitere Unterstützung bekommen!

MEINE MEINUNG
Mit „Der Nebel von Avignon“ hat Autor Paul Schaffrath bereits den vierten Fall des etwas kauzigen Bonner Kommissars Krüger vorgelegt, der diesmal während seines Urlaubs in der Provence ermittelt. Da jeder Kriminalfall in sich abgeschlossen ist, ist ein Quereinstieg problemlos möglich. Sehr schön stimmt bereits das hübsche Cover mit einem typischen Touristen-Postkartenmotiv auf den Handlungsort ein, den viele sicher auch ohne den Untertitel „Provence-Krimi“ einordnen können. Der eigentlichen Handlung vorangestellt sind zum besseren Überblick ein Inhaltsverzeichnis und ein Personenregister – eine echte Seltenheit bei heutigen Krimis und Thrillern!
Lebendig und sehr anschaulich beschreibt Schaffrath neben der provenzalischen Landschaft auch die kleinen Orte und Städtchen und fängt zudem gekonnt das herrliche Flair der malerischen südfranzösischen Gegend ein. Recht schnell fühlt man sich in eine schöne Urlaubsstimmung hinein versetzt und merkt an vielen Details, dass der Autor die Schauplätze vor Ort gut recherchiert hat.
Nach einem mysteriösen Einstieg beginnt der verzwickte Kriminalfall zunächst mit zwei getrennten Handlungssträngen, die in unmittelbarer Nähe spielen, wodurch recht schnell Spannung aufgebaut wird. Zum einen erleben wir Kommissar Krüger mit seiner Freundin, die vom französischen Untersuchungsrichter Bonnefoy spontan an den Ermittlungen beteiligt werden, und zum anderen seinen Bonner Kollegen Schneider, der zufällig auch in der Provence Urlaub macht und eine sehr attraktive Französin kennen gelernt hat. Geschickt lässt der Autor die Erzählstränge schließlich zusammenlaufen, so dass der Fall aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert und spekuliert werden kann. Während ich anfangs noch den Eindruck hatte, dass hier gewissenhafte Ermittlungsarbeit betrieben wird und ein Miträtseln beim Fall möglich ist, musste ich allerdings feststellen, dass die sehr unkonventionelle Zusammenarbeit mit den ermittelnden Franzosen wegen dilettantischer Pannen und Krügers eigenwilliger Art, Beweismittel und auch einige wichtige Schlussfolgerungen zurückzuhalten, nicht ganz ernst zu nehmen ist. Bei den vielen Beratungen in gemütlichen Cafés und Restaurants mit köstlichen französischen Menus beginnt die Aufklärung des Falls bisweilen eine eher nebensächliche Rolle zu spielen. Durch die immer mehr vor sich hin plätschernden Ermittlungen leidet die Spannung allerdings enorm. Bei dem selbsternannten internationalen Team scheint offensichtlich die Chemie zu stimmen, wie man an den höchst amüsanten, kauderwelschenden Treffen merkt, die der Autor sehr ausführlich, humorvoll und pointenreich beschreibt. Hierzu passt auch Krügers Tick, auf jegliche Grammatikfehler seiner Mitmenschen hinzuweisen. Ein Running Gag, den mittlerweile auch Krügers Freundin aufgreift und bei passender Gelegenheit weiterführt. Dies dürfte insgesamt eher etwas ältere Leser ansprechen, die sich sicher auch mit der durchgängig benutzten alten deutschen Rechtschreibung sehr wohl fühlen werden.
Sehr unterhaltsam und teilweise urkomisch werden einige Szenen beschrieben und bringen den Leser zum Schmunzeln. Die Auflösung des Falls gipfelt schließlich in einem gelungenen Showdown mit fast filmreifer Dramaturgie. Ich muss allerdings gestehen, dass ich den Kriminalfall nur mäßig fesselnd und einiges bei der Aufklärung als nicht sehr glaubwürdig empfunden habe.

FAZIT
Insgesamt ein recht unaufgeregter Kriminalroman, der mit einer gehörigen Portion an Humor und Situationskomik zu unterhalten weiß und sehr gelungen das Flair der beliebten französischen Provence einfängt. Ein kurzweiliges Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Ein Spiel um Leben und Tod

Isoliert
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INHALT
Im Jahr 2037 werden sieben Menschen auf die kleine, menschenleere Insel Isola vor der schwedischen Küste gebracht, um an einem 48stündigen Auswahlverfahren teilzunehmen. Nur einer der Kandidaten ...

INHALT
Im Jahr 2037 werden sieben Menschen auf die kleine, menschenleere Insel Isola vor der schwedischen Küste gebracht, um an einem 48stündigen Auswahlverfahren teilzunehmen. Nur einer der Kandidaten kann sich dort für einen Geheimdienstposten im inneren Zirkel der Partei qualifizieren. Zu ihnen gehört Anna Francis, eine alleinerziehende Mutter mit einer 9-jährigen Tochter, die hauptsächlich von ihrer Mutter großgezogen wird. Als hochgeschätzte Leiterin eines Flüchtlingslagers im Krisengebiet Kysylkum ist Anna erst vor kurzem mit einem Trauma nach Schweden zurückgekehrt. Nun hat sie die Aufgabe zugeteilt bekommen, auf Isola ihren eigenen Tod vorzutäuschen, um anschließend aus einem sicheren Versteck die Reaktionen der verbliebenen Testpersonen auszuspionieren, heimlich zu dokumentieren und den geeignetsten Kandidaten auszuwählen. Als pflichtbewusstes Arbeitstier kann sie diesen Job nicht ausschlagen, zumal es möglicherweise ihr letzter Einsatz sein soll. Doch wie werden die anderen Kandidaten auf ihren Tod reagieren, wenn klar wird, dass ein vermeintlicher Mörder unter ihn ist? Die Situation spitzt sich zu, als ein Sturm aufzieht, der Kontakt zur Außenwelt abbricht und die einzige Eingeweihte plötzlich verschwindet.

MEINE MEINUNG
Angesiedelt ist die Handlung des Thrillerdebüts „ISOLIERT“ aus der Feder der schwedischen Autorin Åsa Avdic in der Zukunft. Wir befinden uns im Jahre 2037 in Schweden, das unter dem Protektorat der Kommunistischen Freundschaftsunion steht – so erfahren wir in einem vorangestellten Auszug aus der „Internationalen Enzyklopädie“, die an einen WIKIPEDIA-Eintrag erinnert. Wie man allerdings nur dem Klappentext entnehmen kann, wurde der Eiserne Vorhang niemals geöffnet, sondern weiter nach Westen gezogen. Eigentlich eine spannende Ausgangssituation, die auf einen fesselnden Thriller in einem fiktiven, totalitären Staat hoffen lässt.
Leider ist es Autorin nur unzureichend gelungen, ihre vielversprechende Handlungsidee frei nach Agatha Christies Klassiker „And Then There Were None“ (im Deutschen »Und dann gab’s keine mehr«) vor einem Orwell’schen Hintergrund wirklich packend umzusetzen und das Potential voll auszuschöpfen. Der Erzählstil der Autorin wirkt sehr distanziert und nüchtern, was zwar die sterile, gefühlskalte Atmosphäre in diesem totalitären Staat hervorragend widerspiegelt, zugleich aber den Einstieg erschwert.
Auch die Einführung in die Geschichte erfolgt extrem vage und verwirrend, so dass man sich im Grunde keine konkreten Vorstellungen vom diesem Staat und dem alltäglichen, tristen Leben dort machen kann. Leider wird dieses schwammige Bild eines menschenverachtenden Staatskonstrukts auch bis zum Ende mit wenig Leben gefüllt, was mich schon sehr enttäuschte. Die Autorin bleibt dem Leser auch Erläuterungen zu dem ominösen RAN-Projekt letztendlich schuldig, was zwar für das Verständnis der Handlung nicht relevant ist, aber das Gesamtbild besser abgerundet hätte.
Zu Beginn lernen wir die sehr unnahbare Protagonistin Anna Francis kennen, die einen nicht näher beschriebenen Job für eine Regierungsbehörde hat. Auch wenn man im Laufe der Geschichte einige interessante Details und Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit erfährt und Einblicke in ihre vielschichtige Persönlichkeit erhält, bleiben ihre Gefühlswelt und ihr Verhalten weitgehend unergründlich, wodurch sie nicht sehr sympathisch wirkt. Recht dürftig ausgearbeitet sind leider auch die weiteren Charaktere der Geschichte wie beispielsweise der Kandidat Henry Fall, Annas ehemaliger Kollege, und die in den Plan eingeweihte Ärztin Katja, während die übrigen Figuren entsprechend ihrer Rollen bewusst im Hintergrund bleiben und nur sehr oberflächlich vorgestellt werden.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Zeitperspektiven und zudem aus der Perspektive von verschiedenen Figuren – hauptsächlich aus Henrys und Annas Sicht - erzählt, wodurch erst allmählich Spannung aufgebaut wird. Erstaunlich schnell wird die prekäre Handlung auf der einsamen Insel abgehandelt, von der ich mir wesentlich mehr nervenaufreibende Szenen und psychologische Spielchen versprochen hatte. Richtig fesselnd wurde dieser Thriller für mich allerdings ab etwa Mitte des Buchs, wenn man nach einigen unerwarteten Wendungen allmählich die verschiedenen Blickwinkel und Bruchstücke zusammensetzen kann und sich ein erschreckendes Gesamtbild ergibt. Erst zum Ende hin erkennt man die geschickte Konstruktion der dystopischen Geschichte und erfasst die Tragweite des von der Regierung ersonnenen, perfiden Plans auf Isola. Ich bin sehr gespannt, auf die von der Autorin in einem Interview angekündigte Fortsetzung von Annas Geschichte, in der sicherlich einige der noch offenen Fragen beantwortet werden, und der Leser einen tieferen Einblick in das System erhalten wird.

FAZIT
Ein dystopischer Thriller mit einer interessanten Ausgangsidee, der mich leider erst sehr spät fesseln konnte! Schade, dass die Autorin hier einiges an Potential verschenkt hat, denn mit einer geschickteren Umsetzung hätte eine wesentlich packendere Geschichte entstehen können.

Veröffentlicht am 11.06.2024

Die Lebensweisheiten eines Kartoffelbauern …

25 letzte Sommer
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MEINE MEINUNG
Das Debüt „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine warmherzige und nachdenklich stimmende Erzählung, die dazu anregt, uns mit der eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen und ...

MEINE MEINUNG
Das Debüt „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine warmherzige und nachdenklich stimmende Erzählung, die dazu anregt, uns mit der eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen und über unsere Prioritäten im Leben nachzudenken.
In seiner kleinen inspirierenden Geschichte erzählt Schäfer über eine zufällige, aber außergewöhnliche und bedeutsame Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Charaktere. Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler, ein typischer, gehetzter Großstadtmensch und Vollblut-Manager mit straffem Arbeitspensum, der nur wenig Zeit für seine Familie hat.. Durch Zufall trifft er in der Nähe seines Wochenendhauses auf den Mitte Sechzig-jährigen Kartoffelbauern und bodenständigen Karl, der sich als ein weiser und lebenskluger Mentor für den Erzähler erweist.
Während des gemeinsam verbrachten Wochenendes führen die beiden tiefschürfende Gespräche über die wirklich wichtigen Dinge im Leben. In Anekdoten und Erzählungen über eigene Erfahrungen führt Karl dem Erzähler letztlich den "wahren Sinn des Lebens" vor Augen. Konfrontiert mit der raschen Vergänglichkeit unseres Lebens und der Vorstellung nur noch 25 Sommer Zeit zu haben, inspiriert er ihn dazu, das Wesentliche im Leben mehr wertzuschätzen und seine eigenen Träume im Jetzt zu verwirklichen.
Seine tiefgründigen Botschaften und hilfreichen Denkanstöße zur Entschleunigung und einem Leben im Einklang mit der Natur transportiert Schäfer mit einem unterhaltsam lockeren Schreibstil und in angenehm kurzen Kapiteln. Leider vermittelt er für meinen Geschmack aber eine etwas zu überzogene Aneinanderreihung von banalen Lebensweisheiten, wie sie auf Kalendersprüchen zu finden sind. Aufgrund einiger recht eindimensionaler Klischees und der doch sehr unrealistischen und vorhersehbar verlaufenden Handlung, hätte ich mir wenigstens einige überraschende Momente gewünscht. Große Erkenntnisgewinne sind mir nach der Lektüre bedauerlicherweise nicht beschert worden.

ZUM HÖRBUCH
Schauspieler und Hörbuchinterpret Markus Hoffmann liefert mit seiner einfühlsamen Interpretation des Hörbuchs eine gute Leistung. Seine ruhige Stimme von passt hervorragend zu dieser Geschichte. Mühelos nimmt er uns mit zu der außergewöhnlichen Wochenendbegegnung auf dem Lande und lässt uns an der Seite der beiden interessanten Protagonisten den wahren Sinn des Lebens erkunden. Hoffman spricht bedachtsam und mit wohlgesetzten Betonungen und versteht es den beiden Charakteren Leben einzuhauchen.

FAZIT
Eine kleine warmherzige und inspirierende Geschichte über eine lebensverändernde Begegnung und die Suche nach einem erfüllteren Leben, die uns über unser Leben nachdenken lässt, für meinen Geschmack allerdings zu viele Banalitäten vereint.
Insgesamt ein nettes, kurzweiliges Hörvergnügen!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 14.08.2023

Etwas enttäuschende Liebesgeschichte

Vom Ende der Nacht
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MEINE MEINUNG
Die britische Autorin Claire Daverley erzählt in ihrem Debütroman „Vom Ende der Nacht“ die bewegende Liebesgeschichte zwischen Rosie und Will – zwei Menschen, die unterschiedlich kaum sein ...

MEINE MEINUNG
Die britische Autorin Claire Daverley erzählt in ihrem Debütroman „Vom Ende der Nacht“ die bewegende Liebesgeschichte zwischen Rosie und Will – zwei Menschen, die unterschiedlich kaum sein könnten und doch füreinander bestimmt zu sein scheinen. Als Teenager verlieben sie sich ineinander, werden aber durch ein tragisches Unglück getrennt – finden immer wieder zueinanderfinden und doch können sie ihre große Liebe nicht leben, da ihnen das Leben dazwischen funkt.
Keine klassische zuckersüße Liebesromanze also, sondern eine typische Coming-of-age Geschichte mit viel Dramatik, Romantik, Herzschmerz und auch tiefgründigen, emotional aufwühlenden Momenten.

Die Autorin hat für ihren mitreißenden Roman eine viel versprechende Ausgangssituation gewählt und verwebt in ihre Liebesgeschichte geschickt zahlreiche problembehaftete Themen, um ihr mehr Tiefgang zu verleihen. So dreht sich Geschichte von Rosie & Will auch um die vielen Hochs und Tiefs in ihrem Leben - insbesondere um verpasste Chancen, Schuld, Verluste, Einsamkeit und Trauer, toxische Beziehungen insbesondere problematische Eltern-Kind-Prägungen, Erwartungshaltungen, Selbstbetrug und Zwangsstörungen. Für meinen Geschmack war dies in Summe leider etwas zu viel an Dämonen und unbewältigten Altlasten, wodurch viel an Leichtigkeit verloren geht und sich eine drückende melancholische Grundstimmung über alles legt.
Daverleys lebendiger, abwechslungsreicher Schreibstil liest sich angenehm, so dass man rasch in Story hineinkommt. Die Beschreibungen sind sehr anschaulich, sodass man sowohl von den Charakteren als auch von den Schauplätzen sehr schnell ein klares Bild vor Augen hat. Erzählt wird abwechselnd aus Rosies oder Wills Perspektive, so dass wir die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren sehr gut mitverfolgen können.
Insgesamt wird die etwas vor sich hin plätschernde Handlung durch die Perspektivwechsel zwar angenehm aufgelockert, doch richtig mitreißen konnte mich diese dennoch nicht, denn eine wirklich neue Geschichte mit dem gewissen Etwas erzählt die Autorin leider nicht. Die tragische Wendung und die daraus entstehenden Missverständnisse und widrigen Umstände auf dem Weg zum Happy End waren doch wenig originell und sehr vorhersehbar angelegt. Schade, denn eigentlich hatte die Geschichte schon großes Potential!
Recht gut sind der Autorin ihre sympathischen Charaktere gelungen, die sie mit ihren Eigenheiten vielschichtig aber leider auch etwas klischeebehaftet gezeichnet hat. Insbesondere die charakterliche Entwicklung von Rosie und Will im Laufe der Zeit konnte ich oftmals nicht nachvollziehen, da mir der Zugang zu ihren Emotionen und Beweggründen fehlte und mir die beiden Hauptfiguren seltsam fremd blieben. So war für meinen Geschmack auch die besondere Chemie zwischen Rosie und Will und die tiefe Verbindung zwischen ihnen als Seelenverwandte bei all ihren oberflächlichen Dialogen einfach nicht spürbar.
Sehr gut hat mir die Message der Geschichte gefallen, die dazu aufruft, sich von den Erwartungshaltungen seiner Mitmenschen zu emanzipieren, stets nur auf sich und seine Talente zu hören und sich zu bemühen, seine eigenen Wünsche und Träume zu verwirklichen! Dies ist ein schöner stimmiger Ausklang für diese leider etwas zu überladene und melodramatisch angehauchte Liebesgeschichte!
MEIN FAZIT
Eine bewegende Liebesgeschichte mit viel Dramatik, Romantik, Herzschmerz und auch tiefgründigen, emotional aufwühlenden Momenten, die mich leider nicht wirklich mitreißen konnte.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Roman über ein fragwürdiges Vermächtnis

Enriettas Vermächtnis
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MEINE MEINUNG
Der Roman » Enriettas Vermächtnis« von der deutschen Autorin und Journalistin Sylvia Madsack erzählt von einer verhängnisvollen Erbschaft der berühmten überaus reichen Schriftstellerin Enrietta ...

MEINE MEINUNG
Der Roman » Enriettas Vermächtnis« von der deutschen Autorin und Journalistin Sylvia Madsack erzählt von einer verhängnisvollen Erbschaft der berühmten überaus reichen Schriftstellerin Enrietta da Silva, die die Erben mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert und diese ganz unerwartet in ein Gefühlschaos stürzt, denn mit dem Vermächtnis sind auch dunkle Geheimnisse und eine sorgsam gehütete Lebenslüge der alten Dame verknüpft.
Thematisch kreist der Roman um die Suche nach Lebensträumen, den prägenden Folgen von problematischen Familienkonstellationen und fehlender Mutterliebe sowie der Problematik von Vorurteilen und voreilig gefasster, falscher Menschenbilder.
Der sehr angenehme, lebendige und feinfühlige Schreibstil konnte mich sehr überzeugen und beweist, dass die Autorin mit Sprache umzugehen versteht. Die Ausgangskonstellation mit der Testamentseröffnung, die jede Menge Komplikationen nach sich zieht und allmählich verborgene Familiengeheimnisse ans Licht bringt, klingt nach einem sehr vielversprechenden und fesselnden Roman. Während ich anfangs rasch in die unterhaltsame Geschichte hineingezogen wurde, die sich hauptsächlich um die Schauspielern Jana aus Österreich, den Schönheitschirurgen Emilio aus Argentinien sowie Enriettas verheimlichten, unehelichen Sohn Armando da Silva dreht, war ich vom weiteren Verlauf der Handlung allerdings immer weniger angetan. Zum einen entwickelt sich diese zeitweise zu einer wenig überzeugenden Dreiecksgeschichte und schnulzigen Liebesgeschichte, zum anderen verlaufen die vielfach angedeuteten Enthüllungen zu den Familiengeheimnissen sehr spannungsarm und etwas langatmig. Enttäuschend finde ich vor allem, dass der Klappentext bereits viel zu viel von den Hintergründen preisgibt, sodass es im Grunde genommen kein Familiengeheimnis mehr zu enthüllen gibt und die Handlung unnötig in die Länge gezogen wird. Andere für meinen Geschmack sehr interessante Aspekte wie beispielsweise die persönlichen Hintergründe für Enriettas Verhalten in der Vergangenheit in Buenos Aires oder auch ihre spätere Zeit in Europa als Schriftstellerin, werden von der Autorin sehr vage oder überhaupt nicht beleuchtet, so dass ihre Biografie völlig nebulös bleibt. Sehr unbefriedigend empfand ich zudem, dass die mit Enrietta eng befreundeten Charaktere –ihr Anwalt Leuthard sowie ihre Ziehtochter Jana- die erstaunlichen und ungeheuerlichen Enthüllungen zu ihrer Vergangenheit kaum reflektieren und kommentieren.
Die Charaktere sind mit ihren sehr unterschiedlichen Hintergrundgeschichten recht lebendig und facettenreich angelegt. Obwohl wir im Laufe der Handlung viele Details aus ihrer Lebensgeschichte und bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeitsentwicklung erfahren, bleiben sie doch seltsam distanziert und unnahbar, was teilweise der Erzählperspektive geschuldet ist. Insbesondere ihre Verhaltensweisen und Beweggründe waren oft für mich nicht nachvollziehbar, so dass ich mit ihnen nie richtig warm geworden bin. Insgesamt hätte ich mir bei der Ausarbeitung der Charaktere und vor allem auch bei ihrem Verhältnis zueinander mehr psychologischen Tiefgang und subtilere Einblicke gewünscht.
Nach einem letzten unerwarteten Twist am Ende lässt die Autorin schließlich ihre Geschichte, die mich leider zunehmend weniger nicht erreichen und berühren konnte, mit dem obligatorischen Happy End ausklingen.
Schade, die Ausgangskonstellation für diesen Roman hatte eigentlich viel Potential gehabt, doch für meinen Geschmack hätte die Geschichte um Enriettas Vermächtnis und ihr dunkles Geheimnis etwas anders erzählt werden müssen!
FAZIT
Ein lebendig erzählter Roman über ein fragwürdiges Vermächtnis und die Folgen von dunklen Familiengeheimnissen und einer sorgsam gehütete Lebenslüge. Eine leider etwas farblos inszenierte Geschichte, die mich etwas enttäuscht zurücklässt!

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