Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die Tote vom Münsterländer Galgenhügel

Galgenhügel
0

INHALT
An einem nebelverhangenen Herbstmorgen wird im kleinen Dorf Ahlbeck im Münsterland die bekannte Schauspielerin Ellen Gerwing tot aufgefunden - erhängt am historischen Galgen des Ortes. Für viele ...

INHALT
An einem nebelverhangenen Herbstmorgen wird im kleinen Dorf Ahlbeck im Münsterland die bekannte Schauspielerin Ellen Gerwing tot aufgefunden - erhängt am historischen Galgen des Ortes. Für viele ist es ein klarer Fall, man geht von einem Suizid aus. Der ermittelnde Kommissar Tenbrink und sein junger Kollege Bertram bezweifeln dies allerdings, als sie erfahren, dass vor sechzehn Jahren die Zwillingsschwester der Toten ebenfalls an diesem Ort auf tragische Weise zu Tode gekommen ist. Ein seltsamer Zufall oder gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen? Im Verlauf ihrer Ermittlungen kommen die Kommissare aus Münster schließlich einem dunklen, wohl gehüteten Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur. Einige Dorfbewohnern darunter auch die Schwester der Toten und Inhaberin eines angesagten Landhotels vor Ort, sind von ihren beharrlichen Nachforschungen überhaupt nicht begeistert. Doch wie hängt dies alles mit der erhängten Toten zusammen?

MEINE MEINUNG
„Galgenhügel" ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die im westlichen Münsterland nahe der holländischen Grenze angesiedelt ist. Mittlerweile gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Regionalkrimis aus fast jedem denkbaren Landstrich, doch trotz netten Lokalkolorits sind diese nicht immer wirklich lesenswert. Mit „Galgenhügel" ist Tom Finnek jedoch ein rundum überzeugender Kriminalroman gelungen.
Mit den Kommissaren Tenbrink und Bertram hat Finnek ein eigenwilliges Ermittler-Team zusammengebracht, das trotz aller Gegensätze hervorragend miteinander harmoniert. Tenbrink ist ein typischer Münsterländer Dickschädel, der mit seiner sturen, wortkargen Art nicht einfach ist. Erschwerend kommt hinzu, dass er nach dem Tod seiner Frau extrem mit seiner Vergesslichkeit zu kämpfen hat. Bewundernswert wie er als Kommissariatsleiter seine schon bedenklichen Erinnerungslücken zu kompensieren weiß, so dass er mit seinen untrüglichen Instinkten und seiner unschätzbaren Erfahrung an die Ermittlungen heran geht. Sein junger, attraktiver Kollege aus Magdeburg, Maik Bertram, hingegen hat mit seiner etwas problematischen Vergangenheit zu kämpfen, denn wegen eines gravierenden Fehlverhaltens ist er nach Münster strafversetzt worden. Finnek sind hier zwei lebendige, sehr facettenreiche Charaktere gelungen, die mir auf Anhieb sympathisch waren und über deren Eigenheiten und Geheimnisse man gerne noch mehr erfahren möchte. Sehr glaubwürdig und lebensnah werden auch die anderen Nebenfiguren beschrieben und sorgen für reichlich Abwechslung.
Geschickt startet die Geschichte mit einem dramatischen Prolog, der mit einem fesselnden Cliffhanger und vielen Fragen endet, so dass ich sehr gespannt weiterlesen musste. Etwas Geduld braucht man dann allerdings schon, denn die Geschichte kommt erst allmählich in Schwung und ist anfangs nur mäßig spannend. Spannung und Tempo werden aber später angezogen, so dass es bald unmöglich ist, das Buch zur Seite zu legen. Insgesamt ist die raffinierte Handlung des Kriminalfalls sehr verzwickt und undurchschaubar angelegt, so dass man wunderbar miträtseln und spekulieren kann. Bei den vielen Hinweisen und einigen überraschenden Wendungen ist es gar nicht einfach, den wahren Hintergründen auf die Spur zu kommen. Der Krimi gipfelt schließlich in einem unglaublich mitreißenden Showdown und endet mit einer logischen und zufriedenstellenden Auflösung. Zum krönenden Abschluss hält der Autor für uns noch eine kleine Überraschung bereit, die viel Raum für Spekulationen lässt und uns sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.
Ein sehr gelungener Regionalkrimi, bei dem die Mischung einfach stimmt: atmosphärisch dichte Landschaftsbeschreibungen, urige und liebenswerte Charaktere, die richtige Prise Humor und vor allem eine unterhaltsame, gut durchdachte Handlung.

FAZIT
Ein spannender, raffinierter Regionalkrimi aus dem Münsterland, der viel Raum zum Spekulieren und Miträtseln lässt, und zugleich ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe!
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, der im Sommer 2018 mit dem Titel „Totenbauer“ herauskommen wird, und bin sehr gespannt, wie es mit dem sympathischen Ermittler-Team Tenbrink und Bertram weitergehen wird.