Eine Geschichte, die fesselt und berührt
Im Namen der Barmherzigkeit1972 kommt in einem Wiener Hospital ein Mädchen zur Welt, das von seiner kaltherzigen und egoistischen Mutter als Seitensprungkind abgelehnt und der Fürsorge übergeben wird. Mit zweieinhalb kommt die kleine ...
1972 kommt in einem Wiener Hospital ein Mädchen zur Welt, das von seiner kaltherzigen und egoistischen Mutter als Seitensprungkind abgelehnt und der Fürsorge übergeben wird. Mit zweieinhalb kommt die kleine Steffi in die Steiermark, wo sie fortan bei einer Bauernfamilie als eins ihrer Pflegekinder lebt. Leider entpuppt sich das ländliche Leben als keine Idylle und das Ehepaar Kellerknecht ist keineswegs so nett und fürsorglich, wie es sich nach außen gerne gibt. Vielmehr betrachten die beiden ihre Pflegekinder als billige Arbeitskraft, lassen sie bis zur Erschöpfung schuften und kümmern sich kaum um das Wohlergehen ihrer Schützlinge. Auch Strafen und Beleidigungen sind an der Tagesordnung. Steffi erträgt wie die anderen stumm ihre Leiden und traut sich nicht, jemandem von den unmenschlichen Lebensbedingungen zu erzählen. Doch mit zwölf lernt das Mädchen eine noch schlimmere Grausamkeit kennen und irgendwann kann sie nicht länger schweigen...
Ich lese seit Jahren Bücher von Hera Lind und bin jedes Mal fasziniert, wie schnell sie es schafft, mich als Leserin in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichten, die sie nacherzählt, sind immer außergewöhnlich, fesselnd und bewegend. Nicht anders verhält es sich mit diesem Roman. Die Autorin schildert erneut dramatische menschliche Schicksale nach wahren Begebenheiten und tut dies mit so viel Einfühlungsvermögen, dass es mir unter die Haut geht. Diesmal sogar noch mehr als sonst, da es um das Kinderwohl geht und ich bin selbst Mutter. Steffis Geschichte hat mich zu Tränen gerührt und ich hoffe sehr, dass der Roman zahlreiche Leser ebenso bewegen wird. Das Thema sexueller Missbrauch an Kindern darf kein Tabuthema sein! Solange es Täter gibt, die Kindern Ähnliches antun, dürfen wir nicht schweigen! Ich habe großen Respekt vor der Autorin, die sich bei diesem Roman das erste Mal daran herangewagt hat. Ich bin mir sicher, dass auch ihr die Geschichte sehr viel abverlangt hat. Sie hat die Herausforderung trotzdem auf sich genommen und gemeistert, indem sie genau die perfekten Worte gefunden hat! Möge das Buch möglichst viele Menschen aufrütteln und für das Thema sensibilisieren, damit ähnliche Fälle in Zukunft rechtzeitig verhindert werden können!
Fazit: Eine erschütternde Geschichte, die unter die Haut geht, zugleich aber von der menschlichen Stärke zeugt und trotz allem Mut macht. Von mir eine klare Leseempfehlung!