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Veröffentlicht am 12.09.2020

Über den Verstand hinaus

Pepper-Man
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Schon als Kind wird Cassandra Tipp vom Pepper-Man besucht. Ein Feenwesen aus dem Wald, dass von Cassandra aufgrund seines Pfeffergeruchs so getauft wurde. Jetzt ist Cassandra verschwunden und ihre Nichte ...

Schon als Kind wird Cassandra Tipp vom Pepper-Man besucht. Ein Feenwesen aus dem Wald, dass von Cassandra aufgrund seines Pfeffergeruchs so getauft wurde. Jetzt ist Cassandra verschwunden und ihre Nichte und ihr Neffe spüren ihr mithilfe eines Buches hinterher, in dem Cassandra ihre Lebensgeschichte erzählt. Die liefert aber eher Fragen als Antworten. Denn sollte Pepper-Man nur eine Erfindung Cassandras sein, dann lässt sich nur eine Schlussfolgerung ziehen und die ist noch düsterer als die Geschichte von Pepper-Man selbst.

„Pepper-Man“ ist definitiv nichts für Zartbsaitete. Camilla Bruce schafft es in ihrem düsterem Märchen (oder ist es überhaupt eins?) eine beklemmende Stimmung aufzubauen, die aufgrund ihres Schauercharakters zum Weiterlesen animiert. Dabei geht die Geschichte über das tatsächlich Erzählte hinaus, da vieles der Vorstellungskraft der Leserinnen überlassen wird. Wenn man will, dann kann man die mögliche Realität hinter dem Pepper-Man ausblenden, nichtsdestotrotz bleibt die Möglichkeit, das „Was wäre wenn?“ im Raum oder vielmehr zwischen den Zeilen stehen.

Die Autorin erzählt nicht nur eine Schauergeschichte, sondern sorgt zusätzlich für eine spannende literarische Struktur. Ihre Hauptfigur Cassandra ist Autorin und wurde bereits des Mordes an ihrem Ehemann angeklagt. Da die Geschichte von der Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählt wird, steht es den Leser
innen offen, Cassandra zu glauben, ihre Erzählung als phantastische Geschichte oder Bericht einer Verrückten abzutun oder hinter die erzählten Ereignisse zu blicken. Sowohl von der Handlung als auch von der Erzählstruktur ist „Pepper-Man“ definitiv eine Geschichte, die einen nicht so schnell loslässt.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

A way to get lost in you

Campus Love
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Spaß und lockere Bekanntschaften ja, eine Beziehung? Nein. In dem Punkt sind sich Lauren und Cole einig. Deshalb sollte es auch keine große Sache sein, als sich die beiden auf einer Party begegnen und ...

Spaß und lockere Bekanntschaften ja, eine Beziehung? Nein. In dem Punkt sind sich Lauren und Cole einig. Deshalb sollte es auch keine große Sache sein, als sich die beiden auf einer Party begegnen und miteinander rummachen, ohne dass mehr passiert. Ist es aber nicht.
Ein paar Tage später begegnen sich die beiden wieder, denn Lauren beginnt – völlig unbeabsichtigt – in der gleichen Bar zu jobben, in der auch Cole arbeitet. Nach ein paar anfänglichen Spannungen arrangieren sie sich mit der Situation, zumal beide spüren, dass da vielleicht doch mehr zwischen ihnen ist, als nur sexuelle Anziehung.

Wie bereits die Geschichte um Kayla und Jason spielt auch „Lauren & Cole“ an der Brown Universität in Providence. Allerdings bauen die beiden Bücher nicht zwangsläufig aufeinander auf. Was die Geschichten allerdings gemeinsam haben, sind die durchaus ernsteren Themen, die zwischendurch immer wieder angesprochen und zwischen den Charakteren erörtert werden. Selbst, wenn sie die Handlung nicht bedingen, wirken sie als würden sie ganz natürlich dazugehören. Welches Thema allerdings ausführlich behandelt wird und das deshalb auch eine Inhaltswarnung bekommen hat, ist selbstverletztendes Verhalten und dessen Folgen, die Protagonistin Lauren fast ebenso bedrücken, wie die Ereignisse, die dazu geführt haben, dass sie sich selbst verletzte. Die Mischung aus ernsten Themen und der Frage, ob sie sich nun kriegen oder nicht, inklusive aller dazugehörigen Aufs und Abs sorgt für ein (fast) perfektes Mittelmaß an Tiefgang und Leichtigkeit.

Katharina Mittmann erschafft weder eine besonders glamouröse, heile Welt, noch wird die Handlung überdramatisiert. Stattdessen wirken Lauren und Cole, ebenso wie ihre Freunde, wie ganz normale junge Menschen, die studieren, nebenbei sich etwas dazuverdienen und alle ihre privaten Probleme und Macken haben. Auch Cole bringt privaten Ballast mit in die Handlung, was dazu führt, dass man beim Lesen beide manchmal schütteln und ihnen sagen möchte, dass sie doch endlich mal offen zueinander und nicht so stur sein sollen. Andererseits sind es genau diese Eigenheiten, die die Figuren besonders machen. Darüber hinaus gibt es allerdings noch ein paar andere Dinge, die Lauren und Cole von den klassischen Charakteren in Liebensromanen unterscheiden. Cole ist Marvelfan, Lauren liebt Metalbands. Ein paar Leckerbissen für Nerds und Musikliebhaber gibt es also auch, was die Geschichte in sich ziemlich komplett macht.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Etwas Schönes bauen

Campus Love
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Alles hat mit einer Bettgeschichte angefangen. Zumindest könnte man das behaupten, denn als Kayla ihr Zimmer beziehen will, liegt Jason, der beste Freund ihrer Mitbewohnerin, auf ihrem Bett. Dabei stört ...

Alles hat mit einer Bettgeschichte angefangen. Zumindest könnte man das behaupten, denn als Kayla ihr Zimmer beziehen will, liegt Jason, der beste Freund ihrer Mitbewohnerin, auf ihrem Bett. Dabei stört sie weniger die Tatsache, dass es sich um Jason speziell handelt, sondern, dass es sich jemand ihr völlig fremdes auf ihrem Bett bequem gemacht hat. Im Laufe der Zeit begegnen sich die beiden immer wieder und sind in allen Belangen wie Feuer und Wasser. Kayla kann sich das Studium an der Brown Universität nur aufgrund eines Stipendiums leisten, Jason kommt aus reichem Hause. Und während Kayla Jason für arrogant hält, findet Jason Kayla zu spießig und zugeknöpft.

Es ist ein bisschen wie bei „Stolz und Vorurteil“. Beide Charaktere begegnen sich zum ersten Mal und haben sofort eine Meinung über den jeweils anderen. Bis sie diese aufgeben und revidieren brauchen die Kayla und Jason ihre Zeit. In der lernen sie sich kennen und es ist wohl vor allem Jason Initiative zu verdanken, dass Kayla irgendwann aus ihrer Reserve kommt. Für die hat sie allerdings einen berechtigten Grund, der zudem dafür sorgt, dass die Geschichte an Ernsthaftigkeit und Tiefgang gewinnt. Aber auch sonst plätschert die Handlung nicht seicht vor sich hin. Abwechselnd wird aus der Sicht der beiden Hauptcharaktere erzählt, was dafür sorgt, dass man beide Sichtweisen kennt und dadurch ihr Verhalten deutlich besser einordnen kann.

Katharina Mittmann erzählt in „Campus Love: Kayle & Jason“ eine Liebesgeschichte, in der die Charaktere ihre Probleme tatsächlich dadurch lösen, in dem sie miteinander reden. Zusätzlich erfährt man einiges über die Hintergründe ihres Handelns, was sie weniger wie Figuren und dafür eher menschlich wirken lässt. Zwischendurch gibt es natürlich das klassische Hin und Her, aber da der Fokus vor allem auf den Charakteren und deren Entwicklung liegt, hat man beim Lesen nie den Eindruck etwas schon mal gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Über Vertrauen und Furcht

Preis der Freundschaft
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Drachen sind wild und gefährlich und reißen alles, was ihnen vor die Nase kommt. Das ist zumindest, was man sich in Sarmela erzählt. Oder vielmehr, was die Drachenjäger über Drachen erzählen. Dementsprechend ...

Drachen sind wild und gefährlich und reißen alles, was ihnen vor die Nase kommt. Das ist zumindest, was man sich in Sarmela erzählt. Oder vielmehr, was die Drachenjäger über Drachen erzählen. Dementsprechend vorsichtig und gleichzeitig geschockt ist Sophie als sie in der Nähe ihres Heimatdorfes eine Drachin entdeckt. Jungdrachin Minerva ist allerdings gerade einmal so groß wie ein Pony, hilflos und von einer reißenden Bestie zumindest ein Stück weit entfernt.
Sophie bringt es nicht über sich, die Drachin sich selbst zu überlassen, allerdings ist man in Sophies Dorf nicht gerade begeistert von Sophies neuer Freundin.

Für Leser von „Drachenkralle“ sind Sophie und Minerva schon alte Bekannte. „Preis der Freundschaft“ erzählt allerdings die Vorgeschichte und lässt sich deshalb sowohl unabhängig als auch in Ergänzung zur Trilogie lesen. Der Titel verrät dabei schon ein wenig über die Entwicklung der Geschichte, was aber nicht weiter stört, da aufgrund der Zugehörigkeit zum „Drachenkralle“-Universum bereits deutlich wird, dass sich Sophie und Minerva den anderen Drachenreitern anschließen werden. Viel spannender ist allerdings die Entwicklung der Ereignisse und damit auch die Entwicklung der Freundschaft zwischen der Drachin und dem Menschenmädchen.

Innerhalb der Geschichte werden neben der Bedeutung von Freundschaft auch die Bedeutung von Familie und damit zusammenhängend auch Vertrauen und Zusammenhalt thematisiert. Dabei wird deutlich, dass Familie nicht zwangsläufig eine Blutsverwandtschaft bedeuten muss. Auch, wenn die Ereignisse personal aus Sophies Perspektive erzählt werden, zeigt Janika Hoffmann verschiedene Sichtweise, beispielsweise der Dorfbewohner oder anderer Drachen auf, wodurch deren Handlungsmotive nachvollziehbarer und die Geschichte nicht einseitig wird. Der Ton ist jedoch trotz der sich entwickelnden Freundschaft und humorvollem Momenten zwischen Sophie und Minerva eher ernster, was zusätzlich für Spannung sorgt.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Wenn Träume wahr werden

Der Palast im Himmel
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Tagsüber ist Abdullah ein Teppichhändler, nachts reist er durch seine Träume. Wobei seine Träume erstaunlich real erscheinen, seitdem ihm ein Fremder einen fliegenden Teppich verkauft hat. In seinen Träumen ...

Tagsüber ist Abdullah ein Teppichhändler, nachts reist er durch seine Träume. Wobei seine Träume erstaunlich real erscheinen, seitdem ihm ein Fremder einen fliegenden Teppich verkauft hat. In seinen Träumen begegnet er der Prinzessin Blume-in-der-Nacht, in die er sich verliebt und die seine Gefühle erwidert. Bevor die beiden jedoch heiraten können, wird die Prinzessin von einem Dschinn entführt. Da er Blume-in-der-Nacht nicht im Stich lassen kann und will, macht er sich auf seinem fliegenden und etwas eigensinnigen Teppich auf die Suche nach ihr. Allerdings wäre es zu einfach, den geradlinigen Weg zu wählen, und so nimmt Abdullah, zusammen mit ein paar schrägen Bekanntschaften, einige Umwege.

Wie man es von ihr gewohnt ist, erschafft Diana Wynne Jones in „Der Palast im Himmel“ wieder herrlich verrückte Charaktere, die beim Lesen einfach Spaß machen. Dafür, dass das Buch im Original bereits 1990 erschien, sind die Figuren sehr modern in ihren Ansichten und Denkweisen und damit zu einem gewissen Grad vielleicht auch zeitlos. In Bezug auf verschiedene Rollenstrukturen bleibt die Autorin jedoch in alten Mustern, wodurch wiederum der Märchencharakter der Geschichte betont wird, der durch die Prinzessin, den Dschinn und den fliegenden Teppich bereits in der Geschichte enthalten ist.

Abdullahs verworrene Reise erinnert mit ihren zahlreichen Wendungen an einen Traum, in dem ebenfalls überraschende Wendungen und Sprünge möglich sind. Und schließlich beginnt „Der Palast im Himmel“ auch mit einem Traum, sodass sich Struktur und Handlung gewissermaßen spiegeln. Genau wie im Traum, ist die Handlung damit kaum vorhersehbar. Das führt dazu, dass man sich zwischenzeitlich fragt, was die Geschichte denn nun mit Zauberer Howl zu tun hat, schließlich finden sich außer dem Palast im Himmel selbst, nur wenige Anspielungen auf ihn. Das Ende hat deshalb einige Überraschungen parat.

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