Es ist etwas faul in Derkholm
Fauler ZauberMr Chesney nervt. Und zwar so richtig. Der Fantasyreisenunternehmer inszeniert seit Jahren Pilgerfahrten für Touristen aus einer benachbarten Welt ohne Magie. Für die Dauer der Reise muss dann jeder Magier ...
Mr Chesney nervt. Und zwar so richtig. Der Fantasyreisenunternehmer inszeniert seit Jahren Pilgerfahrten für Touristen aus einer benachbarten Welt ohne Magie. Für die Dauer der Reise muss dann jeder Magier der Fantasywelt eine Aufgabe übernehmen. Von der guten Fee bis zum bösen Zauberer ist dabei so ziemlich jede Rolle vertreten. Die Fantasyreise mit zu inszenieren ist nun eine Sache, dass die Touristen die Fantasywelt aber immer in einem katastrophalen Zustand hinterlassen eine andere. Als Zauberer Derk erfährt, dass er diesmal den Bösewicht mimen soll, reicht es ihm. Obwohl er und seine Familie gezwungenermaßen mitmachen müssen, versuchen sie doch insgeheim die Pilgerfahrt aufzuhalten.
In der Fantasyparodie „Fauler Zauber“ von Diana Wynne Jones wird nicht nur mit Mr Chesneys Pilgerfahrten abgerechnet, sondern auch mit gängigen Fantasyklischees. Es braucht nicht viel Fantasie um Mr Chesney als Autor von Fantasyromanen zu deuten, der seinen Figuren nach Belieben bestimmte Rollen zuordnet. Nur dass sich diese Figuren dem Willen des Erzählers nicht mehr beugen wollen. Darüber hinaus greift die Autorin verschiedene Klischees der Fantasyliteratur und der Ordnung fantastischer Welten auf und macht dadurch, dass sie diese als Rollen auf die Spitze treibt, deutlich, welcher, eigentlich vorhersehbaren, Ordnung fantastische Welten oft folgen.
Im englischen Original ist „Fauler Zauber“ bereits 1998 erschienen, ein Jahr nach „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Ob Diana Wynne Jones, die bereits vorher zahlreiche Fantasygeschichten verfasst hatte, sich auch ein bisschen selbst entlarven wollte, ist allerdings nicht überliefert. Letztendlich ist ihre Fantasyparodie nicht nur spannend und humorvoll erzählt, sondern entlarvt auch, wie einfach die Konzepte für fantastische Welten oft sind. Auch, wenn man sich als bei näherer Beschäftigung mit der Erzählung ein bisschen ertappt fühlt, weil man auf immer ähnliche Konzepte in unterschiedlicher Ausführung immer aufs Neue reinfällt, hat die Geschichte an keiner Stelle einen belehrenden Ton oder erweckt einen schadenfrohen Eindruck. Ganz im Gegenteil: Die Geschichte selbst funktioniert nach dem vorgeführten Bauplan. Das sorgt für gute Unterhaltung, bei der nicht nur Fantasyfans an der einen oder anderen Stelle nicht anders können, als zu lachen.