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Veröffentlicht am 05.09.2019

ungewöhnliche Geschichte

Ein anderer Takt
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Ein ungewöhnlicher Roman, denn er beschreibt eine Situation, die so nie stattgefunden hat ist aber kein SF oder Fantasy-Roman sondern einer, der das Zeitgeschehen nur in ein neues Gewand verpackt.

Das ...

Ein ungewöhnlicher Roman, denn er beschreibt eine Situation, die so nie stattgefunden hat ist aber kein SF oder Fantasy-Roman sondern einer, der das Zeitgeschehen nur in ein neues Gewand verpackt.

Das Ganze spielt sich in der kleinen fiktiven Stadt Sutton im Süden der USA ab und beginnt im Juni 1957 als sämtliche schwarzen Mitbürger ihre Habseligkeiten packen, alles Haus und Gut vernichten und dann geschlossen die Stadt und den Staat verlassen. Ohne Angabe von Gründen, ohne dass man erkennt, warum sie dies tun und wer sie dazu veranlasst hat.

Die Weißen beobachten diesen Exodus verwirrt, überrascht später verstört und erschrocken, denn nun droht alles in der kleinen Stadt zusammenzubrechen, denn die Schwarzen, haben die Stadt am Laufen gehalten und niemand weiß, was zu tun ist.

Eine ungewöhnliche Geschichte erzählt aus der Sicht der zurückbleibenden Weißen. Ich musste fast schmunzeln über ihr Verhalten, ihre dümmliche Art dies alles abzutun und dann zu erkennen, dass sie jetzt erst merken, was sie an den schwarzen Mitbürgern hatten und was sie ihnen vorenthalten haben.

Das Buch liest sich schnell und hinterlässt ein Gefühl, dass die Geschichte sich auch heute noch in vielen Städten der USA so ähnlich ereignen könnte. Also immer noch aktuell.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Die wahre Geschichte von Richard und John Plantagenet

Teufelskrone
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Rebecca Gable bleibt ihrer Waringham-Saga treu – zur Freude aller Fans. Und sie wagt den Sprung zurück in der Zeit und hat mit „Teufelskrone“ quasi ein Prequel geschrieben, welches die Ära von Richard ...

Rebecca Gable bleibt ihrer Waringham-Saga treu – zur Freude aller Fans. Und sie wagt den Sprung zurück in der Zeit und hat mit „Teufelskrone“ quasi ein Prequel geschrieben, welches die Ära von Richard Löwenherz und seinem Bruder John erzählt. Wer kennt die beiden nicht aus den diversen Robin-Hood-Geschichten. Aber was steckte wirklich hinter den beiden Königen? Wieviel Wahrheit ist tatsächlich in diesen Geschichten? Die Historikerin und versierte Histo-Autorin geht der Sache mit Freude am Erzählen auf den Grund. Was für ein Genre-Schmankerl hier vor einem liegt, merkt der neugierige Leser sehr schnell.

Yvain of Waringham wird Gefolgsmann des Königsbruders John. Schon als Teenager erlernt er das Kriegshandwerk, wird später zum Lord of the Horses und er wird mit seiner Familie fester Bestandteil des königlichen Haushaltes, als John nach seinem Bruder König wird. Anfangs schätzt John vor allem seine Ehrlichkeit und seine absolute Treue, die er weidlich ausnützt und ihn irgendwann zum Komplizen eines Mordes macht. Danach wendet sich das Blatt für Yvain. Der König wird immer launischer und gefährlicher und traut keinem seiner Gefolgsleute mehr. Um seinen Thron zu behalten, geht er über Leichen und bald lebt jeder in Angst und Schrecken vor dem Herrscher. Yvain, der inzwischen zum Mann gereift ist, erkennt, dass er sich vielleicht zwischen König und Vaterland entscheiden muss.

„Todeskrone“ ist bestes Handwerk aus der Feder einer der besten Autorinnen historischer Romane, die ich kenne.

„Todeskrone“ ist so detailliert, geschichtsträchtig, prall an Leben und Tod, an Freud und Leid, dass man kaum zu Atem kommt.

„Todeskrone“ ist keine Seite zu lang und jeden Cent wert.

„Todeskrone“ muss man gelesen haben, wenn einen historische Romane interessieren, wenn man wissen möchte, was hinter Richard und John Plantagenet steckte und wie das mit den Waringhams eigentlich alles begann.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 03.09.2019

dicke Leseempfehlung

Verratenes Land
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Greg Iles bleibt in „Verlorenes Land“ der Thematik seiner Natchez-Trilogie treu. Wieder bedingen wir uns in einer Stadt in den Südstaaten der USA, wieder ist im Mittelpunkt ein Mann, der mit der herrschenden ...

Greg Iles bleibt in „Verlorenes Land“ der Thematik seiner Natchez-Trilogie treu. Wieder bedingen wir uns in einer Stadt in den Südstaaten der USA, wieder ist im Mittelpunkt ein Mann, der mit der herrschenden Korruption, dem Rassenhass und der gesamten Südstaaten-Mentalität nicht viel anfangen kann aber der aus familiären Gründen versucht, damit zurecht zu kommen. Diesmal ist es ein Journalist namens Marshall McEwan, der schon von berufswegen mehr Fragen stellt und den Wunsch hat, hinter die Kulissen zu schauen. Als er erfährt, dass sein Ziehvater tot ist, wird er misstrauisch und beginnt nachzuforschen. Dass er damit allen möglichen Leuten auf die Füße tritt und sich und seine Familie in Lebensgefahr bringt, ist bei Greg Iles ja Programm.

Obwohl es nicht wirklich neu ist, was und wie der Autor erzählt, so kann ich von seiner Art zu erzählen, nicht genug bekommen. Angesichts der real anstehenden Präsidentschaftswahlen und der immer größer werdenden Konflikte in den USA eben gerade mit solchen Nationalisten und Konformisten und Kapitalisten, sind Iles Romane durchaus berechtigt und kommen der Realität wahrscheinlich erschreckend nahe. Zumindest habe ich immer das empfinden, wenn ich in seinen umfangreichen Thrillern versinke.

Wie immer ein Vergnügen zu lesen – obwohl es teilweise ziemlich hart zur Sache geht und man von der Gewalt und der perfiden Art der Verbrecher erschreckt wird. Dicke Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.09.2019

jugendliche Heldinnen

Sal
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Die Geschichte der Halbschwestern Salmarina und Paula ist keine heitere, keine leichte. Aber sie ist auch keine, die runterzieht und nur traurig macht. Ja, es ist erschreckend, in welches Dilemma Sal geraten ...

Die Geschichte der Halbschwestern Salmarina und Paula ist keine heitere, keine leichte. Aber sie ist auch keine, die runterzieht und nur traurig macht. Ja, es ist erschreckend, in welches Dilemma Sal geraten ist. Die Mutter hat einen neuen Liebhaber und der missbraucht Sal jahrelang. Bis er kundtut, dass nun auch Paula bald alt genug dafür wäre. Das ist schwere Kost, denkt man und die Kehle wird einem beim Lesen schon mal eng. Aber der Ton von „Sal“ ist dennoch ein anderer. Er ist so mutig, trotzig, rotzig frech und voller Kraft wie seine Hauptdarstellerin. Die packt ihre kleine Schwester und flieht in die Wildnis. Bewaffnet mit jeder Menge Überlebenstricks zeigen die beiden Mädchen, dass man manchmal fliehen muss um dann den Kampf aufzunehmen. Natürlich holt sie das Unheil irgendwann ein. Aber dann sind sie schon gestärkt und nicht mehr bereit klein beizugeben.

Guter Erstling, der Mut macht und wütend auf Männer, die so etwas tun und Menschen die wegschauen. Die kraftvolle Sprache überzeugt und passt sehr gut zum Text.

Veröffentlicht am 29.08.2019

alle Sterne

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Harry Hole ist mal wieder ganz ganz unten angekommen. Immer wieder mal hofft man als Fan ja, dass er endlich seine Alkoholsucht überwindet. Erschreckend ist ja vor allem, dass er ein Qurtalssäufer ist. ...

Harry Hole ist mal wieder ganz ganz unten angekommen. Immer wieder mal hofft man als Fan ja, dass er endlich seine Alkoholsucht überwindet. Erschreckend ist ja vor allem, dass er ein Qurtalssäufer ist. Also einer, der wochen- oder sogar monatelang einigermaßen gut funktioniert und dann plötzlich einen phänomenalen Absturz hat, bei dem er Frauen verliert, Freunde abstößt, sein Karriere vernichtet, ja diesmal sogar in den Verdacht gerät, ein Verbrechen begangen zu haben. Also alles wie gehabt aber auch alles wieder neu auf Null. Keine Frau mehr, die ihn auffängt und stärkt, der Job so gut wie weg. Soweit die Ausgangslage.

Dazu kommt noch ein durchgeknallter Serienvergewaltiger, der seine Opfer bedroht, wenn sie seine Kinder abtreiben lassen wollen. Starker Tobak, möchte man meinen, den Nesbo da mal wieder auffährt. Aber was soll ich sagen. Ich mag diesen Hole einfach und ich liebe die Art, wie Nesbo erzählt. Wie er immer nah dran ist an seinem versoffenen und doch so schlauen Kommissar und wie er für uns Leser falsche Fährten legt, überraschende Wendungen versteckt hält, seine Darsteller an ihre Grenzen treibt.

Für mich ist und bleibt Jo Nesbo einer der besten Krimiautoren der Welt und „Messer“ bekommt von mir gerne wieder alle Sterne, die ich zu vergeben habe.