Überleben
Demon CopperheadDas Cover des Buches „Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver ist in seiner Gestaltung einerseits zurückhaltend und schlicht- es gibt nur den Titel und Autorin preis- andererseits mit einer unglaublichen ...
Das Cover des Buches „Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver ist in seiner Gestaltung einerseits zurückhaltend und schlicht- es gibt nur den Titel und Autorin preis- andererseits mit einer unglaublichen Farbgewalt. Der Autorenname in kräftigem Rot, der Titel in Knallorange und das auf einem dunkelvioletten Grund, ebenso stark wie die Erzählung und der Protagonist selbst.
Der kindliche Ich-Erzähler und Namensgebende des Titels Demon Copperhead (eigentlich Damon Fields- die Anlehnung an Dickens' "David Copperfield" ist beabsichtigt) wird auf seinem äußerst schwierigen Lebensweg begleitet.
Er wird unter den denkbar schlechtesten sozialen Bedingungen in einem Trailerpark in Lee County geboren. Die Mutter, ein Teenie auf Entzug, der Vater (verstorben) - es fehlt das wohlige Nest. Zugleich hat Demon jedoch das große Glück, daß die Nachbarsfamilie Peggot und deren Enkel eine gewisse Zeit seine (Ersatz-)Familie werden.
Seine Odyssee durch das Pflegefamiliensystem, Armut, Hunger, Opiodsucht, das hinterwäldlerische "Land" und immer wieder Gewalt beginnt mit dem Tod seiner Mutter. Aber Demon nimmt den (oft grausamen) Kampf an, auch wenn es manchmal aussichtslos scheint, woher er auch seine (kindliche) Hoffnung beziehen mag.
Autorin Barbara Kingsolver, selbst aus den Appalachen, gelingt es hier, die Scham über das "dumme Hinterland" abzulegen und den Zusammenhalt der ärmsten Bewohner in den Vordergrund zu rücken. Sie schreibt zwar über soziale Ungerechtigkeiten, die Armut, Opiodsucht und Gewalt, aber sie verurteilt die Protagonisten nicht- eher klingt in jeder Zeile auch Verständnis für ihre Charaktere mit. Und die Hoffnungsschimmer der Geschichte erschafft sie mit ihren Nebenfiguren (Tommy, Tante June, Miss Betsy, der Coach, Miss Annie) selbst.
Ihre Widmung: „Für die Überlebenden“ sagt alles aus, was das Buch so bemerkenswert macht.
Die Lebensgeschichte eines Außenseiters- geschrieben in einem jungenhaften Schreibstil, der direkt und eindringlich und dennoch flüssig ist, hat mich sehr berührt und gefesselt.
Seine Entwicklung auf diesen Irrwegen, die man Leben nennt, zu einem starken Charakter, der entschlossen seinen Weg geht, war schmerzhaft und zugleich beglückend.