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Veröffentlicht am 16.05.2018

Juliette und die Bücher

Das Mädchen, das in der Metro las
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Die Französin Juliette beobachtet auf ihrem täglichen Weg mit der Metro zu ihrem langweiligen Arbeitsplatz, einem Maklerbüro, all ihre Mitfahrenden genau,
denn sie besitzt einen speziellen Blick dafür: ...

Die Französin Juliette beobachtet auf ihrem täglichen Weg mit der Metro zu ihrem langweiligen Arbeitsplatz, einem Maklerbüro, all ihre Mitfahrenden genau,
denn sie besitzt einen speziellen Blick dafür:
wer wann und wo zusteigt und besonders, wer was liest.
Denn die Bücher sind es, die Juliettes Leben Farbe und Struktur verleihen.

Eines Tages beschließt sie, 2 Stationen früher auszusteigen und begegnet bei ihrem anschließenden Spaziergang der kleinen Zaide, die mit ihrem Vater Soliman in einer kleinen, vollgestopften Umgebung voller Bücher lebt. Soliman glaubt, daß jedes Buch, wenn es an die richtige Person übermittelt wird, die Macht hat, ein Leben zu verändern. Auserwählte Boten liefern für ihn diese kostbare Fracht aus, an die, die sie nötig haben. Bald wird Juliette zu einer Botin, und zum ersten Mal haben die Bücher einen wirklichen Einfluß, auch auf ihr eigenes Schicksal.

Christine Féret-Fleury hat hier ein sehr feines, liebevolles Büchlein geschrieben, das in einer sehr zarten Aufmachung daherkommt. Die Farben sind zurückhaltend eingesetzt, die Schrift gut lesbar, das Lesebändchen rundet das Gesamtbild ab.

Die Geschichte sei besonders Lesern empfohlen, die bereits etwas belesen sind oder Bücher über alles liebeen lernen wollen, denn Juliette begegnen einige Bücher, die sie oder ihre Mitprotagonisten nachhaltig beeinflussen. Diese werden als Nachwort erneut aufgelistet, falls das Interesse daran besteht.

Der Einstieg in den Roman gelingt wunderbar leicht, er fließt förmlich vorbei, wie die Metrohaltestellen an Juliette. Juliette und auch die Nebenakteure werden ebenso detailliert gezeichnet, wie ihre Lebensumstände. Dieses echte Leben und die Geschichten, die Juliette formen, sind mindestens ebenso wichtig wie die fiktiven der Bücher.

Nun muß sich Juliette als Botin nicht nur die Frage stellen, für welche Person welches Buch geeignet ist, sondern auch für sich selbst klären, inwiefern die Herausforderungen in der heutigen Zeit sie beeinflussen - und ob man wegen deren Fehlen am eigenen Leben verzweifeln kann.

Mich hat dieses Buch sehr berührt und ich fand es bedauerlich, daß es so schnell schon zuende erzählt war.
Es bleibt wie immer die Frage: Welches Buch wird dein Leben verändern?

Veröffentlicht am 10.04.2018

Pharmakonzern unter Verdacht

Riskante Manöver
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Cover und Titel versprachen nicht viel Spannung, jedoch hatte es dieser Roman in sich.
Der Autor Birand Bingül ist im Mediengeschehen kein Unbekannter und dies merkt man auch seinem Debütroman um den PR-Agenten ...

Cover und Titel versprachen nicht viel Spannung, jedoch hatte es dieser Roman in sich.
Der Autor Birand Bingül ist im Mediengeschehen kein Unbekannter und dies merkt man auch seinem Debütroman um den PR-Agenten Mats Holm an. Ungewöhnlich realistische und spannende Einblicke in diesen Bereich erhält man nicht so leicht, hier werden sie in Unterhaltungsmanier gut verpackt serviert.
Der „Master of Desaster“, eine Art Cleaner, Top-PR-Agent Mats Holm ist ein Genie im Krisenmanagement.
Gemeinsam mit seiner Partnerin Laura May will er von seinen Auftraggebern daher nur eines: die Wahrheit. Doch diese möchten die häufig gern verheimlichen – und das aus gutem Grund.
Die Agentur wird von einem Giganten der Pharmaindustrie, Wenner, zu Hilfe gerufen. Mehrere Kinder sind nach Einnahme eines, speziell für Kinder entwickelten, Analgetikas des Unternehmens schwer erkrankt- ein Mädchen stirbt sogar. Eine Pharmakritikerin wirft dem Konzern vor, unsaubere klinische Studien in Indien durchgeführt zu haben. Als ihr Informant dann tot aufgefunden wird und eine Mitarbeiterin des Konzerns spurlos verschwindet, spitzt sich die Situation immer weiter zu.
Da es für viele um noch mehr Geld geht wird nicht nur mit fairen Mitteln gekämpft. Dennoch sind sich die beiden Profis der Gefahr bewußt.
Die Hauptakteure wirken sympathisch, dynamisch und ihr Handeln wird nachvollziehbar beschrieben.
Der Schreibstil ist durchweg als locker und einfühlsam zu beschreiben.
Das Buch weist eine hohe Spannung auf, die sich halten kann- für ein Erstlingswerk eine beachtliche Leistung.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Neubeginn in Apulien

Eine Liebe in Apulien
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Violas Großmutter verstirbt plötzlich. Mit ihren Eltern fährt Viola nun nach Apulien zum Gut der Großmutter. Dies ist jedoch sehr baufällig- Viola ist schockiert, hat sie doch hier ihre schönsten Sommer ...


Violas Großmutter verstirbt plötzlich. Mit ihren Eltern fährt Viola nun nach Apulien zum Gut der Großmutter. Dies ist jedoch sehr baufällig- Viola ist schockiert, hat sie doch hier ihre schönsten Sommer verbracht.
Großmutter Adele hat alles Viola allein hinterlassen, jedoch mit der Auflage, daß Viola dem Gut zu einem neuen Glanz verhilft.
Viola ist unsicher- soll sie bleiben?

Die Autorin Sabrina Grementieri schafft es spielend, mit ihrem flüssigen Schreibstil den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Beschreibung der Landschaft in Apulien ist detailliert gezeichnet, sodaß man sich dort wähnt und die Wärme spüren kann.

Auch die Protagonisten sind sympathisch gezeichnet, nicht nur Viola, auch die helfenden Hände auf dem Gut wirkten überaus liebevoll dargestellt. Eine Sonderstellung hat Nico, ein Junge, der vorerst vor Viola versteckt wird- und sich dann zu einem wichtigen Begleiter entwickelt.

Aris… die verbotene Frucht, da er bereits vergeben ist. Doch die Anziehung zwischen Viola und ihm ihm ist weder zu leugnen noch aufzuhalten.

Romantik ist hier ebenso zu finden wie Spannung, was dieses Buch zu einem wunderbaren Unterhaltungsroman macht. Nicht nur in der Urlaubszeit :)

Veröffentlicht am 10.04.2018

Schicksal

Alles Begehren
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Wieviel wert ist Liebe? Oder ist es nur Leidenschaft?
In Ruth Jones` Roman "Alles Begehren", trifft der attraktive, 39jährige verheiratete Vater Callum, eigentlich Lehrer, auf die 21jährige Schauspielerin ...

Wieviel wert ist Liebe? Oder ist es nur Leidenschaft?
In Ruth Jones` Roman "Alles Begehren", trifft der attraktive, 39jährige verheiratete Vater Callum, eigentlich Lehrer, auf die 21jährige Schauspielerin Kate, als sie gemeinsam in der Bar seines Bruders kellnern. Eine schicksalshafte Begegnung. Obwohl Callum seine Frau Belinda, die Kinder und sein Leben liebt, kann er sich gegen Kate´s Anziehungskraft nicht wehren und beginnt eine Affäre mit ihr.
Kate hingegen, jung und leicht verrückt, liebt das Leben und sieht in Callum die Liebe ihres Lebens. Nie würde sie ihn aufgeben. Doch die Affäre fliegt auf, Callum entscheidet sich für seine Familie- Belinda verzeiht Callum nach einer Weile, Kate verschwindet- leidet jedoch wie ein Tier.
17 Jahre später, Kate ist nun ein bekannter Star, treffen sie und Callum erneut aufeinander.
Kate, inzwischen verheiratet, Mutter einer Tochter, quält sich mit ihren Pflichten, die ihr Ruhm mit sich bringt und vor allem mit etwas aus der gemeinsamen Vergangenheit mit Callum. Sie konnte ihn nie vergessen. So lodert das Feuer erneut zwischen ihnen auf, als sie sich wiedersehen. Wieder beginnen sie eine Affäre, wieder fliegt diese auf und zerstört nun 2 Familien.
Die Geschichte hat einige Längen, das wurde aber durch das sehr spannende Thema aufgefangen.
Ich persönlich konnte mich nicht emotional den Hauptprotagonisten annähern, wenngleich ich zum Teil ihr Handeln für nachvollziehbar halte. Ich allerdings würde so nicht handeln (können).
Ihre Ehrpartner hingegen sind in diesem Roman die wirklich starken Charaktere- anfangs leise beweisen sie doch im größten Kampf, was in ihnen steckt. Belinda und Matt hatten nicht nur mein vollstes Mitgefühl, auch meinen Respekt für ihr überaus faires und dennoch voller Liebe gekennzeichnetes Verhalten.
Mich hat der Roman zum Nachdenken angeregt- über das, was man hat und was man auf´s Spiel setzt, wenn der Verstand hinter der Lust ansteht… oder war es doch Liebe?

Veröffentlicht am 19.03.2018

nichts ist wie es scheint

Für immer ist die längste Zeit
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Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch ...


Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch Wut zurückbleiben. Sie wissen nur, dass Maddy vom Dach der Bibliothek gestürzt ist – nur warum?

Aus Sicht von Madeline (Mutter), Brady (Vater) und Eve geschrieben, müssen sich Brady und Eve nun in ihrem neuen Leben ohne Maddy zurechtfinden.
Bis zu ihrem Tod war sie diejenige, die die Familie zusammenhielt und sich um alles kümmerte. Brady und Eve müssen sich jetzt zum ersten Mal miteinander auseinandersetzen, sich kennenlernen und vor allem miteinander reden. Nur langsam findet eine Annäherung der beiden statt.

Die Perspektivwechsel machen diese emotionale Geschichte so besonders. Abwechselnd kommen Eve, Brady und auch Maddy aus einer Art „Zwischenreich“ zu Wort, deren Kraft und Einfluß jedoch im Laufe der Zeit schwindet, bevor sie ganz gehen muß.
Dadurch hat man die Chance, die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Protagonisten zu erfahren, kaum etwas ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Doch dieses Buch ist nicht ausschließlich traurig- ganz im Gegenteil. Vor allem Eve und Maddy bestechen durch ihren besonderen Humor, der häufig auch sehr ironisch ist und dadurch alles auflockert.
Daß Maddy absolut gern las und auch zu jeder Situation einen passenden Song intonierte, nahm mich völlig für sie ein. Auch ihre Art, mit der abstrusen Situation umzugehen verlangte mir Respekt ab.
Dennoch spielen auch die ernsthaften Aspekte eine wichtige Rolle- einfühlsam wird beschrieben, wie sich die Hinterbliebenen von Menschen, die einen angeblichen Suizid verübten, wiederholt Vorwürfe machen bzw. die Frage nach dem „WARUM“ stellen.

Das Buch ist voll zauberhafter Beobachtungen und kleinen Weisheiten, die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigten, daher empfehle ich es uneingeschränkt.